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    Samstag, 18. Juni 2022, 16:01

    Die 60er Jahre - Das wichtigste Jahrzehnt der deutschen Nachkriegsgeschichte ?!

    Für viele von uns sind die 60er Jahre mit zahlreichen Erinnerungen an unsere Kindheit und Jugend verbunden. Nicht übersehen werden darf dabei, daß in diesem Jahrzehnt die entscheidenden Weichenstellungen für die weitreichende politische und gesellschaftliche Zukunft nicht nur dieses Landes gelegt worden sind. So brachte bereits das Jahr 1961 das Ende der Adenauer- Ära, wie sie seit 1949 bestanden hatte. Nicht erst der Übergang der Kanzlerschaft auf den glücklosen Ludwig Erhard im Jahre 1963, sondern bereits der Verlust der absoluten Mehrheit von CDU/ CSU bei den Bundestagswahlen von 1961 kündigte einen Politikwechsel an.
    Hinzu kam, daß die SPD seit dem Godesberger Programm von 1959 mit dem Bruch ihrer programmatischen Tradition als Arbeiterpartei und seit dem deutlichen Stimmenzugewinn bei den Bundestagswahlen von 1961 für immer breitere Bevölkerungskreise wählbar erschien. Dazu kam, daß der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 eine ausgesprochene Zeitenwende für das bisherige bundesdeutsche Selbstverständnis darstellte. Seit dem Mauerbau wurde Politik sowohl in Ost als auch in West anders wahrgenommen. Denn bereits Nikita Chruschtschow hatte fünf Jahre zuvor eine "friedliche Koexistenzpolitik" zwischen den beiden Machtblöcken proklamiert, die schließlich zur Generallinie der Deutschland- und Europapolitik der Sowjetunion in den 60er Jahren wurde.
    Auch für das Ende der 60er Jahre lassen sich einschneidende Daten anführen. So gründeten im Jahre 1968 Wissenschaftler aus verschiedenen Nationen den "Club of Rome", der bereits mit seiner Erstveröffentlichung "Die Grenzen des Wachstums" eine veränderte Betrachtung der Welt einläutete. Auch traten zunehmend die Schlagworte "Umweltschutz" und "Ökologie" allgemein verstärkt in den Vordergrund , nachdem das exzessive Wirtschaftswachstum der 50er und 60er Jahre zu teilweise dramatischen Umweltzerstörungen geführt hatte.
    Zugleich bildete die Bildung der sozialliberalen Koalition nach den Bundestagswahlen von 1969, durch die die CDU/ CSU erstmals in die Opposition verbannt wurde, einen tiefen politischen Einschnitt, vor allem durch eine stark veränderte bundesdeutsche Außen- und Deutschlandpolitik, die letztendlich zu einer de facto- Anerkennung der DDR führte. Das Scheitern der Studentenbewegung seit 1969 und das Abgleiten eines Teils der APO in terroristische Splittergruppen machten zeitgleich deutlich, daß sich das innenpolitische Veränderungspotential, soweit es sich außerparlamentarisch angesiedelt hatte, überraschend schnell verbraucht war.
    In Hinsicht auf die sich entfaltende Jugendkultur gingen die "Roaring Sixties", die sich i.W. auf die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts konzentrierten, mit einigen schockierenden Ereignissen zuende. In Kalifornien wurden während eines Stones- Konzerts einige aufdringliche Fans von Ordnern erstochen, während am 10. April 1970 Paul McCartney die Auflösung der Beatles verkündete. Pop- Legenden wie Jimi Hendrix, Janis Joplin und viele andere starben noch in ihren besten Jahren an Überdosen von Drogen, ein Phänomen, das sich im Folgejahrzehnt zu einem äußerst problematischen Bestandteil der Jugendkultur entwickeln sollte.
    Wie aber war es um den generellen Zeitgeist in diesem Jahrzehnt bestellt ? In keinem anderen Nachkriegsjahrzehnt war die Bereitschaft zu kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen und zur Abkehr von bisher tradierten Werten so groß wie in den 60er Jahren. Der Wind eines gesellschaftlichen Aufbruchs wehte damals praktisch durch die gesamte westliche Welt. Das grundsätzliche Vertrauen auf die Veränderbarkeit sowohl in technologischer als auch in sozialer Hinsicht war vor dem Hintergrund einer endlos boomenden wirtschaftlichen Hochkonjunktur nahezu grenzenlos. Traditionelle Bindungen und gesellschaftliche Werte und Normen, die sich nach den verheerenden Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges in den 50er Jahren wieder verfestigt hatten, wurden teilweise rigoros in Frage gestellt. Nahezu alles schien machbar und beherrschbar, sogar die Eroberung des Weltraums rückte in den Fokus der unbegrenzten Möglichkeiten. Nicht ganz zu Unrecht hat man in der Rückschau die Zeit der 60er Jahre als "Jahrzehnt der Träume und der Illusionen" bezeichnet.
    Ausgangspunkt und Vorbild für viele der von Optimismus getragenen Weltverbesserungspläne war die Supermacht USA, die für viele Europäer dieses Jahrzehnts als Inbegriff von Wohlstand und Fortschritt galt. Unmittelbar nach seiner Wahl hatte John F. Kennedy seine Konzeption der "New Frontiers" verkündet, womit sowohl die Eroberung des Weltraums als auch die globale Beseitigung von Armut und Rückständigkeit gemeint waren. Auch forderte die amerikanische Bürgerrechtsbewegung den weiteren Abbau der Rassenschranken und die Schaffung einer gerechten Gesellschaft. Mit seiner Rede "I have a dream" fand Martin Luther King neue Formen der gesellschaftlichen Mobilisierung, die auch in Deutschland nachgeahmt wurden. Bereits lange vor der deutschen APO hatten darüber hinaus Studenten und Professoren an amerikanischen Universitäten tiefgreifende Reformen des Bildungssystems und der Gesellschaftsstruktur gefordert. Auch der Kampf gegen das US- Engagement in Vietnam wurde naturgemäß von amerikanischen Studenten eröffnet.
    Zwar erhielt der ungebrochene Glaube in Westdeutschland insbesondere an den unbegrenzten technologischen und wirtschaftlichen Fortschrift mit der "Kleinen Rezession" von 1966/67 einen ersten Dämpfer, der nach dem raschen Wiederaufleben der Konjunktur aber schnell wieder verflog. Wirtschaftswachstum, Konsum, Verkehr, Wohnungsbau und Tourismus erlebten zwischen 1967 und 1973 einen nochmaligen phänomenalen Aufschwung.
    Zu warnen ist jedoch davor, den in den späten 60er und 70er Jahren vollzogenen gesellschaftlichen Wandel einseitig als Erfolg der recht kurzlebigen Studentenbewegung zuzurechnen. Die Ereignisse von 1968 waren nur ein Aspekt des Umbruchs, wenngleich der für den arbeitenden Durchschnittsbürger dieser Jahre spektakulärste und auch unverständlichste. Denn: der Wille akademischer Kreise zu radikalen Veränderungen stieß auch auf starke bewahrende Kräfte, die das Überkommene beharrlich verteidigen wollten. Besonders die damals noch sehr stark vertretene deutsche Industriearbeiterschaft sowie Teile der älteren Generationen, die teilweise durch zwei Weltkriege und Inflationen gebeutelt waren, zeigten kaum Interesse an der Infragestellung der bestehenden Verhältnisse, zumal sich ihre Lebensumstände seit den späten 50er Jahren sukzessive deutlich verbessert hatten. Adenauers Wahlslogan "Keine Experimente" von 1957 behielt bis zum Ende der Hochkonjunktur seine Anziehungskraft auf weite Teile der Bevölkerung. Dieser Gegensatz von "Revoluzzertum", Reformbereitschaft und beharrenden Elementen gehört unabdingbar zur "Handschrift" des gesellschaftlichen Klimas der 60er Jahre.

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    Sonntag, 19. Juni 2022, 16:09

    RE: Die 60er Jahre - Das wichtigste Jahrzehnt der deutschen Nachkriegsgeschichte ?!

    Zwei Sachen fallen mir dazu ein: die Autobiographie von Marianne Faithful "Faithfull" beschreibt die Swinging Sixties wie kein zweites Buch ueber diese Zeit. Man taucht regelrecht in diese Zeit ein.
    Mein Vater betonte immer, solange es den Arbeitern gut geht, geht es der Wirtschaft gut, deshalb wuchs ich in dem Glauben auf, dass die CDU die sinnvollste Partei ist.
    Hinzu kam, dass ich Willy Brandt einfach unsympathisch fand.
    In Hinsicht auf die sich entfaltende Jugendkultur gingen die "Roaring Sixties", die sich i.W. auf die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts konzentrierten, mit einigen schockierenden Ereignissen zuende. In Kalifornien wurden während eines Stones- Konzerts einige aufdringliche Fans von Ordnern erstochen, während am 10. April 1970 Paul McCartney die Auflösung der Beatles verkündete. Pop- Legenden wie Jimi Hendrix, Janis Joplin und viele andere starben noch in ihren besten Jahren an Überdosen von Drogen, ein Phänomen, das sich im Folgejahrzehnt zu einem äußerst problematischen Bestandteil der Jugendkultur entwickeln sollte.
    Wie aber war es um den generellen Zeitgeist in diesem Jahrzehnt bestellt ? In keinem anderen Nachkriegsjahrzehnt war die Bereitschaft zu kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen und zur Abkehr von bisher tradierten Werten so groß wie in den 60er Jahren. Der Wind eines gesellschaftlichen Aufbruchs wehte damals praktisch durch die gesamte westliche Welt. Das grundsätzliche Vertrauen auf die Veränderbarkeit sowohl in technologischer als auch in sozialer Hinsicht war vor dem Hintergrund einer endlos boomenden wirtschaftlichen Hochkonjunktur nahezu grenzenlos. Traditionelle Bindungen und gesellschaftliche Werte und Normen, die sich nach den verheerenden Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges in den 50er Jahren wieder verfestigt hatten, wurden teilweise rigoros in Frage gestellt. Nahezu alles schien machbar und beherrschbar, sogar die Eroberung des Weltraums rückte in den Fokus der unbegrenzten Möglichkeiten. Nicht ganz zu Unrecht hat man in der Rückschau die Zeit der 60er Jahre als "Jahrzehnt der Träume und der Illusionen" bezeichnet.
    Ausgangspunkt und Vorbild für viele der von Optimismus getragenen Weltverbesserungspläne war die Supermacht USA, die für viele Europäer dieses Jahrzehnts als Inbegriff von Wohlstand und Fortschritt galt. Unmittelbar nach seiner Wahl hatte John F. Kennedy seine Konzeption der "New Frontiers" verkündet, womit sowohl die Eroberung des Weltraums als auch die globale Beseitigung von Armut und Rückständigkeit gemeint waren. Auch forderte die amerikanische Bürgerrechtsbewegung den weiteren Abbau der Rassenschranken und die Schaffung einer gerechten Gesellschaft. Mit seiner Rede "I have a dream" fand Martin Luther King neue Formen der gesellschaftlichen Mobilisierung, die auch in Deutschland nachgeahmt wurden. Bereits lange vor der deutschen APO hatten darüber hinaus Studenten und Professoren an amerikanischen Universitäten tiefgreifende Reformen des Bildungssystems und der Gesellschaftsstruktur gefordert. Auch der Kampf gegen das US- Engagement in Vietnam wurde naturgemäß von amerikanischen Studenten eröffnet.
    Zwar erhielt der ungebrochene Glaube in Westdeutschland insbesondere an den unbegrenzten technologischen und wirtschaftlichen Fortschrift mit der "Kleinen Rezession" von 1966/67 einen ersten Dämpfer, der nach dem raschen Wiederaufleben der Konjunktur aber schnell wieder verflog. Wirtschaftswachstum, Konsum, Verkehr, Wohnungsbau und Tourismus erlebten zwischen 1967 und 1973 einen nochmaligen phänomenalen Aufschwung.
    Zu warnen ist jedoch davor, den in den späten 60er und 70er Jahren vollzogenen gesellschaftlichen Wandel einseitig als Erfolg der recht kurzlebigen Studentenbewegung zuzurechnen. Die Ereignisse von 1968 waren nur ein Aspekt des Umbruchs, wenngleich der für den arbeitenden Durchschnittsbürger dieser Jahre spektakulärste und auch unverständlichste. Denn: der Wille akademischer Kreise zu radikalen Veränderungen stieß auch auf starke bewahrende Kräfte, die das Überkommene beharrlich verteidigen wollten. Besonders die damals noch sehr stark vertretene deutsche Industriearbeiterschaft sowie Teile der älteren Generationen, die teilweise durch zwei Weltkriege und Inflationen gebeutelt waren, zeigten kaum Interesse an der Infragestellung der bestehenden Verhältnisse, zumal sich ihre Lebensumstände seit den späten 50er Jahren sukzessive deutlich verbessert hatten. Adenauers Wahlslogan "Keine Experimente" von 1957 behielt bis zum Ende der Hochkonjunktur seine Anziehungskraft auf weite Teile der Bevölkerung. Dieser Gegensatz von "Revoluzzertum", Reformbereitschaft und beharrenden Elementen gehört unabdingbar zur "Handschrift" des gesellschaftlichen Klimas der 60er Jahre.

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    Sonntag, 19. Juni 2022, 17:21

    Willy Brandt

    Sagen wir´s mal so: der Mann war in den 60ern in der Bevölkerung nicht ganz unumstritten. Viele Angehörige der älteren Generationen hielten ihn damals für einen Vaterlandsverräter, weil er emigriert ist und auch nach seiner Rückkehr nicht wieder unter seinem bürgerlichen Namen Herbert Frahm gelebt hat. Einige heutige Autoren wie Oliver Janich behaupten sogar, daß er ein Agent des KGB war und 1974 mit seinem Rücktritt der Aufdeckung dieses Sachverhalts zuvorkommen wollte. In Norwegen soll er auf der Fahndungsliste der Polizei gestanden haben. Hinzu kamen seine unzähligen Frauengeschichten und seine uneheliche Herkunft; damals hat man derartige Dinge noch etwas enger gesehen.

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    Dienstag, 21. Juni 2022, 23:50

    RE: Willy Brandt

    Er hatte eine aeusserst sympathische und charismatische Ehefrau (Rut Brandt), die er dann mit dieser mediokren deutschen Tussi betrog, die spaeter seine zweite Frau wurde. Das konnte ich damals nicht verstehen.
    Sagen wir´s mal so: der Mann war in den 60ern in der Bevölkerung nicht ganz unumstritten. Viele Angehörige der älteren Generationen hielten ihn damals für einen Vaterlandsverräter, weil er emigriert ist und auch nach seiner Rückkehr nicht wieder unter seinem bürgerlichen Namen Herbert Frahm gelebt hat. Einige heutige Autoren wie Oliver Janich behaupten sogar, daß er ein Agent des KGB war und 1974 mit seinem Rücktritt der Aufdeckung dieses Sachverhalts zuvorkommen wollte. In Norwegen soll er auf der Fahndungsliste der Polizei gestanden haben. Hinzu kamen seine unzähligen Frauengeschichten und seine uneheliche Herkunft; damals hat man derartige Dinge noch etwas enger gesehen.