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    Samstag, 26. November 2022, 01:19

    RE: The American Corner - Der vermeintliche Kriegsheld - Dwight D. Eisenhower

    Koennte es sein, dass Ike die KZ's nach dem Ende des WW II besucht hat?
    Das wuerde seine Haltung bezueglich der Rheinwiesenlager erklaeren, wenn auch nicht entschuldigen.
    Bis heute gilt der 34. Präsident der USA, Dwight D. Eisenhower, der zwischen 1953 und 1961 sein Amt ausübte, als einer der populärsten Amtsinhaber der amerikanischen Geschichte. Dies war nicht nur der Tatsache geschuldet, daß er als Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte den Zweiten Weltkrieg für die USA siegreich beendete, sondern daß er sein Amt als Präsident auch in einem wirtschaftlich ungemein prosperierenden Jahrzehnt ausübte, daß viele Amerikaner noch heute als ihre "Golden Decade" bezeichnen.
    Aus deutscher Sicht hatte seine Karriere jedoch auch einige Schattenseiten aufzuweisen. So galt Eisenhower trotz seiner Herkunft nicht unbedingt als großer Freund des deutschen Volkes, und die prekäre Situation in den Rheinwiesenlagern, die unter seine Verantwortung fielen und die vermutlich zehntausenden von deutschen Kriegsgefangenen das Leben kosteten, werfen kein allzu gutes Licht auf "Ike".

    342

    Samstag, 26. November 2022, 11:54

    Eisenhower und die Geschichtsschreibung

    @Chrissie777 Der eigentliche Skandal bei dem Thema "Rheinwiesenlager" ist weniger, daß in und nach großen Kriegen fast immer riesige Sauereien passieren, sondern daß die o.g. Vorkommnisse historisch nicht sauber aufgearbeitet wurden, stattdessen von den Amerikanern (aus naheliegenden Gründen) weitgehend verschwiegen und von deutschen Historikern insbesondere jüngerer Provenienz weitgehend bagatellisiert wurden. Selbst der ehemalige Chefredakteur und Herausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit", Theo Sommer, der kürzlich von uns gegangen ist und der kaum revanchistischer Tendenzen verdächtig war, sprach als Zeitzeuge von "Hunderttausenden gefangener deutscher Soldaten, die dort verreckt sind". Eisenhower kann sich nicht von der Verantwortung freimachen, dafür zumindest die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen und Hilfen, z.B. durch das Internationale Rote Kreuz in Genf, abgeblockt zu haben. Mehr dazu im nachfolgenden Beitrag.

    343

    Samstag, 26. November 2022, 13:17

    Eisenhower und die deutschen Kriegsgefangenen

    Bereits im Jahre 1943 einigten sich die Allierten, die anfallenden deutschen Kriegsgefangenen nicht als solche, sondern unter Nichtbeachtung des Völkerrechts als Strafgefangene zu behandeln. In diesem Sinne sollten die jeweiligen Oberkommandierenden der jeweiligen Streitkräfte über ihre Gefangenenkontingente frei verfügen können. Entsprechend erhielt der Oberkommandierende der amerikanischen Truppen, Dwight D. Eisenhower, auf seine eigene Anregung die Ermächtigung, deutsche Soldaten nicht als Kriegsgefangene, sondern als sogenannte "Disarmed Enemy Forces" (DEF) zu behandeln, die keinem völkerrechtlichem Schutz mehr unterlagen.
    Nach Überquerung des Rheins im März 1945 begannen die amerikanischen Streitkräfte auf Weisung Eisenhowers, entlang des Rheinufers weiträumige Lager anzulegen. Nach Kriegsende am 8. Mai 1945 wurden bis zu geschätzten acht Millionen Angehörige der deutschen Wehrmacht, der Waffen- SS und des Volkssturms in diese Lager verbracht, darunter auch Frauen und Angehörige der Hitler- Jugend. Hinzu kamen Zivilisten, die im Staat, in der Partei oder in der Wirtschaft entsprechende Positionen bekleideten.
    Die nichtrheinischen Lager wurden meist nach einiger Zeit aufgelöst und deren Insassen ebenfalls in die Rheinlager verbracht. Geschätzt wird, daß sich letztendlich fünf bis sechs Millionen deutsche Staatsangehörige in den Rheinwiesenlagern aufhielten. Auffallend war von Anfang an, daß die Gefangenen weder bei ihrer Einlieferung noch während ihres Aufenthalts irgendeiner Registrierung unterzogen wurden und ihnen nicht nur ihre Waffen, sondern auch überlebenswichtige Ausrüstungsgegenstände wie Brotbeutel, Eßgeschirre, Feldflaschen oder Zeltbahnen abgenommen wurden. Trotz der damals noch herrschenden naßkalten Witterung wurde die Errichtung von Zelten trotz vorhandener Bestände seitens der Lagerkommandaturen verweigert, so daß die Gefangenen teilweise dazu übergingen, sich Erdlöcher zu graben.
    Entscheidend aber war, daß in der ersten Zeit weder Nahrung noch Wasser zur Verfügung gestellt wurde, obwohl sowohl die amerikanischen als auch die erbeuteten Wehrmachtsverpflegungsdepots übervoll mit Vorräten waren. Später erhielten die Gefangenen zwar Lebensmittel wie Ei- und Milchpulver sowie Kekse, jedoch noch immer kaum Wasser, so daß zu den bereits ausgebrochenen Krankheiten wie Ruhr und Typhus noch schwere Darmerkrankungen hinzukamen. Ein Postverkehr wurde untersagt, außerdem wurde der umliegenden deutschen Bevölkerung bei Todesstrafe verboten, die Gefangenen mit Wasser und Lebensmitteln zu versorgen.
    Skandalös bleibt, daß dem Internationalen Roten Kreuz kein Zutritt zu den Rheinwiesenlagern gewährt wurde. Nahrungsmittel und weitere Hilfsgüter wie Medikamente und Decken, die das Schweizer Rote Kreuz per Eisenbahn an den Rhein transportieren ließ, wurden an der Grenze von den Amerikanern zurückgewiesen.
    Als Wachpersonal wurden neben amerikanischen Armeeangehörigen z.T. entlassene Fremdarbeiter eingestellt. Zwei amerikanische GI´s berichteten:
    "Der 30. April (1945) war ein stürmischer Tag. Regen, Schneeregen und Schnee wechselten sich ab, ein bis auf die Knochen durchdringender kalter Wind fegte von Norden her über die Ebenen des Rheintals dorthin, wo sich (das Lager) befand. Eng zusammengedrängt, um sich gegenseitig zu wärmen, bot sich den Blicken auf der anderen Seite des Stacheldrahts ein tief erschreckender Anblick dar: nahezu 100.000 ausgemergelte, apathische, schmutzige, hagere Männer mit leerem Blick, bekleidet mit schmutzigen, feldgrauen Uniformen, knöcheltief im Schlamm stehend. ...Der deutsche Divisionskommandeur berichtete, daß die Männer seit Tagen noch nichts gegessen hätten und daß die Beschaffung von Wasser ein Hauptproblem sei- dabei war der Rhein, der hohen Wasserstand führte, nur 200 Meter entfernt."
    Dr. Ernest F. Fisher jun., Oberst der Armee der Vereinigten Staaten, schrieb: "Eisenhowers Haß, toleriert von einer ihm gefügigen Militärbürokratie, erzeugte diesen Horror der Todeslager, der mit nichts in der amerikanischen Militärgeschichte vergleichbar ist. Angesichts der katastrophalen Folgen dieses Hasses ist die lässige Gleichgültigkeit, die die SHAEF-Offiziere an den Tag legten, die schmerzlichste Seite der amerikanischen Verstrickung."
    Im Juli 1945 wurden mit der Einrichtung der Besatzungszonen die Rheinwiesenlager je nach ihrer Lage den Briten oder den Franzosen übergeben. Während die Briten sich bemühten, die Versorgung ihrer Gefangenen zu verbessern, unternahmen die Franzosen nichts in dieser Richtung, sondern begannen, die noch arbeitsfähigen Männer zur Zwangsarbeit in die französische Landwirtschaft oder den Bergbau abzutransportieren.
    Die Anzahl der in den Rheinwiesenlagern umgekommenen Gefangenen wird je nach Quelle sehr unterschiedlich angegeben und schwankt zwischen 5.000 bis zu einer Million. Erschwert wird die Forschung auf diesem Gebiet durch das weitgehende Fehlen belastbarer Unterlagen und das Verbot der deutschen Stellen, auf den ehemaligen Lagerflächen Grabungen und Exhumierungen vornehmen zu lassen. Trotz aller Nachforschungen bleibt bis heute tatsächlich der Verbleib von über einer Million deutscher Kriegsteilnehmer ungeklärt; Militärhistoriker sprechen von der "Vermißten Million". Hatte man bis zur Wende im Jahre 1989 die Verschollenen weitgehend "den Russen untergeschoben", haben diese in den 90er Jahren weitgehend ihre Archive geöffnet und konnten zumindest über deutsche Gefangenenschicksale der Nachkriegszeit oft unerwartet detailliert Auskunft geben. Heute geht man davon aus, daß 1945 etwa 200.000 Deutsche in den Weiten Rußlands ums Leben gekommen sind. Was weiterhin bleibt, ist die "Vermißte Million".
    Dem "Volksbund für deutsche Kriegsgräberfürsorge" sind durch das Gräbergesetz von 1952 weitgehend die Hände gebunden, weil er nach dieser Regulierung nur für Kriegstote im Ausland zuständig ist. Im Inland müßten Grabungsaufträge seitens deutscher Behörden erteilt werden, die jedoch vorwiegend aus politischen Gründen nicht erfolgen.

    www.youtube.com/watch?v=m9_efWj3Eyo

    344

    Sonntag, 27. November 2022, 00:54

    RE: Eisenhower und die deutschen Kriegsgefangenen

    Dem gegenueber stehen Berichte in Buechern wie der von Georg Gaertner (Einer blieb da) und Arnold Krammer, der ueber die sehr humane Behandlung der deutschen POW's in den USA mehrere Buecher verfasst hat. Eins davon las ich, "PW - Gefangen in Amerika".

    Vielen deutschen POW's gefiel es Mitte der 40er Jahre in den USA so gut, dass sie gar nicht mehr zurueck nach Deutschland wollten.
    https://en.wikipedia.org/wiki/Arnold_Krammer
    Bereits im Jahre 1943 einigten sich die Allierten, die anfallenden deutschen Kriegsgefangenen nicht als solche, sondern unter Nichtbeachtung des Völkerrechts als Strafgefangene zu behandeln. In diesem Sinne sollten die jeweiligen Oberkommandierenden der jeweiligen Streitkräfte über ihre Gefangenenkontingente frei verfügen können. Entsprechend erhielt der Oberkommandierende der amerikanischen Truppen, Dwight D. Eisenhower, auf seine eigene Anregung die Ermächtigung, deutsche Soldaten nicht als Kriegsgefangene, sondern als sogenannte "Disarmed Enemy Forces" (DEF) zu behandeln, die keinem völkerrechtlichem Schutz mehr unterlagen.
    Nach Überquerung des Rheins im März 1945 begannen die amerikanischen Streitkräfte auf Weisung Eisenhowers, entlang des Rheinufers weiträumige Lager anzulegen. Nach Kriegsende am 8. Mai 1945 wurden bis zu geschätzten acht Millionen Angehörige der deutschen Wehrmacht, der Waffen- SS und des Volkssturms in diese Lager verbracht, darunter auch Frauen und Angehörige der Hitler- Jugend. Hinzu kamen Zivilisten, die im Staat, in der Partei oder in der Wirtschaft entsprechende Positionen bekleideten.

    345

    Sonntag, 27. November 2022, 12:38

    Deutsche Kriegsgefangene in den USA

    @chrissie777 Da hast Du vollkommen recht, Chrissie. Wir reden hier allerdings über zwei verschiedene Paar Schuhe. Bis 1943/44 waren die meisten deutschen Kriegsgefangenen in den USA Angehörige des Deutschen Afrikakorps (DAK) unter Erwin Rommel und später dann auch von der Italienfront (GF Kesselring). Zwar wurde an beiden Fronten hart gerungen, aber ausgesprochene Exzesse fanden, abgesehen von der Zerstörung von Monte Cassino durch die Amerikaner, hier kaum statt. Auf der anderen Seite bestanden die meisten amerikanischen Kriegsgefangenen in Deutschland in diesem Zeitrahmen aus abgeschossenen Bomberbesatzungen. Auf beiden Seiten hat man, soweit das unter Kriegsbedingungen möglich war, die Gefangenen weitgehend fair behandelt. Das viele deutsche POW´s in Amerika geblieben sind, hat natürlich auch mit den katastrophalen Bedingungen in Zentraleuropa und insbesondere in Deutschland zwischen 1945 und ca. 1950 zu tun. Über Briefkontakte und Wochenschauen wußten viele deutsche Lagerinsassen oft sehr genau, wie es "zuhause" aussah. Hinzu kam, daß viele von ihnen handwerklich- industriell sehr gut ausgebildet waren, über einen entsprechenden Arbeitsethos verfügten und deshalb ausgezeichnete Chancen auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt hatten. In dieser Hinsicht waren die Amerikaner schon immer sehr pragmatisch, so daß man einer späteren Einbürgerung keine allzu großen Steine in den Weg legte.
    Dazu fällt mir abschließend noch ein kleiner Witz ein: ein ehemaliger deutscher POW bewirkt sich als Mechaniker bei seinem potentiellen amerikanischen Arbeitgeber. Dieser fragt ihn kurz und bündig: "Where did you serve ?" Der Mechaniker schluckt und sagt zögernd: "Waffen- SS". Darauf der Boss: "Wow, you are hired !". Ein wenig schwarzer Humor, aber zündend. Die Parole von General Patton: "We fought the wrong enemy !" fiel zu Beginn des Kalten Krieges bei vielen Amerikanern durchaus auf fruchtbaren Boden.

    346

    Sonntag, 27. November 2022, 14:11

    The American Corner - Der Popstar unter den Präsidenten - John F. Kennedy (I)

    "JFK", wie er oft kurz und bündig genannt wurde, war nicht allein Präsident der Vereinigten Staaten. In den Augen vieler Menschen der westlichen Hemisphäre in den frühen 60er Jahren war er nicht zuletzt aufgrund seines Aussehens und seiner Programmatik so etwas wie ein "Politischer Popstar". Kennedy hatte den Ruf, ein charismatischer Lenker zu sein, und er verbreitete gemeinsam mit seiner Frau Jacqueline "Jackie" erstmals Glanz und Glamour im Weißen Haus. In den nur 1036 Tagen seiner Präsidentschaft sahen viele in ihm einen politischen Erneuerer, der für eine allgemeine Aufbruchsstimmung sorgte und der deshalb insbesondere bei den jüngeren Amerikanern und Europäern dieser Jahre sehr gut ankam.
    JFK wurde am 29. Mai 1917 in Brookline/ Massachusetts geboren, in einer Region Nordamerikas , die bereits im 17. Jahrhundert von europäischen Einwanderern besiedelt wurde und die mit dem größeren Nachbarn Boston durch eine Art Haßliebe verbunden war. Die Einwohner der Stadt zählten zu den ersten, die das allgemeine Wahlrecht für Frauen vorschlugen.
    John F. Kennedy war der zweitälteste Sohn des wohlhabenden Ehepaares Joseph P. Kennedy und Rose Fitzgerald Kennedy. Heute ist in Kennedy´s Geburthaus ein Museum untergebracht, und man kann dort u.a. auch sein Taufkleid bewundern. Joseph Kennedy hatte sich als irischstämmiger Familienpatriarch alter Schule bereits früh nach seiner Heirat einen Slogan zugelegt: "In unserer Familie haben nur Gewinner einen Platz !". Bereits als er die Ehe mit seiner Frau einging, war damit der Grundstein für den späteren Reichtum und Einfluß der Kennedys gelegt. Mit dem Familienvermögen und klugen Entscheidungen öffnete die Familie mehr als nur einen Spalt in die amerikanische Oberschicht. Spätestens seit den dreißiger Jahren ließ die soziale Anerkennung nicht auf sich warten, als Joseph Kennedy als Botschafter der USA in London das diplomatische Parkett betrat. Bereits mit 25 Jahren hatte er es bei der "Columbia Trust" zum jüngsten Bankdirektor des Landes gebracht. Mit Geschick und auch einer gewissen Skrupellosigkeit ging JFK´s Vater seinen Weg und verstand es stets, seine wirtschaflichen und politischen Interessen miteinander zu verknüpfen. So sicherte er sich einen Sitz im Repräsentantenhaus in Boston, der ihm später jedoch wieder entzogen wurde, als ihm massiver Wahlbetrug nachgewiesen werden konnte. In den Jahren der Prohibition wuchs sein Vermögen, und als sich Franklin D. Roosevelt im Jahre 1932 um das Amt des Präsidenten bewarb, war Kennedy mit einer Spende von hunderttausend Dollar ein wichtiger Sponsor. Daneben versäumte er jedoch nicht, seinen Söhnen Wege zu weisen und ihnen eine gediegene Ausbildung zukommen zu lassen.
    Sohn John F. Kennedy durfte sich über eine privilegierte Jugend freuen und erhielt seine Ausbildung auf Privatschulen in Massachusetts, New York und Connecticut. Allerdings galt er auch als Sorgenkind der Familie, denn er litt jahrelang unter Krankheiten wie Asthma, diversen Allergien und Infektionen.
    Die warmen Tage des Sommers genossen die Kennedys stets in ihrem Anwesen Hyannis Port auf der Halbinsel Cape Cod, ein Ort, der auch in späteren Jahren zum beliebten Rückzugsort von JFK wurde. Sein ehemaliges Domizil ist heute ein Museum mit vielen Fotos aus dem Privatleben der Kennedys , das insbesondere für Fans des Clans überaus sehenwert ist.
    Ursprünglich wollte JFK nach seinem Schulabschluß Volkswirtschaft an der London School of Economics studieren, doch im Jahre 1935 kamen ihm erneut Krankheiten in die Quere, so daß er an die Harvard University wechselte und dort ein Politikstudium begann. Daneben bereiste er Europa und nahm an der amerikanischen Botschaft in London einen Job an, da dort sein Vater tätig war.
    Im Jahre 1940 schloß JFK sein Studium ab und meldete sich anschließend freiwillig zum Militär, wo er wegen seiner ständigen Rückenbeschwerden zunächst jedoch abgelehnt wurde. Letztendlich erhielt er nach der Intervention seines Vaters doch noch eine Stellung bei der US- Marine, wo er nach dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg Kommandant eines Torpedo- Schnellboots wurde. Dieses sank am 2. August 1943 vor den Salomonen nach dem Angriff eines japanischen Zerstörers, und mit einigen Kameraden rettete sich der spätere Präsident auf eine Insel, die in den Folgejahren den Namen "Kennedy Island" erhielt. Bei seiner Rückkehr in die USA wurde John F. Kennedy schnell zum Kriegshelden hochstilisiert und mit einigen Orden ausgezeichnet.
    Weniger Glück hatte JFK´s älterer Bruder Joseph, der als Kronprinz der Familie galt und der bei einem Flugeinsatz über dem Ärmelkanal ums Leben kam. Von Stund an wurde JFK von seinem Vater aufgefordert, sich auf zukünftige politische Ämter vorzubereiten. Bereits 1945 formulierte der Kennedy- Clan seinen Anspruch, in fernerer Zukunft den Präsidenten der Vereinigten Staaten zu stellen.
    John F. Kennedy nahm die ersten Hürden mit Bravour, bewarb sich 1946 erfolgreich um einen Sitz im amerikanischen Repräsentantenhaus und gehörte dem Kongreß bis 1952 an. Anschließend wurde er, nicht zuletzt durch Millioneninvestitionen seiner Familie, zum Senator von Massachusetts gewählt, womit die erste bedeutende Stufe auf dem Weg in das Weiße Haus erklommen war.
    Daß der überwältigende Erfolg des Kennedy- Clans auch auf Intrigen und Affären aufgebaut war, interessierte die damalige amerikanische Öffentlichkeit nur am Rande. Obwohl das rücksichtslose Geschäftsgebaren des Clanpatriarchen durchaus bekannt war, blieb an sein Söhnen John Fitzgerald, Robert und Edward davon kaum ein Makel hängen. Nach seiner Senatorenwahl verheimlichte JFK seine körperlichen Gebrechen so gut es ging in der Öffentlichkeit. Inzwischen war bei ihm sogar die Addison- Krankheit diagnostiziert worden, eine allgemeine Schwächung des Immunsystems, so daß er eine verstärkte Anfälligkeit für Infektionen besaß. Darüber hinaus litt der junge Politiker unter chronischen Rückenschmerzen und Darmbeschwerden, so daß er immer wieder starke Schmerzmittel einnehmen mußte und täglich Cortisonspritzen erhielt. Bei seinen Wahlerfolgen zum Repräsentantenhaus und zum Senat wählte er Strategien, die vor allem auch darauf abzielten, weibliche Wähler für sich zu gewinnen. Sein Plan ging zwar auf, jedoch wußte er auch, daß ein unverheirateter Kandidat in den USA nicht zum Präsidenten gewählt werden konnte. 1953 trat Jacqueline Bouvier in sein Leben, die aus einer vermögenden Bankiersfamilie aus Southhampton auf Long Island stammte. Senator Kennedy hatte sie auf einer Dinnerparty kennengelernt und trat nach einer längeren Romanze mit "Jackie" in Newport vor den Traualtar. Spätere Historiker stritten bis heute darüber, ob es sich dabei tatsächlich um eine echte Liebesheirat handelte. Festzustellen bleibt, daß Jackie während der relativ kurzen Präsidentschaft ihres Mannes Glamour in das Weiße Haus brachte und es zu einem gesellschaftlichen Anziehungspunkt machte. Das Paar bekam zwei Kinder, jedoch nur zwei von ihnen überlebten die ersten Stunden nach ihrer Geburt.
    Seine acht Jahre als Senator wurden bei JFK von mehreren schweren Rückenoperationen überschattet. Die Zeit in der Klinik nutzte er dazu, um ein Buch zu schreiben, das zum Bestseller wurde und mit dem Pulitzer- Preis ausgezeichnet wurde. Erst im Jahre 2008 verriet sein ehemaliger Mitarbeiter Ted Sorensen, daß viele Teile des Buches aus seiner Feder stammten.
    Nach einer überstandenen Operation bereitete sich JFK auf den wichtigsten Wahlkampf seines Lebens vor. Im Jahre 1956 war sein erster Versuch einer Präsidentschaftskandidatur gescheitert. Vier Jahre später wendete sich das Blatt jedoch, und er galt laut Umfragen als aussichtsreichster Bewerber für das Amt des Präsidenten. Dies auch deshalb, weil er seinen parteiinternen Rivalen Lyndon B. Johnson dazu überreden konnte, das Amt des Vizepräsidenten zu übernehmen und damit gleichzeitig Wählerstimmen im als konservativ geltenden Texas für sich vereinnahmen konnte. Kennedy´s Rechnung ging auf, auch wenn er am Wahltag des 8. November 1960 mit nur einem geringen Stimmenvorteil gegenüber seinem Kontrahenten Richard Nixon aufwarten konnte. Seinen Sieg verdankte er wohl nicht zuletzt einem "gewonnenen" Fernsehduell, denn im Gegensatz zu Nixon, der unrasiert und übernächtigt wirkte, machte Kennedy vor siebzig Millionen Fernsehzuschauern einen gepflegten Eindruck und hatte die besseren Argumente.

    www.youtube.com/watch?v=zwMeCr5TgWM

    (wird fortgesetzt)

    347

    Sonntag, 27. November 2022, 21:02

    RE: The American Corner - Der Popstar unter den Präsidenten - John F. Kennedy

    Ich kann mich noch gut an den 22. November 1963 erinnern, den wir in Muenchen bei meiner Oma verbrachten. Meine Eltern und meine Oma waren den Traenen nahe und so geschockt.
    Ich las damals mit 8 Jahren in der BUNTE bzw im STERN jeden Kennedy Artikel und mein Interesse wurde noch groesser, nachdem ich das Buch von Pearl S. Buck ueber die Frauen der Kennedys gelesen hatte.
    Fortan sammelte ich Buecher ueber alle Kennedys (bislang 120+ Buecher und Bildbaende), von denen nur ein Bruchteil ins Deutsche uebersetzt worden ist.
    Das Geburtshaus von JFK in Brookline besuchte ich im Oktober 1988 waehrend meiner allerersten USA Reise (und machte mir einen Spass daraus, im Obergeschoss alle Knoepfe gleichzeitig zu druecken, so dass Rose Kennedy's Stimme gleich fuenffach erklang).
    Den Kennedy Compound in Hyannis sah ich im Laufe der Jahre auf der Faehre nach Nantucket mehrmals im Vorueberfahren.
    Es gibt ein Kennedy Museum mit Fotos der Kennedys, die in Hyannis entstanden sind. Das Museum besuchte ich 1997. Davor befindet sich eine Statue des Indianerhaeuptlings Massassoit, der 1620 zu den Wampanoag Indianern gehoerte, die den Pilgervaetern das Ueberleben des ersten harten Winters in Plimoth aka Plymouth ermoeglichten.

    JFK verletzte sich seinen Ruecken bereits waehrend der Schulzeit, und litt ein Leben lang an Rueckenschmerzen.
    Jackie Kennedy verschoenerte das Weisse Haus, es gibt darueber eine NBC Doku, die um die 30 Minuten dauert (ich habe davon eine Kopie), hier leider nur 14 Minuten davon:
    https://www.youtube.com/watch?v=8-ZyLJvXQQo
    Joseph Kennedy hatte eine Affaire mit Gloria Swanson.
    Als JFK Senator von MA werden wollte, war seine gesamte Familie damit beschaeftigt, auf Stimmenfang zu gehen, und sein Gegner sagte spaeter verbittert, es seien die verdammten Tee Parties seiner Mutter und Schwestern gewesen, die JFK die Stimmenmehrheit bescherten.
    "JFK", wie er oft kurz und bündig genannt wurde, war nicht allein Präsident der Vereinigten Staaten. In den Augen vieler Menschen der westlichen Hemisphäre in den frühen 60er Jahren war er nicht zuletzt aufgrund seines Aussehens und seiner Programmatik so etwas wie ein "Politischer Popstar". Kennedy hatte den Ruf, ein charismatischer Lenker zu sein, und er verbreitete gemeinsam mit seiner Frau Jacqueline "Jackie" erstmals Glanz und Glamour im Weißen Haus. In den nur 1036 Tagen seiner Präsidentschaft sahen viele in ihm einen politischen Erneuerer, der für eine allgemeine Aufbruchsstimmung sorgte und der deshalb insbesondere bei den jüngeren Amerikanern und Europäern dieser Jahre sehr gut ankam.
    JFK wurde am 29. Mai 1917 in Brookline/ Massachusetts geboren, in einer Region Nordamerikas , die bereits im 17. Jahrhundert von europäischen Einwanderern besiedelt wurde und die mit dem größeren Nachbarn Boston durch eine Art Haßliebe verbunden war. Die Einwohner der Stadt zählten zu den ersten, die das allgemeine Wahlrecht für Frauen vorschlugen.
    John F. Kennedy war der zweitälteste Sohn des wohlhabenden Ehepaares Joseph P. Kennedy und Rose Fitzgerald Kennedy. Heute ist in Kennedy´s Geburthaus ein Museum untergebracht, und man kann dort u.a. auch sein Taufkleid bewundern. Joseph Kennedy hatte sich als irischstämmiger Familienpatriarch alter Schule bereits früh nach seiner Heirat einen Slogan zugelegt: "In unserer Familie haben nur Gewinner einen Platz !". Bereits als er die Ehe mit seiner Frau einging, war damit der Grundstein für den späteren Reichtum und Einfluß der Kennedys gelegt. Mit dem Familienvermögen und klugen Entscheidungen öffnete die Familie mehr als nur einen Spalt in die amerikanische Oberschicht. Spätestens seit den dreißiger Jahren ließ die soziale Anerkennung nicht auf sich warten, als Joseph Kennedy als Botschafter der USA in London das diplomatische Parkett betrat. Bereits mit 25 Jahren hatte er es bei der "Columbia Trust" zum jüngsten Bankdirektor des Landes gebracht. Mit Geschick und auch einer gewissen Skrupellosigkeit ging JFK´s Vater seinen Weg und verstand es stets, seine wirtschaflichen und politischen Interessen miteinander zu verknüpfen. So sicherte er sich einen Sitz im Repräsentantenhaus in Boston, der ihm später jedoch wieder entzogen wurde, als ihm massiver Wahlbetrug nachgewiesen werden konnte. In den Jahren der Prohibition wuchs sein Vermögen, und als sich Franklin D. Roosevelt im Jahre 1932 um das Amt des Präsidenten bewarb, war Kennedy mit einer Spende von hunderttausend Dollar ein wichtiger Sponsor. Daneben versäumte er jedoch nicht, seinen Söhnen Wege zu weisen und ihnen eine gediegene Ausbildung zukommen zu lassen.

    348

    Sonntag, 27. November 2022, 21:57

    Die gecancelte Miniserie

    Aus der von mir oben verlinkten Doku geht u.a. auch hervor, daß in den USA 2011 eine Miniserie mit dem Titel "Die Kennedys" an den Start gehen sollte, gegen deren Ausstrahlung die Kennedytochter allerdings massiv und letztlich auch erfolgreich juristisch vorgegangen ist. Meines Wissens wurde die Reihe bis heute nicht gezeigt.
    Erstaunlich ist auch das trotz seiner gesundheitlichen Einschränkungen sehr "reichhaltige" Liebesleben von JFK. Einer seiner ehemaligen Leibwächter beschwerte sich in der o.a. Doku bitterlich darüber, daß noch nie in der Geschichte der USA sich ein Präsident durch seine zahllosen Affären derart angreifbar gemacht hätte. Aus heutiger Sicht erstaunlich, daß Jackie ihm trotzdem die Treue gehalten hat, allerdings waren die Zeiten und das Rollenverständnis der meisten damaligen Frauen auch noch anders. Laut Tenor der Doku soll es sich im übrigen nicht um eine Liebesheirat gehandelt haben... :whistling:

    349

    Montag, 28. November 2022, 14:25

    The American Corner - Der Popstar unter den Präsidenten - John F. Kennedy (II)

    Am 20. Januar 1961 wurde John F. Kennedy als 35. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Während seiner Antrittsrede forderte er seine amerikanischen Landsleute auf: "Fragen Sie nicht, was Ihr Land für Sie tun kann - fragen Sie, was Sie für Ihr Land tun können !" Dieser Satz ging neben späteren Zitaten nicht nur in den USA in die Geschichtsbücher ein. Während des Wahlkampfs war JFK einmal mehr von dem gesamten Kennedy- Clan unterstützt worden. Zwar hielt sich Vater Joseph zunehmend im Hintergrund, finanzierte aber weitestgehend die Reisen und die Kampagnen seines Sohnes. Darüber hinaus nutzte er, offenbar unter Verwendung beträchtlicher Geldsummen, seine Kontakte zur Presse und unterstützte sogar, obwohl Katholik, protestantische Geistliche, die sich daraufhin für den irischstämmigen Katholiken einsetzten. JFK´s wichtigster Berater wurde in dieser Zeit sein Bruder Robert, der dann als Justizminister einen Platz im Kabinett einnahm.
    Allmählich bekam nun die gesamte westliche Welt ein Bild von diesem neuen Präsidenten, der sich so sehr von seinen Vorgängern abhob. Der 43-jährige Kennedy wirkte auf die meisten Außenstehenden jung, vital und voller Ideale, nannte sein politisches Programm dementsprechend "New Frontier" und schien bemüht, wichtige innenpolitische Ziele durchzusetzen. Insbesondere das Bildungs-, Gesundheits- und Steuersystem der USA sollte umfassend reformiert werden. Doch schon sehr bald erhielt Kennedy starken Gegenwind aus dem Kongreß, der die meisten seiner politischen Reformansätze blockieren konnte, da dort den Demokraten die Stimmenmehrheit fehlte. Kennedy scheiterte ebenfalls mit einem seiner zentralen Anliegen, der Rassendiskriminierung insbesondere von Schwarzen ein Ende zu bereiten, so daß das von ihm vorbereitete Bürgerrechtsgesetz erst unter seinem Nachfolger Lyndon B. Johnson realisiert werden konnte. Sein Präsidialkabinett verstand JFK als eine Art inneren Machtzirkel, und er vertraute eigentlich nur denjenigen seiner Mitarbeiter, die bereits seit geraumer Zeit zufriedenstellend für ihn gearbeitet hatten. Auffallend war ebenfalls, daß John F. Kennedy bei der Besetzung wichtiger Positionen irischstämmige Mitarbeiter bevorzugte, so unter anderem Robert McNamara als Verteidigungsminister. Dies mag damit zusammenhängen, daß in den Vereinigten Staaten als überwiegend protestantisch geprägtem Land teils immer noch starke Vorbehalte gegenüber katholischen Amtsträgern existierten und der Präsident bei der Besetzung von Ämtern keine unnötigen Risiken eingehen wollte.
    Zu den nachhaltigen Erfolgen während der Amtsjahre Kennedy´s zählten innenpolitisch die Erhöhung des Arbeitslosengeldes und die Verbesserung der Wohnungspolitik in den USA. Dagegen führte im Jahre 1962 der sowjetische Beschluß, auf Kuba atomare Waffen zu stationieren, zur sogenannten "Kuba- Krise". Am 22. Oktober 1962 drohte JFK dem Warschauer Pakt in einer Fernsehansprache offen mit einem Atomkrieg, sofern die Lenkraketen aus Kuba nicht unverzüglich abgezogen würden. In diesen Tagen stand die Menschheit nah am Rande eines Dritten Weltkriegs, doch da die Sowjets letztendlich einlenkten, entwickelte sich die "Kuba- Krise" zum ersten großen außenpolitischen Erfolg der Kennedy- Administration.
    In Europa hingegen wurde Deutschland durch den "Eisernen Vorhang" geteilt, und seit August 1961 zog sich durch Berlin eine Mauer, der zwar offiziell von der DDR- Führung als "Antifaschistischer Schutzwall" bezeichnet wurde, in Wirklichkeit aber der massiven Abwanderung seiner Bürger in die Bundesrepublik Einhalt gebieten sollte. Vor diesem Hintergrund pochten die Amerikaner weiterhin auf das Recht der Anwesenheit ihrer Truppen in Berlin und zeigten sich dabei kaum kompromißbereit. Kennedy hingegen schickte Jon Jay McCloy in die Sowjetunion und ließ Chruschtschow ausrichten, daß die Vereinigten Staaten zwar formell gegen den Mauerbau protestieren, aber nichts gegen diesen unternehmen würden. Der amerikanische Präsident äußerte in diesem Zusammenhang gegenüber seinem Berater Walt Whitman Rostow: "Ich kann die Allianz (der NATO, d.V.) zusammenhalten, um Westberlin zu verteidigen. Aber ich kann nicht Ostberlin offenhalten".
    Im Juni 1963 kam John F. Kennedy zu einem Staatsbesuch in die Bundesrepublik Deutschland und wurde auf dem Flughafen Köln- Bonn durch Altbundeskanzler Adenauer empfangen. Bereits vor seinem Abstecher nach West- Berlin war er von seinen Eindrücken im wiederaufgebauten Deutschland überwältigt und sagte in diesem Zusammenhang: "Wenn ich einmal das Weiße Haus verlasse, wird mein Nachfolger auf meinem Schreibtisch einen Brief finden mit der Aufschrift: Nur in Augenblicken tiefster Depression zu öffnen. In diesem Brief werden nur drei Worte stehen: Besuchen Sie Deutschland !". Am nächsten Tag landete er in Berlin, wobei er vor dem Schöneberger Rathaus von einer halben Million Menschen umjubelt wurde und die bekannten Worte äußerte: " Vor zweitausend Jahren war der stolzeste Satz: Ich bin ein Bürger Roms. Heute, in der Welt der Freiheit, ist der stolzeste Satz: Ich bin ein Berliner ! Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger Berlins, und deshalb bin ich als freier Mensch stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Berliner..." Es war eine der seltenen scharf formulierten antikommunistischen Reden des amerikanischen Präsidenten, und während seines Besuchs sicherte er Deutschland die volle Unterstützung der USA als alliierte Schutzmacht zu. Noch im gleichen Jahr einigte sich Kennedy mit der Sowjetunion und mit Großbritannien auf ein Abkommen zum Stopp aller Atomtests, womit vor allem die zunehmende atomare Verseuchung der höheren Luftschichten der Erde vermieden werden sollte.
    Die Haltung des amerikanischen Präsidenten zum aufkeimenden Vietnamkrieg blieb dagegen zwiespältig. Anfangs hatte er die Ansicht vertreten, daß der Krieg in Südostasien in erster Linie eine Angelegenheit der Vietnamesen sei. Andererseits widersprach er Kritikern der amerikanischen Südostasienpolitik, die einen Rückzug der amerikanischen Mitärberater aus Vietnam forderten, wobei er die besondere strategische Lage Vietnams "an der Peripherie der kommunistischen Welt" hervorhob. Historiker streiten bis heute darüber, ob Kennedy bereit gewesen wäre, den Krieg im Mekong- Delta zu beenden, wenn er länger gelebt hätte.
    Bereits in den Jahren vor seiner Präsidentschaft galt Kennedy als ausgesprochener Frauenheld, so daß sich selbst die seriöse New York Times zu dem Satz hinreißen ließ: " Die Wirkung, die er auf weibliche Wähler ausübt, ist geradezu unanständig..." In der amerikanischen Öffentlichkeit der frühen 60er Jahre war es ein offenes Geheimnis, daß es eine Reihe von Affären gab. So wurde ihm u.a. eine Liaison mit der damals auf dem Gipfel ihres Ruhms stehenden Schauspielerin Marilyn Monroe nachgesagt. Größere Beachtung fand jedoch seine Ankündigung vor dem amerikanischen Kongreß, daß die erste Landung eines Amerikaners auf dem Mond noch vor dem Jahr 1970 stattfinden werde; eine Prophezeiung, die sich im Sommer 1969 mit der Landung von Apollo 11 auf dem Erdtrabanten tatsächlich erfüllen sollte.
    Um die Ermordung JFK´s am 22. November 1963 ranken sich bis heute zahlreiche Theorien und Interpretationen. An diesem Tag weilte der Präsident anläßlich eines Wahlkampfauftritts in Dallas/ Texas und fuhr in seinem offenen Lincoln über die Dealey Plaza, begleitet von seiner Frau Jackie. Um 12.30 Uhr wurde er von mehreren Gewehrschüssen getroffen, und auch der ihn begleitende Gouverneur John Connally wurde verletzt. Entscheidend war der tödliche Kopfschuß aus dem sechsten Stock eines Schulbuch-Lagerhauses, und obwohl der Präsident bereits dreizehn Minuten nach dem Attentat im Parkland Memorial Hospital eintraf, konnte nur noch sein Tod festgestellt werden. Als seine sterbliche Hülle zum Airport Love Field transportiert wurde, brachte die Kunde vom Attentat das öffentliche Leben in großen Teilen der Welt fast zum Erliegen.
    Inzwischen war ein Verdächtiger namens Lee Harvey Oswald verhaftet worden, der auf dem Weg zu seiner Wohnung einen Polizisten erschossen hatte. Daß Oswald dann auf dem Weg zum Staatsgefängnis von dem Nachtclubbesitzer Jack Ruby im Keller eines Polizeigebäudes erschossen wurde, nährte jahrzehtelange Spekulationen und führte zu den Untersuchungen der "Warren- Kommission". Zur Trauerfeier in Washington am 25. November erschienen fast eine Million Menschen, bevor John F. Kennedy auf dem Nationalfriedhof Arlington beigesetzt wurde.
    Am Tag nach dem Attentat fand der Student William Allan Harper an der Dealey Plaza in Dallas ein Stück menschlichen Schädelknochens, das im Methodist Hospital einwandfrei als John F. Kennedy zugehörig ermittelt werden konnte. In der Zwischenzeit war Kennedy´s Stellvertreter Lyndon B. Johnson als Übergangspräsident vereidigt worden.
    Als John F. Kennedy im Jahre 1961 auf den Stufen des Weißen Hauses seine Amtseid ablegte, galt er nicht nur als der jüngste jemals gewählte amerikanische Präsident, sondern auch als der erste katholische Inhaber dieses Amtes. In den Jahrzehnten nach dem Attentat erhielt das bis dahin strahlende Bild Kennedys erste Kratzer, als zunehmend Details aus seinem Privatleben publik wurden. Tragisch war auch der Tod seines Bruders Robert "Bobby" Kennedy, der am 6. Juni 1968 ebenfalls einem Attentat zum Opfer fiel, als er sich auf die Präsidentschaftswahlen vorbereitete und durch Schüsse eines palästinensischen Einwanderes getötet wurde. JFK´s Ehefrau Jackie heiratete im Jahre 1968 den 23 Jahre älteren griechischen Großreeder Aristoteles Onassis. Ihr Sohn John Jr., der als Dreijähriger am Sarg seines Vaters salutierte, starb als Pilot bei einem Flugzeugunglück auf dem Weg zur Hochzeit seiner Cousine. Seine Schwester Caroline arbeitete unter anderem als Botschafterin der USA in Japan.

    www.youtube.com/watch?v=y65tNfw9VPE

    350

    Dienstag, 29. November 2022, 14:36

    The American Corner - Der Texaner - Lyndon B. Johnson

    Lyndon B. Johnson war in den 60er Jahren für uns Kinder, woher auch immer, neben Papst Paul VI. der Inbegriff von Autorität und Macht. Heute wird seine Amtszeit als 36. Präsident der USA und Nachfolger von John F. Kennedy von vielen Historikern zwiespältig beurteilt. Zwar galt er innenpolitisch durch seine Umsetzung der "Great Society" als großer Sozialreformer, gleichzeitig war er jedoch auch der Hauptverantwortliche für die immer stärker um sich greifende Eskalation des Vietnamkriegs, den viele Angehörige meiner Generation damals hautnah im Fernsehen miterlebt haben.
    Lyndon B. Johnson wurde im Jahre 1908 als ältester Sohn von fünf Kindern auf einer Farm in Stonewall/ Texas, geboren. Seine Familie kam aus kleinen Verhältnissen, war stark christlich geprägt und war über Johnson´s Vater und Großvater Mitglied der Christadelphian- Gemeinde, die sich an an der wortwörtlichen Auslegung der Heiligen Schrift orientierte. Das Nachbarstädtchen Johnson City wurde nach einem Cousin seines Vaters benannt. In dieser Stadt besuchte LBJ auch die Johnson City High School, die er im Jahre 1924 abschloß. Neben seiner schulischen Ausbildung besuchte er Debattierclubs und spielte Baseball. Im Jahre 1926 wechselte LBJ auf die Texas State University, nachdem er zuvor fast zwei Jahre als Tagelöhner in Kalifornien gearbeitet hatte. Seine Zeit als Hochschulstudent verbrachte er mit der Verbesserung seiner rhetorischen Fähigkeiten und mit Themen der Hochschulpolitik. Um seine angespannte finanzielle Lage zu verbessern, arbeitete er zwischenzeitlich auch als Lehrer.
    Im Jahre 1934 besuchte Lyndon B. Johnson für ein Semester das Georgetown University Law Center, um dort Jura zu studieren. Hier lernte er auch Claudia Alta Taylor (1912- 2007) kennen, die seine spätere Frau werden sollte. Nach ihrer Hochzeit zogen sie auf die Familienfarm, die sogenannte LBJ Ranch. Johnsons Initialen LBJ wurden zu seinem persönlichen Markenzeichen und prangten auf seiner Kleidung und etlichen Haushaltsgegenständen der jungen Familie, die in den Folgejahren aus LBJ, seiner Frau und zwei Kindern bestand. Die älteste Tochter Lynda Bird Johnson (geb. 1944) sollte zwischen 1982 und 1986 zur First Lady des Bundesstaates Kalifornien werden.
    Lyndon B. Johnson war als Schürzenjäger ("skirt chaser") bekannt und hatte während seiner Ehe Affären mit verschiedenen Frauen, darunter auch mit seiner späteren politischen Assistentin. Dennoch förderte er während seiner allmählich beginnenden politischen Karriere durchaus auch die Unternehmungen seiner Frau, die 1943 einen Radiosender erwarb und die Rolle der Geschäftsführerin der LBJ Holding Co. ausfüllte. Weitere Unternehmenskäufe folgten, so die eines lokalen TV- Senders, die den Wert der Johnson- Unternehmen langfristig auf einen dreistelligen Millionenwert anstiegen ließen. Vorrangig aus diesen Mitteln konnte LBJ einen Großteil seiner späteren Wahlkämpfe finanzieren.
    Bis zu seiner Vizepräsidentschaft unter Kennedy wechselte Johnson ab den 30er Jahren praktisch durch alle wichtigen politischen Instanzen. So war er durch den Einfluß seines Vaters bereits ab 1931 Justizminister im texanischen Repräsentantenhaus, zwischen 1937 und 1949 war er für den Bundesstaat Texas Mitglied im amerikanischen Repräsentantenhaus, und zwischen 1949 und 1955 bekleidete er das Amt eines US- Senators.
    Um sich die Unterstützung des Südstaatendemokraten zu sichern, bot John F. Kennedy Lyndon B. Johnson im Zuge der Präsidentschaftswahlen von 1960 den Posten des Vizepräsidenten an.Johnson nahm an, beklagte sich während seiner Amtszeit jedoch ständig über seine Machtlosigkeit in diesem Amt, da ihm für seine persönlichen Projekte keine öffentlichen Mittel bewilligt wurden und lediglich seine Aufsicht über das amerikanische Weltraumprogramm Früchte trug. Dahinter stand Methode, da sowohl Kennedy selbst als auch einige seiner Minister sich vor einem zu großen Machtanstieg des politisch sehr geschickten Johnson fürchteten und ihn daher weitgehend in diesem Amt kaltstellten.
    Das Schicksal meinte es jedoch anders mit LBJ , nachdem Kennedy am 22. November 1963 einem Attentat zum Opfer fiel und der bisher weitgehend machtlose Vize das Amt des Präsidenten übernahm. Sofort versprach Johnson eine rückhaltlose Aufklärung der Tat sowie eine Fortsetzung der Politik Kennedys. Dennoch kursieren bis heute Verschwörungstheorien, nach denen LBJ Kennedy ermorden ließ, um selbst das höchste Staatsamt übernehmen zu können.
    Zum Erstaunen der interessierten Öffentlichkeit blieben unter LBJ sämtliche Minister der Kennedy- Administration auf ihren Posten, selbst Robert "Bobby" Kennedy behielt das Amt des US- Justizministers. Noch im Jahre 1963 setzte Johnson Kennedys Vorhaben einer Steuersenkung im Senat durch und eröffnete gleichzeitig den "War on Poverty", ein politisches Programm, das Unterschichtsfamilien leichteren Zugang zu Bildung und medizinischer Hilfe ermöglichen sollte. Damit einhergehend ermöglichte er die Umsetzung des "Civil Rights Acts" von 1964, der erstmals Diskriminierung aufgrund von Religion, Geschlecht oder ethnischer Zugehörigkeit unter Strafe stellte. Sämtliche Pläne über Bürgerrechte, Armutsbekämpfung, Umweltschutz und vieles mehr faßte Johnson unter dem Begriff "The Great Society" zusammen und zog damit in den Präsidentschaftswahlkampf.
    Im Jahre 1964 wurde Lyndon B. Johnson in seine zweite Amtszeit als Präsident gewählt und setzte umgehend den "War on Poverty" fort, der für eine beachtliche Schrumpfung der Armutsquote in den USA von 23 auf 12 Prozent sorgte. Teil dieses Programms war auch die automatische Krankenversicherung älterer Mitbürger über die Sozialversicherung. Von Armut betroffene sollten vom staatlichen Krankenversicherungssystem Medicaid betreut werden, eine Einrichtung, die noch heute existiert.
    Trotz intensiver Bemühungen schaffte es die Johnson- Administration nicht, die zivilen Unruhen zu deeskalieren, denn gerade in den "Hoods" mit einem hohen Bevölkerungsanteil an Schwarzen kam es immer wieder zu gewalttätigen Ausschreitungen, die zudem vermehrt Todesopfer forderten. Mit der Ermordung Martin Luther Kings am 4. April 1968 eskalierte die Situation vollends und es kam zu zahlreichen Aufständen in mehreren hundert Städten. Johnson versuchte zwar zu deeskalieren und zeigte Verständnis für die Situation der Schwarzen in Amerika, jedoch kam es immer wieder zu weiteren Unruhen in den USA, die auch über seine Amtszeit hinausgingen.
    In der Außenpolitik prägte kaum ein anderes Ereignis Johnson´s Amtszeit wie der Vietnamkrieg. Bereits seit den 50er Jahren vertrat er einen harten Kurs gegen sämtliche kommunistische Staaten und verfocht die Ansicht, daß Vietnam ein zu wichtiger strategischer Punkt im Kampf der politischen Ideologien sei, um dieses Land vollends der Eroberung durch die Kommunisten zu überlassen. Die Eskalation des Kriegs ab 1964/65 führte zu einem verstärkten Einsatz amerikanischer Truppeneinheiten und intensivierten Bombenangriffen. In den Folgejahren sank die Zustimmung großer Teile der amerikanischen Bevölkerung zu diesem Krieg immer weiter, und im ganzen Land kam es zu Friedensdemonstrationen vorwiegend jüngerer Menschen, die als "68er Bewegung" in die Geschichte eingingen.
    Nicht zuletzt die massiven Proteste gegen Johnson´s Vietnampolitik führten zu seiner Amtsmüdigkeit und zu seiner Ankündigung vor der Präsidentschaftswahl im Jahre 1968, auf eine weitere Amtszeit verzichten zu wollen. Als eine seiner letzten Amtshandlungen wollte er einen potentiellen Frieden mit Nordvietnam aushandeln, um seinem Nachfolger einen leichteren Start zu ermöglichen. Die Friedensgespräche begannen im Mai 1968 mit Nord- und Südvietnam und wurden unter Johnson´s Nachfolger Richard M. Nixon bis Anfang 1973 fortgeführt. Gleichzeitig ließ LBJ die Bombenangriffe auf Nordvietnam im März 1968 zum größten Teil und ab Oktober 1968 vollständig einstellen. Die Forderung der amerikanischen Militärführung in diesem Zeitrahmen, noch mehr Truppen und Material nach Vietnam zu schicken, wies Johnson zurück.
    Nach dem Ende seiner Amtszeit ließ sich der gesundheitlich angeschlagene Lyndon B. Johnson wieder in Texas nieder und kommentierte das aktuelle politische Geschehen nur noch gelegentlich. Hingegen schrieb er seine Memoiren, die im November 1971 unter dem Titel "The Vantage Point" (Meine Jahre im Weißen Haus) erschienen. Weniger als vier Jahre nach seinem Rückzug aus dem Weißen Haus erlag Johnson im Januar 1973 auf seiner Ranch in Stonewall/ Texas einem Herzinfarkt. Das Areal besteht heute aus einem Museum sowie einem "National Historic Park".
    Heutige Historiker loben vor allem Johnson´s beachtliche innenpolitische Leistungen. Seine teilweise nachhaltigen Reformen brachten enorme Verbesserungen bei den Bürgerrechten und im Sozialwesen mit sich. Johnson´s politische Tragik lag vielleicht darin, daß er die Widerstandskraft der Nordvietnamesen völlig unterschätzt hatte und zu spät erkannte, daß sich die amerikanische Gesellschaft in den 60er Jahren nicht zuletzt durch den Generationenwechsel zu verändern begann.

    www.youtube.com/watch?v=MpASCHYzkKE

    351

    Mittwoch, 30. November 2022, 00:55

    RE: Die gecancelte Miniserie

    Wir haben sdie TV Serie "The Kennedys" (2011) auf DVD. Allerdings fand ich es nicht so gut wie den aelteren Vierteiler mit Martin Sheen und Blair Brown.
    Die Presse war damals in den fruehen 60er Jahren eine ganz andere als seit den Tagen von Princess Di. Von daher hatte der US Praesident nichts zu befuerchten.
    Ich las Dutzende von Buechern ueber JFK, Jackie Kennedy und Marilyn Monroe, darin wird ein Telefonat zwischen den beiden Frauen erwaehnt. Jackie wusste also damals schon von MM.
    Aus der von mir oben verlinkten Doku geht u.a. auch hervor, daß in den USA 2011 eine Miniserie mit dem Titel "Die Kennedys" an den Start gehen sollte, gegen deren Ausstrahlung die Kennedytochter allerdings massiv und letztlich auch erfolgreich juristisch vorgegangen ist. Meines Wissens wurde die Reihe bis heute nicht gezeigt.
    Erstaunlich ist auch das trotz seiner gesundheitlichen Einschränkungen sehr "reichhaltige" Liebesleben von JFK. Einer seiner ehemaligen Leibwächter beschwerte sich in der o.a. Doku bitterlich darüber, daß noch nie in der Geschichte der USA sich ein Präsident durch seine zahllosen Affären derart angreifbar gemacht hätte. Aus heutiger Sicht erstaunlich, daß Jackie ihm trotzdem die Treue gehalten hat, allerdings waren die Zeiten und das Rollenverständnis der meisten damaligen Frauen auch noch anders. Laut Tenor der Doku soll es sich im übrigen nicht um eine Liebesheirat gehandelt haben... :whistling:

    352

    Mittwoch, 30. November 2022, 01:13

    RE: The American Corner - Der Popstar unter den Präsidenten - John F. Kennedy (II)

    Ich glaube nicht, dass der toedliche Schuss von Lee Harvey Oswald abgegeben wurde. Robert Groden bewies glaubwuerdig in seinem Buch "The Killing of a President", dass der toedliche Schuss von vorn aus dem Gulli unterhalb des grassy knoll kam.
    Die Schaedeldecke des Praesidenten flog vom Auto weg (vom 6. Stock des school book depository waere die Kugel von hinten in den Schaedel eingedrungen). Jackie kletterte ja auf den Kofferraumdeckel, um die Schaedeldecke einzusammeln, wie man im Zapruder Film sehen kann.

    Wie sich spaeter herausstellte, fuehrt ein unterirdischer Gang vom Gulli bis hinter den grassy knoll (also hinter den Zaun zu den Bahngleisen).
    Auch in der umstrittenen zehnteiligen TV Serie von 2003 "The Men who killed Kennedy" (deren 10. Teil leider nicht ausgestrahlt wurde, weil er den wirklichen Attentaeter verriet) wird diese Meinung vertreten, dass rein anatomisch Oswald's Schuss nicht die Schaedeldecke in die Richtung fliegen lassen konnte, in die sie nun mal geflogen ist. Das war nur von unterhalb des grassy knoll moeglich.
    Warum die Warren Kommission nicht zum selben Schluss gekommen ist, werde ich nie verstehen.
    Angeblich werden 2035 die wahren Hintergruende des 22.11.63 veroeffentlicht. Bis dahin werden sie den Kindern von JFK zuliebe geheimgehalten. Noch 13 Jahre...
    Um die Ermordung JFK´s am 22. November 1963 ranken sich bis heute zahlreiche Theorien und Interpretationen. An diesem Tag weilte der Präsident anläßlich eines Wahlkampfauftritts in Dallas/ Texas und fuhr in seinem offenen Lincoln über die Dealey Plaza, begleitet von seiner Frau Jackie. Um 12.30 Uhr wurde er von mehreren Gewehrschüssen getroffen, und auch der ihn begleitende Gouverneur John Connally wurde verletzt. Entscheidend war der tödliche Kopfschuß aus dem sechsten Stock eines Schulbuch-Lagerhauses, und obwohl der Präsident bereits dreizehn Minuten nach dem Attentat im Parkland Memorial Hospital eintraf, konnte nur noch sein Tod festgestellt werden. Als seine sterbliche Hülle zum Airport Love Field transportiert wurde, brachte die Kunde vom Attentat das öffentliche Leben in großen Teilen der Welt fast zum Erliegen.
    Inzwischen war ein Verdächtiger namens Lee Harvey Oswald verhaftet worden, der auf dem Weg zu seiner Wohnung einen Polizisten erschossen hatte. Daß Oswald dann auf dem Weg zum Staatsgefängnis von dem Nachtclubbesitzer Jack Ruby im Keller eines Polizeigebäudes erschossen wurde, nährte jahrzehtelange Spekulationen und führte zu den Untersuchungen der "Warren- Kommission". Zur Trauerfeier in Washington am 25. November erschienen fast eine Million Menschen, bevor John F. Kennedy auf dem Nationalfriedhof Arlington beigesetzt wurde.
    Am Tag nach dem Attentat fand der Student William Allan Harper an der Dealey Plaza in Dallas ein Stück menschlichen Schädelknochens, das im Methodist Hospital einwandfrei als John F. Kennedy zugehörig ermittelt werden konnte. In der Zwischenzeit war Kennedy´s Stellvertreter Lyndon B. Johnson als Übergangspräsident vereidigt worden.
    Als John F. Kennedy im Jahre 1961 auf den Stufen des Weißen Hauses seine Amtseid ablegte, galt er nicht nur als der jüngste jemals gewählte amerikanische Präsident, sondern auch als der erste katholische Inhaber dieses Amtes. In den Jahrzehnten nach dem Attentat erhielt das bis dahin strahlende Bild Kennedys erste Kratzer, als zunehmend Details aus seinem Privatleben publik wurden. Tragisch war auch der Tod seines Bruders Robert "Bobby" Kennedy, der am 6. Juni 1968 ebenfalls einem Attentat zum Opfer fiel, als er sich auf die Präsidentschaftswahlen vorbereitete und durch Schüsse eines palästinensischen Einwanderes getötet wurde. JFK´s Ehefrau Jackie heiratete im Jahre 1968 den 23 Jahre älteren griechischen Großreeder Aristoteles Onassis. Ihr Sohn John Jr., der als Dreijähriger am Sarg seines Vaters salutierte, starb als Pilot bei einem Flugzeugunglück auf dem Weg zur Hochzeit seiner Cousine. Seine Schwester Caroline arbeitete unter anderem als Botschafterin der USA in Japan.

    www.youtube.com/watch?v=y65tNfw9VPE

    353

    Mittwoch, 30. November 2022, 12:51

    Wer erschoß John F. Kennedy ?

    In der von mir verlinkten Doku wird u.a. die Behauptung aufgestellt, daß dem amerikanischen Präsidenten letztendlich sein Rückenkorsett zum Verhängnis gworden ist. Während der texanische Gouverneur sofort nach vorne gekippt ist, blieb JFK nach dem ersten Treffer weiterhin aufrecht im Fahrzeug sitzen und bot so ein leichtes Ziel.
    Meine bescheidene Vermutung geht dahin, daß Kennedy im Auftrag des militärisch- industriellen Komplexes hingerichtet wurde, vor dem bereits Eisenhower in seiner Abschiedsrede gewarnt hatte. Durch die Eskalation des Vietnamkriegs haben sich die amerikanischen Rüstungskonzerne eine goldene Nase verdient, eine Entwicklung, die Kennedy möglicherweise verhindern wollte.

    354

    Mittwoch, 30. November 2022, 14:56

    The American Corner - Präsident "Tricky Dick" - Richard M. Nixon

    Richard M. Nixon ist vielen Nachgeborenen als 37. Präsident der Vereinigten Staaten vor allem durch die filmische Umsetzung der Watergate- Affäre und die sich daraus entwickelnden Konsequenzen bekannt geworden. Als Mitglied der Republikanischen Partei ist er bis heute der einzige US- Präsident, der von seinem Amt zurückgetreten ist.
    Richard M. Nixon wurde im Jahre 1913 in Yorba Linda /Kalifornien, geboren. Seine Eltern, Francis Anthony Nixon und Hannah Milhous Nixon erzogen ihren Sohn im Sinne eines evangelikalen Quäkertums. Die Familie pflegte einen von Alkohol abstinenten Lebensstil und lehnte Vergnügungen wie Glücksspiel, Tanzen und selbst das Fluchen ab. Nixons Vater besaß einen eigenen Lebensmittelladen, in dem, wie damals noch üblich, auch "Gasoline" verkauft wurde und den er eigenhändig gebaut hatte. Seine spätere Frau Patricia Ryan (1912- 1993) lernte er im Jahre 1938 in einem Amateurtheater kennen. Das Paar heiratete 1940 im Mission Inn in Riverside und bekam zwei Töchter, von denen Julie Nixon (geb. 1948 ) mit einem Enkel von Dwight D. Eisenhower verheiratet ist.
    Richard Nixon besuchte die Fullerton High School und erhielt dort eine hohe Auszeichnung durch den kalifornischen Harvard- Club. Dieser Preis hätte sämtliche Studiengebühren an der Harvard- University beglichen, doch konnte die Familie die dadurch entstehenden Folgekosten wegen der kranken Brüder nicht aufbringen. Anstelle von Harvard besuchte Nixon daher das Quäker- College von Whittier, wo er seine eigene Studentenverbindung gründete. Nach seinem Abschluß als zweitbester Collegeabsolvent begann er sein Jurastudium an der Duke University, wobei ein nicht weiter verfolgter Einbruch in das Büro des Dekans später spöttisch als "Nixons erster Einbruch" bezeichnet wurde. Sein Examen an der Duke University bestand Nixon als Drittbester seines Jahrgangs. Da es in den Jahren der "Great Depression" äußerst schwer war, einen Job in einer der begehrten New Yorker Kanzleien zu finden, begann er seine Tätigkeit zunächst bei einem kleinen kalifornischen Anwalt.
    Im Zweiten Weltkrieg leistete Richard Nixon seinen Dienst als Nachschuboffizier bei der US- Navy und stieg dabei bis in den Rang eines Lieutenant Commanders auf.
    Bereits im Jahre 1946 schaffte Nixon als Kandidat der Republikaner den Einzug in den amerikanischen Kongreß. Behilflich war ihm dabei neben seinen Parteifreunden sein rhetorisches Talent, das ihm insbesondere die Sympathien von Teilen der amerikanischen Arbeiterschaft einbrachte. Nixon galt zu dieser Zeit als strammer Antikommunist und gelangte so während der McCarthy- Ära in den "Ausschuß für unamerikanische Umtriebe". In einer damals spektakulären Verhandlung, bei der ein ehemaliger Mitarbeiter des State Departments der Spionage für die UdSSR bezichtigt wurde, setzte sich Nixon nachdrücklich für den einzigen Belastungszeugen ein, obwohl dieser sich in zahlreiche Widersprüche verwickelt hatte. Durch diesen aufsehenerregenden Prozeß wurde Nixon landesweit bekannt und im Jahre 1951 zum Senator von Kalifornien gewählt. Im Wahlkampf schreckte er nicht davor zurück, Mitbewerber als Sympathisanten der Kommunisten zu verunglimpfen, was zu einem nicht unerheblichen Teil zu seinem Sieg beitrug. Schachzüge dieser Art brachten ihm bereits in den 50er Jahren seinen Spitznamen "Tricky Dick" ein.
    Zwischen 1953 und 1961 war Richard Nixon Vizepräsident unter Dwight D. Eisenhower, ein Amt, daß ihm kaum Einflußmöglichkeiten bot und in dem er sich mehrfach gegen den Vorwurf der Korruption verteidigen mußte.
    Die Präsidentschaftswahl von 1960 bescherte ihm als Kandidaten der Republikaner dagegen eine äußerst knappe Niederlage gegenüber John F. Kennedy, worauf er zornentbrannt erkärte, daß er sich aus der Politik zurückziehen würde; eine Äußerung, die er schon bald revidierte. Stattdessen kandidierte er im Jahre 1968 erneut für das Präsidentenamt und gewann die Wahl im November mit 43,4 Prozent der Wählerstimmen und 301 Wahlmännerstimmen gegen seinen politischen Gegner Hubert Humphrey.
    Das Präsidentenamt bekleidete Nixon zwischen 1969 und 1974. Bereits während seiner Zeit als Vizepräsident unter Eisenhower hatte er eine latente Abneigung gegen die dort üblichen Kabinettssitzungen entwickelt und war infolge bestrebt, mithilfe seiner engsten Berater weitgehend selbst zu regieren, darunter Bob Haldeman als Stabschef, Henry Kissinger für Sicherheit und Außenpolitik, sowie John Ehrlichman für Innere Angelegenheiten. Eine der größten außenpolitischen Aufgaben bestand in der Lösung des immer noch andauernden Vietnamdebakels. Statt die bereits begonnenen Friedensverhandlungen fortzuführen, erfolgten zunächst unilaterale Gespräche mit dem autoritär- korrupten Regime Südvietnams, wobei der Krieg gleichzeitig zwecks Zerschlagung der nordvietnamesischen Nachschublinien auf Laos und Kambodscha ausgeweitet wurde. Im Jahre 1973 wurde schließlich nach langwierigen Verhandlungen der Friedensvertrag unterzeichnet, der in den Augen vieler damaliger Zeitzeugen einer "gesichtswahrenden Kapitulation" der USA glich.
    Unter der Nixon- Administration wurden mehrere Behörden neu gegründet, darunter auch die "Environmental Protection Agency" als oberste Umweltschutzbehörde. Gleichzeitig ließ Nixon im Rahmen der "Affirmative Action" ein Quotensystem für die Beschäftigung von Frauen und ethnischen Minderheiten festlegen, was bei der amerikanischen Bevölkerung in den Folgejahren nicht immer auf Gegenliebe stieß, da dieses System Einstellungen nach Kenntnissen und Fähigkeiten zumindest teilweise unterminierte. Ein großes Anliegen war sein "War on Drugs", der sich allerdings neben der aktiven Drogenbekämpfung insbesondere von Heroin und Marihuana auch gegen Afroamerikaner und linke Kriegsgegner richtete, die als besonders aktive Drogenhändler und- konsumenten galten.
    Finanzpolitisch gaben die USA unter der Nixon- Administration im Jahre 1971 die Golddeckung des Greenbacks endgültig auf, nachdem insbesondere die Rüstungsausgaben explodiert waren und sich der amerikanische Dollar in den Folgejahren zu einer der zahlreichen "Weichwährungen" entwickeln sollte. Die Aufgabe der Goldkonvertierung löste den sog. "Nixon- Schock" aus und war ein großer Schritt hin zum endgültigen Ende des Systems von Bretton Woods im Jahre 1973.
    Außenpolitisch feierte Nixon seine größten Erfolge, da er um Entspannungspolitik und Abrüstung bemüht und gleichzeitig der erste amerikanische Präsident war, der zu Staatsbesuchen in die UdSSR und in die Volksrepublik China reiste. 1972 traf Nixon in Peking ein und führte u.a. Gespräche mit Mao Tsedong, die als Höhepunkt der sogenannten "Ping Pong- Diplomatie" galten. Vereinbart wurde eine Normalisierung der diplomatischen Beziehungen und der Abzug amerikanischer Truppen aus Taiwan. Kurze Zeit darauf traf Nixon in Moskau ein und untereichnete mit Breschnew das Rüstungsbegrenzungsabkommen SALT 1.
    Richard Nixon´s politischer Genickbruch entwickelte sich durch die "Watergate- Affäre", die nach dem in Washington gelegenen Gebäudekomplex benannt wurde, in dem sich in den frühen 70er Jahren das Hauptquartier der Demokratischen Partei befand. Im Juni 1972 wurde dort fünf nächtliche Einbrecher verhaftet, die Abhörwanzen installiert und Dokumente fotografiert hatten. Diese Ereignisse standen im Zusammenhang mit den im November 1972 anstehenden Präsidentschaftswahlen , bei denen Nixon erneut für die Republikaner antreten wollte. Bevor erste Verdachtsmomente publik wurden, konnte Nixon diese Wahl mit über 60 Prozent der Stimmen gegen seinen Herausforderer George McGovern für sich entscheiden. Was folgte, waren umfangreiche Ermittlungen des FBI, bei denen weitere Vergehen ans Licht kamen, die im Auftrag und mit Wissen des Weißen Hauses erfolgt waren. Während Nixon lavierte und die Ermittlungen des FBI aus naheliegenden Gründen kaum unterstützte, leitete das Repräsentatenthaus ein Impeachment- Verfahren gegen den amerikanischen Präsidenten ein. Da mehr als zwei Drittel der Senatoren dieses Verfahren unterstützten, erklärte Richard Nixon am 9. August 1974 seinen vorzeitigen Rücktritt, um einer Amtsenthebung zuvorzukommen.
    Nur einen Monat nach seinem freiwilligen Rücktritt wurde Richard Nixon von seinem Nachfolger Gerald Ford begnadigt. Diese Begnadigung galt für "alle Verstöße gegen die Vereinigten Staaten, die er begangen hat oder begangen haben könnte, oder an denen er beteiligt war". Diese Ausstellung eines "Persilscheins" durch Nixons ehemaligen Vizepräsidenten war in der amerikanischen Bevölkerung äußerst umstritten, woran auch seine zwischenzeitliche schwere Venenerkrankung nichts änderte. Hinzu kamen eine Reihe von zivilrechtlichen Klagen seiner politischen Gegner sowie der Ausschluß aus den staatlichen Anwaltskammern, die das Leben des Ex- Präsidenten in finanzieller Hinsicht äußerst schwierig machte. Um dem entgegenzuwirken, schrieb er mehrere Bücher , so u.a. auch seine Memoiren, verkaufte seinen kalifornischen Wohnsitz in San Clemente und zog nach New York um, wo er zunächst noch als "Ausgestoßener" des politischen Systems galt. Nixon war dagegen bemüht, sich durch seine Veröffentlichungen ein neues Image als "Elder Statesman" aufzubauen, was ihm teilweise auch gelang. Im Jahre 1985 wurde Nixon als auswärtiges Mitglied in der "Académie des Beaux- Arts" bestätigt.
    Am 22. April 1994 verstarb Richard M. Nixon im Alter von 81 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls, nachdem seine Frau Pat Nixon bereits 1993 verstorben war. Ein wenig schäbig erscheint aus heutiger Sicht, daß er ohne ein offizielles Staatsbegräbnis in seinem Geburtsort Yorba Linda /Kalifornien beigesetzt wurde. Dennoch nahmen an der Zeremonie sowohl der damalige amtierende amerikanische Präsident Bill Clinton als auch Gerald Ford, Jimmy Carter, Ronald Reagan und George Bush teil. Neben seinem Elternhaus wurde später das Museum "Richard Nixon Library & Birthplace" errichtet, das heute für Besichtigungen öffentlich zugänglich ist.

    www.youtube.com/watch?v=P4Cqq7NgmUQ

    355

    Mittwoch, 30. November 2022, 16:48

    RE: The American Corner - Präsident "Tricky Dick" - Richard M. Nixon

    Was fand denn 1973 in Bretton Woods am Mount Washington in New Hampshire statt?
    Ich kenne lediglich die beruehmte Bretton Woods Conference aus dem WW II.
    Schritt hin zum endgültigen Ende des Systems von Bretton Woods im Jahre 1973.

    356

    Mittwoch, 30. November 2022, 17:15

    Das Ende von Bretton Woods 1973

    @Chrissie777 Das Ende von Bretton Woods bedeutete die Aufgabe des Weltwährungssystems von 1944 mit dem US- Dollar als Ankerwährung und den Schwankungen der angegliederten Währungen in nur geringen Bandbreiten. Wir Babyboomer können uns vielleicht noch daran erinnern, das der Dollar in den 60ern ziemlich konstant bei etwa 1:4 gegenüber der DM lag. In den 70ern änderte sich das dann dramatisch.

    357

    Donnerstag, 1. Dezember 2022, 00:40

    RE: Das Ende von Bretton Woods 1973

    Stimmt, ein Dollar war damals 4 DM.
    Als ich 1988 die erste USA Reise unternahm, zahlte ich noch 1,80 DM fuer jeden Dollar.
    Heute sind die Schwankungen zwischen beiden currencies so gross, dass die 49 € Rentenerhoehung keinerlei Auswirkungen auf meine deutsche Rente hat. ;( ;( ;(
    @Chrissie777 Das Ende von Bretton Woods bedeutete die Aufgabe des Weltwährungssystems von 1944 mit dem US- Dollar als Ankerwährung und den Schwankungen der angegliederten Währungen in nur geringen Bandbreiten. Wir Babyboomer können uns vielleicht noch daran erinnern, das der Dollar in den 60ern ziemlich konstant bei etwa 1:4 gegenüber der DM lag. In den 70ern änderte sich das dann dramatisch.

    358

    Samstag, 3. Dezember 2022, 14:50

    The American Corner - Der nichtgewählte Präsident - Gerald Ford

    Gerald Ford war bis heute der einzige Präsident der USA, der nicht von seinen Bürgern ins Amt gewählt wurde. Er übernahm diese Position im Sommer 1974, nachdem sein Vorgänger Richard Nixon im Zuge der Watergate- Affäre zurückgetreten war. Zuvor wurde Ford im Herbst 1973 zum Vizepräsidenten ernannt, nachdem Spiro Agnew (1913- 1994) wegen einer Bestechungsgeld- Affäre von diesem Posten zurücktreten mußte.
    Gerald Ford wurde 1913 in Omaha/ Nebraska als Leslie Lynch King geboren. Kurz nach seiner Geburt verließ seine Mutter ihren Mann, da dieser alkoholabhängig war und zu Gewalttätigkeiten neigte. Einige Jahre später lernte sie Gerald Rudolff Ford kennen, den sie 1917 ehelichte und der den Sohn aus ihrer ersten Beziehung adoptierte. Während seiner Jugend lebte Gerald Ford zweitweise in Illinnois und in Michigan und besuchte eine High School in Grand Rapids, die er im Jahre 1931 als einer der Jahrgangsbesten abschloß. Nach seinem Schulabschluß studierte Ford zunächst Wirtschaftswissenschaften und im Anschluß Rechtswissenschaften an der University of Michigan. Dieses Studium schloß er 1941 allerdings nicht mehr in Michigan, sondern an der renommierten Yale University ab.
    Nach seinem Studienabschluß kehrte Gerald Ford nach Grand Rapids zurück, um dort gemeinsam mit einem Freund eine Anwaltskanzlei zu eröffnen. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor und dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg meldete sich Ford freiwillig bei der US- Navy, wo er zunächst als Ausbilder für Rekruten sowie als Sporttrainer arbeitete, bis er im Jahre 1943 endgültig in den aktiven Dienst der amerikanischen Marine trat. Im Oktober 1945 wurde er zum Lieutenant Commander befördert und blieb der Marine noch ein knappes halbes Jahr treu, bis er 1946 seinen Dienst quittierte.
    Nach seiner Rückkehr aus der Navy engagierte sich Gerald Ford immer stärker auf lokaler Ebene in der Republikanischen Partei. So leitete er bereits 1947 eine Organisation in Grand Rapids, die sich für lokale Verwaltungsreformen einsetzte.
    Im Jahre 1948 heiratete Gerald Ford seine Verlobte Betty Ford (1918- 2011) in der Grace Episcopal Church in Fords Heimatstadt Grand Rapids. Das Ehepaar bekam die vier gemeinsamen Kinder Michael Gerald (geb. 1950), John Gardner (geb. 1952), Steve Meigs (geb. 1956) und Susan Elizabeth (geb. 1957). Im gleichen Jahr kandidierte er bei den Kongreßwahlen für das Repräsentantenhaus und wurde tatsächlich mit überraschender Mehrheit bei der parteiinternen Vorwahl als Kandidat ausgewählt, sodaß er bei den Wahlen im November 1948 antreten konnte. Diese gewann er mit deutlicher Mehrheit, was weniger seiner Popularität, sondern der Tatsache geschuldet war, daß sein Wahlbezirk in Michigan sehr republikanisch geprägt war.
    Im Jahre 1949 zog Gerald Ford dann als Abgeordneter in das Repräsentantenhaus ein und wurde bis 1972 regelmäßig wiedergewählt. Während seiner Zeit als Abgeordneter wurde Ford von seinen Amtskollegen durchaus geschätzt und galt als stetiger Anwärter auf die Position des Gouverneurs von Michigan, ein Amt, das er jedoch stets ablehnte.
    Im November 1963 wurde Gerald Ford von Lyndon B. Johnson in die Warren- Kommission berufen, die der Aufklärung des Mordes an John F. Kennedy dienen sollte. Insbesondere Ford fiel die Aufgabe zu, sich mit der Biografie von Lee Harvey Oswald zu beschäftigen, wodurch er den Amerikanern landesweit bekannt wurde.
    Nach der Wahl zum Repräsentantenhaus im Jahre 1964, die für die Republikaner mit einer deutlichen Niederlage endete, wurde Ford zum neuen Fraktionsführer der Republikaner gewählt und löste damit Charles A. Halleck ab. Während seiner Zeit als Fraktionschef setzte er sich insbesondere für die Gleichstellung der Afroamerikaner in den Vereinigten Staaten ein und stimmte für die Aufhebung der Rassentrennung, für den Civil Rights Act von 1964 und für den Voting Rights Act von 1965.
    Im Oktober 1973 gab Vizepräsident Spiro Agnew seinen Rücktritt bekannt, da ihn zahlreiche Bestechungsvorwürfe belasteten. Auf Empfehlung seiner Berater entschied sich Richard Nixon schließlich, sich für Gerald Ford zu entscheiden. Nachdem er im November/ Dezember 1973 die Zustimmung von Senat und Repräsentantenhaus erhielt, wurde Ford als Vizepräsident vereidigt, eine Zeit, in der er loyal zu Nixon stand. Darüber hinaus verfolgte er das Ziel, mit öffentlichen Auftritten verlorengegangenes Vertrauen der Amerikaner in die Bundesregierung zu erneuern.
    Nachdem "Watergate" das öffentliche Ansehen Richard Nixons bereits stark geschädigt hatte, leitete das Repräsentantenhaus ein Amtsenthebungsverfahren gegen den Präsidenten ein. Noch vor Abschluß dieses Verfahrens gab Nixon am 8. August 1974 seinen vorzeitigen Rücktritt bekannt. Wie in der amerikanischen Verfassung vorgesehen, übernahm Gerald Ford dessen Amt und wurde damit zum ersten Präsidenten, der nicht von der Bevölkerung in dieses Amt gewählt wurde. Während seiner Präsidentschaft hatte er die Aufgabe, die schwere Vertrauenskrise der amerikanischen Öffentlichkeit gegenüber der Bundesregierung zu bewältigen. Dieses Vertrauen war nicht allein durch "Watergate", sondern vor allem durch den eskalierenden Vietnamkrieg sowie durch illegale Aktivitäten der US- Geheimdienste beschädigt. Außerdem hatte Ford mit gravierenden wirtschaftlichen Problemen wie dem ersten Ölpreisschock, dem Ende der jahrzehntelangen Hochkonjunktur sowie einer galoppierenden Inflation zu kämpfen. Zudem hatte er zu entscheiden, ob Richard Nixon wegen seiner Amtsvergehen angeklagt oder begnadigt werden sollte. Am 8. September 1974 entschied sich Ford für das "Nixon- Pardon", eine Entscheidung, die damals sehr umstritten war, die von jüngeren Historikern allerdings in der historischen Rückschau als die richtige Entscheidung zum Wohle des Landes angesehen wird.
    Bei den Präsidentschaftswahlen 1976 trat Gerald Ford als Kandidat der Republikaner gegen den Demokraten Jimmy Carter an. Bei den parteiinternen Vorwahlen der Republikaner erhielt er eine ungewöhnlich starke Konkurrenz in der Person von Ronald Reagan, der Ford zu liberale Einstellungen vorhielt. Hauptthemen dieses Wahlkampfes waren die zunehmend prekäre wirtschaftliche Lage, die Außenpolitik sowie immer noch die Nachwehen der Watergate- Affäre. Gerald Ford verlor die Wahl überraschend knapp und zog sich anschließend in sein Privatleben zurück, blieb jedoch in seiner Funktion als "elder statesman" geschätzt.
    Obwohl Ford nur ca. zweieinhalb Jahre das Amt des Präsidenten bekleidete, wird er in den heutigen USA weitgehend für seine Amtsführung nach "Watergate" gelobt. In der Öffentlichkeit galt er dagegen oft als etwas linkisch und tollpatschig. So glitt er 1975 anläßlich seines Österreich- Besuchs auf der Gangway der "Air Force One" aus und fiel diese hinab. Auch stieß der großgewachsene Ford gelegentlich gegen den Ausstiegsrahmen der "Air Force One" oder rempelte Personen ohne Vorsatz an, was die Medien zu zahlreichen Persiflagen veranlaßte.
    Gerald Ford starb am 26. Dezember 2006 in seinem Haus in Kalifornien. Er war einer von nur sechs Ex- Präsidenten, die das Alter von neunzig Jahren überschreiten konnten. Seine Grabstätte befindet sich in Grand Rapids/ Michigan auf dem Gelände des Gerald Ford Presidential Museum.

    www.youtube.com/watch?v=RppUlt7KCPE

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    Sonntag, 4. Dezember 2022, 17:01

    The American Corner - Der gescheiterte Präsident - Jimmy Carter

    Inwieweit die weitgehend gescheiterte Präsidentschaft des 39. amerikanischen Präsidenten vorwiegend äußeren Umständen oder auch einem Mangel an Führungsstärke zuzuschreiben ist, ist bis heute unter Historikern je nach politischer Ausrichtung umstritten. Fest steht, daß Jimmy Carter im Jahre 1976 als Kandidat gegen das politische Establishment galt und die Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten am 2. November relativ knapp gegen Gerald Ford gewann. Seine Amtszeit galt als wenig erfolgreich; dennoch fand er in den Jahrzehnten danach sein Lebensthema und wurde dafür im Jahre 2002 mit dem Nobelpreis geehrt.
    James Earl Carter galt in vielfacher Hinsicht in der amerikanischen Öffentlichkeit als "Kandidat aus dem Nirgendwo". Als der mittelgroße Mann mit dem stets freundlichen Lächeln aus dem Dörfchen Plains/ Georgia sich auf seinen Karriereweg in das Weiße Haus begab, stellte er sich vor laufenden Kameras Bürgern in Supermärkten und an Fabriktoren mit den Worten vor: "Hallo, ich bin Jimmy Carter und will Präsident werden." Die spöttischen Gegenfragen lauteten dann oft u.a. "Jimmy wer ?" oder "Präsident von was ?" Diese Antworten waren zwar nicht für die Kameras inszeniert, aber bewußt provoziert, denn gänzlich unbekannt war Carter auch Ende 1974 nicht, denn immerhin amtierte er bereits seit 1971 bis 1975 als Gouverneur des US- Bundesstaates Georgia.
    Dennoch war Carter, verglichen mit anderen Kandidaten bei früheren Präsidentschaftswahlen, eine eher unbekannte Größe. Das lag vor allem daran ,daß ihm der übliche Karriereweg eines Berufspolitikers fehlte. Weder hatte Carter je eine politische Funktion im Washingtoner Politikbetrieb innegehabt, noch war er Abgeordneter oder Senator auf Bundesebene gewesen. Aus diesem Grund hatte er bei der Verkündigung seiner Präsidentschaftskandidatur größten Wert auf sein innenpolitisches Programm gelegt, die den Durchschnittsamerikaner meist kaum interessierende Außenpolitik spielte fast keine Rolle bei seinen Wahlreden.
    Von daher war es schon fast ein Treppenwitz der Weltgeschichte, daß ausgerechnet Jimmy Carter für seine politischen Leistungen den Friedensnobelpreis bekam. Denn seine Präsidentschaft, die er am 2. November 1976 durch einen Überraschungssieg über Gerald Ford errang, galt sowohl innen- als auch außenpolitisch als wenig erfolgreich.
    Der Lebenslauf von James Earl Carter Jr. galt während des Wahlkampfes von 1976 als Spiegelbild der Entwicklung einiger Südstaaten der USA von einer eher rückständigen Agrarregion zur teilweisen Boomregion durch die Ansiedlung zahlreicher Großunternehmen. Geboren am 1. Oktober 1924, war James Earl Carter der erste Abkömmling einer seit Jahrhunderten in Georgia ansässigen Familie, der die High School abschloß und ein Studium aufnahm. Während seiner Kindheit hatte es in seinem Elternhaus noch kein elektrisches Licht gegeben, und harte Arbeit auf der Farm war für die Carter- Kinder eine Selbstverständlichkeit. Ein Taschengeld gab es seitens der Eltern nicht; dieses verdiente sich Jimmy durch den Verkauf von Erdnüssen aus dem elterlichen Anbau.
    Nach zwei Jahren an zivilen Colleges wechselte Jimmy Carter im Jahre 1943 an die US- Marineakademie in Annapolis, um Navy- Offizier zu werden. Zwar war er für den Einsatz im Zweiten Weltkrieg noch zu jung, dennoch begann ab 1946 seine militärische Laufbahn an Bord amerikanischer Kriegsschiffe, ab 1948 mit der Spezialisierung auf U- Boote, auf denen er auch als erster Offizier diente. Im Jahre 1952 wechselte Carter in die Abteilung der künftigen atomgetriebenen U- Boote; er wurde als technischer Offizier für die USS "Seawolf" eingeplant, die im gleichen Jahr in Auftrag gegeben worden war und die das zweite Atom U- Boot der US- Navy darstellte. Für diese anspruchsvollen Aufgaben qualifizierte er sich u.a. in Reaktortechnik.
    Zwar zeichnete sich eine verheißungsvolle militärische Karriere für Carter ab, doch 1953 starb sein Vater, und der Marineoffizier wurde freigestellt, um das Erdnußgeschäft der Familie in Plains weiterzuführen. Zwar behielt Carter den Status eines Reservoffiziers, jedoch blieben ihm dadurch weitere Aufstiegsmöglichkeiten bei der US- Navy weitgehend verwehrt. Gut entwickelte sich hingegen die Erdnußfarm der Carters, so daß Jimmy Carter über den Tellerrand hinauszublicken begann und sich in der Demokratischen Partei politisch engagierte. Im Jahre 1963 wurde er bereits in den Senat von Georgia gewählt, aber seine anschließende Kandidatur für das Amt des Gouverneurs scheiterte. Erst im Jahre 1970 stellte sich dieser Erfolg ein, ermöglicht durch die rastlose Unterstützung seiner Frau Rosalynn, die er 1946 geheiratet hatte.
    Während Carter in seinen früheren Wahlkämpfen gelegentlich rassistische Ressentiments seiner Wähler bedient hatte, änderte sich dies während seiner Amtszeit als Gouverneur von Georgia deutlich, indem er verkündete, daß "die Zeit der Rassendiskriminierung vorbei" sei. Zwar wendete er sich gegen den Ku- Klux- Clan, befürwortete jedoch auch die Todesstrafe.
    Seine Kandidatur zur Wiederwahl in Georgia war aussichtlos, sodaß er sich auf einen möglichen Sprung nach Washington konzentrierte. Carter fand dafür den perfekten Zeitpunkt, denn das politische US- Establishment war durch Vietnam und Watergate noch immer schwer in Mißkredit, darunter auch Präsident Gerald Ford, obwohl dieser mit den Machenschaften von Richard Nixon wenig bis gar nichts zu tun gehabt hatte. Carters Position als unbelasteter Außenseiter erwies sich als hilfreich, so daß er den innerparteilichen Wettbewerb um die Kandidatur gewann und auch in drei TV- Duellen mit Gerald Ford eine überzeugende Leistung ablieferte. Bei der Wahl am 2. November 1976 gewann Carter den gesamten Südosten der USA und die meisten Staaten östlich des Mittleren Westens. Zwar waren das nur 23 Staaten gegenüber 27, die Ford gewinnen konnte, aber der Vorsprung von 297 zu 240 Wahlmännerstimmen sprach zugunsten Carters.
    Jimmy Carters Amtszeit begann durchaus vielversprechend mit einigen innenpolitischen Reformen, doch seine Aversion gegen das Washingtoner Politestablishment verhinderte die Ernennung eines Stabschefs als zentralen Koordinator zum Kongreß. Über seine gesamte Amtszeit hatten die USA erhebliche wirtschaftliche Probleme mit einer schwachen Weltkonjunktur, der allmählich beginnenden Deindustrialisierung des Landes, damit verbundener hoher Arbeitslosigkeit und einer hohen Inflationsrate. Ausgerechnet außenpolitisch erzielte der eigentlich reine Innenpolitiker anfänglich Erfolge; so vermittelte er 1978 das ägyptisch- israelische Friedensabkommen und trieb die Verhandlungen über die Rüstungsbegrenzug bei strategischen Waffen (SALT II) voran.
    Doch Carters Schicksalsjahr 1979 sollte alles ändern. Die Revolution im Iran im Februar dieses Jahres, die am 4. November in der Besetzung der amerikanischen Botschaft in Teheran gipfelte, zerstörte die bisherige US- Politik im Nahen und Mittleren Osten. Eine weinerliche TV- Ansprache des Präsidenten an die Nation am 15. Juli ging als "Malaise Speech" in die amerikanische Geschichte ein und wurde von vielen Zuschauern als Beschimpfung der Wähler interpretiert. Hinzu kam, daß Weihnachten 1979 die Sowjetunion in Afghanistan einmarschierte und auf diese Art und Weise demonstrierte, was sie von der amerikanischen Entspannungspolitik eines Jimmy Carter hielt, nämlich absolut nichts.
    Die entsprechende Quittung erhielt Carter bei den Präsidentschaftswahlen am 4. November 1980. Sein politischer Gegner Ronald Reagan konnte 489 Wahlmännerstimmen auf sich vereinigen, während Carter nur noch in Georgia und in Washington/ D.C. deutlich führte. Nach seiner Ablösung am 20. Januar 1981 engagierte sich Jimmy Carter für Frieden und Menschenrechte, als Wahlbeobachter und in vielen Konflikten als Mittelsmann, wofür er im Jahre 2002 den Friedensnobelpreis erhielt. Allerdings lag der Ex- Präsident mit seinen Einschätzungen durchaus nicht immer richtig. So mißverstand er die aktuelle Entwicklung des Nahostkonflikts in einem 2006 erschienen Buch komplett.
    Seit 2019 ist James Earl Carter der ehemalige US- Präsident, der daß höchste Lebensalter erreicht hat. Gewünscht sei ihm, daß er die "Hundert" in zwei Jahren bei bester Gesundheit erreichen möge.

    www.youtube.com/watch?v=qZn1SzWET3A

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    Montag, 5. Dezember 2022, 14:31

    The American Corner - Ronald Reagan und das Ende des Kalten Kriegs

    Im Bewußtsein weiter Bevölkerungskreise Amerikas gilt der 40. amerikanische Präsident als "Schauspieler und Antikommunist", der dieses Amt innehatte. Ronald Reagan war jedoch mehr als das. Während seiner Amtszeit überlebte er ein Attentat und gewann letztendlich den Rüstungswettlauf mit der Sowjetunion, der zu nichts weniger als zum Zusammenbruch der bipolaren Weltordnung führen sollte.
    Ronald Reagan erblickte am 6. Februar 1911 als Nachkomme irischer Einwanderer in Tampico das Licht der Welt.
    Nach dem Abschluß der High School ging er auf das Eureka College und studierte dort Wirtschafts- und Theaterwissenschaften, ein Studium, das er im Jahre 1932 abschloß. In dieser Zeit der "Great Depression" begann er seine Karriere bei dem Rundfunksender WOC, für den er u.a. Baseball- Spiele kommentierte.
    Eher zufällig nahm er auch an einem Schauspielercasting in Hollywood teil, bis im Jahre 1937 seine Schicksalsstunde schlug und Reagan bei Warner Brothers einen Siebenjahresvertrag als Schauspieler erhielt. Nachdem er zunächst in kleineren Filmen auftrat oder Nebenrollen in größeren Produktionen besetzte, etablierte sich Reagan mehr und mehr im neuen Medium Fernsehen. Sein waches politisches Interesse zeigte sich bereits in diesen Jahren in seiner Funktion als Präsident der Schauspielergewerkschaft.
    Während seiner schauspielerischen Karriere spielte Ronald Reagan zwischen 1937 und 1964 in über dreißig Produktionen mit, darunter in "Love is on the Air" (1937), "Dollarregen" (1940), "This the Army" (1943), "Sein letzter Verrat" (1951), "Tropische Abenteuer" (1952), "Höllenhunde des Pazifiks" (1957), sowie "der Tod eines Killers" (1964). Meist handelte es sich um sogenannte B- Produktionen ohne überragenden künstlerischen Wert. Während seiner Arbeit als Schauspieler lernte er seine erste Frau, den Filmstar Jane Wyman (1917- 2007) kennen, von der er sich nach achtjähriger Ehe wieder trennte. Anschließend heiratete er die weniger bekannte Schauspielerin Nancy Reagan (1921- 2016), mit der er über fünfzig Jahre verheiratet blieb.
    Ronald Reagan wandte sich erst im fortgeschrittenen Alter der Politik zu. Durch die Moderation einer TV- Serie erhielt er eine Anstellung bei dem damaligen Inustriegiganten General Electric , wo er über sechs Jahre als Konzernrepräsentant tätig war. Während dieser Zeit formten sich seine grundlegenden politischen Ansichten in die Richtung eines grundlegend antikommunistischen Konservatismus. Im Jahre 1962 trat Reagan in die Republikanische Partei ein und unterstützte infolge alle republikanischen Präsidentschaftskandidaten dieser Jahre. Innenpolitisch gab sich der gelernte Schauspieler durchaus liberal, während er in außenpolitischen Fragen als strammer Antikommunist galt.
    Im November 1966 kandidierte Ronald Reagan für das Amt des Gouverneurs von Kalifornien, eine Wahl, die er mit einem deutlichen Vorsprung von 57 Prozent der Stimmen für sich entscheiden konnte. Nach seiner Vereidigung im Jahre 1967 verabschiedete er während seiner Amtszeit u.a. ein liberales Abtreibungsgesetz, eine Maßnahme, die innerhalb seiner eigenen Partei teils auf heftige Kritik stieß, so daß er sich selbst in den Folgejahren davon distanzierte und letztendlich sogar zum Abtreibungsgegner wurde. Innerhalb Reagan´s Amtszeit als Gouverneur erlebte Kalifornien seine "Goldenen Jahrzehnte" mit einem hohen Wirtschaftswachstum und einer entsprechenden Lebensqualität seiner Bevölkerung. Bei der Wiederwahl von 1970 konnte Reagan sein Amt nochmals erfolgreich verteidigen und galt in diesem Zeitrahmen als hoch gehandelter Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei. Der Gouverneur von Kalifornien war darüber hinaus bekannt für seine ablehnende Haltung gegenüber den wie ein Lauffeuer aufflammenden Studentenprotesten im Zuge der Anti- Vietnam Demonstrationen, von denen viele an kalifornischen Universitäten wie Berkeley stattfanden. Nach acht Jahren erfolgreicher Amtszeit als Gouverneur entschied sich Reagan gegen eine erneute Kandidatur, obwohl die damalige kalifornische Verfassung dies zugelassen hätte. Stets präsentierte sich Reagan in der Pose des erfolgreichen Politikers und verschonte auch seinen Parteifreund und amtierenden Präsidenten Gerald Ford nicht mit Kritik. Dennoch verlor er die republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen äußerst knapp mit 1187 zu 1070 Stimmen gegen Ford, stellte sich anschließend jedoch loyal hinter diesen, der die Präsidentschaftswahl von 1976 knapp gegen seinen Herausforderer Jimmy Carter verlor.
    Doch der ehrgeizige Ronald Reagan gab nicht auf und bewarb sich vier Jahre darauf erneut als Präsidentschaftskandidat. Als republikanischer Favorit setzte er sich innerparteilich durch und trat mit guten Aussichten bei der Präsidentschaftswahl von 1980 an. Besonders intensiven Zuspruch erhielt Reagan von den Wirtschaftsliberalen, wertkonservativen Amerikanern sowie von Evangelikalen. Diese Mischung genügte, um gegen den glücklosen Jimmy Carter anzutreten und ihn haushoch zu schlagen.
    Während seiner Amtszeit als 40. Präsident galt Reagan als Meister der Kommunikation, präsentierte sich volksnah mit seiner Frau und konnte so die Herzen vieler Amerikaner erobern. Sein Spitzname "The Great Communicator" zeugte von seiner Eigenschaft, schnell persönliche Beziehungen mit seinen Mitarbeitern aufbauen zu können. Kurz nach seinem Amtsantritt wurde ein Attentat auf Reagan verübt, bei dem ihn zwar keiner der sechs Schüsse direkt traf, ein Projektil allerdings abprallte und seine Lunge verletzte. Attentäter John Hinckley Jr. galt als psychisch gestört und ist seit 2016 wieder auf freiem Fuß.
    Außenpolitisch setzte Reagan auf "Frieden durch Stärke" und war bemüht, den Einfluß der Sowjetunion weiter einzudämmen. Infolge wurden die Militärausgaben erhöht und Bündnisse mit jedem Regime abgeschlossen, das sich antikommunistisch gab (Kirkpatrick- Doktrin). Dies hatte letztendlich zur Folge, daß die wirtschaftlich bereits angeschlagene Sowjetunion diesem Wettlauf nicht mehr folgen konnte.
    In wirtschaftspolitischer Hinsicht kämpfte Reagan immer noch mit dem Erbe der 70er Jahre in Form hoher Inflationsraten und einer stagnierenden Wirtschaft mit dem zunehmenden Abbau industrieller Arbeitsplätze. Seine Politik massiver Steuersenkungen und kleinerer Reformen der Sozialversicherungssysteme wurde von vielen Amerikanern begrüßt und allgemein als "Reagonomics" bezeichnet. Dahinter stand u.a. die "Trickle- Down Theory", die besagt, daß auf diese Art erzeugter Wohlstand allmählich auch in die unteren Gesellschaftsschichten durchsickert. Die Kehrseite dieser Maßnahmen war ein drastischer Anstieg der amerikanischen Staatsverschuldung.
    Bei der Präsidentschaftwahl von 1984 siegte Reagan erneut mit deutlichem Vorsprung vor dem Demokraten Walter Mondale. In diesem Zeitrahmen startete er mehrere Abrüstungsinitiativen und traf 1985 auf der Genfer Gipfelkonferenz erstmals Michail Gorbatschow, mit dem er den INF- Vertrag zur beidseitigen Abschaffung der Mittelstreckenraketen in Europa unterzeichnete.
    Für die Präsidentschaftwahl von 1988 schlug Reagan seinen bisherigen Vizepräsidenten George H.W. Bush vor , der die Wahl am 8. November 1988 gegen Michael Dukakis für sich entscheiden konnte. Nach seiner Verabschiedung aus dem Amt zog sich Ronald Reagan mit seiner Frau Nancy nach Kalifornien zurück. 1994 wurde bei ihm Alzheimer diagnostiziert, eine Erkrankung, die sich vermutlich bereits gegen Ende seiner Präsidentschaft angedeutet hatte. Zuletzt war seine Demenz bereits so weit fortgeschritten, daß er nicht mehr in der Lage war, grundlegende Tätigkeiten selbst zu erledigen. Ronald Reagan starb am 5. Juni 2004 in seinem Haus in Bel Air im Alter von 93 Jahren. Wertkonservativen Amerikanern gilt Reagan bis heute als bester amerikanischer Präsident nach dem Zweiten Weltkrieg.

    www.youtube.com/watch?v=q3sfUAI6EK8
    www.youtube.com/watch?v=Fq7w5bQFOOY