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    Samstag, 20. November 2021, 12:18

    Peterchens Mondfahrt (1959): weihnachtliches Kultformat der Generation Babyboomer ?

    Während sich in der "Generation der Nachgeborenen" die tschechische Produktion von 1973 "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" durch ihre alljährlichen Wiederholungen über die Folgejahrzehnte zum weihnachtlichen Kultformat herausgebildet hat, gilt dies bei der Generation der Babyboomer meines Erachtens vor allem für zwei Sendungen. Zum einen handelt es sich um "Wir warten aufs Christkind", ein ARD- Magazin mit sehr wechselnden Inhalten und Moderatoren, das über viele Jahre mehrstündig am Nachmittag des 24. Dezember ausgestrahlt wurde.
    Zum anderen gilt dies für die filmische Umsetzung von "Peterchens Mondfahrt" aus dem Jahre 1959 nach dem Buch von Gerdt von Bassewitz, der übrigens eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem späten Karl May hatte.
    Der Fernsehfilm wurde nach meiner Erinnerung in den 60ern fast jedes Jahr zur Weihnachtszeit wiederholt und hat sich dadurch unauslöschlich in mein Gedächtnis "eingebrannt", obwohl ich einen der damaligen Protagonisten, Herrn Sumsemann, überhaupt nicht mochte. Aus meiner kindlichen Perspektive erschien er mir als "Käferdarsteller" unglaubwürdig, da zu groß und zu ungelenk. Da konnte es auch die von ihm gepielte Fidel nicht herausreißen. So jedenfalls lautete meine damalige "Filmkritik" :P .
    Aber fangen wir von vorne an. Im Dezember 1912 wurde "Peterchens Mondfahrt" erstmals als Märchenspiel im Alten Theater Leipzig uraufgeführt. Drei Jahre später wurde dann die Theateraufführung erstmals in Buchform mit den Illustrationen von Hans Baluschek umgesetzt. "Peterchens Mondfahrt" wurde als Kinderbuch recht erfolgreich mehrfach verlegt und gilt heute als ein Klassiker der deutschen Kinder- und Jugendliteratur, obwohl es inhaltlich auf die heutigen Kids vielleicht etwas altbacken wirken dürfte.
    Als Vorbild für die beiden Geschwister Peter und Anneliese sollen die beiden Kinder des Ärzteehepaars Kohnstamm gedient haben, in deren Sanatorium sich v. Bassewitz im Jahre 1911 zur Kur aufhielt.
    Worum ging es ? Die Geschichte handelt von den Abenteuern des Maikäfers Herrn Sumsemann, der zusammen mit den Geschwistern Peter und Anneliese zum Mond fliegt, um von dort sein verlorengegangenes sechstes Bein zurückzuholen. Dieses wurde ihm von einem Holzdieb (damals wie heute ein Vergehen) abgeschlagen. Daraufhin verbannt die Fee der Nacht den Holzdieb mitsamt des Holzbündels auf den Mond, jedoch hängt an einem der Holzscheite noch das Beinchen des Maikäfers. Dies tut der Fee leid, daher erlaubt sie Herrn Sumsemann, mit zwei Kindern, die vorher noch nie ein Tier gequält haben dürfen, zum Mond zu fliegen, um das verlorengegangene Beinchen zurückzuholen.
    Nun ist es so, daß die fünf Beinchen des geschädigten Maikäfers über tausend Jahre weitervererbt werden, da es keinem von ihnen gelungen ist, Kinder zu finden, die noch nie ein Tier gequält haben. Der Herr Sumsemann unserer Geschichte ist der letzte seiner Sippe und spielt des Abends traurig auf einer kleinen, silbernen Geige, da er gerade seine Frau verloren hat. Später entdeckt er Peter und Anneliese und erzählt den beiden von seinem traurigen Schicksal. Sie erklären sich, Sumsemann zu helfen, lernen einen Zaubertanz, um fliegen zu können, und begeben sich mit Herrn Sumsemann zum Mond, der während des Fluges unaufhörlich geigt.
    Auf ihrem Flug durch die Nacht lernen die drei Reisenden den Sandmann auf einer Sternenwiese kennen, der zunächst versucht, die Eindringlinge mit seiner Trommel zu verjagen, ihnen dann aber letztendlich doch weiterhilft. Bei ihrer weiteren Fahrt über die Milchstraße im Mondschlitten des Sandmännchens lernen die Kinder einige Himmelserscheinungen wie Irrlichter und Sternschnuppen kennen.
    Währenddessen empfängt die Nachtfee in ihrem Schloß die zahlreichen Naturgeister zum Mitternachts- Kaffeklatsch. Dort erscheint kurz darauf der Sandmann mit Herrn Sumsemann und den beiden Kindern, denen Hilfe bei ihrer schwierigen Mission zugesichert wird. Mit Hilfe der Mondkanone beginnt der schnelle Ritt über den nächtlichen Himmel bis zum Mond. Auf dem Mondberg angekommen, beginnt die Suche nach dem fehlenden Maikäferbeinchen, als plötzlich der häßliche "Mann im Mond" auftaucht, der nach "harten Kämpfen" mit Hilfe einiger Freunde der Kinder bezwungen werden kann.
    Das fehlende Beinchen wird Herrn Sumsemann mit Spucke wieder angeklebt, dieser spricht eine Beschwörungsformel, durch die sich der Mondboden öffnet und Peter und Anneliese wieder zur Erde fallen läßt. Als beide Kinder wieder die Augen öffnen, sitzen sie auf dem Tisch ihres Kinderzimmers. Mit Freude entlassen Peterchen und Anneliese durch das Fenster den wieder hergestellten Herrn Sumsemann in die Freiheit der Natur.
    Verfilmt wurde die Geschichte erstmalig 1959 unter dem Titel "Peterchens Mondfahrt" im Auftrag des Nordwestdeutschen Rundfunks. Regie führte Gerhard F. Hering. Der Schwarzweißfilm hat eine Länge von beachtlichen 103 Minuten, für die musikalische Untermalung sorgte Clemens Schmalstich.
    Auffallend ist die sehr umfangreiche schauspielerische Besetzung des Films, so spielte u.a. Frank Freiherr von Bottlenberg den Peter, Cora von Bottlenberg die Anneliese, Horst Butschke den Sumsemann, Lola Müthel die Nachtfee, Dirk Dautzenberg (mit hörbar rheinischem Akzent) das Sandmännchen, Else Knott die Erzählerin, Margot Trooger die Sonne, Rudolf Therkatz den Mann im Mond, Edith Teichmann die Blitzhexe und Hans Müller- Westernhagen den Milchstraßenmann.
    Wie bereits erwähnt, wurde "Peterchens Mondfahrt" in den 60er Jahren fast jedes Jahr zu Weihnachten im Programm der ARD ausgestrahlt. Genauere Daten liegen mir derzeit noch nicht vor.
    1990 gelangte eine Zeichentrickversion des Sujets in die Kinos, auch gab es in den Jahren 1926, 1951, 1964, 1999 und 2009 entsprechende Hörspielumsetzungen.
    Auch erschien die Mondfahrt 1967 bei dem Nürnberger Spieleverlag J.W. Spear & Söhne unter dem gleichen Titel als Brettspiel für vier Mitspieler.

    www.youtube.com/watch?v=NKvnVXeYXy8

    2

    Samstag, 27. November 2021, 21:07

    Das erinnert mich tatsächlich an meine frühste Kindheit. Dieser Film, so naiv er heute erscheinen mag, hat mich damals sehr beeindruckt, ja gegruselt.

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    Sonntag, 28. November 2021, 12:49

    Peterchens Mondfahrt damals und heute

    Gegruselt hat´s mich damals weniger, jedoch hatte ich, wie bereits erwähnt, ein "gespanntes Verhältnis" zu Herrn Sumsemann. Durchaus möglich, daß mich damals auch die Dialoge in Reimform ein wenig gestört haben.
    Kurz: der "ganz große Fan" von "Peterchens Mondfahrt" bin ich wohl als Kind nicht gewesen. Untrennbar gehörte das Format jedoch zum Weihnachtsprogramm der 60er Jahre für uns Kinder. Ich meine mich erinnern zu können, daß es kaum ein Jahr gab, an dem die Sendung nicht im Programm der ARD lief.
    Ich habe mir den Film kürzlich noch einmal angesehen. Aus der heutigen Erwachsenensicht muß man die damaligen schauspielerischen Leistungen und auch den teils erheblichen Kostüm- und Bühnenaufwand durchaus anerkennen :thumbup: .

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    Sonntag, 28. November 2021, 21:52

    Ich habe den Film ich denke mal 1960 wohl das erste mal gesehen. Da ich damals ja schon ein Ritter und Burgenfan war hat mich Peterchens Burg die am Anfang des Filmes zu sehen ist schon sehr beeindruckt. Aber erst Jahre später ist mir dann aufgefallen dass unter den Figuren die vor der Burg standen 2 Elastolin Lanzenreiter aus Kunststoff dabei waren. Die hätte ich damals auch gerne gehabt aber ich konnte sie mir weder leisten noch bekam ich je einen davon geschenkt. Nur die Bildnisse in den Katalogen blieben zum träumen.
    Später habe ich mir dann den Film nur noch bis zu der Szene geguckt da ich ihn ja sonst schon zur genüge kannte. Aber erst Anfang der 90er konnte ich dann die ersten Lanzenreiter in meine Sammlung einreihen. Der Film wurde ja 1959 gedreht und das war ja auch das Jahr wo sie erstmals angeboten wurden.

    Als 2012 die DVD herauskam habe ich dank Standbild die beiden genauer indentifizieren können und auch die anderen Masseritter zuordnen können. Vergessen hatte ich die ja nie.

    Weihnachten werde ich mir den Film mal mit meinen Enkelinnen angucken mal sehen was die dazu sagen.

    Die Lieder haben wir ja auch damals zum Teil gekannt und konnten sie auch singen obwohl ich nie ein großer Sänger war. Maikäfer summ summ summ summ
    Wir haben ja dann auch ein anderes Maikäferlied viel gesungen
    Maikäfer flieg Papa ist im Krieg Mama ist in Pommerland Pommerland ist abgebrannt Maikäfer flieg.
    Erst viel später ist uns dann bewusst geworden welch fürchterliche Bedeutung das für viele Kinder hatte.

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    Montag, 29. November 2021, 12:17

    Peterchens Mondfahrt

    Peterchens Mondfahrt gehörte einfach, in den 60ern, zur Weihnacht in Hessen

    Wurde auch 1959 erstmals vom HR ausgestrahlt , Sprecherin Else Knodt (ein Urgestein, gehörte unter anderem zu Wolf Schmidts Darstellern
    der Hesselbach Serien)
    Die Dialoge erscheinen heute zwar etwas schwülstig, waren aber für uns Kinder damals leicht verständlich und der Buchtext wurde eben original
    wiedergegeben.
    Schaurig fand ich damals das Blitzweib und den Wassermann mit dem Tropfen an der Nase .

    Man liebte oder hasste den Film.

    Meine Schwägerin 1953 geboren, konnte den Film damals schon nicht leiden.

    6

    Dienstag, 30. November 2021, 10:45

    Kindgerecht :D

    Nun ja, ich hab mir das ja nochmal angesehen. Die Frau vom Sumsemann ist also tot, wurde gefressen. Nun ist er traurig und ... säuft ? ;) Und wenn er sich dann richtig einen hinter die Binde gekippt hat ist er wieder lustig und froh? Oh je, das geht heute ja garnicht mehr, was steckt denn da für ein Botschaft drin :D

    Märchen sind ja oft grausam, warum sollte es hier anders sein.

    7

    Donnerstag, 16. Dezember 2021, 20:45

    Peterchens Mondfahrt heute

    Und hier die aktuelle Version für die Kiddies von heute (Vorschau):

    www.youtube.com/watch?v=jIs4qSCib-Y