Man merkte ihm schon anhand seines geschliffenen jovialen Ungangstons an, daß er aus nicht gerade kleinen Verhältnissen stammte. Unvergessen sind auch die kleinen Kostproben seines schauspielerischen Könnens , die er während der 60er Jahre in "EWG" zum Besten gab. Während "Kuli", abgesehen von einigen verbalen Entgleisungen seiner späten Jahre, auch heute noch als Lichtgestalt des damaligen deutschen Unterhaltungsfernsehens schlechthin gilt, hat es seinen EWG- Sidekick Martin Jente leider böse erwischt, der quasi posthum von "Widerstandskämpfern" decouvriert wurde. Johannes Groß hat derartige Vorgänge irgendwann in den 90ern einmal folgendermaßen umschrieben: "Je weiter die unselige NS- Zeit von uns abrückt, desto mehr scheinen die selbsternannten kleinen Widerstandskäpfer aus ihren Löchern zu kommen." Recht hatte er

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Hans- Joachim Kulenkampff wurde am 27. April 1921 als Sohn eines Kaufmanns aus einer bekannten großbürgerlichen Bremer Familie ebendort geboren. Nach dem Besuch des Realgymnasiums besuchte er ab 1939 die Schauspielschule des "Deutschen Schauspielhauses" in Berlin, wurde aber noch vor seinem eigentlichen Bühnendebüt zur Wehrmacht eingezogen. Ab 1941 kämpfte er als Kradmelder einer Flakeinheit an der Ostfront und zog sich dort u.a. Erfrierungen an den Zehen zu. Gegen Kriegsende geriet der Obergefreite Kulenkampff für ein Jahr in britische Gefangenschaft. Nach seiner Entlassung nahm er seine unterbrochene schauspielerische Karriere wieder auf und erhielt im Jahre 1946 sein erstes Engagement am Bremer Stadttheater.
Über Stationen in München und Zürich gelangte er auch nach Frankfurt und knüpfte dort erste Kontakte zu "Radio Frankfurt", aus dem später der Hessische Rundfunk hervorging. Bereits Anfang der 50er Jahre trat Kulenkampff auch als Moderator und Conférencier im Rundfunk auf und wurde durch Sendungen wie den damals äußerst populären "Frankfurter Wecker" oder mit "Heiß und Kalt" schnell bekannt.
Zum eigentlichen Durchbruch kam es 1953, als er in den frühen Tagen des deutschen Fernsehens die Quiz- Show "Wer gegen wen ?" moderierte. Daraus sollte sich eine Entwicklung ergeben, die "Kuli", wie ihn sein Publikum bald nannte, neben Peter Frankenfeld zum beliebtesten Showmaster der deutschen Fernsehgeschichte machen sollte.
Anders als Frankenfeld, der als ehemaliger Varietékünstler in seinen Sendungen gern mit ausgefallenen Spielen experimentierte, herrschten in "Kulis" Sendungen vorher ausgiebig erprobte und bewährte Konzepte vor.
Seinen mit Abstand größten Erfolg verzeichnete Kulenkampff mit der Quiz- Show "Einer wird gewinnen" (EWG), die zwischen 1964 und 1987 mit insgesamt 82 Sendungen zu einem der beliebtesten Formate der "Großen Samstagabend- Unterhaltung" wurde und in der junge Kandidaten aus verschiedenen europäischen Ländern einem Millionenpublikum vorgestellt wurden. Zeitzeugen erinnern sich noch gern an den charmanten und bisweilen auch etwas spöttischen Umgang Kuli´s mit seinen Kandidaten, an seine ausgesprochen reizvolle Assistentin Uschi Siebert, an die scheinbar spontanen Abschlußdispute mit Butler Martin alias Martin Jente (1909-1996) und natürlich an die oft nicht ganz einfachen Fragestellungen.
Diese Erfolgskombination ermöglichte auch ein bis daher nicht bekanntes Novum in der deutschen Fernsehlandschaft, nämlich das maßlose zeitliche Überziehen der Sendung; ein Privileg, das sich zu dieser Zeit nur ein Hans- Joachim Kulenkampff leisten konnte.
Zwischen 1985 und 1986 war der erfolgreiche Moderator mit der Sendereihe "Nachtgedanken", in der er Lesungen zum Programmausklang der ARD vortrug und die insgesamt 92-mal ausgestrahlt wurde, noch einmal sehr erfolgreich. Danach konnte er zumindest im Fernsehen nicht mehr so recht an seine alten Erfolge anknüpfen. Aus diesem Grund wechselte der nunmehr gelegentlich schon als "Dinosaurier der Fernsehunterhaltung" bezeichnete Kulenkampff zu RTLplus, um dort den "Buchclub" zu moderieren, der mangels Einschaltquote jedoch nur bis Mitte 1991 ausgestrahlt wurde. Ein Jahr später wechselte er zum ZDF und moderierte die Sendung "Wer weiß warum ?". Auch übernahm er im September 1992 als Nachfolger von Wim Thoelke die Nachfolge des Dauerbrenners "Der große Preis", an dem er jedoch mittlerweile altersbedingt scheiterte und dieses Format nach teilweise harscher öffentlicher Kritik Mitte 1993 bereits wieder abgab.
Die Zeiten und das Publikum hatten sich gewandelt, und der einst als charmant und leutselig geltende Plauderer wurde nun von Teilen der nachgewachsenen Fernsehkritik als "alternder Schwätzer" abgetan. Sicherlich zu Unrecht, doch "Kuli" zog daraus die Konsequenzen und widmete sich nun verstärkt seiner Theaterarbeit, der er auch während seiner EWG- Zeit nie ganz den Rücken gekehrt hatte.
Auch auf der Leinwand war Kulenkampff vor allem in den 50er und 60er Jahren in leichten Unterhaltungskomödien zu sehen gewesen. So spielte er 1958 neben Heinz Erhardt in "Immer die Radfahrer", ein Jahr später in "Kein Mann zum Heiraten", 1960 in "Soo nicht, meine Herren" und 1961 in der gelungenen Komödie "Drei Mann in einem Boot".
Als Schauspieler präsentierte sich der leidenschaftliche Segler Kulenkampff auf dem Bildschirm u.a. in der ganz auf ihn zugeschnittenen Miniserie "Käpt´n Senkstakes Abenteuer" von 1974 oder als Protagonist in der zehnteiligen Serie "Ein Mann macht klar Schiff" von 1985.
Noch im Jahre 1997 versuchte Kulenkampff mit der anspruchsvollen Generationen- Quizshow "Zwischen Gestern und Morgen" ein letztes Comeback im deutschen Fernsehen. Die in einigen dritten Regionalprogrammen plazierte Samstagabend- Sendung mußte allerdings im März 1998 wegen zu schwacher Einschaltquoten bereits wieder eigestellt werden. Danach zog sich der bekannte Künstler wegen seiner festgestellten Krebserkrankung weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück.
Der erfolgreichste "Showmaster der Nation", der seit 1948 mit der Kinderbuchautorin Gertraud Schwarz verheiratet war, erlag am 14. August 1998 im Alter von 77 Jahren seinem schweren Krebsleiden.
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