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    Samstag, 15. Januar 2022, 21:42

    Pennsylvania und die Schattenseiten von New Jersey

    Ein ergänzender Blog über Pennsylvania ist ohne weiteres machbar, da die gute Bekannte, die mir netterweise einige der Infos über Jersey geliefert hat, hart an der Grenze zu Pennsylvania wohnt. Sie kommt aus Phillipsburg/ NJ und fährt mit dem Wagen rund eine Stunde bis NYC und ungefähr die gleiche Zeit bis Philadelphia.
    Einige Schattenseiten von New Jersey sollen nicht unerwähnt bleiben. So scheint Atlantic City seine besten Zeiten bereits hinter sich zu haben, gemunkelt wird über zahlreiche geschlossene Etablissements und eine relativ hohe Kriminalitätsrate. Auch in Newark gibt es ähnliche Problemviertel, während Camden sogar noch den Vogel als gefährlichste Stadt der USA abschießt. Die Stadt liegt gegenüber von Philadelphia und gilt heute als äußerst heruntergekommenes ehemaliges Industriekaff, das früher u.a. bekannt für die Herstellung von (analogen) Plattenspielern war. Durch die Deindustrialisierung ist ein Großteil der weißen Facharbeiter weggezogen, geblieben oder hinzugekommen sind Latinos und Schwarze, so daß die Stadt heute zu rund 80 % von Angehörigen dieser Ethnien bewohnt wird.

    102

    Sonntag, 16. Januar 2022, 17:14

    RE: Pennsylvania und die Schattenseiten von New Jersey

    Uwe, Spring Lake in New Jersey ist entzueckend, da gibt es einen langen board walk entlang des Atlantik. Ich war dort 1999 oder 2000 einmal. Hat mir sehr gefallen.

    In Atlantic City war ich noch nicht, aber es ist ein oder zweimal Thema in der Krimi Serie "Blue Bloods".
    Ein ergänzender Blog über Pennsylvania ist ohne weiteres machbar, da die gute Bekannte, die mir netterweise einige der Infos über Jersey geliefert hat, hart an der Grenze zu Pennsylvania wohnt. Sie kommt aus Phillipsburg/ NJ und fährt mit dem Wagen rund eine Stunde bis NYC und ungefähr die gleiche Zeit bis Philadelphia.
    Einige Schattenseiten von New Jersey sollen nicht unerwähnt bleiben. So scheint Atlantic City seine besten Zeiten bereits hinter sich zu haben, gemunkelt wird über zahlreiche geschlossene Etablissements und eine relativ hohe Kriminalitätsrate. Auch in Newark gibt es ähnliche Problemviertel, während Camden sogar noch den Vogel als gefährlichste Stadt der USA abschießt. Die Stadt liegt gegenüber von Philadelphia und gilt heute als äußerst heruntergekommenes ehemaliges Industriekaff, das früher u.a. bekannt für die Herstellung von (analogen) Plattenspielern war. Durch die Deindustrialisierung ist ein Großteil der weißen Facharbeiter weggezogen, geblieben oder hinzugekommen sind Latinos und Schwarze, so daß die Stadt heute zu rund 80 % von Angehörigen dieser Ethnien bewohnt wird.

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    Dienstag, 18. Januar 2022, 15:31

    The American Corner - Pennsylvania: The Keystone State

    Als einer der dreizehn Gründerstaaten der USA ist Pennsylvania einer der wenigen US- Bundesstaaten im Nordosten, die keinen eigenen Zugang zur Atlantikküste haben. Denn die einzige Binnenküste von PA liegt nicht am Meer, sondern am Eriesee mit einem Küstenstreifen von nur rund sechs Kilometer Länge.
    Mit rund 12,8 Millionen Einwohnern nimmt Pennsylvania Platz fünf unter den bevölkerungsreichsten Bundesstaaten der USA ein, mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen.
    Der Ost- und Westteil Pennsylvanias unterscheidet sich jeweils recht deutlich hinsichtlich der Mentalität und Lebensart seiner Bewohner. Aus diesem Grund sind auch die wichtigsten Städte, Philadelphia (1,5 Mio. Einwohner) und Pittsburgh (306.000 Einwohner) , durch eine fast schon legendäre Rivalität miteinander verbunden. Mit großem Abstand hinsichtlich ihrer Einwohnerzahlen folgen die "kleinen Großstädte" des Keystone State Allentown, Erie und Reading, die jeweils um die hunderttausend Einwohner pendeln. Auch Scranton (76.000 Einwohner) soll nicht unerwähnt bleiben, da sie die Geburtsstadt des derzeit amtierenden US- Präsidenten "Sleepy Joe" Biden ist. Pennsylvanias Hauptstadt Harrisburg dagegen ist ein mit knapp 50.000 Einwohnern eher beschauliches Städtchen.
    Die Natur dieses Bundesstaates ist durch ausgeprägte Waldgebiete und hügelige Landschaften geprägt, die durchaus ihren eigenen Reiz haben. Darüber hinaus dominieren drei mächtige Flüsse den Bundesstaat: der Delaware River, der Susquehanna River und der Ohio River. Wichtig sind diese Schiffahrtswege auch deshalb, weil sich im Verlauf der Besiedlung von PA praktisch alle größeren Städte im Einzugsbereich dieser Flußläufe entwickelten. Mitten durch den Keystone State zieht sich die Bergkette der Appalachen, die für die frühe Siedlungsgeschichte der Neuen Welt von erheblicher Bedeutung war und die noch heute eine natürliche Grenze zwischen den "rivalisierenden" Ost- und Westregionen bildet.
    Im größten Teil von Pennsylvania herrscht ein feucht- kontinentales Klima, während im Süden rund um Philadelphia bereits ein feucht- subtropisches Klima dominiert. Während die Sommer fast im ganzen Staat recht heiß sind, kann es insbesondere in der Appalachenregion auch zu strengen Wintereinbrüchen kommen.
    Zu den empfehlenswertesten Erholungsgebieten für Naturliebhaber gehören der Allegheny National Forest im Nordwesten mit beeindruckenden 2.100 qkm Gesamtfläche, die Delaware Water Gap National Recreation Area , der Presque Isle State Park, eine Halbinsel an den Ufern des Eriesees, der Cherry Springs State Park im Norden des Bundesstaates sowie der Ohiopyle State Park , der insbesondere für Wasserfreunde geeignet ist.
    Pennsylvania war nach Delaware die zweite britische Kolonie in Nordamerika, die ihre Unabhängigkeit von der britischen Krone erklärt hat. Und auch im amerikanischen Bürgerkrieg fanden eine Reihe von entscheidenden Auseinandersetzungen auf dem Boden Pennsylvanias statt, so die Schlacht von Gettysburg im Jahre 1863, die zur entscheidenden Kriegswende führte. Im National Historical Park von Phladelphia finden sich in über einem Dutzend Gebäuden Ausstellungen zur Geschichte der Vereinigten Staaten. Sehenswert ist in Philadelphia ebenfalls die Independence Hall, in der 1776 die amerikanische Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung der USA unterschrieben wurden. Im Liberty Bell Center ist die legendäre Freiheitsglocke zu besichtigen, die am 8. Juli 1776 während der Unterzeichnung der Unterzeichnung der "Declaration of Independence" geläutet wurde.
    Lohnenswert ist auch ein Ausflug nach Valley Forge rund 35 km nordwestlich von Philadelphia, wo George Washington im Winter 1778/79 den Winter verbrachte und seine Truppen von Friedrich Wilhelm von Steuben zur "Continental Army" ausbilden ließ, die dem britischen Berufsmilitär endgültig Paroli bieten konnte.
    Der "Gettysburg National Military Park" erinnert an eine der grausamsten Entscheidungsschlachten des amerikanischen Bürgerkriegs und bietet geführte Wanderungen zu dem ehemaligen Schlachtfeld.
    Zu den Top- Besichtigungshighlights von Pennsylvania gelten allgemein je nach Setzung der Prioritäten: das Philadelphia Museum of Art, die bereits genannte Liberty Bell, der Hersheypark, Fallingwater, der Independence National Historical Park, Longwood Gardens, der Philadelphia Zoo, Eastern State Penitentiary, der Reading Terminal Market sowie der ebfs. bereits genannte Gettysburg National Military Park.
    Natürlich sind daneben auch Städtetouren zu empfehlen. So hat sich um Philadelphia am Delaware River die fünftgrößte urbane Region in den USA gebildet. Die Skyline der Stadt bietet eine interessante Mischung aus modernen Wolkenkratzern und historischen Gebäuden wie der Philadelphia City Hall. Was viele nicht wissen: zeitweise war Philadelphia sogar die Hauptstadt der Vereinigten Staaten.
    Im Westen von PA liegt Pittsburgh an der Stelle, wo Allegheny River und Monongahela River zusammentreffen und daraus der Ohio River entsteht. Das ehemalige Zentrum der amerikanischen Stahlindustrie ist heute wegen einer ganzen Reihe von Einrichtungen sehenswert, so dem Andy Warhol Museum, dem Point State oder dem Park Kennywood.
    Harrisburg, die Hauptstadt Pennsylvanias, ist eine Stadt voll kultureller und geschichtlicher Highlights, so dem State Museum of Pennsylvania, dem National Civil War Museum oder dem Susquehanna Art Museum.
    Vor allem im Sommer ist Erie ein beliebtes Reiseziel, da man Bootstouren auf dem Eriesee unternehmen kann. Empfehlenswert sind auch die Besichtigungen des Erie Zoo, des Bicentennial Tower oder des Erie Maritime Museums.
    Der Name des Bundesstaates leitet sich übrigens von "Penn´s Wood" (Penn´s Waldland ) ab. William Penn war eine der ersten bedeutenden politischen Persönlichkeiten des Landes, der u.a. viele deutsche Siedler zur Reise in die Neue Welt und speziell nach PA veranlaßte. Bis weit in die 50er Jahre war Pennsylvania ein Zentrum der Stahlindustrie, jedoch hat auch hier die zunehmende Deindustrialisierung des Landes zu einem enormen Strukturwandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft mit all ihren Licht- und auch Schattenseiten geführt. Dennoch haben auch heute noch rund fünfzig der fünfhundert größten amerikanischen Unternehmen ihren Sitz in Pennsylvania, darunter U.S. Steel, PPG Industries, H.J. Heinz, The Hershey Company oder GE Transportation. Darüber hinaus ist insbesondere Philadelphia ein Zentrum der Banken- und Finanzwelt.

    www.youtube.com/watch?v=0GU0MIkCLDs

    104

    Mittwoch, 19. Januar 2022, 14:45

    The American Corner - Wer war Carl Schurz ?

    Im Gegensatz zu seinem Herkunftsland, in dem er weitgehend in Vergessenheit geraten ist, gilt Carl Schulz in den Vereinigten Staaten auch heute noch als der prominenteste Deutschamerikaner des 19. Jahrhunderts. Und dies hat seinen Grund, wie wir gleich erfahren werden.
    Geboren wurde Carl Christian Schurz am 2.3.1829 in dem kleinen Ort Liblar bei Köln. In der Domstadt besuchte er das Marzellengymnasium, studierte seit 1847 Philologie und Geschichte in Bonn und war dort Mitglied der Burschenschaft Frankonia. Im Revolutionsjahr 1848 schloß er sich der demokratischen Bewegung an, gründete mit Gleichgesinnten einen "Club der Demokraten" und gab mit diesen dessen Organ, die "Bonner Zeitung" heraus.
    Im Jahre 1849 nahm er am badisch-pfälzischen Maiaufstand teil und floh nach der Kapitulation der badischen Festung Rastatt am 21.7.1849 in die Schweiz. Im Herbst 1850 begab er sich heimlich nach Berlin und befreite seinen Freund und Lehrer Gottfried Kinkel aus der Festungshaft in Spandau. Über Frankreich emigrierte er nach Großbritannien, von wo er 1852 kurz nach seiner Heirat mit seiner Ehefrau in die USA ging.
    Anfangs ließ Carl Schurz sich in Philadelphia, ab 1855 als Farmer in Watertown/ Wisconsin nieder, wo seine Frau im Jahre 1856 den ersten Kindergarten in den USA gründete. Nach seiner dortigen Tätigkeit im Stadtrat, als Landagent, als Notar (ab 1856) und als Publizist begann Schurz ab 1858 als Anwalt in Milwaukee zu arbeiten.
    Als dezidierter Gegner der Sklaverei schloß er sich bereits 1856 der zwei Jahre zuvor gegründeten Republikanischen Partei an. Schurz war für diese vor allem als glänzender Redner wertvoll, der viele seiner eingewanderten deutschen Landsleute im Mittleren Westen für die Ziele der Republikaner gewinnen konnte und so 1860 entscheidend zum Wahlsieg Abraham Lincolns beitrug, der ihn deshalb 1861 zum Gesandten der Vereinigten Staaten in Madrid ernannte. Ein Jahr später kehrte Carl Schurz in die USA zurück, um am amerikanischen Bürgerkrieg teilzunehmen. Er befehligte als Brigadegeneral in den Jahren 1862/63 zwei Freiwilligendivisionen der Nordstaaten, nahm an den Schlachten von Bull Run, Fredericksburg, Chancellorsville und Gettysburg teil, wurde im Sommer 1863 zum Generalmajor befördert und befehligte zwischen September 1863 und Januar 1864 die "Army of the Cumberland".
    Nach der Kapitulation der Konföderierten Staaten im Jahre 1865 unternahm er im Auftrag Präsident Andrew Johnsons im Sommer 1865 eine Inspektionsreise in den Süden und forderte die Gewährung des Wahlrechts für die ehemaligen Negersklaven als Bedingung für die Wiedereingliederung der Südstaaten in die Union.
    Danach war Schurz in New York, Detroit und St. Louis publizistisch tätig, u.a. seit 1867 als Miteigentümer der deutschsprachigen "Westlichen Post". Im Jahre 1868 wurde er als Senator für Missouri in den amerikanischen Kongreß gewählt und gründete 1872 aus Protest gegen die grassierende Korruption in der Republikanischen Partei die "Liberal Republican Party". Nach dem Ende seiner Amtsperiode im Jahre 1875 wandte er sich jedoch wieder den Republikanern zu und wurde 1877 von Präsident Rutherford Hayes zum amerikanischen Innenminister ernannt. In dieser Amtsfunktion leitete er gegen die bisher vorherrschende Praxis "politischer Ernennungen" im öffentlichen Dienst eine Reform zu einem professionellen Verwaltungsapparat ein, verbesserte die Arbeitsweise des "Bureau of Indian Affairs" und setzte sich nachhaltig für die Eingliederung der Indianer in die amerikanische Gesellschaft ein.
    Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt im Jahre 1881 war er u.a. Herausgeber der "New York Evening Post", Journalist bei "Harper´s Weekly", aber auch als Buchautor ("The Life of Henry Clay", 1887; "Abraham Lincoln" , 1891) tätig. Zwischen 1888 und 1892 übernahm er die Generalvertretung der "Hamburg- Amerikanischen Packetfahrt- Aktiengesellschaft (HAPAG)". Bei seinem Deutschlandbesuch im Jahre 1888 traf er u.a. mit Reichskanzler Otto von Bismarck und Kronprinz Friedrich zusammen.
    In seinen späten Jahren setzte Carl Schurz sich weiterhin für Reformen des amerikanischen öffentlichen Dienstes ein, so war er zwischen 1892 und 1901 Präsident der "National Civil Service Reform League". Er war ein entschiedener Gegner des Spanisch- Amerikanischen Krieges von 1898 und sprach sich entgegen dem Zeittrend gegen eine allgemeine imperialistische Außenpolitik der USA aus.
    Carl Schurz war neben seinen zahlreichen Funktionen über viele Jahrzehnte hinweg der herausragendste Repräsentant und das Sprachrohr der Deutschamerikaner in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er starb am 14. Mai 1906 in New York und fand seine letzte Ruhestätte in der Sleepy Hollow Cemetery in Tarrytown/ New York.

    www.youtube.com/watch?v=zronYdfxQrY
    www.youtube.com/watch?v=tr5OuoOJ3js

    105

    Samstag, 22. Januar 2022, 15:38

    The American Corner - Über die deutsche Ketteneinwanderung nach Wisconsin

    Während in den USA fast jeder siebte Einwohner deutsche Wurzeln hat, bilden Bundesstaaten wie Wisconsin eine Ausnahme, denn hier ist fast jeder zweite Bewohner deutschstämmig. Auch wenn in einer Großstadt wie Milwaukee heute kaum noch deutsch gesprochen wird, zeigen sich die Spuren deutscher Einwanderung an fast jeder Straßenecke: durch Firmierungen, Straßen-, Namens- und Geschäftsbezeichnungen.
    Wie kam es zu dieser Entwicklung ? Einer der frühesten Propagandisten für die deutsche Auswanderung nach Wisconsin war der Rheinhesse Franz Neukirch, und dies zu einer Zeit, als die dünnbesiedelte Gegend am Michigansee in Deutschland praktisch noch unbekannt war. In den späten 1840er Jahren trugen seine Berichte in der Zeitung "Der Deutsche Auswanderer" erheblich dazu bei, die Attraktivität Wisconsins in Deutschland zu steigern.
    Franz Neukirch wurde 1796 vermutlich in Mainz geboren. Aufgrund angeblicher Dienstvergehen während seiner Tätigkeit als Revierförster, die in Strafverfahren mündeten, verließ er im Jahre 1839 Deutschland und wanderte in die USA aus. Unmittelbar nach seiner Ankunft in New York reiste Neukirch nach Milwaukee und erwarb südlich der Stadt einen Grundbesitz von 80 acres (32 Hektar) für 100 Dollar. Seine Frau Philippina und ihre Kinder folgten dem Auswanderer bereits 1840 in die Neue Welt. Trotz der harten Pionierarbeit fand Neukirch genügend Gelegenheiten, in Briefen an Familienangehörige und Freunde die Vorzüge des Lebens in Wisconsin zu schildern. Seine Farm in einem nicht besonders dicht bewachsenen Wald sei sehr fruchtbar, auch hob er das gesunde Klima Wisconsins hervor. Wildbret, Fische und eine große Auswahl an wilden Früchten böten dem Neuankömmling eine breite Nahrungsgrundlage. Auch suche sich das Vieh seine Nahrung im Wald weitgehend selbst. Der Kontakt zu anderen deutschen und amerikanischen Siedlern sei freundschaftlich, jeder habe eine Blockhütte, um die er den Wald allmählich lichte und den Boden urbar mache. Schulen und Kirchen seien ebenso wie Straßen und Kanäle bereits im Entstehen. Trotz niedriger Getreidepreise sei die Landwirtschaft durchaus lohnenswert, und Neukirch faßte zusammen:
    "Unter diesen Verhältnissen sollte man jeden armen und in Deutschland überflüssigen Tagelöhner hierher wünschen, wo die meisten Deutschen ihr Land in kurzer Zeit mit der Hand verdient und sich so eine unabhängige und sorgenfreie Existenz errungen haben."
    Neukirchs Briefe aus Wisconsin fanden alsbald weite Verbreitung in seiner früheren Heimat. Vermutlich sorgte bereits seine Frau dafür, daß sie in Umlauf gebracht wurden, denn bereits 1840 wanderten mehrere Familien aus Neukirchs näherer Heimat nach Wisconsin aus. Es ist davon auszugehen, daß in der schwierigen Zeit des Pauperismus in Deutschland Neukirchs Berichte von Hand abgeschrieben und weitergereicht oder als Handzettel gedruckt wurden.
    Bereits 1845 würdigte die Zeitung "Wiskonsin- Banner" Neukirch als verdienten Pionier des Landes. Sie stellte ihn neben Carl E. Hasse, den Verfasser einer der ersten deutschen Reisebeschreibungen über das Gebiet. Neukirch habe "durch seine der Wahrheit getreuen Briefe nach Rheinhessen eine fast unwiderstehliche Auwanderungslust nach Wisconsin dort hervorgebracht. ...Tausende von Rheinhessen wohnen nun hier, und es ist uns bis jetzt kein Fall bekannt, wo auch nur einer derselben seine Uebersiedlung nach Wisconsin bereut hätte !"
    1844 verkaufte Neukirch seine Farm für tausend Dollar und zog nach Milwaukee, wo er die Brauerei seines Schwiegersohnes Johann Jakob Meier übernahm. Sein Unternehmen, das er zusammen mit einem anderen rheinhessischen Einwanderer führte, entwickelte sich sehr erfolgreich. Die anfallenden Gewinne investierte Neukirch in den Ausbau des Betriebs und in Landbesitz. Nicht zuletzt aus diesem Grund bemühte er sich weiterhin um die Ansiedlung von Landsleuten in seiner Region. Eine geeignete Plattform hierfür fand Neukirch in der zwischen 1847 und 1850 erschienenen Zeitschrift "Der Deutsche Auswanderer". Seine dort abgedruckten Briefe und Berichte erreichten ein Publikum im ganzen deutschsprachigen Raum. Als Ansiedlungsgebiet empfahl die Zeitung vor allem Wisconsin:
    "Wenn irgendein Gebiet, dann hat dieß für Deutschland eine hohe Bedeutung, denn es wird vor allen andern Staaten der Union ein deutsches Gebiet, der Kern deutschen Lebens in Nordamerika werden. Zwei Fünftel der Hauptstadt Milwaukee, wie des ganzen Staates, sind schon deutsch."
    Meist reisten zu dieser Zeit deutsche Auswanderer im Familienverband nach Wisconsin. Der Anteil der Einzelauswanderer in den 1840er und 1850er Jahren dürfte dagegen deutlich geringer gewesen sein, obwohl er sich anhand der Quellen nicht genau beziffern läßt. Die Auswanderung von Familienverbänden ging meist in die ländlichen Gebiete Wisconsins, junge Alleinstehende fanden dagegen eher in den Städten insbesondere des Ostens Arbeit, zumal sie aufgrund ihrer Vermögenssituation meist nicht in der Lage waren, sofort Grundbesitz zu erwerben. Heutige Forschungen gehen von rund 75 % Familieneinwanderungen und 25 % Alleinreisenden für diesen Zeitrahmen aus. Die Familieneinwanderung erfolgte oft in Etappen, so wurden zunächst ein oder mehrere erwachsene Söhne von ihren Eltern auf "Erkundungstour" geschickt. Auch konnten sich Ketteneinwanderungen bisweilen aus unterschiedlichen Gründen, meist waren es solche finanzieller Art, auch über einen längeren Zeitraum erstrecken.

    106

    Sonntag, 23. Januar 2022, 17:10

    Wieder ein hochinteressanter Bericht. Vielen Dank!

    107

    Montag, 24. Januar 2022, 12:27

    "Die Familieneinwanderung erfolgte oft in Etappen, so wurden zunächst ein oder mehrere erwachsene Söhne von ihren Eltern auf "Erkundungstour" geschickt."

    Wo hab ich das nur erst neulich gelesen, es scheint wohl eine erfolgreiche Taktik zu sein, sich "anderswo" zu etablieren .

    108

    Montag, 24. Januar 2022, 15:05

    The American Corner - Pauperismus als Ursache der Auswanderung in die Vereinigten Staaten

    Deutschland war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts alles andere als ein wohlhabendes Land. Massenarmut, damals auch als "Pauperismus" bezeichnet, war weit verbreitet, und dies hatte verschiedene Ursachen. Ab ca. 1750 hatte das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" seine gigantischen Bevölkerungsverluste, hervorgerufen durch den Dreißigjährigen Krieg, wieder annähernd ausgeglichen, und in den Folgejahrzehnten nahm die Bevölkerung rapide zu, so daß es insbesondere in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer regelrechten Bevölkerungsexplosion kam. Dabei vermehrten sich insbesondere die im ländlichen Raum lebenden Unterschichten. Möglich geworden war das durch verbesserte Anbaumethoden und insbesondere durch die Einführung der Kartoffel als Grundnahrungsmittel für die ländliche Bevölkerung, die bei gleicher Anbaufläche im Vergleich zu Getreide die dreieinhalbfache Nahrungsenergie zur Verfügung stellte.
    Ganz wesentlich war darüber hinaus, daß gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts viele grundherrschaftliche Bindungen wegfielen, die meist mit mehr oder weniger rigiden Heiratsbeschränkungen verbunden waren. Durch die Bauernbefreiung wurden oft aus zwar erbuntertänigen, jedoch in der Praxis meist selbständig wirtschaftenden Bauern lohnabhängige Landarbeiter, die zwar nun rechtlich frei waren, jedoch sich ihre "Freiheit durch Ablösung" an den Grundherrn teuer erkaufen mußten. Viele waren daher mangels ausreichender finanzieller Mittel dazu gezwungen, sich den Grundherren als Lohnarbeiter anzubieten. Insbesondere in "Ostelbien" wurde diese Entwicklung von den Gutsbesitzern sogar begrüßt, da sie an einer Landarbeiterschicht, die es im Vergleich zu den ehemaligen erbuntertänigen Bauern nicht mehr zu versorgen und zu unterstützen galt, großes Interesse hatten.
    Heute ist man sich weitgehend darüber einig, daß es für die Entstehung des Pauperismaus im frühen 19. Jahrhundert verschiedene Ursachen gab. Der Hauptgrund war das rasche Bevölkerungswachstum bei stagnierendem Produktivitätszuwachs, infolgedessen ein bedeutender Teil der damaligen deutschen Bevölkerung am oder sogar unter dem Existenzminimum lebte. Als sich dann Agrarkrisen, verbunden mit Mißernten wie 1816/17 und 1847 mit einer wirtschaftlichen Rezession verbanden, entstand erst die eigentliche Pauperismuskrise.
    Dies führte dazu, daß zwischen 1815 und 1848 ca. 600.000 Bewohner aus den damaligen deutschen Bundesstaaten auswanderten; rund 90 Prozent von ihnen versuchten ihr Glück in den USA. Besonders groß war die Auswanderungswelle in den späten 40er Jahren, als sich mit Pauperismus und einer Ernährungskrise die sozialen Mißstände im Gebiet des späteren Deutschen Reich zuspitzten. Die meisten deutschen Auswanderer dieser Jahre waren Kleinbauern, Handwerker und Tagelöhner, die meisten von ihnen mit Familie. Aufgrund der herrschenden sozialen Not waren einzelne Gemeinden sogar bereit, den Auswanderungswilligen Zuschüsse zu den Kosten der Überfahrt via Hamburg oder Bremerhaven zu bewilligen.
    Für die meisten der Auswanderer begann die äußerst strapaziöse Reise während der Biedermeierzeit mit einer Postkuschenfahrt oder zu Fuß von ihrem Heimatort zu den Überseehäfen Hamburg oder Bremerhaven. Für die Mehrheit von ihnen war der Abschied von Deutschland ein Abschied für immer. Am Ziel der Reise angekommen, stellten zu dieser Zeit Briefe die einzige Verbindung in die alte Heimat dar. In ihnen berichteten die Auswanderer über ihre Erfahrungen, den Alltag und die Lebensgewohnheiten in der Fremde. Oft beinhalteten die Briefe auch Erfolgsgeschichten, die in den Heimatorten Verwandten und Freunde ebenfalls zur Auswanderung anregten.
    Weitere zwei Millionen Deutsche verließen ihre Heimat zwischen 1850 und 1870 meist in Richtung USA, davon fast die Hälfte von ihnen in den Jahren bis 1855.

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    Montag, 24. Januar 2022, 20:47

    RE: The American Corner - Pauperismus als Ursache der Auswanderung in die Vereinigten Staaten

    Was mich wirklich wundert (in einem frueheren Artikel von Dir im vergangenen Jahr) ist die Tatsache, dass relativ wenige deutsche Auswanderer nach 1945 in die USA ausgewandert sind. Die Zahl ging nur in die Hunderttausende (ich haette sie auf ueber eine Million geschaetzt).

    Ich habe sehr oft ueber diese Auswanderer gelesen, die nach dem WW II auswanderten, sei es in Buechern oder im deutschen Fernsehen.
    Deutschland war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts alles andere als ein wohlhabendes Land. Massenarmut, damals auch als "Pauperismus" bezeichnet, war weit verbreitet, und dies hatte verschiedene Ursachen. Ab ca. 1750 hatte das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" seine gigantischen Bevölkerungsverluste, hervorgerufen durch den Dreißigjährigen Krieg, wieder annähernd ausgeglichen, und in den Folgejahrzehnten nahm die Bevölkerung rapide zu, so daß es insbesondere in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer regelrechten Bevölkerungsexplosion kam. Dabei vermehrten sich insbesondere die im ländlichen Raum lebenden Unterschichten. Möglich geworden war das durch verbesserte Anbaumethoden und insbesondere durch die Einführung der Kartoffel als Grundnahrungsmittel für die ländliche Bevölkerung, die bei gleicher Anbaufläche im Vergleich zu Getreide die dreieinhalbfache Nahrungsenergie zur Verfügung stellte.
    Ganz wesentlich war darüber hinaus, daß gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts viele grundherrschaftliche Bindungen wegfielen, die meist mit mehr oder weniger rigiden Heiratsbeschränkungen verbunden waren. Durch die Bauernbefreiung wurden oft aus zwar erbuntertänigen, jedoch in der Praxis meist selbständig wirtschaftenden Bauern lohnabhängige Landarbeiter, die zwar nun rechtlich frei waren, jedoch sich ihre "Freiheit durch Ablösung" an den Grundherrn teuer erkaufen mußten. Viele waren daher mangels ausreichender finanzieller Mittel dazu gezwungen, sich den Grundherren als Lohnarbeiter anzubieten. Insbesondere in "Ostelbien" wurde diese Entwicklung von den Gutsbesitzern sogar begrüßt, da sie an einer Landarbeiterschicht, die es im Vergleich zu den ehemaligen erbuntertänigen Bauern nicht mehr zu versorgen und zu unterstützen galt, großes Interesse hatten.
    Heute ist man sich weitgehend darüber einig, daß es für die Entstehung des Pauperismaus im frühen 19. Jahrhundert verschiedene Ursachen gab. Der Hauptgrund war das rasche Bevölkerungswachstum bei stagnierendem Produktivitätszuwachs, infolgedessen ein bedeutender Teil der damaligen deutschen Bevölkerung am oder sogar unter dem Existenzminimum lebte. Als sich dann Agrarkrisen, verbunden mit Mißernten wie 1816/17 und 1847 mit einer wirtschaftlichen Rezession verbanden, entstand erst die eigentliche Pauperismuskrise.
    Dies führte dazu, daß zwischen 1815 und 1848 ca. 600.000 Bewohner aus den damaligen deutschen Bundesstaaten auswanderten; rund 90 Prozent von ihnen versuchten ihr Glück in den USA. Besonders groß war die Auswanderungswelle in den späten 40er Jahren, als sich mit Pauperismus und einer Ernährungskrise die sozialen Mißstände im Gebiet des späteren Deutschen Reich zuspitzten. Die meisten deutschen Auswanderer dieser Jahre waren Kleinbauern, Handwerker und Tagelöhner, die meisten von ihnen mit Familie. Aufgrund der herrschenden sozialen Not waren einzelne Gemeinden sogar bereit, den Auswanderungswilligen Zuschüsse zu den Kosten der Überfahrt via Hamburg oder Bremerhaven zu bewilligen.
    Für die meisten der Auswanderer begann die äußerst strapaziöse Reise während der Biedermeierzeit mit einer Postkuschenfahrt oder zu Fuß von ihrem Heimatort zu den Überseehäfen Hamburg oder Bremerhaven. Für die Mehrheit von ihnen war der Abschied von Deutschland ein Abschied für immer. Am Ziel der Reise angekommen, stellten zu dieser Zeit Briefe die einzige Verbindung in die alte Heimat dar. In ihnen berichteten die Auswanderer über ihre Erfahrungen, den Alltag und die Lebensgewohnheiten in der Fremde. Oft beinhalteten die Briefe auch Erfolgsgeschichten, die in den Heimatorten Verwandten und Freunde ebenfalls zur Auswanderung anregten.
    Weitere zwei Millionen Deutsche verließen ihre Heimat zwischen 1850 und 1870 meist in Richtung USA, davon fast die Hälfte von ihnen in den Jahren bis 1855.

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    Dienstag, 25. Januar 2022, 14:09

    Deutsche Auswanderung in die USA nach 1945

    Es gab verschiedene Phasen der deutschen Auswanderung in die USA nach 1945, Chrissie.
    1. Die Zeit zwischen 1945 und 1948/49. Deutsche Auswanderer waren in diesem Zeitrahmen in den Staaten weitgehend unerwünscht. Soweit ich mich erinnere, wurden in diesem Zeitrahmen lediglich 1.600 Reichsdeutsche eingebürgert, die meisten davon Spezialisten, deren berufliche Kenntnisse in den USA gesucht waren. Vielmehr steht dieser Zeitrahmen für zahlreiche "Displaced Persons", die überwiegend über Bremerhaven in die USA auswanderten. Dies waren meist ehemalige Zwangsarbeiter sowie Vertriebene aus den osteuropäischen Ländern und ehemalige Häftlinge der Konzentrationslager, darunter naturgemäß viele Juden. Erst mit der Entstehung des "Kalten Kriegs" war es durch eine Lockerung der Auswanderungsbeschränkungen ab 1948/49 auch Deutschen wieder gestattet, vermehrt in die Staaten auszuwandern.
    2. Die 50er Jahre. Sie bildeten das Schwergewicht der deutschen Auswanderung in die USA in der Nachkriegszeit . Die Rede ist von rund sechzig- bis siebzigtausend deutschen Migranten, die damals pro Jahr in die Staaten auswanderten. Warum es nicht mehr waren ? Bei aller Dürftigkeit der damaligen Zeit gab es dennoch keine Massenarbeitlosigkeit in der Bundesrepublik dieser Jahre. Man kam über die Runden und sah, daß es Jahr für Jahr wirtschaftlich besser wurde und wieder aufwärts ging. Ausgewandert sind damals vor allem viele Handwerker und Facharbeiter mit und ohne Familienanhang, die teils gezielt von amerikanischen Unternehmen angeworben wurden.
    3. Die Jahre ab 1960. Ab 1959/60 begann die Phase der bundesdeutschen Hochkonjunktur, so daß sich wirtschaftliche Gründe für eine Auswanderung weitgehend erübrigten. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, daß in den 60ern das Auswanderergeschäft in Hamburg und Bremerhaven von ständig sinkenden Passagierzahlen begleitet war, da der zunehmende Flugverkehr zum recht schnellen Niedergang der Passagierschiffahrt führte. Mit dem Flugzeug schrumpfte die Reisezeit zwischen Europa und den USA auf weniger als eine Tageslänge, auch wurde eine Rückkehr in die alte Heimat nun bedeutend leichter. Im Mai 1974 verließen die letzten Auswanderer per Schiff via Bremerhaven ihre alte Heimat.

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    Mittwoch, 26. Januar 2022, 14:21

    The American Corner - Über die frühe Kolonialgeschichte Nordamerikas (I)

    Das europäische Zeitalter der Entdeckungen und Erfindungen löste gleichzeitig auch die Expansion nach Übersee aus. Die spanische, französische und auch die englische Krone entsandten um 1500 erste Expeditionen zur Erschließung der Neuen Welt und leiteten infolge daraus die verschiedensten Besitzansprüche ab, aus denen sich teilweise erhebliche Konfliktpotenziale aufbauten.
    Im Jahre 1507 benannte der deutsche Kosmograph Martin Waldseemüller den neuen Kontinent nach dem florentinischen Seefahrer Amerigo Vespucci, der zwischen 1499 und 1502 durch seine Erkundungsfahrten an den Küsten Südamerikas bekannt geworden war.
    Der spanische Entdecker Juan Ponce de Léon erforschte im Jahre 1513 die Ost- und Westküste Floridas; zwischen 1539 und 1543 erkundete sein Landsmann Hernando de Soto, der gleichzeitig Gouverneur von Kuba war, das Land nördlich des Golfs von Mexiko. Parallel dazu fand der Spanier Francisco de Coronado von Mexiko aus auf der vergeblichen Suche nach Goldvorkommen seinen Weg in das heutige New Mexico. Spanier waren es auch, die 1565 mit St. Augustine im Norden Floridas die erste dauerhafte europäische Niederlassung auf dem Gebiet der späteren Vereinigten Staaten gründeten.
    Der spätere französische Besitzanspruch auf das Gebiet entlang des St. Lorenz- Golfs und dem gleichnamigen Strom bis in die Gegend von Québec und Montréal basierte wiederum auf den Reisen des französischen Seefahrers Jacques Cartier zwischen 1534 und 1543, während sich die englischen Ansprüche auf Teile Nordamerikas sich von den Erkundungsfahrten des in englischen Diensten stehenden italienischen Seefahrers John Cabot (eigentlich Giovanni Caboto) ableiteten, der bereits 1497 zunächst die Küste Neufundlands und ein Jahr später auch Teile des nordamerikanischen Festlandes erforschte.
    Die englischen Koloniegründungen in Nordamerika unterschieden sich grundlegend von denen Spaniens und Frankreichs in der Neuen Welt. Während bei letzteren die jeweiligen Königshäuser die Eroberung der neuen Territorien vernlaßten und weitgehend auch finanzierten, war die englische Krone an der Erschließung der Kolonien nur mittelbar beteiligt. Sie vergab lediglich Privilegien und Freibriefe, die sog. "Charters", an private Handelsgesellschaften, die dann weitgehend eigenständig die Organisation der Besiedlung übernahmen. Damit entwickelte sich bei den französischen und insbesondere bei den britischen Siedlern von Anfang an ein Gefühl stärkerer politischer Selbständigkeit. Seinen institutionellen Ausdruck fand dies in von Grundbesitzern und Steuerzahlern gewählten Selbstverwaltungsorganen, die aus Unterhäusern (Assemblies) und Oberhäusern (Senates) bestanden.
    Die fast 150 Jahre währende "heilsame Vernachlässigung" (salutary neglect) durch das Mutterland Großbritannien förderte den Impuls zur Loslösung und letztendlich zur Unabhängigkeit von England während der Amerikanischen Revolution von 1776. Die dreizehn Kolonien, die sich daraufhin zu den Vereinigten Staaten von Amerika zusammenschlossen, wiesen von Anbeginn ausgeprägte regionale Besonderheiten auf und wurden bereits unter teils sehr unterschiedlichen Vorzeichen gegründet.

    1. VIRGINIA. Die nach der "jungfräulichen" Königin Elisabeth I. benannte britische Kolonie Virginia wurde aus rein kommerziellen Interessen gegründet. Gold, Gewürze und der vermutete Zugang nach Indien über die legendäre Nordwestpassage zogen Abenteurer, Kaufleute und Aktionäre der "London Company" an. Sie errichteten 1607 an der Chesapeake Bay die erste dauerhafte englische Niederlassung in Nordamerika mit dem Namen Jamestown. Das Überleben dieser Kolonie war anfangs sehr unsicher, denn die Malaria führte zu hohen Sterblichkeitsraten, auch fehlten anfangs geeignete Exportprodukte, und weder Goldvorkommen noch der vermutete Seeweg nach Indien ließen sich finden. Erst die Einführung des Tabakanbaus seit 1612 zog verstärkt Kapital und Arbeitskräfte an, und auch der Anreiz zum günstigen Erwerb von Landbesitz verstärkte im Mutterland den Wunsch, in die Neue Welt auszuwandern. Als im Jahr 1619 erstmals ein holländisches Schiff mit zwanzig Afrikanern an Bord in Jamestown landete, begann ein schwieriges Kapitel der amerikanischen Geschichte, das bis in die Gegenwart durch ethnische Konflikte geprägt ist. Zunächst waren die angelandeten Schwarzafrikaner durchaus mit den weißen Schuldknechten gleichgestellt, die die Kosten ihrer Schiffspassage durch einige Jahre Arbeit ableisten mußten. Erst durch den wachsenden Arbeitskräftemangel auf den sich rasch vergrößernden Plantagen Virginias setzte sich dann das institutionell verankerte System der Sklaverei durch. Als gegen Ende des 17. Jahrhunderts vermehrt Schwarzafrikaner in die Kolonien Virginia und Maryland verbracht wurden, war die Sklaverei dort bereits fest verankert und rechtlich kodifiziert. Um 1700 betrug die Zahl der Sklaven Virginias bereits 20.000, was etwa zwanzig Prozent der damaligen Gesamtbevölkerung entsprach.
    Die Gesellschaft dieser Kolonie war bis zum Vorabend der Revolution noch sehr im ständischen Denken verhaftet. Eine kleine Schicht von Großpflanzern, die sog. "Virginia Aristocracy", gab den sozialen und politischen Ton an. Soziale Spannungen zwischen dieser Elite und der weißen Mittel- und Unterschicht gab es durchaus, sie kamen jedoch nur selten zum Ausbruch, nicht zuletzt durch die Präsenz zahlreicher Sklaven, die sich auf Sozialkonfikte innerhalb der weißen Bevölkerung eher mildernd auswirkte.

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    Donnerstag, 27. Januar 2022, 14:25

    The American Corner - Über die frühe Kolonialgeschichte Nordamerikas (II)

    2. NEUENGLAND. Bei der Besiedlung der nördlichen Kolonien in Neuengland (des Gebietes der heutigen Bundesstaaten Massachusetts, Connecticut, Rhode Island, New Hampshire, Vermont und Maine) standen anders als z.B. in Virginia vornehmlich weniger wirtschaftliche, sondern religiöse und gesellschaftspolitische Motive im Vordergrund. Im Jahre 1620 setzten die sog. "Pilgerväter" (Pilgrim Fathers), die England aufgrund ihres Glaubens hatten verlassen müssen, ihren Fuß auf den Boden von Cape Cod, der dem heutigen Boston vorgelagerten Halbinsel. Noch an Bord ihres Schiffes "Mayflower" hatten 41 der 101 Passagiere am 11. November 1620 einen Vertrag geschlossen, der als "Mayflower Compact" in die Geschichte der USA einging und die Regierungsform ihrer künftigen Kolonie definierte. Er schrieb einen religiösen und politischen Selbstverantwortungsanspruch fest, der die Mitglieder "gemeinsam im Bund mit Gott" zum Zusammenhalt verpflichtete. Die "Pilgrims", eine Splittergruppe der Puritaner, jener kirchlichen und teilweise auch sozialen Protestbewegung innerhalb des englischen Protestantismus des 16. und 17. Jahrhunderts, wollten die Anglikanische Hochkirche (Church of England) von ihren etablierten Hierarchien und Riten "reinigen" und allein die Bibel als Grundlage menschlichen Handelns akzeptieren.
    Gegenüber Andersdenkenden herrschte seitens der "Pilgrims" oft wenig Toleranz. Kirchenzugehörige galten als "Erwählte", und nur sie besaßen anfangs das Wahlrecht, eine Praxis, die bis 1691 aufrechterhalten wurde. Dennoch führten die Puritaner mit der Selbstverwaltung einer jeden Siedlung (local self- government) und jeder einzelnen Gemeinde (congregationalism) auch für ihre Zeit sehr fortschrittliche politische Institutionen ein.
    Die seit 1629 mit einem königlichen Freibrief ausgestattete Massachusetts Bay Company beauftragte den Puritaner John Winthrop (1588- 1649) mit der Errichtung neuer Siedlungen. Er gründete unter anderem die Stadt Boston, in der Überzeugung, daß seine Kolonie für die weltweite Christenheit als "New Jerusalem" Vorbildcharakter bekommen würde. Diese Art eines religiös und politisch unterlegten Sendungsbewußtseins hatte im weiteren Verlauf der Geschichte erheblichen Einfluß auf die Ausprägung der nordamerikanischen Identität. "Müßiggang" wurde als Sünde verdammt, und die religiöse Unterweisung stand im Mittelpunkt der bürgerlichen Bildung. Es entstanden viele entsprechend ausgerichtete Schulen, darunter auch das bereits 1636 gegründete Harvard College. Zutiefst von der Sündhaftigkeit des Menschen überzeugt und durch ihre Erfahrungen in England geprägt, mißtrauten die Puritaner generell der politischen Macht, da Menschen ihres Erachtens unweigerlich zu deren Mißbrauch und zu Korruption neigten. Daraus erklärt sich die bis heute tief sitzende amerikanische Skepsis gegenüber der Staatsmacht sowie die Betonung demokratischer Werte und der Rechte des Individuums.
    Allein bis 1640 kamen über 20.000 Puritaner in die Region der Massachusetts Bay. Anders als die eigentlichen Pilgerväter hielten sie wirtschaftlichen Erfolg für ein Zeichen der Gnade Gottes. Gepaart mit einem immensen Aufbauwillen und dem Streben nach Wohlstand führte die Grundhaltung sehr rasch zu zahlreichen prosperierenden Gemeinden. Es entstand ein puritanisches Gemeinwesen mit einer Staatskirche, die Andersdenkende wie Roger Williams (1603-1683) oder Anne Hutchinson (1591-1643) nun wiederum ins Exil trieb. Beide gründeten daraufhin in den Jahren 1636/38 die Kolonie Rhode Island, wo die strikte Trennung von Kirche und Staat eingeführt wurde.
    Das erste in der Neuen Welt begangene Erntedankfest (Thanksgiving) im Herbst 1621 sollte auch die Beziehung zwischen den europäischen Siedlern und der amerikanischen Urbevölkerung, den "Native Americans", festigen.Die angestrebte und öffentlich bekundete Harmonie war allerdings nur von kurzer Dauer. Wie auch zuvor in Virginia, kam es ab 1622 in Neuengland zu gewalttätigen Konfrontationen zwischen den europäischen Einwanderern und den amerikanischen Ureinwohnern, in deren Verlauf letztere zu einem großen Teil ausgerottet wurden.

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    Donnerstag, 27. Januar 2022, 23:48

    RE: Deutsche Auswanderung in die USA nach 1945

    Viele gingen damals auch nach Kanada.
    Kennst Du die Kanada Romane von A. E. Johann?
    Es gab verschiedene Phasen der deutschen Auswanderung in die USA nach 1945, Chrissie.
    1. Die Zeit zwischen 1945 und 1948/49. Deutsche Auswanderer waren in diesem Zeitrahmen in den Staaten weitgehend unerwünscht. Soweit ich mich erinnere, wurden in diesem Zeitrahmen lediglich 1.600 Reichsdeutsche eingebürgert, die meisten davon Spezialisten, deren berufliche Kenntnisse in den USA gesucht waren. Vielmehr steht dieser Zeitrahmen für zahlreiche "Displaced Persons", die überwiegend über Bremerhaven in die USA auswanderten. Dies waren meist ehemalige Zwangsarbeiter sowie Vertriebene aus den osteuropäischen Ländern und ehemalige Häftlinge der Konzentrationslager, darunter naturgemäß viele Juden. Erst mit der Entstehung des "Kalten Kriegs" war es durch eine Lockerung der Auswanderungsbeschränkungen ab 1948/49 auch Deutschen wieder gestattet, vermehrt in die Staaten auszuwandern.
    2. Die 50er Jahre. Sie bildeten das Schwergewicht der deutschen Auswanderung in die USA in der Nachkriegszeit . Die Rede ist von rund sechzig- bis siebzigtausend deutschen Migranten, die damals pro Jahr in die Staaten auswanderten. Warum es nicht mehr waren ? Bei aller Dürftigkeit der damaligen Zeit gab es dennoch keine Massenarbeitlosigkeit in der Bundesrepublik dieser Jahre. Man kam über die Runden und sah, daß es Jahr für Jahr wirtschaftlich besser wurde und wieder aufwärts ging. Ausgewandert sind damals vor allem viele Handwerker und Facharbeiter mit und ohne Familienanhang, die teils gezielt von amerikanischen Unternehmen angeworben wurden.
    3. Die Jahre ab 1960. Ab 1959/60 begann die Phase der bundesdeutschen Hochkonjunktur, so daß sich wirtschaftliche Gründe für eine Auswanderung weitgehend erübrigten. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, daß in den 60ern das Auswanderergeschäft in Hamburg und Bremerhaven von ständig sinkenden Passagierzahlen begleitet war, da der zunehmende Flugverkehr zum recht schnellen Niedergang der Passagierschiffahrt führte. Mit dem Flugzeug schrumpfte die Reisezeit zwischen Europa und den USA auf weniger als eine Tageslänge, auch wurde eine Rückkehr in die alte Heimat nun bedeutend leichter. Im Mai 1974 verließen die letzten Auswanderer per Schiff via Bremerhaven ihre alte Heimat.

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    Freitag, 28. Januar 2022, 13:51

    A.E. Johann

    Mein Großvater besaß einige Reisebücher von A.E. Johann, ich selbst habe nie etwas von ihm gelesen.

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    Freitag, 28. Januar 2022, 14:20

    The American Corner - Über die frühe Kolonialgeschichte Nordamerikas (III)

    3. DIE MITTELANTLANTIK- STAATEN. Während die südlichen und die Neuengland- Kolonien in religiöser, politischer, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht zum ganz überwiegenden Teil britisch geprägt waren, entwickelte sich seit etwa 1640 in den Kolonien am Mittelatlantik eine stärkere Vielfalt des europäisch geprägten Kulturlebens. So hatten Holländer an den Flüssen Hudson und Delaware Handelsstützpunkte errichtet, um mit den dort ansässigen indigenen Stämmen einen lukrativen Pelzhandel zu betreiben. Auf diese Weise entstand die Kolonie "Neu- Niederlande" mit ihrem Seehafen Neu- Amsterdam auf der Insel Manhattan, die die Holländer den dort ansässigen Indianern für fünfzig Gulden abgekauft hatten. Skandinavier prägten durch die Einführung der Blockhütte das typische architektonische Bild der Pionierzeit in dieser Region. Während des zweiten britisch- niederländischen Seekrieges (1664- 1667) wurde das Gebiet dann von den Engländern erobert und dem Herzog von York, der der Bruder des englischen Königs Charles II. war, als Lehen übergeben. Aus Neu- Niederlande wurde New York und aus Neu- Amsterdam New York City.
    Ein völlig andere Form einer Koloniegründung stellte Pennsylvania dar, das die englische Krone im Jahre 1681 dem Quäker William Penn als Lehen überließ. Seine im 17. Jahrhundert gegründete Religionsgemeinschaft besaß eine ausgesprochen philantropische Ausrichtung und hat sich im weiteren Verlauf der amerikanischen Geschichte in vielen Bereichen der Gesellschaft sozial engagiert. Penn, der seine Koloniegründung als "heiliges Experiment" betrachtete, gründete im Jahr darauf am Zusammenfluß von Delaware und Schuylkill River die Hauptstadt Philadelphia. Ihr schachbrettartig angelegtes Straßenmuster wurde zur Blaupause für die meisten später gegründeten US- amerikanischen Städte. Anders als die Puritaner glaubten Penn und seine Glaubensbrüder an "das Gute im Menschen" und hegten eine optimistische Zukunftserwartung. Eine Sichtweise, die geistesgeschichtlich für die späteren Vereinigten Staaten ebenso prägend wurde wie der puritanische Skeptizismus.
    Zur ersten Einwanderergeneration gehörten auch dreizehn deutsche Mennonitenfamilien aus Krefeld, die 1683 mit dem Schiff "Concord" unter der Leitung des Theologen Franz Daniel Pastorius in Pennsylvania eintrafen. Seitdem gab es eine kontinuierliche deutsche Einwanderung in diese Region. Am Vorabend der Amerikanischen Revolution betrug der deutsche Bevölkerungsanteil Pennsyvanias immerhin ein Drittel der Gesamtbevölkerung, während er in allen dreizehn Kolonien im Durchschnitt um die zehn Prozent lag.
    Um 1700 wurde die gesamte Kolonialbevölkerung Nordamerikas bereits auf 250.000 Menschen geschätzt. Bei einer rapiden Wachstumstendenz verdoppelte sie sich fast alle zwanzig Jahre und belief sich im Jahre 1760 bereits auf rund 1,6 Millionen. Im Jahr der Unabhängigkeitserklärung (17776) war sie bereits auf 2,5 Millionen, davon zwanzig Prozent Sklaven, angewachsen.

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    Freitag, 28. Januar 2022, 15:51

    RE: The American Corner - Über die frühe Kolonialgeschichte Nordamerikas (I)

    Im Klett Verlag erschienen 4 interessante Buecher von Hans-Otto Meissner ueber Entdecker wie Champlain, La Salle, Radisson und Mackenzie (ich wuenschte, er haette auch eins ueber Jacques Cartier verfasst):
    https://www.amazon.de/-/en/Hans-Otto-Mei…ks%2C157&sr=1-6
    https://www.amazon.de/-/en/Hans-Otto-Mei…s-Otto+Meissner
    https://www.amazon.de/-/en/Hans-Otto-Mei…s-Otto+Meissner
    Das europäische Zeitalter der Entdeckungen und Erfindungen löste gleichzeitig auch die Expansion nach Übersee aus. Die spanische, französische und auch die englische Krone entsandten um 1500 erste Expeditionen zur Erschließung der Neuen Welt und leiteten infolge daraus die verschiedensten Besitzansprüche ab, aus denen sich teilweise erhebliche Konfliktpotenziale aufbauten.
    Im Jahre 1507 benannte der deutsche Kosmograph Martin Waldseemüller den neuen Kontinent nach dem florentinischen Seefahrer Amerigo Vespucci, der zwischen 1499 und 1502 durch seine Erkundungsfahrten an den Küsten Südamerikas bekannt geworden war.
    Der spanische Entdecker Juan Ponce de Léon erforschte im Jahre 1513 die Ost- und Westküste Floridas; zwischen 1539 und 1543 erkundete sein Landsmann Hernando de Soto, der gleichzeitig Gouverneur von Kuba war, das Land nördlich des Golfs von Mexiko. Parallel dazu fand der Spanier Francisco de Coronado von Mexiko aus auf der vergeblichen Suche nach Goldvorkommen seinen Weg in das heutige New Mexico. Spanier waren es auch, die 1565 mit St. Augustine im Norden Floridas die erste dauerhafte europäische Niederlassung auf dem Gebiet der späteren Vereinigten Staaten gründeten.
    Der spätere französische Besitzanspruch auf das Gebiet entlang des St. Lorenz- Golfs und dem gleichnamigen Strom bis in die Gegend von Québec und Montréal basierte wiederum auf den Reisen des französischen Seefahrers Jacques Cartier zwischen 1534 und 1543, während sich die englischen Ansprüche auf Teile Nordamerikas sich von den Erkundungsfahrten des in englischen Diensten stehenden italienischen Seefahrers John Cabot (eigentlich Giovanni Caboto) ableiteten, der bereits 1497 zunächst die Küste Neufundlands und ein Jahr später auch Teile des nordamerikanischen Festlandes erforschte.
    Die englischen Koloniegründungen in Nordamerika unterschieden sich grundlegend von denen Spaniens und Frankreichs in der Neuen Welt. Während bei letzteren die jeweiligen Königshäuser die Eroberung der neuen Territorien vernlaßten und weitgehend auch finanzierten, war die englische Krone an der Erschließung der Kolonien nur mittelbar beteiligt. Sie vergab lediglich Privilegien und Freibriefe, die sog. "Charters", an private Handelsgesellschaften, die dann weitgehend eigenständig die Organisation der Besiedlung übernahmen. Damit entwickelte sich bei den französischen und insbesondere bei den britischen Siedlern von Anfang an ein Gefühl stärkerer politischer Selbständigkeit. Seinen institutionellen Ausdruck fand dies in von Grundbesitzern und Steuerzahlern gewählten Selbstverwaltungsorganen, die aus Unterhäusern (Assemblies) und Oberhäusern (Senates) bestanden.

    117

    Freitag, 28. Januar 2022, 16:16

    RE: The American Corner - Über die frühe Kolonialgeschichte Nordamerikas (II)

    Dabei war es der Stamm der Wampanoag Indianer, die den Pilgervaetern das Ueberleben des ersten Winters 1620/1621 in Plimoth ermoeglichte, weil sie ihre Vorraete mit den weissen Siedlern teilten.
    Erst 1621 konnten die Pilgervaeter zum ersten Mal selbst etwas ernten und Vorraete fuer den kommenden Winter schaffen.
    2. NEUENGLAND.
    Wie auch zuvor in Virginia, kam es ab 1622 in Neuengland zu gewalttätigen Konfrontationen zwischen den europäischen Einwanderern und den amerikanischen Ureinwohnern, in deren Verlauf letztere zu einem großen Teil ausgerottet wurden.

    118

    Freitag, 28. Januar 2022, 16:20

    RE: A.E. Johann

    Ich bin Mitglied der A. E. Johann Society und ihr Gruender Rudi Zuelch brachte gerade letzten November eine hochinteressante A. E. Johann Biographie heraus, die ich mir zugelegt habe:
    https://www.amazon.de/-/en/Johann-Gesell…ks%2C139&sr=1-1
    Ich sehe gerade, dass das Buch bereits vergriffen ist. Vermutlich gab es nur eine kleine Auflage. Bin froh, dass ich es mir sofort bestellt habe.
    Mein Großvater besaß einige Reisebücher von A.E. Johann, ich selbst habe nie etwas von ihm gelesen.

    119

    Samstag, 29. Januar 2022, 16:06

    The American Corner - Zur Entstehungsgeschichte des "Amerikaners"

    Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts dachte und empfand sich die Mehrheit der Kolonisten in Nordamerika durchaus als loyale Untertanen der britischen Krone. Innerhalb der darauffolgenden dreißig Jahre sollte sich dies so fundamental ändern, daß sie sukzessive zu "Amerikanern" wurden. Die Ursachen für diesen allmählichen Wandlungsprozeß waren komplex und lagen sowohl in den amerikanischen Kolonien als auch im britischen Mutterland begründet.
    Der sogenannte "French and Indian War" (1754-1763), die amerikanische Variante des Siebenjährigen Krieges, in dem sich Franzosen mit verschiedenen Indianerstämmen gegen die Engländer verbündeten, begrenzte im Ergebnis das französische Vordringen von Kanada aus in das Ohio- Tal. In Konsequenz konnte das siegreiche britische Empire 1763 im Frieden von Paris die Existenz des französischen Kolonialreiches in Nordamerika beenden. Danach versuchte England, seine durch den Krieg enorm angewachsene Staatsverschuldung zumindest teilweise durch Steuern aus den nordamerikanischen Kolonien zu decken. Da die Sicherheit der englischen Siedler an der "Frontier" durch vermehrte Übergriffe von Indianerstämmen zunehmend gefährdet wurde, entschloß sich London zur Entsendung von Schutztruppen nach Nordamerika. Allerdings waren diese Stationierungen naturgemäß mit erheblichen Kosten verbunden, die wiederum teilweise die Kolonisten tragen sollten. Ferner beschloß man in London mangels geeigneter Alternativen, zumindest einen Teil dieser Soldaten in privaten Haushalten einzuquartieren, wie das im 18. Jahrhundert durchaus nicht unüblich war.
    Ein weiterer, in den Augen der Kolonisten recht unpopulärer Schritt war es, das Gebiet jenseits der Appalachen von der Besiedlung durch Europäer auszuschließen, wovon sich England eine weitgehende Befriedung der Grenze zwischen den Siedlern und den Indianerstämmen erhoffte.
    Entscheidend für das weitere Verhältnis zwischen den Kolonien und dem britischen Mutterland wurde der Wandel von Englands Vorstellung von imperialer Kontrolle. Nachdem es durch den Siebenjährigen Krieg seine nordamerikanischen Besitzungen nahezu verdoppelt hatte, vollzog England den allmählichen Übergang von einem eher kommerziellen zum territorialen Imperialismus. Es wollte die Kolonien nicht mehr nur aus einer Handelsperspektive heraus verwalten, sondern auch mit Blick auf ihre rasch zunehmende Bevölkerungsstärke und die damit einhergehenden potentiellen Steuererträge seiner Bewohner.
    Gerade zu dem Zeitpunkt, als ab 1763 in den Kolonien eine wirtschaftliche Rezession einsetzte, unternahm England mit dem sogenannten "Zuckergesetz" von 1764 einen ersten Versuch, die amerikanischen Kolonien an den Verwaltungskosten zu beteiligen. Es belegte Genußmittel wie Wein, Kaffee, Zucker und Melasse mit Einfuhrzöllen, die hohe finanzielle Einbußen der amerikanischen Alkoholbrennereien und diverser anderer Branchen befürchten ließen.
    Der größte Stein des Anstoßes für die amerikanischen Kolonisten bestand allerdings in der Präambel des Gesetzes, die generell die angestrebte Verstärkung der imperialen Kontrolle über die Kolonien betonte. Damals zeigten sich bereits deutlich unterschiedliche Auffassungen über die Art der politischen Vertretung. Während in England die Ansicht herrschte, daß ein Parlamentsabgeordneter der Gesamtbevölkerung gegenüber Verantwortung trage, vertraten die Kolonisten aufgrund ihrer in den "Assemblies" gemachten Erfahrungen die Meinung, daß Volksvertreter direkt und ausschließlich ihren Wählern verpflichtet seien.
    Einen neuen Höhepunkt erreichte der Protest der Kolonisten mit dem Stempelsteuergesetz von 1765, das eine direkte Steuer auf jedwege Art von Druckerzeugnissen, Reklame, juristische Dokumente wie Kaufverträge und selbst Würfelspiele erhob. Zudem sollte zur Steuereintreibung in den Kolonien eine britische Bürokratie aufgebaut werden, was die Gemüter besonders erregte und als Versuch Englands interpretiert wurde, den Kolonisten seine Autorität aufzuzwingen. Kaufleute, Rechtsanwälte und Journalisten aus Boston, Philadelphia und New York, die besonders hart von der neuen Steuer betroffen waren, organisierten daraufhin einen wirkungsvollen Importboykott englischer Waren. Parallel dazu kam es zu Massendemonstrationen, in deren Verlauf britische Steuerbeamte geteert und gefedert wurden.
    Die Assembly von Virginia verabschiedete schließlich eine Resolution, nach der nur eine repräsentative Versammlung der Kolonien das Recht beanspruchen könne, ihre Bürger zu besteuern: "No taxation without representation !". Eine "Anti- Stempelsteuergesetzversammlung" als interkolonialer Kongreß, der als erster Schritt zur Revolution angesehen werden kann, tagte daraufhin im Oktober 1765 in New York.
    Obwohl die britische Regierung danach bereit war, das umstrittene Steuergesetz außer Kraft zu setzen, verfolgte sie doch weiter ihr Vorhaben, die amerikanischen Kolonien fester in das Empire einzubinden und die Autorität von König und Parlament durchzusetzen. So entbrannte schließlich aus der Auseinandersetzung um ein Steuergesetz der fundamentale Konflikt zwischen Mutterland und Kolonisten, die auf ihren während der "heilsamen Vernachlässigung" entwickelten Rechten beharrten.
    Bald kam es zu erneuten Einfuhrzöllen, zum Beispiel auf Farben, Papier und Tee, und 1770 im Verlauf einer Auseinandersetzung zwischen Kolonisten und britischen Soldaten zum sogenannten "Boston Massacre", bei dem fünf Zivilisten getötet wurden. Zwar traten die Engländer daraufhin vom Teezoll und von ihren sonstigen Ansprüchen zurück, doch der gewachsene Unmut der Kolonialbevölkerung entlud sich schließlich in der sog. "Boston Tea Party" im Dezember 1773, bei der als Indianer verkleidete Kolonisten die wertvolle Teeladung dreier Handelssegler in das Bostoner Hafenbecken kippten. Gegen die daraufhin angedrohten Strafmaßnahmen des Mutterlandes organisierte sich eine gut koordinierte koloniale Widerstandbewegung, die für September 1774 den "Ersten Kontinentalkongreß" nach Philadelphia einberief, zu dem alle Kolonien Delegierte entsandten. Der Kongreß beschloß die Einstellung des Handels mit Großbritannien, worauf König Georg III. und das englische Parlament im Februar 1775 erklärten, daß sich die Kolonien nunmehr in einer offenen Rebellion befänden, eine Verstärkung der britischen Truppen vor Ort anordneten und den Befehl erteilten, aufrührerische Kolonisten umgehend zur Rechenschaft zu ziehen. Diese begannen ihrerseits, Milizen zu organisieren sowie Rüstungsgüter zu sammeln. Nur wenige Wochen darauf, im April 1775, kam es bei Lexington und Concord in Massachusetts zu ersten militärischen Auseinandersetzungen zwischen Kolonialmilizen und britischen Truppen.
    Im Mai 1775 trat in Philadelphia der Zweite Kontinentalkongreß mit 65 Delegierten sämtlicher Kolonien zusammen. Er übernahm nunmehr die Regierungsfunktionen, ernannte George Washington zum Oberbefehlshaber der Streitkräfte und rief den Verteidigungszustand aus. Neues Papiergeld wurde gedruckt, auch nahm man diplomatische Beziehungen zu einigen anderen Nationen auf. Georg III. proklamierte daher im August 1775 den Zustand der offenen Kolonialrebellion und ließ im November 1775 eine See- und Handelsblockade errichten. Die gewachsene Politisierung breiter Schichten, noch befördert durch Pamphlete wie Thomas Paine´s "Common Sense" dokumentierte, daß das amerikanische Unabhängigkeitsstreben zunehmend in eine Revolution mündete. Am 4. Juli 1776 nahm der in Philadelphia tagende Kongreß die von dem Juristen Thomas Jefferson vorbereitete Unabhängigkeitserklärung ohne Gegenstimmen an.

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    Montag, 31. Januar 2022, 15:33

    The American Corner - Expansion ! Zur Geschichte der USA im frühen 19. Jahrhundert

    Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts war für die Vereinigten Staaten eine Phase des immensen Wachstums von Territorium, Bevölkerung und Wirtschaft. Zur Betonung des bundesstaatlichen Elements sollte die territoriale Expansion und die Erschließung neuer Nutzflächen nicht mit einer westlichen Ausdehnung der bereits bestehenden Bundesstaaten, sondern vielmehr mit der Gründung neuer Staaten einhergehen. Bereits im Jahre 1787 hatte der Kongreß die "Nordwest- Ordinanz" für das Gebiet nordwestlich des Ohio- River verabschiedet. Sie bestimmte, daß jeweils eine Zweikammer- Legislative eingerichtet werden sollte, sobald sich fünftausend freie Männer in einem bestimmten Gebiet angesiedelt hätten. Wenn dieses Territorium mindestens 60.000 Einwohner zählte und eine Verfassung verabschiedet worden war, konnte es als gleichberechtigtes Mitglied in den Staatenbund aufgenommen werden. Die Ordinanz verfügte ebenfalls, daß das große Territorium nördlich und südlich des Ohio- River frei von Sklaverei bleiben sollte.
    Die Besiedlung westlich der Appalachen schritt nun schnell voran. Um die Jahrhundertwende wurden bereits Vermont (1791), Kentucky (1792), Tennessee (1796) sowie Ohio (1803) als Bundesstaaten in die Union aufgenommen.
    Bevor die weitere Besiedlung des Landes vonstatten gehen konnte, schien es opportun, die noch verbliebenen europäischen Mächte möglichst mit friedlichen Mitteln aus Nordamerika zu verdrängen. Im Jahre 1803 konnte Thomas Jefferson als dritter Präsident der USA (1801- 1809) vom napoleonischen Frankreich gegen die Summe von nur fünfzehn (!) Millionen US- Dollar das Louisiana- Territorium, welches damals fast die gesamte Landmasse zwischen dem Mississippi und den Rocky Mountains umfaßte, erwerben und damit eine Verdoppelung des Territoriums der Vereinigten Staaten erzielen. Das zwischen Spanien und den USA umstrittene West- Florida , das heute die Staaten Alabama, Louisiana und den südlichen Teil Mississipis umfaßt, wurde im Jahre 1810 annektiert. Im "Zweiten Unabhängigkeitskrieg" gegen England (1812-1815) wurde von den Briten zwar die Hauptstadt Washington besetzt und niedergebrannt, es gelang jedoch, die Engländer zu vertreiben und im Frieden von Gent den Vorkriegszustand wiederherzustellen. Dieser Sieg führte zu einer dauerhaften internationalen Verankerung der Souveränität der Vereinigten Staaten.
    Ost- Florida kam im Jahre 1819 gegen eine Kaufsumme von fünf Millionen Dollar an Spanien in den Besitz der USA. Im dabei geschlossenen Vertrag wurde nun auch erstmals der gesamte spanisch-amerikanische Grenzverlauf vom Golf von Mexiko bis zum Pazifik bestimmt. Nach dem (vorläufigen) Verzicht der USA auf Texas ließ Spanien im Gegenzug seine Ansprüche auf Gebiete nördlich des 42. Breitengrades zwischen den Rocky Mountains und dem Pazifik fallen. Damit geriet das gesamte Territorium nördlich von Kalifornien in die amerikanische Einflußsphäre. Mit dieser spanisch- amerikanischen Übereinkunft war nach Süden hin eine neue transkontinentale Grenze der USA entstanden, und das 1803 erworbene Louisiana- Territorium hatte so erstmalig eine südwestliche Begrenzung erhalten.
    Die Chronologie der weiteren Aufnahme neuer Staaten in die Union belegt die ungemein rasche Expansion. Allein zwischen 1816 und 1821 kamen Indiana (1816), Mississippi (1817), Illinois (1818 ), Alabama (1819), Maine (1820) sowie Missouri (1821) hinzu. Im Durchschnitt wuchs die Union nach dem Frieden von 1815 bis zum Beginn des Bürgerkriegs 1861 alle drei Jahre um einen neuen Einzelstaat.
    Das wachsende nationale Selbstbewußtsein der USA fand auch in der Außenpolitik seinen Niederschlag. In seiner Jahresbotschaft an den Kongreß wandte sich Präsident James Monroe (1817-1825) gegen jeden weiteren Anspruch europäischer Mächte an beiden Amerikas; solche Unternehmungen würden fortan als eine Gefährdung der Sicherheit der Vereinigten Staaten interpretiert werden. Im Gegenzug würden sich die USA nicht in die politischen Angelegenheiten der europäischen Mächte einmischen. Diese als "Monroe- Doktrin" bezeichnete Leitlinie gelangte erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu größerer außenpolitischer Bedeutung und wurde im 20. Jahrhundert als Leitsatz amerikanischer Außenpolitik international bekannt.
    Die Nordwestgrenze der USA wurde festgelegt, als Großbritannien 1846 das Oregon- Territorium südlich des 49. Breitengrades den Vereinigten Staaten zuerkannte. Im Süden lud Mexiko, nachdem es 1821 die Unabhängigkeit erlangt hatte, amerikanische Siedler ein, das nur spärlich besiedelte Texas zu erschließen. Im Jahre 1835 lebten bereits 35.000 Amerikaner in Texas. Ein Jahr später erklärten sie nach einem erfolgreichen Aufstand ihre Unabhängigkeit, was aber vorläufig noch nicht zu ihrer Aufnahme in die Union führte.
    In den 1840er Jahren wurde die amerikanische Landerschließung durch das Schlagwort "Manifest Destiny" ideologisch untermauert. Demzufolge gehörte es zur Bestimmung der Vereinigten Staaten, als "Reich der Freiheit" mit einer beispielgebenden Demokratie den gesamten nordamerikanischen Kontinent vom Atlantik bis zum Pazifik in Besitz zu nehmen. In dieser euphorischen Stimmungslage erfolgte auch 1845 die Aufnahme von Texas als 28. Bundesstaat in die Union. Dies führte jedoch zum Krieg mit Mexiko, das erst im Vertrag von Guadalupe Hidalgo auf Kalifornien und New Mexiko verzichtete und den Rio Grande als Grenzfluß zu Texas anerkannte.
    Die territoriale Expansion des USA hatte damit im Zeitraum von 1845 bis 1849 ihren Höhepunkt erreicht. Mit mehr als drei Millionen Quadratkilometern Gebietszuwachs hatten sich die Vereinigten Staaten innerhalb kürzester Zeit um zwei Drittel vergrößert und das riesige Gebiet der heutigen Staaten Arizona, Kalifornien, Nevada, Texas und Utah sowie Teile von New Mexico, Colorado und Wyoming als Siedlungsland hinzugewonnen. Durch den Kaufvertag von 1853, in dem die USA von Mexiko südliche Teile Arizonas und New Mexicos für den Bau der Eisenbahnlinie zum Pazifik erstanden, und den späteren Kauf Alaskas von Rußland im Jahre 1867 waren damit die kontinentalen Grenzen der Vereinigten Staaten endgültig geschaffen.