•         *[Home] *[Fernsehen] *[Bücher] * [Comics] *[Musik] *[Alltag] * [Zeitgeschichte] *[Über mich]

    Sie sind nicht angemeldet.

    Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Das waren noch Zeiten!. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

    1

    Sonntag, 30. Januar 2022, 15:49

    Hansrudi Wäschers Sigurd - Die späten Großbände (1966- 1968)

    Als Jahrgang ´57 gehörte ich eher zu den "späten Lehning- Kindern". Sehr vertraut waren mir daher die Sigurd- Großbände der Jahre 1966 bis 1968 zum Preis von 70/ 80 Pfennigen, während ich ihre 60 Pfennig- Vorgänger im abgespeckten Format mit den bereits satinierten Umschlägen überhaupt nicht kannte. Geläufig waren mir dagegen die aus meiner damaligen Sicht "klassischen" Hefte von 1962/63, von denen ich einzelne in meinem Gesamtbestand hatte und bei denen es sich um Mitbringsel meines jüngsten Onkels gehandelt haben dürfte.
    Wie auch immer: nachdem in Sigurd- Großband 201 der Laban- Zyklus mit dem Tod des Erzschurken in der Arena zu einem krönenden Abschluß gekommen ist, befinden sich die drei Freunde auf einem Schiff, von deren Besatzung sie in ein Boot verfrachtet werden, da sie an deren geplanter Seeräuberkarriere nicht teilhaben wollen. Schnell geraten sie in einen heraufziehenden Sturm und finden sich abermals an unbekannten Ufern wieder, an denen es nun eine Räuberbande zu bezwingen gilt, die hier ihr schändliches Unwesen treibt. Dem Klang der Namen nach befinden sie sich inzwischen in Italien, denn ihr "Klient" in diesem neuen Abenteuer ist Graf Ettore von Spaccamonte, dessen Stiefbruder Luca sich schnell als Kontrahent der Freunde entpuppt, der mit seiner scheinbar verspielten und künstlerisch veranlagten Natur für zahlreiche Verwicklungen sorgt. Am Ende entpuppt sich ausgerechnet das Muttersöhnchen Luca als Haupt der Räuberbande, die die Grafschaft bereits seit über einem Jahr terrorisiert hat.
    Nach dem Laban- Zyklus ist die Geschichte um Ettore und Luca di Spaccamonte eine eher etwas flache Story, die ihre Stärken vor allem aus zahlreichen "Actionszenen" und einer etwas geänderten Kolorierung bezieht, in der violette und vor allem blaugrüne Farbtöne Verwendung finden, die typisch für die späten Lehning- Großbände sind. Immerhin erstreckt sich die Spaccamonte- Saga über 26 Hefte, was bei vierzehntägiger Erscheinungsweise in der Echtzeit der Leser einem ganzen Jahr entspricht (März 1966 bis März 1967).
    Der "dünneren" Handlungsdichte entspricht auch die etwas schwächere zeichnerische Qualität dieser Großbände. Oft besteht die Landschaft lediglich aus kahlen, in monochromem Gelb eingefärbten Felsen, und die asymmetrischen Panels wirken meist doch recht schematisch angelegt.
    Auch die folgende Geschichte, bei der die drei Freunde in Verdacht geraten, die wiedergewonnene Beute der Räuber entwendet zu haben, wirkt sowohl zeichnerisch als auch inhaltlich ein wenig ohne Biß. Denkbar ist, daß die erneut heraufziehende schwere Krise des Lehning- Verlags deutlich an der kreativen Motivation Hansrudi Wäscher´s genagt hat, der sich dazu in einem seiner späteren Interviews auch geäußert hatte: "Nicht bewußt natürlich. Aber vielleicht hat das (die Verlagskrise, d.A.) tatsächlich einen Einfluß gehabt".
    So endeten die Sigurd- Geschichten der ganz späten Lehning- Zeit ohne allzu großen Glanz. Das letzte Abenteuer handelt von dem Wirt einer Spelunke , der sich als Goldmacher versucht. Auffallend ist, daß Großband 243 vom Oktober 1967 mit dem reißerischen Titel "Gold !" in diesem Zeitrahmen sehr häufig als Remittendenexemplar in den einschlägigen Wundertüten zu finden war. Ein Scherz Cassims, der den Eindruck erweckt, das Goldmachen sei dem Wirt urplötzlich gelungen, ruft finstere Mächte auf den Plan und führt zu einem reichlich regellosen Aktionismus in den Folgeheften. Ende Mai 1968 endet schließlich Heft 257 mit der Ankündigung der Folgenummer unter dem Titel "Gefährliche Hilfe". Hilfe konnten Sigurd und sein Verleger in diesem Moment tatsächlich gebrauchen, doch sie konnte beide nicht mehr erreichen, da der Lehning- Verlag zu diesem Zeitpunkt bereits Konkurs anmelden mußte. Die Großbände 258 bis 260 hatte Hansrudi Wäscher zwar schon fertig gezeichnet und dem Verlag übergeben, jedoch verschwanden diese Ausgaben letztendlich auf Nimmerwiedersehen in der Konkursmasse. Bekannt sind heute nur noch die Folgetitel "Scharf bewacht", "Gibt es ein Entkommen ?" sowie "Gufos Heimtücke". Für Heft 262, das den Titel "Der Fluchtweg" hätte tragen sollen, lag bereits ein Manuskript vor.
    Erst im Jahre 1987 brachte Wäscher die abgebrochene Goldgeschichte mit dem Heft "Gefährliche Hilfe" zu einem Abschluß, nachdem sich 1978 bereits der Fanzeichner Rolf Schumann an seiner eigenen Version in einer Auflage von dreihundert Exemplaren versucht hatte.