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    Mittwoch, 17. November 2021, 14:20

    The American Corner - Über das "Verschwinden" der Amerikadeutschen

    Unbestreitbar ist, daß die Geschichte Amerikas im 19. und 20. Jahrhundert zu einem nicht unerheblichen Teil durch deutsche Einwanderer mitgeprägt worden ist. Wie konnte es dann dazu kommen, daß, abgesehen von der einmal jährlich stattfindenden "Steuben Parade", die Spuren der deutschen Besiedlung Nordamerikas in weiten Teilen des Landes kaum noch zu erkennen sind ?
    In Teilen des Mittleren Westens sind sie lokal durchaus noch in Form von Traditionsveranstaltungen vorhanden, so z.B. bei dem amerikanisierten "Oktoberfest" von Cincinatti/ Ohio, während sie in anderen Regionen wie den Mittelatlantikstaaten New York, New Jersey und Pennsylvania mit einem hohen Anteil deutschstämmiger Bevölkerung bis auf die teils anglifizierten Familiennamen kaum noch vorhanden sind.
    Der Historiker John Higham kommt in diesem Zusammenhang zu dem Befund, daß der Zerfall der deutsch- amerikanischen Gemeinschaft den "spektakulärsten Fall kollektiver Assimilation des 20. Jahrhunderts" darstelle. Verantwortlich für diesen Prozeß sei vor allem der Mangel an Bereitschaft vieler Deutschamerikaner, sich nach zwei Weltkriegen, die ihr Heimatland verloren hatte, sich noch intensiver mit ihrer deutschen Herkunft zu identifizieren.
    Historiker der jüngeren Generation meinen jedoch herausgefunden zu haben, daß der Niedergang der meisten deutsch- amerikanischen Institutionen bereits in den 1890er Jahren begonnen habe. So hätten in Pennsylvania, abgesehen von religiösen Minderheiten wie den Mennoniten, die Nachfahren deutscher Einwanderer ihre Herkunftssprache bereits sogar im frühen 19. Jahrhundert weitgehend aufgegeben.
    Um 1910 war die Mehrheit der seit Generationen ansässigen Deutschamerikaner weitgehend sprachlich assimiliert, so daß sich ihre Verbundenheit zur deutschen Kultur lediglich noch über nostalgische Gefühle, den Gebrauch der deutschen Sprache in geselliger Runde sowie die gelegentliche Lektüre deutschsprachiger Zeitungen erschöpfte.
    Obwohl die Migranten der ersten Einwanderergeneration bis weit in das späte 19. Jahrhundert darauf bestanden, daß ihre Kinder und Enkel deutschsprachige Schulen besuchten, bevorzugten diese Nachkommen der zweiten und dritten Generation außerhalb ihrer Elternhäuser meist die englische Sprache.
    Auch der "Deutschamerikanische Nationalbund" (National German- American Alliance) entstand 1901, also zu einer Zeit, als sich der Verfall der deutsch- amerikanischen Identität bereits anzudeuten begann. Nach eigenen Angaben hatte der Nationalbund im Jahre 1914 mehr als zwei Millionen Mitglieder.
    Am 6. April 1917 erklärten die Vereinigten Staaten dem Deutschen Kaiserreich den Krieg. In der amerikanischen Bevölkerung entstand daraufhin, angefacht durch Kriegspropaganda, eine regelrechte antideutsche Hysterie, in deren Verlauf deutschstämmige Amerikaner beschimpft, bespitzelt, denunziert und in Einzelfällen sogar körperlich angegriffen wurden, bis hin zu vereinzelten Lynchmorden.
    Deutschamerikaner wurden unter erheblichen Druck gesetzt, ihren US- Patriotismus unter Beweis zu stellen, in dem sie z.B. Kriegsanleihen erwarben. Wiederholt kam es auch zu Bücherverbrennungen, bei denen deutschsprachige Bibliotheksbestände vernichtet wurden. Ermutigt wurden solche Ausschreitungen des amerikanischen Mobs durch eine Politik der Bundesstaaten, die u.a. Gesetze gegen den Gebrauch der deutschen Sprache verabschiedeten. Noch im Jahre 1923 waren in den meisten Bundesstaaten Gesetze in Kraft, die es verboten, an öffentlichen oder privaten Grundschulen eine andere Unterrichtssprache als Englisch zu verwenden.
    Unter diesem öffentlichen Druck anglifizierten viele Deutschamerikaner ihre Namen und gaben ihre Zeitungsabonnements auf, was infolge dazu führte, daß die insbesondere an der Ostküste beheimatete deutschsprachige Presse in den USA fast vollständig unterging. Unter den "Alien Enemies Acts" wurden Deutsche, die in den USA lebten, gelegentlich auch verhaftet und interniert. So z.B. der Dirigent Karl Muck, der es angeblich während eines Konzerts abgelehnt hatte, die amerikanische Nationalhymne spielen zu lassen. Er wurde daraufhin interniert und im August 1919 ausgewiesen.
    Zu Ausschreitungen des Mobs, wie sie in den USA während des Ersten Weltkrieges vorgekommen waren, kam es im Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Jedoch wurden unter dem 1940 verabschiedeten "Alien Registration Act" die ca. 300.000 Deutschen, die zu diesem Zeitpunkt ohne amerikanische Staatsbürgerschaft in den USA lebten , verpflichtet, sich behördlich zu melden und ständig einen Ausländerausweis (Alien Registration Receipt Card) bei sich zu tragen.
    Mit Berufung auf den "Alien Enemies Act" wurden dann während des Krieges über zehntausend Deutsche, die in den USA lebten, in Haft genommen und interniert. Oft geschah dies aufgrund unbewiesener Denunziationen, wobei in vielen Fällen ganze Familien interniert wurden. Zwar durften amerikanische Staatsbürger grundsätzlich nicht interniert werden, jedoch waren Ehepartner und leibliche Kinder, die ihrem Angehörigen "freiwillig" ins Lager folgten, oft im Besitz der amerikanischen Staatsbürgerschaft. Die letzten Internierungslager wurden erst im August 1948 aufgelöst.
    Die Gesamtbevölkerung der USA lag im Jahre 2015 bei über 321 Millionen. Davon galten nach den Daten des U.S. Census über 45,5 Millionen als "deutschstämmig"

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    Donnerstag, 18. November 2021, 15:08

    RE: The American Corner - Über das "Verschwinden" der Amerikadeutschen

    Ein beeindruckender Artikel, Uwe!
    Vielen Dank!
    Bei mir gab es ja eine Phletora an Gruenden fuer meine Auswanderung in die USA.

    Leichterer Zugang zu alten amerikanischen Filmen und zu den vielen nicht ins Deutsche uebersetzten Buechern ist ein wichtiger Grund.
    Zum einen war es mein aeltester Kindheitstraum (basierend auf der Musik, die meine Eltern sich anhoerten (Jazz und Swing), den Filmen und Buechern, die ich las).

    Ganz besonders beeinflusst hat mich mit Sicherheit die Poosie Trilogie von Ruth Hoffmann.

    Erst Jahrzehnte spaeter fand ich dank einer anderen amazon.de Leserin heraus, dass diese Trilogie aus den 50er Jahren nicht etwa eine Erfindung der Autorin war, sondern die Kindheitserlebnisse ihrer amerikanischen Nichte Frances, die in Silver Spring bei Washington, D. C., in Maryland lebte, schildert.
    Ich wuchs in einem pro-amerikanischen Kleinfamilienhaushalt auf, keine Nazis auf beiden Seiten meiner Familie, alles Demokraten.
    Es brach mir das Herz, als mich meine Eltern um 1971/1972 herum nicht im Austausch in die USA gehen liessen, und trug mit Sicherheit dazu bei, dass der Wunsch, in den USA zu leben im Laufe der Jahrzehnte eher staerker als schwaecher wurde.
    Daran konnte selbst der Vietnam Krieg nichts aendern.
    Aber zurueckblickend muss ich heute eingestehen, dass ich mich in das Amerika aus den 50er und fruehen 60er Jahren verliebte, so, wie es halt vor Vietnam gewesen ist.
    Ich glaube, es war im Jahr 1980, als das deutsche Fernsehen den US TV Vierteiler "Holocaust" ausstrahlte. Von dem Moment an wollte ich nicht mehr Deutsche sein. Ich konnte nicht begreifen, dass es Menschen gab, die Juden verfolgten und ihnen solche Greuel antaten, und zwar noch 10 Jahre, ehe ich geboren wurde.

    Mit so einem Land konnte und wollte ich nicht in Verbindung gebracht werden.
    Aber zur selben Zeit in den 80er Jahren heiratete ich einen Deutschen, und blieb dann weitere 21 Jahre in Germany, mangels Gelegenheit zur Auswanderung. Diese Gelegenheit kam erst in Form des Internets im Sommer 1998 auf mich zu.
    Sicher, ich wuerde gern Kontakt mit anderen Deutschen hier in Worcester haben, aber es scheint ausser mir keine anderen Deutschen im Bostoner Raum zu geben.
    Die wenigen Deutschen, die ich hier zwischen 2002 (in Maine) und ca. 2018/2019 traf, waren so begeistert von Germany, dass sie jedes Jahr mehrmals in die Heimat flogen. Und dieses Verlangen habe ich nicht.
    Ich lebe gern hier, vor allem, seit ich nicht mehr berufstaetig bin.
    Berufstaetigkeit in den USA war ein ausgesprochen unerfreuliches Erlebnis.
    Unbestreitbar ist, daß die Geschichte Amerikas im 19. und 20. Jahrhundert zu einem nicht unerheblichen Teil durch deutsche Einwanderer mitgeprägt worden ist. Wie konnte es dann dazu kommen, daß, abgesehen von der einmal jährlich stattfindenden "Steuben Parade", die Spuren der deutschen Besiedlung Nordamerikas in weiten Teilen des Landes kaum noch zu erkennen sind ?
    In Teilen des Mittleren Westens sind sie lokal durchaus noch in Form von Traditionsveranstaltungen vorhanden, so z.B. bei dem amerikanisierten "Oktoberfest" von Cincinatti/ Ohio, während sie in anderen Regionen wie den Mittelatlantikstaaten New York, New Jersey und Pennsylvania mit einem hohen Anteil deutschstämmiger Bevölkerung bis auf die teils anglifizierten Familiennamen kaum noch vorhanden sind.
    Der Historiker John Higham kommt in diesem Zusammenhang zu dem Befund, daß der Zerfall der deutsch- amerikanischen Gemeinschaft den "spektakulärsten Fall kollektiver Assimilation des 20. Jahrhunderts" darstelle. Verantwortlich für diesen Prozeß sei vor allem der Mangel an Bereitschaft vieler Deutschamerikaner, sich nach zwei Weltkriegen, die ihr Heimatland verloren hatte, sich noch intensiver mit ihrer deutschen Herkunft zu identifizieren.
    Historiker der jüngeren Generation meinen jedoch herausgefunden zu haben, daß der Niedergang der meisten deutsch- amerikanischen Institutionen bereits in den 1890er Jahren begonnen habe. So hätten in Pennsylvania, abgesehen von religiösen Minderheiten wie den Mennoniten, die Nachfahren deutscher Einwanderer ihre Herkunftssprache bereits sogar im frühen 19. Jahrhundert weitgehend aufgegeben.
    Um 1910 war die Mehrheit der seit Generationen ansässigen Deutschamerikaner weitgehend sprachlich assimiliert, so daß sich ihre Verbundenheit zur deutschen Kultur lediglich noch über nostalgische Gefühle, den Gebrauch der deutschen Sprache in geselliger Runde sowie die gelegentliche Lektüre deutschsprachiger Zeitungen erschöpfte.


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    Freitag, 19. November 2021, 11:21

    The American Corner - Die Steuben Parade

    "Die Steuben Parade ist die einzige große Außenveranstaltung New Yorks, bei der die Straßen anschließend sauberer sind als vorher." (Donald Trump, 2002).

    Es hat mich doch ein wenig erstaunt, daß einer der größten jährlich stattfindenden Umzuge an der Ostküste der USA erst 1957 (meinem Geburtsjahrgang) von deutschstämmigen Amerikanern ins Leben gerufen wurde. Angesichts der sowohl zahlenmäßigen als auch der gesellschaftlichen Bedeutung der Deutschamerikaner eine Initiative, der ich eine weitaus längere Tradition beigemessen hätte.
    Wie auch immer: Amerikaner deutscher Herkunft stellen auch heute noch eine der größten Einwanderergruppen in den USA. Man schätzt, daß trotz zahlreicher Mischehen etwa 15 % aller US- Bürger deutscher Herkunft oder Abstammung sind. Allerdings nimmt ihre Zahl in den letzten Jahrzehnten relativ zu anderen ethnischen Gruppen ab, da in diesem Zeitrahmen eine starke Zuwanderung aus Lateinamerika und der Karibik stattgefunden hat, die immer noch anhält.
    Insgesamt betrachtet erfolgt zunehmend eine Verlagerung der demographischen Verteilung in den USA zugunsten der "People of Colour", zu denen die US- Statistik Afroamerikaner (ca. 12 % der Gesamtbevölkerung), aber auch Lateinamerikaner sowie Zuwanderer aus Indien, Pakistan und anderen Staaten rechnet. Derzeit liegt die Verteilung der "Caucasions" im Verhältnis zu den "POC" bei rund 62 % zu 38 %.
    Erstmalig wurde die Steuben Parade 1957 im New Yorker Stadtteil Queens veranstaltet, da hier ein besonders hoher Anteil von Deutschamerikanern lebte. Da die Umzüge immer erfolgreicher wurden und sich allmählich auch zu einem Touristenmagneten entwickelten, wurde die Parade auf die repräsentativere Fifth Avenue verlegt, wo sie sich von der 64. bis zur 86. Straße zieht. Letztere war bis in die 70er Jahre von besonderer Bedeutung für viele Deutschamerikaner, galt doch "Yorkville Neighbourhood" über lange Jahre als das deutsche Zentrum New Yorks. Die 86. Straße erhielt daher auch den Spitznamen "Sauerkraut Boulevard", da sie zahlreiche deutsche Restaurants, Vereinslokale , Bäckereien und Metzgereien aufwies.
    Benannt wurde die Parade nach dem in den Staaten sehr bekannten und populären General Friedrich Wilhelm von Steuben, einem ehemaligen preußischen Offizier unter Friedrich II. von Hohenzollern, der als Erneuerer der "Continental Army" gilt und sich dadurch im Unabhängigkeitskrieg große Verdienste erwarb. Neben seiner Aktivitäten für das amerikanische Militär galt Steuben auch als sehr aktiver Freimaurer, der 1778 in die "Trinity Lodge Nr. 12" in New York aufgenommen wurde. Er starb im Jahre 1794 daselbst.
    Trotz ihres Namens hat die Steuben Parade keinen militärischen Charakter, sondern ist eher mit einem Trachtenumzug zu vergleichen. Aus diesem Grund nehmen daran jedes Jahr zahlreiche Gruppen aus Deutschland teil, z.B. Musikvereine, Trachtengruppen, Karnevals- und Schützenvereine. Anfangs hatte die Parade einen sehr stark geprägten bayerischen Charakter, da für viele Amerikaner diese Trachten als "typisch deutsch" galten. Mittlerweile hat man sich jedoch eines besseren besonnen und bietet einen schon beinahe repräsentativen Querschnitt aus allen Teilen Deutschlands.
    An der Spitze der Parade stehen sowohl ein "Grand Marshal", meist ein Amerikaner deutscher Abstammung, sowie ein "Guest of Honor", bei dem es sich meist um prominente Deutsche mit einer persönlichen Beziehung zu den USA handelt.
    Organisatorisch steht hinter der Steuben Parade das "German- American Steuben Parade Comittee", eine gemeinnützige Organisation mit ausschließlich ehrenamtlichen Helfern. Die Mitglieder des Komitees rekrutieren sich meist aus den großen deutschamerikanischen Vereinen in der Metropolregion New York.

    www.youtube.com/watch?v=cWL-0DPHqeo
    www.youtube.com/watch?v=gqIlrr2Pxt4

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    Sonntag, 21. November 2021, 14:19

    The American Corner - Werner Baecker oder: New York, New York

    Im Vergleich zu Peter von Zahn, den ich damals eher vom Hörensagen kannte, war mir Werner Baecker sehr wohl als USA- Berichterstatter seit den 60er Jahren geläufig. Interessant fand ich stets seine leichte deutschamerikanische Klangfärbung bei der Aussprache, mit der ich damals eine gewisse Weltläufigkeit dieses Journalisten, der wie ich aus dem Bergischen Land stammte, verband.
    Wer war nun dieser sehr profilierte Journalist ? Werner Baecker wurden am 17. Oktober 1917 in Barmen (heute Wuppertal- Barmen) geboren. Als Kriegsteilnehmer war er Angehöriger des Deutschen Afrikakorps (DAK), geriet 1943 nach der Kapitulation dieser Heeresgruppe in amerikanische Kriegsgefangenschaft, wo er an der University of Oregon ein Fernstudium der Publizistik begann.
    1946 kehrte er aus den USA nach Deutschland zurück, besuchte bis 1947 die Rundfunkschule des NWDR und begann dort 1948 als politischer Redakteur. Mit dem Fernsehen in Berührung kam er erstmals 1949, wo er in den Folgejahren zusammen mit Jürgen Roland u.a. die Sendung "Was ist los in Hamburg ?" gestaltete.
    1953 kommentierte der Journalist eines der ersten Highlights des öffentlich- rechtlichen Fernsehens: die Fernsehübertragung der Krönungsfeierlichkeiten von Königin Elisabeth II. Zwischen 1953 und 1960 leitete er das "Echo des Tages", einen nationalen und internationalen Nachrichtenüberblick. Zusätzlich moderierte Baecker zwischen 1957 und 1960 das TV- Unterhaltungsformat "Die aktuelle Schaubude".
    Ab 1960 war er NDR- Fernsehkorrespondent in New York und leitete dort das lokale ARD- Studio. Dort gestaltete er zunächst die Dokumentationsreihe "Treffpunkt New York". Zwischen 1966 und 1985 leitete und moderierte Baecker redaktionell die Sendereihe "New York, New York", die über lange Jahre sehr erfolgreich war und ein breites deutsches Publikum ansprach. Ab 1985 begann er mit seiner Reihe "Treffpunkt Kino", in der er nach dem Vorbild der "V.I.P.- Schaukel" von Margret Dünser zahlreiche Hollywood- Größen wie Hal Roach oder Peter Falk interviewte.
    Bekannt wurde Werner Baecker auch durch sein Buch "New York, New York - fast ein ganzes Leben", das im Jahre 1990 verlegt wurde. in den Jahren 1979 und 1980 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz sowie mit der Verleihung der "Goldenen Kamera" geehrt.
    Werner Baecker starb im Dezember 1993 an einem Krebsleiden. Bestattet wurde er in seiner Heimatregion in Remscheid- Lennep.

    www.youtube.com/watch?v=a2KMlUNyK9c
    www.youtube.com/watch?v=pHWbVehD1wo

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    Sonntag, 21. November 2021, 16:37

    Buecher ueber Deutsche in den USA

    Ich wuchs mit Peter von Zahn Sendungen auf, las auch einige seiner Buecher, darunter 3 Autobiographien. Diese hier beschreibt seine Jahre in Washington, D. C., als Auslandsreporter:

    https://www.amazon.de/-/en/Peter-von-Zah…sres=3421066671

    DIe Autobiographie von Werner Baecker las ich vor langer Zeit, als sie erschien.
    Ich erinnere mich vor allem an eine Weihnachtssendung von "New York, New York", wo Baecker ueber die "Hello Dolly" Dreharbeiten mit Barbra Streisand berichtete. Das muss Mitte der 60er Jahre gewesen sein.
    Spaeter hatte das ZDF ebenfalls einen Amerika Korrespondenten, Dieter Kronzucker. Dessen Berichte sah ich mir regelmaessig an.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Kronzucker
    "Nach meiner Zeit" in Germany erschien diese sehr gut geschriebene Autobiographie von Sabine Stamer und Tom Buhrow, "Mein Amerika, dein Amerika", die mir meine Mutter in die USA schickte.
    Ich kaufte mir dann den Folgeband, der wieder in Hamburg handelt, aber da ging es nur um Schulen in Deutschland, was weniger interessant war.
    https://www.amazon.de/-/en/Tom-Buhrow/dp…&srpt=ABIS_BOOK
    https://www.amazon.de/-/en/Tom-Buhrow/dp…UU%2CB08T3ZPPLM

    Mit Abstand am besten finde ich jedoch diese Autobiographie aus der Berliner Nachkriegszeit, die ich mehrmals las:
    https://www.amazon.de/-/en/Tamara-Doment…&srpt=ABIS_BOOK
    Im Vergleich zu Peter von Zahn, den ich damals eher vom Hörensagen kannte, war mir Werner Baecker sehr wohl als USA- Berichterstatter seit den 60er Jahren geläufig. Interessant fand ich stets seine leichte deutschamerikanische Klangfärbung bei der Aussprache, mit der ich damals eine gewisse Weltläufigkeit dieses Journalisten, der wie ich aus dem Bergischen Land stammte, verband.
    Wer war nun dieser sehr profilierte Journalist ? Werner Baecker wurden am 17. Oktober 1917 in Barmen (heute Wuppertal- Barmen) geboren. Als Kriegsteilnehmer war er Angehöriger des Deutschen Afrikakorps (DAK), geriet 1943 nach der Kapitulation dieser Heeresgruppe im amerikanische Kriegsgefangenschaft, wo er an der University of Oregon ein Fernstudium der Publizistik begann.
    1946 kehrte er aus den USA nach Deutschland zurück, besuchte bis 1947 die Rundfunkschule des NWDR und begann dort 1948 als politischer Redakteur. Mit dem Fernsehen in Berührung kam er erstmals 1949, wo er in den Folgejahren zusammen mit Jürgen Roland u.a. die Sendung "Was ist los in Hamburg ?" gestaltete.
    1953 kommentierte der Journalist eines der ersten Highlights des öffentlich- rechtlichen Fernsehens: die Fernsehübertragung der Krönungsfeierlichkeiten von Königin Elisabeth II. Zwischen 1953 und 1960 leitete er das "Echo des Tages", einen nationalen und internationalen Nachrichtenüberblick. Zusätzlich moderierte Baecker zwischen 1957 und 1960 das TV- Unterhaltungsformat "Die aktuelle Schaubude".
    Ab 1960 war er NDR- Fernsehkorrespondent in New York und leitete dort das lokale ARD- Studio. Dort gestaltete er zunächst die Dokumentationsreihe "Treffpunkt New York". Zwischen 1966 und 1985 leitete und moderierte Baecker redaktionell die Sendereihe "New York, New York", die über lange Jahre sehr erfolgreich war und ein breites deutsches Publikum ansprach. Ab 1985 begann er mit seiner Reihe "Treffpunkt Kino", in der er nach dem Vorbild der "V.I.P.- Schaukel" von Margret Dünser zahlreiche Hollywood- Größen wie Hal Roach oder Peter Falk interviewte.
    Bekannt wurde Werner Baecker auch durch sein Buch "New York, New York - fast ein ganzes Leben", das im Jahre 1990 verlegt wurde. in den Jahren 1979 und 1980 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz sowie mit der Verleihung der "Goldenen Kamera" geehrt.
    Werner Baecker starb im Dezember 1993 an einem Krebsleiden. Bestattet wurde er in seiner Heimatregion in Remscheid- Lennep.

    www.youtube.com/watch?v=a2KMlUNyK9c
    www.youtube.com/watch?v=pHWbVehD1wo

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    Montag, 22. November 2021, 11:25

    The American Corner - Amerika als Schmelztiegel der Kulturen ?

    Im Jahre 1908 gelangte in New York ein Theaterstück mit dem Titel "The Melting Pot" zur Aufführung. Die Inszenierung, verfaßt von einem Juden russischer Herkunft namens Israel Zangwill, pries die Vereinigten Staaten als Einwanderungsland und "Schmelztiegel", in dem das vielfältige nationale Erbe des alten Europa (aus dem damals die Mehrheit der Einwanderer stammte) sich sammelte und zum geläuterten Produkt einer neuen amerikanischen Kultur würde.
    Seither ist der Begriff des "Melting Pot" bei amerikanischen Diskussionen um die nationale Identität nicht mehr wegzudenken. Wobei in den letzten Jahrzehnten eine zunehmende Polarisierung der Debatten stattgefunden hat: den einen erscheint der Begriff als ein spezifisch amerikanischer Vorzug, der die USA vor anderen Ländern auszeichnet, den anderen als faustdicke Lebenslüge, die von der harten gesellschaftlichen Realität am laufenden Band widerlegt wird.
    Wobei bereits lange vor Zangwill die Idee des "Melting Pot" in Amerika kursierte. So schrieb bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts der französischstämmige Siedler Michel- Guillaume de Crèvecoeur in seinen "Letters from an American Farmer": "Was ist er denn, der Amerikaner, dieser neue Mensch ? Derjenige ist ein Amerikaner, der hinter sich alle früheren Vorurteile und Verhaltensweisen zurückläßt und der zu neuem vorstößt, dank dem neuen Lebensstil, den er übernimmt, der neuen Regierung, der er gehorcht, der neuen Stellung, die er einnimmt. Hier wird der Einzelne eingeschmolzen in eine neue Rasse von Menschen, deren Schaffen und deren Nachkommenschaft dereinst in der Welt großen Wandel bewirken werden."
    Prophetische Worte. Wogegen sich die Gründungsväter der USA, Franklin, Adams und Jefferson, um die damalige kulturelle Identität der Bewohner des jungen Gemeinwesens kaum Sorgen machten. Denn: kein anderes Land der damaligen Hemisphäre gewährte seinen Bürgern vergleichbaren Rechtsschutz und zahlreiche Möglichkeiten, zu materiellem Wohlstand und persönlichem Glück zu gelangen. Der Rest, nämlich die gesellschaftliche Integration, würde sich dann wie von selbst ergeben.
    Mit den Prinzipien von Freiheit, Gleichheit und Selbstverwaltung bot das junge amerikanische Staatswesen ein zukunftsweisendes Modell an, daß die alten ethnischen und kulturellen Unterschiede zwar nicht automatisch beseitigte, aber gleichsam unter einem Dach vereinte und sie dadurch in ihrem Konfliktpotential entschärfen konnte.
    Der europäische Neueinwanderer reagierte meist auf die Offenheit, mit der jene ihm begegneten, die bereits vor ihm angekommen waren, mit der weitgehenden Respektierung der "Hausordnung". Allerdings wurde der Zugang zum "Asyl der Freiheit" nicht allen gewährt. Es blieb der Makel, daß die Gründungsväter den Schwarzen und den "First Nations" diese Rechte weitgehend vorenthielten, so daß bereits in diesem Punkt die These des "Melting Pot" in Frage gestellt werden konnte.
    Zwischen 1820 und 1960 wanderten über vierzig Millionen Menschen, die große Mehrheit davon Europäer, in die Vereinigten Staaten ein. Um 1900 war rund ein Viertel der amerikanischen Bevölkerung neu eingewandert oder stammte von eingewanderten Eltern ab. Während die wirtschaftliche Notlage sowie die Einschränkungen bürgerlicher und religiöser Freiheiten die wichtigsten Auswanderungsgründe darstellten, erklärte sich die von den USA ausgehende Sogwirkung vor allem durch die voranschreitende landwirtschaftliche Nutzbarkeit des Hinterlandes im Mittleren Westen vor allem im 19. Jahrhundert, durch die Goldfunde in Kalifornien von 1848 sowie durch die ab ca. 1870 einsetzende amerikanische Industrialisierung und den dadurch gesteigerten Bedarf an Arbeitskräften. Eine Vielzahl von Nationen wurde in mehreren zeitlich gestaffelten Wellen von der Auswanderung erfaßt. Anfänglich waren es vor allem Engländer und Iren, später auch Deutsche, Schweizer und Skandinavier, ab dem späten 19. Jahrhundert schließlich Italiener, Osteuropäer, Chinesen und Japaner, Kubaner und Mexikaner.
    1893 stellte der amerikanische Historiker Frederick Jackson Turner die These auf, daß der "typische Amerikaner" seinen besonderen Charakter durch die stetig westwärts voranschreitende Siedlungsgrenze ausgebildet habe. Dazu zählten insbesondere Eigenschaften wie Derbheit und Kraft in Verbindung mit Scharfsinn und Neugierde sowie eine geringe künstlerische, aber eine umso größere praktische Begabung. Durch diese weitverbreitete "frontier hypothesis" ist bewußt und unbewußt das Selbstverständnis vieler Amerikaner bis heute geprägt worden. Zwar gibt es schon lange keine Siedlungsgrenze mehr, aber der unverbrüchliche Optimismus, der in jedem Widerstand eine Herausforderung sieht, die es anzunehmen gilt, erscheint bis heute sowohl vielen Amerikanern als auch ausländischen Beobachtern als typisch amerikanischer Wesenszug. "New Frontier" hieß daher nicht zufällig der Slogan, mit dem 1960 John F. Kennedy seine Landsleute zum "nationalen Aufbruch" aufrief.
    Eine Veränderung dieses amerikanischen Selbstverständnisses im Sinne eines "Nationalcharakters" zeichnete sich in den sechziger und siebziger Jahren ab, als ethnische Minderheiten sich gegen ihre Zurücksetzung zur Wehr setzten. Mit dieser Auflehnung von Minderheiten, die im Zusammenhang mit den frustrierenden Erfahrungen des Vietnamkrieges ein zunehmend staatsgefährdendes Potential entwickelte, ging gleichzeitig ein "ethnic revival" einher. Herausgearbeitet wurde von Wissenschaftlern nun zunehmend ein breites Spektrum differenzierter Integrationsverhaltensmuster verschiedener ethnischer Gruppen, das von einer weitgehenden Anpassung an die "amerikanischen Werte" bis zu einer teilweisen oder sogar gänzlichen Integrationsverweigerung reichte. In diesem Zusammenhang erschien manchen Forschern das Konzept des "Melting Pot" von der gesellschaftlichen Realität weitgehend widerlegt.
    Die USA: Schmelztiegel oder multikulturelles Mosaik ? Eine eindeutige Antwort darauf läßt sich wohl kaum geben, denn beide Formen scheinen nebeneinander zu existieren. Dies wird bereits in der amerikanischen Verfassung bestätigt, da diese einerseits die nationale Einheit stärkt und jede ethnische Sezession untersagt. Zum anderen ist gerade sie es, die ihren Bürgerm jene ethnischen und religiösen Freiräume offenhält, die es gestatten, nationale Eigenarten der Herkunftsländer zu bewahren und zu pflegen.
    Vor großen Herausforderungen stehen die Amerikaner heute vor allem deshalb, da sich ihre Nation täglich um über zweitausend Einwanderer vermehrt, zu denen nur noch eine geringe Zahl an Europäern gehört, dagegen zahlreiche Neubürger aus Staaten der sog. "Dritten Welt", von denen ein nicht geringer Prozentsatz dem "westlichen Lebensstil" eher distanziert bis ablehnend gegenübersteht.

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    Montag, 22. November 2021, 11:46

    RE: The American Corner - Amerika als Schmelztiegel der Kulturen ?

    Das war mir gar nicht bewusst, dass taeglich 2.000 Einwanderer in die USA kommen. Wieviele davon sind denn legal?
    Die Asylanten in Germany, die seit ca. 2014 ins Land gestroemt sind, stehen dem deutschen Lebensstil ja auch ablehnend gegenueber und bleiben lieber unter sich. Da haette man gleich in den Auffanglagern mit Re-Education und Deutschunterricht beginnen muessen, aber es waren wohl mehr Emigranten als Lehrer, die Deutsch UND arabisch sprechen, vorhanden?
    Vor großen Herausforderungen stehen die Amerikaner heute vor allem deshalb, da sich ihre Nation täglich um über zweitausend Einwanderer vermehrt, zu denen nur noch eine geringe Zahl an Europäern gehört, dagegen zahlreiche Neubürger aus Staaten der sog. "Dritten Welt", von denen ein nicht geringer Prozentsatz dem "westlichen Lebensstil" eher distanziert bis ablehnend gegenübersteht.

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    Montag, 22. November 2021, 12:12

    Einwanderung in die USA

    Ein brisantes Thema, das du da anreißt, Chrissie !
    Ich habe mal ein paar Kennzahlen herausgepickt. So liegt die Prozentzahl der "Hispanics" in den USA, gemessen an der Gesamtbevölkerung, derzeit bei rund 16,2 %. Tendenz weiter stark zunehmend.
    Die Anzahl der illegal in den USA lebenden "Migranten" wird auf derzeit zehn bis elf Millionen geschätzt.
    Der Anteil illegaler Migranten an der jährlichen Gesamtzuwanderung soll bei ca. 23 % liegen. Insgesamt kann man also von einer jährlichen Zuwanderung in die Staaten von rund einer Million Menschen ausgehen.

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    Montag, 22. November 2021, 17:03

    RE: Einwanderung in die USA

    Das ist eine Menge bei 200 Millionen Amerikanern (oder wieviele es mittlerweile sein moegen).

    Insgesamt kann man also von einer jährlichen Zuwanderung in die Staaten von rund einer Million Menschen ausgehen.

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    Montag, 22. November 2021, 18:56

    Einwohnerzahl USA

    Die USA haben mittlerweile 330 Millionen Einwohner.

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    Dienstag, 23. November 2021, 11:54

    The American Corner - Über die frühe deutsche Einwanderung nach Nordamerika bis 1783

    Die Geschichte der Deutschen in Nordamerika begann bereits im frühen 17. Jahrhundert mit der Gründung der ersten Kolonie von Europäern auf dem späteren Staatsgebiet der USA. Dies waren jedoch Einzelfälle, in größerer Zahl kamen deutsche Einwanderer erst seit den 1680er Jahren nach Nordamerika. Ihr Ziel war u.a. Upstate New York (dort insbesondere das Mohawk- Tal) oder New Jersey, besonders aber Pennsylvania. Dessen für seinen politisch- religiösen Liberalismus bekannter "Gründungsvater" William Penn begab sich bereits in den 1670er Jahren zweimal nach Deutschland, um dort Siedler anzuwerben.
    Auch Reiseberichte wie das 1756 veröffentlichte Buch "Gottlieb Mittelbergers Reise nach Pennsylvanien im Jahre 1750 und Rückreise nach Teutschland im Jahr 1754" motivierten Interessierte, in die Neue Welt auszuwandern.
    Die deutschen Auswanderer des 17./18. Jahrhunderts verließen ihre angestammte Heimat aus unterschiedlichen Gründen. Viele kamen aus wirtschaftlichen Gründen, weil ihnen die Landwirtschaft durch Erbteilungen, schlechte Bodenverhältnisse oder hohe Feudallasten kein ausreichendes Aus- und Weiterkommen mehr ermöglichte. Christliche Gruppierungen wie die der Mennoniten, Amische, Herrnhuter Brüder oder die Tunker wurden wegen ihres Glaubens von den Landesherren unterdrückt und verfolgt, während anderen Landeskindern die Pressung zum Militärdienst drohte.
    Insgesamt boten die neuerschlossenen nordamerikanischen Kolonien bei relativ dünner Besiedlung bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen und insbesondere die Aussicht auf umfangreicheren Landbesitz, als dies in Mitteleuropa der Fall sein konnte.
    Um die Überseepassage, die in etwa einem durchschnittlichen Jahreseinkommen entsprach, bezahlen zu können, verpflichteten sich nach neueren Forschungen rund 60 % der deutschen Auswanderer als Schuldknechte. Diese wurden oft im Hudson Valley angesiedelt, wo sie bis zur Begleichung ihrer Schulden für Einrichtungen der britischen Krone Teer herstellen oder Hanf anbauen mußten.
    Als erster Deutscher, der sich auf dem späteren Staatsgebiet der USA niederließ, gilt der aus Breslau stammende Arzt Dr. Johannes Fleischer, der 1607 mit der ersten Siedlergeneration in der späteren britischen Kolonie Jamestown/ Virginia eintraf, dort aber bereits im folgenden Jahr verschied. 1608 folgten drei deutsche Glaser, die ebenfalls bald ums Leben kamen.
    Die erste dauerhafte deutsche Siedlung, Germantown, lag in der Province of Pennsylvania. Gegründet wurde der Ort von dem Gelehrten Franz Daniel Pastorius, der hier 1683 gemeinsam mit 13 Familien aus dem Krefelder und Kriegsheimer Raum, den sog. "Original 13", eintraf. Bereits im Jahre 1688 wurde von vier Einwohnern Germantowns der erste historisch verbürgte Protest gegen die Sklaverei in Amerika verfaßt. Zwei Jahre später richtete der deutschstämmige William Rittenhouse am Ortsrand die erste Papiermühle auf dem späteren Gebiet der USA ein. 1743 druckte Johann Christoph Sauer die ersten Bibeln der nordamerikanischen Kolonien, die in deutscher Sprache verfaßt wurden.
    Eine der bedeutendsten deutschen Auswanderungsregionen war die von Kriegen und religiösen Spannungen besonders heimgesuchte Pfalz. So siedelte bereits 1675 eine Gruppe von Hugenotten am Hudson River und gründete dort 1677 den Ort New Paltz. Auch in Germantown ließen sich bereits im 17. Jahrhundert viele Pfälzer nieder. Eine Massenauswanderung begann jedoch erst nach dem in Mitteleuropa sehr harten Winter von 1708/09, wobei die meisten dieser Emigranten pfälzische Bauern waren, die zunächst einem harten Schicksal entgegengingen. Die Reise führte sie über Rotterdam und London und war äußerst beschwerlich. Viele Pfälzer Bauern starben, bevor sie Amerika erreichten, während andere zwangsweise von der britischen Krone in Irland angesiedelt wurden. Dennoch landeten in Philadelphia bis 1727 rund 15.000 Pfälzer, bis 1775 folgten rund 70.000 weitere.
    Während die Pennsylvaniendeutschen zunächst nur die Küstenregion bewohnt hatten, stieg die deutsche Einwanderung nach 1727 deutlich an, und das Siedlungsgebiet begann sich über den Susquehanna River allmählich nach Westen auszudehnen. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verebbte die pfälzische Einwanderung allmählich, als sich den Auswanderungswilligen neue Siedlungsgebiete im Osten und Südosten Europas erschlossen. Zum Zeitpunkt des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges machten die deutschen Einwanderer bereits ein Drittel der Bevölkerung von Pennsylvania aus. Unter ihnen befanden sich neben Reformierten und Lutheranern auch viele Mennoniten und Amische, die oft ein gesellschaftlich abgeschlossenes Leben führten, so daß sich das aus dem Pfälzischen enstandene "Pennsylvania Dutch" sprachlich in den USA bis heute weitgehend erhalten hat.
    Die pfälzischen Neusiedler wurden durch die angelsächsische Funktionselite in Nordamerika durchaus nicht nur wohlwollend betrachend. Benjamin Franklin bezeichnete sie als teilweise religiöse Eiferer und kulturell rückständig, da sie sich den Ideen der Aufklärung des 18. Jahrhunderts weitgehend verschlossen und teils auch ihren Kindern den Besuch englischsprachiger Schulen verweigert hatten. Seit Mitte der 1750er Jahre wurden daher von Kirche und Verwaltung Pennsylvanias vereinzelt Zwangsehen für deutsche Zuwanderer sowie ein Verbot der deutschsprachigen Presse angeregt. Selbst Thomas Jefferson und James Madison kritisierten den teilweisen Mangel an Integrationsbereitschaft durch die religiös geprägten Pfälzer Einwanderer.
    Die deutschen Migranten, die ins koloniale Nordamerika kamen, übten eine Vielzahl von Berufen aus. Viele waren Handwerker, auch befanden sich einige Kaufleute darunter, die absolute Mehrheit bestand jedoch aus Bauern. Dementsprechend bestand für viele der Neusiedler die Inbesitznahme ihres Landes zunächst einmal im Roden von Wäldern und Wüstungen zur Urbarmachung.
    Während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges lebten in den nordamerikanischen Kolonien bereits bis zu 250.000 deutschstämmige Siedler.

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    Dienstag, 23. November 2021, 15:27

    RE: Einwohnerzahl USA

    Wow, da lag ich aber sehr daneben.

    Ich meine, 2008 (als ich meine US Staatsangehoerigkeit erhielt und solche Fragen beantworten musste) waren es "nur" um die 200 Millionen.
    Die USA haben mittlerweile 330 Millionen Einwohner.

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    Dienstag, 23. November 2021, 18:18

    Einwohnerzahl USA 2008

    Im Jahre 2008 hatten die USA offizielle 304,1 Millionen Einwohner.

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    Mittwoch, 24. November 2021, 12:21

    Virginia Dare und das mysteriöse Verschwinden der ersten europäischen Siedler Nordamerikas

    Virginia Dare ist in den Vereinigten Staaten alles andere als unbekannt, gilt sie doch als das erste auf dem Territorium der späteren USA geborene Kind europäischer Einwanderer. Ihr zu Ehren verausgabte die amerikanische Post im Jahre 1937 eine Gedenkmarke, die auch heute noch für kleines Geld zu erhalten ist.
    Virginias Eltern waren Eleanor und Ananias Dare. Eleanor Dare war die Tochter von John White, der zur Expedition Sir Walter Raleighs gehörte, der im Jahre 1585 auf Roanoke Island im Osten North Carolinas die erste britische Kolonie in Amerika gründete.
    Virginia Dare kam am 18. August 1587 zur Welt. Der bereits zweite Versuch der Kolonisierung von Roanoke Island ab 1587 scheiterte auf recht mysteriöse Weise 1590 mit dem Verschwinden von 118 Siedlern.
    Wie kam es zu dieser Entwicklung ? Am 25. August 1587 brach John White erneut nach England auf, um sich logistischen Fragen und vor allem um den Versorgungsnachschub für die Kolonisten zu kümmern. White hatte vor, umgehend nach Erledigung seiner Mission wieder nach Roanoke zurückzukehren, doch der plötzliche Kriegsausbruch zwischen Spanien und England verhinderte dies zunächst. Als White drei Jahre später, am 18. August 1590, nach Roanoke zurückkehrte, fand er die Kolonie verfallen und völlig verlassen vor. Von den drei Jahre zuvor angelandeten 90 Männern, 17 Frauen und 11 Kindern fehlte jede Spur. Ebenso gab es keinerlei Hinweise auf einen Kampf oder Überfall. Auf einem Baum fand White dagegen das eingeschnitzte Wort "Croatoan", ein Hinweis auf die gleichnamige Insel, auf der sich Hatteras- Indianer unter ihrem Häuptling Manteo befanden.
    Als ein Hurricane aufzog, weigerte sich die Schiffsbesatzung, weiter nach den verschollenen Kolonisten zu suchen, und White mußte unverrichteter Dinge nach England zurückkehren. Im Jahre 1602 entsandte Sir Walter Raleigh nochmals eine Expedition nach Roanoke, die ebenfalls keine Spuren der "verlorenen Kolonie" fand. So geriet die Geschichte der frühesten europäischen Siedler in Nordamerika zunächst in Vergessenheit.
    Rund hundert Jahre vergingen, bis im Jahre 1709 der Abenteurer John Lawson in seinem Reisebericht "A New Voyage to Carolina" niederschreib, daß ihm Indianer mit blauen Augen auf Hatteras Island von weißen Vorfahren erzählt hätten und von Verwandten, die lesen ("aus Büchern sprechen") konnten. Er stellte die naheliegende Behauptung auf, daß sich die Bewohner der Kolonie mit einheimischen Indianerstämmen vermischt hätten.
    Im Jahre 1880 behauptete der Lehrer und Anwalt Hamilton McMillan, daß die Bewohner der Roanoke- Kolonie weitgehend im Indianerstamm der Croatoan aufgegangen seien. Auch stellte er die Vermutung an, daß sich die Siedler aufgrund der prekären Versorgungsssituation in Gruppen aufgespaltet und verschiedene Wege eingeschlagen hätten. Einige der Siedler seien von feindlichen Indianern getötet worden, andere hätten sich freundlicher gesinnten Stämmen angeschlossen. Warum sie dies letztendlich taten und warum niemals persönliche Gegenstände oder Aufzeichnungen gefunden wurden, blieb weiter unklar.
    Im Jahre 1937 wurde in North Carolina eine Reihe von Steinen gefunden, die das Roanoke- Rätsel endlich aufklären sollten. Bis Ende 1939 wurden über vierzig dieser "Dare Stones" gefunden. Angeblich hatte Eleanor Dare, Virginia Dare´s Mutter, ihre Geschichte darin eingemeißelt, in der sie auf diese Weise von der Flucht ins Landesinnere nach einem Indianerangriff erzählte. Auf den letzten Steinen berichtete ein unbekannter Verfasser schließlich von Eleanor Dare´s Tod im Jahre 1599.
    Die Funde wurden sehr schnell publik und lösten ein ungeheures Presseecho aus, bis ein Reporter mit Hilfe von Fachleuten schließlich herausfand, daß es sich um neuzeitliche Fälschungen handelte. Dennoch gehört das Bild der mit ihrem Baby durch die amerikanische Wildnis fliehenden Eleanor Dare noch heute zur amerikanischen Folklore.
    Im Jahre 2013 untersuchte Malcolm LeComte von der Elizabeth City State University (North Carolina) Satellitenbilder der Region, die auf Whites Karte eingezeichnet war. Rund hundert Kilometer westlich von Roanoke im Binnenland entdeckte er gerade Umrisse unterirdischer Fundamente, die sich deutlich von den Rundbauten der Indianer unterschieden. Ein Team um den britischen Archäologen Mark Horton fand darauf bei Grabungen viele Gegenstände, die auf ein Zusammenleben der englischen Siedler mit den Indianern hindeuten, darunter auch Werkzeuge und Schmuck. Ob sie allerdings friedlich koexistierten oder ob die Siedler von den Ureinwohnern versklavt wurden, läßt sich anhand der Grabungsbefunde nicht mehr feststellen.
    Das weiterhin nicht abschließend gelöste Rätsel um den Verbleib der Siedler von Roanoke wurde mehrfach literarisch verewigt. So wird in Michael Marshall Smiths Buch "Engel des Todes" (2004) die Geschichte um die verlorenen Siedler thematisiert. Die Geschichte der Kolonie stellt in Christoph Marzis Buch "Somnia" (2008 ) einen zentralen Bestandteil der Handlung dar.

    www.youtube.com/watch?v=jQjMjUCfyvs

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    Donnerstag, 25. November 2021, 13:18

    The American Corner - John Smith und die Gründung von Jamestown

    Zu den "Kernstücken" der frühen Besiedlungshistorie des späteren Territoriums der Vereinigten Staaten gehört unabdingbar die Geschichte von John Smith, seinem Verhältnis zu Pocahontas und die Gründung von Jamestown (Virginia). Eine Geschichte, von denen zumindest Teile in die amerikanische Gründungsfolklore eingegangen sind.
    John Smith (1580-1631) war britischer Soldat, Entdecker, Kolonialgouverneur, Admiral von Neuengland, Kartograph und Autor. Diese in den USA auch heute noch sehr bekannte Persönlichkeit spielte eine wichtige Rolle bei der Gründung von Jamestown, Virginia, der ersten dauerhaften britisch- europäischen Siedlung im Nordamerika des frühen 17. Jahrhunderts.
    Smith war zwischen September 1608 und August 1609 Führer einer Erkundungsreise entlang von Virginias Flüssen und der Chesapeake Bay, in der er als erster Entdecker dieses Gebiet kartierte. Später erforschte und kartierte er weite Teile der Küste Neuenglands.
    Die Siedlung Jamestown wurde 1607 unter schwierigsten Rahmenbedingungen gegründet. Smith bildete einen Teil der ersten Siedler, unter denen sich viele Glücksritter befanden, in Landwirtschaft und Fischerei aus und rettete damit die Kolonie vor dem frühen Niedergang. Das rauhe Winterwetter, ein Mangel an Nahrung und Wasser, die umliegende sumpfige Wildnis und die Angriffe feindseliger Indianerstämme führten fast zum Untergang von Jamestown. Unter Smiths Führung überlebte die Kolonie jedoch und begann schließlich allmählich aufzublühen.
    John Smith mußte nach England zurückkehren, nachdem er eine Verletzung durch eine versehentliche Explosion in einem Kanu erlitten hatte. Seine von ihm erstellten Karten und Bücher waren von enormer Bedeutung, um die beginnende englische Kolonisierung der Neuen Welt zu unterstützen und zu fördern.
    Nachdem Smith die Region "Neuengland" benannt hatte, bemerkte er zum Status dieser Kolonie: "Hier kann jeder Mann Herr und Besitzer seiner eigenen Arbeit sein...Wenn er nichts als seine Hände hat, kann er durch Handwerk und Industrie schnell reich werden."
    Wie kam es zur Gründung dieser Kolonie ? Im Jahre 1606 beteiligte sich Smith an dem Plan der Virginia Company of London, Land in der Neuen Welt lukrativ zu erschließen und zu kolonisieren, worauf King James eine entsprechende Charta erteilte. Die Expedition stach im Dezember 1606 mit drei Schiffen, der "Discovery", der "Susan Constant" und der "Godspeed" in See und landete im April 1607 in Cape Henry.
    Nach der viermonatigen Seereise reichten die Lebensmittelvorräte der Kolonisten nur noch für kurze Zeit, und fast jeden Tag gab es Sterbefälle unter den 104 Kolonisten, von denen im September 1607 nur noch 60 lebten.
    Bereits im Januar 1608 erreichten unter Captain Newport 100 neue Siedler die provisorische Siedlung, die kurz darauf durch eine Unachtsamkeit in Flammen aufging. Obwohl sie von den Indianern teilweise mit Lebensmitteln versorgt wurden, gingen diese allmählich zur Neige, und John Smith schrieb, daß "mehr als die Häfte von uns starb". Im darauffolgenden Sommer nutzte er die Zeit, um die Wasserstraßen der Chesapeake Bay zu erkunden und wertvolles Kartenmaterial zu erstellen, das sich über die folgenden Jahrzehnte für Pioniere und Entdecker als äußerst wertvoll erweisen sollte.
    Im Oktober 1608 brachte Captain Newport zusammen mit 70 neuen Siedlern, darunter auch die ersten Frauen sowie einige deutsche Handwerker, eine zweite Lieferung mit Vorräten mit, darunter jedoch keine Lebensmittel, sodaß die Kolonie weiterhin auf Lieferungen seitens der Indianer unter ihrem Häuptling Powhatan angewiesen war. Ob Smith tatsächlich von der Häuptlingstochter Pocahontas vor einem Mordanschlag gerettet wurde, ist bis heute in der Forschung umstritten. Bereits im Jahre 1860 war der Bostoner Historiker Charles Deane der erste, der einige Details aus John Smiths Aufzeichnungen hinterfragte.
    Möglich wäre, daß Smith das Ereignis übertrieben dargestellt oder sogar erfunden haben könnte, um das Image von Pocahontas während ihres England- Aufenthaltes zu verbessern. Auch war bekannt, daß Smith in seinen Ausführungen über die Erlebnisse in der Neuen Welt zu Ausschmückungen und Übertreibungen neigte.
    Wie auch immer: die Begegnung Smiths mit Pocahontas führte zunächst zu freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Indianern und den Kolonisten. Als diese jedoch in den Folgejahren zu weiterer expansiver Landnahme schritten, kam es erneut zu Konflikten mit den First Nations.
    Erst im Frühjahr 1609 begann Jamestown nach zahlreichen Rückschlägen allmählich aufzublühen, nachdem feste Häuser gebaut und einige Hektar Land urbar gemacht worden waren. Im Mai 1609 stach eine Flotte von neun Schiffen von England aus erneut in See, um den Schatzmeister der Virginia Company sowie ca. 500 Kolonisten, darunter auch Frauen und Kinder, in die Neue Welt zu befördern, von denen nach einigen Havarien etwa 300 ihr Ziel erreichten.
    Bedingt durch seine Verletzung, segelte John Smith Mitte Oktober 1609 zur Behandlung nach England zurück. Virginia sollte er nie wiedersehen. Das Sterben in und um Jamestown durch Hunger und Krankheiten ging zunächst weiter, wobei die Virginia Company die Sterbefälle jedoch durch neue Siedler kompensieren konnte und die Kolonie dadurch allmählich wuchs und gedieh.
    Der Entdecker und Kolonisator John Smith starb am 21. Juni 1631 in London. Eine seiner größten Leistungen dürfte neben seinen Kartierungen der Aufbau friedlicher Beziehungen zu den Idianern gewesen sein, die die Jamestown- Kolonisten durch ihre Lebensmittellieferungen davor bewahrten, das mutmaßliche Schicksal der gescheiterten Roanoke- Kolonie zu teilen.
    Geehrt wurde John Smith u.a. durch zwei Briefmarken der Jamestown Exposition Issue von 1907. Auch gab es einige Verfilmungen zur Thematik, so 1953 den Low Budget- Film "Captain John Smith and Pocahontas", sowie den Disney- Animationsfilm "Pocahontas" von 1995. Sehr sehenswert ist m.E. Terrence Malicks Film "The New World" aus dem Jahre 2005, in dem Smith und Pocahontas zentrale Charaktere darstellen.

    www.youtube.com/watch?v=2At5Ymp3c_E
    www.youtube.com/watch?v=rnaLW7a559s

    16

    Freitag, 26. November 2021, 12:07

    The American Corner - Mayflower 1620 bedeutsamer als Jamestown 1607 ?

    In der amerikanischen Erinnerungskultur spielte die Geschichte der Pilgerväter und ihrer Reise mit der Mayflower 1620 stets eine herausragende Rolle, obwohl nach der gescheiterten Niederlassung auf Roanoke 1607 bereits die Jamestown Colony unter der Führung von John Smith entstanden war. Nun, wie so oft schreiben die Sieger die Geschichte, und Jamestown lag im vormals "konföderierten" Virginia, während sich Plymouth in Massachusetts befand, also in Neuengland. Darüber hinaus waren zahlreiche renommierte amerikanische Historiker über lange Jahrzehnte der Meinung, daß 1607 die "falschen Siedler" in Jamestown angelandet seien. Die Passagierlisten waren bekannt, und unter den Berufsbezeichnungen hätten sich auffallend viele "Gentlemen" befunden, denen eine Erschließung und landwirtschaftliche Urbarmachung der Neuen Welt eher fern gelegen hätte, hingegen Goldfunde und das Schlagen seltener Nutzhölzer für diese Kreise eher im Vordergrund gestanden hätten. Die Diskussion über die "Wertigkeit" der beiden Einwanderungsgruppen reißt daher bis heute nicht ab, wobei sich die Gewichtung derzeit eher wieder verstärkt in Richtung Jamestown zu verschieben scheint.
    Wie auch immer, das Thema dieses Beitrags liegt jedoch bei den Pilgervätern. Der Begriff kam erst gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts auf und wurde dem Buch William Bradfords von 1650 "History of Plimoth Plantation" entnommen. Sich selbst nannten die Pilgerväter zum Zeitpunkt ihrer Ankunft in Nordamerika nach dem Sprachgebrauch des Apostels Paulus "Heilige". Sie gehörten zu einer radikalen Gruppe von Calvinisten, die sich vollständig von der englischen Staatskirche losgesagt hatte und die absolute Gemeindeautonomie für sich beanspruchte. Zunächst emigrierte eine Gruppe von ca. hundert Angehörigen dieser Glaubensrichtung 1608 in die Niederlande, wo sie vor der Verfolgung durch die anglikanische Kirche sicher waren, und entschlossen sich bereits 1617, in die Neue Welt auszureisen. Versehen mit einem Landpatent der Londoner Virginia Company, stachen sie im September 1620 mit 102 Passagieren an Bord der "Mayflower" in See. Ihr ursprüngliches Ziel war Nord- Virginia in der Nähe des Hudson River.
    Durch die starken Herbststürme dauerte die Reise über zwei Monate, als man bei Cape Cod schließlich die amerikanische Küste erreichte und in der Nähe des heutigen Provincetown an Land ging. Da der Boden sich dort für die Landwirtschaft nur bedingt eignete, segelte man auf die andere Seite von Cape Cod bis in die Nähe des heutigen Plymouth /Massachusetts.
    Da die Siedlergruppe nun dem harten Neuengland- Winter ausgesetzt war, überlebte sie die ersten Monate vor allem durch Lebensmittelgeschenke der dortigen Indianer, die den Neusiedlern auch dem Boden und Klima besser angepaßte landwirtschaftliche Kulturtechniken beibrachten. Diese friedliche Koexistenz wird bis heute mit dem amerikanischen Thanksgiving- Fest gefeiert. Das weitgehend friedliche Miteinander beider Völker währte jedoch nur wenige Jahrzehnte, denn mit dem zunehmenden Erstarken der Kolonie und spätestens seit dem Peqot-Krieg von 1637 war das Verhältnis beider Gruppen zunehmend von Gewalt geprägt. Im King Philip´s War von 1675/76 verloren die in Massachusetts ansässigen Stämme ca. dreitausend Angehörige, ein Schlag, von dem sie sich nicht mehr erholen sollten und der zur Folge hatte, daß die europäischen Siedler die politische und wirtschaftliche Entwicklung in dieser Region zukünftig allein bestimmen konnten.
    Die heutige Nachfolgerin der ursprünglichen Pilgerväter- Gemeinde ist die First Parish Church in Plymouth, die sich den Unitariern anschloß und heute der sehr liberalen Unitarian Universalist Association angehört.
    Von der einstigen Ursprungskolonie Plymouth ist aufgrund der verwendeten Holzbauweise nichts mehr an Bauten erhalten geblieben. Vier Kilometer entfernt wurde dagegen das Museumsdorf "Plymouth Plantation" nachgebaut, wo das Leben der dritten europäischen Koloniegründung auf dem Gebiet der späteren USA für heutige Besucher nachgespielt wird. Ebenso kann ein Nachbau der Mayflower, eines ca. dreißig Meter langen Segelschiffs, dort besichtigt werden.

    www.youtube.com/watch?v=IbwvqMmSQ4E

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    Samstag, 27. November 2021, 10:48

    RE: Virginia Dare und das mysteriöse Verschwinden der ersten europäischen Siedler Nordamerikas

    An Virginia Dare musste ich denken, als Du vor einigen Tagen mit den Beitraegen fuer deutsche Auswanderer in den USA begonnen hattest.
    Ich wusste bis 1988 lediglich, dass die Mayflower 1620 die ersten weissen Siedler (Pilgervaeter) nach Nordamerika brachte.
    Als ich jedoch im Oktober/November 1998 eine vierwoechige Reise durch Washington, D. C., Maryland, beide Virginias, North Carolina und South Carolina unternahm, stiess ich auf die Outer Banks und Manteo Island in North Carolina.
    Dort sah ich mir in einem open air museum eine unglaublich packende Dokumentation ueber die Lost Colony an, die es leider nicht auf VHS bzw DVD und vermutlich auch nie im US Fernsehen gegeben hat. Ich fragte zwar im gift shop danach, aber sie konnten mir dort keine Auskunft ueber diese Doku geben.

    Vor 5 oder 6 Jahren liefen dann mal mehrere Dokus auf dem History oder Discovery Channel ueber die Lost Colony, aber das fand ich eher duerftig.
    Vielen Dank fuer die beiden Buchtips, die werde ich mir 2022 in amazon.de bestellen.
    Virginia Dare ist in den Vereinigten Staaten alles andere als unbekannt, gilt sie doch als das erste auf dem Territorium der späteren USA geborene Kind europäischer Einwanderer. Ihr zu Ehren verausgabte die amerikanische Post im Jahre 1937 eine Gedenkmarke, die auch heute noch für kleines Geld zu erhalten ist.
    Virginias Eltern waren Eleanor und Ananias Dare. Eleanor Dare war die Tochter von John White, der zur Expedition Sir Walter Raleighs gehörte, der im Jahre 1585 auf Roanoke Island im Osten North Carolinas die erste britische Kolonie in Amerika gründete.
    Virginia Dare kam am 18. August 1587 zur Welt. Der bereits zweite Versuch der Kolonisierung von Roanoke Island ab 1587 scheiterte auf recht mysteriöse Weise 1590 mit dem Verschwinden von 118 Siedlern.
    Wie kam es zu dieser Entwicklung ? Am 25. August 1587 brach John White erneut nach England auf, um sich logistischen Fragen und vor allem um den Versorgungsnachschub für die Kolonisten zu kümmern. White hatte vor, umgehend nach Erledigung seiner Mission wieder nach Roanoke zurückzukehren, doch der plötzliche Kriegsausbruch zwischen Spanien und England verhinderte dies zunächst. Als White drei Jahre später, am 18. August 1590, nach Roanoke zurückkehrte, fand er die Kolonie verfallen und völlig verlassen vor. Von den drei Jahre zuvor angelandeten 90 Männern, 17 Frauen und 11 Kindern fehlte jede Spur. Ebenso gab es keinerlei Hinweise auf einen Kampf oder Überfall. Auf einem Baum fand White dagegen das eingeschnitzte Wort "Croatoan", ein Hinweis auf die gleichnamige Insel, auf der sich Hatteras- Indianer unter ihrem Häuptling Manteo befanden.
    Als ein Hurricane aufzog, weigerte sich die Schiffsbesatzung, weiter nach den verschollenen Kolonisten zu suchen, und White mußte unverrichteter Dinge nach England zurückkehren. Im Jahre 1602 entsandte Sir Walter Raleigh nochmals eine Expedition nach Roanoke, die ebenfalls keine Spuren der "verlorenen Kolonie" fand. So geriet die Geschichte der frühesten europäischen Siedler in Nordamerika zunächst in Vergessenheit.
    Rund hundert Jahre vergingen, bis im Jahre 1709 der Abenteurer John Lawson in seinem Reisebericht "A New Voyage to Carolina" niederschreib, daß ihm Indianer mit blauen Augen auf Hatteras Island von weißen Vorfahren erzählt hätten und von Verwandten, die lesen ("aus Büchern sprechen") konnten. Er stellte die naheliegende Behauptung auf, daß sich die Bewohner der Kolonie mit einheimischen Indianerstämmen vermischt hätten.
    Im Jahre 1880 behauptete der Lehrer und Anwalt Hamilton McMillan, daß die Bewohner der Roanoke- Kolonie weitgehend im Indianerstamm der Croatoan aufgegangen seien. Auch stellte er die Vermutung an, daß sich die Siedler aufgrund der prekären Versorgungsssituation in Gruppen aufgespaltet und verschiedene Wege eingeschlagen hätten. Einige der Siedler seien von feindlichen Indianern getötet worden, andere hätten sich freundlicher gesinnten Stämmen angeschlossen. Warum sie dies letztendlich taten und warum niemals persönliche Gegenstände oder Aufzeichnungen gefunden wurden, blieb weiter unklar.
    Im Jahre 1937 wurde in North Carolina eine Reihe von Steinen gefunden, die das Roanoke- Rätsel endlich aufklären sollten. Bis Ende 1939 wurden über vierzig dieser "Dare Stones" gefunden. Angeblich hatte Eleanor Dare, Virginia Dare´s Mutter, ihre Geschichte darin eingemeißelt, in der sie auf diese Weise von der Flucht ins Landesinnere nach einem Indianerangriff erzählte. Auf den letzten Steinen berichtete ein unbekannter Verfasser schließlich von Eleanor Dare´s Tod im Jahre 1599.
    Die Funde wurden sehr schnell publik und lösten ein ungeheures Presseecho aus, bis ein Reporter mit Hilfe von Fachleuten schließlich herausfand, daß es sich um neuzeitliche Fälschungen handelte. Dennoch gehört das Bild der mit ihrem Baby durch die amerikanische Wildnis fliehenden Eleanor Dare noch heute zur amerikanischen Folklore.
    Im Jahre 2013 untersuchte Malcolm LeComte von der Elizabeth City State University (North Carolina) Satellitenbilder der Region, die auf Whites Karte eingezeichnet war. Rund hundert Kilometer westlich von Roanoke im Binnenland entdeckte er gerade Umrisse unterirdischer Fundamente, die sich deutlich von den Rundbauten der Indianer unterschieden. Ein Team um den britischen Archäologen Mark Horton fand darauf bei Grabungen viele Gegenstände, die auf ein Zusammenleben der englischen Siedler mit den Indianern hindeuten, darunter auch Werkzeuge und Schmuck. Ob sie allerdings friedlich koexistierten oder ob die Siedler von den Ureinwohnern versklavt wurden, läßt sich anhand der Grabungsbefunde nicht mehr feststellen.
    Das weiterhin nicht abschließend gelöste Rätsel um den Verbleib der Siedler von Roanoke wurde mehrfach literarisch verewigt. So wird in Michael Marshall Smiths Buch "Engel des Todes" (2004) die Geschichte um die verlorenen Siedler thematisiert. Die Geschichte der Kolonie stellt in Christoph Marzis Buch "Somnia" (2008 ) einen zentralen Bestandteil der Handlung dar.

    www.youtube.com/watch?v=jQjMjUCfyvs

    18

    Samstag, 27. November 2021, 13:30

    Weiterer interessanter Clip über "The Lost Colony"

    www.youtube.com/watch?v=u8sJFGp6120

    Ich tendiere zu der Ansicht, daß die Kolonie sich aufgrund der Nahrungssituation in mehrere Gruppen aufgespalten hat und teilweise in der Wildnis umgekommen, teilweise von Indianern niedergemetzelt und zu einem kleineren Teil bei den Croatans gelandet und mit ihnen verschmolzen ist.
    Ungewöhnlich bleibt das Verhalten der Siedler dennoch. Die Gegend galt damals als sehr wild- und fischreich, so daß eigentlich genügend Nahrungsmittel allein durch Jagd und Fischfang hätten organisiert werden können.
    Ein Kommentator des o.a. Clips bringt die Hurricane- Theorie ins Spiel. Demnach soll die Insel in einem Hurricane- Gürtel liegen und die Siedler durch einen Wirbelsturm zur Flucht und Aufgabe ihrer Niederlassung gezwungen worden sein.
    Was letztendlich zum "Verschwinden" der Kolonie geführt hat, werden wir mit endgültiger Gewißheit nie erfahren.

    19

    Samstag, 27. November 2021, 14:42

    Über die Einwanderungswellen in die USA seit 1820

    Die Einwanderungsdaten gelten für das Gebiet der USA ab 1820 als relativ gesichert, da ab dieser Zeit Kennzahlen über die Migration im damals neu gegründeten "Department of Immigration Statistic" zentral erfaßt und archiviert wurden. Noch heute einzusehen sind sämtliche Daten über die Herkunft, die Anzahl, die Niederlassungsorte sowie die Beschäftigung der Einwanderer.
    Geschehnisse, die große Migrationswellen vornehmlich aus Europa in die USA beeinflußt haben, waren u.a. die Große Hungersnot in Irland (1845- 1852), der kalifornische Goldrausch (1848- 1854), die niedergeschlagene Revolution in Deutschland (1848- 1849), der Amerikanische Bürgerkrieg (1861- 1865), die Progrome gegen Juden in Rußland (1880- 1910) sowie der Erste Weltkrieg (1914- 1918 ).
    Zwischen 1850 und 1930 emigrierten über fünf Millionen Deutsche sowie rund drei Millionen Bürger Österreich- Ungarns in die USA. Vorwiegend geschah dies über die großen deutschen Reedereien Norddeutscher Llloyd (Bremen) sowie über die Hamburg- Amerika Linie/ HAPAG (Hamburg), aber auch über die Austro- Americana (Triest).
    Darüber hinaus kamen zwischen 1840 und 1930 rund 900.000 Frankokanadier in das Land, die sich vorwiegend in den Neuenglandstaaten ansiedelten. Zwischen 1880 und 1910 emigrierten rund 250.000 überwiegend aus Galizien stammende Juden in die USA. Die HAPAG, mit der die Mehrzahl der Migranten aus Osteuropa reiste, entwickelte sich aufgrund der Nachfrage in diesem Zeitrahmen zur größen Schiffahrtslinie der Welt. In den Jahren 1910 bis 1920 wanderten über zwei Millionen Italiener in die USA ein.
    Die amerikanische Regierung förderte die Einwanderung während der Zeit der Besiedlung des Westens, also vorwiegend im 19. Jahrhundert, zum Beispiel durch den "Homestead Act", der Neubürgern Land aus öffentlichem Besitz als Eigentum zusicherte, wenn sie dieses für mindestens fünf Jahre nutzten.
    Im Jahre 1921 wurde die Einwanderung in die USA aufgrund der sich abzeichnenden ethnischen Verschiebungen innerhalb der amerikanischen Bevölkerung zum ersten Mal mit dem "Emergency Quota Act" einer Quotenregelung unterworfen. Drei Jahre darauf folgte der "Immigration Act" von 1924. Die durch diese Gesetze beschlossenen Quotenregelungen sollten insbesondere die ungeregelte Massenzuwanderung aus den Armutsregionen Süd- und Osteuropas eindämmen und ganz allgemein den "weißen" Charakter der amerikanischen Mehrheitsbevölkerung sichern. Zu diesem Zweck wurde die Zahl der Neueinwanderer pro Land auf drei Prozent des Anteils an der Bevölkerung von 1890 begrenzt.
    Diese Regelung wurde 1965 aufgehoben und durch die Reihenfolge der Antragstellung, die Herkunft nach Weltregion (Hemisphäre) und Anträge auf Familienzusammenführung ersetzt. Seit 1978 gilt für die Einwanderung in die USA eine weltweit einheitliche Quote.
    Durch die Aufhebung des Gesetzeswerks von 1924 änderte sich die ethnische Zusammensetzung der Einwanderer seit den 60er/ 70er Jahren dramatisch. Waren im Jahre 1970 noch 62 % der im Ausland geborenen Bewohner der USA Europäer, so sank dieser Anteil bis in das Jahr 2000 drastisch auf nur noch 15 %.
    Auch die absolute Zahl der Einwanderer nahm stark zu. Sie betrug zwischen 1951 und 1960 2,5 Millionen Neubürger, zwischen 1971 und 1980 4,5 Millionen und in den 90er Jahren bereits über 10 Millionen.
    Aufgrund dieser drastisch veränderten Migrationswellen insbesondere aus Lateinamerika entwickelten sich die "Hispanics" in den letzten fünfzig Jahren zur größten ethnischen Minderheit in den USA. Sie lag bereits im Jahre 2000 bei über 35 Millionen, davon über 20 Millionen allein aus Mexiko. Allein die Migration in den 90er Jahren übertraf in absoluten Zahlen bereits die Masseneinwanderung in die Vereinigten Staaten zwischen 1880 und 1920.

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    Samstag, 27. November 2021, 17:11

    RE: The American Corner - Mayflower 1620 bedeutsamer als Jamestown 1607 ?

    Das Buch "Of Plimoth Plantation" vom ersten Gouverneur von Massachusetts, William Bradford, las ich im November 1989 in Hamburg, hatte es mir in der Uni Bibliothek vorbestellt. Das war das erste Buch, das ich auf Englisch las (und es war in Alt-Englisch geschrieben, woran ich mich aber nach kurzer Zeit gewoehnte).
    Seit Oktober 1988 war ich zig Mal in Plimoth Plantation (leider nicht letztes Jahr wegen der Pandemie, da war die 400 Jahr Feier), ich war beim Plimoth Rock, habe dreimal die replik der Mayflower (Mayflower II, in England gebaut und dann in den 50er Jahren nach Plymouth gesegelt, seitdem liegt sie dort vor Anker) besichtigt, und war mehrmals auf dem Burial Hill am Hafen, wo es die aeltesten Grabsteine in Massachusetts gibt.
    Dort liegt auch William Bradford begraben.
    Die Grabsteine vom fruehen 17. Jahrhundert sind dermassen verwittert, dass etliche davon Metallschilder haben, aus denen man ersehen kann, wer dort begraben liegt.
    William Bradford hat einen Obelisken.

    Plimoth Plantation ist das schoenste outdoors museum an der US Ostkueste, und sollte unbedingt von jedem, der sich oestlich von New York City aufhaelt, besucht werden.
    Wie auch immer, das Thema dieses Beitrags liegt jedoch bei den Pilgervätern. Der Begriff kam erst gegen die Mitte des 19. Jahrhunderts auf und wurde dem Buch William Bradfords von 1650 "History of Plimoth Plantation" entnommen. Sich selbst nannten die Pilgerväter zum Zeitpunkt ihrer Ankunft in Nordamerika nach dem Sprachgebrauch des Apostels Paulus "Heilige". Sie gehörten zu einer radikalen Gruppe von Calvinisten, die sich vollständig von der englischen Staatskirche losgesagt hatte und die absolute Gemeindeautonomie für sich beanspruchte. Zunächst emigrierte eine Gruppe von ca. hundert Angehörigen dieser Glaubensrichtung 1608 in die Niederlande, wo sie vor der Verfolgung durch die anglikanische Kirche sicher waren, und entschlossen sich bereits 1617, in die Neue Welt auszureisen. Versehen mit einem Landpatent der Londoner Virginia Company, stachen sie im September 1620 mit 102 Passagieren an Bord der "Mayflower" in See. Ihr ursprüngliches Ziel war Nord- Virginia in der Nähe des Hudson River.
    Durch die starken Herbststürme dauerte die Reise über zwei Monate, als man bei Cape Cod schließlich die amerikanische Küste erreichte und in der Nähe des heutigen Provincetown an Land ging. Da der Boden sich dort für die Landwirtschaft nur bedingt eignete, segelte man auf die andere Seite von Cape Cod bis in die Nähe des heutigen Plymouth /Massachusetts.
    Da die Siedlergruppe nun dem harten Neuengland- Winter ausgesetzt war, überlebte sie die ersten Monate vor allem durch Lebensmittelgeschenke der dortigen Indianer, die den Neusiedlern auch dem Boden und Klima besser angepaßte landwirtschaftliche Kulturtechniken beibrachten. Diese friedliche Koexistenz wird bis heute mit dem amerikanischen Thanksgiving- Fest gefeiert. Das weitgehend friedliche Miteinander beider Völker währte jedoch nur wenige Jahrzehnte, denn mit dem zunehmenden Erstarken der Kolonie und spätestens seit dem Peqot-Krieg von 1637 war das Verhältnis beider Gruppen zunehmend von Gewalt geprägt. Im King Philip´s War von 1675/76 verloren die in Massachusetts ansässigen Stämme ca. dreitausend Angehörige, ein Schlag, von dem sie sich nicht mehr erholen sollten und der zur Folge hatte, daß die europäischen Siedler die politische und wirtschaftliche Entwicklung in dieser Region zukünftig allein bestimmen konnten.
    Die heutige Nachfolgerin der ursprünglichen Pilgerväter- Gemeinde ist die First Parish Church in Plymouth, die sich den Unitariern anschloß und heute der sehr liberalen Unitarian Universalist Association angehört.
    Von der einstigen Ursprungskolonie Plymouth ist aufgrund der verwendeten Holzbauweise nichts mehr an Bauten erhalten geblieben. Vier Kilometer entfernt wurde dagegen das Museumsdorf "Plymouth Plantation" nachgebaut, wo das Leben der dritten europäischen Koloniegründung auf dem Gebiet der späteren USA für heutige Besucher nachgespielt wird. Ebenso kann ein Nachbau der Mayflower, eines ca. dreißig Meter langen Segelschiffs, dort besichtigt werden.

    www.youtube.com/watch?v=IbwvqMmSQ4E