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    Freitag, 14. Oktober 2022, 12:53

    The American Corner - Der aristokratische Präsident- John Quincy Adams

    John Quincy Adams (1767- 1848 ) wurde in Braintree, Norfolk County in der Province of Massachusetts Bay geboren. Er war Anwalt, Botschafter und Diplomat und wurde im März 1825 zum sechsten Präsidenten der Vereinigten Staaten vereidigt. Adams galt als ausgesprochen gebildet und beherrschte mehrere Sprachen. Zwar begann seine politische Karriere bereits in jungen Jahren, und er wurde zu einer der einflußreichsten Persönlichkeiten jener Jahre, jedoch wurden Adams präsidiale Ambitionen während seiner Amtszeit meist durch den Kongreß blockiert. Trotz seiner langen politischen Karriere galt seine Amtszeit als nicht sonderlich erfolgreich.
    John Quincy Adams war der älteste Sohn der Familie und genoß eine äußerst privilegierte Erziehung. Sein Vater, John Adams (1735- 1826), war ein bekannter und wohlhabender Anwalt, der später zum zweiten Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt wurde. Seine Mutter Abigail (1744- 1818 ) war die Tochter eines hoch angesehenen Ministers.
    Der junge John Quincy Adams wurde von Privatlehrern unterrichtet und zeigte bereits früh literarisches Talent, in dem er Tagebuch führte, eine Tradition, die er bis kurz vor seinem Tod fortführte. Sein Vater ermutigte ihn, Werke von klassischen Autoren zu lesen und auch zu übersetzen. Im Jahre 1787 reiste Adams mit seinem Vater nach Europa, um ihn auf seinen diplomatischen Missionen zu begleiten. Dort lernte er Französisch, Griechisch und Latein und besuchte mehrere Schulen, darunter auch die Universität Leiden in den Niederlanden. Bereits im Alter von 14 Jahren diente Adams in Rußland als Sekretär und Dolmetscher des amerikanischen Diplomaten Francis Dana (1743- 1811).
    Im Jahre 1785 wurde Adams als Mitglied der Juniorenklasse des Harvard College zugelassen. Dort war er Mitglied der Ehrengemeinschaft Phi Beta Kappa. Seine akademischen Leistungen galten als hervorragend, und er schloß als Zweitbester seiner Klasse ab. Nach seinem Abschluß studierte er zwischen 1787 und 1789 Rechtswissenschaften unter der Leitung des amerikanischen Juristen Theophilus Parsons. Im Jahr darauf eröffnete Adams nach einigen Anlaufschwierigkeiten seine eigene Anwaltskanzlei in Boston, Massachusetts.
    Während dieser Jahre schrieb er einige Artikel für Zeitungen, in denen er geschickt die Neutralitätspolitik des amerikanischen Präsidenten George Washington anläßlich der von Frankreich geführten Kriege unterstützte. Daraufhin ernannte ihn Washington 1794 zum amerikanischen Botschafter in den Niederlanden, zwei Jahre darauf wurde er zum Botschafter in Potugal ernannt.
    Im Jahre 1797 heiratete John Quincy Adams Louisa Catherine Johnson (1775- 1852), die Tochter eines amerikanischen Kaufmanns in London. Gemeinsam bekamen sie vier Kinder.
    Als der ältere John Adams im Jahre 1796 zum Präsidenten der USA ernannt wurde, ernannte er seinen Sohn zum Botschafter in Preußen. Das Außenministerium beauftragte John Quincy Adams mit der Entwicklung der amerikanischen Handelsbeziehungen zu Preußen und Schweden. Während seiner Zeit als Botschafter in Berlin handelte er im Jahre 1799 ein neues Handelsabkommen zwischen den USA und Preußen aus. Sein Vater hatte ihn gebeten, ihm regelmäßig über die Angelegenheiten in Europa zu schreiben. Diese Briefsammlung wurde 1801 in dem Buch "Letters on Silesia" veröffentlicht und auch ins Französische und Deutsche übersetzt.
    Nachdem Thomas Jefferson im Jahre 1800 die Präsidentschaftswahl gewonnen hatte, kehrte John Quincy Adams nach Amerika zurück und eröffnete wieder seine Anwaltskanzlei in Boston. Im April 1802 wurde er in den Senat von Massachusetts gewählt und kandidierte erfolglos für das US- Repräsentantenhaus, bis er im darauffolgenden Jahr in den amerikanischen Senat gewählt wurde. Adams schloß sich nach einigem Zögern der föderalistischen Minderheit an, trat jedoch 1808 nach einem Bruch mit der Partei aus dem Senat aus.
    Zwischen 1809 und 1814 war John Quincy Adams Abgesandter der USA in Rußland und Teil der Kommission, die den Friedensvertrag von Gent zwischen Amerika und Großbritannien aushandelte.
    Nachdem er die beiden darauffolgenden Jahre als Abgesandter in Großbritannien verbracht hatte, trat er im Jahre 1817 als Staatssekretär dem Kabinett von Präsident James Monroe bei. Diese Funktion behielt er bis zum Antritt seiner eigenen Präsidentschaft im Jahre 1825 und nutzte sie, um sich für eine Kandidatur für die Präsidentschaftwahlen von 1824 vorzubereiten. Während dieser Zeit handelte er unter anderem den Adams- Onis Vertrag mit Spanien aus, der die Grenzen zwischen den USA und dem Vizekönigreich Neuspanien neu festlegte. Dieser Vertrag war in den Folgejahrzehnten für die Ausdehnung der amerikanischen Territorialansprüche von großer Bedeutung.
    Durch den fast vollständigen Zusammenbruch der Föderalistischen Partei nach dem Britisch- Amerikanischen Krieg waren sämtliche wichtigen Präsidentschaftskandidaten Mitglieder der Demokratisch- Republikanischen Partei. Neben John Quincy Adams standen Henry Clay, Andrew Jackson und William Crawford zur Wahl. Zwar gewann Jackson das Popular Vote, bekam jedoch nicht die erforderliche absolute Mehrheit des Wahlmännergremiums, sodaß es zur Aufgabe des Repräsentatenhauses wurde, den neuen Präsidenten zu wählen. Adams gewann sofort im ersten Wahlgang und bot Henry Clay erfolgreich das Amt eines Staatsekrätärs an, worauf Jacksons Anhänger Adams und Clay der Korruption beschuldigten.
    John Quincy Adams wurde am 4.März 1825 offiziell auf das Amt des Präsidenten vereidigt. Den Amtseid legte er auf die amerikanische Verfassung ab, anstatt wie sonst üblich auf die Bibel. Adams begründte dies mit der verfassungsrechtlichen Trennung von Kirche und Staat. Innenpolitisch hatte er sich für seine beginnende Amtszeit ehrgeizige Ziele gesteckt. So sollte daß Straßennetz des Landes deutlich erweitert werden sowie eine nationale Universität, ein astronomisches Observatorium und eine Marineakademie errichtet werden. Alle Maßnahmen sollten durch Landverkäufe im Westen anstatt durch eine Erhöhung der Steuern oder durch Neuverschuldung finanziert werden. Auch schlug Adams die Einführung eines nationalen Insolvenzgesetzes vor.
    Einige seiner Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur fanden Zustimmung, während die meisten von Adams Vorschlägen auf Widerstand stießen und vom Kongreß abgelehnt wurden. Bedingt durch die starke Oppostion insbesondere durch die Anhänger Andrew Jacksons, wird die Präsidentschaft von John Quincy Adams in vielerlei Hinsicht von heutigen Historikern als Form eines politischen Versagens interpretiert.
    Auch außenpolitisch blieb die Lage in Adams Amtszeit in vielen Bereichen angespannt. Insbesondere die Handelsbeziehungen zu Großbritannien gestalteten sich schwierig und zwangen Adams dazu, die amerikanischen Schutzzölle anzupassen und die Einfuhrgebühren auf eine Reihe von Warengruppen zu erhöhen, was insbesondere in den Südstaaten zu großem Unmut führte.
    Adams Gegenspieler Andrew Jackson profitierte von der allgemeinen Stimmung im Land und konnte daher die Präsidentschaftswahl von 1828 klar für sich entscheiden. Adams kehrte jedoch im darauffolgenden Jahr noch einmal in die Politik zurück, als er als Vertreter der Nationalrepublikaner in das Repräsentantenhaus einzog und dieses Amt bis zu seinem Tod bekleidete. Zu dieser Zeit setzte er sich vor dem Supreme Court für die Sklaven des spanischen Seglers La Amistad ein und erreichte deren Befreiung.
    John Quincy Adams verstarb am 23. Februar 1848 im Alter von achtzig Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls.

    www.youtube.com/watch?v=hEULcKFBKLw

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    Samstag, 15. Oktober 2022, 13:00

    The American Corner - Amerika den Amerikanern ! - Präsident James Monroe

    James Monroe (1758- 1831) war der fünfte Präsident der Vereinigten Staaten und gleichzeitig der letzte Amtsinhaber, der noch zur Generation der Gründerväter der USA gehörte. Während seiner Amtszeit befand sich die damals noch junge Nation erstmals in einer längeren Phase des Friedens ohne kriegerische Verwicklungen. Auch die Auslandsbeziehungen der USA insbesondere zu den europäischen Mächten konsolidierten sich in diesem Zeitrahmen, da Monroe besonderes Interesse an einer aktiven Außenpolitik zeigte und dies insbesondere mit seinem bekannten Schlagwort: "Amerika den Amerikanern !" zum Ausdruck brachte.
    Geboren wurde James Monroe im April 1758 in Monroe Hall, Virginia, als Sohn des Zimmermanns Spence Monroe und seiner Frau Elisabeth Jones. Er war der älteste von vier Brüdern und hatte noch eine Schwester. Seine Eltern besaßen einen Landbesitz von zweihundert Hektar, der Vater arbeitete jedoch daneben auch als Handwerker und Baumeister , wodurch er eher zum unteren Ende der "Virginia Gentry" zählte.
    Bis zum Alter von elf Jahren wurde der junge James Monroe von seinen Eltern zuhause unterrichtet, danach besuchte er die Cambelltown Academy, die damals einzige Schule des Countys. Sie galt jedoch als eine der besten Erziehungseinrichtungen in Virginia, was Monroe während seines späteren Studiums am College of William and Mary in Williamsburg Vorteile verschaffte. Dort meldete ihn nach dem frühen Tod seiner Eltern sein Onkel im Jahre 1774 an. Zwei Jahre später meldete er sich freiwillig als Infanterist im beginnenden Unabhängigkeitskrieg und wurde aufgrund seines Bildungsstands umgehend als Offzier angeworben. Im Jahre 1781 schied er aus dem aktiven Militärdienst aus und ging sofort in die Politik.
    Im Februar 1786 heiratete er Elizabeth Kortright (1768- 1830), und im Herbst des gleichen Jahres zog das junge Ehepaar in das Haus von Monroes Onkel Joseph Jones in Fredericksburg, wo er auch seine Anwaltsprüfung bestand. Noch heute befindet sich in Fredericksburg ein Museum zu Ehren James Monroes.
    Die Monroes hatten drei Kinder, von denen jedoch, wie damals nicht unüblich, nur zwei das Erwachsenenalter erreichten, seine beiden Töchter Eliza und Maria. In späteren Jahren zog James Monroe nach dem Tod seiner Frau mit seiner ebenfalls verwitweten Tochter Eliza zu seiner Tochter Maria nach New York City. Das damalige Wohnhaus der Familie Highland kann man dort noch heute besichtigen.
    Im Jahre 1782 wurde James Monroe in das Abgeordnetenhaus von Virginia gewählt, und im darauffolgenden Jahr wählte man ihn auch in den vierten Konföderationskongreß. Dort profilierte er sich als jemand, der nicht nur die Interessen seines Bundesstaats im Blick hatte, sondern auch Politik für die ganze Nation machen wollte. Ende 1790 wurde er daher als Vertreter Virginias in den amerikanischen Senat gewählt. Da diese Einrichtung gegen Ende des 18. Jahrhunderts noch wenig Anklang in der Bevölkerung fand, sorgte Monroe dafür, daß die Sitzungen öffentlich abgehalten wurden.
    Gegen Mitte des Jahres 1794 wurde James Monroe als Botschafter nach Frankreich entsandt, und bereits 1799 wurde er zum Gouverneur von Virginia gewählt. Gegen Anfang des 19. Jahrhunderts verbrachte er einige Zeit in Europa, und im Jahre 1808 bewarb er sich um eine Präsidentschaftskandidatur, erlitt dabei jedoch eine Niederlage. Drei Jahre später wurde James Monroe vom Kabinett Madison zum Außenminister ernannt, wobei dieses Amt damals als Sprungbrett für die spätere Anwartschaft auf das Amt des Präsidenten galt.
    Im Jahre 1816 wurde James Monroe erstmalig zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt, begünstigt auch dadurch, daß die Föderalistische Partei in sich zerstritten war und deshalb zu dieser Zeit keine ernsthafte Opposition darstellte. Monroes Präsidentschaft war geprägt von dem Konflikt zwischen einer jungen, auf Expansion ausgerichteten Nation, und den alten europäischen Mächten, die Ansprüche auf Gebiete in Amerika erhoben. Seine in diesem Kontext zu sehende Verteidigungspolitik fokussierte sich in erster Linie auf die damals noch kleine amerikanische Marine.
    Als James Monroe für eine zweite Amtszeit kandidierte, wurde er seitens des Electoral College nahezu einstimmig gewählt. Kurz vor Beginn seiner zweiten Amtszeit kam es jedoch zu einer Wirtschaftskrise, durch die eine erhebliche Kürzung des Verteidigungsbudgets notwendig wurde.
    Monroes zweiter Amtszeit entsammt auch die nach ihm benannte "Monroe- Doktrin". Sie gilt als außenpolitisches Kerndokument und befaßte sich im wesentlichen mit dem Verhältnis der Vereinigten Staaten zu den europäischen Mächten. Ihre Kernpunkte waren:
    1. Keine erneute oder weitere Kolonialisierung des amerikanischen Doppelkontinents durch die europäischen Mächte.
    2. Europäische Mächte, die ihre monarchischen Systeme auf ein Gebiet der westlichen Hemisphäre ausweiten wollten, sollten als feindliche Nationen betrachtet werden.
    3. Versuche einer Rekolonialisierung südamerikanischer Republiken sollten als "unfreundlicher Akt" betrachtet werden, selbst wenn sich die USA nicht in bereits bestehende Kolonialbeziehungen in diesen Gebieten einmischen wollten.
    4. Die Vereinigten Staaten versprachen mit gewissen Einschränkungen die Neutralität im Falle von Kriegen zwischen Spanien und dessen südamerikanischen Kolonien.
    5. Nichteinmischung der Vereinigten Staaten in innereuropäische Angelegenheiten, wobei im umgekehrten Falle das Gleiche von den europäischen Mächten erwartet wurde.
    6. Europäische Bündnissysteme sollten nicht versuchen, ihre Systeme auf Teile der westlichen Hemisphäre auszuweiten. Gemeint war damit in erster Linie die "Heilige Allianz".
    Monroe war Mitglied der Demokratisch- Republikanischen Partei, die zu seiner Amtszeit besonders stark war, da die Föderalisten zu dieser Zeit innerlich zerstritten waren und als Opposition weitgehend ausfielen. Zu den persönlichen politischen Zielen des Präsidenten gehörte der Abbau von Staatschulden sowie in seiner zweiten Amtszeit auch der verstärkte Schutz von Küsten und Seewegen durch eine Stärkung des Militärs und insbesondere der Marine.
    Auch nach dem Ablauf seiner Präsidentschaft engagierte sich James Monroe weiterhin, wenn auch kaum noch in der Politik. Er gehörte zum Board of Visitors des Central College, an dem er sich bereits vor seiner Präsidentschaft engagiert hatte, und saß dort auch dem Prüfungsausschuß vor, wenn im Juli die jährlichen Examen abgehalten wurden. Aus dem Central College ging später die University of Virginia hervor.
    Während seiner politisch aktiven Zeit und selbst danach plagten James Monroe ständige Geldsorgen. Erhebliche Kosten, die aus seiner Zeit als Botschafter in Europa angefallen waren, wurden ihm erst mit erheblicher Verzögerung zurückerstattet. Kurz vor seinem Tod führten diese Probleme dazu, daß er sein Anwesen Oak Hill verkaufen mußte. James Monroe verstarb am vierten Juli 1831, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, in New York City.

    www.youtube.com/watch?v=ABPE1CfZ9YY

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    Sonntag, 16. Oktober 2022, 13:33

    The American Corner - Der Mitgründer - Präsident James Madison

    James Madison (1751- 1836) war zwischen 1809 und 1817 mit zwei Amtszeiten der vierte Präsident der Vereinigten Staaten. Er hatte außerordentlich großen Einfluß auf die föderale Gestaltung dieses Landes und gilt als einer der Väter der amerikanischen Verfassung. Madison war ebenfalls federführend bei der Gründung der Demokratisch- Republikanischen Partei, die später in der heutigen Demokratischen Partei aufgehen sollte. In seine Amtszeit als Präsident fiel der britisch- amerikanische Krieg von 1812, der drei Jahre später ohne einen wirklichen Sieger enden sollte.
    James Madison wurde 1751 als Sohn eines wohlhabenden Plantagenbesitzers in Virginia geboren und war das älteste von insgesamt zwölf Kindern, von denen vier nicht das Erwachsenenalter erreichen sollten, was zu dieser Zeit trotz guter Pflege und Betreuung nichts Ungewöhnliches war. Der Besitz der Familie Madison erstreckte sich auf über 2.000 Hektar Land und hundert Sklaven. Als James Madison das Anwesen nach dem Tod seines Vaters erbte, hatte er ein widersprüchliches Verhältnis zur "Peculiar Institution". Zwar behandelte Madison seine Schwarzen mit Anstand und Respekt, sah andererseits aber auch kein kein Problem darin, menschliches Eigentum als eine erweiterte Form der in Europa immer noch vorherrschenden gutsherrlichen Erbuntertänigkeit zu besitzen.
    In seiner Kindheit wurde James Madison, wie für Angehörige seines Standes üblich, von einem Privatlehrer unterrichtet. Großes Talent zeigte er im Erlernen von Sprachen und entwickelte schnell eine Affinität zu Latein. Nach seiner Schulzeit wechselte an das Princeton College, das später zur Princeton University wurde, und vertiefte sich in das Studium alter Sprachen wie Latein und Altgriechisch. Gleichzeitig studierte er Theologie, eignete sich rhetorische Fähigkeiten an und befaßte sich mit den Werken der Aufklärung, die ihn nachhaltig prägen sollten. Ein weiteres Jahr studierte er Hebräisch und politische Philosopie, bevor er nach Virginia zurückkehrte.
    Nach dem Abschluß seines Studiums hatte Madison zunächst keine großen Pläne für die eigene Zukunft. Während des Unabhängigkeitskrieges, an dem er aus gesundheitlichen Gründen nicht aktiv teilnehmen konnte, war er im Hintergrund an politischen Prozessen in Virginia beteiligt. Im Rahmen dieses Engagements konzipierte er eine erste Verfassung für den gesamten Bundesstaat, der zu seinem ersten großen Schritt in seiner darauffolgenden politischen Karriere wurde. Im Anschluß wurde er Mitglied des Delegiertenhauses von Virginia und später Gouverneursrat unter Thomas Jefferson.
    Nach dem Unabhängigkeitskrieg wechselte Madison in den Zweiten Kontinentalkongreß, dem Vorgänger des heutigen US- Kongresses. Dort befaßte er sich unter anderem mit Fragen einer zu optimierenden Finanzverwaltung, da die frisch gegründeten Vereinigten Staaten unter Problemen der Geldversorgung und einsetzender Inflation litten. Die Konföderationsartikel betrachtete er als wenig effektiv, was ihn dazu brachte, eine neue Verfassung zu konzeptionieren, um dem Kongreß mehr Macht zukommen zu lassen und einen Zentralisierungsprozeß in Gang zu setzen.
    Im Jahre 1783 wurde James Madison in das Abgeordnetenhaus des Staates Virginia gewählt. Gleichzeitig bemühte er sich, eine Änderung der Bundesverfassung durchzusetzen, wobei er sowohl von George Washington als auch durch den Kongreß Unterstützung fand. Beide hatten inzwischen die eklatanten Schwächen der Konföderationsartikel und die damit verbundene Machtlosigkeit der Union erkannt. So kam es im Jahre 1787 zum Verfassungskonvent, der sich um die Erschaffung einer neuen Verfassung kümmern sollte. Madison zeichnete hierbei für einen Großteil des Verfassungstextes verantwortlich, der allerdings auch zur Bildung von politischen Fraktionen führte.
    Einhergehend mit der Wahl George Washingtons zum ersten US- Präsidenten wurde im Jahre 1788 die neue amerikanische Verfassung verabschiedet. Gleichzeitig stellte sich James Madison erfolgreich zur Wahl ins Repräsentantenhaus auf und wurde dort zu einem der engsten Berater George Washingtons.
    Unter der Regierung von Thomas Jefferson wurde Madison zum Außenminister ernannt und betrieb als solcher die Erweiterung und Sicherung der amerikanischen Staatsgrenzen Richtung Westen. Sein größter Coup war zweifelsohne der Erwerb des Louisiana- Territoriums von Napoleon I. im Jahre 1804, der das US-Staatsgebiet auf einen Schlag verdoppelte. Die Franzosen zeigten sich dabei äußerst kooperativ, da sie Louisiana selbst erst kurz zuvor von den Spaniern erworben hatten.
    Bereits im Jahre 1794 heiratete James Madison die 43-jährige Witwe Dolley Payne Todd, zu der er ein sehr intensives Verhältnis hatte. Sie half ihrem zweiten Ehemann, der zunächst als ausgesprochen schüchtern galt, bei seiner späteren politischen Karriere und wurde zu seiner wichtigsten Beraterin, die letztendlich das moderne Bild einer amerikanischen "First Lady" entscheidend mitprägen sollte.
    Nach Thomas Jeffersons Amtszeit wurde James Madison im Jahre 1808 schließlich selbst zum Präsidenten gewählt. Während seiner Amtszeit eskalierte der schwelende politische Konflikt mit den Briten erneut, der die Zeit seiner Präsidentschaft weitgehend dominieren sollte. Britische Kriegsschiffe griffen wiederholt amerikanische Handelsschiffe an und zwangsrekrutierten deren Besatzungen. Da sich ein Embargo als wirkungslos erwies, erfolgte im Jahre 1812 fünfzehn Tage nach der Wiederwahl Madisons zum Präsidenten die amerikanische Kriegserklärung an die Briten. Aufgrund einer mangelhaften Kriegsführung sowie bedingt durch Sezessionsdrohungen einzelner Bundesstaaten sah sich Madison während seiner zweiten Amtszeit im Jahre 1815 schließlich genötigt, in Friedensverhandlungen mit Großbritannien einzutreten, bei denen der Status Quo mit dem Frieden von Gent weitgehend wiederhergestellt wurde.
    Nach seiner Amtszeit zog sich James Madison im Jahre 1817 auf sein Anwesen Monpelier zurück, sein politisches Engagement ging zurück und er widmete sich verstärkt privaten Ambitionen, so bei der Mitgründung der University of Virginia im Jahre 1826. Gleichzeitig trieb ihn verstärkt die Sorge um sein politisches Vermächtnis um, indem er persönliche Dokumente veränderte, unpassende Formulierungen strich und Datierungen veränderte. Gleichzeitig litt er im Alter an zunehmenden finanziellen Problemen, sodaß er seiner Frau nur ein relativ geringes Vermögen hinterlassen konnte.
    James Madison starb am 28. Juni 1836 im Alter von 85 Jahren an akutem Herzversagen.

    www.youtube.com/watch?v=EivTHLKaa9s

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    Montag, 17. Oktober 2022, 13:15

    The American Corner - Der Staatstheoretiker - Thomas Jefferson

    Thomas Jefferson (1743 - 1826) ist nicht nur durch Mount Rushmore auch heute noch (fast) jedem amerikanischen Kind ein Begriff. Er war nicht nur der dritte Präsident der Vereinigten Staaten, sondern auch Politiker, Anwalt und Universalgelehrter und darüber hinaus der Verfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Sein von ihm selbst entworfenes Anwesen Monticello kann auch heute noch besichtigt werden, in Washington steht das Thomas Jefferson Monument, auch ist ein Gebäude der Kongreßbibliothek nach ihm benannt.
    Geboren wurde Thomas Jefferson im April 1743 in Shadwell bei Charlottesville in der damaligen Kolonie Virginia als Sohn eines wohlhabenden Plantagenbesitzers. Als Sohn der Virginia Gentry erhielt er zunächst häuslichen Privatunterricht, bevor er zwischen 1760 und 1762 das College of William and Mary in Williamsburg besuchte. Danach studierte er Jura bei George Wythe, einem damals sehr bekannten Anwalt und Politiker. Ab 1767 eröffnete Jefferson seine eigene Anwaltskanzlei.
    Im Jahre 1772 heiratete er Martha Wayles Skelton (1748- 1782). Diese verstarb bei der Geburt ihres sechsten Kindes, der Tochter Lucy Elisabeth. Da Martha selbst schlechte Erfahrungen mit ihren Stiefmüttern gemacht hatte, bat sie ihren Mann vor ihrem Tod, nicht noch einmal zu heiraten, woran Jefferson sich auch hielt. Wie damals tragischerweise nicht unüblich, erreichten nur zwei seiner sechs Kinder das Erwachsenenalter. In seiner Zeit als Botschafter in Paris zog der damalige Witwer seine Kinder bereits alleine groß. Auch die überlebende Tochter Mary verstarb bereits im Alter von nur 25 Jahren. Zu der einzig überlebenden Tochter Martha (1772- 1836) hatte Thomas Jefferson wiederum ein so enges Verhältnis, daß sie während seiner beiden Amtszeiten als Präsident von vielen Amerikanern als die First Lady betrachtet wurde. In späteren Jahren trennte sich Tochter Martha von ihrem Ehemann und kümmerte sich in seinen letzten Jahren liebevoll um ihren Vater auf dem Anwesen Monticello.
    In den 1770er Jahren etablierte sich Jefferson als Anwalt und Politiker. Ab 1774 vertrat er Virginia als Abgesandter im Kontinentalkongreß und wurde als Teil des Komitees, das eine Erklärung zur Lossagung von England verfassen sollte, zum hauptsächlichen Autor der Unabhängigkeitserklärung. Hierbei arbeitete er u.a. Verbesserungsvorschläge von John Adams und Benjamin Franklin in das Dokument mit ein.
    Im Jahre 1776 kehrte er nach Virginia zurück und wurde dort Abgeordneter im Bürgerhaus, wo er u.a. das Rechtssystem des Bundesstaats reformierte. Zwischen 1779 und 1781 bekleidete er das Amt des Gouverneurs von Virginia. Nach dem Ende des Unabhängigkeitskrieges im Jahre 1783 zog er sich zunächst auf sein Anwesen Monticello zurück und war in den beiden darauffolgenden Jahren zunächst nicht weiter politisch aktiv.
    Zwischen 1785 und 1789 war Jefferson als amerikanischer Botschafter in Paris tätig. Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten wurde er im März 1790 durch den Präsidenten George Washington zum Außenminister ernannt, ein Amt, daß damals als Sprungbrett für eine spätere Präsidentschaft galt. 1797 wurde Jefferson zum Vizepräsidenten gewählt und hatte mit diesem Amt vor allem die Aufgabe, die Senatssitzungen zu leiten.
    Im Jahre 1800 wurde Thomas Jefferson nach einem besonders aggressiv verlaufenden Wahlkampf zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Mehrere Wahlgänge waren nötig, um zwischen Jefferson und seinem Parteikollegen Aaron Burr die Rollen des Präsidenten und des Vizepräsidenten zu verteilen, was neben dem Wahlverfahren auch an der damaligen Uneinigkeit in der konkurrierenden Partei der Föderalisten lag.
    In Jeffersons erster Amtszeit als Präsident kauften die Vereinigten Staaten im Jahre 1804 Frankreich die Kolonie Louisiana ab, so daß sich die Fläche der Vereinigten Staaten auf einen Schlag beinahe verdoppelte. Im gleichen Jahr wurde Thomas Jefferson wiedergewählt und blieb Präsident bis nach seiner zweiten Amtszeit im Jahre 1809. Dieses Mal trat Vizepräsident Aaron Burr nicht erneut an, da er wegen Mordes angeklagt war.
    Innenpolitisch hatte Jefferson laufend gegen eine starke parteiinterne Opposition zu käpfen, die vor allem den Erwerb von Louisiana kritisierte. In außenpolitischer Hinsicht vermied er es hingegen,sich in die kriegerischen Auseinandersetzungen der europäischen Mächte während der Epoche Napoleons einzumischen.
    Thomas Jefferson gilt nicht nur als Mitbegründer der Vereinigten Staaten, sondern auch der Partei, die später als Demokratisch- Republikanische Partei bekannt wurde. Diese positionierten sich gegen die Föderalisten und gegen die sehr zentralisierte Finanzpolitik Alexander Hamiltons und traten für die individuelle Freiheit sowohl der Bürger ihres Landes als auch für die Freiheitsrechte der einzelnen Bundesstaaten ein. Jefferson stand stets für die Grundsätze von Freiheit und Gleichheit und sah sich hiermit ganz in der Tradition der Aufklärung.
    Aus heutiger Sicht schwer damit in Einklang zu bringen ist seine zwiespältige Haltung zur Sklavenfrage. Prinzipiell sprach er sich zwar gegen die Sklavenhaltung aus, profitierte als Plantagenbesitzer und Sklavenhalter jedoch selbst von dem Prinzip der "Peculiar Institution". Wie viele seiner Zeitgenossen war er der dezidierten Meinung, daß Schwarze den Weißen intellektuell wie moralisch deutlich unterlegen seien. Dagegen wich er deutlich in seiner Haltung zu den amerikanischen Ureinwohnern vom Zeitgeist ab. Diese bewunderte er, betrachtete sie als ebenbürtig und beschäftigte sich eingehend mit der indianischen Kultur und Lebensweise. Allerdings sah er den Weg des Erfolgs dieser Völker in der weitgehenden Anpassung an die Lebensweise der Weißen.
    Seinen Ruhestand verbrachte Thomas Jefferson auf dem von ihm im Jahre 1769 errichteten Anwesen Monticello. Hier beschäftigte er sich vor allem mit der Gründung der University of Virginia in Charlottesville, im Jahre 1818 wurde er zum Vorsitzenden der dafür zuständigen Kommission ernannt. Auch unterhielt er eine umfangreiche Korrespondenz mit John Adams , nachdem die Freundschaft dieser beiden Presönlichkeiten unter politischen Differenzen gelitten hatte.
    Auch Thomas Jefferson plagten in seinen letzten Lebensjahren Finanzsorgen, da er als typischer Gentry- Angehöriger Virginias seine Einnahmen stets mit vollen Händen ausgegeben hatte. Er verstarb schließlich am 4. Juli 1826 in Monticello.

    www.youtube.com/watch?v=CRG_63DBM98

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    Dienstag, 18. Oktober 2022, 14:02

    The American Corner - Der Gründervater - John Adams (I)

    John Adams (1735- 1826) gilt als einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten und war zwischen 1797 und 1801 der zweite Präsident, nachdem er zuvor zwischen 1789 und 1797 bereits das Amt des Vizepräsidenten ausgeübt hatte. Er gehörte nicht zur "Virginia Aristocracy", sondern war der Nachkomme puritanischer Einwanderer aus Massachusetts.
    John Adams wurde 1735 als ältester von drei Söhnen in Braintree/ MA geboren, dem heutigen Quincy. Er war ein direkter Nachkomme von Henry Adams, der bereits im Jahre 1636 in die Massachusetts Bay Colony ausgewandert war. Sein Vater war Farmer und Schuster, der lediglich 80 Acres Land bewirtschaftete und neben seinem Beruf Dekan in der kongretionalistischen Ortskirche war. Zwar wuchs John Adams in eher einfachen Verhältnissen auf, jedoch legten seine Eltern besonderen Wert auf Bildung und schickten ihren Ältesten nach seiner Grundausbildung auf eine Lateinschule. Im Jahre 1751 besuchte er das Harvard College, wo er Griechisch, Latein, Logik, Rhetorik und Physik studierte. 1755 kehrte er nach Braintree zurück, trat dort aber kein Pfarramt an, wie es für die damaligen Harvard- Absolventen durchaus üblich war. Stattdessen entschied er sich im Sommer 1756 für eine Ausbildung bei dem damals führenden Anwalt von Worcester, James Putnam. In dieser Zeit begann John Adams Tagebuch zu führen, was er bis zu seinem Lebensende fortsetzte.
    Im August 1758 kehrte Adams nach Braintree zurück, um dort mit seiner frisch erworbenen Anwaltszulassung eine Kanzlei zu gründen. Ab 1759 war er regelmäßig in Massachusetts unterwegs und beschäftigte sich mit einem breiten Spektrum von Rechtsfällen. Mit großem Interesse verfolgte er 1761 ein Verfahren seines Kollegen Otis, der Mandanten vertrat, die sich gegen die Durchsuchung ihrer Handelsniederlassungen und Schiffe durch britische Zollbeamte zur Wehr setzen wollten. In späteren Jahren sah er in diesem juristischen Verfahren mit seinen teilweise mitreißenden Plädoyers die Geburtsstunde der amerikanischen Unabhängigkeit.
    Neben seiner anwaltlichen Tätigkeit veröffentlichte Adams auch zunehmend anonyme Essays in Bostoner Zeitungen, die sich mit politischen Themen befaßten. Darin sprach er sich für eine ausgewogene Balance aus monarchischem System, Aristokratie und Parlamentarismus aus, wodurch er sich politisch an den Whigs orientierte.
    Am 25. Oktober 1764 heiratete John Adams Abigail Smith, deren Familie als relativ wohlhabend galt, da sie Einkünfte aus zwei Bauernhöfen bezog und auch einige Sklaven besaß. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, darunter auch der spätere Präsident John Quincy Adams. Für die damalige Zeit im eher ländlich geprägten Neuengland war ungewöhnlich, daß beide Partner eine weitgehend gleichberechtigte Ehe führten, wie sie ansonsten eher unter den sehr vermögenden Plantagenbesitzern der Südstaaten anzutreffen war.
    Nach dem im Jahre 1765 verhängten "Stamp Act" durch die britische Krone, der den ersten Versuch einer direkten Besteuerung der dreizehn Kolonien darstellte, kam es zu Gewaltausbrüchen in Boston und der Einäscherung des dortigen Gouverneurssitzes. John Adams Rolle im Kampf gegen den Stamp Act in den Jahren 1765/66 blieb eher verhalten, vermutlich um den weiteren Erfolg seiner Anwaltstätigkeit nicht zu gefährden. Immerhin fertigte er im Oktober 1765 ein Pamphlet an, in dem erstmals die zentrale Forderung der Kolonisten nach "No taxation without representation" auftauchte.
    Mit dem Inkrafttreten des Stamps Acts wurden die Gerichte für längere Zeit geschlossen, und John Adams wurde als Anwalt vorerst arbeitslos. Erst als im Mai 1766 die Aufhebung des Stempelsteuergesetzes bekannt wurde, konnte er seine Tätigkeit fortsetzen. Nach der Beschlagnahme des Schiffes des Kaufmanns John Hancock im Jahre 1768 und der Verschärfung der britischen Kolonialpolitik, unter anderem durch die Entsendung von drei Regimentern nach Boston, spitzte sich die Lage in Neuengland weiter zu. Die Anwesenheit der britischen Rotröcke mündete im März 1770 im sog. "Massaker von Boston", während Adams im gleichen Jahr in die Assembly gewählt wurde und mittlerweile zu einem der gefragtesten Anwälte der Massachusetts Bay geworden war. Anhand seiner Tagebuchnotizen kam Adams spätestens im Jahre 1773 zu der Überzeugung, daß eine Abkoppelung der amerikanischen Kolonien vom britischen Mutterland alternativlos war. Im Juni 1774 bestimmte die Assembly eine vierköpfige Delegation für den Ersten Kontinentalkongreß, in die auch John Adams gewählt wurde.
    Schließlich kam es am 19. April 1775 zum Ausbruch des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, in dem Adams eine tiefe Spaltung der nordamerikanischen Bevölkerung zu erkennen glaubte, da er sie jeweils zu einem Drittel in Patrioten, Loyalisten und Neutrale einteilte. Ihm war jedoch klar, daß die Beziehung zu Großbritannien unwiderruflich zerbrochen war und ein langer Krieg ins Haus stand. Während des Zweiten Kontinentalkongresses ab Mai 1775 sprach sich die Fraktion unter Adams eindeutig für ein Fortführen des Krieges und die endgültige Unabhängigkeit aus. Ab Juni 1776 leitete John Adams das Board of War, das die Kriegsführung der Continental Army organisierte, und am 4. Juli 1776 erfolgte die endgültige Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten.
    Nach einigen Wochen bei der Familie in Braintree kehte Adams Anfang 1777 in den Kontinentalkongreß zurück und wurde im November dieses Jahres zum Vertreter der Vereinigten Staaten in Frankreich ernannt. Auf seiner Reise nach Paris wurde er bereits von seinem Sohn John Quincy begleitet, mit dem er sich 1778 auf der USS "Boston" einschiffte. Oberste Priorität hatte für ihn, mehr Unterstützung durch die französische Marine zu erhalten, die er als einen möglicherweise kriegsentscheidenden Faktor ansah. 1779 wurde Adams vorläufig durch Benjamin Franklin ersetzt, ein Vorgang, der für ihn eine schwere Demütigung darstellte.
    Ende Oktober 1782 kehrte Adams nach Paris zurück, um gemeinsam mit Benjamin Franklin und John Jay den Friedensvertrag mit Großbritannien auszuhandeln, wobei die Briten den Vereinigten Staaten das Territorium bis zum Mississippi überließen. Am 3. September 1783 unterzeichneten Adams, Franklin und Jay als Vertreter der USA den endgültigen Frieden von Paris.

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    Mittwoch, 19. Oktober 2022, 15:23

    The American Corner - Der Gründervater - John Adams (II)

    Im April 1785 wurde John Adams zum ersten Botschafter der Vereinigten Staaten in Großbritannien ernannt. Er stellte sich in einer Audienz König Georg III. vor und mietete eine Residenz am Grosvenor Square, aus der sich die amerikanische Botschaft entwickeln sollte. In der ersten Zeit wurde Adams von der Londoner Gesellschaft weitgehend ignoriert und sogar zum Opfer einer Hetzkampage durch Teile der britischen Presse. Insgesamt war die antiamerikanische Stimmung in Großbritannien immer noch fast genauso hoch wie zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges. In seiner Zeit als Botschafter in London schrieb Adams die 1787/88 veröffentlichte Monographie "A Defence of the Constitutions of Government of the United States of America", eine Art politisch- philosophische Abhandlung.
    Im März 1788 verließ John Adams zusammen mit Frau und Tochter Großbritannien und kehrte in seine Heimat zurück, nachdem er bereits ein Jahr zuvor um seine Abberufung gebeten hatte. In Boston wurde er triumphal als Revolutionsheld und als derjenige Diplomat gefeiert, der die Anerkennung der amerikanischen Unabhängigkeit erreicht hatte. Infolge galt Adams als zweiter Mann nach George Washington und als Anwärter auf die Vizepräsidentschaft, jedoch intrigierte Alexander Hamilton hinter den Kulissen gegen ihn.
    Am 6. April 1789 wurde Adams mit 34 Stimmen zum Vizepräsidenten gewählt und trat in New York City sein Amt an, indem er den Vorsitz im Senat einnahm. Ein Amt, daß ihn jedoch nicht einmal ansatzweise ausfüllte, zumal er sich anfänglich vornehmlich mit Fragen der Etikette und des Protokolls zu beschäftigen hatte. Hinzu kam, daß Adams von seinen politischen Gegnern immer wieder unterstellt wurde, eine heimlicher Monarchist zu sein, der die republikanische Staatsform im Grunde ablehnte. Insbesondere Thomas Jefferson entwickelte sich im Bewußsein der amerikanischen Öffentlichkeit immer mehr zu seinem Erzrivalen.
    Bei den Wahlen von 1792 konnte John Adams seine Vizepräsidentschaft verteidigen, wobei er dieses Mal von Alexander Hamilton unterstützt wurde.
    Nach dem Bekanntwerden von George Washingtons Verzicht auf eine dritte Amtszeit kristallisierten sich John Adams und Thomas Jefferson als die Hauptkonkurrenten um die präsidiale Nachfolge heraus, ohne daß einer von beiden selbst aktiv eine Wahlkampagne für dieses Amt betrieben hätte. In den Wahlen von 1796 siegte Adams nur knapp über Jefferson mit 71 zu 68 Stimmen. Bei seiner Amtseinführung am 4. März 1797 verzichtete Adams bewußt auf jedwegen zeremoniellen Pomp und sprach sich außenpolitisch für eine Fortsetzung eines amerikanischen Neutralitätskurses aus. Anfangs war er vor allem damit beschäftigt, auf Briefe von Kriegsveteranen zu antworten, die um eine Stelle in der Verwaltung baten. Auch litt die damalige Bundeshauptstadt Philadelphia unter einer Gelbfieberepidemie, die über 3000 Todesopfer forderte.
    In der Blütezeit von Adams Präsidentschaft wurde u.a. die Gründung eines Marineministeriums beschlossen und aufgrund der massiven Verschlechterung der Beziehungen zu Frankreich ein Gesetz verabschiedet, das allen Schiffen der amerikanischen Marine den Angriff auf französische Seeeinheiten erlaubte, die den amerikanischen Handel bedrohten. Adams Vorhaben, eine reguläre Armee von 25.000 Mann aufzustellen, wurde dagegen vom Kongreß auf vorläufig 10.000 Mann reduziert.
    Der Wahlkampf von 1800, in dem zum bisher einzigen Mal ein amerikanischer Präsident und sein Vizepräsident gegeneinander antraten, wurde mit Erbitterung geführt, in dem Jefferson als Jakobiner und Adams als Monarchist verunglimpft wurden. Am Ende lag Adams bei 65 Stimmen im Electoral College und Jefferson bei 73.
    Nach seiner Wahlniederlage zog sich John Adams ins Privatleben zurück und lebte in Peacefield in der Nähe seine Geburtortes. Da er nur über relativ geringe finanzielle Mittel verfügte, lebte er wie viele Landsleute dieser Jahre von den Erträgen seines Grundbesitzes. Aufgrund seines mittlerweile fortgeschrittenen Alters gab er seine Anwaltstätigkeit auf und widmete sich dem Familienleben und seinen Besuchern. Am 1. Juli 1826 fiel er in ein Koma und starb drei Tage darauf wie auch Jefferson am amerikanischen Unabhängigkeitstag. Die sterblichen Überreste von John Adams und seiner Frau Abigail wurden in der Krypta der United Parish Church in Quincy beigesetzt.

    www.youtube.com/watch?v=yQEs3OJKh4c

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    Donnerstag, 20. Oktober 2022, 12:54

    The American Corner - Der Kriegsheld - George Washington

    Neben Thomas Jefferson und Benjamin Franklin gehört George Washington zu den meistverehrten Gründungsvätern der Vereinigten Staaten. John Adams gehört merkwürdigerweise nicht zu dieser illustren Gesellschaft, obwohl seine Verdienste mindestens ebenso groß waren wie die der oben genannten Persönlichkeiten.
    Wie auch immer: der 1732 geborene George Washington gehörte zweifelsohne zur oberen Riege der "Virginia Aristocracy", war er doch der Sohn eines sehr wohlhabenden Plantagenbesitzers. Berühmt wurde er vor allem durch die Übernahme des Oberbefehls über die Continental Army während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges zwischen 1776 und 1783. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wurde der Nationalheld im Jahre 1789 zum ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt, ein Amt, das er bis 1797 innehatte. Bis heute feiern viele Amerikaner sein Andenken am "Presidents Day" jeweils am dritten Montag im Februar.
    George Washington wurde im Februar 1732 in Westmoreland County, Virginia, als Sohn von Augustine Washington und dessen zweiter Ehefrau Mary Ball geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters im Jahre 1743 wurde George Washington bereits mit elf Jahren zur Halbwaise. Sein Vater hinterließ der Familie über viertausend Hektar Land und rund fünfzig Sklaven. Bis zur Volljährigkeit übernahm dessen vierzehn Jahre älterer Halbbruder Lawrence die Vormundschaft über George Washington.
    Nach seiner schulischen Ausbildung arbeitete Washington zunächst als Landvermessungsingenieur. Im Jahre 1754 schloß er sich dem Militär an und kämpfte als Oberst der virginischen Miliz gegen die Franzosen. Bereits im darauffolgenden Jahr stieg Washington zum Oberbefehlshaber aller Truppen in Virginia auf und erzielte eine Reihe von militärischen Erfolgen gegen die französischen Truppen.
    Ab dem Jahre 1759 wuchs ebenfalls Washingtons politischer Einfluß als Abgeordneter von Virginia und Friedensrichter in Fairfax City. In diesem Jahr ehelichte er gleichfalls die angesehene Witwe Martha Dandridge Custis. Neben zwei Töchtern brachte Martha Custis auch noch ein außergewöhnlich großes Vermögen mit in die Ehe, das es Washington ermöglichte, auf seinen neuen Landsitz Mount Vernon überzusiedeln, der sich schon bald zu einem der gesellschaftlichen Mittelpunkte Virginias entwickeln sollte.
    Bereits während des "French and Indian War" konnte sich George Washington ein umfangreiches militärisches Fachwissen aneignen, das ihm im bevorstehenden Unabhängigkeitskrieg ausgesprochen nützlich werden sollte. Im September 1774 kamen Vertreter der dreizehn nordamerikanischen Kolonien zum ersten Kontinentalkongreß in Philadelphia zusammen, um Maßnahmen gegen die Kolonialpolitik Großbritanniens abzustimmen. George Washington war einer von ihnen, und gemeinsam wurde die "Petition of Rights" verfaßt, die als Eingabe an König Georg III. ausformuliert wurde. Um zusätzlichen wirtschaftlichen Druck auf Großbritannien auszuüben, riefen die Beteiligten zum Boykott britischer Importgüter auf.
    Während des darauffolgenden Unabhängigkeitskrieges blieb Washington nicht nur politisch aktiv, sondern wurde auch als Oberbefehlshaber der Continental Army eingesetzt. Nach anfänglichen ernüchternden Niederlagen der Amerikaner und der Einnahme New Yorks durch die britische Armee im August 1776 gelang es Washington allmählich, die Lage zu stabilisieren. Vor allem die wirtschaftliche und militärische Unterstützung Frankreichs war letztlich ausschlaggebend für den Sieg der Amerikaner und die damit einhergehende Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten.
    Nach der erfolgreichen Beendigung des Krieges war die Lage in den Vereinigten Staaten zunächst alles andere als stabil, sondern verstärkt von wirtschaftlichen Problemen sowie damit einhergehenden Unruhen und einzelnen Aufständen geprägt. Im Jahre 1787 kamen deshalb Delegierte aus zwölf der dreizehn Staaten zusammen, um die neue Regierung zu konstituieren. Lediglich der Kleinstaat Rhode Island beteiligte sich nicht an diesem Treffen. Am 17. Septemeber 1787 wurde die Verfassung der Vereinigten Staaten verabschiedet, und am 4. Februar 1789 wurde George Washington einstimmig zum ersten amerikanischen Präsidenten ernannt.
    George Washington selbst blieb parteilos und versuchte daher während seiner beiden Amtszeiten das Land so ausgewogen wie möglich zu regieren. Sein Kabinett enthielt daher Vertreter beider großer Parteien, der Federalists und der Democratic- Republicans. Washington selbst sah in einer starken und effizient handelnden Administration den besten Garanten für die Entwicklung von Wohlstand und Freiheit aller Amerikaner. Unter ihm wurde ein einheitliches und auf Dezimalbasis beruhendes Währungssystem eingeführt: der US- Dollar. Washingtons großes Verdienst während seiner beiden Amtszeiten war es vor allem, das neu entstandene Staatswesen konsolidiert und stabilisiert zu haben und so letztendlich erfolgreich auf einen Wachstumspfad zu lenken.
    In Bezug auf die "Peculiar Institition" war Washington ein typisches Kind der Aufklärung und der "Virginia Aristocracy". Zwar lehnte er die Versklavung von Menschen prinzipiell ab, war jedoch der Auffassung, daß ein Verbot der Sklaverei mit den Wirtschaftsmethoden insbesondere des Südens praktisch unvereinbar sei. In seinem Testament ordnete er an, die in seinem Besitz befindlichen Sklaven nach seinem Tod in die Freiheit zu entlassen.
    Bis heute hält sich die Legende, daß George Washington ein Holzgebiß besessen habe. Zwar hatte er bereits seit seiner Jugend große Probleme mit seinen Zähnen, jedoch besaß er nie eine Holzprothese. Seine Zahneinlagen bestanden aus Elfenbein, Knochen, Tierzähnen, Gold und sogar aus Blei.
    Im Jahre 1797 verzichtete Washington auf eine dritte Amtszeit, zog sich allmählich aus der Politik zurück und verbrachte den Rest seines Lebens auf seinem Landsitz Mount Vernon. Im Jahre 1799 starb der bereits damals hochgeachtete Gründervater und Präsident an den Folgen einer Kehlkopfentzündung.

    www.youtube.com/watch?v=hvE9fb--Dig

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    Freitag, 21. Oktober 2022, 15:01

    The American Corner - Warum erschoß Aaron Burr Alexander Hamilton ?

    Die politische Polarisierung der amerikanischen Gesellschaft ist keine Erfindung der Gegenwart. Bereits vor fast 220 Jahren standen sich der ehemalige Schatzsekretär und Gründungsvater Alexander Hamilton und Vizepräsident Aaron Burr im Duell gegenüber. Alexander Hamilton überlebte das Duell nicht, doch sein politisches Erbe wirkt bis heute nach.
    In den 1790er Jahren standen sich in Amerika zwei politische Strömungen gegenüber: die Republikaner mit ihrem späteren Präsidenten Thomas Jefferson und die Zentralisten, besser als Föderalisten bekannt. Letztere wurden insbesondere von Alexander Hamilton repräsentiert, der unter den Gründervätern der USA eine Sonderstellung einnimmt. Er gehörte nicht zur "Virginia Aristocracy" wie George Washington oder Thomas Jefferson, sondern war ein aus eher ärmlichen Verhältnissen stammender Glücksritter, mit dem sich der einfache Amerikaner jener Jahre aber durchaus identifizieren konnte.
    Am Morgen des 11. Juli 1804 ruderten vier Männer Alexander Hamilton über den Hudson, New York hinter sich lassend. Die Stadt war bereits damals die amerikanische Metropole des Handels und der Hochfinanz. Als Hamilton in Weehawken/ New Jersey an Land ging, mag ihm der Gedanke gekommen sein, daß dort keiner seiner großen politischen Gegner auf ihn wartete. Diese standen für ein Amerika, das er eher ablehnte, das Amerika der großen Farmer und Plantagenbesitzer, denen die von Hamilton geförderte und langsam aufkeimende Industrialisierung meist ein Greuel war. Darüber hinaus erkannte er, daß der Wohlstand dieser Männer zu einem nicht geringen Anteil auf der Sklaverei beruhte, die er zutiefst ablehnte.
    Statt eines politischen Gegeners wartete ein persönlicher Feind auf ihn, der amerikanische Vizepräsident Aaron Burr. Dieser sah sich durch einen von Hamiltons zahlreichen Zeitungsartikeln persönlich beleidigt und schoß sehr gezielt auf Hamilton, der am nächsten Tag seinen Verletzungen erlag. Hintergrund war, daß Burr im Jahre 1804 politisch bereits weitgehend isoliert war und nicht mehr nominiert wurde. Auch die Gouverneurswahl von New York, für die er anschließend angetreten war, verlor er deutlich. Für seine Niederlagen machte er insbesondere die Rufmordkampagnen seines langjährigen Rivalen Alexander Hamilton verantwortlich. Burr wurde nach dessen Duelltod zwar in zwei Bundesstaaten wegen Mordes angeklagt, aber deswegen nie vor ein Gericht zitiert. Zweifelhaften Ruhm erlangte er durch eine anschließende Mississippiexpedition, deren Ziel es mutmaßlich war, die spanischen Kolonien in Nordamerika anzugreifen. 1807 wurde er wegen Hochverrats vor ein Bundesgericht gestellt, schließlich jedoch freigesprochen. Ausmaß und Ziel der "Burr- Verschwörung" sind bis heute unter Historikern umstritten.
    Alexander Hamilton war ein Mann illegitimer Geburt, der zwischen 1755 und 1757 auf der Karibikinsel Nevis zur Welt kam. Kurz vor Ausbruch des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges kam er 1775 nach New York und wurde während seines Studiums am Columbia College zu einem der eifrigsten Befürworter der Loslösung der dreizehn amerikanischen Kolonien vom britischen Mutterland. Im Februar 1776 verpflichte er sich als Hauptmann der Artillerie zum Dienst in der Continental Army, die ihr Oberkommandierender George Washington erst noch aufbauen mußte. Die Freundschaft mit dem späteren ersten Präsidenten der USA wurde zum richtungsweisenden Faktor in Hamiltons Leben. Bereits mit 25 Jahren wurde Hamilton Adjutant des Generals und einer von Washingtons engsten Mitarbeitern, der insbesondere Hamiltons sprachliche Brillanz zu schätzen wußte. Der General galt eher als rhetorisch ungeschickt und überließ daher den Großteil seiner Depeschen militärischen oder politischen Inhalts der Feder Alexander Hamiltons.
    Nach dem Krieg war Hamilton weiterhin in New York politisch aktiv. In seinen Schriften forderte er eine verfassunggebende Versammlung und schlug eine Gewaltenteilung in Exekutive, Legislative, sowie ein Oberstes Gericht vor. Fast zur gleichen Zeit trat er als Mitgründer der Bank of New York auf, die praktisch den Auftakt zu New Yorks späterer Bedeutung als Finanzmetropole bilden sollte. Zusammen mit James Madison, dem Hauptautor der amerikanischen Verfassung, und George Washington gilt Alexander Hamilton als einer der drei Verfassungsväter.
    Ab 1787 tagte in Philadelphia die verfassunggebende Versammlung, die schließlich ein Staatsgebäude konstruierte, das in mehr als zwei Jahrhunderten nur 26 Amendments brauchte und das Vorbildcharakter für viele Staaten auf der ganzen Welt hatte. Hamilton stritt vor allem für eine starke Zentralgewalt und für eine kräftige Exekutive. Er und das Land erhielten dementsprechend ein Präsidentenamt, das später auch als imperiale Präsidentschaft bezeichnet wurde.
    Als Finanzminister im ersten Kabinett Washington wurde Hamilton ab 1789 zum einflußreichsten Berater des Präsidenten, wobei sich zu seinem größen politischen Rivalen Außenminister Thomas Jefferson entwickelte. Hamilton vertrat die Idee eines am Welthandel teilnehmenden Industrie- und Bankenstaates, während Jefferson eher das Konzept einer glücklichen, überwiegend auf dem Lande lebenden Agrarnation vertrat. Jefferson galt ebenfalls als ausgesprochener Freund Frankreichs und der Französischen Revolution, während Hamilton eher im monarchistischen England den idealen Partner sah. Tatsächlich gilt letzterer unter heutigen Historikern als Wegbereiter eines Amerika, daß sich zunächst zur führenden Industrie- und später zur Weltmacht aufschwang. Seinen wirtschafts- und machtpolitischen Vorstellungen mit all seinen Licht- und Schattenseiten war letztendlich der Triumph beschieden und sein Platz auf der gegenwärtigen Zehndollarnote dürfte ihm noch für geraume Zeit sicher sein.

    www.youtube.com/watch?v=NP2a1xkbLgU

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    Montag, 24. Oktober 2022, 13:05

    Davy Crockett - Der Held von Alamo ?!

    Davy Crockett kannte ich bereits als Kind, da seine Abenteuer Bestandteil der Winnetou- Comics waren, die von Walter Lehning zwischen 1964 und 1966 verlegt wurden. Soweit ich mich erinnere, erhielt Lehning die Serie im Rahmen eines Tauschgeschäfts aus Frankreich. Die Reihe wurde von verschiedenen Zeichnern in unterschiedlicher Qualität erstellt, und meist gab es nur zwei Panels pro Seite, was vor allem jüngeren Lesern wie mir entgegenkam, die mit zu komplexen Geschichten überfordert gewesen wären.
    Wer war Davy Crockett nun aber wirklich ? Der spätere Held von Alamo kam zehn Jahre nach der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung im kurzlebigen State of Franklin, einem Teil des späteren Tennessee, zur Welt. Bereits zu seinen Lebzeiten genoß er eine gewisse Verehrung als furchtloser Held. Im 20. Jahrhundert machte ihn Walt Disney als mutigen Trapper mit Bärenfellmütze unsterblich, auch berichtete eine TV- Serie von seinen Abenteuern, und John Wayne verlieh ihm im Jahre 1960 in "Alamo" als Kriegsheld im Kino die passende Statur.
    Eine Ballade über den Bezwinger der Wildnis stürmte noch über hundert Jahre nach seinem gewaltsamen Ende an die Spitze der amerikanischen Hitparade. Selbst Barack Obama sang bei einem Besuch in Crocketts Heimatstaat Tennessee noch: "Davy, Davy Crockett, Bezwinger der Prärie".
    In Wirklichkeit hatte sich Crockett, der zur amerikanischen Legende gewordene Tausendsassa, selbst nie Davy genannt. Der Nachfahre hugenottischer Vorfahren, die bereits im 16. Jahrhundert nach Nordirland emigrierten und von dort aus später in die Neue Welt auswanderten, hieß eigentlich David de Crocketagne. Aufgewachsen im Grenzland zu den unbesiedelten Weiten des amerikanischen Westens, erwarb er sich ersten Ruhm als Scout und Bärenjäger. Mit einer Körpergröße von 1,78 Meter galt er für die damalige Zeit als Hüne und schloß sich während des Britisch- Amerikanischen Krieges im Jahre 1813 für rund drei Monate den "Freiwilligen berittenen Schützen von Tennessee" an. Unter dem Kommando des Generals und späteren US- Präsidenten Andrew Jackson zog er u.a. gegen die Creek- Indianer ins Feld. Im Jahre 1815 starb Crocketts Ehefrau Polly im Alter von nur 27 Jahren und hinterließ drei Kinder. Im gleichen Jahr heiratete er Elizabeth Patton, mit der er weitere vier Kinder hatte.
    In seiner Heimatregion Greene County in West- Tennessee engagierte sich Crockett für die Rechte der zahlreichen Neusiedler, die oft als "Squatter" keine verbrieften Rechte auf ihren Landbesitz hatten. Als regionale Berühmtheit, ausgestattet mit einer Mischung aus würdevollem Auftreten, Sprachtalent und reichlich Wortwitz, wählte man ihn im Jahre 1826 als Abgeordneten in das US- Repräsentantenhaus. Dort entwickelte sich Crockett zum Gegenspieler von Präsident von Andrew Jackson, einem ausgesprochenen Indianerhasser, der die "Rothäute" aus den neuen Siedlungsgebieten vertreiben wollte, während Crockett für eine friedliche Koexistenz eintrat.
    Obwohl er als politischer Außenseiter im Washingtoner Poltikgeschäft Andrew Jacksons "Indian Removal Act" nicht verhindern konnte, wurde er noch zweimal wiedergewählt. Crocketts Lebensmotto entwickelte sich zum Sprichwort: "Be sure you´re right, then go ahead".
    Während seiner Zeit im Osten verfaßte David Crockett bereits seine Memoiren, in denen er mit viel Sinn für Selbstironie von seinen Abenteuern berichtete. Zwar wurde das 1834 veröffentlichte Buch "A Narrative of the Life of David Crockett" schnell zum Bestseller; zuhause in Tennessee verübelte man ihm jedoch die lange Abwesenheit, so daß er die darauffolgende Wahl verlor. Mit seinem legendär gewordenene Satz "Ihr könnt zur Hölle fahren, ich gehe nach Texas", verließ Crockett im Januar 1836 seine Heimat, um die Unabhängigkeitsbestrebungen der Texaner im Norden Mexikos zu unterstützen. Denn jedem, der bereit war, für die Unabhängigkeit des neu besiedelten Territoriums zu kämpfen, hatte die provisorische Regierung unter Sam Houston große Ländereien (ca. 20 Quadratkilometer pro Mann) versprochen. Damit begann das letzte große Abenteuer Crocketts, das ihn endgültig zu einer patriotischen Ikone machen sollte.
    Kaum ein Ereignis der amerikanischen Geschichte ist derart zur Heldentat verklärt worden wie die Schlacht von Alamo. Bis zum letzten Mann, so die Überlieferung, verteidigte ein zu allem entschlossener Haufen von 180 bis 250 Siedlern und Abenteurern die alte Missionsstation in San Antonio gegen eine erdrückende Übermacht der mexikanischen Armee unter General Antonio López des Santa Anna. Die Schlacht ging nach dreizehn Tagen verloren, und auch Davy Crockett soll am 6. März 1836 auf den Palisaden gefallen sein. Angefeuert vom Ruf "Remember the Alamo" gewannen die Amerikaner drei Wochen später die kriegsentscheidende Schlacht um Texas. Im Jahre 1838 ging Crocketts Sohn Robert Patton Crockett nach Texas, um dort sein Landerbe anzutreten und zu verwalten.
    Erst im Jahre 1955 fanden Historiker in dem Tagebuch eines mexikanischen Offiziers mögliche Beweise für das wahre Ende von Davy Crockett. Demnach starb der Volksheld nicht im Kampf, sondern wurde von den Mexikanern gefangengenommen und einen Tag später von einem Exekutionskommando erschossen.

    www.youtube.com/watch?v=gkKLpYuc8dE

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    Dienstag, 25. Oktober 2022, 13:07

    The American Corner - Die Wikinger - Die wahren Entdecker Amerikas ?

    Es war im Jahre 1999, als die Polararchäologin Patricia Sutherland seltsame Schnüre untersuchte, die aus einer verlassenen Siedlung an der Nordspitze der kanadischen Baffin Island stammen. Ein katholischer Missionar fand sie in den 60er Jahren in den Ruinen, zusammen mit hunderten weiterer Artefakte. Besonders erstaunt war Sutherland über die Zusammensetzung der Bänder, da die Ureinwohner dieser Region weder spinnen noch weben konnten, sondern ihre Kleidung aus Tierhäuten und Fellen zusammennähten. Bei diesen Fäden handelte es sich jedoch zweifelsohne um gesponnene Wolle. Einige Jahre zuvor war die Archäologin an Ausgrabungen eines Wikinger- Bauernhofs in Grönland beteiligt und fand dort ganz ähnliche Reste von Bändern.
    Die Entdeckung wirft entscheidende Fragen auf. War eine Gruppe nordischer Seefahrer an der kanadischen Inselküste gelandet, und sind die Schnüre, die den auf Grönland gefundenen gleichen, der Schlüssel zu einem kaum bekannten Kapitel der frühen Besiedlung Amerikas ?
    Bereits im Mittelalter galten die Wikinger als die besten zur See fahrenden Entdecker. Auf ihren Drachenbooten stachen die Nordmänner von ihrer skandinavischen Heimat aus in See. Im 8. Jahrhundert erreichten sie bereits England, Schottland und Irland. Viele Wikinger trieben Handel mit fernen Regionen, und im 9. Jahrhundert wagten sich ihre Kaufleute bereits bis zum Schwarzen Meer. An den wichtigen eurasischen Handelswegen gründeten sie Niederlassungen und tauschten begehrte Güter wie Glas aus dem Rheintal, Silber aus dem Nahen Osten, Muschelschalen aus dem Roten Meer und selbst Seide aus China.
    Die Wagemutigsten segelten über den rauhen Nordatlantik weit gen Westen. Auf Island und Grönland gründeten sie bäuerlich geprägte Kolonien und füllten ihre Lagerhäuser mit Luxusgütern wie Walroß- und Narwalzähnen für die europäischen Märkte. Einige ihrer Seefahrer manövrierten zwischen Eisbergen hindurch bis nach Amerika.
    Irgendwann zwischen 990 und 1020 landeten Wikingerschiffe an der Küste von Neufundland. Mehrere Dutzend Männer und Frauen errichteten drei Gemeinschaftshäuser und einige Grassodenhäuser, die unter anderem als Weberei, Schmiede und als Werkstatt dienten.
    Vor etwa 50 Jahren entdeckten der norwegische Forscher Helge Ingstad und seine Frau Anne- Stine die überwucherten Ruinen dieses Lagers in L´Anse aux Meadows und begannen mit Ausgrabungen. Später fanden kanadische Archäologen eiserne Schiffsnägel und weitere Gegenstände, die vermutlich von einem untergegangenen Wikingerschiff stammten. Die Wikinger nannten diese Gegend "Helluland", das heißt Steinplattenland.
    Patricia Sutherland fand weitere gesponnene Fasern aus den vier wichtigen Fundstätten Nunguvik, Tanfield Valley, Willows Island und den Avayalik Islands. Sie liegen alle an der 2000 Kilometer langen Küstenlinie zwischen Baffin Island und dem nördlichen Labrador. Auch hatte man überall Holzstücke gefunden, obwohl die Landschaft nur aus baumloser Tundra besteht. Sutherland identifizierte außerdem Überreste von Rechenstäben, auf denen die Wikinger offensichtlich Geschäftsabschlüsse festgehalten hatten, darüber hinaus fand man Wollspindeln und Holzteile mit eckigen Nagellöchern und Flecken, die wahrscheinlich von Eisen herrührten. Eines der Holzteile stammt aus dem 14. Jahrhundert wie eine C 14- Datierung ergab, als sich die Zeit der Nordmänner in Amerika bereits dem Ende zuneigte.
    Je weiter Sutherland in die alten Dorset- Sammlungen vordrang, desto mehr Belege fand sie dafür, daß Wikinger an dieser Küste gelandet waren. So entdeckte sie fast dreißig nordische Wetzsteine, die zur Standardausrüstung der Wikinger gehörten, sowie Schnitzereien mit europäisch wirkenden Gesichtern. Gefunden wurde auch ein Fundament aus großen Steinen, daß offenbar nordischer Steinmetzkunst entstammte. Die Größe des Gebäudes, die Art der Wände und eine mit Steinen ausgelegte Abflußrinne entsprachen der Ausstattung grönländischer Wikingerbauten.
    Bleibt die Frage, warum sich die Wikinger auf diesem windumtosten Zipfel von "Helluland" über einen längeren Zeitraum aufhielten, indem sie wetterfeste Gebäude errichteten ? Offenbar deshalb, weil sie dort wertvolle Handelsgüter vorfanden. Bereits gegen Ende des 9. Jahrhunderts besuchte ein Wikingerkaufmann den Hof Alfreds des Großen in England und schenkte dem König u.a. Walroß- Stoßzähne, aus denen damals wertvolle Schachfiguren und andere Kleinodien geschnitzt wurden. Jedes Jahr im Frühling zogen damals Wikinger aus den Siedlungen Grönlands in das ergiebige Jagdgebiet Nordsetur und stellten Walrossen und anderen Tieren nach. Sie beluden ihre Boote mit Tierhäuten, Pelzen, Elfenbein und sogar mit lebenden Eisbärjungen, mit denen sie handelten. Doch nur zwei oder drei Tagesreisen weiter westlich lagen noch ergiebigere Jagdgründe. Zwar waren die gletscherbedeckten Berge von "Helluland" alles andere als einladend, aber in den dortigen Gewässern tummelten sich zahlreiche Walrosse und Narwale, und an Land wimmelte es von Karibus und kleinen Pelztieren. Mit großer Wahrscheinlichkeit suchten einige der Wikinger, die vor tausend Jahren die nordamerikanische Küste erkundeten, nach Handelspartnern. In "Vinland", einer Region im heutigen Neufundland, begegnete man ihnen zwar feindselig, jedoch in "Helluland" erkannten die dort ansässigen Dorset- Jagdnomaden ihre Chance und hießen die Fremden willkommen. Die Nordmänner verfügten über zwei ausgesprochen attraktive Güter zum Tausch für die Pelze: Holzscheite zum Schnitzen sowie kleine Metallteile, aus denen man Messer fertigen konnte.
    Für die Archäologin Patricia Sutherland gibt es auf dem Gebiet der frühen Wikingerniederlassungen noch viel zu tun, denn bisher ist erst ein kleines Gebiet des Tanfield Valley erforscht. Die neuen Belege der Archäologin für eine friedliche Kooperation zwischen den Seefahren und den nordamerikanischen Ureinwohnern sowie die Entdeckung des wohl frühesten Pelzhandels von Europäern in Amerika haben in Fachkreisen eine intensive Diskussion ausgelöst.

    www.youtube.com/watch?v=-BfN5WpA9ww

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    Mittwoch, 26. Oktober 2022, 12:37

    The American Corner - Entdeckten Deutsche Amerika vor Kolumbus ?

    Wie das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) vor einigen Jahren in seiner Dokumentation "Das Amerikarätsel" berichtete, gibt es historische Schriften und Karten, die belegen sollen, daß die deutschen Seefahrer Dietrich Pining und Hans Pothorst zusammen mit dem Portugiesen Cortereal bereits im Jahre 1473, also 19 Jahre vor Christoph Kolumbus, Amerika entdeckten.
    Die drei Abenteurer waren von den Königen Dänemarks und Portugals 1471 entsandt worden und hatten eigentlich den Auftrag, über Island nach Grönland zu segeln, um von dort aus auf der Nordroute den Seeweg nach Asien zu finden. Der dänische König Christian I. und der portugiesische König Alfons V. wollten so einerseits den Handel mit Grönland reaktivieren und andererseits ausloten lassen, wie man schneller und direkter an die begehrten Waren aus Ostasien kommen konnte. Nach Asien gelangten Pining, Pothorst und Cortereal nicht, landeten aber stattdessen nach verschiedenen Quellen im Norden des heutigen Kanadas.
    Pining (ca. 1428- 1491) und Pothorst stammten beide aus Hildesheim und hatten schon vor Beginn der eigentlichen Expedition einige erfolgreiche Missionen für Dänemark durchgeführt. Nach der Entdeckungsreise war Dietrich Pining zwischen 1478 und 1490 Gouverneur des damals zu Dänemark gehörenden Islands. In Hildesheim hat man nach ihm bereits eine Straße und eine Schule benannt. Am Haus des Glockenspiels in der Bremer Böttcherstraße wurde Pining und Potthorst eine Bildtafel gewidmet, die sie mit einem Indianer zeigt.

    www.youtube.com/watch?v=9KgNLjZ14Jg

    312

    Mittwoch, 26. Oktober 2022, 15:58

    RE: The American Corner - Die Wikinger - Die wahren Entdecker Amerikas ?

    Uwe, herzlichen Dank fuer diesen faszinierenden Beitrag!
    Ich wollte schon immer mehr ueber die Erkundung Amerikas durch die Wikinger lesen und wuenschte, es gaebe ein Buch darueber.
    Es war im Jahre 1999, als die Polararchäologin Patricia Sutherland seltsame Schnüre untersuchte, die aus einer verlassenen Siedlung an der Nordspitze der kanadischen Baffin Island stammen. Ein katholischer Missionar fand sie in den 60er Jahren in den Ruinen, zusammen mit hunderten weiterer Artefakte. Besonders erstaunt war Sutherland über die Zusammensetzung der Bänder, da die Ureinwohner dieser Region weder spinnen noch weben konnten, sondern ihre Kleidung aus Tierhäuten und Fellen zusammennähten. Bei diesen Fäden handelte es sich jedoch zweifelsohne um gesponnene Wolle. Einige Jahre zuvor war die Archäologin an Ausgrabungen eines Wikinger- Bauernhofs in Grönland beteiligt und fand dort ganz ähnliche Reste von Bändern.
    Die Entdeckung wirft entscheidende Fragen auf. War eine Gruppe nordischer Seefahrer an der kanadischen Inselküste gelandet, und sind die Schnüre, die den auf Grönland gefundenen gleichen, der Schlüssel zu einem kaum bekannten Kapitel der frühen Besiedlung Amerikas ?
    Bereits im Mittelalter galten die Wikinger als die besten zur See fahrenden Entdecker. Auf ihren Drachenbooten stachen die Nordmänner von ihrer skandinavischen Heimat aus in See. Im 8. Jahrhundert erreichten sie bereits England, Schottland und Irland. Viele Wikinger trieben Handel mit fernen Regionen, und im 9. Jahrhundert wagten sich ihre Kaufleute bereits bis zum Schwarzen Meer. An den wichtigen eurasischen Handelswegen gründeten sie Niederlassungen und tauschten begehrte Güter wie Glas aus dem Rheintal, Silber aus dem Nahen Osten, Muschelschalen aus dem Roten Meer und selbst Seide aus China.
    Die Wagemutigsten segelten über den rauhen Nordatlantik weit gen Westen. Auf Island und Grönland gründeten sie bäuerlich geprägte Kolonien und füllten ihre Lagerhäuser mit Luxusgütern wie Walroß- und Narwalzähnen für die europäischen Märkte. Einige ihrer Seefahrer manövrierten zwischen Eisbergen hindurch bis nach Amerika.
    Irgendwann zwischen 990 und 1020 landeten Wikingerschiffe an der Küste von Neufundland. Mehrere Dutzend Männer und Frauen errichteten drei Gemeinschaftshäuser und einige Grassodenhäuser, die unter anderem als Weberei, Schmiede und als Werkstatt dienten.
    Vor etwa 50 Jahren entdeckten der norwegische Forscher Helge Ingstad und seine Frau Anne- Stine die überwucherten Ruinen dieses Lagers in L´Anse aux Meadows und begannen mit Ausgrabungen. Später fanden kanadische Archäologen eiserne Schiffsnägel und weitere Gegenstände, die vermutlich von einem untergegangenen Wikingerschiff stammten. Die Wikinger nannten diese Gegend "Helluland", das heißt Steinplattenland.
    Patricia Sutherland fand weitere gesponnene Fasern aus den vier wichtigen Fundstätten Nunguvik, Tanfield Valley, Willows Island und den Avayalik Islands. Sie liegen alle an der 2000 Kilometer langen Küstenlinie zwischen Baffin Island und dem nördlichen Labrador. Auch hatte man überall Holzstücke gefunden, obwohl die Landschaft nur aus baumloser Tundra besteht. Sutherland identifizierte außerdem Überreste von Rechenstäben, auf denen die Wikinger offensichtlich Geschäftsabschlüsse festgehalten hatten, darüber hinaus fand man Wollspindeln und Holzteile mit eckigen Nagellöchern und Flecken, die wahrscheinlich von Eisen herrührten. Eines der Holzteile stammt aus dem 14. Jahrhundert wie eine C 14- Datierung ergab, als sich die Zeit der Nordmänner in Amerika bereits dem Ende zuneigte.
    Je weiter Sutherland in die alten Dorset- Sammlungen vordrang, desto mehr Belege fand sie dafür, daß Wikinger an dieser Küste gelandet waren. So entdeckte sie fast dreißig nordische Wetzsteine, die zur Standardausrüstung der Wikinger gehörten, sowie Schnitzereien mit europäisch wirkenden Gesichtern. Gefunden wurde auch ein Fundament aus großen Steinen, daß offenbar nordischer Steinmetzkunst entstammte. Die Größe des Gebäudes, die Art der Wände und eine mit Steinen ausgelegte Abflußrinne entsprachen der Ausstattung grönländischer Wikingerbauten.
    Bleibt die Frage, warum sich die Wikinger auf diesem windumtosten Zipfel von "Helluland" über einen längeren Zeitraum aufhielten, indem sie wetterfeste Gebäude errichteten ? Offenbar deshalb, weil sie dort wertvolle Handelsgüter vorfanden. Bereits gegen Ende des 9. Jahrhunderts besuchte ein Wikingerkaufmann den Hof Alfreds des Großen in England und schenkte dem König u.a. Walroß- Stoßzähne, aus denen damals wertvolle Schachfiguren und andere Kleinodien geschnitzt wurden. Jedes Jahr im Frühling zogen damals Wikinger aus den Siedlungen Grönlands in das ergiebige Jagdgebiet Nordsetur und stellten Walrossen und anderen Tieren nach. Sie beluden ihre Boote mit Tierhäuten, Pelzen, Elfenbein und sogar mit lebenden Eisbärjungen, mit denen sie handelten. Doch nur zwei oder drei Tagesreisen weiter westlich lagen noch ergiebigere Jagdgründe. Zwar waren die gletscherbedeckten Berge von "Helluland" alles andere als einladend, aber in den dortigen Gewässern tummelten sich zahlreiche Walrosse und Narwale, und an Land wimmelte es von Karibus und kleinen Pelztieren. Mit großer Wahrscheinlichkeit suchten einige der Wikinger, die vor tausend Jahren die nordamerikanische Küste erkundeten, nach Handelspartnern. In "Vinland", einer Region im heutigen Neufundland, begegnete man ihnen zwar feindselig, jedoch in "Helluland" erkannten die dort ansässigen Dorset- Jagdnomaden ihre Chance und hießen die Fremden willkommen. Die Nordmänner verfügten über zwei ausgesprochen attraktive Güter zum Tausch für die Pelze: Holzscheite zum Schnitzen sowie kleine Metallteile, aus denen man Messer fertigen konnte.
    Für die Archäologin Patricia Sutherland gibt es auf dem Gebiet der frühen Wikingerniederlassungen noch viel zu tun, denn bisher ist erst ein kleines Gebiet des Tanfield Valley erforscht. Die neuen Belege der Archäologin für eine friedliche Kooperation zwischen den Seefahren und den nordamerikanischen Ureinwohnern sowie die Entdeckung des wohl frühesten Pelzhandels von Europäern in Amerika haben in Fachkreisen eine intensive Diskussion ausgelöst.

    www.youtube.com/watch?v=-BfN5WpA9ww

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    Donnerstag, 27. Oktober 2022, 13:24

    The American Corner - Der kalifornische Goldrausch und der Aufstieg San Franciscos

    Am 24. Januar 1848 fand ein gewisser James Wilson Marshall bei Sutter´s Mill am American River ca. vierzig Meilen östlich von Sacramento/ Kalifornien Gold. Landeigentümer John Augustus Sutter (1803- 1880), der als Johann Augustus Suter in Baden geboren wurde, wollte diesen Fund zunächst verheimlichen, da ihm mehr daran gelegen war, seine Ideen eines großen Agrarbesitzes auf seinen Ländereien zu verwirklichen. Doch schon bald begann die Gerüchteküche zu brodeln, und schließlich war es der Zeitungsverleger und Kaufmann Samuel Brannan, der den großen kalifornischen Goldrausch auslöste. Dieser besaß unter anderem ein Haushaltswaren- und Eisenwarengeschäft in der Sacramento Street. Als Angestellte von John Sutter in seinem ehemaligen Laden in Sutter´s Fort (heute Sacramento) eine Bestellung mit Goldnuggets bezahlten, wurde Brannan neugierig und reiste nach Sutter´s Mill, wo er als Repräsentant der Mormonen den Zehnten von seinen Glaubensbrüdern eintrieb. Als er wieder in San Francisco ankam, kaufte er alle dort verfügbaren Schaufeln und Hacken auf, stellte sich mit einer mit Goldnuggets gefüllten Flasche auf den Portsmouth Square und rief: "Gold! Gold! Gold aus dem American River !".
    Nach knapp zwei Jahren wurde Brannan auf diese Weise zum ersten Millionär von "Frisco". Sutter hingegen war ruiniert, denn seine Landarbeiter hatten sich der Goldsuche angeschlossen, und zahllose Glücksritter strömten auf seine Ländereien. Erst sein Sohn sollte in späteren Jahren für die immensen Verluste entschädigt werden.
    Bereits am 2. Februar 1848 landete das erste Schiff mit chinesischen Immigranten in San Francisco, wobei dies aber nur den Auftakt zum großen Ansturm bildete, der der Stadt noch bevorstehen sollte. Am 19. August bestätigte der New York Herald als erste Zeitung der Ostküste die umfangreichen Goldfunde.
    In den darauffolgenden Jahren strömten über einhunderttausend Glücksritter und Abenteurer, die sagenannten "Forty- Niners", in den Westen der Vereinigten Staaten, um dort auf schnelle Art und Weise reich zu werden, sodaß die Einwohnerzahl San Franciscos allein im Jahre 1848 von lediglich 600 auf über 25.000 anschwoll. Im Jahre 1852 war aus dem ehemaligen Dorf bereits eine Stadt mit 42.000 Einwohnern geworden. Zwar gab es dort nur wenige feste Häuser, dafür aber zahlreiche Bordelle, über 500 Saloons und zahlreiche Spielhöllen. Franzosen, Chilenen, Spanier und Italiener brachten ihre landestypischen Rezepte in die vielen neu entstandenen Restaurants, so daß San Francisco bis heute eine relativ bekannte Restaurantstadt geblieben ist. Die anfängliche Einwohnerschaft bestand zu 90 Prozent aus Männern, darunter naturgemäß auch zahlreiche Gauner und Gangster. Dies führte dazu, daß Goldsucher beraubt oder gekidnappt und als Seeleute auf Schiffe zwangsverfrachtet wurden, denn der Bedarf an Matrosen war groß. Jede Woche kamen zahlreiche Segelschiffe in der Stadt an, und Offiziere, Kapitäne und Mannschaften eilten oft ihren Passagieren hinterher, um zu den ertragreichen Goldfeldern zu gelangen. Bei der Suche nach Baumaterialien für Häuser begann man, die vielen verlassenen Schiffe zu zerlegen. Die zu Beginn in San Francisco verwendeten Pflastersteine waren ursprünglich der Ballast von diesen verlassenen Schiffen,die heutzutage teilweise immer noch unter den Straßendecken des Stadtzentrums liegen und von der Frühgeschichte dieser boomenden Metropole künden.
    Zahllose Kriminelle und viele verschrobene Gestalten lebten in der Stadt, und die brisante Mischung aus oft betrunkenen Goldsuchern, den damals üblichen Tranöllampen und den vielen leicht brennbaren Holzhäusern sorgte häufig dafür, daß das Stadtzentrum bis auf die Grundmauern niederbrannte. Morde waren an der Tagesordnung, und die Kreuzung von Jackson und Kearny Street war damals allgemein als "Murderers Corner" bekannt. Berühmt- berüchtigt wurde auch die "Barbary Coast", deren Name in Anlehnung an die von Piraten heimgesuchte Küste Nordafrikas erinnern sollte. Bordelle, Spielhallen und selbst chinesische Opiumhöhlen waren überall am östlichen Ufer der Stadt zu finden. Im Jahre 1852 gab es nicht weniger als 23 Banden, die sich darauf spezialisiert hatten, Seemänner mit Drogen abzufüllen und mit großem Profit an Reeder weiterzuveräußern, die permanent zuwenig Mannschaften für ihre Schiffe hatten. Erst im Jahre 1917 wurde die "Barbary Coast" endgültig geschlossen, nachdem ein Bundesgesetz Bordelle verboten hatte.
    Die politische Situation war im San Francisco der frühen Jahre oft mehr als chaotisch. Angewidert von der ausufernden Korruption und der Überhandnahme von Verbrechen, gründete eine Gruppe von Einwohnern im Jahre 1851 eine erste Bürgermiliz (Comittee of Vigilance), der 1856 einer erneute Gründung folgte. Diese fast paramilitärische Stadtregierung verwies viele Einwohner der Stadt, exekutierte einige von ihnen und zwang einige besonders korrupte Volksvertreter zum Rücktritt. Nachdem dieses Komittee die Stadt für "sauber" befunden hatte, verzichtete es auf eine weitere Machtausübung und machte Platz für eine reguläre, bis dahin kaum existierende Stadtverwaltung. Auf diese Art entwickelte sich San Francisco allmählich zur größten Stadt der USA westlich des Mississippi.
    Das Hauptgeschäft zur Zeit des großen Goldrauschs machten aber die Lieferanten und Händler, denn die Entwicklung der Preise war inflationär. Eier wurden für einen ganzen Dollar und Äpfel für anderthalb Dollar das Stück verkauft. Gerüchten zufolgen tauschten manche Goldsucher ihren Goldstaub gegen die gleiche Gewichtsmenge an Whiskey ein.
    Der Goldrausch wirkte sich durchaus auch positiv auf die gesamte wirtschaftliche Entwicklung Nord- und Mittelkaliforniens aus. Landwirtschaft und Holzindustrie, die einen Großteil des übrigen Landes versorgten, entstanden als Gegenbewegung zur Goldsucherbewegung und trugen zu einem nicht unerheblichen Teil zum Aufblühen von San Francisco bei. Bereits zu Beginn der 1850er Jahre hatten sich die Banken der Stadt zu den mächtigsten im Westen entwickelt und sind es, z.B. Wells Fargo, bis heute geblieben. Aber auch andere Unternehmen gelangten zu Weltruhm, so Ghirardelli Chocolate oder Levi Strauss. Berühmte Persönlichkeiten wie Lola Montez oder Mark Twain wohnten in der Stadt, und wegen der vielen Theater gastierten Stars wie Sarah Bernard, Harry Houdini oder Enrico Caruso in der Stadt.
    Im Jahre 1850 wurde Kalifornien zum 31. Staat der Vereinigten Staaten erklärt, wobei San Francisco County zu den Gründercounties gehörte. Spätestens ab 1854 waren die reichsten Stätten der abbaufähigen Goldlager erschöpft, so daß San Francisco zunächst in einer Wirtschaftkrise versank, aus der es sich erst wieder mit der Entdeckung der Comstock- Mine im Westen Nevadas im Jahre 1860 erholen sollte. Zwischen 1863 und 1877 förderte die Comstock- Mine Silber im Wert von über 300 Millionen Dollar, eine gigantische Summe, die fast ausschließlich in San Francisco, dem Handels- und Bankenzentrum der Region, statt in Nevada landete. Erst der große Silberboom, größer und länger anhaltend als der California Gold Rush von 1848, machte aus San Francisco eine Metropole und einige ihrer Bewohner zu Millionären. Die Chinesen, die zunächst in Massen als Goldgräber und später als Eisenbahnarbeiter nach Kalifornien kamen, machten 1875 etwa zwanzig Prozent der Bevölkerung von San Francisco aus. Sie standen nicht nur repressiven Gestzen gegenüber, sondern auch Bandenüberfällen, so denen der "Pickhandle- Brigade". Das 1882 erlassene Bundesgesetz über den Ausschluß chinesischer Bürger (Chinese Exclusion Act) blieb noch bis zum Jahre 1943 in Kraft.

    www.youtube.com/watch?v=HtJ8iwUoNK8

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    Freitag, 28. Oktober 2022, 12:57

    The American Corner - Wer war John Charles Frémont ?

    Deutschen Fernsehzuschauern wird der Name des nicht ganz unumstrittenen Forschers, Offiziers und Entdeckers vor allem durch die Serie "Dream West- Das abenteuerliche Leben des John Charles Frémont" von 1986 mit Richard Chamberlain in der Hauptrolle in Erinnerung verblieben sein. Wer war dieser Abenteurer nun aber wirklich ?
    Geboren wurde er 1813 in Savannah/ Georgia als uneheliches Kind unter dem Namen John Charles Fremon. Seit 1838 war er in der Armee der Vereinigten Staaten als topografischer Ingenieur tätig und vermaß in diesem Zeitrahmen insbesondere die Gebiete zwischen den Flüssen Mississippi und Missouri. Im Jahre 1841 heiratete Frémont ohne Einwilligung ihrer Eltern Jessie Benton, die Tochter von Thomas Hart Benton, eines Senators aus Missouri. Im Anschluß erhielt er vom US- Kriegsministerium den Auftrag, die Rocky Mountains zu erkunden.
    Mit prominenten Scouts wie Kit Carson und Thomas Fitzpatrick gelang es Frémont, bis zum Herbst 1842 den South Pass der Rocky Mountains zu erreichen, dessen genaue Lage zu bestimmen und somit den wichtigsten Verkehrsweg dieses Gebirges festzulegen, an dem sich alle damals wesentlichen Handels- und Siedlungswege wie der Oregon Trail, der California Trail und der Mormon Trail trafen und bündelten.
    Auf einer zweiten Expedition nach Oregon überschritt Frémont die Rocky Mountains weiter nördlich und traf auf den großen Salzsee von Utah. In den Jahren 1843/44 erkundete er trotz relativ schlechter Marschausrüstung mit 25 Mann Oberkalifornien, die Sierra Nevada und die Ebene des Sacramento- Tals. Erst Frémonts Expedition erkannte die zusammenhängende Geographie westlich der Rocky Mountains und räumte dabei auch mit einigen bisherigen Irrtümern auf. So mußte er feststellen, daß der bis dahin auf älteren Landkarten als Buenaventura River verzeichnete und als schiffbare Verbindung von den Rockies bis zum Pazifik angesehene Fluß überhaupt nicht existierte.
    Im Zuge des Mexikanisch- Amerikanischen Kriegs, an dem sich Frémont als Offizier einer Freiwilligenarmee beteiligte, geriet er in Konflikt mit vorgesetzten Offizieren, die ihn beschuldigten, den Gehorsam verweigert zu haben und ihm den Versuch unterstellten, sich zum Gouverneur von Kalifornien machen zu wollen. Frémont mußte sich in Washington vor einem Kriegsgericht verantworten und wurde unehrenhaft aus der Armee entlassen. Obwohl er im Anschluß aufgrund seiner bisherigen Verdienste von Präsident James K. Polk begnadigt wurde, nahm er seinen Abschied, brach 1848 erneut in den Westen auf und gelangte nach knapp einem Jahr an das Ufer des Sacramento River, wo er in Mariposa ein Stück Land kaufte. Kurz darauf wurden dort im Rahmen des kalifornischen Goldrauschs große Vorkommen des Edelmetalls entdeckt, die Frémont zu einem reichen Mann machten. Im Jahre 1849 wurde er als einer der ersten Senatoren Kaliforniens in den amerikanischen Kongreß gewählt.
    Im Jahre 1856 trat Frémont als Präsidentschaftskandidat der frisch gegründeten Republikaner gegen James Buchanan an, verlor jedoch die Wahl. Er behielt seinen Wohnsitz in Kalifornien und schrieb zahlreiche Veröffentlichungen über seine Forschungsreisen. Bei Ausbruch des Bürgerkriegs wurde er zum Generalmajor der Unionsarmee ernannt, verhängte jedoch eigenmächtig über Missouri das Kriegsrecht und ließ die Sklaven aufständischer Südstaatler frei, was zu seiner kurzfristigen Abberufung führte. 1864 trat er noch einmal parteiintern gegen Abraham Lincoln als Vertreter der radikalen Republikaner an, denen der Kurs des Präsidenten gegenüber den Konföderierten Staaten als zu kompromißbereit erschien, konnte sich jedoch nicht durchsetzen.
    Frémont hatte als wohlhabender Grundbesitzer, wie dies zu dieser Zeit in breiten Bevölkerungskreisen üblich war, Anteile an verschiedenen Eisenbahngesellschaften, geriet dadurch jedoch in finanzielle Schieflage, so daß er sich in Washington erneut um ein Amt bewarb. Zwischen 1878 und 1881 wurde er von Präsident Rutherford B. Hayes zum Gouverneur des Arizona- Territoriums ernannt, wurde jedoch nach drei Jahren zum Rückzug aus diesem Amt genötigt, da er sich dort kaum aufhielt.
    In seinen letzten Lebensjahren lebte John Charles Frémont in New York City, wo er am 14. Juli 1890 in einem Hotel an Bauchfellentzündung starb. In Anerkennung seiner Lebensleistungen als Forscher und Entdecker wurden mehrere Lokalitäten in den USA nach ihm benannt, so diverse Städte, der Fremont- Paß in Colorado sowie die Fremont Street in Las Vegas. Frémonts insgesamt fünf Vermessungsexpeditionen gehören zu den wichtigsten Forschungsreisen des 19. Jahrhunderts zur Erforschung des amerikanischen Westens. Viele der von ihm entdeckten Überlandwege wurden als Trails oder in späteren Jahren als Eisenbahntrassen genutzt.

    www.youtube.com/watch?v=MklynjfKUoY

    Anm.: Die Miniserie "Dream West" von 1986, die das Leben von Frémont beschreibt, ist zwar aktuell bei youtube eingestellt. Ich erspare mir jedoch eine Verlinkung aufgrund der sehr schlechten Wiedergabequalität.

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    Sonntag, 30. Oktober 2022, 12:15

    The American Corner - Buffalo Bill Cody oder: Wie der Wilde Westen erfunden wurde

    Nicht nur in den Vereinigten Staaten ist sein Name auch heute noch vielen ein Begriff. Er galt als Bisontöter, Kutscher, Indianerkämpfer, Scout, Showman, König der Prärie. Als "Buffalo Bill" prägte er in den USA und in Europa nachhaltig das Klischee vom "Wilden Westen". Selbst sein Tod im Jahre 1917 zog noch eine Show nach sich, als ihn Theodore Roosevelt posthum als "den Amerikaner schlechthin" bezeichnete und um die 25.000 Teilnehmer dem aufgebahrten Leichnam in Denver/ Colorado die letzte Ehre erwiesen. Darunter waren illustre Freimaurer, Veteranen des Bürgerkriegs und selbst William Codys letzter Schimmel McKinley. Denn die Wildwestshows, mit denen "Buffalo Bill" in den USA und Europa Furore machte, hatten ihn weltberühmt gemacht.
    Wer war nun Willam Cody wirklich ? Er kam am 26. Februar 1846 auf einer Farm im damaligen Iowa- Territorium zur Welt. Als er elf war, wurde sein Vater, der ein leidenschaftlicher Abolitionist war, von Gegnern dieser Bewegung ermordet. Fortan arbeitete der junge Wiiliam Cody zunächst als Kutscher bei den Siedlertrecks, die nach Westen rollten, später verdingte er sich dann auch als Reiter für den zwar berühmten, aber auch recht kurzlebigen Pony- Express.
    Gegen Ende des Bürgerkriegs ließ er sich kurzfristig als Scout für die Armee der Nordstaaten anwerben, ging aber gleich nach Kriegsende wieder seinem Handwerk als berittener Jäger im Westen nach, dies wohl auch, um dem strapaziösen Ehealltag mit seiner kultivierten Ehefrau Louisa zu entrinnen. Zu seinem Spitznamen "Buffalo Bill" kam er ganz einfach deshalb, weil er die Streckenarbeiter der Kansas- Pacific Eisenbahn zu dieser Zeit laufend mit Bisonfleisch versorgte.
    General Philip Sheridan erkannte recht schnell Cody´s Talente und setzte ihn als Führer für einflußreiche Präriereisende und ausländische Großwildjäger ein. An der Seite z.B. europäischer Adliger entwickelte William Cody eine Weltgewandtheit, die ihm in späteren Jahren in der Show- Manege sehr hilfreich sein sollte.
    Der nächste Schritt zur schillernden Showfigur kam im Jahre 1869, als Cody den Journalisten Ned Buntline kennenlernte, der einen vorzeigbaren Helden für seine Groschenromane suchte. Buntline und seine Nachahmer produzierten insgesamt über fünfhundert Erzählungen über den Präriehelden Buffalo Bill, der sich in diesen Geschichten selbst kaum wiedererkannte, was dem profitablen Geschäft aber keinen Abbruch tat.
    Schließlich schloß sich Cody einer Künstlertruppe an und trat in einem Theaterstück von Buntline in Chicago, dem damaligen Tor zum Westen, auf. Sechs Jahre lang ging er mit relativ anspruchslosen Wildweststücken auf Tournee, und der Originalskalp des von ihm getöteten Indianers Yellow Hair begeisterte sein Publikum.
    Angespornt von dem Publikumsbeifall und finanziellem Erfolg, gründete William Cody im Jahre 1883 seine legendäre eigene Freilichtshow. Mit wechselnden Produzenten, echten Cowboys und berittenen Indianern tourte er mit "Buffalo Bill´s Wild West Show" durch den amerikanischen Osten. Zu einer seiner Attraktionen gehörte u.a. die Scharfschützin Annie Oakley, die in späteren Jahren Kaiser Wilhelm II. eine Zigarrenspitze abschoß. Auch der berühmte Lakota- Häuptling Sitting Bull, heute zu einer Symbolfigur für den Kampf gegen die Entrechtung der amerikanischen Ureinwohner geworden, trat in der Wildwestshow auf.
    Cody´s Show wurde auch in Europa zu einem großen Erfolg. Mit 18 Büffeln und 180 Pferden ging Buffalo Bill im Jahre 1887 in Großbritannien an Land, gerade rechtzeitig zum 50. Regierungsjubiläum von Queen Victoria. Zwei Jahre später schiffte er sich nach Frankreich ein, von dort reiste die Show nach Italien, wo der damalige Papst Leo XIII. die mitreisenden Indianer segnete. 1891 war es ein Glück für die indianischen Führer der "Geistertanz- Bewegung", Cody´s Crew angehören zu dürfen, denn diese letzte Erweckungsbewegung der indianischen Ureinwohner wurde von den amerikanischen Behörden gefürchtet und deshalb massiv bekämpft. Auch durch das Deutsche Kaiserreich tourte Cody mehrfach, unter anderem gastierte er in München, Stuttgart, Dresden, Karlsruhe und Berlin mit seiner Show, bestehend aus Cowboys, Ponypostreitern, Indianern, die einen Siedlertreck überfielen, sowie einer originalen Postkutsche.
    Allein sechs Millionen Besucher lockte im Jahre 1893 William Cody während der Weltausstellung von Chicago anläßlich des Kolumbusjubiläums an. Dennoch plagten ihn ständige Geldsorgen, da er seine Einnahmen recht großzügig unter seinen Familienangehörigen verteilte und sich in Fehlspekulationen sowie ruinöse Bauprojekte wie die nach ihm benannte Stadt Cody/ Wyoming stürzte, wo bis heute das "Buffalo Bill Historical Center" an sein Leben erinnert.
    Seine überbordenden Schulden zwangen William Cody, bis zuletzt im Sattel zu bleiben, selbst zu einer Zeit, als der Stern seiner Wildwest- Shows schon längst zu sinken begann, als das Kino als neues Unterhaltungsmedium an Interesse gewann. Im Jahre 1913 mußte er für sein Unternehmen Konkurs anmelden. William Cody starb im Juli 1917 an Herz- und Nierenversagen und wurde auf dem Lookout Mountain westlich von Denver/ Colorado beigesetzt.

    www.youtube.com/watch?v=9M4fL5g1DrY

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    Montag, 31. Oktober 2022, 12:32

    The American Corner - Pan Am - Aufstieg und Fall einer Ikone des zivilen Luftverkehrs

    Pan Am gilt unter Interessierten und Fans der Geschichte des zivilen Luftverkehrs als einzigartige Ikone, an deren Geschichte bis heute großes Interesse besteht. Weniger Interessierte kennen vielleicht noch eine der Schlüsselszenen aus dem Kultfilm "Catch me if you can", in der Leonardo DiCaprio Schecks der Fluggesellschaft mit Hilfe von Flugzeugmodellen fälscht, deren Pan Am- Logos er im Wasserbad entfernt... :thumbsup: .
    Die Geschichte von Pan Am begann mit einem Postflug von Key West in Florida nach Havanna auf Kuba am 19. Oktober 1927, und sie endete am 4. Dezember 1991 mit Flug PA436 von Barbados nach Miami. Dazwischen lagen einige Jahrzehnte voller Pioniertaten, die fast alle von ihrem visionären Gründer und Chairman Juan Terry Trippe ausgingen. Vor allem war es seine wegweisende Vision, den Massenluftverkehr zu Preisen zu entwickeln, die für den Durchschnittsreisenden tragbar waren. Von diesem Zeitpunkt an war es ein langer Weg bis zu dem Tag, an dem Pan Am bankrott war.
    Juan Trippe, der als ausgesprochener Patriarch galt, sagte man eine Schwäche für die christliche Seefahrt nach. Dementsprechend sollten die großen Pan Am- Flugboote der 1930er Jahre die "Clipper" des 20. Jahrhunderts werden. Aus diesem Grund nannte Trippe seine Flugboote und später eigentlich alle Maschinen seiner Flotte grundsätzlich "Clipper". Ihre Geschwindigkeit wurde wie im Schiffsverkehr in Knoten gemessen, und die Flugkapitäne erhielten von Trippe den reichlich abgehobenen Titel "Master of Ocean Flying Boats". Von da war es nicht mehr allzu weit bis zu den prestigebeladenen "Skygods" in den Cockpits der Pan Am- Maschinen, die ihre ersten Meriten noch auf den Flugbooten erworben hatten und jüngeren Piloten mit ihrer Arroganz das Fürchten lehrten. Typisch für die "Masters" bei Pan Am waren auch deren üppige schwarze Uniformen mit Doppelreihen goldener Knöpfe und goldenen Emblemen an der weißen Dienstmütze, wie dies auch in der zivilen Seefahrt üblich war.
    Mit diesen Attributen und natürlich einem dementsprechenden technischen Equipment ausgestattet, eroberte Pan American als amerikanischer Pionier der zivilen Luftfahrt die Lufthoheit über den Ozeanen, zunächst Richtung Südamerika, und dann stand der Sprung über den Pazifik von San Francisco nach Manila an. Der Atlantik, der nur ca. ein Drittel so breit war wie sein pazifischer Bruder, blieb Pan Am zunächst verschlossen, da Kanada die Landerechte verweigerte.
    Juan Trippe hatte damals den berühmtesten Piloten dieser Jahre für seine Gesellschaft angeworben: den Atlantikflugpionier Charles Lindbergh, der stets neue mögliche Routen für die noch in den Kinderschuhen steckende zivile Luftfahrt erkundete. Im November 1935 schließlich schaffte es Pan Ams Flugboot "China Clipper" vor 150.000 Zuschauern, von San Francisco aus Richtung Asien abzuheben, so daß die durchschnittliche Reisedauer nach Manila von sechs Wochen per Schiff auf nur noch sechs Tage mit dem Flugboot zusammenschrumpfte. Für komfortable Zwischenstopps und zum Auftanken der Maschinen errichtete die Fluggesellschaft eigens luxuriöse Hotels auf Pazifikinseln wie Wake, Midway und Guam. Erstmals im Jahre 1939 ging es mit Flugbooten dann auch über den Atlantik, bevor der Krieg einer regelmäßigem Aufnahme des Flugverkehrs vorläufig ein Ende setzte.
    Bereits 1947 startete Pan Am ihren ersten Liniendienst mit der Lockheed Constellation rund um die Welt, und schon ab 1948 gab es an Bord die Economyclass, die einen großen Schritt hin auf das gewünschte Ziel eines "Luftverkehrs für alle" bedeutete. Vor allem Juan Trippes enge Beziehung zu Boeing- Chef William Alan war es, die der Nachkriegsluftfahrt ganz neue Dimensionen verlieh, weshalb die beiden in der Öffentlichkeit auch oft scherzhaft als "Skycoons" bezeichnet wurden. "You´ll build it, I´ll buy it" gilt als berühmtester Satz von Trippe, wenn er Boeing- Chef Alan wieder einmal dazu brachte, über sich selbst hinauszuwachsen. So bestellte bereits 1955 Pan Am beachtliche 45 Exemplare der ersten von Boeing überhaupt gebauten Düsenjets, was das Projekt erst finanziell ermöglichte. Die Boeing 707 flog ab 1958 im Liniendienst doppelt so schnell wie ihre Propeller- Vorgänger und entwickelte sich so trotz ihrer beachtlichen Lautstärke zum Klassiker der frühen Jet- Ära. Bis Ende 1966 hatte Pan Am allein mit 150.000 (!) Atlantikflügen innerhalb von 27 Jahren fast sieben Millionen Reisende befördert, und 1967 fand bereits der Linienflug No.10.000 rund um die Welt statt.
    Zivile Luftfahrt in den 50er und 60er Jahren, das war vor allem Pan Am. Egal, wohin die Reise auf diesem Planeten auch gehen sollte, die Flugzeuge mit dem markanten blauen Globus am Heck flogen dorthin. Und Ziele, die Pan Am ausnahmsweise nicht ansteuerte, galten ohnehin als uninteressant.
    Die letzte wirkliche große Weichenstellung von Juan Trippe als Chairman von Pan Am datierte vom April 1966, als die Fluggesellschaft bei Boeing 25 Exemplare eines Großraumflugzeuges orderte, daß bisher ungeahnte Ausmaße hatte und das es bis zu diesem Zeitpunkt nur auf dem Papier gab: Die Boeing 747, der legendäre "Jumbo Jet", der ab 1970 zum Einsatz kam, über 400 Passagiere befördern konnte und der als ein wichtiger Schritt zur "Demokatisierung des Fliegens" galt. Die B 747 war die bis dahin größte ingenieurtechnische Herausforderung in der Geschichte von Boeing und in der gesamten zivilen Luftfahrt, der Quantensprung in der Größe von der 707 zur 747 galt zur damaligen Zeit als Sensation und wurde auch in den Folgejahrzehnten nie wiederholt. Ohne die Idee und den treibenden Druck von Juan Trippe wäre es vermutlich auch gar nicht dazu gekommen. So entstand aus einer Idee eine Ikone unter den Verkehrsflugzeugen, die in den darauffolgenden Jahrzehnten Maßstäbe setzen sollte und Boeing gigantische Profite bescherte. Zu ihren besten Zeiten unterhielt Pan Am sechzig Boeing 747. Noch heute erscheint unglaublich, daß zwischen der Bestellung im Jahre 1966 und dem Erstflug der B 747 im Januar 1970 lediglich 1380 Tage vergingen. Noch erstaunlicher ist aber, daß dieses Erfolgsmodell bis 2022 in Serie produziert wurde. Ein Wermutstropfen war allerdings, daß der Beginn der 747- Ära in den 70er Jahren auch das weitgehende Ende der Exklusivität des Fliegens bedeutete, da sich Luxus und Massenabfertigung nun einmal zwangsläufig widersprechen müssen.
    "Keine Airline hat die Luftfahrt annähernd so stark beeinflußt wie Pan Am und keine hat es so gut verstanden, die Öffentlichkeit an diesen Leistungen teilhaben zu lassen", meint Pan Am- Experte und Buchautor Matthias Hühne. "So ist ein Mythos entstanden, der für die Leistungsfähigkeit der Menschheit als Ganzes steht, für das amerikanische Unternehmertum und für Freiheit. Für die Freiheit, sich jederzeit binnen weniger Stunden an jeden Ort auf der Welt transportieren lassen zu können."
    Allerdings zeichnete sich der allmähliche Niedergang von Pan Am bereits mit der Einführung der "Jumbo Jets" ab. In den frühen 70er Jahren erwiesen sich diese Baumuster als zunächst viel zu groß und waren nicht ausgelastet, und bereits 1976 stand die Gesellschaft mit einer Milliarde Dollar Schulden in der Kreide. Das größte Problem von Pan Am war dagegen das völlige Fehlen eines US- Inlandstreckennetzes, das ihr auf Druck der Konkurrenz bis zur allmählichen Deregulierung im Jahre 1978 verweigert wurde. Zudem stürzte sich die Fluglinie in die völlig überteuerte Übernahme der Inlandsgesellschaft National Airlines, die nie wirklich funktionierte und die die Verluste weiter anwachsen ließ. Schließlich mußte Pan Am ihr Hauptquartier in Manhattan für 400 Millionen Dollar verkaufen und die lukrativen Pazifikstrecken an United Airlines versilbern, um flüssig bleiben zu können. Bereits in den 80ern erschien die Firma vielen Flugreisenden nur noch als Allerweltsfluglinie und als Schatten ihres einstmaligen Glanzes. Hinzu kam die Katastrophe von Lockerbie im Dezember 1988, der Pan Am 350 Millionen Dollar kostete und zu ausbleibenden Buchungen führte. Auch eine Übernahme der Aktienmehrheit durch Delta Airlines reichte nicht mehr aus, so daß am 4. Dezember 1991 der endgültige Bankrott folgte.
    Auch über dreißig Jahre nach ihrem Konkurs ist Pan Am immer noch so präsent wie wenige andere längst vergangene Marken. Kopierte Pan Am- Taschen oder T- Shirts mit dem blauen Globus darauf kommen immer wieder neu auf den Markt und werden insbesondere von jungen Leuten gerne angenommen.
    Pan Am hat trotz aller Höhen und Tiefen ein gewichtiges Erbe hinterlassen. "Ich glaube, alles in der heutigen Luftfahrt, das Sichtbare und Unsichtbare, kann auf Pan Am und den Unternehmergeist von Juan Trippe zurückgeführt werden", sagt Deborah Cattano vom New Yorker Pan Am- Museum, deren Eltern bei der Airline flogen. "Deshalb habe ich aus erster Hand die Hingabe und Liebe erlebt, die das Personal für die Gesellschaft empfand, und ich sehe auch heute noch viele, denen es so geht. Legenden sind unsterblich."

    www.youtube.com/watch?v=082TNaqMYe0

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    Dienstag, 1. November 2022, 09:59

    RE: The American Corner - Wer war John Charles Frémont ?

    Gibt es ab 16 € bei amazon.de im Original auf Englisch:
    https://www.amazon.de/-/en/Richard-Chamb…vd%2C152&sr=1-3
    Anm.: Die Miniserie "Dream West" von 1986, die das Leben von Frémont beschreibt, ist zwar aktuell bei youtube eingestellt. Ich erspare mir jedoch eine Verlinkung aufgrund der sehr schlechten Wiedergabequalität.

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    Dienstag, 1. November 2022, 12:46

    The American Corner - Johnny Appleseed - Ökopionier oder verschrobener Sonderling ?

    Die Figur des Johnny Appleseed habe ich erstmals über eine amerikanische Sonderbriefmarke aus dem Jahre 1966 kennengelernt, in der er in der Reihe "Amerikanische Folklore" auftauchte.
    Wer aber war nun dieser Johnny Appleseed, dessen Andenken tatsächlich in einigen US- Bundesstaaten jährlich gefeiert wird ?! Der unter dem bürgerlichen Namen John Chapman (1774- 1845) in Erscheinung getretene Pionier gilt als Gärtner und Missionar, der auf seiner Wanderschaft große Teile von Pennsylvania, Ontario, Ohio, Indiana und Illinois sowie einige Counties des heutigen West Virginia mit Apfelsämlingen versehen hat. Bereits zu Lebzeiten wurde er zu einer amerikanischen Legende durch seinen Einsatz für den Naturschutz und durch die symbolische Bedeutung, die er dem Apfel beimaß. Auch war er Missionar für "The New Church" (Swedenborgian), so daß in Urbana/ Ohio eigens ein Johnny Appleseed- Museum zu seinem Andenken eingerichtet wurde.
    John Chapman wurde im Jahre 1774 in Leominster/ Massachusetts als zweites Kind von Nathaniel und Elizabeth Chapman geboren. Seine Mutter starb 1776 kurz nach der Geburt ihres zweiten Sohnes, Vater Nathaniel, der beim Militär diente, kehrte im Jahre 1780 nach Longmeadow/ Massachusetts zurück, wo er 1780 Lucy Cooley heiratete.
    Berichten zufolge überredete im Jahre 1792 der damals 18-jährige John Chapman seinen jüngeren Bruder Nathaniel, mit ihm nach Westen zu gehen. Offensichtlich lebten die beiden dort ein unstetes Nomadenleben, bis sein Vater den beiden im Jahre 1805 mit der ganzen Familie nach Ohio folgte. Kurz darauf begann John seine Ausbildung als Obstgärtner bei einem Mr. Crawford, der eine große Apfelplantage besaß. Hier soll seine Idee geboren worden sein, überall im Land Apfelbäume zu pflanzen. Tatsächlich legte er durch das Pflanzen von Sämlingen eher Baumschulen an, baute Zäune um sie herum, um sie vor Wildfraß zu schützen, überließ sie lokalen Partnern und kehrte regelmäßig an diese Orte zurück, um nach dem Rechten zu sehen. Seine erste Apfelpflanzung soll er am Ufer des Brokenstraw Creek südlich von Warren, Pennsylvania, angelegt haben.
    Fast endete seine Lebensgeschichte bereits im Jahre 1819 in Ohio, als er wilden Hopfen aus einem Baum entfernen wollte und sein Hals in eine Astgabel rutschte. Einer seiner jungen Helfer fällte kurzerhand den ganzen Baum, um Johnny Appleseeds Leben zu retten. Johnny neigte dazu, als ständig Reisender Kinder Geschichten zu erzählen und gleichzeitig das Evangelium der "Neuen Kirche" an die Erwachsenen zu vermitteln, wofür er als Gegenleistung in vielen Gegenden kostenlose Kost und Logis erhielt. Auch versuchte er, Indianerstämme zu missionieren, die Johnny Appleseed als jemand ansahen, der "vom großen Geist berührt wurde", und die ihn deshalb weitgehend ungeschoren ließen.
    Johnny Appleseed war bekannt dafür, daß er auf seinem Kopf oft einen Blechkochtopf trug, der ihm sowohl als Kopfbedeckung als auch als simpler Kochtopf zur Zubereitung seiener Mahlzeiten diente. Nach umstrittenen Angaben pflanzte er auf seinen ausgedehnten Reisen auch Hundefenchel, da er glaubte, daß dies ein nützliches Heilkraut sei. Heute betrachtet man diese Pflanze in Amerika eher als schädliches, invasives Unkraut.
    In seinen späten Lebensjahren wurde Johnny Appleseed zum Vegetarier. Geheiratet hatte er nie, da er der Meinung war, daß er seine Seelenverwandte im Himmel finden würde, wenn sie ihm nicht auf Erden erschien.
    John Chapman alias "Johnny Appleseed" ist vermutlich im März 1845 in Fort Wayne, Indiana, verstorben. Der Anhänger Emanuel Swedenborgs und Ökopionier wurde in den darauffolgenden Jahrzehnten zu einer bekannten Figur der amerikanischen Folklore. Im deutschsprachigen Raum wurde er als Johnny Apfelkern, Hänschen Apfelkern oder Hans Apfelkern bekannt. Die besondere Bedeutung der von ihm angelegten Apfelschonungen bestand darin, daß Apfelwein der für die frühen Pioniere der am einfachsten zu produzierende Alkohol war, da er keine Destillation benötigte. Johnny Appleseed wurde so ungewollt auch zum "amerikanischen Dionysos", dem Mann, der den "Stoff" an die Frontier brachte.
    Walt Disney verfilmte die Lebengeschichte des Pioniers als Teil des Zeichentrickfilms "Melody Time" von 1948. Auch gibt es in den USA eine große Zahl von Kinderbüchern, die sich mit der Figur des Johnny Appleseed befassen.

    www.youtube.com/watch?v=MKs0VJbB0R4

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    Dienstag, 1. November 2022, 22:52

    RE: The American Corner - Pan Am - Aufstieg und Fall einer Ikone des zivilen Luftverkehrs

    Ich wuchs mit Kinderbuechern und Filmen auf, die Pan Am erwaehnten.
    Es gibt einen ganz tollen WW II Krimi von Ken Follett ueber die Flugboote, "Nacht ueber den Wassern". Die ersten 100 Seiten dienen dem Vorstellen der Protagonisten, aber dann wird es richtig spannend.
    Erstmals im Jahre 1939 ging es mit Flugbooten dann auch über den Atlantik, bevor der Krieg einer regelmäßigem Aufnahme des Flugverkehrs vorläufig ein Ende setzte.
    Bereits 1947 startete Pan Am ihren ersten Liniendienst mit der Lockheed Constellation rund um die Welt, und schon ab 1948 gab es an Bord die Economyclass, die einen großen Schritt hin auf das gewünschte Ziel eines "Luftverkehrs für alle" bedeutete.

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    Dienstag, 1. November 2022, 22:57

    RE: The American Corner - Johnny Appleseed - Ökopionier oder verschrobener Sonderling ?

    Ich habe erst um 1999/2000 herum von einem amerikanischen Freund ueber Johnny Appleseed gehoert.
    Leominster ist ein Nachbarort von Worcester, wo wir leben.
    Die Figur des Johnny Appleseed habe ich erstmals über eine amerikanische Sonderbriefmarke aus dem Jahre 1966 kennengelernt, in der er in der Reihe "Amerikanische Folklore" auftauchte.
    Wer aber war nun dieser Johnny Appleseed, dessen Andenken tatsächlich in einigen US- Bundesstaaten jährlich gefeiert wird ?!