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    Dienstag, 1. Februar 2022, 16:00

    The American Corner - Westward Ho ! Wie die USA besiedelt wurden

    Die Erschließung und Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents vom Atlantik bis zum Pazifik vollzog sich in drei Etappen, wenn auch mit oft fließenden Übergängen. Zunächst wagten sich Trapper, Pelzjäger und Fallensteller in die noch unerschlossenen Gebiete vor. Der mit wahrem Pioniergeist vorangetriebene Siedlungsbereich zwischen Wildnis und euro- amerikanischer Zivilisation, die oft beschworene "Frontier", hat für die amerikanische Gesellschaft bis heute einen hohen symbolischen Stellenwert behalten.
    Den Trappern folgten Ansiedler, die meist ohne formale staatliche Zustimmung Land urbar machten, die sogenannten "Squatters". Viele von ihnen blieben nur vorübergehend und wurden in der dritten Etappe schließlich von Farmern abgelöst. Es entstanden nun dauerhafte Niederlassungen mit Kirchen, Schulen, Banken und Behörden sowie einer lokalen Ordnungsgewalt, dem "Sheriff´s Office". Parallel zu der Ackerbau- Frontier gab es riesige Grasflächen, auf denen Rancher ihr Vieh weiden ließen, wobei es in Einzelfällen zu Kleinkriegen zwischen bereits ansässigen Viehzüchtern und den immer weiter vordringenden Farmern kam.
    Schon die ersten Trapper hatten bei ihren Erkundungen auch nach Edelmetallvorkommen Ausschau gehalten und ihr Wissen weitergegeben. So gab es bald auch eine Bergbau- Frontier mit teils chaotisch- kurzlebigen Minenstädten, die eruptionsartig mit Einwohnerzahlen von mehreren Tausend boomten, dann aber nach der endgültigen Ausbeutung ihrer Minen zu teilweise noch heute existierenden "Ghost Towns" wurden.
    Die Besiedlung der Vereinigten Staaten durch europäische Siedler verlief wellenartig. Eine der größen Binnenwanderungswellen setzte nach dem Frieden von 1815 ein, als die Gesamtbevölkerung der USA bereits ca. 8,5 Millionen Menschen zählte. Die Aussicht, "im Westen sein Glück zu machen", führte zu sehr schnellen Landerschließungen. Während noch im Jahre 1810 nur jeder siebte Amerikaner westlich der Appalachen lebte, war es ein Jahrzehnt später bereits jeder Vierte. Im Jahre 1815 hatten Pioniere dieser Art bereits 4.000 Quadratkilometer bundeseigenen Landes erworben, nur vier Jahre später hatte sich diese Zahl bereits verfünffacht. Der "Public Land Act" von 1820, der das Mindestareal für eine Farm von 160 acres (ca. 64 Hektar) auf 80 acres halbierte und den Bodenmindestpreis erheblich reduzierte, erleichterte den Erwerb von Farmland erheblich. Das Familienfarm- Gesetz "The Homestead- Act" von 1862 hatte später äußerst weitreichende Konsequenzen für die Westwärtsbewegung. Jedem Siedler wurden gegen eine geringe Gebühr 160 acres auf Dauer zugesprochen, sobald er dieses Areal mindestens fünf Jahre bewirtschaftet hatte.
    Im Jahre 1830 lebte bereits ein Drittel der nun fast vierzehn Millionen Einwohner zählenden amerikanischen Bevölkerung westlich der Appalachen, und in den 1840er Jahren verloren die Staaten zwischen den Appalachen und dem Mississippi bereits endgültig ihren Frontier- Charakter. Eine natürliche Grenze der Wanderungsbewegung hatten lange Zeit die westlich von Arkansas beginnenden trockenen Präriegebiete, die "Great Plains", gebildet. Doch die Westwärtsbewegung machte nun einen großen Sprung und verschaffte sich durch die von Trappern und Forschungsreisenden erschlossenen Routen, den sog. "Trails" (die berühmteste von ihnen war der "Oregon Trail"), Zugang zum Fernen Westen.
    Durch Goldfunde in Kalifornien wurde der legendäre Goldrausch von 1849 ausgelöst und ließ allein im ersten Jahr über 80.000 Menschen dorthin strömen, darunter viele Direkteinwanderer aus Europa. Die Westwärtsbewegung wurde nun auch verstärkt in diese Region ausgedehnt, denn nur drei Jahre später war die dortige Bevölkerungszahl bereits um das Dreifache gestiegen.
    Ohne die immensen Einwanderungswellen, die nach 1840 die für die Landerschließung notwendigen Arbeitskräfte in die Vereinigten Staaten brachte, wären die Besiedlung und der rapide Wirtschaftsaufschwung des Landes undenkbar gewesen. Während zwischen 1820 und 1830 lediglich 152.000 Menschen ihr Glück in der Neuen Welt suchten, wurden in den 1840er Jahren bereits 1,7 Millionen Neueinwanderer verbucht. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war fast jeder zehnte der nun über 23 Millionen US- Amerikaner nicht in den Vereinigten Staaten geboren. Bis zum Ende des Jahrhunderts kam der Zustrom überwiegend von den britischen Inseln und aus Nord- und Mitteleuropa. Das bei weitem größte Kontingent zwischen 1820 und 1880 stellten dabei die Deutschen mit 3,1 Millionen, gefolgt von den Iren mit 2,8 Millionen und den Engländern mit 1,9 Millionen.
    Der Assimilationsprozeß verlief durchaus nicht immer reibungslos. Etwa zwei Drittel der irischen und ein Drittel der deutschen Immigranten nach 1840 waren Katholiken, die auf eine vorwiegend vom britischen Protestantismus geprägte Aufnahmegesellschaft trafen. Daraus erwuchsen naturgemäß zahlreiche ethnisch- religiöse Konflikte, die zunächst in den Städten des Nordostens, wie zum Beispiel bereits 1844 in Philadelphia, und später auch im Mittleren Westen zu Aufruhr führten. Spannungen entstanden aber nicht nur durch unterschiedliche Konfessionszugehörigkeiten, sondern auch durch die Bereitschaft vieler Immigranten, niedrigere Löhne als die der alteingesessenen Arbeitskräfte zu akzeptieren und damit den sozialen Frieden zu gefährden.
    Die deutschen Immigranten bevorzugten nach den Hafenstädten New York und Baltimore vor allem den Mittelwesten; Iren zogen vor allem in die urbanen Gebiete des Nordostens und Engländer hauptsächlich in die Staaten New York, New Jersey und Pennsylvania. Die Südstaaten wurden von den meisten Einwanderern dieser Jahre wegen ihrer kaum entwickelten Industrie, der Sklaverei und des eher ungünstigen Klimas weitgehend gemieden. Insofern vertiefte die geographische Verteilung der Neuankömmlinge noch die kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Nord und Süd. Der Westwärtswanderung in die ferneren Gebiete und zur Frontier gehörten in erster Linie gebürtige Amerikaner an, die mit den Landesverhältnissen besser vertraut waren als die meisten Neueinwanderer.

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    Mittwoch, 2. Februar 2022, 17:09

    RE: The American Corner - Zur Entstehungsgeschichte des "Amerikaners"

    Gibt es zu dem Thema einen Spielfilm?
    Bald kam es zu erneuten Einfuhrzöllen, zum Beispiel auf Farben, Papier und Tee, und 1770 im Verlauf einer Auseinandersetzung zwischen Kolonisten und britischen Soldaten zum sogenannten "Boston Massacre", bei dem fünf Zivilisten getötet wurden. Zwar traten die Engländer daraufhin vom Teezoll und von ihren sonstigen Ansprüchen zurück, doch der gewachsene Unmut der Kolonialbevölkerung entlud sich schließlich in der sog. "Boston Tea Party" im Dezember 1773, bei der als Indianer verkleidete Kolonisten die wertvolle Teeladung dreier Handelssegler in das Bostoner Hafenbecken kippten. Gegen die daraufhin angedrohten Strafmaßnahmen des Mutterlandes organisierte sich eine gut koordinierte koloniale Widerstandbewegung, die für September 1774 den "Ersten Kontinentalkongreß" nach Philadelphia einberief, zu dem alle Kolonien Delegierte entsandten. Der Kongreß beschloß die Einstellung des Handels mit Großbritannien, worauf König Georg III. und das englische Parlament im Februar 1775 erklärten, daß sich die Kolonien nunmehr in einer offenen Rebellion befänden, eine Verstärkung der britischen Truppen vor Ort anordneten und den Befehl erteilten, aufrührerische Kolonisten umgehend zur Rechenschaft zu ziehen. Diese begannen ihrerseits, Milizen zu organisieren sowie Rüstungsgüter zu sammeln. Nur wenige Wochen darauf, im April 1775, kam es bei Lexington und Concord in Massachusetts zu ersten militärischen Auseinandersetzungen zwischen Kolonialmilizen und britischen Truppen.
    Im Mai 1775 trat in Philadelphia der Zweite Kontinentalkongreß mit 65 Delegierten sämtlicher Kolonien zusammen. Er übernahm nunmehr die Regierungsfunktionen, ernannte George Washington zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte und rief den Verteidigungszustand aus. Neues Papiergeld wurde gedruckt, auch nahm man diplomatische Beziehungen zu einigen anderen Nationen auf. Georg III. proklamierte daher im August 1775 den Zustand der offenen Kolonialrebellion und ließ im November 1775 eine See- und Handelsblockade errichten. Die gewachsene Politisierung breiter Schichten, noch befördert durch Pamphlete wie Thomas Paine´s "Common Sense" dokumentierte, daß das amerikanische Unabhängigkeitsstreben zunehmend in eine Revolution mündete. Am 4. Juli 1776 nahm der in Philadelphia tagende Kongreß die von dem Juristen Thomas Jefferson vorbereitete Unabhängigkeitserklärung ohne Gegenstimmen an.

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    Mittwoch, 2. Februar 2022, 17:13

    RE: The American Corner - Westward Ho ! Wie die USA besiedelt wurden

    Dazu kann ich ganz besonders den hervorragenden Robert Taylor Western "Westward the Women" (Karawane der Frauen) empfehlen:
    https://www.imdb.com/title/tt0044205/reference
    Die Erschließung und Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents vom Atlantik bis zum Pazifik vollzog sich in drei Etappen, wenn auch mit oft fließenden Übergängen. Zunächst wagten sich Trapper, Pelzjäger und Fallensteller in die noch unerschlossenen Gebiete vor. Der mit wahrem Pioniergeist vorangetriebene Siedlungsbereich zwischen Wildnis und euro- amerikanischer Zivilisation, die oft beschworene "Frontier", hat für die amerikanische Gesellschaft bis heute einen hohen symbolischen Stellenwert behalten.
    Den Trappern folgten Ansiedler, die meist ohne formale staatliche Zustimmung Land urbar machten, die sogenannten "Squatters". Viele von ihnen blieben nur vorübergehend und wurden in der dritten Etappe schließlich von Farmern abgelöst. Es entstanden nun dauerhafte Niederlassungen mit Kirchen, Schulen, Banken und Behörden sowie einer lokalen Ordnungsgewalt, dem "Sheriff´s Office". Parallel zu der Ackerbau- Frontier gab es riesige Grasflächen, auf denen Rancher ihr Vieh weiden ließen, wobei es in Einzelfällen zu Kleinkriegen zwischen bereits ansässigen Viehzüchtern und den immer weiter vordringenden Farmern kam.
    Schon die ersten Trapper hatten bei ihren Erkundungen auch nach Edelmetallvorkommen Ausschau gehalten und ihr Wissen weitergegeben. So gab es bald auch eine Bergbau- Frontier mit teils chaotisch- kurzlebigen Minenstädten, die eruptionsartig mit Einwohnerzahlen von mehreren Tausend boomten, dann aber nach der endgültigen Ausbeutung ihrer Minen zu teilweise noch heute existierenden "Ghost Towns" wurden.
    Die Besiedlung der Vereinigten Staaten durch europäische Siedler verlief wellenartig. Eine der größen Binnenwanderungswellen setzte nach dem Frieden von 1815 ein, als die Gesamtbevölkerung der USA bereits ca. 8,5 Millionen Menschen zählte. Die Aussicht, "im Westen sein Glück zu machen", führte zu sehr schnellen Landerschließungen. Während noch im Jahre 1810 nur jeder siebte Amerikaner westlich der Appalachen lebte, war es ein Jahrzehnt später bereits jeder Vierte. Im Jahre 1815 hatten Pioniere dieser Art bereits 4.000 Quadratkilometer bundeseigenen Landes erworben, nur vier Jahre später hatte sich diese Zahl bereits verfünffacht. Der "Public Land Act" von 1820, der das Mindestareal für eine Farm von 160 acres (ca. 64 Hektar) auf 80 acres halbierte und den Bodenmindestpreis erheblich reduzierte, erleichterte den Erwerb von Farmland erheblich. Das Familienfarm- Gesetz "The Homestead- Act" von 1862 hatte später äußerst weitreichende Konsequenzen für die Westwärtsbewegung. Jedem Siedler wurden gegen eine geringe Gebühr 160 acres auf Dauer zugesprochen, sobald er dieses Areal mindestens fünf Jahre bewirtschaftet hatte.
    Im Jahre 1830 lebte bereits ein Drittel der nun fast vierzehn Millionen Einwohner zählenden amerikanischen Bevölkerung westlich der Appalachen, und in den 1840er Jahren verloren die Staaten zwischen den Appalachen und dem Mississippi bereits endgültig ihren Frontier- Charakter. Eine natürliche Grenze der Wanderungsbewegung hatten lange Zeit die westlich von Arkansas beginnenden trockenen Präriegebiete, die "Great Plains", gebildet. Doch die Westwärtsbewegung machte nun einen großen Sprung und verschaffte sich durch die von Trappern und Forschungsreisenden erschlossenen Routen, den sog. "Trails" (die berühmteste von ihnen war der "Oregon Trail"), Zugang zum Fernen Westen.
    Durch Goldfunde in Kalifornien wurde der legendäre Goldrausch von 1849 ausgelöst und ließ allein im ersten Jahr über 80.000 Menschen dorthin strömen, darunter viele Direkteinwanderer aus Europa. Die Westwärtsbewegung wurde nun auch verstärkt in diese Region ausgedehnt, denn nur drei Jahre später war die dortige Bevölkerungszahl bereits um das Dreifache gestiegen.
    Ohne die immensen Einwanderungswellen, die nach 1840 die für die Landerschließung notwendigen Arbeitskräfte in die Vereinigten Staaten brachte, wären die Besiedlung und der rapide Wirtschaftsaufschwung des Landes undenkbar gewesen. Während zwischen 1820 und 1830 lediglich 152.000 Menschen ihr Glück in der Neuen Welt suchten, wurden in den 1840er Jahren bereits 1,7 Millionen Neueinwanderer verbucht. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war fast jeder zehnte der nun über 23 Millionen US- Amerikaner nicht in den Vereinigten Staaten geboren. Bis zum Ende des Jahrhunderts kam der Zustrom überwiegend von den britischen Inseln und aus Nord- und Mitteleuropa. Das bei weitem größte Kontingent zwischen 1820 und 1880 stellten dabei die Deutschen mit 3,1 Millionen, gefolgt von den Iren mit 2,8 Millionen und den Engländern mit 1,9 Millionen.
    Der Assimilationsprozeß verlief durchaus nicht immer reibungslos. Etwa zwei Drittel der irischen und ein Drittel der deutschen Immigranten nach 1840 waren Katholiken, die auf eine vorwiegend vom britischen Protestantismus geprägte Aufnahmegesellschaft trafen. Daraus erwuchsen naturgemäß zahlreiche ethnisch- religiöse Konflikte, die zunächst in den Städten des Nordostens, wie zum Beispiel bereits 1844 in Philadelphia, und später auch im Mittleren Westen zu Aufruhr führten. Spannungen entstanden aber nicht nur durch unterschiedliche Konfessionszugehörigkeiten, sondern auch durch die Bereitschaft vieler Immigranten, niedrigere Löhne als die der alteingesessenen Arbeitskräfte zu akzeptieren und damit den sozialen Frieden zu gefährden.
    Die deutschen Immigranten bevorzugten nach den Hafenstädten New York und Baltimore vor allem den Mittelwesten; Iren zogen vor allem in die urbanen Gebiete des Nordostens und Engländer hauptsächlich in die Staaten New York, New Jersey und Pennsylvania. Die Südstaaten wurden von den meisten Einwanderern dieser Jahre wegen ihrer kaum entwickelten Industrie, der Sklaverei und des eher ungünstigen Klimas weitgehend gemieden. Insofern vertiefte die geographische Verteilung der Neuankömmlinge noch die kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Nord und Süd. Der Westwärtswanderung in die ferneren Gebiete und zur Frontier gehörten in erster Linie gebürtige Amerikaner an, die mit den Landesverhältnissen besser vertraut waren als die meisten Neueinwanderer.

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    Mittwoch, 2. Februar 2022, 20:01

    Spielfilm zum Thema "1776"

    Ad hoc fällt mir da der Film "Revolution" von 1985 mit Al Pacino, Donald Sutherland und Nastassja Kinski in den Hauptrollen ein. Ich habe das Werk vor längerer Zeit gesehen und fand es nicht schlecht, zumal es auch die Schattenseiten der damaligen Jahre aufzeigt. In Europa fand "Revolution" damals durchaus eine positive Aufnahme, während der Film in den USA durchweg verrissen wurde. Vermutlich wurde für den amerikanischen Geschmack zu stark am Mythos von "1776" herumgekratzt.

    www.youtube.com/watch?v=avCXb58GNRU
    www.youtube.com/watch?v=anUSt8BYeJ0

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    Donnerstag, 3. Februar 2022, 08:47

    RE: Spielfilm zum Thema "1776"

    Vielen Dank! Den werde ich mir zu Gemuete fuehren. Ich meine, dass es auch noch einen mit Mel Gibson gibt, aber das muss ich erst in der imdb recherchieren.
    Ad hoc fällt mir da der Film "Revolution" von 1985 mit Al Pacino, Donald Sutherland und Nastassja Kinski in den Hauptrollen ein. Ich habe das Werk vor längerer Zeit gesehen und fand es nicht schlecht, zumal es auch die Schattenseiten der damaligen Jahre aufzeigt. In Europa fand "Revolution" damals durchaus eine positive Aufnahme, während der Film in den USA durchweg verrissen wurde. Vermutlich wurde für den amerikanischen Geschmack zu stark am Mythos von "1776" herumgekratzt.

    www.youtube.com/watch?v=avCXb58GNRU
    www.youtube.com/watch?v=anUSt8BYeJ0

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    Donnerstag, 3. Februar 2022, 14:04

    Der Patriot

    Der von Dir erwähnte Film mit Mel Gibson ist "Der Patriot" aus dem Jahre 2000. Sehr sehenswert, allerdings spricht er im Gegensatz zu "Revolution" mehr den amerikanischen Zuschauer an. Für viele Europäer trägt er in punkto US- Patriotismus etwas zu dick auf. Auch wurden dem Film zahlreiche historische Unkorrektheiten vorgeworfen.

    www.youtube.com/watch?v=O7V4ZHIbHgE

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    Donnerstag, 3. Februar 2022, 14:58

    The American Corner - Die Indianerfrage

    Die Erschließung des amerikanischen Westens war untrennbar mit der Vertreibung und teilweisen Ausrottung der amerikanischen Ureinwohner (Native Americans) verbunden. Verschiedene Kriege und der Kontakt mit bislang unbekannten Krankheitserregern dezimierten ihre Population im heutigen Gebiet der USA von ursprünglich geschätzten einigen Millionen bis auf etwa 500.000. Der Versuch der Bundesregierung, westlich von Arkansas und Missouri territorale Grenzen zwischen Indianern und europäischen Siedlern festzulegen, wurde letztendlich aufgegeben, als der Siedlerstrom in diese Gebiete zu stark anschwoll. Danach erwarb die Bundesregierung in Verträgen , bei denen die Native Americans nicht selten über den Tisch gezogen wurden, gegen bestimmte Kaufsummen oder Warenlieferungen weiträumige Landflächen.
    Nach der im 19. Jahrhundert vorherrschenden Meinung erschien es weitgehend zwecklos, die nordamerikanischen Indianer den Weg des weißen Mannes gehen zu lassen. Demzufolge verfügte ein Bundesgesetz von 1830 die Vertreibung aller noch im Osten befindlichen Ureinwohner in Gebiete westlich des Mississippi. Hauptsächlich davon betroffen waren die Stämme der Cherokee, Chickasaw, Choctaw, Creek und Seminolen, die bisher in South Carolina, Georgia und Florida unter dem Schutz der Bundesregierung gelebt hatten. Ihre Versuche, sich juristisch gegen die Umsiedlung zu wehren, blieben erfolglos.
    Im Jahre 1837 richtete die Bundesregierung für die betroffenen Stämme zwischen dem Missouri und dem Red River im heutigen Oklahoma ein Indianerterritorium ein. Insgesamt wurde den Stämmen nur etwa ein Drittel ihres ursprünglichen Landes westlich des Mississippi zugestanden, dessen Bodenqualität darüber hinaus auch oft schlechter war. Im Jahre 1838 wurden die restlichen 17.000 Cherokee, bewacht von Bundessoldaten, in das Indianerterritorium umgesiedelt. Etwa 4.000 von ihnen verstarben auf der entbehrungsreichen, ca. 2.000 Kilometer langen Strecke, die als "Weg der Tränen" (Trail of Tears) in die amerikanische Geschichte des 19.Jahrhunderts eingegangen ist.
    Um 1840 galten die Gebiete östlich des Mississippi praktisch als indianerfrei und offen für die europäische Besiedlung. Aber auch westlich dieses Stromes sollten die Native Americans nicht lange vor dem zunehmenden Besiedlungsdruck sicher sein und wurden in zunehmend kleinere Reservate verbannt.
    Durch den Bau der transkontinentalen Eisenbahn, der 1869 abgeschlossen war, strömten nun noch mehr Siedler in die Gebiete westlich des Mississippi. Die zahlreich entstandenen Farmen und die zunehmende Ausrottung der Büffelherden zerstörten die Existenzgrundlagen der Prärieindianer, die teilweise erbitterten Widerstand gegen die Eingrenzung und Vernichtung ihrer Territorien leisteten. Mehr als dreißig Jahre währten die "Indianerkriege", darunter der Cheyenne-Arapaho Krieg von 1861 bis 1864, die Kriege mit den Sioux von 1862 bis 1876 sowie der Krieg gegen die Apachen von 1871 bis 1886. Die Bundesregierung bestand zunehmend auf der Einrichtung von Reservaten; so sollten die nördlichen Sioux in das Dakota- Territorium, die südlichen Präriestämme nach Oklahoma sowie die Apachen, Navaho und Ute in Reservate des Südwestens umgesiedelt werden.
    Als im Jahre 1876 in den von den Sioux als heilig angesehenen Black Hills in Süd- Dakota Gold gefunden wurde und die Bundesregierung die Siedler und Goldsucher schützte, kam es erstmalig zu einem Bündnis von Sioux und Cheyenne, die in der Schlacht am Little Big Horn River 1876 gemeinsam die gesamte Kavallerieeinheit unter Colonel George A. Custer vernichteten. Dies sollte jedoch zugleich der letzte größere operative Erfolg der Indianer gegen die vorrückenden Weißen sein. Mit dem Massaker bei Wounded Knee in Süd- Dakota, bei dem Bundestruppen im Jahre 1890 über dreihundert Native Americans hinmetzelten, wurde der letzte indigene Widerstandswille gebrochen.

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    Freitag, 4. Februar 2022, 11:16

    RE: The American Corner - Die Indianerfrage

    Mein Mann, ein ruhiger, besonnener und ausgeglichener Mensch, der in Québec geboren wurde, hat eine Iroquois Ur-Ur-Grossmutter unter den Vorfahren seines Vaters.
    Ich fragte mich immer, ob die kanadischen Iroquois mit den amerikanischen Cherokee verwandt sind? Aber er weiss es nicht.
    Die Erschließung des amerikanischen Westens war untrennbar mit der Vertreibung und teilweisen Ausrottung der amerikanischen Ureinwohner (Native Americans) verbunden. Verschiedene Kriege und der Kontakt mit bislang unbekannten Krankheitserregern dezimierten ihre Population im heutigen Gebiet der USA von ursprünglich geschätzten einigen Millionen bis auf etwa 500.000. Der Versuch der Bundesregierung, westlich von Arkansas und Missouri territorale Grenzen zwischen Indianern und europäischen Siedlern festzulegen, wurde letztendlich aufgegeben, als der Siedlerstrom in diese Gebiete zu stark anschwoll. Danach erwarb die Bundesregierung in Verträgen , bei denen die Native Americans nicht selten über den Tisch gezogen wurden, gegen bestimmte Kaufsummen oder Warenlieferungen weiträumige Landflächen.
    Nach der im 19. Jahrhundert vorherrschenden Meinung erschien es weitgehend zwecklos, die nordamerikanischen Indianer den Weg des weißen Mannes gehen zu lassen. Demzufolge verfügte ein Bundesgesetz von 1830 die Vertreibung aller noch im Osten befindlichen Ureinwohner in Gebiete westlich des Mississippi. Hauptsächlich davon betroffen waren die Stämme der Cherokee, Chickasaw, Choctaw, Creek und Seminolen, die bisher in South Carolina, Georgia und Florida unter dem Schutz der Bundesregierung gelebt hatten. Ihre Versuche, sich juristisch gegen die Umsiedlung zu wehren, blieben erfolglos.
    Im Jahre 1837 richtete die Bundesregierung für die betroffenen Stämme zwischen dem Missouri und dem Red River im heutigen Oklahoma ein Indianerterritorium ein. Insgesamt wurde den Stämmen nur etwa ein Drittel ihres ursprünglichen Landes westlich des Mississippi zugestanden, dessen Bodenqualität darüber hinaus auch oft schlechter war. Im Jahre 1838 wurden die restlichen 17.000 Cherokee, bewacht von Bundessoldaten, in das Indianerterritorium umgesiedelt. Etwa 4.000 von ihnen verstarben auf der entbehrungsreichen, ca. 2.000 Kilometer langen Strecke, die als "Weg der Tränen" (Trail of Tears) in die amerikanische Geschichte des 19.Jahrhunderts eingegangen ist.
    Um 1840 galten die Gebiete östlich des Mississippi praktisch als indianerfrei und offen für die europäische Besiedlung. Aber auch westlich dieses Stromes sollten die Native Americans nicht lange vor dem zunehmenden Besiedlungsdruck sicher sein und wurden in zunehmend kleinere Reservate verbannt.
    Durch den Bau der transkontinentalen Eisenbahn, der 1869 abgeschlossen war, strömten nun noch mehr Siedler in die Gebiete westlich des Mississippi. Die zahlreich entstandenen Farmen und die zunehmende Ausrottung der Büffelherden zerstörten die Existenzgrundlagen der Prärieindianer, die teilweise erbitterten Widerstand gegen die Eingrenzung und Vernichtung ihrer Territorien leisteten. Mehr als dreißig Jahre währten die "Indianerkriege", darunter der Cheyenne-Arapaho Krieg von 1861 bis 1864, die Kriege mit den Sioux von 1862 bis 1876 sowie der Krieg gegen die Apachen von 1871 bis 1886. Die Bundesregierung bestand zunehmend auf der Einrichtung von Reservaten; so sollten die nördlichen Sioux in das Dakota- Territorium, die südlichen Präriestämme nach Oklahoma sowie die Apachen, Navaho und Ute in Reservate des Südwestens umgesiedelt werden.
    Als im Jahre 1876 in den von den Sioux als heilig angesehenen Black Hills in Süd- Dakota Gold gefunden wurde und die Bundesregierung die Siedler und Goldsucher schützte, kam es erstmalig zu einem Bündnis von Sioux und Cheyenne, die in der Schlacht am Little Big Horn River 1876 gemeinsam die gesamte Kavallerieeinheit unter Colonel George A. Custer vernichteten. Dies sollte jedoch zugleich der letzte größere operative Erfolg der Indianer gegen die vorrückenden Weißen sein. Mit dem Massaker bei Wounded Knee in Süd- Dakota, bei dem Bundestruppen im Jahre 1890 über dreihundert Native Americans hinmetzelten, wurde der letzte indigene Widerstandswille gebrochen.

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    Freitag, 4. Februar 2022, 14:55

    Cherokees und Irokesen

    Die sprachliche Verwandtschaft zwischen den beiden Völkern ist durchaus vorhanden. Aus diesem Grund vermutet man auch , daß die Cherokees von den Irokesen abstammen. Nähere Informationen dazu liefern sprachliche Vergleichsuntersuchungen und genetische Vergleichstests. Beides hat es in Nordamerika mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit an Hochschulinstituten bereits gegeben.

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    Freitag, 4. Februar 2022, 15:35

    The American Corner - The Gilded Age und das Ende der Frontier

    Nach dem Ende des Bürgerkriegs erlebte die amerikanische Nation eine Epoche der raschen Industrialisierung, verbunden mit einem stetigen Aufbau der Infrastruktur und Kommunikationswege, die wiederum die kontinentale Expansion begleitete. Ein wirtschaftspolitischer Laissez- faire Pragmatismus und besonders ausgeprägter Materialismus kennzeichneten das sogenannte "Vergoldete Zeitalter" (Gilded Age), mit dem die amerikanische Variante der Gründerzeit umschrieben wird, dessen Bezeichnung auf einen Roman von Mark Twain und Charles Dudley Warner zurückging. Massive Einwanderungswellen, insbesondere seit den 1890er Jahren, die mit der raschen Verstädterung verbundenen Probleme und beginnende Arbeitskämpfe sowie die in dieser Ära weit verbreitete Korruption führten zu einem Klima der gesellschaftlichen Anspannung.
    Als die amerikanische Zensusbehörde im Jahre 1890 mit der weitgehend abgeschlossenen Inbesitznahme der Pazifikregion durch europäische Siedler die "Zeit der Frontier" ebenfalls für abgeschlossen erklärte, bedeutete dies für viele Amerikaner das Ende einer Ära. Einerseits schien nun eine Art "Sicherheitsventil" entfallen zu sein, indem durch Abwanderungen in den Westen soziale Konflikte in den Ballungsgebieten des Ostens entschärft werden konnten. Zum anderen war nun offen, welche weitere Entwicklung die Vereinigten Staaten nach dem weitgehenden Abschluß der territorialen Expansion nehmen würden. Als im Jahre 1893 eine schwere Wirtschaftskrise das Land heimsuchte, wurde der Ruf nach neuen Absatzmärkten für die heimischen Überschüsse aus landwirtschaftlicher und industrieller Produkton laut. Dafür boten sich Regionen in Mittel- und Südamerika sowie in Ostasien an, wo amerikanische Firmen bereits seit längerer Zeit präsent waren. Immer mehr Stimmen plädierten nun auch für den Aufbau einer großen Handelsmarine sowie einer sie schützenden starken Flotte. Damit wurde einem Imperialismus das Wort geredet, der sehr dem europäischen ähnelte, aber durch den speziellen amerikanischen Sendungscharakter ergänzt wurde.
    Der 1898 ausbrechende Spanisch- Amerikanische Krieg kam vielen Befürwortern dieses amerikanischen Imperialismus entgegen. Nach der Explosion des US- Kriegsschiffs "Maine" im Februar 1898 im Hafen von Havanna wurde der spanischen Seite umgehend der Schuld an diesem Unglück zugeschrieben. Der republikanische Präsident William Mc Kinley (1897-1901) bat daraufhin den Kongreß, einer Intervention auf Kuba zuzustimmen. Nachdem die USA eine Seeblockade um Kuba errichtet hatten, erklärte Spanien den Vereinigten Staaten den Krieg, und bereits Ende Juni 1898 begann die amerikanische Invasion von Kuba, die in kurzer Zeit erfolgreich abgeschlossen wurde, nachdem die spanische Flotte weitgehend zerstört worden war. Im Dezember 1898 mußte Spanien im Frieden von Paris die Philippinen, Puerto Rico sowie die Insel Guam gegen die Zahlung von 20 Millionen Dollar den USA überlassen und alle Ansprüche auf Kuba aufgeben, wo bis 1902 amerikanische Streitkräfte und danach Flottenstützpunkte verblieben. Kuba wurde so bis zur Revolution im Jahre 1959 de facto zu einem Protektorat der USA, wenngleich mit eigener Verfassung und Regierung.
    Der Spanisch- Amerikanische Krieg von 1898 hatte die globale außenpolitische Bedeutung der Vereinigten Staaten schlagartig verändert. Innenpolitisch trug dieser Krieg nicht nur zu einer zunehmend nationalistischen Aufbruchsstimmung bei, sondern durchaus auch zu einer Gegenbewegung mit anti- imperialistischen Zügen. Die beiden politischen Strömungen eines Dranges nach außenpolitischer Globalisierung und einem stärker befürworteten Isolationismus sollten noch über Jahrzehnte bis zum Eintritt der Verinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg die Auseinandersetzungen um die Ausrichtung der US- Außenpolitik bestimmen.

    131

    Freitag, 4. Februar 2022, 16:55

    RE: The American Corner - The Gilded Age und das Ende der Frontier

    Dazu kann ich die TV Mini Serie "Atlantic Crossing" empfehlen, worin erklaert wird, wie Franklin Delano Roosevelt davon ueberzeugt wurde, die USA in den WW II zu involvieren. Seit "Feuersturm" (The Winds of War) habe ich keine so gute TV Produktion ueber den Ausbruch des WW II gesehen.
    Die beiden politischen Strömungen eines Dranges nach außenpolitischer Globalisierung und einem stärker befürworteten Isolationismus sollten noch über Jahrzehnte bis zum Eintritt der Verinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg die Auseinandersetzungen um die Ausrichtung der US- Außenpolitik bestimmen.

    132

    Freitag, 4. Februar 2022, 17:02

    RE: The American Corner - Pennsylvania: The Keystone State

    Hinzufuegen moechte ich noch die Pocono Mountains, die hier in den USA sehr beliebt sind.
    Zu den empfehlenswertesten Erholungsgebieten für Naturliebhaber gehören der Allegheny National Forest im Nordwesten mit beeindruckenden 2.100 qkm Gesamtfläche, die Delaware Water Gap National Recreation Area , der Presque Isle State Park, eine Halbinsel an den Ufern des Eriesees, der Cherry Springs State Park im Norden des Bundesstaates sowie der Ohiopyle State Park , der insbesondere für Wasserfreunde geeignet ist.

    133

    Freitag, 4. Februar 2022, 17:07

    RE: Deutsche Auswanderung in die USA nach 1945

    Stimmt, Uwe, deshalb mussten viele deutsche war brides bis 1947 oder gar 1948 warten, ehe sie ihren GI's in die USA folgen durften.
    Die deutsche Schauspielerin Anneliese Uhlig war eine der allerersten war brides (sie heiratete in Salzburg).
    https://de.wikipedia.org/wiki/Anneliese_Uhlig
    Es gab verschiedene Phasen der deutschen Auswanderung in die USA nach 1945, Chrissie.
    1. Die Zeit zwischen 1945 und 1948/49. Deutsche Auswanderer waren in diesem Zeitrahmen in den Staaten weitgehend unerwünscht. Soweit ich mich erinnere, wurden in diesem Zeitrahmen lediglich 1.600 Reichsdeutsche eingebürgert, die meisten davon Spezialisten, deren berufliche Kenntnisse in den USA gesucht waren.

    134

    Samstag, 5. Februar 2022, 15:32

    The American Corner - Die USA auf dem Weg zur Weltmacht (1898 - 1945)/ Teil 1

    Der für die USA sehr erfolgreiche Ausgang des Spanisch- Amerikanischen Krieges von 1898 mit der de facto- Inbesitznahme der Philippinen und von Kuba führte infolge zu einer machtbetonteren Außenpolitik des Landes. Dabei waren die USA unter ihrem Präsidenten Theodore Roosevelt (1901- 1909) im ostasiatischen Raum auf eine Gleichgewichtspolitik bedacht, um dort nach dem Russisch- Japanischen Krieg von 1904/05 weder Rußland noch Japan zur beherrschenden Großmacht werden zu lassen. Allerdings verkannte Roosevelt das entschlossene japanische Vordringen und unterschätzte außerdem die negative außenpolitische Wirkung der restriktiven Einwanderungsgesetze gegen Japaner von 1907, sodaß der amerikanische Einfluß in Ostasien und insbesondere in China vorerst begrenzt blieb.
    Dagegen wurde in Mittelamerika und in der Karibik eine konsequente Durchsetzung der eigenen politischen und wirtschaftlichen Interessen verfolgt. Nach dem Verständnis der damaligen Zeit bildete eine starke Kriegs- und Handelsflotte das Kernstück imperialer Macht, und es galt daher für Amerika als erstrebenswert, den Atlantik und Pazifik durch einen eigenen mittelamerikanischen Kanal unter US- Kontrolle zu verbinden. Als der Panama- Kanal im Jahre 1914 feierlich eingeweiht wurde, hatte sich die amerikanische Einflußzone in der Karibik bereits erheblich ausgedehnt. Die Virgin Islands und Puerto Rico befanden sich nun im Besitz der USA, während die Dominikanische Republik, Haiti, Nicaragua, Panama und Kuba quasi den Status amerikanischer Protektorate besaßen.
    Die amerikanische Gesellschaft hatte bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs dagegen eine handfeste nationale Identitätskrise durchlebt. Dies lag an der noch weitgehend ungefestigten Rolle Amerikas in der Weltpolitik, vor allem aber an den Folgen des raschen Wandels von einem Agrar- hin zum Industriestaat. Hatte diese Entwicklung das soziale Gefüge bereits nachhaltig verändert, so wurde es durch die Masseneinwanderungen seit den 1880er Jahren noch zusätzlich erschüttert. Denn insbesondere seit den 1890er Jahren stammte diese sogenannte "Neue Einwanderung" erstmals nicht mehr überwiegend aus West- und Mitteleuropa, sondern vorwiegend aus Süd- und Osteuropa. Diese Massenmigration löste eine Welle bisher nie gekannter amerikanischer Fremdenfeindlichkeit aus, da die neuen Einwanderer den Ruf hatten, nicht oder nur sehr begrenzt assimilierungswillig zu sein und auch nicht in der Lage seien, das Wesen der amerikanischen Demokratie zu verstehen und zu akzeptieren. Vielfach rief man demzufolge nun nach deutlichen Einwanderungsbeschränkungen und der Einführung eines Kriterienkatalogs, den Immigranten bei einer Einwanderung erfüllen sollten, zum Beispiel Schreib- und Lesetests. In diese Zeit fiel die Uraufführung von Israel Zangwills Theaterstück "The Melting Pot", in dem das idealistische Bild vermittelt wurde, daß sich die verschiedenen eingewanderten Ethnien vermischen und zu einem neuen Typus des amerikanischen Staatsbürgers entwickeln würden.
    Die rasche Verstädterung des Landes sowie die schnell zunehmende Zahl von Migrantenghettos in den Ballungszentren der Ostküste und des Mittelwestens führten schnell zu den damit verbundenen Problemen sowie zu einer Furcht vor nachhaltigem sozialen Unfrieden in den amerikanischen Großstädten. Hatte um 1870 erst jeder vierte Amerikaner in einem urbanen Umfeld gewohnt, so war es um 1890 bereits jeder dritte, und bis zum Ende des Ersten Weltkrieges im Jahre 1918 wohnten in den USA bereits mehr Menschen in den Städten als auf dem Land.
    Als der Erste Weltkrieg ausbrach, rief Präsident Woodrow Wilson (1913-1921) seine Landsleute zu strikter Neutralität auf. Die zahllosen europäischen Migranten wurden ermahnt, "amerikanisch" zu denken und alte Loyalitäten zu ihren Herkunftsländern aufzukündigen. Allerdings führte die kulturelle Nähe der damals tonangebenden Ostküsten- Elite zu Großbritannien schnell zu einem Kurs der "parteiischen Neutralität". Denn während die britische Seeblockade gegen das Deutsche Reich kaum beanstandet wurde, wurde dagegen Deutschland aufgrund des U- Bootkrieges massive Sanktionen angedroht. Entscheidend für die zunehmend kritische Haltung der Vereinigten Staaten gegenüber dem Deutschen Reich wurde u.a. die Versenkung des britischen Passagierschiffes "Lusitania" im Mai 1915, bei der auch 128 US- Amerikaner den Tod fanden. Den endgültigen Kriegseintritt der USA am 6. April 1917 bewirkten vor allem zwei Ereignisse: der deutsche uneingeschränkte U-Boot Krieg, der weiterhin amerikanisches Leben und Eigentum bedrohte, sowie eine äußerst ungeschickte deutsche diplomatische Note an Mexiko, die im Falle eines Kriegseintrittes der USA ein deutsch-mexikanisches Bündnis vorschlug. Das verschlüsselte Telegramm war vom britischen Geheimdienst dekodiert und der amerikanischen Regierung übermittelt worden.
    Durch die darauffolgende Entsendung von über zwei Millionen US- Soldaten auf den europäischen Kriegsschauplatz erwies sich das militärische amerikanische Engagement als entscheidend für den Ausgang des Ersten Weltkrieges. Mit den "Vierzehn Punkten" vom Januar 1918 definierte Präsident Wilson seine Kriegsziele und Vorstellungen einer Nachkriegsordnung, über die ein noch zu schaffender "Völkerbund" wachen sollte. Im November 1918 erklärte das Deutsche Reich seine Kapitulation.
    Weitreichende Konsequenzen für die globale Nachkriegsordnung sollte die Entscheidung des amerikanischen Senats vom November 1919 haben, die Unterzeichnung des Vertags von Versailles und den Beitritt der USA in den Völkerbund abzulehnen. Die amerikanische Nation sollte sich von den nicht endenden europäischen Händeln abwenden und zum Isolationismus zurückkehren, eine Haltung, die der neugewählte Präsident Warren G. Harding (1921-1923) durch seinen berühmt gewordenen Wahlkampfslogan "Zurück zur Normalität !" ausdrückte. Wirtschaftlich wurden die USA unter Harding zur bedeutendsten Handelsmacht und zum größten Nettogläubiger der Welt, und neben London begann sich nun New York als Zentrum der Weltfinanz zu etablieren.

    (wird fortgesetzt)

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    Sonntag, 6. Februar 2022, 15:15

    The American Corner - Die USA auf dem Weg zur Weltmacht (1898 - 1945)/ Teil 2

    "The Roaring Twenties". Während im alten Europa der Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs teilweise fundamentale gesellschaftliche Umwälzungen stattfanden, war diese Zeit in den USA durch eine gewisse Kontinuität gekennzeichnet. Die "Goldenen Zwanziger" standen hier vor allem im Zeichen der Bildung einer vorwiegend industriell geprägten Freizeit- und Konsumgesellschaft. Unterstützt wurde diese Entwicklung durch eine florierende und dynamische Wirtschaft, die frei von Währungsturbulenzen blieb und die die Verbraucherbedürfnisse im Zeichen eines von Zwängen weitgehend befreiten kapitalistischen Systems durch zunehmende Werbung zu wecken wußte. Bei weitgehender Vollbeschäftigung wurden in den "Zwanzigern" jährliche Wachstumsraten des BIP von durchschnittlich fünf Prozent erzielt.
    Die zwischen 1920 und 1933 bestehende Prohibition, das Verbot der Herstellung und des Konsums alkoholischer Getränke, führte in diesem Zeitrahmen durch illegale Alkoholproduktion und Schmuggel zum Aufblühen des organisierten Verbrechens. Gleichzeitig galten die Vereinigten Staaten schon in den 20er Jahren als das Symbol von Modernität schlechthin. Bereits rein äußerlich beeindruckten die schwindelerregenden neuen "sky scrapers" New Yorks und Chicagos, klanglich sorgte der aufkommende Jazz für weltweite Verbreitung, und gleichzeitig sorgte die beginnende Massenmotorisierung der US- Gesellschaft für die individuelle Mobilität im Rahmen des "American Way of Life". Bereits im Jahre 1929 besaß ein Fünftel der Amerikaner ein eigenes Kraftfahrzeug, ein Verhältnis, daß in der Bundesrepublik Deutschland erst im Jahre 1965 erreicht wurde.

    "The Great Depression". Umso dramatischer wurde dann der praktische Zusammenbruch der amerikanischen Wirtschaft während der Zeit der "Great Depression" erlebt, die mit dem New Yorker Börsenkrach vom Oktober 1929 ihren Anfang nahm. Die Folge waren zahllose Konkurse und eine sehr hohe Arbeitslosenquote, die im Jahre 1933 mit rund 25 Prozent ihren Höhepunkt erreichte. Dies wog umso schwerer, da es zu dieser Zeit praktisch keinerlei staatliche soziale Sicherungssysteme in den USA gab, die diese Entwicklung hätten abfedern können. Bis zum Jahr 1932 war das amerikanische Bruttosozialprodukt um 43,5 Prozent gefallen, und die Industrieproduktion hatte sich halbiert. Andere Wirtschaftszweige, wie die Landwirtschaft, wurden noch mehr geschädigt. Der Preisverfall für Agrarprodukte verringerte die Bruttoeinkommen der Farmer um mehr als fünfzig Prozent. Dadurch konnten viele von ihnen ihre Hypothekenzinsen nicht mehr bezahlen, mußten vielfach ihre Farmen der Zwangsversteigerung überlassen und sich als entwurzelte Landarbeiter durchschlagen.
    Ebenso schwerwiegend wie die wirtschaftliche Not erwies sich die zunehmende Demoralisierung der amerikanischen Bevölkerung. Das Urvertrauen in das Wertesystem der freien Marktwirtschaft wich einer tiefen gesellschaftlichen Verunsicherung, die die Grundfesten bisheriger Lebensanschauungen erschütterte. Damit erhob sich die Kernfrage, ob die liberale Demokratie amerikanischer Prägung noch in der Lage war, Krisen dieser Art zu meistern.
    Präsident Franklin D. Roosevelt (1933-1945) versuchte mit dem ehrgeizigen Wirtschafts- und Sozialprogramm "New Deal" der Misere entgegenzusteuern. Für die Umsetzung der Reformen wurden zahlreiche Exekutivbehörden gegründet, die die bundesstaatliche Bürokratie stark anwachsen ließen sowie die Kompetenzen des Präsidenten verstärkten. Im Zuge von Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen bauten 8,5 Millionen Beschäftigte ca. 120.000 öffentliche Gebäude, über eine Million Kilometer neuer Straßen, rund 80.000 Brücken sowie Großprojekte wie Staudämme und Kraftwerke.
    In Teilbereichen erwies sich der "New Deal" als durchaus erfolgreich. Für amerikanische Verhältnisse neu war die Orientierung auf die soziale Verantwortung des Staates; erstmalig in der Geschichte der USA wurde nun ein Sozialversicherungssystem geschaffen. Es gelang der Roosevelt- Administration jedoch nicht, die strukturell bedingte Wirtschaftskrise völlig zu beheben. Erst nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg, als die Produktion von Rüstungsgütern für einen neuen Wirtschaftsboom sorgte, wurde die Krise rasch überwunden.

    Der Zweite Weltkrieg. Nach einer Gallup- Umfrage vom September 1939, kurz nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, entschieden sich überwältigende 84 Prozent der Amerikaner für die politische Neutralität des Landes. Doch gleichzeitig wurde die nationale Verteidigung durch ein gewaltiges Rüstungsprogramm, die Einführung der Wehrpflicht und die Errichtung einer bis zu tausend Meilen breiten Sicherheitszone um den amerikanischen Kontinent vorbereitet. Auch wurde ab November 1939 ausländischen Mächten der Kauf amerikanischer Waffen gestattet, und im Herbst 1940 erwarben die USA neue Stützpunkte im Atlantik und in der Karibik.
    Dennoch traf der japanische Fliegerangriff auf den Stützpunkt des US- Pazifikflotte in Pearl Harbour/ Hawaii am 7. Dezember 1941 die USA völlig überraschend. Aufgrund dieses "Tages der Schande" schlug die bis dahin immer noch isolationistische Stimmung in den USA über Nacht um. Der Konflikt schmiedete die amerikanische Nation zusammen, die umgehend zur Mobilisierung ihrer gewaltigen wirtschaftlichen Ressourcen überging. Etwa elf Prozent der Gesamtbevölkerung leisteten Kriegsdienst, und zwischen 1939 und 1945 wurde die Industrieproduktion mehr als verdoppelt. Nach der gewonnenen Seeschlacht bei den Midway- Inseln Anfang Juni 1942 gelang es der US- Pazifikflotte, zum Gegenangriff auf das japanische Kaiserreich überzugehen.
    Am 6. April 1944 gelang unter dem Oberbefehl General Dwight D. Eisenhowers die allierte Landung in der Normandie . Die bedingunglose Kapitulation des Deutschen Reiches erlebte Präsident Roosevelt nicht mehr, er starb bereits am 12. April 1945. Sein Nachfolger, Harry S. Truman (1945-1953), entschied sich für den Abwurf der ersten Atombomben auf Hiroshima (6. August 1945) und Nagasaki (9. August 1945), dem Hunderttausende japanischer Zivilisten zum Opfer fielen. Am 14. August kapitulierte das japanische Kaiserreich und wurde von amerikanischen Truppen besetzt.
    Militärisch, politisch und wirtschaftlich gingen die USA als nunmehrige "Supermacht" äußerst gestärkt aus dem Zweiten Weltkrieg hervor. Unterstützt wurde diese Entwicklung durch den sich fortsetzenden Wirtschaftsboom, der sich unter Schwankungen bis in die frühen 70er Jahre fortsetzte.

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    Montag, 7. Februar 2022, 17:25

    The American Corner - Die USA im Zeitalter des Kalten Kriegs (1945/46- 1989)/ Teil I

    Wie bereits nach dem Ersten Weltkrieg waren die Vereinigten Staaten die eigentlichen Gewinner auch des zweiten globalen Konfliktes zwischen 1939 und 1945. Zwar hatten etwa 400.000 Amerikaner in diesem Krieg ihr Leben lassen müssen, gemessen an den Verlusten der anderen beteiligten Nationen war dies jedoch eher eine geringe Zahl. Wirtschaftlich und militärisch hatte sich das Land zu einer Supermacht entwickelt. Es produzierte jetzt mehr als 60 % der weltweiten Industriegüter und besaß zwei Drittel der weltweiten Goldreserven. Der Weltmarkt stand der Wirtschaft der USA fast konkurrenzlos offen, nachdem die Konferenz von Bretton Woods im Juli 1944 den US- Dollar als internationale Leit- und Reservewährung festgelegt hatte. Außerdem besaßen die USA das Atomwaffenmonopol und verfügten über eine ausgereifte und allen restlichen Staaten der Welt überlegene Waffentechnologie.
    Allerdings hatten sich bereits während des Krieges Differenzen zur Sowjetunion aufgezeigt. Diese betrafen die Zukunft des Deutschen Reiches, die Höhe der zu leistenden Reparationen und vor allem die Zukunft Osteuropas. Rooosevelt hatte noch gehofft, daß sich Spannungen dieser Art durch die Neugründung einer Weltorganisation ausgleichen ließen. Die im Juni 1945 ins Leben gerufenen Vereinten Nationen fanden diesmal die überwiegende Zustimmung des amerikanischen Volkes. Ein wirksames Organ zur Wahrung des Weltfriedens konnte die UNO angesichts der zunehmenden Spaltung der Welt in zwei große Machtblöcke jedoch nicht werden.
    Die Vereinigten Staaten reagierten auf das sowjetische Verlangen nach einer Sicherheitszone, die über Osteuropa hinausreichen sollte, mit einer zunehmenden Eindämmungspolitik (containment), durch die ein weiteres Vordringen des Kommunismus sowjetischer Prägung verhindert werden sollte. Die Umsetzung dieser Strategie erforderte enorme Kosten, die der amerikanischen Öffentlichkeit nur mit dem kommunistischen Bedrohungsszenario plausibel begründet werden konnten.
    Innenpolitisch war Präsident Truman dagegen ein überzeugter Befürworter eines amerikanischen Sozialsystems. Die Tradition des "New Deal" wollte er ab 1948 mit dem Reformprogramm des "Fair Deal" fortsetzen. Dazu gehörte die Einführung eines Mindestlohns, eine obligatorische Krankenversicherung sowie die deutliche Verbesserung des amerikanischen Bildungswesens. Das Programm scheiterte jedoch an einem Gesellschaftsklima, das durch den seit 1946 anhaltenden Wirtschaftsboom sowie durch den zunehmenden Antikommunismus eher reformkritisch geprägt war. Zusätzlich zur Vorstellung der externen Bedrohung durch die Sowjetunion und seit 1949 auch durch die Volksrepublik China wurde das antikommunistische Klima durch den Korea-Krieg (1950-1953) angeheizt. Auf diesem Nährboden gedieh die Angst vor zunehmender kommunistischer Unterwanderung der amerikanischen Gesellschaft. Der republikanische Senator Joseph McCarthy stellte in einer Art "Hexenjagd" zahlreiche amerikanische Bürger aus Politik, Verwaltung und Kultur unter Kommunismusverdacht. Viele von ihnen gerieten zwischen 1950 und 1954 vor den "Senatsausschuß für unamerikanische Umtriebe", dessen Verhöre damals sogar im neuen Massenmedium Fernsehen übertragen wurden. Die Folge war eine nachhaltige Vergiftung des politischen Klimas, die selbst dem neuen republikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower (1953-1961) zu weit ging. Als ein Untersuchungskomitee Unreglmäßigkeiten im Stab McCarthys zutage förderte, war dessen Karriere als "politischer Großinquisitor" schlagartig beendet.
    Wie eng die Ereignisse des "Kalten Krieges" mit der amerikanischen Innenpolitik verbunden waren, demonstrierte nachhaltig der "Sputnik- Schock". Nachdem die Sowjets im September 1957 erfolgreich den ersten Satelliten in eine Erdumlaufbahn geschossen hatten, riefen die USA als Reaktion ein milliardenschweres Raumfahrtprogramm und eine nationale Bildungsinitiative ins Leben.
    Mit John F. Kennedy (1961-1963) zog ein demokratischer Präsident mit irisch-katholischem Hintergrund ins Weiße Haus ein, dessen jugendlicher Elan den Zeitgeist und die Erwartungen eines Teils der amerikanischen Bevölkerung traf. Angesichts einer leicht stagnierenden Wirtschaft und hohen Rüstungsausgaben zeigte sich bei der Wahl durchaus ein Verlangen nach nationaler Erneuerung. Zum ersten Mal kam bei diesem Wahlkampf wirkungsvoll das Fernsehen als relativ neues Massenmedium zum Einsatz. Kennedy wurde als erster Katholik im Amt des amerikanischen Präsidenten vorwiegend von afroamerikanischen und katholischen Amerikanern sowie im Allgemeinen von der jüngeren Generation gewählt. Sein Wahlsieg fiel mit 120.000 Stimmen nur äußerst knapp aus. Sein Programm der "New Frontier" sollte soziale Ungleichheiten abbauen, eine konstruktive Weltpolitik fördern und dank eines ambitionierten Forschungsprogramms gleichzeitig den Weltraum erobern. Das Zustandekommen einer friedlichen Lösung während der Kuba- Krise im Jahre 1962 bescherte Kennedy und auch den USA einen wichtigen Prestigegewinn. Am 22. November 1963 wurde Kennedy auf der Fahrt zu einer Wahlveranstaltung in Dallas/ Texas erschossen. Sein Nachfolger Lyndon B. Johnson (1963-1969) griff die von Kennedy eingeleiteten Sozialreformen mit seinem Programm der "Great Society" auf. Johnsons Amtszeit endete allerdings mit einem erheblichen Prestigeverlust der USA, ausgelöst durch den langanhaltenden Vietnam- Krieg (s. hierzu die speziellen Blogs).


    (wird fortgesetzt)

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    Mittwoch, 9. Februar 2022, 14:32

    The American Corner - Die USA im Zeitalter des Kalten Kriegs (1945/46- 1989)/ Teil II

    Lyndon B. Johnsons Amtszeit endete mit einem starken Prestigeverlust der USA, ausgelöst durch den Vietnam- Krieg. Dieser hatte enorme finanzielle Ressourcen verschlungen und dadurch viele Sozialprogramme ausgebremst. Große Teile der amerikanischen Bevölkerung sehnten sich in den Jahren 1968/69 aufgrund zahlreicher gewalttätiger Rassenunruhen nach "Law and Order" und nach einer Beendigung des fruchtlosen Vietnamkriegs. Genau diese Themen griff der Republikaner Richard M. Nixon (1969-1974) während des Präsidentschaftswahlkampfes 1968 auf, womit er sich gegen seinen demokratischen Gegner Hubert Humphrey durchsetzen konnte. Zustatten kam Nixon auch, daß der bis dahin chancenreichste Anwärter auf die Präsidentschaft, Robert F. "Bobby" Kennedy, wenige Monate vor der Wahl einem Attentat zum Opfer gefallen war. Mit Nixon zog ein vorrangig an der Außenpolitik interessierter Präsident ins Weiße Haus ein. Zusammen mit seinem Sicherheitsberater und späteren Außenminister Henry A. Kissinger galt er als Begründer einer außenpolitischen Neuorientierung, die mit den Mitteln der Realpolitik ein globales Gleichgewicht der Mächte anstrebte.
    Innenpolitisch distanzierte sich Nixon zunehmend von Johnsons Reformplänen der "Great Society" und zeigte sich hinsichtlich der Rassenintegration eher skeptisch. Die Zielgruppe seiner Ansprachen war vornehmlich die "schweigende breite Mehrheit" des amerikanischen Mittelstands. Als Nixon im April 1970 Truppen in Kambodscha einmarschieren ließ, wurde deutlich, daß der Krieg in Indochina noch weiter andauern würde. An vielen Universitäten kam es daraufhin zu Ausschreitungen, die bei einem Einsatz der Nationalgarde an der Kent State University in Ohio sogar vier Todesopfer forderte. Obwohl die erste Mondlandung am 21. Juli 1969 den USA einen kurzfristigen Prestigegewinn beschert hatte, überschattete weiterhin der Vietnam- Krieg alle Bereiche der amerikanischen Innen- und Außenpolitik und stellte insbesondere den "moralischen Führungsanspruch" der USA zunehmend in Frage. Die Veröffentlichung geheimer Pentagon- Papiere im Juli 1971 deckte interne Entscheidungsprozesse zum tatsächlichen militärischen Engagement in Vietnam auf, was wiederum zu erneuten Protestwellen führte. Am 27. Januar 1973 erfolgte in Paris die Unterzeichnung des "Abkommens über die Kriegsbeendigung und Friedenswiederherstellung in Vietnam". Es handelte sich dabei nicht um den von den USA erhofften "gesichtswahrenden" Abschluß dieses Krieges, da über 100.000 nordvietnamesische Soldaten in Südvietnam verblieben, womit die Niederlage des Südens im Frühjahr 1975 vorprogrammiert war.
    Der Vietnam- Krieg hatte fast 60.000 GI´s das Leben gekostet, während die Vietnamesen über zwei Millionen Opfer zu beklagen hatten. Die amerikanischen Kriegskosten beliefen sich auf gigantische ca. 170 Milliarden Dollar.
    Wirkte sich das Vietnam- Trauma langfristig auf die Außenpolitik der USA aus, so verursachte ein innenpolitisches Ereignis eine tiefgreifende Vertrauenskrise gegenüber der politischen Führung der USA: die Watergate Affäre, die dazu führte, daß Präsident Nixon am 8. August 1974 einem Amtsenthebungsverfahren zuvorkam, indem er seinen Rücktritt erklärte. Der Demokratischen Partei bescherte die Affäre bei den Kongreßwahlen vom Herbst 1974 große Erfolge, was den Handlungsspielraum von Nixons Vizepräsidenten und Amtsnachfolger Gerald Ford (1974-1977) erheblich einschränkte. Gerald Ford scheiterte als amerikanischer Präsident letztendlich vor allem an der 1974/75 einsetzenden Wirtschaftsrezession, die mit einer hohen Inflationsrate und einer zunehmenden Arbeitslosigkeit einherging. In seiner dreijährigen Amtszeit hatte er kaum mehr als die Funktion eines Präsidenten des Übergangs inne.
    Im Wahlkampf von 1976 unterlag Ford seinem demokratischen Gegner James "Jimmy" Earl Carter (1977-1981), der vor allem die Arroganz der Macht auf dem Capitol Hill und den zunehmenden Werteverlust seit Watergate angeprangert hatte. Carters Anspruch auf einen moralischen Neubeginn wirkte allein schon aufgrund seiner Persönlichkeit als "neugeborener Christ", der für die taditionellen amerikanischen Werte wie Gemeinschaft und Familie eintrat, glaubwürdig. Das ihm von Anfang an anhaftende Image eines Amateurpolitikers wirkte nach Watergate zunächst eher als Bonus und Signal für einen Neubeginn in der amerikanischen Politik. Bald jedoch wurde deutlich, daß Carters Führungsstil den harten politischen Realitäten nicht standhalten konnte, sodaß wichtige Reformvorhaben wie die Einführung einer nationalen Krankenversicherung sowie die Verbesserung der Sozialfürsorge auch wegen des Widerstandes in den eigenen Reihen nicht umgesetzt wurden.
    Ende 1979 ereignete sich ein weiteres außenpolitisches Fiasko: iranische Revolutionäre stürmten die US- Botschaft in Teheran und nahmen die dortigen Mitarbeiter in langfristige Geiselhaft. Dieses Ereignis überschattete die gesamte späte Amtszeit Carters und führte letztendlich zu dem Fiasko der gescheiterten Geiselbefreiung im April 1980. Das Teheraner Geiseldrama wurde zum beherrschenden Thema vor den Präsidentschaftswahlen im Herbst 1980, bei denen Carters Gegner Ronald Reagan schließlich mit 51 Prozent der Wählerstimmen zum nächsten US- Päsidenten gewählt wurde.

    (wird fortgesetzt)

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    Donnerstag, 10. Februar 2022, 13:54

    The American Corner - Die USA im Zeitalter des Kalten Kriegs (1945/46- 1989)/ Teil III

    Der Erfolg der Republikaner bei den Präsidentschaftswahlen vom Herbst 1980 dokumentierte eine deutliche Verschiebung des politischen Klimas in den USA. Nicht nur bei der Präsidentschaftswahl errangen die "REPS" einen deutlichen Sieg, sondern auch im Kongreß, wo sie erstmals seit 25 Jahren den Senat dominierten. Ronald Reagan (1981-1988 ), bei dessen Amtsantritt die über vierhundert amerikanischen Geiseln aus dem Iran zurückkehrten, war zuvor Schauspieler sowie zwischen 1967 und 1975 Gouverneur von Kalifornien gewesen. Reagan leitete eine politisch- gesellschafliche Wende zurück zum Konservativismus ein, in der wieder die klassische Familie im Mittelpunkt des amerikanischen Wertesystems stehen sollte. Seine wirtschaftspolitischen Ziele bestanden in größeren Freiheiten für die amerikanische Wirtschaft, verbunden mit zahlreichen Deregulierungen, Steuerkürzungen, einem ausgeglichenen Finanzhaushalt sowie einer generellen Entbürokratisierung. Die Einzelstaaten und Kommunen sollten wieder mehr Selbständigkeit erhalten und ein Mehr an Eigenverantwortung übernehmen.
    Diese bald als "Reaganomics" bezeichnete Wirtschafts- und Sozialpolitik zeigte ab Anfang 1983 erste Resultate, als die seit 1979 andauernde starke Rezession langsam abflaute. Reagan kam damit der Verunsicherung weiter Kreise der amerikanischen Bevölkerung entgegen, die auf den umfangreichen wirtschaftlichen, sozialen und demographischen Veränderungen in den 70er Jahren beruhte. Medienbewußt gelang es ihm, die Ideale des "Amerikanischen Traumes" rhetorisch gut verpackt erneut zu vermitteln. Damit sprach er auch Teile der demokratischen Wählerschaft und natürlich konservativ- christliche Kreise an, insbesondere die einflußreiche "Moral Majority" unter der Führung des TV- Predigers Jerry Falwell.
    Neben der Beibehaltung der konventionellen Aufrüstung sorgte das von Reagan ins Leben gerufene Weltraum- Raketenabwehrsystem SDI, das populär als "Star Wars" bezeichnet wurde, für weltweite Besorgnis. Befürchtet wurde, daß es zusammen mit der seit 1983 durch die NATO vorgenommenen Stationierung neuer Mittelstreckenraketen in Westeuropa eine militärische Konfrontation der Machtblöcke wahrscheinlicher werden ließ. Der Abschuß eines koreanischen Verkehrsfliegers im Herbst 1982 über dem sowjetischen Luftraum veränderte jedoch die Stimmungslage und schien Reagan mit seiner Etikettierung der UdSSR als "Empire of Evil" recht zu geben. Im Präsidentschaftswahlkampf von 1984 konnte Reagan zusätzlich davon profitieren, daß sich ein wirtschaftlicher Aufschwung bemerkbar machte, und so eine zweite Amtszeit für sich gewinnen. Auch nach Aufdeckung der "Iran-Contra Affäre" im Jahre 1987 blieb das Image des Präsidenten weitgehend unbeschadet, zumal im Ergebnis lediglich einige darin involvierte hochrangige Regierungsbeamte entlassen wurden.
    Reagans Zurückfahren der Sozialprogramme blieb nicht ohne gesellschaftliche Folgen. Es vergrößerte sich die Schere zwischen den Leistungsträgern der amerikanischen Gesellschaft und einer zunehmenden Zahl von "Zurückgebliebenen", darunter zahlreiche durch die allmähliche Deindustrialisierung des Landes entlassene Industriearbeiter. Bei der Bekämpfung der Inflation und der absoluten Arbeitslosigkeit konnte die Reagan- Administration dagegen Erfolge verbuchen.
    Die Wahl des bisherigen Vizepräsidenten George Bush (1989-1993) als Nachfolger Reagans war dementsprechend Ausdruck der Wählerwunsches nach einer konservativen Kontinuität. Anders als Reagan vermied Bush jedoch eine zu populistische Pointierung seiner Amtsführung, darüber hinaus war er ein durchaus versierter Innen- und Außenpolitiker. Belastend wirkte jedoch das Erbe Ronald Reagans in Form eines stark angwachsenen Haushaltsdefizits und der gewachsenen Armut innerhalb der amerkanischen Unterschichten sowie der zunehmenden Drogenproblematik. Weitgehend überraschend kam für die Bush- Administration dann der Zusammenbruch der Staaten des Warschauer Pakts im Herbst 1989. Als am 9. November 1989 die Berliner Mauer fiel, gehörte George Bush zu den ersten namhaften Politikern, die für die Wiederherstellung der deutschen Einheit plädierten.
    Trotz zahlreicher außenpolitischer Erfolge der USA traten zu Beginn des neuen Jahrzehnts innenpolitische Probleme wieder in den Vordergrund. Seit 1990 herrschte eine Wirtschaftsrezession, der die Bush- Administration weitgehend konzeptionslos gegenüberstand. Der Zusammenbruch zahlreicher Bausparkassen, die sich im zuvor boomenden Immobilienmarkt verspekuliert hatten, kostete den Staat mehr als zweihundert Milliarden Dollar und vergrößerte das Haushaltsdefizit. Die wirtschaftliche Rezession, die gestiegenen Arbeitslosenzahlen und die stagnierenden Realeinkommen wurden zu zentralen Themen des Präsidentschaftswahlkampfes von 1992. Schließlich verlor George Bush die Wahlen gegen seinen demokratischen Herausforderer, William Jefferson "Bill" Clinton, der im Wahlkampf bewußt auf den Mythos von John F. Kennedy setzte und versuchte, den Nimbus des früheren Präsidenten als "Erneuerer der Nation" für sich zu nutzen.

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    Freitag, 11. Februar 2022, 14:33

    The American Corner - Die Ära Clinton in den 90ern

    Mit der Wahl Bill Clintons (1993-2001) zum Präsidenten der Vereinigten Staaten hatte das von Aufbruchstimmung durchzogene Land die konservative Epoche seiner Amtsvorgänger Reagan und Bush beendet. Die gestiegene Wahlbeteiligung (61 Prozent gegenüber 50 Prozent im Jahre 1988 ) zeigte das erhöhte politische Interesse vieler Amerikaner. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an den 42. Präsidenten, der mit seinem Vize Al Gore gleichzeitig den politischen Generationenwechsel hin zu den "Babyboomern" einleitete, den geburtenstarken Jahrgängen zwischen Mitte der 40er bis Mitte der 60er Jahre. Allerdings übernahm die Clinton- Administration mit dem Erbe ihrer Vorgänger auch ein bereits sehr hohes Haushaltsdefizit, dessen Abbau zunächst eines ihrer Ziele war.
    Clinton konnte im Kongreß einen Budgetplan durchsetzen, der das Haushaltsdefizit durch Steuererhöhungen und drastische Einsparungen in fünf Jahren um 140 Milliarden Dollar abbauen sollte. Die Rahmenbedingungen hierfür fielen denkbar günstig aus, denn die USA profitierten in diesem Zeitrahmen von einer Konjunkturbelebung, damit verbundenen neuen Arbeitsplätzen sowie einer niedrigen Inflationsrate. Andere im Wahlkampf angekündigte Reformen wie die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung, eine bessere Umweltpolitik mittels einer Energiesteuer und eine verschärfte Verbrechensbekämpfung scheiterten zum größten Teil am Widerstand von Lobbygruppen im Kongreß, in der Wirtschaft und in der Bevölkerung. Der Nimbus Clintons als "zweiter JFK" wurde dadurch zunehmend angekratzt, da die Amerikaner diese Mißerfolge zunehmend als Versagen aufgrund der persönlichen Führungsschwäche Clintons interpretierten.
    Mehr Erfolg hatte Clinton während seiner ersten Amtszeit in Fragen der Außenwirtschaft. Gegen Teile der Demokratischen Partei konnte das "North American Free Trade Agreement" (NAFTA) ratifiziert werden, das eine Freihandelszone zwischen Kanada, den USA und Mexiko vorsah. Auch die von Clinton geförderte Uruguay- Runde des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT), die Ende 1993 abgeschlossen wurde, trat für einen verstärkten Freihandel ein.
    Das Ende des Ost- West Konfliktes und die damit verbundenen Fragen einer globalen Neuausrichtung der USA stellten die Clinton- Administration vor neue Aufgaben. Die aufkommende Hoffnung, daß nunmehr das Rüstungsbudget heruntergefahren werden und freiwerdende Gelder für Sozialmaßnahmen verwendet werden konnten, erfüllte sich nicht. In Anbetracht einer zunehmenden Deindustrialisierung des Landes sowie der jahrzehntelangen Verknüpfung von Militär und Rüstungsindustrie wären dadurch zahllose Arbeitsplätze gefährdet worden. Auch neue internationale Verpflichtungen waren mit finanziellen Anforderungen verbunden.
    Zum Ausgleich der NATO- Osterweiterung boten die USA im Jahre 1994 der Russischen Föderation eine "Partnerschaft für den Frieden" an, in deren Kontext die Ukraine, Weißrußland und Kasachstan verpflichtet werden konnten, auf Kernwaffen zu verzichten. Clintons außenpolitische Erfolge konnten die wachsende öffentliche Kritik an ihm und der Demokratischen Partei jedoch nicht verhindern. Bei den Zwischenwahlen 1994 mußten die Demokraten so schwere Stimmverluste einstecken, daß die Republikaner, die eine Reduzierung der Staatsausgaben und eine Rückbesinnung auf individuelle Verantwortung und Selbsthilfe forderten, erstmals seit 1953 sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat die Mehrheit erhielten.
    Angesichts seiner außenpolitischen Erfolge, einer zunehmenden Annäherung an die "politische Mitte" und einer günstigen Entwicklung der Wirtschaft mit Wachstumsraten von beachtlichen um die vier Prozent stieg die Popularität Clintons wieder an, so daß er 1996/97 als Präsident der Vereinigten Staaten wiedergewählt wurde und eine zweite Amtszeit antreten konnte.
    Doch als im Jahre 1998 Clintons Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky öffentlich wurde und ein ganzes Bündel weiterer Anschuldigungen nach sich zog, mußte der Präsident seine Energien zunehmend zu seiner persönlichen Rechtfertigung und Verteidigung einsetzen. Es wurde ein Verfahren vor der Bundesanklagekammer "Grand Jury" gegen ihn eingeleitet sowie ein von den Republikanern gefordertes Amtsenthebungsverfahren (Impeachment), für das sich im Senat allerdings nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit fand. Die "Lewinsky- Affäre" war weit mehr als ein Sex- Skandal. Die damit verbundene Auseinandersetzung verdeutlichte vielmehr eine zunehmende Polarisierung der politischen Positionen. Traditionell konservative Kongreßmitglieder werteten die Eskapaden Clintons als Symptom moralischer Dekadenz und eines völlig aus den Fugen geratenen "68er- Liberalismus", für den Bill Clinton nicht ganz zu Unrecht als typischer Repräsentant galt.
    Währenddessen vollzogen sich außenpolitisch weitreichende Neuentwicklungen. Zwei fast gleichzeitig stattfindende Bombenanschläge auf die amerikanischen Botschaften in Kenia und Tansania im August 1998 nahmen künftige, ähnlich motivierte Terrorakte vorweg, zumal sich Informationen verdichteten, daß islamistische Terroristen in Afghanistan Ausbildungslager für Gleichgesinnte eingerichtet hatten. Zu diesem Umfeld gehörte ein gewisser Saudi namens Osama Bin Laden, der einst von den USA im Kampf gegen die russischen Besatzer des Landes unterstützt worden war.
    Obwohl Umfragen Clinton gegen Ende seiner zweiten Amtszeit akzeptable Umfragewerte bescheinigten, konnte er sich aufgrund des 22. Amendments von 1951 nicht erneut zur Wahl stellen. Mit Clintons Unterstützung konnte sich Vizepräsident Al Gore als Präsidentschaftskandidat der Demokraten durchsetzen. Die Republikaner nominierten dagegen George Walker Bush, den ältesten Sohn des ehemaligen Präsidenten George Bush sen., der seit 1994 Gouverneur von Texas war. Im Wahlkampf betonten Bush und Cheney ihre Position eines "mitfühlenden Konservativismus", während Al Gore und Joseph Lieberman sich auf vorzeigbare wirtschaftliche Erfolge der Clinton- Administration beriefen und auch die Umweltpolitik zum Thema machten. Meinungsumfragen ließen erkennen, daß die Nation in zwei etwa gleichstarke Lager gespalten war. Schließlich zeichnete sich ab, daß George W. Bush zwar bundesweit eine halbe Million Stimmen weniger gewonnen hatte als Al Gore, ihm jedoch die entscheidende Mehrheit im Wahlmännergremium des bevölkerungsreichen Florida zufiel, wo sein Bruder Jeb als Gouverneur regierte. Trotz einiger Ungereimtheiten bei erneuten Stimmenauszählungen wurde George W. Bush (2001-2009) zum 43. Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt.

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    Freitag, 11. Februar 2022, 14:46

    RE: The American Corner - Die USA auf dem Weg zur Weltmacht (1898 - 1945)/ Teil 1

    Uwe, wieviele Amerikaner starben denn auf europaeischen Schlachtfeldern im WW I?
    Durch die darauffolgende Entsendung von über zwei Millionen US- Soldaten auf den europäischen Kriegsschauplatz erwies sich das militärische amerikanische Engagement als entscheidend für den Ausgang des Ersten Weltkrieges. Mit den "Vierzehn Punkten" vom Januar 1918 definierte Präsident Wilson seine Kriegsziele und Vorstellungen einer Nachkriegsordnung, über die ein noch zu schaffender "Völkerbund" wachen sollte. Im November 1918 erklärte das Deutsche Reich seine Kapitulation.
    Weitreichende Konsequenzen für die globale Nachkriegsordnung sollte die Entscheidung des amerikanischen Senats vom November 1919 haben, die Unterzeichnung des Vertags von Versailles und den Beitritt der USA in den Völkerbund abzulehnen. Die amerikanische Nation sollte sich von den nicht endenden europäischen Händeln abwenden und zum Isolationismus zurückkehren, eine Haltung, die der neugewählte Präsident Warren G. Harding (1921-1923) durch seinen berühmt gewordenen Wahlkampfslogan "Zurück zur Normalität !" ausdrückte. Wirtschaftlich wurden die USA unter Harding zur bedeutendsten Handelsmacht und zum größten Nettogläubiger der Welt, und neben London begann sich nun New York als Zentrum der Weltfinanz zu etablieren.

    (wird fortgesetzt)