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    Donnerstag, 30. Dezember 2021, 12:30

    Wim Thoelke - Der Verwalter

    Was um alles in der Welt die damaligen Programmverantwortlichen des ZDF 1970 dazu bewogen hat, dem immer noch sehr erfolgreichen Showgiganten Peter Frankenfeld mit seinem Format "Vergißmeinnicht" sehr kurzfristig den Laufpaß zu geben und stattdessen "Big Wim", wie er in späteren Jahren halb scherzhaft genannt wurde, als dessen Nachfolger zu installieren, ist mir bis heute ein Rätsel geblieben. Erklären läßt sich das eigentlich nur mit dem "frischen Wind", der im Zuge der 68er- Kulturrevolution durch viele Redaktionsstuben der beiden öffentlich- rechtlichen Sender wehte, sowie mit den aufgetretenen Schwierigkeiten während der Honorarverhandlungen mit Frankenfeld. Eine entscheidende Rolle dürfte auch der damalige ZDF- Intendant Karl Holzamer (1963- 1977) gespielt haben, der von Thoelke stets in höchsten Tönen gelobt worden war.
    Aber Wim Thoelke als Nachfolger von Peter Frankenfeld ? Der Mann war Fernsehjournalist, gehörte seit der Gründung des ZDF im Jahre 1963 mit dazu und war zudem anerkannter Sportmoderator mit der Ausstrahlung des Kundenberaters einer großen Versicherungsgesellschaft. Was viele nicht wissen: ganz nebenbei war der 1,91 Meter große Hüne mit rund hundert Kilo Lebendgewicht auch ein sehr erfolgreicher Unternehmer, der nach seinem Tod ein Privatvermögen von über 45 Millionen DM hinterlassen hatte.
    Aber fangen wir wie immer von vorne an. Wim Thoelke war zwar ein Sohn des "Ruhrpotts", kam aber nicht aus kleinen Verhältnissen. Geboren wurde er am 9. Mai 1927 als Sohn eines Oberstudiendirektors in Mülheim/Ruhr. Nach dem Abitur studierte er ab 1948 zunächst Jura in Köln. Anstelle eines Referendariats begann er 1951 die Dissertation über das Thema "Rechtliche, insbesondere urheberrechtliche Probleme des Fernsehens" und wurde im Anschluß Hauptgeschäftsführer des Deutschen Handballbundes, eine Funktion, die er sieben Jahre lang ausübte.
    Im Jahre 1963 gelangte er als Journalist zum damals gerade frischgegründeten ZDF, war dort zunächst als Sprecher für das Nachrichtenmagazin "Heute" tätig und wurde zu einem der Initiatoren und Moderatoren des "Aktuellen Sport- Studios". Zwischen 1963 und 1970 moderierte Thoelke das beliebte Sportmagazin insgesamt 115- mal und entwickelte sich neben Rainer Günzler, Harry Valerien und Dieter Kürten zu einem der bekanntesten Sportmoderatoren des öffentlich-rechtlichen Fernsehens dieser Jahre.
    Im Jahre 1970 verabschiedete sich das ZDF sehr kurzfristig von Peter Frankenfeld, der die legendäre Quiz- Show "Vergißmeinnicht" dort seit 1964 geprägt, gestaltet und moderiert hatte. Thoelke beerbte recht überraschend die Showgröße und startete im gleichen Jahr als Moderator des Nachfolgeformats "Drei mal Neun" zu Gunsten der Aktion Sorgenkind. "Drei mal Neun" wurde wiederum im Jahre 1974 nach 31 Sendungen von "Der Große Preis" abgelöst", ein Quizformat, das Thoelke achtzehn Jahre lang bis 1992 moderierte und das als "Spiel- und Rateshow mit sozialem Anliegen" langfristig sehr erfolgreich wurde. Angelehnt an das italienische Vorbild "Rischia tutto", lag die durchschnittliche Sehbeteiligung in den 70er Jahren bei beachtlichen um die fünfzig Prozent, was allerdings auch der Tatsache geschuldet war, daß es damals noch kein Privatfernsehen gab und die Alternativen entsprechend überschaubar ausfielen. Zwischen 1974 und 1992 fielen die Einschaltquoten dann sukzessive von 24 auf zuletzt nur noch 8 Millionen Zuschauer.
    Nach insgesamt 219 Sendungen "Der Große Preis" trat Wim Thoelke am 10. Dezember 1992 aus gesundheitlichen Gründen von der Showbühne ab, nicht zuletzt, um seinen Platz einem jüngeren Nachwuchstalent freizumachen. Umso überraschter und auch einigermaßen enttäuscht reagierte er, als die Sendung der deutlich älteren Showlegende Hans- Joachim Kulenkampff übergeben wurde, der diesen Anforderungen jedoch ebenfalls nicht mehr gewachsen war und den "Stab" im Juli 1993 an Carolin Reiber weiterreichte. Am 11. Dezember 1993 wurde "Der große Preis" aufgrund des nachlassenden Zuschauerinteresses endgültig eingestellt.
    Wim Thoelke galt stets als der "Verwalter" des Erbes von Peter Frankenfeld. Weder war er bärbeißig- humorig talentiert wie dieser, der aus dem Kleinkunstmilieu kam, noch war er jovial- leutselig wie Kulenkampff, der gelernter Theaterschauspieler war. Zündende Gags und schrille Auftritte lagen ihm nicht, stattdessen kam er bei Teilen des Publikums gerade wegen einer gewissen Trockenheit, Seriosität und Korrektheit, die er stets ausstrahlte, recht gut an. Bereits 1975 erhielt er in der Kategorie "Bester Spielshow- Moderator" für seine Formate "Drei mal Neun" und "Der große Preis" die Goldene Kamera.
    Genial war die Idee, die stets etwas sachlich- trockene Moderation Thoelkes durch Einspielungen und Dialoge mit den beiden Loriot- Figuren Wum und Wendelin aufzulockern. Darüber hinaus gehörte Thoelkes gerauntes "Risikooo !" ähnlich wie Hans Rosenthals "Das ist Spitze !" bald zu den unvergessenen Markenzeichen der Quizshows des ZDF in den 70er und 80er Jahren.
    Im Jahre 1991 hatte sich Moderator Wim Thoelke einer schweren Herzoperation unterziehen müssen. Seine 200. Jubiläumssendung konnte er im April 1992 daher nur noch sitzend, gezeichnet von der schweren Bypass- Operation, durchführen. Dennoch fiel ihm der Abschied vom "Großen Preis" im Dezember 1992 nicht leicht, zumal er sich dabei von seinem Haussender alles andere als fair behandelt fühlte. "Ich möchte nicht gefeiert werden", sagte er bitter vor Beginn der Sendung.
    Der Jurist, Fernsehjournalist, Unternehmer und Moderator Wim Thoelke erlag am 26. November 1995 im Alter von 68 Jahren in seinem Haus in Wiesbaden seinem langjährigen Herzleiden. Der Showmaster war verheiratet und hinterließ zwei Kinder. Pikant war, daß er noch kurz vor seinem Tod sein Buch "Stars, Kollegen und Ganoven. Eine Art Autobiographie" veröffentlicht hatte, das wegen Enthüllungen über angeblich unsaubere Finanzpraktiken bei seinem langjährigen Haussender ZDF, dem er stets treu geblieben war, für erheblichen Wirbel sorgte.

    www.youtube.com/watch?v=toGaxFbfPmU
    www.youtube.com/watch?v=BrR8l6qoqLo
    www.youtube.com/watch?v=kyQa6e1FNmI

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    Samstag, 1. Januar 2022, 14:38

    Ueber einen Hans Rosenthal Artikel (vor allem seine bewegte Vergangenheit im WW II in Berlin, wo er sich als Teenager in einer Laubenkolonie jahrelang versteckt hielt) wuerde ich mich auch sehr freuen.

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    Samstag, 1. Januar 2022, 15:01

    Hänschen Rosenthal und das Buch von Thoelke

    Ein Blog über Hans Rosenthal war geplant und kommt demnächst in diesem Theater, Chrissie !
    Kleiner Nachtrag zu Wim Thoelke: bei einer Durchsicht der Memorabilien dieses oft unterschätzten langjährigen ZDF- Mitarbeiters, die auf ebay angeboten werden, finden sich zuhauf Autogrammkarten sowie die unvermeidlichen Merchandising- Langspielplatten dieser Jahre, jedoch nicht das Buch. Da werden doch nicht etwa die Justiziare des ZDF damals ein Veröffentlichungsverbot durchgedrückt haben ?

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    Samstag, 1. Januar 2022, 18:18

    Buch von Wim

    Ich habe das Buch als Hardcover leider immer noch nicht gelesen. Aber da du mich neugierig gemacht hast werde ich mir das mal raussuchen.
    Leider habe ich immer noch ganze Berge von ungelesenen das ich immer vor mir herschiebe.
    Und bei Amamama und bei booklooker gibt es da doch jede Menge Angebote ab 0,39 Cent.
    Als Taschenbuch und Hardcover, also keine Rede davon dass das irgendwie verhindert wurde.

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    Samstag, 1. Januar 2022, 20:44

    Stars, Kollegen und Ganoven

    Dann würde ich mich freuen, deine ausführliche Rezension hier im Forum über das Buch zu lesen !
    Angeblich soll Thoelkes Autobiographie ja gleichzeitig eine "gnadenlose Abrechnung" mit seinem Haussender ZDF gewesen sein, der seinen langjährigen Moderator auf eine eher unfeine Art und Weise vor die Tür befördert hat.