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    Montag, 20. Dezember 2021, 13:21

    The American Corner - Aufstieg und Fall der US- Autoindustrie am Beispiel Detroit

    Noch vor siebzig Jahren war Detroit als Heimat der amerikanischen Automobilindustrie eine blühende Metropole. Doch bereits zu Beginn der 1960er Jahre warfen Rassenunruhen, politische Entscheidungsfehler und finanzielle Probleme die Autostadt in einen Teufelskreis aus baulichem Verfall, einer eskalierenden Gewaltspirale und einer zunehmend zusammenbrechenden Infrastruktur. Davon hat sich die Stadt trotz der in den letzten Jahren erfolgten Wiederbelebungsmaßnahmen für "Downtown Detroit" noch nicht wirklich erholt.
    Während andere Industriestädte wie Pittsburgh/ PA oder Baltimore/ MD durchaus erfolgreich reanimiert werden konnte, blieb Detroit zunehmend im alten Trott stecken und taumelte von einer Krise zur nächsten. Die grundlegenden strukturellen Probleme wurden zeitweise nur von gelegentlichen, konjunkturell bedingten Aufschwüngen der drei großen Autofirmen GM, Ford und Chrysler überdeckt.
    Eines der Kernprobleme liegt in dem unaufhaltsamen Aufstieg der japanischen Konkurrenten wie Toyota und Honda, der den "Großen Drei" allmählich das Leben aussaugte. Zehntausende Jobs gingen so in und um Detroit verloren, Fabriken wurden kurzerhand dichtgemacht, und der Marktanteil der amerikanischen Hersteller sank von 71 % im Jahre 1999 auf unter 50 % rund zehn Jahre später. Vor diesem Hintergrund ist die Frage mehr als berechtigt, ob "Motown" langfristig noch eine Zukunft hat.
    Die Stadt kam zu ihrem frühen industriellen Ruhm, weil Henry Ford sie als Standort auswählte, um dort ein erschwingliches Auto in großen Stückzahlen zu produzieren, das "Ford Model T". Dies zog dutzende konkurrierender Hersteller ebenfalls nach Detroit, deren zahlreiche Marken nach und nach in den "Big Three" aufgingen. In diesem Zeitraum machten viele in der Stadt ihr Glück, Detroit wurde zu einer amerikanischen Erfolgsstory, die Stadt wuchs und gedieh. Doch bereits nach dem Zweiten Weltkrieg begann der langsame Abstieg. Die "Großen Drei" unterschätzten völlig die europäischen und vor allem die japanischen Wettbewerber, die nun auf den amerikanischen Markt drängten. Die Ölkrise der 70er Jahre erzeugte einen starken konjunkturellen Bruch, dazu kam, daß die Beziehungen der Managementebene zu den Gewerkschaften in dieser Zeit einen absoluten Tiefpunkt erreichte. Verschlimmert wurde diese Entwicklung noch durch strukturelle Qualitätsprobleme in der Fertigung, während vor allem die japanischen Konkurrenzmodelle durch attraktive Preise und zunehmend bessere Verarbeitung bestachen.
    Die Rassenaufstände von 1967 ließen die weißen Bewohner der Stadt dauerhaft in die sicheren Vororte ziehen, was die Stadt allmählich in ein Schwarzengetto mit geschrumpftem Steueraufkommen, einem heruntergekommenen Schulsystem und zahlreichen anderen Problemen verwandelte. Selbst Motown Records, die weltweit bekannte Plattenfirma mit dem ganz eigenen Sound, verließ die Stadt und zog nach Los Angeles.
    Trost fanden die Einwohner der Metropolregion Detroit in ihrer Liebe zum Sport. Die Stadt beheimatet ein berühmtes Basketball- und Eishockeyteam, darüber hinaus hat das ruppige Flair der Stadt auch einige beliebte Figuren der Popmusik wie Iggy Pop, Eminem oder Madonna hervorgebracht.
    In den Neunzigern ließ Amerikas Hang zu großen Geländewagen und Pickups für einen kurzen Zeitraum die Unternehmensgewinne der "Großen Drei" noch einmal sprudeln. Davon profitierten auch die Arbeiter, die Bonuszahlungen erhielten, und es verstärkte sich der Eindruck, daß die Stadt ihre wirtschaftliche Talsohle durchschritten hatte. Als die Benzinpreise jedoch immer weiter stiegen und die japanische Konkurrenz ihre Limousinen wie Toyota Camry oder Honda Accord immer zahlreicher verkauften, wendete sich das Blatt wieder. Ford und Chrysler wurden am härtesten getroffen, und General Motors rettete nur die schiere Größe vor dem endgültigen Zusammenbruch.
    In den vergangenen Jahren sind die "Großen Drei" durch wiederholte Restruktrurierungen gegangen, oft nur mit begrenztem Erfolg. Durch die Prozesse einer Gesundschrumpfung unterliegen die US- Unternehmen nun aber der Gefahr des Verlusts an zu vielen finanziellen und menschlichen Ressourcen, um noch als "Big Player" weltweit mitspielen zu können. Einzig GM scheint die Kernprobleme des Unternehmens nachhaltig angegangen zu haben: zu viele Fabriken und Beschäftigte, Mängel in der Fertigungsqualität sowie unattraktive Modellreihen.
    Inzwischen tun auch die Stadtverwaltung und einige Großinvestoren ihr Bestes, um "Dowtown Detroit" wieder zu einer lebenswerten City umzugestalten. Verfallene Straßensysteme wurden saniert, neue Wohnungen gebaut und leerstehende Hotels umgebaut oder renoviert. Viel von dem Geld, das zur Wiederbelebung Detroits investiert wird, kommt aus Steuern, die die neu eröffneten Kasinos in der Stadt zahlen.
    Trotz vieler Hoffnungsschimmer gibt es immer noch weite Teile Detroits, die verlassen und heruntergekommen sind. Wenn der amerikanischen Automobilindustrie aber eine nachhaltige Wende gelingen sollte, gibt es vielleicht neue Chancen für "Motown City", die immer noch von sich glaubt, daß sie das Herz der weltweiten Automobilindustrie sei.

    www.youtube.com/watch?v=YceKnkUvHaM
    www.youtube.com/watch?v=BvlPZSL5L78

    82

    Dienstag, 21. Dezember 2021, 14:27

    The American Corner - Traumfabrik Hollywood. Zur Geschichte der amerikanischen Filmindustrie

    Eigentlich beginnt die Geschichte Hollywoods nicht an der Westküste, sondern in New York. Dort gründeten die beiden Filmgesellschaften "Biograph" und "Edison" im Jahre 1908 unter der Leitung von Thomas Edison die "Motion Picture Patent Company". Infolge vereinten sie fast alle bedeutenden Unernehmen der frühen Filmindustrie und somit auch alle Patente für Filmmaterial, Kameras und Projektoren unter einem Dach. Das so geschaffene Monopol war in der Lage, beinahe den gesamten Filmmarkt der USA zu beherrschen.
    Um den so geschaffenen rigiden Lizensierungspraktiken zu entgehen, gingen eine Handvoll unabhängiger Produzenten wie Carl Laemmle, Adolph Zukor, Marcus Loew und William Fox im Jahre 1910 an die Westküste und zogen in einen bis dahin kaum bekannten Vorort von Los Angeles, genannt Hollywood. Fernab der Patentanwälte der Ostküste begannen sie, Filme zu produzieren, darunter zunächst vor allem Komödien und Western.
    Als amerikanische Gerichte im Jahre 1912 das Monopol der New Yorker "Motion Picture Patent Company" einschränkten und es 1915 sogar für illegal erklärten, stand dem Erfolg der unabhängigen Produzenten in Hollywood nichts mehr im Wege. Was folgte, war der allmähliche Aufbau der großen Filmstudios wie "Famous Players Lasky" (später Paramount), "Loew´s" (später Metro-Goldwyn- Mayer), "Warner Brothers", "RKO", sowie von "Fox" (später 20th Century Fox).
    In Kalifornien gab es nahezu ideale Bedingungen für die Filmproduktion. Die angenehmen Klimabedingungen ermöglichten Außendreharbeiten das ganze Jahr über, auch gab es genügend Arbeitskräfte und billiges Bauland. Fast jede Woche brachte eines der Studios mehr oder weniger anspruchslose Filme auf den Markt, und das Geschäft mit dem neuen Medium lief wie am Schnürchen. Selbst den großen Börsencrash von 1929 erlebte die gesamte Branche weitgehend unbeschadet, da sie mithilfe des soeben erfundenen Tonfilms einen noch größeren Markt erobern konnte und vor allem Farbe in das oft triste Alltagsleben der amerikanischen Bevölkerung während der Zeit der "Great Depression" brachte. Auch setzten die großen Studios jetzt verstärkt auf eigene Vertriebssysteme und eigene Kinoketten, statt mit unabhängigen Unternehmen zusammenzuarbeiten.
    Genreproduktionen wie der typische Gangsterfilm, der Western, die Melodramen und die Musicals entwickelten sich zur Massenware einer prosperierenden Populärkultur. Im Jahre 1939 erreichte die Filmindustrie in Hollywood ihren Höhepunkt, als fast 180.000 Menschen dort beschäftigt waren und allein in diesem Jahr 338 Filme produziert wurden.
    Doch die Zeiten wurden in den darauffolgenden Nachkriegsjahrzehnten schwieriger. Für den allmählichen Niedergang des Studiosystems in den 50er Jahren war vor allem die Kartellgesetzgebung der US- Regierung verantwortlich. Bereits 1938 hatte das amerikanische Justizministerium im Namen unabhängiger Kinobetreiber gegen die Studios Anklage wegen zunehmender Monopolisierungsbestrebungen erhoben, ein Vorwurf, der angesichts der Gesamtkonstellation nicht von der Hand zu weisen war. Durch den Zweiten Weltkrieg verzögerte sich der sogenannte "Paramount- Prozeß" und gelangte erst 1948 vor den Obersten Gerichtshof. Dieser erklärte die Praktiken der großen Filmgesellschaften für illegal und sorgte für die Trennung der Studios von ihren Kinoketten. Dadurch entstanden viele neue Produktionsfirmen, deren Filme nun in den unabhängigen Kinos gezeigt werden konnten.
    Neben dem Urteil im "Paramount- Prozeß" gab es auch eine technische Neuentwicklung, die für die Auflösung des bestehenden Studiosystems mitverantwortlich war: das Fernsehen begann, in die amerikanischen Haushalte Einzug zu halten ! Waren im Jahre 1946 noch 78,2 Millionen Amerikaner pro Woche ins Kino gegangen, reduzierte sich die Zahl bis 1971 dramatisch bis auf nur noch 15,8 Millionen. Trotz einiger herausragender und teilweise sehr aufwendiger Produktionen galten die 50er und 60er Jahre in wirtschaftlicher Hinsicht daher als eher magere Jahre für die amerikanische Filmindustrie.
    Mitte der 70er Jahre fand ein allmählicher Generationenwechsel in Hollywood statt. Junge Regisseure wie Francis Ford Coppola, Martin Scorsese, Woody Allen, George Lucas oder Steven Spielberg wurden von risikobereiten Produzenten gefördert und feierten mit ihren Produktionen große Erfolge im In- und Ausland. Filmreihen wie "Star Wars", "Indiana Jones" oder "Der Pate" wurden zu Publikumsrennern. Nicht alle Produktionen der "Jungen Wilden" waren jedoch erfolgreich. Filme wie "The Last Movie" oder "Apocalypse Now" waren hochprämierte Werke, bei denen aber die Produktionskosten nicht annähernd wieder eingespielt werden konnten, so daß viele Produktionsfirmen seit den späten 70er wieder zunehmend von ihrer Wagnisbereitschaft abrückten.
    In den frühen 80er Jahren setzten die Studios und Produktionsfirmen daher mehr und mehr auf erfolgreiche Blockbuster. Es begann die Zeit von Produzenten wie Jerry Bruckheimer oder Don Simpson, die Drehbuchschreiber und Regisseure fast wie am Fließband Spielfilme produzieren ließen, die oft nach der gleichen simplen Story funktionierten: eine Person aus armen oder schwierigen Verhältnissen kämpft für einen Traum und kann diesen letztendlich verwirklichen. Auf diese Art entstanden Filme wie "Flashdance", "Top Gun" oder "Footloose". Dies reflektierte auch den zunehmenden Wandel der USA von einer einstmals prosperierenden Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft mit zahlreichen deutlich schlechter bezahlten Jobs, so daß sich viele insbesondere junge Menschen in Filmen dieser Art wiederfanden.
    In den 90er Jahren wurden viele der Studios durch große, global agierende Medienkonzerne übernommen. Nun sollten bessere internationale Vermarktungsstrukturen auch im Ausland höhere Gewinne generieren. So werden heutzutage bereits bei der Planung von Filmen regionale Besonderheiten berücksichtigt, so daß die Produktionen besser an das Interesse des Publikums angepaßt werden können. Heute wirkt ein neuproduzierter Film oft wie ein gigantisches Kaufhaus, das alles im Angebot hat: Streamingrechte, Soundtrack, Spielzeug und selbst Bettwäsche. Aus diesem Grund ist es für die Financiers neuer Produktionen oft lukrativer, einen aufwendigen 200 Millionen Dollar- Film zu produzieren, der über Rechtevermarktungen und Merchandising erhebliche Zusatzeinnahmen generieren kann, als z.B. eine Low Budget- Beziehungskomödie für nur 20 Millionen Dollar.
    Heute leben ca. 300.000 (!) Schauspieler in der Metropolregion Los Angeles, von denen aber nur etwa fünf Prozent einen Job in der Filmindustrie haben. Leider ist es so, daß nur die bekannteren Stars von ihrer Schauspielerei leben können, da sich die Gagen meist an dem Publikumserfolg ihrer Filme ausrichten. So wurde z.B. Meg Ryan in den 80ern nach "Harry und Sally" zum Superstar mit einer Topgage, lehnte danach aber die ihr angebotenen Hauptrollen in "Pretty Woman", "Ghost" und "das Schweigen der Lämmer" ab. Stattdessen landete sie mit "Prelude to a Kiss" und "When a Man Loves a Woman" zwei Flops, ihr Marktwert sank dramatisch und Meg Ryan konnte in den Jahren darauf nie wieder an ihren alten Erfolg anknüpfen.
    Dieses Beispiel zeigt uns, daß Hollywood zwar Stars macht, sie aber genauso schnell auch fallen läßt, denn letztendlich geht es in der "Traumfabrik" vor allem um Geld. Der erfolgreiche Produzent Don Simpson ("Top Gun", "Beverly Hills Cop") brachte es einmal auf den Punkt: "Es gibt für uns keine Verpflichtung, in die Geschichte einzugehen oder Kunst zu machen. Unsere einzige Verpflichtung ist es, Geld zu machen, und um Geld machen zu können, mag es wichtig sein, in die Geschichte einzugehen oder sich mit Kunst abzugeben oder ein paar Oscars zu gewinnen, denn das sind wieder zehn Millionen Dollar mehr an den Kinokassen".

    www.youtube.com/watch?v=5I_p2cgCixU
    www.youtube.com/watch?v=dj2tJpSK_58
    www.youtube.com/watch?v=KLKTrC313UQ
    www.youtube.com/watch?v=A7R24NKGjf8
    www.youtube.com/watch?v=fQhiemSA7AQ
    www.youtube.com/watch?v=t1BLqo2SZQM

    83

    Dienstag, 21. Dezember 2021, 14:44

    RE: The American Corner - Über die Indianer Nordamerikas

    Ich erinnere mich an die spaeten 60er oder fruehen 70er Jahre, als die Gefaengnisinsel Alcatraz (seit 1963 kein Gefaengnis mehr) von den Native Americans besetzt wurde.
    Alcatraz waere vielleicht auch noch ein Thema fuer die American Corner?
    1988 besuchte ich in Oshweken, Ost-Kanada, das Indianerreservat Six Nations, dem der Schauspieler Graham Greene (Dances With Wolvees) entstammt.
    Besonders schoen fand ich die kleinen Plastiken aus Soap Stone, die im Reservat verkauft wurden.
    Die Indianerpolitik der Vereinigten Staaten war bis in die frühen 1970er Jahre stark auf die kulturelle Anpassung und Eingliederung der Native Americans in die Welt der Europäer ausgerichtet. In den darauffolgenden Jahrzehnten wurden jedoch die rechtlichen Kompetenzen der Reservate und Stammesgemeinschaften sukzessive ausgeweitet und durch soziale Rahmenverträge, zuletzt durch den "Native American Housing and Self Determination Act" von 1996 ergänzt. Heute wird den 561 Stammesregierungen ("Tribal Governments") innerhalb ihres Territoriums weitgehende rechtliche Souveränität zugestanden. Sie dürfen zivilrechtlich und strafrechtlich Gesetze und Bestimmungen erlassen, Konzessionen erteilen und auch Menschen aus ihrem Gebiet ausweisen. Stammesrecht kann nur durch amerikanisches Bundesrecht gebrochen werden.
    Für die Verwaltung von 225.000 Quadratkilometern Reservatsgebiet ist eine Bundesbehörde, das "Bureau of Indian Affairs", zuständig, die das Land anerkannten Stammesgemeinschaften treuhänderisch überläßt. Eine bedeutende Einnahmequelle der Reservate sind heute neben dem Tourismus und dem traditionellen Kunsthandwerk vor allem die bundesstaatlich anerkannten Glücksspiellizenzen, die Menschen aus den naheliegenden Großstädten in die Kasinos der Indianerreservate ziehen.

    84

    Dienstag, 21. Dezember 2021, 14:49

    RE: The American Corner - Aufstieg und Fall der US- Autoindustrie am Beispiel Detroit

    Und genau das kann ich als Europaeerin einfach nicht verstehen! :rolleyes:

    Warum sind diese riesigen SUV's und Pick-up Trucks hier so beliebt, es sind die reinsten Benzinfresser, und das bei $ 3,30 pro Gallone Normalbenzin.
    In den Neunzigern ließ Amerikas Hang zu großen Geländewagen und Pickups für einen kurzen Zeitraum die Unternehmensgewinne der "Großen Drei" noch einmal sprudeln. Davon profitierten auch die Arbeiter, die Bonuszahlungen erhielten, und es verstärkte sich der Eindruck, daß die Stadt ihre wirtschaftliche Talsohle durchschritten hatte. Als die Benzinpreise jedoch immer weiter stiegen und die japanische Konkurrenz ihre Limousinen wie Toyota Camry oder Honda Accord immer zahlreicher verkauften, wendete sich das Blatt wieder. Ford und Chrysler wurden am härtesten getroffen, und General Motors rettete nur die schiere Größe vor dem endgültigen Zusammenbruch.

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    Dienstag, 21. Dezember 2021, 15:05

    Gas Prices

    Ähnlich wie bei uns, hat der Kauf großer Kisten viel mit "keeping up with the Jones" zu tun.
    3,30 per gallon ?? Lucky you, geh mal nach Kalifornien, da kostet die Gallone "Premium" bereits knapp fünf Dollar.
    Aus Idaho berichtet mir Angeline, daß sie dort auch bereits knapp vier Dollar zahlt.
    Inflation is just around the corner: get some preserved food, some cash, some precious metals and (in the U.S.) some ammo. Have a nice one, U. :thumbup:

    86

    Dienstag, 21. Dezember 2021, 16:21

    RE: The American Corner - Traumfabrik Hollywood. Zur Geschichte der amerikanischen Filmindustrie

    Ich frage mich, was aus diesen Blockbustern geworden ist?
    Als ich meinen Mann im Dezember 2006 kennenlernte, gingen wir im Schnitt 4 bis 6 Mal pro Monat ins Kino, und wir wuerden immer noch oft ins Kino gehen, wenn es sehenswerte Filme gaebe.
    Im letzten Jahr und in diesem Jahr sahen wir uns fast nur TCM Filme im Kino an, also alte Klassiker, die ihr 80 year anniversary (Der Malteser Falke), 60 year anniversary (West Side Story) bzw 40 year anniversary (Am goldenen See) feierten.
    Einzige Ausnahme war im Oktober 2021 der neue James Bond Film.
    Letztes Jahr war es "Honest Thief" mit Liam Neeson, der 2018 in Worcester, Massachusetts, gedreht wurde und auf den wir ueber 2 Jahre warten mussten, ehe er endlich in die Kinos kam.
    Wenn es mehr interessante Filme wie "Bridge of Spies" (Tom Hanks), "Hidden Figures" oder "The Courier" (Benedict Cumberbatch) gaebe, dann wuerden wir gern wieder oefter ins Kino gehen.
    Manchmal kommt es mir so vor, als ob Hollywood nur noch Endzeitfilme oder Teenie Filme dreht, nichts, was uns fesselt.
    Dabei gibt es Hunderte von nicht verfilmten Romanen, die sich wunderbar fuer eine Verfilmung eignen wuerden...
    In den frühen 80er Jahren setzten die Studios und Produktionsfirmen daher mehr und mehr auf erfolgreiche Blockbuster. Es begann die Zeit von Produzenten wie Jerry Bruckheimer oder Don Simpson, die Drehbuchschreiber und Regisseure fast wie am Fließband Spielfilme produzieren ließen, die oft nach der gleichen simplen Story funktionierten: eine Person aus armen oder schwierigen Verhältnissen kämpft für einen Traum und kann diesen letztendlich verwirklichen. Auf diese Art entstanden Filme wie "Flashdance", "Top Gun" oder "Footloose". Dies reflektierte auch den zunehmenden Wandel der USA von einer einstmals prosperierenden Industrie- zu einer Dienstleistungsgesellschaft mit zahlreichen deutlich schlechter bezahlten Jobs, so daß sich viele insbesondere junge Menschen in Filmen dieser Art wiederfanden.
    In den 90er Jahren wurden viele der Studios durch große, global agierende Medienkonzerne übernommen. Nun sollten bessere internationale Vermarktungsstrukturen auch im Ausland höhere Gewinne generieren. So werden heutzutage bereits bei der Planung von Filmen regionale Besonderheiten berücksichtigt, so daß die Produktionen besser an das Interesse des Publikums angepaßt werden können. Heute wirkt ein neuproduzierter Film oft wie ein gigantisches Kaufhaus, das alles im Angebot hat: Streamingrechte, Soundtrack, Spielzeug und selbst Bettwäsche. Aus diesem Grund ist es für die Financiers neuer Produktionen oft lukrativer, einen aufwendigen 200 Millionen Dollar- Film zu produzieren, der über Rechtevermarktungen und Merchandising erhebliche Zusatzeinnahmen generieren kann, als z.B. eine Low Budget- Beziehungskomödie für nur 20 Millionen Dollar.
    Heute leben ca. 300.000 (!) Schauspieler in der Metropolregion Los Angeles, von denen aber nur etwa fünf Prozent einen Job in der Filmindustrie haben. Leider ist es so, daß nur die bekannteren Stars von ihrer Schauspielerei leben können, da sich die Gagen meist an dem Publikumserfolg ihrer Filme ausrichten. So wurde z.B. Meg Ryan in den 80ern nach "Harry und Sally" zum Superstar mit einer Topgage, lehnte danach aber die ihr angebotenen Hauptrollen in "Pretty Woman", "Ghost" und "das Schweigen der Lämmer" ab. Stattdessen landete sie mit "Prelude to a Kiss" und "When a Man Loves a Woman" zwei Flops, ihr Marktwert sank dramatisch und Meg Ryan konnte in den Jahren darauf nie wieder an ihren alten Erfolg anknüpfen.
    Dieses Beispiel zeigt uns, daß Hollywood zwar Stars macht, sie aber genauso schnell auch fallen läßt, denn letztendlich geht es in der "Traumfabrik" vor allem um Geld. Der erfolgreiche Produzent Don Simpson ("Top Gun", "Beverly Hills Cop") brachte es einmal auf den Punkt: "Es gibt für uns keine Verpflichtung, in die Geschichte einzugehen oder Kunst zu machen. Unsere einzige Verpflichtung ist es, Geld zu machen, und um Geld machen zu können, mag es wichtig sein, in die Geschichte einzugehen oder sich mit Kunst abzugeben oder ein paar Oscars zu gewinnen, denn das sind wieder zehn Millionen Dollar mehr an den Kinokassen".

    www.youtube.com/watch?v=5I_p2cgCixU

    87

    Dienstag, 21. Dezember 2021, 16:24

    RE: Gas Prices

    Vor einigen Monaten hat die Gallone bei uns in MA auch $ 4,00 gekostet, aber zum Glueck fiel der Benzinpreis seitdem wieder um 70 US cents.
    Stimmt, in Europa ist Benzin erheblich teurer, das ist immer einer der teuersten Posten in jedem Urlaub.
    Ähnlich wie bei uns, hat der Kauf großer Kisten viel mit "keeping up with the Jones" zu tun.
    3,30 per gallon ?? Lucky you, geh mal nach Kalifornien, da kostet die Gallone "Premium" bereits knapp fünf Dollar.
    Aus Idaho berichtet mir Angeline, daß sie dort auch bereits knapp vier Dollar zahlt.
    Inflation is just around the corner: get some preserved food, some cash, some precious metals and (in the U.S.) some ammo. Have a nice one, U. :thumbup:

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    Mittwoch, 22. Dezember 2021, 12:59

    The American Corner - Heaven´s Gate oder: Der größte anzunehmende Unfall

    Wie es dazu kam, daß der von Michael Cimino im Jahre 1980 inszenierte Film vom Publikum und der zeitgenössischen Kritik dermaßen verrissen und infolge zu einem gigantischen kommerziellen Mißerfolg wurde, ist bis heute nicht ganz unumstritten. Gesichert ist, daß in handwerklicher Hinsicht die lange und sich häufig verzettelnde Handlung im Zentrum der Kritik stand. Der wesentliche Punkt dürfte jedoch gewesen sein, daß "Heaven´s Gate" eine sehr intensive Nabelschau der späten Besiedlungsgeschichte des amerkanischen Westens im 19. Jahrhunderts betrieb und daher von weiten Teilen der US- Bürger als unamerikanisch und unpatriotisch abgelehnt wurde. Weiterhin scheint eine Rolle gespielt zu haben, daß vielen anfangs durchaus wohlmeinenden Kritikern die großspurigen Aussagen und zahllosen Selbstgefälligkeiten des Regie- Shootingstars Michael Cimino, der während der Dreharbeiten ständig betonte, daß man auf dem Wege sei, ein Meisterwerk zu schaffen, mißfiel.
    Fangen wir aber von vorne an. Bei "Heaven´s Gate" handelt es sich um ein amerikanisches Geschichtsepos aus dem Jahre 1980, dessen Produktionskosten während der Dreharbeiten regelrecht explodierten und die den Film dadurch zu einer der teuersten amerikanischen Produktionen überhaupt machten. Kommerziell wurde der Film zu einer der größten Flops der Filmgeschichte. Der für diese Produktion von United Artists verpflichtete Regisseur Michael Cimino hatte kurz zuvor mit seinem Antikriegsfilm "Die durch die Hölle gehen/ The Deer Hunter" einige Oscars gewonnen, weshalb die Produzenten ihm für den zu erstellenden gesellschaftskritischen Spätwestern weitgehend freie Hand ließen. Obwohl die Dreharbeiten kostentechnisch völlig aus dem Ruder liefen und Cimino von Mitarbeitern sogar ein gewisser "Cäsarenwahn" unterstellt wurde, hielt United Artists bis zuletzt an dem Projekt fest. Das ursprüngliche Produktionsbudget von 20 Millionen Dollar hatte sich nach der Erstellung von fast 220 Stunden (!) Filmmaterial mehr als verdoppelt. Selbst nach dem Schnitt verblieb noch eine Aufführungslänge von fünfeinhalb Stunden, die auf Anweisung von United Artists noch einmal deutlich auf dreieinhalb Stunden für die Version der Uraufführung zusammengeschnitten wurde.
    Die Premiere fand am 19. November 1980 in New York statt, und die Zeitungskritiken waren mehr als vernichtend. So sprach die New York Times von einer "erzwungenen Vierstundenführung durch das eigene Wohnzimmer".
    United Artists nahm den Film daher nach einer Woche wieder aus den Kinos und ließ "Heaven´s Gate" nochmals um siebzig Minuten kürzen. Auch diese Version, die ein halbes Jahr später in den Kinos erschien, konnte die finanzielle Pleite nicht abwenden. Bei rund 44 Millionen Dollar Gesamtkosten spielte das Westernepos lediglich rund 4,5 Millionen Dollar ein. Für Michael Cimino war es in den Folgejahren praktisch unmöglich, für seine weiteren Projekte geeignete Produzenten zu finden. Fünf Jahre später gelang ihm noch einmal ein Achtungserfolg mit dem von Dino de Laurentiis produzierten Gangsterfilm "Im Jahr des Drachen", seine nachfolgenden Filme blieben jedoch erneut deutlich hinter den Erwartungen zurück. Protagonist Chris Christofferson wurde dagegen laut Eigenbekundung "eine Zeitlang unvermarktbar". United Artists wurde aufgrund dieses Mißerfolgs einige Zeit später von Transamerica Corp. an Metro-Goldwyn-Mayer verkauft. Auch führte das Schicksal von "Heaven´s Gate" dazu, daß in den 80er Jahren bis zu dem Megaerfolg "Der mit dem Wolf tanzt" von 1990 kaum noch weitere Western produziert wurden, da die Produzenten weitere finanzielle Schieflagen befürchteten.
    Worum ging es in dem Film ? Hintergrund der Handlung war der sog. "Johnson County War", der im April 1892 stattfand und in dem es um bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Rinderzüchtern und Kleinbauern meist osteuropäischer Herkunft ging, denen seitens der Großrancher Viehdiebstahl vorgeworfen wurde. Historiker bezeichneten die damaligen Vorgänge als "eines der berüchtigsten Vorkommnisse in der Geschichte Wyomings". Auf diesen Vorgängen, die teilweise noch bis ins Jahr 1909 andauerten, beruht die Handlung von "Heaven´s Gate".
    Im Jahre 1870 machen Jim Aberill und William C. Irvine ihren Abschluß an der Harvard University. Zwanzig Jahre später ist Averill Sheriff von Johnson County, wo bereits der Kampf zwischen alteingesessenen Rinderbaronen und meist osteuropäischen Neueinwanderern tobt. Dort trifft Averill Billy Irvine wieder, der mittlerweile Mitglied der Rachervereinigung "Wyoming Stock Growers Association" ist. Von Irvine erfährt der Sheriff von einer Todesliste mit 125 Namen, die von den Ranchern wegen wiederholten Viehdiebstahls zum "Abschuß" durch Auftragskiller aus Texas freigegeben worden sind. Averill gelingt es, in den Besitz der Todesliste zu kommen und die Neueinwanderer zu warnen. Schließlich führt der Sheriff die Siedler in den Kampf gegen ihre Auftragskiller. Es gibt hohe Verluste auf beiden Seiten, und auch Billy Irvine stirbt auf der Seite der Rachbesitzer. In einem Epilog rund zehn Jahre später sieht man den wohlhabend gewordenen Averill auf seiner Yacht in Newport.
    In Europa wurde "Heaven´s Gate" durchaus wohlwollender beurteilt als in Amerika. Als der komplett restaurierte Film auf den Internationalen Filmfestspielen von Venedig im Jahre 2012 noch einmal anlief und anschließend auch noch auf dem New York Film Fesitval gezeigt wurde, sprachen Kritiker von "einem Meisterwerk".

    www.youtube.com/watch?v=YmTI3xYO6mQ
    www.youtube.com/watch?v=4Xkwamr8TfU

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    Donnerstag, 23. Dezember 2021, 10:06

    RE: The American Corner - Heaven´s Gate oder: Der größte anzunehmende Unfall

    Mir hatte "The Deer Hunter" schon nicht gefallen, deshalb schaute ich mir "Heaven's Gate" gar nicht erst an.
    Kris Kristofferson war mal mit der Saengerin Rita Coolidge verheiratet.
    Ein weiterer Hollywood Misserfolg war der Richard Gere & Diane Lane Film "Cotton Club" von Francis Ford Coppola, der mir aber erheblich besser gefiel als beispielsweise "Days of Heaven", "Looking for Mr. Goodbar", "Ein Offizier und Gentleman" (manchmal faellt mir noch der deutsche Titel ein :D), "Breathless", "King David" und "American Gigolo", die mich allesamt enttaeuschten.

    Einzig "Yanks" ist mir aus Gere's fruehen Filmjahren in positiver Erinnerung geblieben, was aber nicht zuletzt an William Devane und Vanessa Redgrave lag.
    Wie es dazu kam, daß der von Michael Cimino im Jahre 1980 inszenierte Film vom Publikum und der zeitgenössischen Kritik dermaßen verrissen und infolge zu einem gigantischen kommerziellen Mißerfolg wurde, ist bis heute nicht ganz unumstritten. Gesichert ist, daß in handwerklicher Hinsicht die lange und sich häufig verzettelnde Handlung im Zentrum der Kritik stand. Der wesentliche Punkt dürfte jedoch gewesen sein, daß "Heaven´s Gate" eine sehr intensive Nabelschau der späten Besiedlungsgeschichte des amerkanischen Westens im 19. Jahrhunderts betrieb und daher von weiten Teilen der US- Bürger als unamerikanisch und unpatriotisch abgelehnt wurde. Weiterhin scheint eine Rolle gespielt zu haben, daß vielen anfangs durchaus wohlmeinenden Kritikern die großspurigen Aussagen und zahllosen Selbstgefälligkeiten des Regie- Shootingstars Michael Cimino, der während der Dreharbeiten ständig betonte, daß man auf dem Wege sei, ein Meisterwerk zu schaffen, mißfiel.
    Fangen wir aber von vorne an. Bei "Heaven´s Gate" handelt es sich um ein amerikanisches Geschichtsepos aus dem Jahre 1980, dessen Produktionskosten während der Dreharbeiten regelrecht explodierten und die den Film dadurch zu einer der teuersten amerikanischen Produktionen überhaupt machten. Kommerziell wurde der Film zu einer der größten Flops der Filmgeschichte. Der für diese Produktion von United Artists verpflichtete Regisseur Michael Cimino hatte kurz zuvor mit seinem Antikriegsfilm "Die durch die Hölle gehen/ The Deer Hunter" einige Oscars gewonnen, weshalb die Produzenten ihm für den zu erstellenden gesellschaftskritischen Spätwestern weitgehend freie Hand ließen. Obwohl die Dreharbeiten kostentechnisch völlig aus dem Ruder liefen und Cimino von Mitarbeitern sogar ein gewisser "Cäsarenwahn" unterstellt wurde, hielt United Artists bis zuletzt an dem Projekt fest. Das ursprüngliche Produktionsbudget von 20 Millionen Dollar hatte sich nach der Erstellung von fast 220 Stunden (!) Filmmaterial mehr als verdoppelt. Selbst nach dem Schnitt verblieb noch eine Aufführungslänge von fünfeinhalb Stunden, die auf Anweisung von United Artists noch einmal deutlich auf dreieinhalb Stunden für die Version der Uraufführung zusammengeschnitten wurde.
    Die Premiere fand am 19. November 1980 in New York statt, und die Zeitungskritiken waren mehr als vernichtend. So sprach die New York Times von einer "erzwungenen Vierstundenführung durch das eigene Wohnzimmer".
    United Artists nahm den Film daher nach einer Woche wieder aus den Kinos und ließ "Heaven´s Gate" nochmals um siebzig Minuten kürzen. Auch diese Version, die ein halbes Jahr später in den Kinos erschien, konnte die finanzielle Pleite nicht abwenden. Bei rund 44 Millionen Dollar Gesamtkosten spielte das Westernepos lediglich rund 4,5 Millionen Dollar ein. Für Michael Cimino war es in den Folgejahren praktisch unmöglich, für seine weiteren Projekte geeignete Produzenten zu finden. Fünf Jahre später gelang ihm noch einmal ein Achtungserfolg mit dem von Dino de Laurentiis produzierten Gangsterfilm "Im Jahr des Drachen", seine nachfolgenden Filme blieben jedoch erneut deutlich hinter den Erwartungen zurück. Protagonist Chris Christofferson wurde dagegen laut Eigenbekundung "eine Zeitlang unvermarktbar". United Artists wurde aufgrund dieses Mißerfolgs einige Zeit später von Transamerica Corp. an Metro-Goldwyn-Mayer verkauft. Auch führte das Schicksal von "Heaven´s Gate" dazu, daß in den 80er Jahren bis zu dem Megaerfolg "Der mit dem Wolf tanzt" von 1990 kaum noch weitere Western produziert wurden, da die Produzenten weitere finanzielle Schieflagen befürchteten.
    Worum ging es in dem Film ? Hintergrund der Handlung war der sog. "Johnson County War", der im April 1892 stattfand und in dem es um bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Rinderzüchtern und Kleinbauern meist osteuropäischer Herkunft ging, denen seitens der Großrancher Viehdiebstahl vorgeworfen wurde. Historiker bezeichneten die damaligen Vorgänge als "eines der berüchtigsten Vorkommnisse in der Geschichte Wyomings". Auf diesen Vorgängen, die teilweise noch bis ins Jahr 1909 andauerten, beruht die Handlung von "Heaven´s Gate".
    Im Jahre 1870 machen Jim Aberill und William C. Irvine ihren Abschluß an der Harvard University. Zwanzig Jahre später ist Averill Sheriff von Johnson County, wo bereits der Kampf zwischen alteingesessenen Rinderbaronen und meist osteuropäischen Neueinwanderern tobt. Dort trifft Averill Billy Irvine wieder, der mittlerweile Mitglied der Rachervereinigung "Wyoming Stock Growers Association" ist. Von Irvine erfährt der Sheriff von einer Todesliste mit 125 Namen, die von den Ranchern wegen wiederholten Viehdiebstahls zum "Abschuß" durch Auftragskiller aus Texas freigegeben worden sind. Averill gelingt es, in den Besitz der Todesliste zu kommen und die Neueinwanderer zu warnen. Schließlich führt der Sheriff die Siedler in den Kampf gegen ihre Auftragskiller. Es gibt hohe Verluste auf beiden Seiten, und auch Billy Irvine stirbt auf der Seite der Rachbesitzer. In einem Epilog rund zehn Jahre später sieht man den wohlhabend gewordenen Averill auf seiner Yacht in Newport.
    In Europa wurde "Heaven´s Gate" durchaus wohlwollender beurteilt als in Amerika. Als der komplett restaurierte Film auf den Internationalen Filmfestspielen von Venedig im Jahre 2012 noch einmal anlief und anschließend auch noch auf dem New York Film Fesitval gezeigt wurde, sprachen Kritiker von "einem Meisterwerk".

    www.youtube.com/watch?v=YmTI3xYO6mQ
    www.youtube.com/watch?v=4Xkwamr8TfU

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    Freitag, 31. Dezember 2021, 14:30

    The American Corner - Über die Beweggründe deutscher Auswanderung im 19. Jahrhundert

    Im Verlauf des 19. Jahrhunderts ließen sich zunehmend viele deutsche Auswanderer im Mittleren Westen der USA nieder. Bereits seit 1834 führte die "Gießener Auswanderungsgesellschaft" Hunderte von deutschen Migranten nach Missouri, wo die geplante Gründung einer deutschen Kolonie allerdings scheiterte. Viele von ihnen gehörten zu den sogenannten "Dreißigern"; deutsche Studenten und Intellektuelle, die an den Freiheitsbewegungen der 1830er Jahre wie dem Hambacher Fest oder dem Frankfurter Wachensturm beteiligt waren und im Anschluß vor staatlicher Verfolgung in die Neue Welt geflohen waren. Einer dieser "Dreißiger" war Gustav Körner, der im Jahre 1842 Mitglied des US- Repräsentantenhauses und 1853 Vizegouverneur von Illinois wurde. Angeregt hatte das Interesse an einer Auswanderung in den amerikanischen Mittleren Westen unter anderem Gottfried Duden, dessen im Jahre 1829 veröffentlichter Bericht über die "Reise nach den westlichen Staaten Nordamerikas und einen mehrjährigen Aufenthalt am Missouri in den Jahren 1824 bis 1827" in den deutschen Staaten der Reaktionszeit ungemein populär war.
    Die Region zwischen Cincinnati, Milwaukee und St. Louis wurde bald als "German Triangle" oder als "German Belt" bezeichnet. So betrug in Milwaukee der deutschstämmige Bevökerungsanteil im Jahre 1890 69 %, Cincinnati hatte im frühen 20. Jahrhundert einen deutschen Anwohneranteil von rund 60 %.
    Wie auch in Pennsylvania gehörten im Mittleren Westen viele deutsche Einwanderer religiösen Splittergruppen an, die in Europa von den dort dominierenden Amtskirchen nicht geduldet wurden. Ein Beispiel dafür bildeten die "Inspirierten", Mitglieder einer freikirchlichen Bewegung, die aus dem radikalen Pietismus hervorgegangen war. Ca. achthundert von ihnen wanderten in die USA aus und gründeten 1842 bei Buffalo/New York eine nach urchristlichen Prinzipien lebende Gemeinschaft. 1854 zogen sie weiter nach Iowa und gründeten dort die "Amana Colonies". Verschiedene deutsche Siedlergemeinschaften im Mittleren Westen haben ihre kulturelle Identität bis heute aufrechterhalten, so z.B. in Stearns County (Minnesota), Dubois County (Indiana) oder in Effingham County (Illinois).
    Im Jahre 1847 gründeten Vertreter der lutherischen Glaubensgemeinschaft, die aufgrund von Repressionen aus ihrer ursprünglichen Heimat Sachsen ausgewandert waren, die "Lutheran Church- Missouri Synod", die bis heute die zweitgrößte lutherische Kirche in den Vereinigten Staaten ist.
    Ein besonderes Kapitel in der Besiedlungsgeschichte der USA bilden die Texas- Deutschen. Zwischen 1844 und 1847 gelangten mehrere Tausend Deutsche nach Texas, als der "Mainzer Adelsverein", ein von Mitgliedern des Hochadels betriebenes Auswanderungsunternehmen, dort eine deutsche Kolonie zu gründen versuchte. Dies führte u.a. zur Gründung der Orte New Braunfels (1845) und Fredericksburg (1846). Nur sehr kurzen Bestand hatte dagegen die Siedlung Bettina, die eine Gruppe Intellektueller aus Gießen 1847 im heutigen Llano County gründete, um dort ihre Vorstellungen eines utopischen Kommunismus zu verwirklichen.
    Der Farmer und Dichter Johannes Romberg gründete bereits 1857 den ersten literarischen Verein in Texas, die "Prärieblume". Um 1870 sprach bereits ein rundes Drittel der Einwohner von San Antonio deutsch. Einige Nachkommen der deutsch-texanischen Einwanderer sprechen noch heute den als "Texasdeutsch" bekannten Dialekt. Auch zu Konflikten zwischen den deutschen Einwanderern und anderen Landsmannschaften kam es gelegentlich. So kam es 1875/76 in Mason County zu Spannungen zwischen englischen und deutschen Siedlern, die in Gewalt und Lynchjustiz gipfelten, der elf Menschen zum Opfer fielen. Ein Hintergrund dieser Ereignisse, die als "Mason County War" in die Geschichte des amerikanischen Westens eingegangen sind, war die Anhänglichkeit der deutschen Siedler gegenüber der Sache der Union.
    Als im Jahre 1861 der Amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, lebten in den USA bereits mehr als 1,3 Millionen Deutschstämmige. Mehr als 80 % von ihnen lebten in den Nordstaaten und plädierten für die Sache der Union. Dabei spielte eine große Rolle, daß viele von ihnen, z.B. die "Forty-Eighters", als überzeugte Demokraten dem Abolitionismus nahestanden und sich schon früh für die Abschaffung der Sklaverei eingesetzt hatten. Andere traten als Soldaten und Offiziere in die Unionsarmee ein, so z.B. Carl Schurz, der bis zum Divisionskommandeur aufstieg. Der Anteil der Deutschamerikaner in der Unionsarmee betrug beachtliche 23,4% bzw. 516.000 Mann, 210.000 von ihnen waren noch in Deutschland geboren worden.
    Eine Ausnahme bildeten die deutschen Einwanderer in Kentucky, von denen einige im Oktober 1861 das "First Kentucky Regiment" bildeten, das auf der Seite der Konföderierten Staaten kämpfte.
    Nach dem Bürgerkrieg begann die deutsche Migration mit industriellem Hintergrund dem Ziel des Erwerbs von Handwerker- oder Bauernstellen zunehmend den Rang abzulaufen. Dies läßt sich heute noch an dem Anstieg des Anteils der allein auswandernden Deutschen erkennen, der gegen Ende des 19. Jahrhunderts bei 60 % lag, während er um 1850 lediglich 40 % betrug. Viele deutsche Auswanderer, die sich in die neuentstandenen amerikanischen Industrieregionen begaben, planten zunächst nur einen USA- Aufenthalt auf Zeit, so daß es ab den 1880er Jahren bereits zu Rückwanderungswellen kam. Heutige Forschungen gehen davon aus, daß ein gutes Fünftel der im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in die USA ausgewanderten Deutschen dort nicht dauerhaft seßhaft wurde.
    Die eigentliche Überfahrt in die Neue Welt dauerte von Bremen oder Hamburg aus mit dem Segelschiff bei günstigen Winden ca. 35 bis 42 Tage. Die Ernährungslage und die sanitären Bedingungen an Bord waren in vielen Fällen mit heutigen Standards nicht mehr vergleichbar. Rund zehn Prozent (!) der oft aus kleinen Verhältnissen stammenden Auswanderer überlebten aufgrund von Krankeit und/oder Mangelernährung die Überfahrt nicht. Diese mißliche Lage besserte sich erst, als die Reedereien die Verköstigung ihrer Passagiere nicht mehr diesen selbst überließen und die Überfahrt nach der Einführung von Dampfschiffen auf 13 bis 19 Tage verkürzt werden konnte. Eine Passage kostete im Jahre 1879 auf dem Zwischendeck 120 Goldmark, was in etwa dem zweifachen Monatseinkommen eines Handwerkers entsprach.
    Die eigentliche Einreise in die Vereinigten Staaten war zunächst kaum an Formalien gebunden. Von 1855 an erfolgte sie für deutsche Einwanderer regelmäßig im "Emigrant Landing Depot" des Bundesstaates New York (Castle Clinton) und zwischen 1892 und 1954 in der Bundes- Einwanderungsstation auf Ellis Island. Amerikanische Gesetze, die die Einwanderung reglementierten und einschränkten, traten erstmals 1875 in Kraft, betrafen deutsche Einwanderer im 19. Jahrhundert jedoch kaum.

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    Samstag, 1. Januar 2022, 14:29

    RE: The American Corner - Über die Beweggründe deutscher Auswanderung im 19. Jahrhundert

    Die Amish People in Pennsylvania hast Du vermutlich schon in einem frueheren Beitrag erwaehnt.
    Eine gute Freundin von mir aus Duesseldorf hat entfernte Verwandte in New Braunfels, TX, die sie mit ihrem Ex-Mann zweimal vor 1995 besucht hat. Sie fanden sich dank einer Genealogie website. Es waren Glockengiesser aus der Eifel.

    In meiner Poosie Trilogie von Ruth Hoffmann las ich gerade, in Frankfurt soll es in den 50er Jahren die Carl-Schurz-Siedlung gegeben haben (muss ich noch googeln), in der viele in Deutschland stationierte Amerikaner mit ihren Familien lebten.
    Von den deutschen WW II war brides gingen auch einige wieder zurueck nach Deutschland, wenn die Ehe geschieden wurde.
    Die deutschen WW II war brides waeren auch noch ein faszinierendes Thema. Leider gibt es dazu nur wenige Buecher, eins von Tamara Domentat (Hallo, Fraeulein) und eins von zwei amerikanischen Autorinnen namens Scibetta & Shukert:
    https://www.amazon.com/War-Brides-World-…oks%2C93&sr=1-1
    Im Verlauf des 19. Jahrhunderts ließen sich zunehmend viele deutsche Auswanderer im Mittleren Westen der USA nieder. %.

    Ein besonderes Kapitel in der Besiedlungsgeschichte der USA bilden die Texas- Deutschen. Zwischen 1844 und 1847 gelangten mehrere Tausend Deutsche nach Texas, als der "Mainzer Adelsverein", ein von Mitgliedern des Hochadels betriebenes Auswanderungsunternehmen, dort eine deutsche Kolonie zu gründen versuchte. Dies führte u.a. zur Gründung der Orte New Braunfels (1845) und Fredericksburg (1846). Geschichte des amerikanischen Westens eingegangen sind, war die Anhänglichkeit der deutschen Siedler gegenüber der Sache der Union.
    Andere traten als Soldaten und Offiziere in die Unionsarmee ein, so z.B. Carl Schurz, der bis zum Divisionskommandeur aufstieg.
    Viele deutsche Auswanderer, die sich in die neuentstandenen amerikanischen Industrieregionen begaben, planten zunächst nur einen USA- Aufenthalt auf Zeit, so daß es ab den 1880er Jahren bereits zu Rückwanderungswellen kam. Heutige Forschungen gehen davon aus, daß ein gutes Fünftel der im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts in die USA ausgewanderten Deutschen dort nicht dauerhaft seßhaft wurde.

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    Samstag, 1. Januar 2022, 14:48

    Amish People und War Brides

    Yep, ich meine, die Amish bereits in einem anderen Blog erwähnt zu haben.
    Die Geschichte der "German war brides" ist ein faszinierendes Thema. Wäre toll, wenn du einen packenden Beitrag dazu hier oder an anderer Stelle liefern könntest !

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    Montag, 3. Januar 2022, 00:19

    RE: Amish People und War Brides

    Ich suche seit Jahren nach Artikeln im Internet, aber leider ohne Erfolg. Es scheint wirklich nur "Hallo Fraeulein" von Tamara Domentat und das englischsprachige Buch von Scibetta & Shukert zu geben.

    Im ersten deutschen Fernsehen lief mal eine Serie namens "Kriegsbraeute", es hatte ca. 5 Folgen. Die interessanteste Episode schilderte die Umstaende, unter denen Anneliese Uhlig ihren GI geehelicht hat (in der Feste Hohensalzburg).
    Ich trat sogar einer Warbrides Gruppe in Facebook bei, aber da kam bisher auch nichts bei raus.
    Oh well...
    Du scheinst die bessere Suchmaschine von uns beiden zu haben.
    Yep, ich meine, die Amish bereits in einem anderen Blog erwähnt zu haben.
    Die Geschichte der "German war brides" ist ein faszinierendes Thema. Wäre toll, wenn du einen packenden Beitrag dazu hier oder an anderer Stelle liefern könntest !

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    Montag, 3. Januar 2022, 11:54

    War Brides

    Was sind eigentlich "Kriegsbräute" oder "War Brides" ? Es handelt sich um Frauen, die in Kriegszeiten und den anschließenden Besetzungen durch die Siegermächte Militärangehörige aus diesen Nationen geheiratet haben. Es handelte sich um eine Praxis, die insbesondere nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg sehr häufig vorkam und nicht zuletzt aus der wirtschaftlichen Notlage geboren war, in denen sich die Bevölkerungen der besiegten Staaten befanden.
    Zu den bestdokumentiertesten Beispielen gehören die Eheschließungen zwischen amerikanischen Soldaten und deutschen Frauen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Bis ins Jahr 1949 waren über 20.000 deutsche Kriegsbräute in die USA ausgewandert. Nach dem verlorenen Krieg sahen viele Frauen die Eheschließung mit einem Soldaten aus der "Neuen Welt" als optimalen Ausweg aus der Misere eines zumindest teilweise zerstörten und wirtschaftlich ruinierten Landes.
    Unterstützt wurde diese Entwicklung durch den "War Brides Act", ein amerikanisches Bundesgesetz, das durch den US- Kongreß im Dezember 1945 verabschiedet wurde. Es bestimmte, daß Ehegatten von Angehörigen der amerikanischen Streitkräfte mit ausländischer Staatsbürgerschaft ohne Visum in die USA einreisen durften. Diese Regelung umfaßte auch die Kinder sowie adoptierte Kinder dieser Soldaten.
    Der am 29. Juni 1946 verabschiedete "Fiancée Act" ergänzte diese Bestimmungen und ermöglichte es nun auch den Verlobten amerikanischer Soldaten, in die USA einzureisen, um diese dort zu heiraten.
    Im Jahre 1989 erschien eine fünfteilige TV- Dokumentation zum Thema unter dem Titel "Kriegsbräute", die im Nachmittagsprogramm der ARD ausgestrahlt wurde.

    95

    Montag, 3. Januar 2022, 12:27

    RE: War Brides

    Man darf auch nicht vergessen, dass in den spaeten 40er und 50er Jahren ein ausgesprochener Maennermangel in Deutschland herrschte, nach dem Krieg gab viel mehr Frauen als Maenner. Und welche huebsche deutsche junge Frau wollte schon ihr Leben allein im zerbombten Deutschland verbringen?
    Also ich kann das gut nachvollziehen.
    Als kleines Kind wuchs ich teils in Muenchen bei meinen armen Eltern (mein Vater studierte noch, meine Mutter arbeitete bei Siemens im Buero) und teils in Amberg/Oberpfalz bei meiner Oma auf.

    Ich erinnere mich, dass meine Oma in Amberg sich die Wohnung mit mehreren anderen Menschen teilte (damals herrschte eine grosse Wohnungsnot), darunter war auch eine Tochter oder Nichte von General Guderian. Und die hatte einen GI als Freund. Das fand ich als Kind ungeheuer beeindruckend.
    In Tamara Domentat's Buch "Hallo Fraeulein" geht es nicht nur um deutsche WW II war brides, sondern auch um junge deutsche Frauen, die bis in die 1990er Jahre GI's heirateten und in die USA auswanderten, bis immer mehr US Truppen aus Deutschland abgezogen wurden nach dem Mauerfall.
    Was sind eigentlich "Kriegsbräute" oder "War Brides" ? Es handelt sich um Frauen, die in Kriegszeiten und den anschließenden Besetzungen durch die Siegermächte Militärangehörige aus diesen Nationen geheiratet haben. Es handelte sich um eine Praxis, die insbesondere nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg sehr häufig vorkam und nicht zuletzt aus der wirtschaftlichen Notlage geboren war, in denen sich die Bevölkerungen der besiegten Staaten befanden.
    Zu den bestdokumentiertesten Beispielen gehören die Eheschließungen zwischen amerikanischen Soldaten und deutschen Frauen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Bis ins Jahr 1949 waren über 20.000 deutsche Kriegsbräute in die USA ausgewandert. Nach dem verlorenen Krieg sahen viele Frauen die Eheschließung mit einem Soldaten aus der "Neuen Welt" als optimalen Ausweg aus der Misere eines zumindest teilweise zerstörten und wirtschaftlich ruinierten Landes.
    Unterstützt wurde diese Entwicklung durch den "War Brides Act", ein amerikanisches Bundesgesetz, das durch den US- Kongreß im Dezember 1945 verabschiedet wurde. Es bestimmte, daß Ehegatten von Angehörigen der amerikanischen Streitkräfte mit ausländischer Staatsbürgerschaft ohne Visum in die USA einreisen durften. Diese Regelung umfaßte auch die Kinder sowie adoptierte Kinder dieser Soldaten.
    Der am 29. Juni 1946 verabschiedete "Fiancée Act" ergänzte diese Bestimmungen und ermöglichte es nun auch den Verlobten amerikanischer Soldaten, in die USA einzureisen, um diese dort zu heiraten.
    Im Jahre 1989 erschien eine fünfteilige TV- Dokumentation zum Thema unter dem Titel "Kriegsbräute", die im Nachmittagsprogramm der ARD ausgestrahlt wurde.

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    Donnerstag, 6. Januar 2022, 14:21

    Über den Strafvollzug in den USA

    Wie die amerikanische Nationalhymne stolz verkündet, sind die USA das "Land of the Free". Allerdings gilt dies für rund zweieinhalb Millionen Amerikaner nur sehr eingeschränkt, denn diese Zahl an Insassen sitzt derzeit in öffentlichen und privaten Haftanstalten ein. Soweit offizielle Zahlen, z.B. aus China und Rußland, überhaupt aussagekräftig sind, ist ein rundes Fünftel der weltweiten Strafgefangenen in den USA inhaftiert.
    Daß die absoluten Zahlen relativ hoch sind, ist alles andere als erstaunlich, zählen die USA doch rund 330 Millionen Einwohner. Hinzu kommt jedoch, daß die 2,5 Millionen Gefängnisinsassen nur einen Teil der "Gesamtpopulation" ausmachen, die in irgendeiner Form unter Aufsicht der amerikanischen Justizbehörden stehen. Heute kann man von knapp sieben Millionen Betroffenen sprechen, von denen mehr als die Hälfte "on probation" (auf Bewährung) ist ,und von mehr als 800.000 "bedingt Entlassenen". Nicht in den Statistiken erscheinen all die ehemaligen Gefängnisinsassen, denen das Wahlrecht entzogen wurde, weil sie eine Haftstrafe verbüßten. Allein im Bundesstaat Florida mit seinem hohen Anteil an Hispano- Amerikanern betraf dies 2018 mehr als 1,4 Millionen Menschen.
    Wie es dazu kam, daß die Anzahl von "Knackis" in den Vereinigten Staaten derart überproportional hoch ist, läßt sich v.a. aus der historischen Entwicklung des Landes ableiten. Bereits 1596 wurde in Amsterdam das erste moderne Gefängnis Europas eingeweiht, in dem die Insassen Zwangsarbeit leisten mußten und in dem die "Besserung" der Deliquenten durch produktive Tätigkeit angestrebt wurde.
    Die puritanischen Pilgerväter brachten diese Ethik mit auf den nordamerikanischen Kontinent. Zunächst war die Justiz in den amerikanischen Kolonien durchaus noch milder als in Großbritannien, wo zu dieser Zeit bereits kleinere Diebstähle die Todesstrafe nach sich ziehen konnten. Die Vermeidung langer Gefängnisstrafen wurde in Amerika auch deshalb angestrebt, weil im 17. und frühen 18. Jahrhundert die Neue Welt noch relativ dünn besiedelt war und deshalb jede Arbeitskraft dringend benötigt wurde. Nach der Erringung der Unabhängigkeit der USA wurden Haftstrafen zum üblichen Mittel des Strafvollzugs. Körperstrafen wurden zunehmend zurückgedrängt und die Todesstrafe, der der Geruch des monarchischen Absolutismus anhaftete , in manchen Bundesstaaten eingeschränkt. Michigan und Wisconsin schafften sie bereits im 19. Jahrhundert sogar ganz ab. In dieser Ära konkurrierten zwei Modelle des amerikanischen Strafvollzugs miteinander: das "Separate System", daß die Gefangenen ohne Beschäftigungsmöglichkeiten in Einzelzellen voneinander isolierte und dessen Prototyp die Easter State Penitentiary in Philadelphia war, und das "Auburn System", das auf gemeinsame Zwangsarbeit während des Tages und isolierter Einzelhaft während der Nachtruhe setzte. Generell war es den Häftlingen stets untersagt, miteinander zu sprechen.
    In den schnell wachsenden Industriestädten des Nordostens der USA mit ihrer gleichfalls rasant anwachsenden Kriminalität sah man im späten 19. Jahrhundert in langen Gefängnisstrafen ein probates Mittel, um "verlorene Seelen" zu resozialisieren und auch um Schwerverbrecher von der produktiven Gesellschaft fernzuhalten. In den Südstaaten entwickelte sich darüber hinaus das System der "Chain Gangs", Gruppen von Strafgefangenen, die aneinandergekettet außerhalb der Haftanstalt in der Landwirtschaft oder beim Straßenbau arbeiten mußten. Nach 1865 stellten "Chain Gangs" bisweilen auch ein Mittel dar, um straffällig gewordene Schwarze über den Umweg des Strafvollzugs weiterhin für Zwangsarbeiten z.B. auf Baumwollplantagen einzusetzen.
    Im Hinblick auf die absolute Zahl von Gefangenen blieb die Strafjustiz in den Vereinigten Staaten bis in die 1970er Jahre jedoch durchaus vergleichbar mit der in anderen westlichen Industriestaaten. Danach explodierte sie jedoch regelrecht. Im Jahre 1970 gab es lediglich rund 200.000 Gefangene in Bundes- und Staatsgefängnissen, während es im Jahre 2010 beinahe achtmal so viele waren. Der scharfe Anstieg vor allem seit den frühen 80er Jahren erklärt sich zu einem großen Teil aus dem "War on Drugs", einem Begriff, der 1972 von dem damaligen Präsidenten Richard Nixon geprägt wurde. Hintergrund der daraus resultierendem Maßnahmen war die damalige wirtschaftliche und gesellschaftliche Krise der USA: die amerikanische Wirtschaft geriet in eine Stagnation und eine darauffolgende tiefe Strukturkrise, demzufolge kämpften viele Städte mit schweren finanziellen Problemen und die Kriminalität nahm massivst zu, insbesondere was die Zahl der Gewaltverbrechen betraf. Prominenter Vertreter einer dagegen angehenden Law-and-Order Politik war neben Richard Nixon besonders Ronald Reagan, der bereits in den Jahren 1967 bis 1975 Gouverneur von Kalifornien war. Mit Reagans Einzug ins Weiße Haus 1981 setzte sich diese harte und auch notwendige Law-and Order Politik landesweit durch, da das Land in der ausufernden Kriminalität zu ersticken drohte. Gesetze wurden verschärft, Mindeststrafen festgesetzt und die Hürden für bedingte Freilassungen erhöht. Bereits bei kleineren Delikten wurde jetzt hart durchgegriffen, da man die "Broken-Windows- Theorie" zugrundelegte, die einen Zusammenhang zwischen dem Verfall in vielen urbanen Ballungszentren und der dort grassierenden Kriminalität herstellte. Damit gelangten auch Sprayer, Bettler, Prostituierte sowie vor allem die ausufernde Drogenszene stärker in das Visier der Ordnungshüter.
    Als Folge dieser rigiden Maßnahmen explodierte die Zahl der Inhaftierten geradezu. Der ganz überwiegende Teil von ihnen saß wegen Drogendelikten ein. Waren es im Jahre 1980 noch rund 50.000, stieg ihre Zahl bis 2017 auf fast eine halbe Million. Der "War on Drugs" betraf in erheblichem Umfang die schwarze Bevölkerung, die im Zwischen- und Straßenhandel mit Drogen aller Art weit überproportional vertreten war. So stieg auch mit dem "War on Drugs" die Zahl der schwarzen Gefängnisinsassen weit überdurchschnittlich an. Mehr als die Hälfte aller schwarzen Männer ohne Schulabschluß landen mittlerweile mindestens einmal in ihrem Leben im Gefängnis.
    Obwohl die "Tough-on-Crime"- Politik traditionell eher ein Anliegen der Republikaner war, erreichte sie in den 90er Jahren während der Clinton -Ära ihren Höhepunkt. Clinton verschärfte den "War on Drugs" massiv, und in seiner Amtszeit verzeichnete die Gefängnispopulation in den USA ihren größten Zuwachs. Auch unterzeichnete der amerikanische Präsident 1994 den "Violent Control and Law Enforcement Act" , der fast zehn Milliarden Dollar für den Bau von Gefängnissen vorsah und einzelnen Bundesstaaten, die vermehrt Personen inhaftierten, mehr finanzielle Mittel zusicherte.
    Der zunehmend schwieriger werdende "War on Drugs" kennt aber auch Gewinner. Als die Gefängnisse in der Reagan- Äara zunehmend überfüllt waren, stiegen Geschäftsleute ab 1983 in den Markt der privaten Gefängnisbetreiber ein, der bis dahin in den Staaten nahezu kaum vertreten war. Gegründet wurde die "Corrections Corporation of America" (CCA), und weitere Unternehmen wie die "Geo Group" oder "MTC" folgten. Zwischen 1990 und 2005 stieg die Zahl der in Privatgefängnissen inhaftierten Insassen laut Schätzungen um 1600 Prozent. Private, meist börsennotierte Konzerne betreiben heute rund acht Prozent der rund 3300 Haftanstalten in den USA. Die Knastunternehmen verdienen heute nicht nur Geld mit der "Aufbewahrung" von Strafgefangenen, sondern auch mit Fußfesseln, Überwachungstechnik und dem Transport von Gefangenen. Da sie gewinnorientiert sind, besteht das erhöhte Risiko von Korruption sowie von prekären Verhältnissen in den privat betriebenen Haftanstalten. Aufgrund diverser Vorkommnisse haben einige Bundesstaaten ihre Verträge mit privaten Gefängnisbetreibern daher aufgelöst, so Idaho, Kentucky oder Kalifornien.
    Nach Jahrzehnten des Wachstums scheint der amerikanische "Planet Prison" seit einigen Jahren wieder leicht zu schrumpfen. Während die Gefängnispopulation stagniert, sinken die Inhaftierungsraten aufgrund der wachsenden Gesamtbevölkerung in den USA relativ. Ob dies nur eine vorübergehende Erscheinung ist oder sich eine Trendumkehr abzeichnet, bleibt noch abzuwarten.

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    Dienstag, 11. Januar 2022, 14:46

    The American Corner - The Great State of Idaho

    Der im Nordwesten der Vereinigen Staaten liegende Bundesstaat Idaho ist ein empfehlenswertes Ziel für alle, die auf der Suche nach einem ständigen Wohnsitz in unberührter Natur, interessanten Gebirgsformationen oder auch nur einer gewissen Ruhe im Urlaub sind. Aufgrund bestimmter "Entwicklungen" in Kalifornien bildet insbesondere die boomende Hauptstadt Boise für viele junge Familien mittlerweile eine interessante Alternative zum Wohnen und Arbeiten.
    Erforscht wurde das Gebiet bereits im Jahre 1805 durch die "Lewis und Clark- Expedition", wobei zu dieser Zeit lediglich rund 8.000 Indianer in dieser Region lebten. Am 3. Juli 1890 trat Idaho als 43. Bundesstaat den Vereinigten Staaten bei. Die Einwohnerzahl liegt derzeit bei lediglich 1,85 Millionen Menschen, wodurch das Gebiet zu den am dünnsten besiedelten Regionen der USA zählt.
    Neben den intensiven Naturerlebnissen kann man, wie anderswo in den USA auch, dort einkaufen oder in Restaurants essen gehen. Ansonsten gilt, daß Idaho für Shoppingurlauber und Urbanitätssucher nicht unbedingt die erste Wahl sein sollte, für Naturliebhaber in diesem nur schwach besiedelten Land dagegen durchaus die erste Wahl sein kann.
    Idaho hat keinen eigenen Zugang zum Meer. Im Westen wird der Staat von den Nachbarstaaten Washington und Oregon begrenzt, im Osten von Montana und Wyoming. Die Bundesstaaten Nevada und Utah bilden die Grenze im Süden, während im Norden bereits die Staatsgrenze zu Kanada und dort zur Provinz British Columbia verläuft. Das Land ist über seine ganze Ausdehnung weitgehend gebirgig, und weite Teile sind noch unberührt von jeglicher Zivilisation. Was allerdings auch bedeutet, daß anders als in anderen US- Bundesstaaten nicht jedes "Visitor Centre" einen angegliederten Campingplatz oder andere Übernachtungsmöglichkeiten besitzt. Von daher sollte man immer genügend Zeit für den Rückweg einplanen, insbesondere bei Ausflügen zu den landschaftlichen Highlights wie dem "Hells Canyon" oder dem "Craters of the Moon National Monument". Bei letzterem handelt es sich um eine der weitläufigsten Vulkanlandschaften in ganz Nordamerika, die mit erstarrten Lavaströmen, unterirdischen Höhlen, schwarzem Sand und zahlreichen Kratern aufwartet.
    Ebenfalls empfehlenswert sind die großräumigen, fast undurchdringlichen Wälder Idahos, die zu Wanderungen einladen. Auch ein kleiner Teil des bekannten Yellowstone Nationalparks gehört bereits zum Bundesstaat Idaho.
    Die Hauptstadt und mit rund 200.000 Einwohnern auch größte Stadt des Bundesstaates Idaho ist Boise. Wenn viele ihrer Bewohner einen deutschen Familiennamen haben, so ist daß kein Zufall, denn die deutschstämmigen Amerikaner stellen fast die Hälfte der Bevölkerung, gefolgt von den britischstämmigen Bewohnern. Etwa zehn Prozent der Bewohner sind Latinos, deren Vorfahren meist aus Mexiko stammen, die sog. Chicanos. Boise selbst ist eine recht beschauliche Stadt, die allerdings durchaus einiges zu bieten hat. So gibt es dort z.B. einen großen botanischen Garten. Auch diverse Parks, Nature Trails und kleinere historische Stätten lassen in Boise kaum Langeweile aufkommen.

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    Mittwoch, 12. Januar 2022, 14:09

    The American Corner - Über den Patriotismus der Amerikaner

    Vielen USA- Reisenden wird aufgefallen sein, daß der Patriotismus vieler Amerikaner meist deutlich stärker ausgeprägt ist als der von Europäern und insbesondere von uns Deutschen. Und dies, obwohl auch die amerikanische Nation im Verlauf ihrer wechselhaften Geschichte alles andere als eine unbefleckte Weste aufweist: Sklaverei, Verdrängung und teilweise Vernichtung der indigenen Völker sowie der Dollar- Imperialismus der zur Großmacht aufgestiegenen USA im 20./21. Jahrhundert.
    Die Erziehung zum Patriotismus diente insbesondere im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dazu, Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen besser in die amerikanische Nation zu integrieren.
    Patriotismus ist in den USA mit einigen Einschränkungen auch heute noch Bestandteil des Alltags vieler Amerikaner, mit dem sie bereits im Kindesalter in Berührung kommen. So findet man die Beflaggung mit den "Stars and Stripes" sowohl in öffentlichen Gebäuden als auch an vielen privaten Wohnhäusern. Bereits im Kindesalter müssen die Grundschüler vor Beginn des Unterrichts den Fahneneid sprechen:
    "I pledge allegiance to the Flag of the United States of America and to the Republic for which it stands, one nation under God, indivisible, with liberty and justice for all " / "Ich gelobe Treue der Flagge der Vereinigten Staaten von Amerika und der Republik, für die sie steht, eine Nation unter Gott, unteilbar, mit Freiheit und Gerechtigkeit für alle".
    Auch bei zahlreichen Sportveranstaltungen wird vor Beginn des Wettbewerbs die Nationalhymne gespielt. Darüber hinaus sollten sich die Zuschauer an gewisse Verhaltensregeln halten. Diese sind im sogenannten "National Flag Code", einem Bundesgesetz von 1923, geregelt. So sollte man zum Beispiel als Beiwohner einer Veranstaltung aufstehen, um der Nationalhymne Respekt zu erweisen. Bei gemeinsamer Präsentation der Flaggen eines Bundesstaates und den "Stars and Stripes" ist eine bestimmte Anordnung vorgesehen; so darf sich die Fahne des Bundestaates nicht über der Nationalflagge befinden.
    Selbst nach neueren Studien verfügen die US- Amerikaner nach den Venezolanern (!) über den weltweit ausgeprägtesten Patriotismus. Aufgrund der zahlreichen kulturellen, religiösen, nationalen und sprachlichen Unterschiede bildet dieser, zumindest in der Theorie des heutigen Amerika, das gemeinsame Bindeglied. Trotz der weitgehenden Deindustrialisierung des Landes glauben nicht wenige Amerikaner auch heute noch an den "American Dream", nach dem es jeder, wenn er nur will, durch entsprechenden Einsatz zu einem erfolgreichen und vermögenden Mitglied der amerikanischen Nation bringen kann.
    In dieses Bild paßt auch die Verehrung der Gründungsväter und der Verfassung der USA. Zusammen mit der Politik, einem gewissen Moralismus und der Freiheit der Religionsausübung bildet der Patriotismus die Klammer, die die verschiedenen Ethnien und auch sozialen Schichten zumindest in der Theorie zusammenhalten sollte.
    Der teilweise ausgeprägte Nationalstolz vieler Amerikaner wird bei Begegnungen mit Europäern oft als deplaziert und überzogen beschrieben. Doch der Durchschnittsamerikaner möchte dadurch i.d.R. durchaus nicht seine landsmannschaftliche Überlegenheit betonen, vielmehr schwingt darin der Stolz auf den oft erreichten Wohlstand und die Bedeutung des Landes in der Welt mit, und dies sollte man bei USA- Besuchen stets akzeptieren und auch respektieren.

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    Freitag, 14. Januar 2022, 14:26

    The American Corner - New Jersey: The Garden State

    An dem für amerikanische Verhältnisse recht kleinen Bundesstaat scheiden sich bis heute die Geister. Viele Amerikaner mögen die mit "Jersey" verbundene Gründungsgeschichte der USA und die zahlreichen historischen Gebäude sowie Parkanlagen aus dem 18./19. Jahrhundert, andere bezeichnen den Staat als hoffnungslos "overcrowded" und monieren unter anderem die relativ hohen Lebenshaltungskosten und die prohibitiven "property taxes", die manche Immobilieninteressenten davon abhalten, dort Grundbesitz zu erwerben. Die Wahrheit sollte wie immer in der Mitte dieser beiden Einschätzungen liegen.
    Mit rund 22.500 Quadratkilometern ist New Jersey der viertkleinste Bundesstaat der Vereinigten Staaten. Die an der Ostküste liegende Halbinsel grenzt im Norden und Nordosten an den Bundesstaat New York, wobei der Hudson River die natürliche Staatsgrenze bildet. Im Süden und Osten bilden der Atlantik sowie die Delaware- Bay die Grenzen. Die westlichen Nachbarn sind die Bundesstaaten Delaware und Pennsylvania. Auf der verhältnismäßig kleinen Gesamtfläche New Jerseys leben knapp neun Millionen Einwohner, was auf eine relativ hohe Bevölkerungsdichte hinweist.
    Im Vergleich zu manch anderen Bundesstaaten herrscht in New Jersey trotz der hier auch stattfindenden Deindustrialisierung immer noch ein durchgehend solider Wohlstand, denn der kleine Bundesstaat verzeichnet die achtgrößte Wirtschaftsleistung des Landes. Große Bedeutung haben immer noch der Schiffs- und Maschinenbau sowie die Elektro- und Bekleidungsindustrie. In den eher landwirtschaftlich geprägten Regionen herrscht eine hohe Spezialisierung vor, z.B. auf Milchviehhaltung.
    New Jersey ist auch ein wichtiger Forschungs- und Wissenschaftsstandort. Eine der bekanntesten Universitäten des Landes, Princeton, befindet sich auf dieser Halbinsel im Mittelantlantik. Gleichzeitig ist einer der wichtigsten Flughäfen neben dem JFK- Airport in NYC der Newark Liberty International Airport. Gleichzeitig ist Newark auch die größte Stadt dieses Bundesstaates . Weitere größere Städte sind die Hauptstadt Trenton, Jersey City mit einer phantastischen Aussicht auf die gegenüberliegende Skyline von Manhattan, East Orange und New Brunswick.
    Die ersten Europäer, die einen Fuß auf den Boden von New Jersey setzten, waren Holländer und Schweden. Im Jahre 1664 brachten die Briten diese Region unter ihre Kontrolle und gründeten dort eine Kolonie. Historisch bedeutsam ist die Region vor allem deshalb, weil auf ihr im Verlauf des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges rund einhundert mehr oder weniger entscheidende Schlachten stattgefunden haben, darunter in Trenton, Princeton und Monmouth in den Jahren 1776 bis 1778. Die erste Verfassung New Jerseys wurde bereits 1776 verabschiedet. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungsdichte deutlich an, und in Städten wie Trenton und Peterson entstanden während der aufkeimenden Industrialisierung zahlreiche Fabriken. Im Jahre 1804 wurde Sklaverei in New Jersey offiziell abgeschafft. Die aufstrebenden Nachbarmetropolen NYC und Philadelphia wirkten sich außerordentlich positiv auf die Entwicklung New Jerseys während der industriellen Revolution aus, so daß z.B. Neuerer wie Thomas Edison in Menlo Park / Orange County produktiv tätig waren.
    Als sehenswert gelten Kommunen wie Atlantic City, das einst eine große Rolle als Badeort spielte, sich in den letzten vier Jahrzehnten jedoch eher zu einem "Las Vegas der Ostküste" entwickelte. Die Universitätsstadt Princeton punktet mit zahlreichen Parks und historischen Gebäuden. Erkundenswert ist auch der Pinelands National Park, der über verschiedene Wanderrouten verfügt, die einen herrlichen Ausblick auf die Landschaft bieten. Die meisten Küstenstrände New Jerseys gelten als sehr familienfreundlich und bieten nicht nur Sportmöglichkeiten, sondern auch Unterhaltungsprogramme für Kinder. Viele der teils exklusiven Hotels befinden sich in unmittelbarer Strandnähe, so z.B. in Ocean City, Cape May oder Seasight Hights. Einer der größten Strandbezirke ist der Island Beach State Park.

    www.youtube.com/watch?v=xJTOpQv2f_E

    100

    Samstag, 15. Januar 2022, 17:45

    RE: The American Corner - New Jersey: The Garden State

    Die sympathischen Eltern meiner Stief-Schwiegertochter leben in Mahwah,New Jersey. Ihr Vater ist 88 Jahre alt und emigrierte aus Prag nach dem WW II in die USA und wurde Ingenieur, hatte viele interessante Geschichten zu erzaehlen.

    Ihre Mutter (gebuertige Amerikanerin) backt zu Weihnachten leckere boehmische Plaetzchen/Kekse.
    Mein Stiefsohn und seine Frau fahren mit den Soehnen 2 oder 3 Mal pro Jahr nach NJ, um sie zu besuchen.
    In der Tom Selleck Krimi Serie "Blue Bloods" wird NJ leider immer schlecht gemacht. Es wird als Strafe betrachtet, in NJ zu wohnen und in NYC bei der NYPD zu arbeiten. Aber vielen bleibt nichts anderes uebrig, da es in NYC noch teurer ist, ein Haus zu kaufen.
    Da Du es gerade erwaehnt hast, freuen wuerde ich mich auch sehr ueber einen Pennsylvania Artikel, denn dort verbrachten mein Mann und ich im Dezember 2012 zwei unvergessliche Wochen.

    Er war beruflich dort, ich durfte tagsueber im Hampton Inn faul sein und las viele Buecher durch, ging spazieren, und abends gingen wir essen und oft ins Kino.

    An dem Wochenende dazwischen fuhren wir am Samstag zur Penn's Cave, am naechsten Tag (Sonntag) nach Gettysburg, um uns die Schlachtfelder mittels einer Audiotour vor Ort anzusehen.
    Ich stauante, wie huegelig Pennsylvanaia ist. Hatte es mir immer flach vorgestellt. Aber es gibt dort Waelder, Klippen und Hoehlen, eine ganz herrliche Landschaft.
    Wir sahen Amisch Kutschen, und trafen in einem Laden Amisch people.
    An dem für amerikanische Verhältnisse recht kleinen Bundesstaat scheiden sich bis heute die Geister. Viele Amerikaner mögen die mit "Jersey" verbundene Gründungsgeschichte der USA und die zahlreichen historischen Gebäude sowie Parkanlagen aus dem 18./19. Jahrhundert, andere bezeichnen den Staat als hoffnungslos "overcrowded" und monieren unter anderem die relativ hohen Lebenshaltungskosten und die prohibitiven "property taxes", die manche Immobilieninteressenten davon abhalten, dort Grundbesitz zu erwerben. Die Wahrheit sollte wie immer in der Mitte dieser beiden Einschätzungen liegen.