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    Donnerstag, 20. Januar 2022, 13:30

    Hansrudi Wäschers Sigurd - Neue Abenteuer ! (1963)

    Die Vorgeschichte. Walter Lehnings verlegerisches Konzept, sein Comic- Flaggschiff "Sigurd" ab Juni 1958 mit einer Neuauflage der alten Piccolo- Abenteuer im zeitgemäßeren Großbandformat nochmals zu vermarkten, ging nur sehr bedingt auf. Weder wuchs dadurch die Leserschaft noch kauften sich die meist jugendlichen Leser beide Serien, sondern entweder wurden nur die Piccolos oder ausschließlich die Großbände angeschafft. Dies führte zu einem typischen "Marktkannibalismus" mit der Folge, daß die vom Konzept her bereits etwas angejahrten Sigurd- Streifenhefte schließlich nur noch eine Verkaufsauflage von ca. 80.000 Exemplaren aufwiesen. Lehning zog daraus die unternehmerischen Konsequenzen und beschloß, eine der beiden Serien vom Markt zu nehmen. Seine Wahl fiel auf die Piccolos, da ihn die Zweitverwertung alter Streifenhefte, abgesehen von den Produktionskosten und der Erstellung neuer Titelbilder für die Großbände durch Hansrudi Wäscher, keine zusätzlichen Kosten verursachten. Infolge erschien das letzte Piccolo- Heft mit der Nummer 324 im Februar 1960, und bereits in der darauffolgenden Woche kam als Ersatz eine neue Piccolo- Reihe für die "Freunde spannender Abenteuer aus ritterlichen Tagen" auf den Markt: Falk, Ritter ohne Furcht und Tadel !
    Der Neuanfang. Zwischen Februar 1960 und April 1963 zeichnete Wäscher seinen "Sigurd" lediglich nur noch für die meist äußerst gelungenen Titelseiten der Großbände. Doch nach hundertvierundzwanzig Heften im Großformat waren im April 1963 die Geschichten aus den Piccolos der 50er Jahre aufgebraucht, und aufgrund des immer noch großen Erfolgs des "Sigurd" beauftragte der Verleger seinen Hauszeichner Wäscher, neue Geschichten zu liefern.
    Großband 125 unter dem Titel "Spuk an der Teufelsbrücke" und mit dem deutlichen Umschlagvermerk "Neue Abenteuer !" begann mit einer völlig geänderten Seitenarchitektur. Obwohl Wäscher mit seiner neuen Geschichte direkt an das Geschehen des letzten Piccoloheftchens anknüpfte, wirkten die drei Freunde Sigurd, Bodo und Cassim jetzt so, als wären sie um Jahre gealtert. Dieser Eindruck mag auch dem neuen Format geschuldet sein, das größere Einzelbilder zuließ als in den schmalen Streifenheftchen. Wie bereits bei seinen früher aufgelegten Großbänden brach Wäscher seine Panels auch hier zu einem eigenwilligen Layout um, das an die Scherben eines zerbrochenen Spiegels erinnert. Rechteckige Panels sucht man vergebens, was dem Zeichner gestattete, einzelne Szenen je nach Wichtigkeit in unterschiedlichen Formaten anzulegen und den Seiten darüber hinaus auch eine gewisse Dynamik zu verleihen. Dazu kam zum Beginn und zum Ende eines jeden Heftes ein ganzseitiges Motiv sowie ein doppelseitiges in der Heftmitte. Letzteres verführte nicht wenige der damaligen Leser dazu, sich die Doppelseite herauszutrennen und quasi als "Miniposter" an die Wand zu pinnen, was viele heutige Sammler beim Erwerb dieser Ausgaben zur Vorsicht und zur genaueren Durchsicht der Hefte mahnt.
    All diese Neuerungen machten im Jahr 1963 die Hefte zwar optisch attraktiver, nahm ihnen jedoch gleichzeitig auch etwas von der bisher gewohnten erzählerischen Dichte zugunsten der zunehmenden Suggestion von Bewegung. Hinzu kam, daß durch die größeren Panels ein Großband mit den "Neuen Abenteuern !" auch deutlich schneller durchgelesen war als die Vorgängerhefte mit der Wiedergabe der Piccoloheftchen.
    Bei dem ersten "Neuen Abenteuer !" dreht sich alles um den schriftlichen Hilferuf eines Ritters Altweiler, der jedoch beim Eintreffen von Sigurd, Bodo und Cassim bereits durch den Überfall der Räuberbande des "Schwarzen Schinders" ums Leben gekommen ist. Sigurd gelingt es lediglich noch, dessen Söhnchen aus den Flammen der Burg zu retten. Kaum hat sich der Rauch verzogen, da tauchen fast zeitgleich die Ritter Steinmark und Hufenbrink vor der Burg auf, und schon bald wird den Freunden klar, daß einer der beiden danach trachtet, sich Ritter Altweilers Besitz unter den Nagel zu reißen. Der Fall entwickelt sich zu einer regelrechten Detektivgeschichte, und nach seiner Lösung treffen die Freunde in einem "Zauberwald" urplötzlich auf "Zwerge und Kobolde ?", deren Herkunft sie sich zunächst nicht erklären können. Des Rätsels Lösung ist am Ende, daß ein "Herr der Finsternis" entführte Kinder für sich in einem Bergwerk schuften läßt, und einige von ihnen in entsprechender Verkleidung Neugierige abschrecken sollen.
    Die ersten beiden der "Neuen Abenteuer !", die sich über jeweils neun Großbände erstrecken, wirken im Vergleich zu den vorangegangenen Piccolo- Erzählungen mehr wie eine Schwerpunktsetzung der optischen Umsetzung zulasten der erzählerischen Dichte, was ihnen dennoch nichts von ihrem besonderen grafischem Reiz nimmt.
    Was über die nächsten beiden Jahre folgt, sind ineinander verschachtelte und verzahnte Erzählstränge, die mit der Entführung von Prinzessin Margarethe, der Nichte des Fürsten Friedrich, beginnen, die von den Piraten des "Schwarzen Schiffes" verschleppt wird. Die Geschichte, die mit Großband 143 beginnt und erst mit Heft 200 zum endgültigen Abschluß kommen wird, wird von Wäscher- Fans oft als "Laban- Zyklus" bezeichnet und gilt vielen von ihnen als sein erzählerisches Meisterwerk. Doch davon mehr in einem gesonderten Beitrag... ;)