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    Sonntag, 13. Februar 2022, 15:28

    Lehnings Sprung in die Moderne - Roy Stark, Spider, Sip Conway und Kalar

    Angesichts der zunehmenden Verlagskrise dämmerte es Walter Lehning Mitte der 60er Jahre wohl allmählich, daß er mit seinen Comic- Formaten, deren Grundkonzepte fast ausschließlich aus den 50er Jahren stammten, den Anschluß an die rasante Weiterentwicklung dieses Marktes verpaßt hatte. In den Comics der frankobelgischen Konkurrenz jagten mittlerweile zeitentsprechend Taguy & Laverdure (Rolf und Miki) pfeilschnell durch den Himmel und Michel Vaillant (Michael Voss) über zahlreiche internationale Rennpisten. In Lehnings Heften dagegen tummelten sich immer noch die Stars von gestern: Lancelot und Ivanhoe, Marco Polo und Robin Hood. Hansrudi Wäschers Dauerbrenner Tibor, Sigurd und Falk liefen immerhin aufgrund ihrer soliden Ausgestaltung und ihres hohen Bekanntheitsgrades unter den Kids der damaligen Zeit (zu denen ich auch gehörte) noch immer recht ordentlich. Dennoch wäre eine Modernisierung des Comic- Programms mehr als überfällig gewesen. Lehning wird dies erkannt haben und erwarb die Rechte an den Agentenreihen "Spider" und "Sip Conway" sowie an "Kalar", einem modernen, flott gezeichneten Tibor mit Schnelladegewehr, und auch der bewährte Lehning- Hauszeichner Hansrudi Wäscher wurde beauftragt, eine neue, zeitgemäße Serie zu liefern.
    Schließlich erschien Ende April 1967 das erste Heft der neuen Abenteuerserie "Roy Stark". Der Einstieg in Wäschers neue Serie mit einer rasanten Westernszene entpuppt sich jedoch als Filmaufnahme, und der Held des neuen Formats ist niemand anderes als ein Stuntman für besonders gewagte Actionszenen. Doch nach seinem sehr kurzfristigen Rauswurf aus dem Showbiz nimmt die Handlung eine überraschende Wende, als Roy Stark und sein Sidekick Cin-Cin den Atomphysiker John Simms vor einem Anschlag retten, der dazu dienen soll, dem Erfinder eine kugelförmige Zeitmaschine zu stehlen. Bei einer anschließenden Probevorführung entsteigt dem Gerät überraschend ein reichlich grobschlächtiger Neandertaler, der mit seiner Keule und seiner gewaltigen Kraft selbst den muskelbepackten Roy Stark beeindruckt. Dieser wird beauftragt, den Urzeitmenschen möglichst rasch mittels einer Zeitreise wieder an seinen Ursprungsort zu befördern.
    Hansrudi Wäscher war von seinem neuen Auftragsobjekt damals nicht sonderlich zu begeistern. "Ich finde, die Gegenwart spielt sich ja selber, da braucht man nicht viel zu machen...Ich könnte auch eine andere Erklärung finden: ein Auto hat vier Räder, man sieht sie meist als Ellipsen, die sind immer schwer zu zeichnen". Dementsprechend fand Wäscher mit seinem Ausflug in die Urzeit einen idealen Weg, um der ungeliebten Gegenwart zu entkommen. Da es Probleme bei der "Entsorgung" des Neandertalers gibt, sitzen Roy Stark und Cin-Cin plötzlich in einer Welt fest, die so gar nicht zu ihrer modernen Kleidung der 60er Jahre und ihrem "hippen" Auftreten passen will. Professor Simms bemerkt die Panne, schickt die Zeitkapsel wieder zurück in die Urzeit, doch dort überschlagen sich mittlerweile die Ereignisse, und in einem wilden Hin und Her zwischen Vergangenheit und Gegenwart wechseln sowohl Cin-Cin als auch die Forscher Simms und Moser zwischen den Zeitdimensionen. In der Vorzeit ist währenddessen Roy Stark in die Gewalt der Wilden geraten, die den Eindringling als Köder für einen Säbelzahntiger verwenden wollen.
    Wäscher konzentrierte sich bei "Roy Stark" vor allem auf die handelnden Personen, die größer als üblich in den Panels erschienen, und hielt sich nicht besonders mit Details der jeweiligen Umgebung auf. Oftmals verwendete er lediglich drei Panels pro Seite unter Verwendung zahlreicher Actionszenen, so daß der junge Leser von damals die 28 Seiten zum Preis von 80 Pfennigen relativ schnell "durch" hatte. Doch sieht man von der zeitgenössischen Kleidung der Protagonisten ab, möchte man fast meinen, sich in einem "Tibor"- Heft zu befinden. Man sieht das typische Wäscher- Dschungelgestrüpp, die üblichen Eierfelsen, finstere Höhlen, wilde Tiere, Marterpfähle und morastige Sümpfe, so daß selbst eingefleischte Tibor- Fans bei dem neuen Format auf ihre Kosten kamen.
    Nach dem Abschluß seines Steinzeitabenteuers muß Professor Simms zunächst eine finanzielle Bankrotterklärung abgeben, da die Zeitmaschine eine immense Menge an Strom verbraucht hat , die dem Verbrauch einer mittleren Stadt in einer Woche entspricht. Da entdeckt Cin-Cin in einer Zeitung einen Artikel über einen indischen Fürsten, der eine halbe Million Dollar für den besten Freistil- Ringer der Welt bezahlen will. Roy Stark bewirbt sich und wird per Fallschirm über einer einsamen Insel abgestzt, auf der sich die Mitbewerber auf Leben und Tod bekämpfen sollen, bis der "geeignetste" Kandidat übrigbleibt. Zu allem Überfluß werden auch noch einige Tiger auf der Insel ausgesetzt.
    Auch diese Herausforderung besteht Roy Stark, und Fürst Sutra erklärt ihm, wozu das ganze Prozedere dient: "Mein Fürstentum besteht aus zwei Teilen. Es bestehen auch zwei Herrscherdynastien. Nach einem uralten Brauch wird alle zwanzig Jahre durch einen Ringkampf der beiden Thronanwärter entschieden, zu welcher Familie der neue Herrscher gehören soll. Ich habe durch Spione erfahren, daß mein Vetter einen Ringer aus China für seinen Sohn kämpfen lassen wird. Nun wissen sie, warum das alles geschehen ist. Sie sollen meinen Sohn vertreten!"
    Doch es kommt noch abgefahrener, als der Kampf schließlich beginnt und sich Roy Starks Gegner als Gorilla entpuppt. Auch diese Bewährungsprobe gelingt unserem Titelhelden, und die Überwältigung von Fürst Sutras Gegner Sengor vollzieht sich am Ende von Heft 18 ohne größere Probleme. Roy Stark erhält von Sutra schließlich einen Scheck über die ausgelobte Summe und sitzt bereits eine Stunde später wieder in einem Flugzeug in die Vereinigten Staaten. Das Geld reicht nicht nur, um die Stromrechnung von Professor Simms zu begleichen, sondern auch, um die Zeitmaschine weiter zu vervollkommnen.
    Überraschenderweise steht auf der letzten Seite nach dem Abschluß dieses turbulenten Abenteuers das bedeutungsvolle Wort "Ende". Walter Lehning hatte aufgrund zu schwacher Umsätze bei "Roy Stark" im Dezember 1967 wieder die Reißleine gezogen und die Serie einstellen lassen. Gerade einmal vier Monate später kam dann auch das endgültige Aus für den gesamten Lehning- Verlag.
    Trotz seiner kurzen Laufzeit von nur acht Monaten hat sich der Actionheld recht gut im Langzeitgedächtnis der Lehning- und Wäscher- Fangemeinde gehalten. Bereits in den Jahren 1990/91 erschienen bei Hethke sechs Roy Stark- Bücher, die den Nachdruck der kompletten Serie beinhalten. Die im November 2006 erschienenen "Tefonkarten- Romane" sind bei den Fans dagegen eher umstritten und gelten vielen Anhängern des Stuntman als zu kommerziell. Interessant ist, daß eine Übersetzung der Serie zeitweise auch in Frankreich erschien. Wahrscheinlich handelte es sich bei diesem Vorgang wieder um eine der nicht seltenen "Lehning- Tauschaktionen" kurz vor der endgültigen Insolvenz des Verlages.

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    Mittwoch, 16. Februar 2022, 12:18

    KALAR - Abenteurer in Steppe und Urwald

    "Durch Urwald und Steppe streift einsam Kalar und erlebt nervenkitzelnde Abenteuer mit wilden Tieren, den Gewalten der Natur, mit Eingeborenen und verbrecherischen Weißen. Kalar versteht die Sprache der Tiere, er kennt alle Pfade der Wildnis, und er ist ein unversöhnlicher Feind jeden Unrechts. Erlebt mit Kalar den geheimnisvollen Zauber eines fremden Erdteils, begleitet ihn durch Urwald und Steppe im Kampf um Gerechtigkeit. Kalar erscheint alle vierzehn Tage neu mit 28 farbigen Seiten Umfang für 80 Pfennig. Verlangt Kalar bei eurem Zeitschriftenhändler !" (Lehning- Eigenwerbung in Roy Stark Heft 18, 3. Umschlagseite).
    "Kalar" gehörte zu den letzten Comic- Neuerscheinungen, die Lehning im Januar 1968 wenige Monate vor der endgültigen Verlagsinsolvenz auf den Markt geworfen hatte. Konzipiert war das Format als Nachfolgeserie und Ersatz von Hansrudi Wäschers "Roy Stark", der die Umsatzerwartungen des Verlegers nicht erfüllen konnte. Ein Grund dafür lag wohl darin, daß "Roy Stark" in keine der üblichen Genreschubladen einzuordnen war. Weder handelte es sich um eine klassische Western-, Dschungel-, Ritter- oder Weltraumserie, so daß viele junge Leser vielleicht nicht wußten, wo sie ihren Helden, einen "Abenteurer ohne Nerven", denn nun endgültig einzuordnen hatten. Selbst Wäscher war letztendlich mit seinem neu entwickelten Helden unzufrieden. "Diese Serie war ein Flop. Da hatte ich mich gründlich verschätzt. Der rote Faden war, daß dem Helden durch die Zeitmaschine praktisch alle Möglichkeiten offenstanden. Aber es ging nicht los- ich hatte mich da in etwas verrannt" (HRW in seinem umfassenden Interview mit Orban und Dambacher von 1977).
    Nun sollte es also "Kalar" sein, ein moderner Tarzan oder Tibor in Safarikleidung und mit Schnelladegewehr, der zwischen Januar und April 1968 über acht Hefte verlegt wurde. Die Originalvorlagen der Serie stammten aus Frankreich und wurden von Lehning wohl im Rahmen eines Tauschpakets erworben. Der Zeichner von "Kalar" war der Spanier ACO, der auch als Illustrator für die DC- Serien "Batman Eternal" sowie "Batman: Futures End Special" und für "Justice League Dark" bekannt wurde. Die Titelseiten des "Kalar" gelten als ausgesprochen gut gelungen und dürften für einige Kaufanreize unter den jungen Lesern gesorgt haben.
    Die Titel der einzelnen Kapitel befinden sich jeweils im Innenteil der jeweiligen Hefte:
    Kalar - Der Rächer des Urwalds (Heft 1)
    Kalar und der Wilddieb (Heft 2 und 3)
    Kalar und der Gebieter der Gorillas (Heft 4)
    Kalar- Simbas Rache (Heft 5 und 6)
    Kalar- Der Götterfriedhof (Heft 7 und 8 )
    Die Serie hatte das Potential zu einem modernen, erfolgreichen Dschungelformat, das der Lehningreihe "Tibor" durchaus seinen Rang hätte streitigmachen können. Doch der Verlagskonkurs verhinderte dies, so daß die Reihe nach nur vier Monaten Laufzeit abgebrochen wurde und heute außer bei Lehning- Komplettsammlern ein wenig in Vergessenheit geraten ist. Sämtliche Hefte sind auch heute noch leicht erreichbar und für wenige Euro auf den entsprechenden Verkaufsplattformen erhältlich.

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    Freitag, 18. Februar 2022, 11:53

    SPIDER - Spezialagent des amerikanischen I.S. International

    "Freunde, dies ist das erste Heft der überaus spannenden Bildserie über die gefährliche Arbeit eines Spezialagenten des amerikanischen I.S. (Intelligence Service) International, Dr. Adams, genannt Spider, die Spinne. Spider ist kein unüberwindlicher Superheld mit magischen Kräften- er ist ein Mann, der in erster Linie seinen Kopf zu gebrauchen weiß- ein Mann, der ganz sicher bald euer bewunderter Freund und euer Vorbild sein wird. Spider fordert euch auf, Spider- Clubs zu bilden, deren Aufgabe es sein soll, Hilfeleistung, Freundschaft, Fairneß und Anstand zu pflegen.
    Spider wird euch an dieser Stelle laufend manches Interessante berichten, Anleitung und Rat für allerlei Nützliches geben, das nicht nur einem internationalen Spitzenagenten dienlich sein kann. So unterrichtet er euch z.B. vom nächsten Heft an über alte und moderne Geheimschriften, später über die Kunst der Selbstverteidigung, über Beobachtungsgeräte, das Morsen usw. usw.
    Versäumt also nicht, euch "Spider" regelmäßig alle vierzehn Tage bei eurem Zeitschriftenhändler zu besorgen !" (Werbetext aus SPIDER, Heft 1, zweite Umschlagseite).
    Die Agentenserie "Spider gehört" wie "Kalar" zu den "Spätwerken" des Lehning- Verlags, die wenige Monate vor der endgültigen Insolvenz zwischen November/Dezember 1967 und April 1968 neu verlegt wurden. Unter Sammlern gilt das Format als Nachfolgeserie von "Falk", dessen Großbände aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen im November 1967 eingestellt wurden, von dem quasi als letztes Aufbäumen des Verlegers zwischen Januar und April 1968 aber noch einmal 17 Piccolohefte (!) mit neuen Geschichten erschienen.
    "Spider" brachte es auf zwölf Großbände, die Lehning im Rahmen eines Tauschpakets aus Frankreich eingekauft hatte. Dort erschienen lediglich 33 Bände, so daß der Agent bei den französischen Lesern nicht besonders gut angekommen zu sein schien. Dies verwundert umso mehr, da "Spider" von dem hervorragenden Zeichner J. Flores erstellt wurde, dessen Artwork stark an das von G. Manning erinnert. Die ebenfalls sehr gelungenen Titelbilder erstellten Einyd Zooin und Noiquet sowie weitere unbekannte Künstler.
    Auch bei dieser Reihe gab es keine Kapitelüberschriften auf den Umschlagseiten, sondern jeweils im Innenteil der einzelnen Hefte:
    - Verrat in Hongkong (Band 1)
    - Attentat in Durango (Band 2 und 3)
    - Sonderauftrag (Band 4 und 5)
    - Kennwort: Tropenfieber (Band 6 und 7)
    - Ein Froschmann verschwindet (Band 8 )
    - Tödliches Gold (Band 9 und 10)
    - Entführung in Orlando (Band 11 und 12)
    Nach dem Konkurs des Lehning - Verlags verschwand auch "Spider" spurlos von der Bildfläche und tauchte auch in den Folgejahren nicht wieder bei anderen deutschen Verlagen auf. Die 12 Hefte sind in allen Qualitäten auch heute noch auf den einschlägigen Verkaufsplattformen für wenige Euro leicht zu finden und in erster Linie bei den Fans von Agentenserien und Lehning- Komplettsammlern gefragt.