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    Montag, 14. Februar 2022, 15:04

    RE: Die Hintergründe für den Irakkrieg von 2003

    Hier in den USA wurde es in den letzten 20 Jahren oft so hingestellt, als wollte Bush jr den verlorenen Krieg von Bush Sr ausgleichen.
    "Interessiert" haben vor allem die reichen Erdölvorkommen am Schatt-El-Arab. Daß der Konflikt und die Befriedung des Landes sich langfristig zu einem derartigen Desaster entwickeln würden, war damals nur für ausgesprochene Kenner der Region absehbar.

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    Montag, 14. Februar 2022, 15:06

    RE: Building Societies

    Habe gerade meinen Mann nach building societies gefragt, aber er hat noch nie davon gehoert.
    Ich glaube, hier ist es nach wie vor am gebraeuchlichsten, dass ein junges Paar ein down payment macht, das Haus kauft und dann jahrzehntelang mortgage abzahlt.
    Das haben drei seiner Nichten und Neffen, die in den letzten Jahren geheiratet haben, so gemacht.
    Amerikanische Bausparkassen, die sogenannten "Building Societies", gibt es in den USA bereits seit 1831.

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    Montag, 14. Februar 2022, 15:20

    RE: The American Corner - Die Ära George W. Bush (2001 - 2009)

    Hier in den US Nachrichten wurde um 2002/2003 herum berichtet, dass sowohl die Bundeswehr als auch Grossbritannien Truppen zur Unterstuetzung der Amerikaner in den Irak oder nach Afghanistan geschickt hat, allerdings durfte die Bundeswehr nur unterstuetzend taetig sein und nicht selbst kaempfen.
    Der weitgehende militärische Alleingang der Amerikaner ohne UN- Mandat stieß weltweit auf Kritik, naturgemäß besonders von seiten der arabischen Staaten. Bereits am 7. April wurde Bagdad eingenommen, und am 1. Mai verkündete Bush auf dem Flugzeugträger "Abraham Lincoln" die siegreiche Beendigung des Irak- Krieges.

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    Montag, 14. Februar 2022, 15:30

    RE: The American Corner - Die Ära Obama (2009 - 2017)

    Bislang traf ich noch keinen Amerikaner, der etwas gegen Krankenversicherung einzuwenden hatte.
    Jetzt werde ich die SubPrime crisis googeln, von der haben weder mein Mann noch ich je etwas gehoert.
    Die in den USA umstrittene allgemeine Krankenversicherung ("Obamacare") wurde am 1. Oktober 2013 eingeführt, jedoch laut Umfragen von knapp 60 % der Amerikaner abgelehnt. Computerpannen bei der Einführung eines internetgestützten "Versicherungs- Marktplatzes" und die weiterhin hohe Arbeitslosigkeit in den USA schadeten den Umfragewerten des Präsidenten, dessen Amtsführung im Oktober 2013 nur noch von 42 % der Bevölkerung für gut befunden wurde. Im November 2016 fanden die erneuten Präsidentschaftwahlen statt, die der Republikaner Donald Trump für sich entscheiden konnte. Obama hatte sich für die Wahl Hillary Clintons eingesetzt, die letztendlich auch nominiert worden war.

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    Dienstag, 15. Februar 2022, 14:55

    The American Corner - Die Präsidentschaft von Donald Trump (2017-2021)

    "Von heute an heißt es nur: Amerika zuerst ! Gemeinsam werden wir Amerika wieder starkmachen. Wir werden Amerika wieder wohlhabend machen. Wir werden Amerika wieder stolz machen. Wir werden Amerika wieder sicher machen. Amerika wird wieder anfangen, zu gewinnen- gewinnen, wie nie zuvor. Wir werden unsere Arbeitsplätze zurückbringen. Wir werden unsere Grenzen zurückholen. Wir werden unseren Wohlstand zurückbringen. Und wir werden unsere Träume zurückbringen. Wir werden neue Straßen und Autobahnen und Brücken und Flughäfen und Tunnel und Bahnstrecken quer durch unser wunderbares Land bauen. Wir werden zwei einfache Regeln einhalten: kauft amerikanisch, stellt Amerikaner ein. Wir werden uns bei den Nationen der Welt um Freundschaft und Wohlwollen bemühen, aber wir tun dies in dem Verständnis, daß es das Recht aller Nationen ist, ihre eigenen Interessen vorneanzustellen" (aus der Antrittsrede Donald Trumps am 20. Januar 2017).
    Kaum ein anderer Präsident polarisierte die Amerikaner während seiner vierjährigen Amtszeit wie Donald Trump. Während 87 Prozent der republikanischen Anhänger seine Regierungsleistung positiv werten, sind nur 5 Prozent der als Wähler registrierten Demokraten damit zufrieden. Darin spiegelt sich u.a. auch die zunehmende ethnische Zerrissenheit des Landes. Lediglich knapp über 60 Prozent der amerikanischen Bevölkerung hat heute noch europäische Wurzeln, während der Anteil der "People of Colour" insbesondere durch Massenzuwanderungen aus Mittel- und Südamerika in den letzten zwanzig Jahren deutlich zugenommen hat. Dazu kommt, daß die "weiße" Anhängerschaft der Demokraten meist in den prosperierenden urbanen Gebieten der Ost- und Westküste lebt, während die Anhänger der Republikaner oft in den "fly over states" des amerikanischen Binnenlandes zu finden sind, die von der Deindustrialisierung des Landes überproportional stark betroffen sind und sich durch eine entsprechend hohe Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit auszeichnen.
    Ein Hauptthema von Trumps Präsidentschaftswahlkampf im Jahre 2016 war die unkontrollierte Immigration insbesondere über das südliche Nachbarland Mexiko. Seinen Wählern versprach er: "Ich werde eine große, große Mauer bauen an unserer Südgrenze. Und ich werde Mexiko für diese Mauer bezahlen lassen !" Dieses Versprechen konnte Trump während seiner Amtszeit nur begrenzt einlösen, da Mexiko sich naturgemäß weigerte, für die Errichtung amerikanischer Grenzanlagen zu bezahlen, und der Kongreß nur geringe Mittel zu diesem Zweck bewilligte. Ende 2018 verschärfte sich das Migrationsproblem aus Lateinamerika zunehmend, als Zehntausende Einwohner Mittelamerikas vor wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit, korrupten Regimes, einer ausufernden Bandenkriminalität und nach einem Dürresommer sich mit dem Ziel Vereinigte Staaten aufmachten. Trump traf angesichts dieser eskalierenden Situation die richtige Entscheidung, sandte 5800 Soldaten zur Sicherung an die Grenze, ließ registrierte Migranten, darunter auch Angehörige krimineller Banden, nach Mexiko zurückschicken und zwang den südlichen Nachbarn unter Androhung von Sonderzöllen, die Menschenflut zu stoppen. Gleichzeitig nutzte der Präsident geschickt die Migrationskrise, um den nationalen Notstand auszurufen und so Geld aus dem Verteidigungshaushalt für den Mauerbau umzuleiten. Dennoch waren bis Anfang 2021 lediglich auf 725 Kilometern der 3.145 Kilometer langen Grenze neue Anlagen geschaffen oder alte erneuert und ausgebaut worden. Hinzu kam, daß viele der illegal eingereisten Immigranten, sofern sie sich dies leisten konnten, als Flugpassagiere in die USA kamen und nach Ablauf der Touristenvisa einfach im Land blieben. Vom überwiegenden Teil der amerikanischen Bevölkerung begrüßt wurde dagegen die Erstellung einer Liste von dreizehn Staaten mit völliger Einreisesperre, so daß Trump sein Versprechen eines "totalen und kompletten Herunterfahrens der Einreise von Muslimen" weitgehend einlösen konnte.
    Bereits vor der Grenzschließung infolge der Covid- Pandemie war von der Trump- Administration die Einwanderungs- und Asylpolitik deutlich verschärft worden. So fiel zwischen 2017 und 2019 die Zahl "legaler" Migranten von über einer Million auf 600.000 pro Jahr.
    Die amerikanische Wirtschaft. Als durchaus erfolgreicher Geschäftsmann versprach der neue Präsident, die wirtschaftlichen Wachstumsraten des Landes durch Steuererleichterungen und Deregulierungen auf mindestens vier Prozent zu erhöhen. Auch sollten das Haushaltsdefizit und die Staatsschulden innerhalb von zwei Amtszeiten zunehmend abgebaut werden. Ersteres gelang bedingt, so daß die Arbeitslosenquote von 4,7 Prozent im Dezember 2016 bis auf 3,5 Prozent im Januar 2020 und damit auf den niedrigsten Stand seit fünfzig Jahren reduziert werden konnte. Der große gesetzgeberische Erfolg der Steuersenkung von 2017 kostete den Staat zwischen 1,5 und 2 Billionen Dollar, so daß das US- Haushaltdefizit nicht reduziert werden konnte. Diese durchaus nicht von der Hand zu weisenden wirtschaftlichen Erfolge wurden jedoch ab 2020 durch die Maßnahmen gegen die Pandemie weitgehend konterkariert. Die Weltwirtschaft und somit auch die amerikanische Wirtschaft brachen massiv ein, so daß am Ende von Trumps Amtszeit die Arbeitslosigkeit bei 6.7 Prozent und das Haushaltsdefizit bei 15, 2 Prozent lagen; die amerikanische Volkswirtschaft war 2020 um 3,5 % geschrumpft und befand sich damit in einer tiefen Rezession. Allerdings hatten rasch eingeleitete Konjunkturprogramme in Höhe von fast vier Billionen Dollar die gravierendsten Folgen von Covid deutlich abfedern können.
    Die Außenpolitik. Trump belebte drei alte amerikanische Ideen der Außenpolitik neu: den Isolationismus, den Nationalismus sowie den Unilateralismus. Diesen Mix an Konzepten verschmolz er unter dem populären Slogan "America First". Die zentrale Herausforderung für die USA im 21. Jahrhundert war und ist der wirtschaftliche und politische Aufstieg der VR China. Nach der Bewältigung der Finanzkrise 2007/08 sah sich China wieder stark genug, seine Einparteiendiktatur im Inneren wie auch nach außen expansiv umzusetzen. Trump sah dies deutlich klarer als seine Vorgänger und erklärte China zum Hauptgegner der USA. Den IS, der 2016 noch große Teile Syriens und des Iraks beherrschte, zerstörte die amerikanische Luftwaffe mithilfe kurdischer und irakischer Kämpfer. In Afghanistan schloß Trump mit den Taliban 2020 ein Abkommen, zu dem die verbündete Regierung in Kabul bei einem schnellen Truppenabzug bereit war. Auch die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen vier arabischen Staaten (Bahrain, Vereinigte Arabische Emirate, Sudan und Marrokko) und Israel konnte Trump als diplomatischen Erfolg während seiner letzten Amtsmonate verbuchen.
    Trump- Anhänger weisen heute gern darauf hin, daß der Präsident im Gegensatz zu seinen Vorgängern keine neuen Kriege begonnen habe. Dies stimmt weitgehend auch , sieht man von den Angriffen der amerikanischen Luftwaffe und von Spezialeinheiten auf die Taliban und den IS einmal ab.
    Festzuhalten bleibt, daß Donald Trump nicht nur in den Augen seiner Anhänger in den begrenzten vier Jahren seiner Amtszeit durchaus ein erfolgreicher Präsident war. Die Besetzungen der Richterstellen vor allem im Supreme Court mit wertkonservativen Mitgliedern, die umfangreichen Steuersenkungen sowie die nachhaltige Reduzierung der Massenmigration in die USA werden dabei als seine größten Errungenschaften angesehen. Anhänger des Präsidenten schätzten seinen Bruch mit etablierten Normen des Ostküstenestablishments, seine Angriffe auf die "Eliten" und die deutliche Benennung von "Schuldigen" für die Sorgen und Nöte des Durchschnittsamerikaners. Nicht in der Rechnung enthalten war die Covid- Pandemie, die viele der erreichten Erfolge vor allem auf wirtschaftlichem Gebiet wieder zunichte machte.

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    Mittwoch, 16. Februar 2022, 13:17

    The American Corner - Die USA und Europa

    Aus mitteleuropäischer Sicht erscheint kaum ein Land der Welt vertrauter als die Vereinigten Staaten. Die täglich von den Mainstream- Medien vermittelten Bilder und Informationen verharren oft jedoch an der Oberfläche und bestätigen nicht selten bereits vorhandene Stereotypen. Darüber hinaus werden allzuoft die eigenen historischen und kulturellen Erfahrungen und Maßstäbe auf die USA angewandt, ohne die Besonderheiten dieses riesigen Landes zu berücksichtigen. Der "American Wy of Life" ist jedoch vielfältiger, als er vordergründig erscheint, und unterscheidet sich zum Teil deutlich von den kulturellen Gepflogenheiten Deutschlands und Europas.
    Die als "amerikanisches Credo" benannten Ideale wie Freiheit, Gleichheit, Demokratie, Individualismus, Liberalismus, Eigenverantwortlichkeit sowie ein teils deutliches Mißtrauen gegenüber staatlicher Autorität und Willkür finden in der gegenwärtigen politischen Kultur der USA meist allgemeine Zustimmung. Mit welcher Überzeugung diese Werte als "Amerikanismus" vertreten werden, erstaunt viele Europäer gelegentlich. Viele Amerikaner hingegen betrachten mit Skepsis das Denken in Hierarchien und den "Respekt vor der Obrigkeit", die bisweilen noch in Europa anzutreffen sind. Das relativ legere Verhalten, das in den USA vielerorts in Beziehungen zwischen Vorgesetzten und Untergebenen zu beobachten ist, verdeutlicht die Wirksamkeit des "American Creed" bis ins tägliche Miteinander. Das schon in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 formulierte "Streben nach Glück" geht zwar vom Eigeninteresse der Individuen aus, schließt aber zumindest als erstrebenswertes Ideal auch das Allgemeinwohl ein. So existiert neben dem Vorbild des "Selfmade Man", der sein Leben in Eigeninitiative durch harte Arbeit verbessert, parallel dazu das Ideal der geneinnützigen Unterstützung Hilfsbedürftiger. Dies erklärt das im Vergleich zu Europa hohe Ausmaß freiwilliger Mitarbeit in Wohlfahrtsorganisationen sowie das große private Spendenaufkommen für sozial Benachteiligte. Gleichzeitig sind diese Aktivitäten aber auch ein Ausdruck der allgemein verbreiteten Auffassung, daß nicht der Staat, sondern der Einzelne für das Gemeinwohl sorgen sollte. Soziale Angelegenheiten , die in Europa meist von einem "Beamtenapparat" verwaltet werden, nehmen in den USA häufig Privatpersonen oder private Institutionen in die Hand.
    Auch in punkto Einwanderung unterscheiden sich die USA von Deutschland und Europa. Die USA gelten bis heute als klassisches Einwanderungsland, und mit Ausnahme der "Native Americans" sind alle im Land lebenden Amerikaner Nachfahren von Einwanderern aus Europa, Asien, Lateinamerika und, auch das sei gesagt, von ehemaligen importierten Sklaven aus Afrika. Heute wird der vormals stark strapazierte Begriff des "Melting Pot", der stets nur teilweise der Realität in den USA entsprach, zunehmend durch den Vergleich mit einer "Salatschüssel" ersetzt, in welcher eher lose oder auch gar nicht miteinander verbundene ethnische Gruppen existieren, die gemeinsam die Identität der USA ausmachen.
    Deutsche, die zum ersten Mal in die USA reisen, sind oft erstaunt über den zur Schau gestellten Patriotismus zumindest eines Teils der amerikanischen Bevölkerung, den die wehenden Fahnen und andere Symbole der USA auch im Alltag vor Augen führen. Der seit 1776 bestehende feste Glaube an die Einzigartigkeit des Landes bleibt unter Schwankungen nach wie vor unerschütterlich. Dieser ungebrochene Nationalstolz geht allerdings einher mit einem oft nicht sonderlich ausgeprägten Interesse an fremden Ländern, was auch in der immensen Weite des eigenen Landes begründet ist. Kenntnisse über Deutschland und Europa sind in breiten Bevölkerungsschichten der USA oft nur relativ spärlich vorhanden. Wenn Berichte über Deutschland in den Medien auftauchen, beschränkt sich dies oft nur auf die Zeit des Nationalsozialismus. Andererseits wird Deutschland in Umfragen unter der amerikanischen Bevölkerung heute als ein zuverlässig demokratisches Land mit einem hohen Lebensstandard und vielen sozialen Errungenschaften bewertet, die es so in den USA nicht gibt. In Deutschland dagegen existiert neben einer durchweg positiven Einschätzung der USA auch die "Tradition" eines Anti- Amerikanismus, dessen Wurzeln bereits im 19. Jahrhundert liegen. Grundlegender Tenor dieser Sichtweise ist der Vowurf, daß die Menschen dort allzu materialistisch veranlagt seien, darüber hinaus kulturlos, oberflächlich und die Welt im Sinne ihrer Kultur amerikanisierend.
    Nicht von der Hand zu weisen ist jedoch, daß insbesondere die Bundesrepublik Deutschland seit ihrer Gründung politisch, wirtschaftlich und auch kulturell stark durch die Vereinigten Staaten geprägt worden ist. Hilfreich bei der Erklärung und dem Verstehen dieser Entwicklung ist dabei eine möglichst umfassende Kenntnis über die historisch gewachsenen Eigenarten Deutschlands und der USA.

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    Donnerstag, 17. Februar 2022, 15:01

    The American Corner - The Louisiana Purchase- Der größte Landkauf der Geschichte

    Der "Louisiana- Purchase" von 1803 brachte den USA etwa 828.000 Quadratmeilen territorialen Zuwachs und verdoppelte damit schlagartig die Größe der Vereinigten Staaten.
    Was zu dieser Zeit als sogenanntes "Louisiana- Territorium" bekannt war, erstreckte sich vom Mississippi bis zu den Rocky Mountains sowie vom Golf von Mexiko bis zur kanadischen Grenze. Somit war das damalige Louisiana- Gebiet weitaus größer als der heutige Bundesstaat gleichen Namens. Das aus dem Landabkommen mit dem damaligen napoleonischen Frankreich gewonnene Gebiet umfaßte neben Teilen des heutigen Louisiana auch die Staaten Arkansas, Missouri, Iowa, Oklahoma, Nebraska und South Dakota sowie Teile der Staaten Minnesota, North Dakota, Texas, New Mexico, Colorado, Wyoming, Montana und Randgebiete der kanadischen Provinzen Manitoba, Saskatchewan und Alberta.
    Der "Louisiana Purchase" gilt als wichtigste Errungenschaft während der Präsidentschaft Thomas Jeffersons und war gleichzeitig das größte "Grundstücksgeschäft" der Geschichte. Noch heute macht dieses Gebiet etwa ein Viertel des derzeitigen Staatgebiets der USA aus.
    Bereits vor 1803 war das Louisiana- Territorium Gegenstand des Interesses europäischer Mächte. Im 17. Jahrhundert ließ die französische Krone das Mississippi- Tal erkunden und etablierte noch sehr vereinzelte erste Ansiedlungen in der Region. Durch das Wachsen dieser Siedlungen und weitere Erschließungen konnte Frankreich sich im 17. und 18. Jahrhundert die Kontrolle über den Fluß und die größten Teile des Mississippi- Deltas sichern. Von New Orleans bis zu den Großen Seen im Nordosten und dem heutigen Montana im Nordwesten kontrollierte Frankreich bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts sogar mehr als jede andere europäische Nation Teile der heutigen Vereinigten Staaten. Dies änderte sich im Verlauf des Siebenjährigen Krieges (The French and Indian War), als Frankreich im Jahre 1762 die Gebiete westlich des Mississippi an Spanien abtrat und weitere Gebiete an Großbritannien übereignete. Dieses Arrangement erwies sich allerdings nur als vorübergehend. Die Spanier, die zu dieser Zeit ihren Großmachtstatus bereits weitgehend eingebüßt hatten, entwickelten und förderten Louisiana in den darauffolgenden drei Jahrzehnten kaum.
    Unter Napoleon Bonaparte wurde Frankreich erneut zu einer ernstzunehmenden Großmacht in Europa. 1796 verbündete sich Spanien mit Frankreich, was Großbritannien dazu bewegte, seine mächtige Kriegsmarine einzusetzen, um die Spanier von ihren amerikanischen Besitzungen abzuschneiden. Napoleon Bonaparte brachte dann Karl IV. von Spanien dazu, Louisiana erneut an Frankreich abzutreten. Mit dem Geheimvertrag von San Ildefonso ging im Jahre 1801 der wichtige Hafen von New Orleans sowie die strategisch wichtige Mississippimündung wieder an Frankreich. Von dieser Entwicklung erfuhr auch die damalige US- Regierung. Seit den 1780er Jahren siedelten die Amerikaner westwärts in den Täler des Ohio River und des Tennessee River, wobei diese Siedlungsaktivitäten in hohem Maße von dem freien Zugang zum Mississippi und dem Hafen von New Orleans abhängig waren. Nach den Bestimmungen von San Lorenzo hatte Spanien 1795 den Vereinigten Staaten das Recht eingeräumt, Waren aus amerikanischen Häfen über die Mündung des Mississippi ohne Entrichtung von Abgaben zu bewegen. Ferner erhielten Siedler das Recht, amerikanische Waren vorübergehend zu Umschlagzwecken in New Orleans zu lagern. Die Amerikaner befürchteten nun, daß das napoleonische Frankreich den Mississippi und den Golf von Mexiko zurückerobern würde. Im Jahre 1802 widerrief Spanien tatsächlich die amerikanischen Stapelrechte, sodaß sich Thomas Jefferson mit einem neuen, weit mächtigerem "Pförtner" am Golf von Mexiko konfrontiert sah. Der damalige amerikanische Gesandte in Paris, Robert R. Livingston, wurde daher beauftragt, mit dem französischen Minister Talleyrand über den Kauf von New Orleans zu verhandeln. Monatelang mußte sich Livingston mit Hinhaltungen seitens der Franzosen begnügen, während die Spanier zwischenzeitlich alle abgeschlossenen Freiabkommen mit den USA widerriefen. Um seine Verhandlungsposition zu verbessern, ließ Livingston daraufhin Andeutungen über eine mögliche Annäherung Amerikas an Großbritannien, das sich mit den Franzosen im Krieg befand, fallen. Zur gleichen Zeit reagierte Thomas Jefferson, indem er den späteren Präsidenten James Monroe in die USA entsandte, der Livingston bei den Gesprächen mit Frankreich unterstützen sollte.
    Im April 1803, kurz vor Monroes Ankunft, ließen die Franzosen dann völlig überraschend anfragen, ob die Vereinigten Staaten daran interessiert seien, das komplette Louisiana- Territorium zu erwerben. Die Hintergründe für dieses überraschende Angebot dürften in dem französischen Scheitern auf Santo Domingo und auf Haiti, wo sich Sklavenaufstände ausbreiteten, in den bevorstehenden Auseinandersetzungen mit Großbritannien und in den wirtschaftlichen Schwierigkeiten Frankreichs, bedingt durch die britische Seeblockade, gelegen haben.
    Zu diesem Zeitpunkt erreichte James Monroe als Bevollmächtigter Jeffersons Paris. Obwohl sowohl Livingston als auch Monroe weder die präsidialen Anweisungen noch die Vollmachten besaßen, ganz Louisiana zu erwerben, verliefen die sich anschließenden Verhandlungen recht zügig. Ende April 1803 stimmten die beiden US- Gesandten zu, die Kaufsumme von 11,25 Millionen Dollar zu zahlen und Forderungen amerikanischer Bürger gegenüber Frankreich in Höhe von 3,75 Millionen Dollar zu übernehmen. Unter Berücksichtigung von Zinszahlungen belief sich der endgültige Kaufpreis letztendlich auf 27,26 Millionen Dollar.
    Der Vertrag wurde auf den 30. April datiert und am 2. Mai unterzeichnet. Im Oktober ratifizierte der US- Senat den Kauf, und im September 1803 übertrug Frankreich alle staatliche Autoriät im Louisiana- Territorium an die Vereinigten Staaten. Die amerikanische Expansion in dieses Gebiet folgte auf dem Fuß, zunächst durch die Bildung einer Territorialregierung im Jahre 1804. Thomas Jefferson beauftragte darüber hinaus die Lewis- und Clark- Expedition, dieses riesige Gebiet zu erkunden und zu kartographieren.

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    Sonntag, 20. Februar 2022, 14:30

    The American Corner - Der Weg in den Westen: Die Lewis und Clark Expedition

    Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war noch wenig über das Land westlich des Mississippi bekannt. Um eine dort vermutete Wasserpassage zum Pazifik zu finden, brach im Mai 1804 die erste amerikanische Überlandexpedition unter Meriwether Lewis und William Clark auf und untermauerte damit auch den Anspruch der Vereinigten Staaten auf das Land "from coast to coast".
    Bereits im Herbst 1802 wurde Lewis von Präsident Thomas Jefferson mit der Planung einer Expedition in den Westen beauftragt. William Clark wurde dann im Juni 1803 von Lewis als gleichberechtigter Expeditionsleiter angeworben, denn er konnte mit Leuten umgehen, eine Truppe führen und kannte darüber hinaus bereits einige Indianerstämme östlich des Mississippi. Im Winter bereiteten die beiden in St. Louis ihre Expedition vor und brachen am 21. Mai 1804 in St. Charles, wenige Kilometer von St. Louis entfernt, auf. Ihre Truppe umfasste mehr als vierzig Teilnehmer, sie besaßen ein großes Flußboot, zwei Pirogen und knapp dreißig Tonnen Ausrüstung, darunter Gewehre, Äxte, Messer, 450 Liter Whiskey, Geschenke für die Indianerstämme und noch vieles mehr.
    Lewis und Clark sollten möglichst umfangreiche Aufzeichnungen anfertigen und einen Wasserweg zur Pazifikküste finden, so jedenfalls lautete ihr offizieller Auftrag. Trotz zahlreicher Hindernisse und Strapazen wie Stromschnellen oder Präriegewitter erreichte die Expedition eine für damalige Zeiten beachtliche Marschleistung von durchschnittlich 25 Kilometern pro Tag. Doch neben Skorbut, der Ruhr und unzähligen Mückenschwärmen war es vor allem die oft fehlende Disziplin einzelner Expeditionsteilnemer, unter denen die Unternehmung litt. So wurden bereits am 29.Juni 1804 zwei Teilnehmer zu jeweils hundert Peitschenhieben verurteilt. da diese sich heimlich am Whiskey bedient hatten. Vier weitere Verfahren sollten folgen.
    Am 2. August 1804 traf die Truppe erstmals auf Indianer vom Stamm der Missouri und der Oto. Diese verhielten sich friedlich, und so kam es zu einem Treffen von sechs ihrer Häuptlinge mit den Weißen. Lewis und Clark verkündeten ihnen, daß sie nun einen neuen "Großen Vater" im Osten hätten, nämlich Thomas Jefferson, der mit ihnen Handel treiben und eine gemeinsame Familie mit ihnen gründen wolle. Schließlich gab es Geschenke, auch in Form von Whiskeyfässern, für die Häuptlinge.
    Im Oktober erreichte die Expedition die Dörfer der Mandan und Hidatsa im heutigen North Dakota, wo sich die Männer noch rechtzeitig vor dem Wintereinbruch ein kleines Holzfort bauten. Hier feierte die Truppe Weihnachten und Neujahr, wurde von den Indianern freundlich aufgenommen und ging gemeinsam mit den Mandan auf Büffeljagd. Im frühen 19. Jahrhundert zogen noch Millionen dieser Tiere durch die Plains.
    Sobald der Missouri wieder eisfrei war, sandten Lewis und Clark ein Boot mit einem Dutzend Männer und einem ausführlichen Bericht für den Präsidenten nach St. Louis, darunter auch eine von Clark angefertigte Karte über die Gebiete westlich des Mississippi, Mineralien, einen Präriehund, botanische Proben und vieles mehr.
    Am 7. April 1805 startete die Expedition erneut mit acht Kanus und 31 Mann. Mit dabei war diesmal auch eine Frau, die Schoschonin Sakajawea, die vielen heutigen Amerikanern durch die Abbildung auf der Eindollarmünze bekannt ist. Die Frau sprach viele Dialekte der Bergstämme und sorgte bereits durch ihre Anwesenheit dafür, daß sich die Indianerstämme gegenüber der Expedition weitgehend friedlich verhielten. Am 25. April 1805 passierte die Truppe den Yellowstone River, doch aufgrund der extremen Windverhältnisse kam sie nur langsam voran. An den Great Falls mußten die Expeditionsmitglieder die Kanus und das umfangreiche Gepäck tragen, um an den fünf Wasserfällen vorbei zu kommen. Westlich der kontinentalen Wasserscheide traf Lewis, der der Expedition vorausgeeilt war, am 13. August 1805 den Schoschone- Häuptling Cameahwait und überredete ihn, seinen Männern entgegenzugehen. Schließlich stellte sich heraus, daß es sich bei Cameahwait um den Bruder von Sakajawea handelte, der daraufhin die Weißen zuvorkommend behandelte und der Expedition 29 Pferde verkaufte, mit denen sie sich am 30. August 1805 wieder auf den weiteren Weg nach Westen machte.
    Weiter ging es durch die Bitteroot Mountains, wo umgestürzte Bäume den Weg versperrten, es lausig kalt war und vor allem kein Wild anzutreffen war. So mußten einige Pferde erschossen werden, die zur Nahrungsergänzung dienten, bis die Männer nach zwanzig Tagen schließlich ein Dorf der Nez Percé entdeckten. Die Weißen wurden dort freundlich aufgenommen, und am 7. Oktober 1805 brachen die Männer wieder auf, nachdem sie ihre Pferde gegen Kanus eingetauscht hatten. Mit ihnen konnte die Expedition den Clearwater und den Snake River hinunterfahren. Oft rasteten sie in Indianerdörfern, bis am 7. November 1805 Clark in sein Tagebuch notieren konnte: "Ozean in Sicht !". Zwar handelte es sich dabei nur um die Mündung des Columbia River, doch bereits eine Woche darauf erreichten die Männer tatsächlich die Pazifikküste. Nach der Bewältigung von knapp 7.000 Kilometern hatten Lewis und Clark ihr Ziel erreicht.
    Aufgrund des Kälteeinbruchs mußte die Expedition den folgenden Winter wieder in einem Fort verbringen, bis sie am 23. März 1806 den Rückweg antreten konnte. Im Juli überquerten sie die Rocky Mountains und errechten Mitte August ihr ehemaliges Winterlager bei den Mandan. Da es nun stromabwärts ging, kamen sie verhältnismäßig schnell voran und bewältigten den Rückweg, für den sie zuvor eineinhalb Jahre gebraucht hatten, in nur sechs Monaten.
    Am 23. September 1806 erreichten die Männer des "Corps of Discovery" wieder St. Louis. Doch die erhoffte Nord- West Passage gab es nicht, und somit mußte Lewis in einem Brief an Thomas Jefferson diese Hoffnung zerschlagen. Doch mit ihrer wegweisenden Expedition hatten Lewis und Clark den Anspruch der Vereinigten Staaten auf ein Amerika "from cost to coast" untermauert und den "Weg nach Westen" für zahlreiche Trapper und Siedler, von denen später viele zu "Legends of the West" wurden, geöffnet.

    www.youtube.com/watch?v=hil5J3hJDVg

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    Montag, 21. Februar 2022, 14:33

    The American Corner - The Great Migration

    Kaum eine Binnenwanderung hat größere Veränderungen in den Besiedlungsstrukturen der USA im 20. Jahrhundert verursacht als das, was die Amerikaner heute als "The Great Migration" bezeichnen.
    Worum handelte es sich dabei ? Zwischen 1916 und 1970 verließen rund sechs Millionen Afroamerikaner ihre Heimat im ländlich geprägten Süden. Sie waren auf der Suche nach einem besseren Leben, weg vom Subsistenzniveau einer Kleinbauernstelle oder als schlecht bezahlte Landarbeiter und hin zu besser bezahlten Jobs in den Industriezonen der Nordstaaten. Das neue "Museum für afro-amerikanische Geschichte und Kultur" in Washington widmet allein dem Phänomen der "Great Migration" eine ganze Abteilung.
    Die große Wanderung der Schwarzen aus ihren angestammten Lebensbereichen fand in zwei Schüben statt, zwischen 1916 und 1940 der erste und zwischen 1944 und 1970 der zweite. Offiziell wurden die Afroamerikaner, die seit dem frühen 17. Jahrhundert als Sklaven in der amerikanischen Landwirtschaft arbeiteten und als Eigentum ihrer weißen Besitzer nur relativ wenige Rechte hatten, nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkriegs im Jahre 1865 in ihre Freiheit entlassen. Die gesellschaftliche Realität im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert sah dennoch oft etwas anders aus. So wurde mit den "Jim Crow Laws" u.a. die Rassentrennung im öffentlichen Leben weitgehend festgeschrieben. Zwar waren die Afroamerikaner nun nicht mehr Eigentum ihrer ehemaligen Besitzer, fristeten dagegen ihr Dasein nunmehr als Pächter von Kleinbauernstellen oder als schlecht bezahlte Landarbeiter. Hinzu kam, daß, ähnlich wie bei der europäischen Bauernbefreiung, sich die Plantagenbesitzer weitgehend von der Pflicht zur sozialen Fürsorge "ihrer" Schwarzen befreit sahen, so daß sich die soziale und wirtschaftliche Situation vieler Afroamerikaner eher noch verschlechterte. Ein Ausweg blieb allerdings, in den meisten Fällen handelte es sich um einen Weg ohne Rückkehr. Es handelte sich um die Abwanderung in die aufblühenden Industriezentren des Nordens, wo weniger die individuelle Hautfarbe, sondern die persönliche Arbeitsleistung im Vordergrund stand.
    So stieg allein in Chicago die Zahl der Afroamerikaner zwischen 1910 und 1920 von 44.000 auf 125.000. Andere Städte im Nordosten der USA, z.B. Detroit, verzeichneten mit dem Aufblühen der Automobilindustrie ähnlich starke Zuwächse.
    Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges öffneten sich in den Vereinigten Staaten Arbeitsplätze, die den Schwarzen bis dahin vorenthalten waren, da die Nachfrage nach Industriegütern und Lebensmitteln stark zunahm. Gleichzeitig hatte sich die Zahl von europäischen Zuwanderern kriegsbedingt drastisch verringert. Die Unternehmen in Chicago suchten dementsprechend händeringend nach Arbeitskräften, fanden zu diesem Zeitpunkt ein entsprechendes Reservepotential aber nur unter den Afroamerikanern der Südstaaten vor. Noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs stellten die fleischverarbeitenden Betriebe, damals der größte Wirtschaftszweig in Chicago, keine Afroamerikaner ein. Dies lag weniger an den störrischen Arbeitgebern als an den Gewerkschaften, die schwarze Mitglieder in ihren Reihen ablehnten. Angesichts des eklatanten Mangels an Arbeitskräften wurde diese Verweigerungshaltung nun umgangen, und schwarze Zuwanderer fanden in den Schlachthöfen, den Stahlwerken und im Baugewerbe zahlreiche Jobs.
    Viele Schwarze verließen ihre Südstaatenheimat oft sang- und klanglos per Bus oder mit der Bahn. So durchquerte damals bereits die Illinois Central Railroad den Bundesstaat Mississippi. Wer es aus dem Delta heraus schaffte und bis Memphis gelangte, der konnte ohne umzusteigen direkt bis in das Zentrum von Chicago fahren.
    Je mehr Afroamerikaner in South Chicago eintrafen, desto mehr Weiße zogen in dem Prozeß einer "White Flight" aus. Eine Entwicklung, die nicht ohne Widerstände und Gewalt vonstatten ging. Allein zwischen 1917 und 1921 wurde von 58 Bombenanschlägen auf schwarze Wohnquartiere berichtet, hinzu kamen Brandstiftungen und Sachbeschädigungen. Dennoch entwickelte sich allmählich ein neues Stadtviertel, das fast ausschließlich von Schwarzen bewohnt wurde und als "Bronzeville" in die Geschichte der Stadt Chicago einging. Bereits 1915 gab es erste schwarze Kommunalpolitiker, und im Jahre 1919 zählte die Stadt 50.000 aus den Südstaaten stammende Afromerikaner. Bronzeville wurde zu einer Stadt innerhalb Chicagos. Die meisten Weißen hatten die Gegend mittlerweile verlassen, und es entstand eine afroamerikanische Infrastruktur mit Geschäften, in denen ausschließlich Schwarze kauften, mit schwarzen Dienstleistungen und ausschließlich von Afroamerikanern besuchten Kirchen.
    Chicago- Bronzeville entwickelte sich zu einer Parallelgesellschaft mit einer fast ausschließlich schwarzen Community, die bis 1940 auf 278.000 Einwohner wuchs. Bekannt wurde der Stadtteil über Chicago hinaus vor allem durch seine Unterhaltungsindustrie. In zahllosen Restaurants und Clubs spielten Jazz- und Bluesmusiker, die teilweise zu internationalen Legenden des Jazz wurden. So trat seit 1926 Louis Armstrong im Sunset Café auf.
    Der Zweite Weltkrieg markierte die Zäsur zwischen den beiden Wellen der "Great Migration", als die Zahl der Reisenden in das vermeintliche "Gelobte Land" sich bis 1970 auf rund sechs Millionen verfünffachen sollte. Ein Grund war neben den wirtschaftlichen Ursachen der Umstand, daß Afroamerikanern in den Südstaaten immer noch eine Reihe von Bürgerrechten verweigert wurden. Dazu kam die zunehmende Mechanisierung der Landwirtschaft im Süden, z.B. durch die Einführung der mechanischen Baumwollpflückmaschinen, von denen eine allein hundert schwarze Arbeitskräfte ersetzte, so daß das Pachtsystem des Südens weitgehend zusammenbrach und vielen schwarzen Familien nach dem Wegfall ihrer Existenzgrundlage nichts anderes übrigblieb als die Abwanderung in die großen Zentren der Industrie. So betrug der Anteil der Afroamerikaner in der Metropolregion Chicago zu Beginn des 20. Jahrhunderts lediglich vier Prozent, während er nach dem Zweiten Weltkrieg bereits auf mehr als zwanzig Prozent gestiegen war. Nun allerdings traten die Schwarzen zunehmend in den Wettbewerb um gute Jobs mit den zahllosen heimkehrenden weißen GI´s. So galt die South Side von Chicago ursprünglich als eine durchaus wohlhabende Gegend, die von Weißen bewohnt wurde. Im Zuge der ersten Phase der "Great Migration" verließen diese Bewohner jedoch sukzessive das Viertel und traten die solide gebauten Wohnobjekte an Afroamerikaner ab. Die zweite Welle der Migration veränderte die Lage abermals, als zahlreiche arme und wenig gebildete Zuzügler aus dem Delta hinzuzogen und die dort bereits etablierten Schwarzen ihrerseits verdrängten.
    Was nach 1945 folgte, war eine Entwicklung, die das Leben vieler Afroamerikaner bis heute prägt. Die Städte veränderten sich, und wer es sich leisten konnte, verließ die überfüllten "Inner Cities" und wanderte ins Umland ab, was zu einem zunehmendem Verfall und zu einer allmählichen Ghettoisierung von Teilen der innerstädtischen Bausubstanz führte. Im Ergebnis entstanden "Hoods", in denen sich oft niemand mehr um eine reibungslos funktionierende Infrastruktur kümmerte. Als vermeintliche Lösung diese Problems errichteten viele Kommunen Wohnblocks insbesondere für minderbemittelte Afroamerikaner , die sich jedoch auch sehr schnell zu "Slumwüsten" entwickelten. Bereits in den Jahren 1967/68 gab es die einstmals funktionierende Community von Chicago- Bronzeville nicht mehr. Die Gegend verfiel, und wer konnte, verließ das Wohnquartier, so daß in den darauffolgenden dreißig Jahren Bronzeville fast 75 Prozent seiner Einwohner verlor. Wer heute durch das Gebiet fährt, sieht verlassene Straßen, zerfallende Häuser, und auf den Freiflächen stapelt sich zwischen zahllosen Autowracks der Müll.
    Mit der sukzessiven Durchsetzung der Bürgerrechte in den Südstaaten und vor allem durch den Wegzug oder den Verfall großer Industriezweige im Nordosten des Landes endete die Phase der "Great Migration". Die dadurch entstandenen vielfältigen sozialen Probleme bestehen jedoch weiter ungemindert fort.

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    Montag, 21. Februar 2022, 16:34

    RE: RE: Die Hintergründe für den Irakkrieg von 2003

    Hier in den USA wurde es in den letzten 20 Jahren oft so hingestellt, als wollte Bush jr den verlorenen Krieg von Bush Sr ausgleichen.
    "Interessiert" haben vor allem die reichen Erdölvorkommen am Schatt-El-Arab. Daß der Konflikt und die Befriedung des Landes sich langfristig zu einem derartigen Desaster entwickeln würden, war damals nur für ausgesprochene Kenner der Region absehbar.


    Glaubt man wirklich, dass der Senior den Krieg verloren hat? Der war immerhin klug genug, den Hussein am Leben zu lassen, platt geklopft, mehr oder weniger entwaffnet, gekämmt und gebügelt, aber an der Macht. Erst der Junior hat uns den Islamischen Staat beschert.

    171

    Dienstag, 22. Februar 2022, 12:50

    RE: The American Corner - Der Weg in den Westen: Die Lewis und Clark Expedition

    Dazu gibt es den beruehmten Film mit Spencer Tracy https://www.imdb.com/title/tt0032851/reference basierend auf dem Roman von Kenneth Roberts.
    https://www.imdb.com/name/nm0731314/
    Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war noch wenig über das Land westlich des Mississippi bekannt. Um eine dort vermutete Wasserpassage zum Pazifik zu finden, brach im Mai 1804 die erste amerikanische Überlandexpedition unter Meriwether Lewis und William Clark auf und untermauerte damit auch den Anspruch der Vereinigten Staaten auf das Land "from coast to coast".
    Bereits im Herbst 1802 wurde Lewis von Präsident Thomas Jefferson mit der Planung einer Expedition in den Westen beauftragt. William Clark wurde dann im Juni 1803 von Lewis als gleichberechtigter Expeditionsleiter angeworben, denn er konnte mit Leuten umgehen, eine Truppe führen und kannte darüber hinaus bereits einige Indianerstämme östlich des Mississippi. Im Winter bereiteten die beiden in St. Louis ihre Expedition vor und brachen am 21. Mai 1804 in St. Charles, wenige Kilometer von St. Louis entfernt, auf. Ihre Truppe umfasste mehr als vierzig Teilnehmer, sie besaßen ein großes Flußboot, zwei Pirogen und knapp dreißig Tonnen Ausrüstung, darunter Gewehre, Äxte, Messer, 450 Liter Whiskey, Geschenke für die Indianerstämme und noch vieles mehr.
    Lewis und Clark sollten möglichst umfangreiche Aufzeichnungen anfertigen und einen Wasserweg zur Pazifikküste finden, so jedenfalls lautete ihr offizieller Auftrag. Trotz zahlreicher Hindernisse und Strapazen wie Stromschnellen oder Präriegewitter erreichte die Expedition eine für damalige Zeiten beachtliche Marschleistung von durchschnittlich 25 Kilometern pro Tag. Doch neben Skorbut, der Ruhr und unzähligen Mückenschwärmen war es vor allem die oft fehlende Disziplin einzelner Expeditionsteilnemer, unter denen die Unternehmung litt. So wurden bereits am 29.Juni 1804 zwei Teilnehmer zu jeweils hundert Peitschenhieben verurteilt. da diese sich heimlich am Whiskey bedient hatten. Vier weitere Verfahren sollten folgen.
    Am 2. August 1804 traf die Truppe erstmals auf Indianer vom Stamm der Missouri und der Oto. Diese verhielten sich friedlich, und so kam es zu einem Treffen von sechs ihrer Häuptlinge mit den Weißen. Lewis und Clark verkündeten ihnen, daß sie nun einen neuen "Großen Vater" im Osten hätten, nämlich Thomas Jefferson, der mit ihnen Handel treiben und eine gemeinsame Familie mit ihnen gründen wolle. Schließlich gab es Geschenke, auch in Form von Whiskeyfässern, für die Häuptlinge.
    Im Oktober erreichte die Expedition die Dörfer der Mandan und Hidatsa im heutigen North Dakota, wo sich die Männer noch rechtzeitig vor dem Wintereinbruch ein kleines Holzfort bauten. Hier feierte die Truppe Weihnachten und Neujahr, wurde von den Indianern freundlich aufgenommen und ging gemeinsam mit den Mandan auf Büffeljagd. Im frühen 19. Jahrhundert zogen noch Millionen dieser Tiere durch die Plains.
    Sobald der Missouri wieder eisfrei war, sandten Lewis und Clark ein Boot mit einem Dutzend Männer und einem ausführlichen Bericht für den Präsidenten nach St. Louis, darunter auch eine von Clark angefertigte Karte über die Gebiete westlich des Mississippi, Mineralien, einen Präriehund, botanische Proben und vieles mehr.
    Am 7. April 1805 startete die Expedition erneut mit acht Kanus und 31 Mann. Mit dabei war diesmal auch eine Frau, die Schoschonin Sakajawea, die vielen heutigen Amerikanern durch die Abbildung auf der Eindollarmünze bekannt ist. Die Frau sprach viele Dialekte der Bergstämme und sorgte bereits durch ihre Anwesenheit dafür, daß sich die Indianerstämme gegenüber der Expedition weitgehend friedlich verhielten. Am 25. April 1805 passierte die Truppe den Yellowstone River, doch aufgrund der extremen Windverhältnisse kam sie nur langsam voran. An den Great Falls mußten die Expeditionsmitglieder die Kanus und das umfangreiche Gepäck tragen, um an den fünf Wasserfällen vorbei zu kommen. Westlich der kontinentalen Wasserscheide traf Lewis, der der Expedition vorausgeeilt war, am 13. August 1805 den Schoschone- Häuptling Cameahwait und überredete ihn, seinen Männern entgegenzugehen. Schließlich stellte sich heraus, daß es sich bei Cameahwait um den Bruder von Sakajawea handelte, der daraufhin die Weißen zuvorkommend behandelte und der Expedition 29 Pferde verkaufte, mit denen sie sich am 30. August 1805 wieder auf den weiteren Weg nach Westen machte.
    Weiter ging es durch die Bitteroot Mountains, wo umgestürzte Bäume den Weg versperrten, es lausig kalt war und vor allem kein Wild anzutreffen war. So mußten einige Pferde erschossen werden, die zur Nahrungsergänzung dienten, bis die Männer nach zwanzig Tagen schließlich ein Dorf der Nez Percé entdeckten. Die Weißen wurden dort freundlich aufgenommen, und am 7. Oktober 1805 brachen die Männer wieder auf, nachdem sie ihre Pferde gegen Kanus eingetauscht hatten. Mit ihnen konnte die Expedition den Clearwater und den Snake River hinunterfahren. Oft rasteten sie in Indianerdörfern, bis am 7. November 1805 Clark in sein Tagebuch notieren konnte: "Ozean in Sicht !". Zwar handelte es sich dabei nur um die Mündung des Columbia River, doch bereits eine Woche darauf erreichten die Männer tatsächlich die Pazifikküste. Nach der Bewältigung von knapp 7.000 Kilometern hatten Lewis und Clark ihr Ziel erreicht.
    Aufgrund des Kälteeinbruchs mußte die Expedition den folgenden Winter wieder in einem Fort verbringen, bis sie am 23. März 1806 den Rückweg antreten konnte. Im Juli überquerten sie die Rocky Mountains und errechten Mitte August ihr ehemaliges Winterlager bei den Mandan. Da es nun stromabwärts ging, kamen sie verhältnismäßig schnell voran und bewältigten den Rückweg, für den sie zuvor eineinhalb Jahre gebraucht hatten, in nur sechs Monaten.
    Am 23. September 1806 erreichten die Männer des "Corps of Discovery" wieder St. Louis. Doch die erhoffte Nord- West Passage gab es nicht, und somit mußte Lewis in einem Brief an Thomas Jefferson diese Hoffnung zerschlagen. Doch mit ihrer wegweisenden Expedition hatten Lewis und Clark den Anspruch der Vereinigten Staaten auf ein Amerika "from cost to coast" untermauert und den "Weg nach Westen" für zahlreiche Trapper und Siedler, von denen später viele zu "Legends of the West" wurden, geöffnet.

    www.youtube.com/watch?v=hil5J3hJDVg

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    Mittwoch, 23. Februar 2022, 14:42

    The American Corner - Amerikanischer Europatourismus vor 100 Jahren

    Um 1900 hatte sich in Mittel- und Westeuropa für entsprechend betuchte Amerikaner eine Reihe von touristischen "hot spots" herausgebildet, dessen Kern die Alpenregionen bis zu den südlichen Alpenseen, die Seebäder an der französischen Atlantikküste und dem Ärmelkanal, die Riviera, die Adria und insbesondere Paris bildeten. Allerdings hielt man sich in den jeweiligen Regionen nicht zu jeder Jahreszeit auf: Cannes, Nizza, Biarritz und Monte Carlo waren im Herbst und Winter angesagt, im Frühjahr ging es dann über Italien nach Paris, um sich schließlich während des Sommers in kühlere Gefilde wie Deauville, Dieppe oder Brighton zu begeben. Dieser Reiseplan orientierte sich auch an damaligen wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen wie der Pariser "Grande Semaine" und dem "Grand Prix"- Pferderennen von Longchamp Ende Juni oder der Jagdsaison im Spätsommer in Schottland. Maßgeblich bestimmte stets das Klima die Reisezeit, da z.B. damals die Sommerhitze der Riviera als ungesund galt.
    Damit verknüpfte der amerikanische Europatourismus um 1900 die unterschiedlichsten Aktivitäten und Konsumpraktiken in einem wechselnden Rhytmus aus Mobilität und Stillstand. In Großstädten wie Paris nahm man an Bällen teil, kaufte die neueste Mode ein und speiste in guten Restaurants, doch stand auch ein reiches kulturelles Angebot zur Verfügung. Die Alpenregionen und das norditalienische Seengebiet bestachen dagegen durch ihre atemberaubende Natur. Der Aufenthalt in den Seebädern an der Atlantikküste diente der Gesundheit, und an der Riviera hofften die Amerikaner dem regnerischen Winterwetter zu entkommen.
    Während sich die zahlreichen amerikanischen "Expatriats", die sich vor allem in Venedig und in Paris niedergelassen hatten, ganz diesem "resort crawling" hingeben konnten, galt es für die Upperclass- Touristen, die Wintersaison in New York und teils auch die Sommersaison in Newport oder Saratoga/NY nicht zu vernachlässigen. Auch die Transfers gestalteten sich auf den ab den 1870er Jahren verkehrenden Transatlantikdampfern immer komfortabler. Die Schiffe boten Ballsäle, ausgewählte Speisen und gut ausgestattete Kabinen, wobei weniger zahlungskräftigen Passagieren nur die beengten Verhältnisse der Zweiten Klasse oder des Zwischendecks zur Verfügung standen. Das änderte sich jedoch ab ca. 1900, als zunehmend auch die Kabinen der Zweiten Klasse ausgebaut wurden und zeitgleich die Preise reduziert wurden, so daß sich eine Europareise nun auch die gehobene amerikanische Mittelschicht leisten konnte, die sich insofern von der "Upper Class" abgrenzte, indem sie sich stärker auf Kultur und Bildung konzentrierte.
    Mit der Einführung der Dritten Klasse auf den Ozeandampfern zu Beginn der 1920er Jahre machten sich schließlich zunehmend auch amerikanische Studenten und besserverdienende Angestellte auf den Weg über den Atlantik. Zum einen ersannen die Schiffahrtsgesellschaften neue Verwendungsmöglichkeiten für das frei gewordene Zwischendeck, nachdem die Vereinigten Staaten die Einwanderung aus Ost- und Südeuropa stark eingeschränkt hatten. Zum anderen setzte sich in den 1920er/30er Jahren allmählich zumindest in einigen größeren Unternehmen der bezahlte Urlaub für Angestellte durch. Für Amerikaner dieser Kategorie war der Genuß europäischer Kulturgüter eher nebensächlich, auch wenn sich die Reiseroute oft an den Kulturhauptstädten orientierte. Keine Bedeutung hatten die " social seasons" für diese Gesellschaftsschicht, vielmehr ging es darum, in der knappen zur Verfügung stehenden Zeit möglichst viel zu erleben.
    Während viele Amerikaner Deutschland und Österreich als Reiseziele unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg zunächst gemieden hatten, entwickelten sich diese beiden Länder seit den späten 20er Jahren zu immer beliebteren Reisezielen, was vor allem an der erfolgreichen Werbung der deutschen Tourismusindustrie lag, die sich speziell an amerikanische Reisende richtete.

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    Donnerstag, 24. Februar 2022, 14:48

    RE: The American Corner - Amerikanischer Europatourismus vor 100 Jahren

    Uwe, danke fuer diesen interessanten Artikel.
    Noch mehr interessieren wuerde mich das Reiseverhalten der Amis NACH dem WW II, als sie in den 50er und 60er Jahren oft sogar 4 Wochen im Stueck in Europa verbracht haben, in der Regel mit der ganzen Familie.
    Irgendetwas muss sich zwischen den 60er und 70er Jahren dann bei den amerikanischen Arbeitgebern (zum Nachteil) veraendert haben, denn ploetzlich wurden keine vierwoechigen Europareisen mehr gestattet.
    Um 1900 hatte sich in Mittel- und Westeuropa für entsprechend betuchte Amerikaner eine Reihe von touristischen "hot spots" herausgebildet, dessen Kern die Alpenregionen bis zu den südlichen Alpenseen, die Seebäder an der französischen Atlantikküste und dem Ärmelkanal, die Riviera, die Adria und insbesondere Paris bildeten. Allerdings hielt man sich in den jeweiligen Regionen nicht zu jeder Jahreszeit auf: Cannes, Nizza, Biarritz und Monte Carlo waren im Herbst und Winter angesagt, im Frühjahr ging es dann über Italien nach Paris, um sich schließlich während des Sommers in kühlere Gefilde wie Deauville, Dieppe oder Brighton zu begeben. Dieser Reiseplan orientierte sich auch an damaligen wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen wie der Pariser "Grande Semaine" und dem "Grand Prix"- Pferderennen von Longchamp Ende Juni oder der Jagdsaison im Spätsommer in Schottland. Maßgeblich bestimmte stets das Klima die Reisezeit, da z.B. damals die Sommerhitze der Riviera als ungesund galt.

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    Donnerstag, 24. Februar 2022, 14:58

    RE: The American Corner - Amerikanischer Europatourismus vor 100 Jahren

    Zwischen April 1975 und Januar 1980 durchlief ich eine Ausbildung im mittleren Beamtendienst bei der Stadt Braunschweig.
    Nur im Juli hatte die Verwaltungsschule geschlossen, das war der einzige Monat, wo man 4 Wochen im Stueck Urlaub nehmen durfte.
    Mein Freund und ich fuhren drei Jahre hintereinander im Juli 1975, Juli 1976 und Juli 1977 fuer jeweils 4 Wochen an die Côte d'azur nach Cannes, machten dort Tagesausfluege zu den Lérins Inseln, zur Gorge du Loup, nach Marseille, St. Tropez oder Monaco, und badeten meistens am Strand von Cannes mit Blick auf die schoenen Iles des Lérins.
    Da wir uns nur billige 1 Stern Hotels leisten konnten (wofuer wir beide das ganze Jahr ueber eisern sparten), hatten die natuerlich keine Klimaanlage, und der Juli/August an der Côte d'azur ist vor allem nachts kein Zuckerlecken, wenn die Gebaeude von der Sonne am Tag erhitzt sind und die Hitze auch nachts nicht weniger wird.
    Regelmaessig jede Nacht gegen 1 Uhr wachte ich total verschwitzt auf und duschte lange kalt, um noch ein paar Stunden Schlaf zu kriegen.
    Idiotisch, diese Angewohnheit vieler Menschen meiner Generation, auch heute noch (nachdem die Kinder schon lange aus dem Haus sind) im Hochsommer Urlaub zu machen. Ich konnte das ehrlich gesagt nie nachvollziehen.
    Um 1900 hatte sich in Mittel- und Westeuropa für entsprechend betuchte Amerikaner eine Reihe von touristischen "hot spots" herausgebildet, dessen Kern die Alpenregionen bis zu den südlichen Alpenseen, die Seebäder an der französischen Atlantikküste und dem Ärmelkanal, die Riviera, die Adria und insbesondere Paris bildeten. Allerdings hielt man sich in den jeweiligen Regionen nicht zu jeder Jahreszeit auf: Cannes, Nizza, Biarritz und Monte Carlo waren im Herbst und Winter angesagt, im Frühjahr ging es dann über Italien nach Paris, um sich schließlich während des Sommers in kühlere Gefilde wie Deauville, Dieppe oder Brighton zu begeben. Dieser Reiseplan orientierte sich auch an damaligen wichtigen gesellschaftlichen Ereignissen wie der Pariser "Grande Semaine" und dem "Grand Prix"- Pferderennen von Longchamp Ende Juni oder der Jagdsaison im Spätsommer in Schottland. Maßgeblich bestimmte stets das Klima die Reisezeit, da z.B. damals die Sommerhitze der Riviera als ungesund galt.

    175

    Donnerstag, 24. Februar 2022, 18:27

    US- Touristen in den 50er/ 60er Jahren

    Mal schauen, was die Quellen darüber so hergeben. In dem o.a. Zeitrahmen war die Kaufkraft des Greenback ja noch sehr hoch, so daß die Amerikaner relativ günstig nach Europa reisen und dort auch entsprechend einkaufen konnten. Vieles, was heute auf amerikanischen Flohmärkten als "Made in Europe" angeboten wird, stammt aus diesen beiden "Goldenen Jahrzehnten".

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    Samstag, 30. April 2022, 20:05

    The American Corner - The Vanderbilts. Aufstieg und Fall einer amerikanischen Dynastie

    Die Geschichte der auch heute noch in den Staaten sehr bekannten Familie begann, als sich im Jahre 1650 ein gewisser Jan Aerton dazu entschloß, das Dorf Bilt in Utrecht zu verlassen, um in der Neuen Welt sein Glück zu suchen. Für die Kosten der Überfahrt bezahlte er, wie viele andere seiner Zeit auch, mit dem zeitweisen Verlust seiner persönlichen Freiheit. Sieben Jahre arbeitete er seine Schulden als Vertragsknecht in dem damals noch sehr dünn von Europäern besiedelten Nordamerika ab und ließ sich danach auf Staten Island nieder.
    Rund 160 Jahre später übernahm sein Ur-Urenkel Cornelius Vanderbilt ein kleines Fährschiff, für das er mit einem Kredit seiner Mutter bezahlte und mit dem er Passagiere und Fracht von Staten Island nach Manhattan transportierte. Doch ihn strebte es nach Höherem. Nicht viel später stellte er seinen ersten Schoner in Dienst und arbeitete für Thomas Gibbon, während seine mittlerweile mehreren Fähren weiterhin Fracht und Menschen von und nach Manhattan transportieren. Gibbons Dampfschiffe bedienten dagegen die Inseln um New York, und in dessen Dienst stieg Cornelius Vanderbilt schnell zum Leiter dieses Unternehmens auf. Und beiden gelang es, im März 1824 durch einen Musterprozeß die kartellähnlichen Wettbewerbsbeschränkungen im Geschäft des Bootsverkehrs von und nach New York zu zerschlagen.
    Gibbons starb bereits 1826, doch Cornelius Vanderbilt verließ erst drei Jahre später dessen Firma. Mit dem von ihm gemachten Erfahrungen war er nun auf dem besten Weg der stetigen geschäftlichen Expansion. Er übernahm Wettbewerber und vergrößerte seine Flotte und seine Transportlinien stetig. Seine Konkurrenten unterbot er so lange, bis sie aufgeben mußten oder ihm Abstandssummen zahlten, damit er aufhörte.
    Die Gewässer um New York waren Vanderbilt als Geschäftsmodell bald zu klein, und so setzte er auf das neue, schnell wachsende Eisenbahnsystem. Und wieder unterbot er die Preise seiner Konkurrenten bis zur Übernahme und eroberte sich so zahlreiche Transportwege auf den Schienen, die die Zukunft Amerikas im 19. Jahrhundert bedeuteten. Als der Goldrausch die Massen im Jahre 1849 nach Kalifornien zog, transportierte er sie zunächst nach Nicaragua und später weiter bis an den Pazifik und nach Kalifornien. Als ihm der Hasardeur William Walter mit seinem Staatsstreich in Nicaragua wirtschaftlich in die Quere kam, sendete Cornelius Vanderbilt ohne Vorverhandlungen einen Expeditionstrupp aus, um seine festliegenden Schiffe freizuschießen.
    Bis zu seinem Tod im Jahre 1877 hatte der "Commodore" Cornelius Vanderbilt sich das größte Eisenbahnnetz an der Ostküste angeeignet, viel Land in und um New York erworben und seine Schiffslinien allmählich aufgegeben. Mit der Übernahme der "Harlem Railroad" durch einen "stockmarket corner" hatte er seit 1863 die einzige Zugverbindung nach Manhattan in der Hand und damit auch den Bahnhof in der Stadt, den heutigen "Grand Central Terminal". Sein ältester Sohn und späterer Erbe "Billy" William Henry Vanderbilt übernahm und führte die Firma bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1885. Ihm gelang es, den Reichtum seines Vaters in nur acht Jahren auf 200 Millionen Dollar zu verdoppeln, eine für damalige Zeiten enorme Summe.
    Nach dem Tod Williams übernahmen dessen Söhne Cornelius Vanderbilt II. und William Kissam das Unternehmen, doch seit dieser Zeit war das Familienvermögen geteilt und würde sich immer weiter teilen und verzweigen.
    Die Vanderbilts waren eine der reichsten Familien Amerikas und der Menschheitsgeschichte überhaupt. Schon die Kinder von Cornelius Vanderbilt begannen, sich prachtvolle Paläste im viktorianischen Stil des "Gilded Age" zu bauen, die heute in den USA als "National Historic Landmarks" gelten. Cornelius Urenkel repräsentierten dieses Zeitalter wie kaum eine andere Familie. Sie standen im Zentrum der High Society, feierten rauschende Feste und sammelten Kunst auf höchstem Niveau. Doch ging in Amerika seit den 20er Jahren die große Zeit der Eisenbahnen zugunsten des Automobils allmählich zuende. Nach und nach schrumpfte der gigantische Reichtum der Vanderbilts, und die herrschaftlichen Anwesen mußten eins nach dem anderen verkauft werden. Bereits im Jahre 1947 stand keines der Vanderbilt- Anwesen mehr in New York City, und mit dem Konkurs der "New York Central Railway" im Jahre 1968 endete die Betätigung der Vanderbilts im Transportwesen endgültig.

    www.youtube.com/watch?v=NSL050ExMrk
    www.youtube.com/watch?v=AeWE_FaIP6k

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    Sonntag, 1. Mai 2022, 13:30

    RE: The American Corner - The Vanderbilts. Aufstieg und Fall einer amerikanischen Dynastie

    Wieder ein ausnehmend faszinierender Artikel von Dir, Uwe.
    Vielen Dank!
    Hinzufuegen moechte ich noch, dass die Robert Redford & Mia Farrow Version von "Der grosse Gatsby" (1974) in der ehemaligen Vanderbilt mansion Marble House gedreht wurde, das liegt am Cliff Walk in Newport, Rhode island, einem wunderschoenen Wanderweg entlang des Ozeans mit Blick auf die Sommerhaeuser der Reichen. Wir sind dort oft spazierengegangen.

    Oona O'Neill, die letzte Frau von Charlie Chaplin, war in ihrer Jugend mit Gloria Vanderbilt und Carol Matthau (sie war mit dem Schriftsteller William Saroyan und mit Walter Matthau verheiratet) befreundet, worueber Aram Saroyan die Biographie "Trio" verfasste.
    https://www.amazon.com/Trio-Portrait-Fri…n/dp/0283993286
    Gloria Vanderbilt brachte die Kosmetikmarke Vanderbilt mit einem Schwan als Logo heraus.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Gloria_Vanderbilt
    Nun wuerde ich mich noch ueber einen aehnlichen Artikel von Dir ueber die Astors freuen.
    Ich glaube, die kamen aus Walldorf in Germany, deshalb wurde das beruehmte New Yorker Hotel Waldorf Astoria genannt (ein zusaetzlicher Artikel ueber das Hotel waere natuerlich auch ganz toll!).
    Die Vanderbilts waren eine der reichsten Familien Amerikas und der Menschheitsgeschichte überhaupt. Schon die Kinder von Cornelius Vanderbilt begannen, sich prachtvolle Paläste im viktorianischen Stil des "Gilded Age" zu bauen, die heute in den USA als "National Historic Landmarks" gelten. Cornelius Urenkel repräsentierten dieses Zeitalter wie kaum eine andere Familie. Sie standen im Zentrum der High Society, feierten rauschende Feste und sammelten Kunst auf höchstem Niveau. Doch ging in Amerika seit den 20er Jahren die große Zeit der Eisenbahnen zugunsten des Automobils allmählich zuende. Nach und nach schrumpfte der gigantische Reichtum der Vanderbilts, und die herrschaftlichen Anwesen mußten eins nach dem anderen verkauft werden. Bereits im Jahre 1947 stand keines der Vanderbilt- Anwesen mehr in New York City, und mit dem Konkurs der "New York Central Railway" im Jahre 1968 endete die Betätigung der Vanderbilts im Transportwesen endgültig.

    www.youtube.com/watch?v=NSL050ExMrk
    www.youtube.com/watch?v=AeWE_FaIP6k

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    Sonntag, 1. Mai 2022, 16:46

    Die Astors und Gloria Vanderbilt

    Die Astors waren in der Zeit des "Gilded Age" zweifelsohne die Nr. 1 der Ostküstensociety. Im Vergleich zu den Vanderbilts, die in der amerikanischen Oberschicht jener Jahre eher als "bildungsfern" galten, bemühten sich andere dieser Familien zumindest um einen ihrem Reichtum angemessenen Bildungshorizont.
    Gloria Vanderbilt ist hochbetagt 2019 von uns gegangen. Soweit ich mich erinnere, war sie eine rechte Skandalnudel und schrieb sogar in ihren späten Jahren ein Buch mit sado-masochistischem Inhalt ("Obsession").
    Eine Eisenbahn-Anleihe in Golddollar von 1918 mit der Original- Unterschrift eines der Vanderbilt- Nachkommen (dem Sohn von William Kissam) habe ich erst kürzlich in die Staaten "repatriiert", da dort von befreundeter Seite großes Interesse signalisiert wurde.

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    Montag, 2. Mai 2022, 18:58

    The American Corner - Wie alles begann. Die Geschichte Johann Jakob Astors

    Ein gewisser Johann Jakob Astor war dafür verantwortlich, daß ein weltbekanntes Hotel, ein sehr bekannter Salat und eine verbreitete Schulform nach ihm benannt wurden.
    Johann Jakob Astor wurde im Jahre 1763 geboren und war das sechste von zwölf Kindern seines gleichnamigen Vaters, eines Metzgers aus Walldorf in der Nähe von Heidelberg. Der Fleischeinzelhandel brachte einer Familie mit zwölf Kindern nicht allzu viel ein, und so versuchte einer nach dem anderen sein Glück in der weiten Welt.
    Sohn Heinrich, der als erster in Richtung Nordamerika aufbrach, schrieb sich während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges als Söldner bei der britischen Armee ein, um über den Atlantik gelangen zu können.
    Johann Jakob dagegen wanderte im Alter von 17 Jahren zunächst ins nahegelegene Speyer, verdingte sich dort als Rheinschiffer und sparte Geld für die Reise nach London, wo sein Bruder arbeitete. Dort lernte er unter weiterhin schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen die englische Sprache und sparte sein Geld für eine Überseepassage nach Amerika. Im Alter von 20 Jahren hatte er schließlich sein Reisegeld beisammen und begab sich mitten im Winter auf die Reise. Weil sein Schiff im Eis des Meeres bei Baltimore festfror, ging er die letzten Meilen zu Fuß. Nach einigen Zwischenstationen erreichte er im Frühjahr 1784 New York, wo sein Bruder Heinrich mittlerweile wieder als Metzger arbeitete und er selbst ein Geschäft für Musikinstrumente eröffnete, in dem er die importierten Stücke seines Onkels aus London verkaufen wollte. Weil das zum Leben nicht reichte, arbeitete er nebenbei als Lieferbursche für einen deutschstämmigen Bäcker und als Assistent für einen Pelzhändler. Von letzterem lernte Astor dieses Handwerk, das ihn letztendlich vermögend machen sollte. Innerhalb von nur zehn Jahren wurde aus dem armen jungen Mann aus Walldorf ein Luxuswarenhändler, der den Pelzmarkt in den USA ebenso kontrollierte wie den Außenhandel nach Asien und Europa.
    Wirklich reich wurde Astor aber erst durch seine Grundstücksgeschäfte. Schon früh setzte er auf die steigende Nachfrage nach Wohn- und Geschäftsraum in Manhattan und dort auf die Nöte derjenigen, die nur wenig Eigenkapital besaßen. Er bot günstige Hypothekenübernahmen, bei denen ein Grundstück an ihn fiel, sobald der eigentliche Besitzer zahlungsunfähig wurde. Gleichzeitig verpachtete er unbebaute Grundstücke günstig für maximal 21 Jahre, wobei nach Vertragsablauf die Grundstücke mitsamt den nun darauf stehenden Gebäuden an ihn zurückfiel.
    Als Johann Jacob Astor im Jahre 1848 starb, war er wahrscheinlich einer der reichsten Männer der Welt mit einem geschätzten Vermögen von über 20 Millionen Dollar. Per Testament vermachte er einen Teil davon dem Aufbau der öffentlichen "Astor Library", die später zu einem Grundstein der New York Public Library wurde, der "German Society" der Stadt New York sowie verschiedenen Wohltätigkeitsorganisationen. Seiner Heimatstadt stiftete er ein Armenhaus, das heute ein kleines Museum und ein Kindertagesstätte enthält.
    Der größte Teil seines Vermögens ging aber an seine Kinder, den Ursprung der bis heute sehr wohlhabenden Astor- Familie. Sie gründeten später das Hotel Waldorf Astoria, dem der bekannte Waldorf- Salat entstammt. Im Jahre 1906 wurde auch die Waldorf Astoria- Zigarettenfabrik gegründet, deren Direktor Emil Molt im Jahre 1919 eine neue Betriebsschule für die Kinder seiner Arbeiter eröffnete: die Waldorf- Schule.
    Aus dem armen Metzgersjungen Johann Jakob Astor war schließlich eine Legende geworden, die zum Vorbild für zahlreiche deutschstämmige Einwanderer wurde, die im 19. und im frühen 20. Jahrhundert in die USA einwanderten.

    www.youtube.com/watch?v=oEZxCbcaweU

    180

    Dienstag, 3. Mai 2022, 11:06

    RE: The American Corner - Wie alles begann. Die Geschichte Johann Jakob Astors

    Den Waldorfsalat kennt man nur in Germany, hier hat noch niemand, den ich danach fragte, je davon gehoert.
    Welche Schulform meinst Du denn?
    Ein gewisser Johann Jakob Astor war dafür verantwortlich, daß ein weltbekanntes Hotel, ein sehr bekannter Salat und eine verbreitete Schulform nach ihm benannt wurden.
    Johann Jakob Astor wurde im Jahre 1763 geboren und war das sechste von zwölf Kindern seines gleichnamigen Vaters, eines Metzgers aus Walldorf in der Nähe von Heidelberg. Der Fleischeinzelhandel brachte einer Familie mit zwölf Kindern nicht allzu viel ein, und so versuchte einer nach dem anderen sein Glück in der weiten Welt.