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    Samstag, 9. April 2022, 15:35

    Deutsche Teilung und Wiedervereinigung

    Vor einigen Jahren sind wir aus dem westlichen (ehemals BRD) in den östlichen (ehemals DDR) Teil Deutschlands gezogen und damit der Heimat unserer Eltern (die verlorenen Ostgebiete) wieder etwas nähergerückt. Jetzt bin ich auf ein neuerschienenes Buch mit dem Titel "Der Ostdeutsche, das unbekannte Wesen" gestoßen. Aufgrund des Titels vermutete ich eher ein humorvolles Buch über "Ossies" und "Wessis". Weit gefehlt. Es ist ein historisch gut recherchiertes Buch, über die deutsche Nachkriegsgeschichte. Es wird vieles offen und schonungslos beschrieben, was man früher nicht oder ganz anders gehört hatte. Es ist interessant die unterschiedliche Geschichtsdarstellung in den beiden deutschen Staatsteilen zu sehen, wobei beide Seiten ziemlich gleich weit von der Wirklichkeit entfernt sind. Leider hat die Wiedervereinigung nicht zu einer Zusammenführung beider Anschauungen geführt. Der Autor ist um eine objetive Geschichtsdarstellung bemüht und es ist ihm gelungen, die Gründe für die jeweiligen Anschauungen, die Hintergründe für die unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung und die Schwierigkeiten bei der Zusammenführung darzustellen. Leider gibt es immer weniger Menschen, die die frühe Zeit der Teilung beider deutschen Staaten noch miterlebt haben. Insofern bin ich erfreut, dieses Buch entdeckt und gelesen zu haben (na ja, noch nicht ganz, ich kann es aber jetzt schon jeden an deutscher Zeitgeschichte Interessierten wärmstens empfehlen).

    Der Ostdeutsche, das unbekannte Wesen

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    Samstag, 9. April 2022, 19:47

    Erlebnisse aus allen drei Welten

    Als jemand, der väterlicherseits der Sohn von Ostvertriebenen ist, mütterlicherseits die spätere DDR sehr gut kennengelernt hat (die Familie meiner Mutter stammt aus der Altmark) und selbst im äußersten Westen (Großraum Köln/ Düsseldorf) großgeworden ist, meine ich, alle drei Welten recht gut kennengelernt zu haben.
    In den 60er/70er Jahren haben wir in recht regelmäßigen Zeitabständen unsere Verwandten "in der Zone", wie es damals hieß, besucht. Im Vergleich zum "goldenen Westen" fielen mir bereits als Kind verschiedene Dinge ins Auge:
    - Die DDR "roch" bereits anders, was an der verbreiteten Braunkohlenfeuerung sowie an den Fahrzeugen mit Zweitaktergemischen und in geringerem Umfang auch an der "Plaste und Elaste aus Schkopau" lag,
    - häufig sah man meist recht allgemein gehaltene politische Parolen in Form von Transparenten oder Plakaten ("Auf zur Erfüllung des neuen Fünfjahrplans o.ä.), eine Erscheinung, die ich aus dem Westen so nicht kannte,
    - sehr auffallend war bereits zu dieser Zeit der Verfall von Altbauten und Sanitäreinrichtungen, die oft noch von "anno dunnemals" stammten (Toiletten überm Hof oder eine halbe Treppe tiefer),
    - Sachwert schlug damals definitiv Geldwert, da eine Reihe von Gebrauchsgütern kaum oder nur als "Bückware" zu haben war und die DDR- Mark stets unter erheblichen Kaufkraftüberhängen litt,
    - zwischenmenschliche Beziehungen wurden intensiver gepflegt als bei uns im Westen, wo sich bereits allmählich die egoistische Ellenbogengesellschaft durchzusetzen begann. Zu tun hatte dies sicher auch mit dem Umstand, daß "Vitamin B" im Alltagsleben der DDR bedeutend wichtiger war als in der Bundesrepublik,
    - auch im Osten wurden gelegentlich Vorurteile über den Westen gepflegt. So meinte meine Großmutter Ende der 60er Jahre, daß wir im Westen doch alle einen Wohnwagen hätten. Wieso sie denn darauf käme ? Nun, sie hätte die Urlaubsstaus auf den Autobahnen doch selbst in der Tagesschau gesehen.

    Ein unlösbares Rätsel bleibt bis heute, weshalb der Empfang des Westfernsehens von DDR- Seite nicht mit Störsendern belegt wurde. Die ständige Berieselung mit den Beglückungungen der westlichen Konsumgesellschaft durch ARD und ZDF hat meines Erachtens nicht unwesentlich zum Untergang des ersten Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden beigetragen.

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    Samstag, 9. April 2022, 22:05

    RE: Erlebnisse aus allen drei Welten

    Die "Drei Welten Generation" ist eigentlich, von einigen Spätaussiedlern abgesehen, die Generation unserer Eltern. Den östlichen Teil kenne ich nur noch aus Erzählungen meiner Großeltern, Eltern und Schwiegereltern. Der Mittel- und Westteil gehört zu unserer Generation und die heutige Generation kennt eigentlich nur noch ein Deutschland und viele können selbst mit den Begriffen "Ossie" und "Wessie" nichts mehr anfangen.

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    Montag, 11. April 2022, 17:57

    RE: Erlebnisse aus allen drei Welten

    So habe ich es auch erlebt, Uwe.
    Wir fuhren jedes Jahr mindestens einmal in die Ex-DDR fuer ein bis zwei Wochen, in manchen Jahren fuhren wir zweimal hin.
    Dort gab es ungeheuer grosse und preiswerte Kokosmakronen beim Baecker, und die koestliche Block Vollmilchschokolade im Laden, von der ich mir jedesmal vom Umtauschgeld einen Vorrat mit in den Westen nahm, wo Schokolade teurer war und weniger gut schmeckte (verglichen mit Sprengel Vollmilch).
    Ab 21.5. werden wir uebrigens 4 Tage in Eberswalde verbringen, um meinen Onkel und meine Tante (beide sind Jahrgang 1944) wieder zu sehen. Darauf freue ich mich schon.
    Als jemand, der väterlicherseits der Sohn von Ostvertriebenen ist, mütterlicherseits die spätere DDR sehr gut kennengelernt hat (die Familie meiner Mutter stammt aus der Altmark) und selbst im äußersten Westen (Großraum Köln/ Düsseldorf) großgeworden ist, meine ich, alle drei Welten recht gut kennengelernt zu haben.
    In den 60er/70er Jahren haben wir in recht regelmäßigen Zeitabständen unsere Verwandten "in der Zone", wie es damals hieß, besucht. Im Vergleich zum "goldenen Westen" fielen mir bereits als Kind verschiedene Dinge ins Auge:

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    Montag, 11. April 2022, 20:57

    Grundnahrungsmittel in der DDR

    Was ich noch vergaß: die meisten Grundnahrungsmittel in der DDR waren staatlich subventioniert und dementsprechend deutlich günstiger als im Westen. Die täglichen "Schrippen" (Brötchen) kosteten nur fünf Pfennig und waren geschmacklich wesentlich besser als die in den 60ern schon reichlich "aufgeblasenen" und geschmacklich nicht überzeugenden Weizenbrötchen bei uns. Leider galt auch in der DDR die Volksweisheit "Was nichts kostet, ist auch nichts wert", und so wurden leicht altbackene Brötchen bei meiner Tante oft dem Müll übergeben oder bei meiner mehr ländlich wohnenden Verandtschaft an die Kaninchen verfüttert.
    Teuer waren dagegen Produkte des gehobenen Bedarfs wie Kakao, Schokolade, Kaffee oder Südfrüchte, die oft in Devisen bezahlt werden mußten und entsprechend knapp oder nur zu bestimmten Zeiten (z.B. vor Weihnachten oder zum SED- Parteitag) erhältlich waren.
    Anfang der 70er verbesserte sich nach dem Amtsantritt Erich Honeckers allmählich die Grundversorgung der Bevölkerung, allerdings zu Lasten einer immer stärker zunehmenden Staatsverschuldung, verbunden mit zurückgehender internationaler Wettbewerbsfähigkeit, die der DDR letztendlich wirtschaftlich das Genick gebrochen hat.