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    Dienstag, 8. Februar 2022, 14:00

    Wie ich Akim kennenlernte

    Während meiner aktiven Comic- Zeit in den 60er Jahren blieb mir der erste Dschungelheld des Lehning- Verlages völlig unbekannt. Ältere Geschwister hatte ich nicht, und auch bei Freunden ist mir nie eines dieser Hefte untergekommen. Erst seit ca. 2007/ 08, als ich anfing, die "Ikonen meiner Kindheit" erneut zusammenzutragen, geriet auch Akim zunehmend in mein Blickfeld. Ich habe mich dann darauf beschränkt, die Lehning- Großbände 1 bis 39 aus den Jahren 1958/59 zusammentragen, die einen guten Überblick über das Schaffen Pedrazzas und Wäschers vermitteln. Darüber hinaus wurden die Hefte, ähnlich wie die Piccolo- Sonderbände dieser Jahre, hervorragend koloriert und gedruckt, ein Verfahren, daß der Lehning- Verlag im Verlauf der 60er Jahre leider nicht konsequent durchgehalten hat. Heft 40, das aufgrund des Copyright- Prozesses mit Tomasina nur noch sehr begrenzt ausgeliefert wurde, fehlt mir bis heute und kostet selbst in mäßigem Zustand immer noch einige Hundert Euro. Frieder Maier, der nicht gerade zu den Billiganbietern in diesem Marktsegment gehört, listet aktuell den Band in Zustand drei für beachtliche 740,- Euro.
    Akim, auch das sei gesagt, gehörte zu den erfolgreichsten Plagiaten der Tarzan- Saga und entwickelte sich in Italien und in Teilen Europas als Produkt des Autors Roberto Renzi und des Zeichners Augusto Pedrazza schnell zum Erfolgscomic, das der Mailänder Verleger Tomasina ab Februar 1950 als preisgünstiges Streifenheft an die italienischen Kioske brachte.
    Der Plot besteht darin, daß der britische Konsul Lord Frederik Rank aus familiären Gründen von Kalkutta aus mit Ehefrau und Sohn Jim nach London aufbricht. Doch ihr Schiff gerät in einen Sturm, der Lord kommt dabei ums Leben, während seine Frau mit ihrem Söhnchen an einen Strand gespült wird. Die Mutter fällt alsbald einem Panther zum Opfer, und die Vollwaise Jim wächst bei Affen auf, die Jim schließlich in Akim umtaufen. Alles weitere ist hinlänglich aus Burroughs vierundzwanzig Tarzan- Romanen bekannt.
    Walter Lehning entdeckte die Serie im Jahre 1952 während einer Urlaubsreise und importierte sie für eine garantierte Lizenzzahlung von sechzehntausend Lire je Heft nach Deutschland. Zusammen mit den ebenfalls aus Italien stammenden Piccolo- Reihen "Carnera" und "El Bravo" begründete er mit "Akim" Ende Juni 1953 sein Comic- Verlagsprogramm.
    An die Lektüre des Pedrazza- Akim muß man sich als heutiger Leser erst gewöhnen. Seine Zeichnungen waren zwar von gnadenloser Primitivität und der Handlungsverlauf oft äußerst hölzern. Dennoch wurde der Urwaldheld, den lediglich einige kleinere Details von dem Tarzan- Sujet unterscheiden, auch in Deutschland schnell zum Erfolgsformat der 50er Jahre. Bald wurden durchschnittlich bis zu sechshunderttausend der kleinen Streifenheftchen pro Woche verkauft, so daß Akim neben der Micky Maus zum erfolgreichsten Comic dieser Jahre wurde.
    In Italien erschien Tomasinas "Akim il Figlio della Jungla" bis Ende 1951 in 99 Heften, woran sich sogleich eine zweite Serie anschloß, die bis 1967 verlegt wurde und fast achthundert Ausgaben umfaßte.
    Ganz so einfach wurde es dem Verleger Walter Lehning mit der Übernahme dieser Serie in Deutschland nicht gemacht. Grund dafür war der einsetzende Jugendschutz und die damit verbundene Gründung der "Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften", die bereits im August 1954 Heft 59 mit dem Titel "Takis der Affenkönig" auf den Index setzte. Gleiches geschah mit den Ausgaben 66 und 72, so daß Lehning die komplette Serie aufgrund der "Dauerindizierung" für drei Monate vom Markt nehmen mußte. Doch der Verleger war findig und startete umgehend den Nachfolger mit dem Titel "Herr des Dschungels". Um den Eindruck zu erwecken, daß es sich tatsächlich um eine völlig neue Serie handelte, ließ Lehning die ersten drei Hefte von Hansrudi Wäscher zeichnen, bevor er mit den Lizenzausgaben Pedrazzas weitermachte. Doch die Bundesprüfstelle ließ sich nicht hinters Licht führen, so daß Lehning das Format nach Nummer Fünf diesmal sogar für sechs Monate vom Markt nehmen mußte. Die Konsequenzen waren fatal, denn als "Herr des Dschungels" im Juni 1955 wieder an den Kiosken erschien, erreichten die Hefte nur noch eine Auflage von hundertzwanzigtausend Exemplaren, so daß dieses Format nach nur vierundzwanzig Ausgaben sang- und klanglos vom Markt verschwand.
    Aus diesem Debakel lernte Walter Lehning, daß mit seinem Pedrazza- Akim fürderhin Probleme mit der Bundesprüfstelle absehbar waren. In Konsequenz beauftragte er seinen Hauszeichner Hansrudi Wäscher, Akim in eigener Regie fortzusetzen und dabei Szenen zu vermeiden, die bei den Jugendschützern Anstoß erregen konnten. Und so startete im Dezember 1955 die Piccolo- Reihe "Akim- Neue Abenteuer", die ohne eine einzige Indizierung mit fast zweihundert Heften bis September 1959 verlegt wurde. Daß sie dann im Spätsommer abrupt inmitten des gerade laufenden Abenteuers abgebrochen wurde, hatte schließlich andere Gründe, über die in einem früheren Akim- Blog in diesem Forum bereits berichtet wurde.

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    Donnerstag, 10. Februar 2022, 09:28

    Akim kannte ich nur als Piccolo-Heftchen, die sich bei Tauschaktionen mit älteren Jungs in meine Sammlung verirrten. Bei den Dschungel-Abenteuern stieg ich irgendwo in den Tibor Geschichten ein. Später entdeckte ich dann auch Tarzan und noch etwas später wurde dann Tarzan's Sohn (Korak) zum Comic-Helden. Allerdings fand man Hefte aus der Tarzan- oder Korak-Serie eher selten.

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    Donnerstag, 10. Februar 2022, 14:07

    Tarzan und Korak

    Der zwischen 1959 und 1961 verlegte "Lehning- Tarzan" soll nicht gerade der große Verkaufsrenner gewesen sein. Vielleicht lag´s an den nicht besonders gelungenen Titelcovern. Die zwischen 1965 und 1976 bei BSV erschienen Tarzan- Hefte liefen dagegen wohl deutlich besser.
    Korak habe ich in den 60ern nicht mehr kennengelernt, habe allerdings vor Jahren ein Einzelheft dieser Reihe in Zustand 3 zu einem sagenhaften Preis über die Bucht verkaufen können.