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    Montag, 17. Januar 2022, 14:48

    Das Wort zum Sonntag

    Kaum ein Format polarisiert seit seiner Einführung derart die deutschen Fernsehzuschauer wie der Dauerbrenner der beiden großen Staatskirchen: "Das Wort zum Sonntag". Die Beurteilungen reichen dabei von "absolut überflüssig" bis hin zu "wertvolle Predigten und Beiträge für alle gläubigen Christen". Meine Eltern und ich sahen es wohl weitgehend wertneutral und eher als ständig wiederkehrendes Wochenendritual und weniger als "Zwangsbeglückung" an. Mir persönlich ist insbesondere der Name von Pastor Sommerauer in Erinnerung geblieben, der in diesem Format zeitweise wohl recht häufig vertreten war.
    Wie auch immer man zu dieser Sendung stehen mag: neben der "Tagesschau" handelt es sich beim "Wort zum Sonntag" um die älteste uns erhalten gebliebene, ständig wiederkehrende Sendung des deutschen öffentlich- rechlichen Fernsehens.
    Ursprünglich sollte die Erstausstrahlung bereits am 1. Mai 1954 mit einem Wortbeitrag des katholischen Prälaten Klaus Mund aus Aachen staatfinden, jedoch verhinderte ein technischer Defekt die Übertragung. Stattdessen sprach eine Woche später der evangelische Pastor Walter Dittmann aus Hamburg das erste "Wort zum Sonntag" mit dem Titel "Sehen und Hören". Drei Jahre später kam mit Erika Schwarze zum ersten Mal eine Frau in diesem Format zu Wort.
    Waren in den 50er und 60er Jahren die geistlichen Wortbeiträge oft noch eher akademisch trocken und trafen daher nicht selten auf das Desinteresse von großen Teilen der Fernsehgemeinde, ging es in den 70er Jahren, dem geänderten Zeitgeist entprechend, bereits deutlich munterer zu. Im Jahre 1977 legte der evangelische Pfarrer Jörg Zink sein Redemanuskript demonstrativ zur Seite und sprach stattdessen über die Entführung der Verkehrslinienmaschine "Landshut". Ebenso taten es seine Kollegen drei Jahre später anläßlich der Madrider Zuganschläge oder des Terroranschlags am Flughafen Moskau- Domodedowo.
    Pfarrer Jörg Zink war nicht nur durch die politische Einfärbung vieler seiner Predigten bekannt, sondern beklagte bereits im November 1979 im "Wort zum Sonntag" die massive Umweltzerstörung in unserem Land, so daß ihm nachgesagt wurde, den Einzug der Grünen in den Landtag von Baden- Württemberg durch die weite Verbreitung seiner Ansprachen erst ermöglicht zu haben.
    In den Jahren ab 1983 geriet "Das Wort zum Sonntag" unter anderem durch die Predigten von Isa Vermehren frischer und menschlicher, auch erfolgte dreizehn Jahre später die erste Live- Schaltung direkt von der Hamburger Reeperbahn, wo im Jahre 2000 die offizielle Feier des "Eurovision Song Contests" (ESC) stattfand.
    Am 25. April 1987 war ein großer Tag für das Format, denn mit Johannes Paul II. sprach erstmals ein Papst das "Wort zum Sonntag". Auch Papst Benedikt VI. wandte sich am 17. September 2011 vor Beginn seiner Deutschlandreise mit seinem persönlichen "Wort zum Sonntag" an die deutschen Fernsehzuschauer.
    Im Jahre 2004 wurde mit einem Festakt in Hamburg das fünfzigjährige Bestehen der Sendung gefeiert.
    Für fernsehhistorisch Interessierte ist das Format bis zum heutigen Tag nicht ganz uninteressant, spiegelt es doch nicht zuletzt auch über 60 Jahre Kirchengeschichte der Bundesrepublik Deutschland mit all ihren Höhen und Tiefen.

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    Dienstag, 18. Januar 2022, 14:04

    Was mich am "Wort zum Sonntag" Samstag fuer Samstag von neuem geaergert hat: dadurch verzoegerte sich der Beginn der alten US Spielfilme, die in der Regel um 22 Uhr losgehen sollten, aber oft erst um 22:30 Uhr anfingen.
    Um 9 Uhr mussten wir in meiner Familie schon wieder am Fruehstuecksstisch sitzen, also blieb nicht viel Schlaf zwischen dem Ende des Spaetfilms und dem sonntaeglichen Aufstehen.

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    Dienstag, 18. Januar 2022, 16:02

    Die Vorfreude

    Der Beginn des "Wortes zum Sonntag" war für uns in den 60ern oft mit der Vorfreude auf den danach beginnenden Spielfilm verbunden. Man darf sich das nicht so vorstellen wie heute: wenn damals pro Woche zwei gute Spielfilme im Programm der öffentlich- rechtlichen Kanäle liefen, war das schon viel.
    Schön war´s auch, weil wir am darauffolgenden Sonntag ausschlafen konnten. Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß mein alter Herr, der damals in den Dreißigern war und beruflich viel um die Ohren hatte, oft noch bis in die späten Vormittagsstunden in der Koje lag, während meine Mutter das Mittagessen vorbereitete und ich mich mit den üblichen Dingen beschäftigte: drinnen oder draußen spielen, lesen oder meine Aufstellfiguren positionieren, solange der Küchentisch noch nicht belegt war. Denn ein eigenes Zimmer hatte ich in diesem Zeitrahmen noch nicht ;) .