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    Donnerstag, 24. Februar 2022, 14:52

    Hansrudi Wäschers Falk - Ritter ohne Furcht und Tadel

    Die Entscheidung, Wäschers bewährten Klassiker "Sigurd" im Februar 1960 durch eine andere Ritterserie zu ersetzen, war von Lehning wie so oft sehr kurzfristig getroffen worden. Die Sigurd- Piccolos erschienen nun seit beinahe sieben Jahren, und 1958 kamen die Großbände hinzu, was in der Konsequenz einen recht drastischen Rückgang der Verkaufszahlen der Streifenhefte zur Folge hatte. Also zog Lehning die kaufmännischen Konsequenzen, stellte die Sigurd- Piccolos ein und beauftragte Hansrudi Wäscher mit der Schaffung einer neuen Ritterserie. Wäscher dazu: "Viel Zeit zum Überlegen blieb mir wie immer in solchen Fällen nicht. Doch der Name ´Falk`gefiel mir auf Anhieb".
    Im Vergleich zu Sigurd legte der Zeicher diesmal sogar den Zeitpunkt fest, an dem seine neue Serie begann, nämlich das Jahr 1191; der Schauplatz der Handlung blieb jedoch wie gewohnt eher unbestimmt und wurde zeichnerisch lediglich vage durch hügelige Landschaften mit vereinzelten Felserhebungen und einigen dichten Wäldern dargestellt. Dafür ging es, wie es das knappe Streifenheftchenformat erforderte, sofort mitten hinein in das Geschehen. In der fahlen Morgendämmerung erscheint Graf Arnim auf der Baustelle seiner Burg und ist verärgert über Heinrich, der nicht wie die anderen hörigen Bauern zum Frondienst erschienen ist. Obwohl einer der Schergen dem Grafen von der Krankheit des Bauern berichtet, unterstellt dieser Heinrich pure Drückebergerei und befiehlt, ihn umgehend herbeizuschaffen, da die Burg unbedingt bis zum Einbruch des Winters fertiggestellt werden soll. Der erbuntertänige Bauer ist jedoch verschwunden.
    Die Handlung wechselt nun zur Burg Ritter Eberhards, an dessen Zugbrücke Heinrich gerade nach dem "Zögling Falk" schicken läßt. Falk begrüßt Heinrich freudig als seinen Vater, den er seit einem Jahr nicht mehr gesehen hat. Doch die Ernüchterung folgt auf dem Fuße, als Heinrich Falk erklärt, daß er diesen vor siebzehn Jahren als Baby in einem Wald gefunden habe, zusammen mit einem Beutel Geld und einem Amulett mit dem Zeichen derer von Steinfeld um den Hals. Heinrich gab Falk zu Ritter Eberhard in die Schule, um dem Knaben eine standesgemäße Erziehung zu ermöglichen, und das Geld aus dem Körbchen hatte für die ersten Jahre auch weitgehend gereicht. Doch nun kann Heinrich nichts mehr aufbringen, da Graf Arnim seine Bauern bis aufs Hemd ausbeutet. Der Bauer empfiehlt seinem Ziehsohn, in die weite Welt hinaus zu gehen und ein tapferer Ritter zu werden. Kurz darauf kommt Heinrich durch einen Pfeilschuß von Arnims Häschern ums Leben, und noch am Ende des ersten Piccolo- Heftes stellt Falk die Mörder seines Ziehvaters und schwört Rache. Was folgt, ist die in Lichtstrahlen getauchte Beerdigung von Vater Heinrich unter einem Steinhaufen im Wald. Falk ist nun heimatlos, da er keine Fehde zwischen Ritter Eberhard und Graf Arnim heraufbeschwören will. Zur Seite steht ihm lediglich noch sein treues Pferd Donner, das allerdings nicht ihm, sondern Arnim gehört.
    Dies war der Auftakt zu Wäschers zweiter erfolgreicher ritterlicher Odyssee, die bis Ende 1967 über hundertvierundsechzig Piccolos und vierunddreißig weiteren Großbänden sowie einigen Sonderheften erschien. Es folgten zwischen Januar und April 1968 noch 17 weitere Streifenheftchen, die kurz vor der Insolvenz Lehnings verlegt wurden und wegen ihres Formats geradezu anachronistisch anmuteten.
    Im Gegensatz zu Sigurd entwickelte Wäscher Falk eher als Abenteurer denn als Ritter, betonte durch dessen Geschichte und Motivation stärker den menschlichen Aspekt der Figur und ließ sie dadurch lebendiger wirken. Sein Schöpfer dazu: "Falks Geschichte seiner Herkunft führt natürlich dazu, daß man an ihm etwas mehr Anteil nimmt als an anderen Figuren. Aber er mußte ja eine Zukunft haben, deshalb habe ich ihn quasi etwas angehoben. Das war ursprünglich gar nicht so geplant, aber manchmal entwickeln sich die Dinge eben einfach...Bingo kommt erst später hinzu, den hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht vorgesehen".
    Seinen Racheschwur und das ungelöste Rätsel um seine Herkunft muß Falk zunächst jedoch vertagen, da ihm Ritter Arno von Eschendorf begegnet, dem er sich als Knappe anschließt. Die Reise geht an den Hof des mächtigen Fürsten Gottfried von Starkenfels, dessen Streitkräfte Arno anführen soll. In einem dichten Wald geraten Ritter und Knappe in einen Hinterhalt, den Falk aufgrund der Wachsamkeit seines Pferdes Donner jedoch vereiteln kann. Der Fürst dagegen schickt sich gerade an, die alljährlichen Feierlichkeiten des Sieges über seinen tyrannischen Nachbarn Graf Horta auszurichten. Er ahnt nicht, daß sein Junker Heiko in Wahrheit Hortas Sohn ist, der auf Rache sinnt. Nach zahlreichen Turbulenzen und Verwicklungen kann Falk Junker Heiko im Zweikampf stellen und besiegen. Zum Dank schlägt Fürst Gottfried Falk zum Ritter und überläßt dem jungen Mann darüber hinaus das sagenumwobene Schwert Graf Hortas, das fortan sein treuer Wegbegleiter sein wird.

    www.youtube.com/watch?v=sqm8wUIAqjY
    www.youtube.com/watch?v=FuWMXmUfsmE

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    Freitag, 25. Februar 2022, 14:44

    Hansrudi Wäschers Falk - Der Seeadler

    Mit der Ernennung zum Ritter hat Hansrudi Wäscher seinen neuentwickelten Helden endgültig ausgeformt. Falk hat sich vom Knappen zum "Herrn von Stand" weiterentwickelt, ist in die ritterliche Runde aufgenommen worden und nimmt am höfischen Leben teil. Doch das Rätsel seiner ungeklärten Herkunft und sein noch unerfüllter Schwur, den Mord an Ziehvater Heinrich zu sühnen, nagen an Falk und lassen ihm keine Ruhe. So macht er sich eines Tages wieder auf den Weg. Doch bevor er Graf Arnims Burg erreichen kann, stößt er auf das abgebrannte Anwesen von Ritter Bruno und findet einen Überlebenden vor, der ihm von dem Überfall einer Bande maskierter Räuber berichtet, die die "Schwarzen Teufel" genannt werden. Bald stellt sich heraus, daß niemand Geringerer als Graf Arnim hinter den Überfällen auf die angrenzenden Ländereien steckt. Und so kommt es nach sechzehn weiteren Piccolos schließlich zum längst erhofften Showdown zwischen Falk und Arnim. Dabei klärt sich auch das Rätsel seiner Herkunft auf, denn Falk ist ausgerechnet der Neffe Arnims von Steinfeld, der vor siebzehn Jahren seinen Bruder Artur ermorden ließ, um sich dessen Besitz anzueignen, und der den kleinen Falk, Arturs Sohn, damals im Wald aussetzen ließ. Schließlich übergibt unser Held seinen schurkischen Onkel Fürst Gottfried, der ihn im Kerker seiner Burg verschwinden läßt.
    Der Kreis der Erzählung, die die Leser 1960 fast ein Dreiviertel Jahr in ihren Bann gezogen hat, hat sich somit mit dem Piccoloheft 35 "Der Gaukler" geschlossen. Was sich nun in diesem Heft ereignet, ist nicht allein der Beginn eines neuen Abenteuers, sondern bildet einen deutlichen Einschnitt innerhalb der Falk- Saga. Unser Held überläßt die Verwaltung des ihm rechtmäßig zustehenden Besitzes von Graf Arnim Fürst Gottfried und verläßt ohne bestimmtes Ziel dessen Burg: "Wir werden neue Länder und Menschen kennenlernen, Donner !"
    Nach drei Tagen vernimmt Falk "hinter der Wegbiegung" plötzlich Gefechtslärm und erblickt einen rundlichen Kauz, der von einigen Schergen bedrängt wird. So trifft er auf den Gaukler Bingo, der schon bald zum Freund und ständigen Begleiter Falks werden soll. Die beiden begeben sich zu einer Feier, die Fürst Ortwin von Seefels jedes Jahr anläßlich der Errettung seines Sohnes abhalten läßt. Jedoch nimmt das freudige Ereignis eine überraschende Wendung, als Piraten die Tochter des Fürsten Hochwald entführen. Falk schwimmt dem Schiff nach, wird von den Piraten an Bord gezerrt und unter Deck eingesperrt, kann sich dennoch befreien und entdeckt, daß den Piraten offenbar eine steile Felsinsel als Versteck dient. Falk erfährt, daß sich hinter den Entführern in Wahrheit Udo von Speeringen verbirgt, der im Alter von fünfzehn Jahren als Einziger einem Anschlag Fürst Hochwalds auf seine Familie entkommen konnte,während sein Bruder Heinrich in Hochwalds Kerker dahinschmachtet. Udo dagegen wuchs bei Piraten auf und wurde als der gefürchtete "Seeadler" schließlich deren Anführer, getrieben von dem Wunsch nach Rache an Fürst Hochwald.
    Hansrudi Wäscher entwickelte aus der "Seeadler"- Geschichte ein recht komplexes Abenteuer, daß sich über dreißig Piccolo- Hefte erstreckte und erst im Mai 1961 glücklich endete. Interessant ist dabei vor allem seine Schilderung der Freundschaft, die Udo von Speeringen und Falk von Steinfeld verbindet und die von gegenseitiger Achtung geprägt ist. Doch das Abenteuer um Fürst Hochwald und den "Seeadler" ist darüber hinaus auch eine Erzählung über Verläßlichkeit und Vertrauen. Zwar standen unserem Helden auch in den ersten Geschichten Freunde zur Seite, die sich jedoch in erster Linie über den gemeinsamen Gegner definierten. Nun dagegen ergänzen sich zwei grundverschiedene Charaktere und agieren Seite an Seite. Zu guter Letzt gelingt Falk die Befreiung Heinrich von Speeringens, Fürst Hochwald stürzt sich von der Burgmauer in den Tod, Udo von Speeringen heiratet dessen Tochter Edelgard , und Falk und Bingo ziehen weiter "nach Süden", neuen Abenteuern entgegen.

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    Samstag, 26. Februar 2022, 15:35

    Hansrudi Wäschers Falk - Nur ein alter Dolch und das Winterabenteuer

    Nach ihrem Abenteuer mit und um den "Seeadler" verleben Falk und Bingo einige ruhige Wochen auf Udo von Speeringens Burg, bevor sie am Meer entlangreiten, wo bereits ein neues Abenteuer hinter einer Wegbiegung auf sie wartet. Dort müssen sie einem Edelmann zu Hilfe eilen, der von drei üblen Gestalten angegriffen wird. Doch die Hilfe der beiden kommt zu spät. Zwar können sie die Strauchdiebe in die Flucht schlagen, doch der Edelmann stirbt noch in ihren Armen, nicht ohne ein Rätsel in die Welt gesetzt zu haben, das Falk und Bingo über ein halbes Piccolo- Jahr in Atem halten wird. Der Sterbende übergibt Falk einen Dolch, den er einem Klaus von Amberg überbringen sollte, wobei er diese Mission kurz vor seinem Ableben noch an unsere Helden überträgt.
    Aus diesem verhältnismäßig einfachen Vorgang entwickelt Wäscher einen komplexen Handlungsverlauf, der über 27 Streifenhefte trägt und dabei ein für damalige Zeiten hohes Maß an Spannung und Rasanz entwickelt. Natürlich fühlt sich Falk dem Verstorbenen gegenüber verpflichtet, den alten Dolch Graf Amberg zu übergeben, obwohl Bingo eigentlich noch vor dem Wintereinbruch die Alpenpässe überqueren wollte. Was folgt, ist eine Verfolgungsjagd nach der anderen, wobei die Verfolger ständig wechseln, ohne daß zunächst ihre Motive erkennbar wären. Einen Höhepunkt dieses Abenteuers bildet die nächtliche Flucht der beiden Helden in eine verfallene Wasserburg inmitten eines Sumpfes, in der es zu spuken scheint und in die ihnen die abergläubischen Schergen nicht zu folgen wagen.
    Langsam beginnt sich aus vereinzelten Informationen, die Falk aus verschiedenen Quellen erhält, ein Gesamtbild der Lage abzuzeichnen, und erst nach sechzehn Piccolos kommt allmählich Licht in die ganze Angelegenheit und die Leser von damals erfahren, worum es eigentlich geht. Graf Hercks Ländereien werden vom Ambergs Grafschaft in zwei Teile zerschnitten. In dem kleineren Teil von Hercks Land liegt dessen Burg, während seine Untertanen in der weitaus größeren Hälfte seines Besitzes leben. Graf Hercks beutet seine Bauern derart gründlich aus, daß Graf Amberg den Durchgang mit extrem hohen Zöllen belegt hat, die Hercks berappen muß und die Amberg heimlich wieder an dessen Untertanen verteilen läßt, um die größte Not zu lindern. Das Geheimnis des alten Dolchs wird durch die Geschichte der wenig tugendhaften Jugend von Graf Amberg gelüftet, die nun das Auffinden eines von seinen Vorfahren versteckten Schatzes erfordert. Zwar verfügt Graf Amberg über eine Schatzkarte, doch bildet der Dolch letztendlich den Schlüssel zur Entdeckung der vergrabenen Preziosen. Nach weiteren zehn Piccolos ist das Vermögen endlich gehoben, Graf Amberg kann seinen Verpflichtungen nachkommen und Falk und Bingo können endlich ihre Reise "in den Süden" fortsetzen. Anderthalb Wochen später erblickt Falk zum ersten Mal die gewaltige Gebirgskette der Alpen. Doch Bingo hat nicht zuviel versprochen, denn prompt geraten die beiden in ein herbstliches Unwetter, das ihnen in dem Heft "Von Wölfen umringt" in Form eines eisigen Regens um die Ohren peitscht. Kurz darauf kommt ein Wagen, der von einem Wolfsrudel verfolgt wird, aus dem Wald. Falk und Bingo gelingt es, die Wölfe zu vertreiben, einen alten Herrn und dessen Tochter zu retten und in einem einsam gelegenen Landgasthaus vor dem unwirtlichem Wetter Unterschlupf zu finden. Die Geretteten entpuppen sich als Graf Engelbrecht nebst Tochter Ursula, deren Beziehung jedoch alles andere als harmonisch ist, da Ursula ihrem Vater vorwirft, sie abzulehnen. Graf Engelbrecht verdächtigt dagegen seine Tochter, insgeheim der geheimnisvolle Anführer einer Räuberbande zu sein, die seine Grafschaft terrorisiert und deren Anführer einen Wolfskopf trägt.
    Falk und Bingo wollen sich aus derartigen familiären Verstrickungen lieber heraushalten und brechen am nächsten Morgen zu ihrem geplanten Alpenübergang auf. Pünktlich zum Winteranfang des Jahres 1961 liegt auch eine dicke Schneedecke über Wäschers Gebirgslandschaft, so daß unsere beiden Helden prompt in eine Lawine geraten und unverrichteter Dinge wieder umkehren müssen. Und damit befinden sie sich bereits mitten in dem Abenteuer rund um den "Großen Wolf", das sich über beachtliche vierunddreißig Piccolo- Wochen erstreckt und das vielen Fans von "Falk" damals wie heute als die mit Abstand beste Erzählung rund um die beiden Abenteurer gilt. Zum einen liegt das an der von Wäscher eindruckvoll in Szene gesetzten Winterlandschaft, zum anderen an dem ausgefallenen Plot, in dem aufgrund der beiden weiblichen Protagonisten sogar ein leicht erotischer Aspekt hineinspielt. Zwar sind in Falks bisherigen Abenteuern auch zuvor gelegentlich Frauen aufgetaucht, doch bildeten diese eher Randfiguren und spielten bei dem Fortgang der Handlung kaum eine Rolle. Mit dem Verdacht, die Anführerin einer Räuberbande zu sein, fokussiert sich das Geschehen nun jedoch auf eine junge Frau.
    Falk und Bingo werden auf ihrem Rückweg nun zwar ständig mit den laufenden Missetaten der Räuberbande konfrontiert, doch erst mit Piccolo 106, "Im Schlupfwinkel der Bande", kommt es zu einer ersten direkten Begegnung zwischen Falk und dem "Großen Wolf", bei der Falk in Gefangenschaft gerät, aber kurz darauf wieder von Bingo befreit werden kann. Trotz der drückenden Beweislast zweifelt Falk an Graf Engelbrechts Verdacht, daß Tochter Ursula der "Große Wolf" sei. Nachdem ihnen Ursulas Ring in die Hände fällt, ist sich ihr Vater jedoch sicher und läß seine vermeintlich verdorbene Tochter im "Turm der Schande" lebendig einmauern. Dies ändert jedoch nichts an der Sachlage und Falks Einschätzung, denn trotz Ursulas Festsetzung treibt die Bande des "Großen Wolfes" weiter ihr gut organisiertes Unwesen. Schließlich stellt sich heraus, daß nicht etwa Ursula, sondern ihre bisher kaum in Erscheinung getretene Stiefschwester Sigrid die Missetäterin und Bandenchefin ist, denn Sigrid will ihren Ziehvater töten und dadurch an das Erbe gelangen. Am Ende nimmt sie sich das Leben, und Falk und Bingo verbringen den Rest des Winters als Gäste auf Graf Engelbrechts Burg. Als die Freunde im Frühjahr aufbrechen, schenkt Ursula ihrem Retter zum Abschied ein Medaillon mit ihrem Bildnis, das Bingo zu allerlei Bemerkungen veranlaßt und Falk mehr oder weniger sanft erröten läßt.

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    Sonntag, 27. Februar 2022, 14:54

    Hansrudi Wäschers Falk - Der kopflose Reiter und Abenteuer am Mittelmeer

    Nach ihrem Winterabenteuer mit dem "Großen Wolf" ziehen Falk und Bingo im Frühjahr weiter nach Süden und schließen sich zunächst einem Ritter Baldung von Freimark und seinem Gefolge an, der auf dem Weg zu Fürst Hochwaldens Hof ist, um an einem großen Turnier teilzunehmen, dann jedoch urplötzlich Falks Pferd an den Rand einer Schlucht drängt und sich schnell aus dem Staub macht. Kaum hat Bingo mit Donners Hilfe Falk aus der Schlucht gerettet, da taucht Georg von Stolzenhagen mit seinem Knappen auf. Auch dieser Ritter ist auf dem Weg zum Turnier und will zwischendurch seinen Freund Ulrich von Altburg besuchen, doch ist dessen Burg nicht mehr aufzufinden. Schließlich entdecken sie, daß das Anwesen bis auf die Grundmauern geschleift wurde und daß es den Bauern der Umgebung verboten sei, den Namen von Altburg auch nur zu erwähnen.
    Noch kurioser wird die Geschichte, als sie zur Wasserburg des Grafen Riedsee übersetzen wollen und ihr Boot von Katapulten beschossen wird, denn der Graf hat sich jede Annäherung an sein Anwesen bei Todesstrafe verbeten.
    Die merkwürdigen Vorfälle, so erfahren die Freunde in einem Wirtshaus, gehen zurück auf ein Ereignis, das sich im Jahr zuvor zugetragen hatte. Damals hatte Ulrich von Altburg um die Hand von Agnes, der Tochter des Grafen Riedsee angehalten, die jedoch bereits einem anderen Edelmann versprochen worden war. Daraufhin entführte Ritter Ulrich Agnes und zerrte sie vor einen Priester, um mit ihr eine Zwangsehe einzugehen. Da Agnes sich immer noch verweigerte, erstach Ulrich Agnes und den Priester gleich mit. Bald darauf wurde er gefaßt und durch den Scharfrichter enthauptet. Seit dieser Zeit versetzt ein "Reiter ohne Kopf" die Gegend in Angst und Schrecken.
    Als Falk ebenfalls an dem Lanzenturnier Fürst Hochwaldens teilnimmt, begegnet er schließlich selbst dem "Reiter ohne Kopf", den er anfangs lediglich für eine Sagenfigur hielt. Bingo und Falk nehmen die Verfolgung auf und finden in einem Versteck dessen Rüstung, deren raffinierte Konstruktion eindeutig auf einen Menschen aus Fleisch und Blut als Träger hinweist. Doch dauert es noch drei Piccolo- Monate, bis das Rätsel gelöst ist. Ulrich von Altburg hatte seine Aburteilung durch die Bestechung des Scharfrichters überlebt und die Identitäten jenes Baldung von Freimark und gleichzeitig des "Reiters ohne Kopf" angenommen, der zu Beginn der Geschichte Falk in die Schlucht gestoßen hatte. Dieses Schicksal ereilt nun letztendlich von Altburg selbst.
    Auffallend ist, daß sich mit dem Abenteuer des "Reiters ohne Kopf" allmählich Hansrudi Wäschers Erzählstil wandelte. Die Handlungsdichte mit starkem Textanteil wich einer stärkeren Betonung der Bildsequenzen, die nun stärker in den Vordergrund traten. Auch wandelte sich die Rolle Bingos, der vom "Side Kick" verstärkt zur zweiten Hauptfigur wurde, ohne das humoristische Element von "Bingo della Rocca" allzu stark in den Hintergrund treten zu lassen.
    Nachdem Falk und Bingo noch einige erholsame Tage am Hof von Fürst Hochwalden verlebt haben, setzen sie ihre Reise in den Süden fort. Ein neues Abenteuer beginnt, als sie einem über dem Weg an einem Balken aufgehängten Mann begegnen. Sie befreien den gefesselten Astuto, fliehen mit ihm vor einer Horde aufgebrachter Bergbauern und erblicken wenige Stunden später erstmalig die Gestade des Mittelmeers. In einer namenlosen italienischen Stadt werden sie schon bald darauf festgesetzt und zusammen mit dem jungen Bauern Nunzio zum willkommenen "Wareneingang" eines anscheinend gut florierenden Sklavenhandels. Es folgt eine Geschichte, in der das Sklavenschiff von muselmanischen Mittelmeerpiraten angegriffen und versenkt wird und sich die Freunde zusammen mit Nunzio auf die "Insel der Hoffnunglosen" retten können, auf der sich entflohene Sklaven verborgen halten. Danach allerdings ging der Fortgang dieses Abenteuers recht schnell zu Ende, da Walter Lehning im April 1963 sämtliche Piccolo- Serien einstellen ließ und das Streifenheftchen 164 den traurigen Titel "Lebt wohl, Freunde !" trug.
    In der darauffolgenden Woche begann der Verlag mit der Veröffentlichung der nur mehr vierzehntägig erscheinende Großbände, in denen pro Ausgabe jeweils zwei nachträglich kolorierte Piccolos nachgedruckt wurden, so daß "Falk" weiterhin lückenlos an den Zeitschriftenständen präsent war. Die Wiederholungen der alten Streifenheftcheninhalte erstreckten sich über gut drei Jahre bis zum Großband 83, an den im Juli 1966 nahtlos neue Abenteuer mit den nun geänderten, asymetrischen Panels angehängt wurden. Denn Wäschers Zeichnungen waren nun nicht mehr beschränkt auf das Streifenformat der Piccolos. Zwar verwendete er konsequent drei Panels pro Heftseite, verlieh ihnen durch die abgeschrägten Formate jedoch deutlich mehr an Dynamik und dadurch eine größere Lebendigkeit, worunter allerdings auch die Handlungsdichte deutlich litt und die Einzelhefte "schneller durchgelesen waren". Auch wurden für erzählerische Höhepunkte gelegentlich noch größere Panelformate eingesetzt, und ganzseitige Bilder für den Einstieg auf der ersten Seite und den "Cliffhanger" auf der Schlußseite wurden bis November 1967 nun zur Regel.

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    Montag, 28. Februar 2022, 13:44

    Hansrudi Wäschers Falk - Der Weg zurück

    Falk und Bingo haben nach ihrem italienischen Abenteuer mit finsteren Sklavenhändlern einige Tage als Gäste auf Schloß Vallechiara verbracht, doch bereits zu Beginn des im Juli 1966 erschienenen Großbands 86 drängt Bingo wieder zum Aufbruch und entscheidet sich nach Abstimmung mit Falk, wieder in dessen Heimat zurückzukehren, so daß entsprechende "Abenteuer im Morgenland" bei diesem Format leider entfallen. So reiten die Freunde also wieder Richtung Norden, und als Falk den Weg einschlagen will, den sie bereits gekommen sind, überredet Bingo seinen Freund, eine andere Reiseroute einzuschlagen, die angeblich durch herrliche, friedliche Landschaften führen soll. Doch es kommt anders, denn kurz darauf braut sich ein Gewitter zusammen, und der Bauernhof, auf dem sie Schutz vor dem Unwetter suchen wollen, liegt in Trümmern. Falk und Bingo verbringen das Gewitter in der Ruine des abgelegenen Gehöfts und geraten so durch das Auftauchen eines vermummten Reiters prompt in ihr nächstes Abenteuer, das die geneigten Leser diesmal über fünfzehn Monate beschäftigen wird. Es geht um ein geheimnisvolles schmales Gedichtbändchen mit dem Titel "Dornen und Rosen", das sich im Besitz von Lucia di Fiume befindet. Diese wird der Hexerei verdächtigt und soll deshalb auf dem Scheiterhaufen enden, was unsere Freunde natürlich zu verhindern wissen. Desweiteren geht es um den verschollenen Schatz von Lucias Vater Pippo di Fiume, der an einem der Kreuzzüge teilnahm, auf der Rückreise aus dem Heiligen Land jedoch verstarb. Kurz zuvor gelang es ihm jedoch noch, seine Kriegsbeute an einem geheimen Ort zu verbergen. Lucia di Fiume entpuppt sich schließlich als Opfer einer finsteren Verschwörung und kann rehabilitiert werden, während Falk und Bingo bereits den enttarnten Strippenzieher dieser Ereignisse verfolgen und prompt in ihr nächstes Abenteuer geraten, in dem wieder eine Frau im Mittelpunkt steht. Bereits die auf einer steilen Felsnadel liegende Burg der gnadenlosen Tyrannin Isabella di Ruperossa wirkt, als entstamme sie einem Graf Dracula- Film. Isabella ist sich nicht zu schade, ihren eigenen Bruder Fillippo, den eigentlichen Herrn des Anwesens, in der "Grotte des Grauens" gefangenzuhalten. In einem an der Höhlendecke aufgehängten Käfig schwebt Fillippo über einem unterirdischen See, in dem ein gewaltiger Krake haust.
    Die letzten Falk- Großbände erschienen inhaltlich ausgesprochen wild, grausam und verstörend, so daß Hansrudi Wäscher vielleicht als ausgleichendes Element einen ausgesprochenen Sidekick in seine Erzählung einfügt, indem er Isabella di Ruperossa eine Jagd auf den äußerst rundlichen, in einem Hasenkostüm steckenden Bingo veranstalten läßt. Großband 118 mit dem passenden Titel "Die Hasenjagd" dürfte daher in Fankreisen eines der bekanntesten Falk- Hefte sein, dem der damals zehnjährige Verfasser dieser Zeilen selbst im Herbst 1967 anläßlich eines Friseurbesuchs begegnet ist. Danach neigt sich die Handlung sehr schnell ihrem Ende zu, nachdem die beiden Helden bei der Verfolgung der Tyrannin durch eine Falltür in eine Panthergrube stürzen und Isabella schließlich selbst ihr schreckliches Ende findet. Fillippo wird befreit, thront wieder als rechtmäßiger Besitzer in seinem Rittersaal, und einigermaßen überraschend ist diese Geschichte und damit auch die Heftreihe mit Großband 119 im November 1967 beendet.
    Parallel zu den Großbänden hatte Wäscher noch sieben in sich abgeschlossene Falk- Geschichten für die Serie "Bild- Abenteuer" gezeichnet, die zwischen November 1965 und Februar 1967 auf dem Markt erschienen.
    Der seltsame Start einer neuen, nun in Farbe gedruckten Falk- Piccolo- Serie Anfang 1968 ist eher als Verzweiflungstat Walter Lehnings kurz vor der endgültigen Verlagsinsolvenz zu interpretieren. Obwohl sich die Streifenhefte als typisches Format der 50er und frühen 60er Jahre längst überlebt hatten, hielt der Verleger an seinen Erfolgsrezepten aus vergangenen Tagen fest und ließ Wäscher eine neue Serie in diesem Format beginnen, in der Falk und Bingo "von einer langen, abenteuerlichen Reise in den Süden nun wieder auf dem Heimweg sind". Ein Ritter Nero plant gemeinsam mit seinem Burghauptmann, den abergläubischen Grafen Dino del Monte durch einen als Fledermaus verkleideten Riesenadler, auf dem ein Zwerg sitzt, umzubringen. Doch nach nur siebzehn "neuzeitlichen" Farbpiccolos brach die Serie im Mai 1968 mitten in der Handlung ab, weil der Lehning- Verlag, der fünfzehn Jahre lang mit seinen Bildserien ganze Generationen von Nachkriegskindern unterhalten hatte, finanziell am Ende war. Hansrudi Wäscher hatte bereits die Folgenummern mit den Titeln "Der verborgene Dolch", "Verwechselt !", "Schnappt die Falle zu ?" "Einer gegen drei" sowie "Verfolgt !" fertiggestellt, doch verschwanden diese in der Konkursmasse und gingen unwiederbringlich verloren.