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    Dienstag, 4. Januar 2022, 13:45

    Peter Frankenfeld - Der Pionier

    Das Quizformat "Vergißmeinnicht" unter der Ägide des sehr vielseitigen Peter Frankenfeld, der damals bereits so etwas wie eine gesellschaftliche Institution war, war für meine Familie zwischen 1964 und 1970 stets ganz große Abendunterhaltung. Die damals sehr hochauflagigen Wohlfahrtsmarken der Deutschen Bundespost mit Märchenmotiven wurden millionenfach auf den Rätselkarten verklebt und sorgten für ein annähernd gleichmäßig hohes Spendenaufkommen für die Aktion Sorgenkind, dessen Höhepunkt, gemessen an den Markenauflagen, wohl um 1965/66 erreicht war.
    Zeit also, sich mit dem unvergessenen Entertainer und Showmaster noch einmal etwas näher zu beschäftigen.
    Peter Frankenfeld wurde am 31. Mai 1913 als Sohn eines Mechanikermeisters in Berlin geboren. Als der Vater ein Jahr später in den Krieg ziehen mußte, ernährte die Mutter mit einem kleinen Tabakwarengeschäft die Familie und lebte mit ihren drei Söhnen in räumlicher Enge direkt hinter dem Laden.
    Gegen Kriegsende kehrte der Vater versehrt von der Front zurück und erzog seine Söhne fortan mit äußerster Strenge, worauf Sohn Peter in darstellende Spielwelten flüchtete und u.a. seine Freunde in den Hinterhöfen des Berliner Arbeiterviertels Friedrichshain mit Kasperlevorstellungen unterhielt.
    Schon früh verließ Peter Frankenfeld die Schule, nach der Mittleren Reife ging der damals Fünfzehnjährige zu einem kleinen Wanderzirkus und trat dort als "Frank der Zauberer" auf. Da Peter noch minderjährig war, holte ihn der Vater nach Hause zurück und vermittelte ihm eine Ausbildung als Page im exklusiven Berliner Hotel Adlon, die er jedoch vorzeitig beenden mußte. Nach einer Ausbildung zum Schaufensterdekorateur verließ Frankenfeld mit neunzehn Jahren endgültig sein Elternhaus.
    Fortan lebte er unter dürftigen Verhältnissen in einem möblierten Zimmer, stürzte sich in das Berliner Nachtleben und sehnte sich nach Bühnenauftritten. Doch zunächst mußte er sich in den Jahren der großen Weltwirtschaftskrise mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten, so z.B. als Vertreter und als Reklamemaler.
    Als der Leiter des berühmten "Kabaretts der Komiker", Willi Schaeffers, Nachwuchstalente suchte, bewarb sich Frankenfeld und wurde angenommen. Rasch machte sich der junge Peter Frankenfeld als Zauberer, Conférencier und Kabarettist einen Namen in der Berliner Varietészene.
    Während einer Tournee mit Hans Albers erreichte Peter Frankenfeld überraschend der Einberufungsbefehl. Zunächst kam er nach seiner Grundausbildung zur Truppenbetreuung nach Frankreich und wurde dann gegen Ende 1942 zum Wehrmachtskabarett "Atlantis" versetzt. Dem damaligen Leiter des Radiosenders gingen Frankenfelds Witze jedoch zu weit, so daß der Unterhaltungskünstler als Funker an die Ostfront versetzt wurde. Dort wurde er zwei Wochen vor Kriegsende in Rumänien noch schwer verwundet. Nach seiner Genesung betätigte sich Frankenfeld als Dolmetscher, trat in amerikanischen Clubs auf und imitierte dort u.a. sehr erfolgreich amerikanische Showmaster.
    In den darauffolgenden Nachkriegsjahren wurde Peter Frankenfeld durch seine innovativen Rundfunk- und Fernsehshows bald zu einem der populärsten Vertreter der deutschen Unterhaltungsbranche. Mit seinen eigenen Rundfunkreihen wurde er deutschlandweit bei seinem Publikum äußerst beliebt. Es begann 1948, als das Frankfurter Radio das Talent des Entertainers für sich entdeckte. Der musikalischen Sendung "Guten Morgen, liebe Hörer" folgte bald "So ein Zufall: Kleine Melo-Diebereien" (1948- 1951) beim HR sowie "Funk und Flax" (1948- 1955) im Programm des BR. Weitere Programme wie "Eintritt frei (1949- 1952), "Frankfurter Wecker" (1952- 1967), "Wer zuletzt lacht" (1953- 1957) oder die halbstündige nächtliche Hörfunksendung im NDR "Peters Bastelstunde" (1952- 1967 im Wechsel mit H.-J. Kulenkampff) gerieten zu Kultprogrammen im deutschen Rundfunk der frühen Nachkriegsjahrzehnte.
    Hatte Frankenfeld bereits die "Bunten Nachmittage" im Rundfunk durch Fragespiele modernisiert, übertrug er dieses neue, aus Amerika stammende Genre nun auch auf das neue Medium Fernsehen. Mit Formaten wie "Eine nette Bescherung" (1952), "1:0 für Sie" (1954/55), "Bitte recht freundlich" (1956/57), "Viel Vergnügen" (1957/58 ) oder "Heute Abend Peter Frankenfeld" (1959/60) wurde er zu DEM deutschen Entertainer der Nachkriegsjahre schlechthin, zum ersten Showmaster und zum "Superstar der Nation". Erstmals trat er bei "1:0 für Sie" mit seiner legendären karierten Jacke auf, die in den 50ern zu seinem Markenzeichen wurde.
    Auch in den 60er und 70er Jahren blieb Frankenfeld mit weiteren Shows einer der beliebtesten Unterhalter der deutschen Fernsehkultur. Allein schon sein Name garantierte für hohe Einschaltquoten, seine Sendungen hießen nun "Guten Abend ! Das kleine Fernseh-Spielmagazin mit Peter Frankenfeld" (1960/61), "Wer will, der kann, Heiß oder Kalt" (1964-1970) oder die beliebte Talentshow "Und Ihr Steckenpferd ?" (1964-1970).
    Zum größten Erlebnis der Fernsehunterhaltung der 60er Jahre geriet jedoch ab 1964 die erste große ZDF- Quizshow "Vergißmeinnicht". Am 9. Oktober 1964 kam das legendäre Lotteriespiel unter der Verwendung von Wohlfahrtsmarken und des Postleitzahlenquiz erstmals in die heimischen Wohnzimmer. Das Format bescherte dem ZDF bis 1970 Einschaltquoten von bis zu achtzig (!) Prozent und der Aktion Sorgenkind zweistellige Millioneneinnahmen.
    Am 16. April 1970 fand die letzte Sendung des großen Quizformats statt, da die Intendanz des ZDF "Vergißmeinnicht" nach der 47. Sendung sehr kurzfristig aus dem Programm nahm. Über die Hintergründe wird bis heute spekuliert. Lag es an gescheiterten Honorarverhandlungen, wollte man generell "frischen Wind" ins Programm bringen und neue Experimente wagen, wie dies in den 60ern durchaus nicht ünüblich war, oder steckten andere Gründe dahinter ? Fest steht, daß Peter Frankenfeld und Karl Holzamer mehr oder weniger im Streit voneinander gingen und der ZDF- Intendant anschließend nichts besseres zu tun hatte, als die Löschung sämtlicher MAZ- Bänder von "Vergißmeinnicht" zu verfügen, so daß das Format Nostalgiefans heute leider nicht mehr zur Verfügung steht.
    Für den bis dahin erfolgsverwöhnten Peter Frankenfeld begann eine schwere Zeit, denn in den Folgejahren mußte er sich mit lediglich einigen Gastauftritten z.B. bei Rudi Carrell begnügen. Doch bereits am 2. Januar 1975 war er wieder da und konnte mit der legendären Sendereihe "Musik ist Trumpf" an alte Erfolge anknüpfen und gleichzeitig ein grandioses Comeback feiern. Das Format, eine Mischung aus gelungenen Sketchen und Auftritten bekannter Stars, wurde zu einem Meilenstein der Fernsehunterhaltung der 70er Jahre.
    Als Frankenfeld im Herbst 1978 schwer an einer Gesichtsrose erkrankte, wurde "Musik ist Trumpf" u.a. von Wim Thoelke und zwischen 1979 und 1981 von Harald Juhnke moderiert und danach endgültig eingestellt.
    Nur wenige Monate nach Bekanntwerden seiner Erkrankung starb der legendäre Entertainer und Showmaster am 4. Januar 1979 im Alter von nur 65 Jahren in Hamburg. Auch viele Jahre nach seinem Tod zählt er immer noch zu den unvergessenen Lieblingen des deutschen Fernsehpublikums. Während seiner Karriere hat der "Vater der deutschen Fernsehunterhaltung" über 1.500 Sendungen moderiert, rund 15.000 Sketche geschrieben und eine Reihe diverser Show- Konzepte entwickelt, womit er nicht nur zu einem der beliebtesten, sondern auch zum mit Abstand produktivsten Entertainer der deutschen TV- Geschichte wurde.

    www.youtube.com/watch?v=NH6seTxBUKA