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    Sonntag, 14. November 2021, 13:47

    Neue Horizonte - Hansrudi Wäschers Werdegang ab 1968

    Für den Zeichner des "Sigurd" kam der Konkurs seines Brötchengebers Lehning durchaus nicht aus heiterem Himmel, zumal Wäscher sich dessen bewußt war, daß bereits 1955 eine Verlagspleite nach dem Scheitern der Zeitschrift "Wir zwei / Moderne Illustrierte" nur um Haaresbreite abgewendet werden konnte.
    Mit den Unsicherheiten und der wechselnden Auftragslage seines Berufsstandes war Wäscher als Freiberufler durchaus vertraut. Trotz seiner Bedeutung für Lehning erhielt der Autor und Zeichner nie eine Festanstellung beim Verlag, sondern arbeitete während der gesamten Dauer seines Schaffens zwischen 1953 und 1968 stets auf Honorarbasis.
    Wäscher über seine Situation im Frühjahr 1968: "Zu Ostern bekam ich die für mich sehr überraschende Nachricht vom Lehning- Konkurs. Am Ostermontag traf ich mich bereits mit Herrn Strauß vom Kölling- Verlag. Er sagte: `Grünes Licht, legen sie los !`" Kölling publizierte Romanhefte und gab u.a. die Programmzeitschrift "Der Fernsehtag" heraus, die sich dadurch auszeichnete, daß sie auch detailliert die DDR- Programme aufführte.
    Wäscher schwebte nun vor, einfach wie bisher seine etablierten Bildserien bei Kölling weiterzuführen. Doch umgehend machte ihm sein Ex- Verleger Lehning einen Strich durch die Rechnung und ließ ihm schriftlich mitteilen, daß Wäscher "nicht berechtigt sei, die Objekte, deren Verlagsrechte ausschließlich bei uns liegen, anderweitig zu verwerten. Es ist noch nicht entschieden, ob ihre Bildserien weiter erscheinen oder nicht. Jedenfalls können sie nach unserem Vertrag die Serien ohnehin nicht an jemand anders liefern als ausschließlich dem Verlag...".
    Die Einlassungen Walter Lehnings erinnern aus heutiger Sicht fatal an eine Mischung aus Knebelverträgen und Sklavenhaltung und präsentieren den Verleger trotz bisweilen fehlender unternehmerischer Weitsicht als das, was er war, nämlich ein knallharter Geschäftsmann.
    In Konsequenz griff Wäscher sein bereits vor Jahren in Ansätzen realisiertes Dschungelformat "Nizar" wieder auf und schuf mit "Ulf- der edle Ritter" gleichzeitig einen halbwegs adäquaten Sigurd- Ersatz.
    Anders als sein ehemaliger Konkurrent Lehning betrieb Kölling Marktbeobachtungen sowie Marktanalysen und veröffentlichte beide Serien in Farbe auf zeitgemäß holzfreiem Papier. Auch Lehnings ständige "Recycling- Politik" alter Serien griff der Verleger nicht auf und präsentierte neue "Nizar"- Abenteuer, anstatt die bereits vor vier Jahren erschienen Folgen noch einmal nachzudrucken. Einen gravierenden Fehler machte er jedoch mit dem Format, das etwas kleiner war als die zu dieser Zeit gängigen Comic- Hefte. Als Kölling das mit der dritten Ausgabe korrigierte, war es bereits zu spät, nach lediglich drei Ausgaben verschwanden "Ulf" und "Nizar" bereits wieder von den Kiosken, ein schon in der Produktion befindliches Heft erschien nicht mehr.
    Nach diesem danebengegangenen Neubeginn stand Hansrudi Wäscher am Jahresende 1968 nun wieder dort, wo er sich bereits im Mai befunden hatte. Er gab jedoch nicht auf und bewarb sich u.a. mit der innovativen Steinzeit- Serie "Ork" bei verschiedenen Verlagen, jedoch ohne Erfolg. Da kam ihm ein Zufall zu Hilfe, denn just zu dieser Zeit erwarb Bastei die Rechte an der Comic- Serie "Buffalo Bill", ließ neue Geschichten von spanischen Zeichnern produzieren und nahm auch ersten Kontakt mit Hansrudi Wäscher auf. Wäscher zeigte mit seiner Probearbeit "Wie die Schwarzfußindianer zu ihrem Namen kamen", daß er auch das Western- Sujet hervorragend zeichnerisch umsetzen konnte, so daß es schließlich gegen Ende 1968 zu einer ersten Zusammenarbeit mit Bastei und seines Verlegers Lübbe kam. Wäscher lieferte von nun an "Buffalo Bill"- Episoden, die abwechselnd mit in Spanien produzierten Abenteuern erschienen. Seine erste Geschichte "Gefangen im Reich der Toten" erschien im März 1969 im "Lasso- Sonderheft" 8, und bis zum Jahresende folgten fünf weitere Geschichten. Ab 1970 steuerte er dann regelmäßig Storys für das vierzehntägig bei Bastei erschienen "Buffalo Bill" - Heft bei, die sich bei rund zehn Geschichten pro Jahr einpendelten. Allerdings wurden sämtliche Titelbilder ausschließlich in Spanien angefertigt, um die stilistischen Unterschiede der verschiedenen Zeichner nicht zu offensichtlich werden zu lassen. Die frühen Geschichten wurden von Wäscher noch selbst per Hand gelettert, während Bastei im Anschluß zum Maschinenlettering überging. Eine Maßnahme, die Wäschers Zeichnungen viel von ihrem originären Charme nahm.
    Auch sonst mußte sich der Zeichner bei Bastei an neue Produktionsbedingungen gewöhnen. "Am Anfang hatte ich Schwierigkeiten, da ich doppelt so groß zeichnen mußte, jahrelang (bei Lehning) aber eins zu eins gearbeitet hatte. Ich stellte fest, daß sich meine alte Technik dafür nicht eignete ".
    Trotz Wäschers Anpassungsbemühungen fehlte "Buffalo Bill" das gewisse Etwas, das seine Lehningserien "Sigurd", "Tibor", "Nick" und "Falk" stets ausgezeichnet hatte. Zum einen lag dies an dem etwas sterilen, für eine arbeitsteilige Produktion konzipierten Helden; auch fehlte diesem ein "side kick", der für einige komische Momente hätte sorgen können. Hinzu kam der Zwang zu abgeschlossenen Geschichten im festgelegten Seitenformat, eine Erzählform, die nie HRW´s ganz große Stärke war, wie einige seiner Geschichten aus den "Piccolo- Sonderbänden" und "Bild Abenteuern" aus dem Lehning- Verlag belegen.
    Erst im Jahre 1981 endete Wäschers Arbeit an und für "Buffalo Bill", da Bastei die Reihe einstellte. "Ich weine Buffalo Bill nicht nach. Aber er ernährte mich schließlich dreizehn Jahre lang. Der Verlag verhielt sich sehr korrekt, ich bekam auch Geld für die Nachdrucke und die Auslandsveröffentlichungen. Das alles gab es beim Lehning- Verlag nicht."
    Wäscher fand wieder Beschäftigung bei einem weiterem Bastei- Format, den "Gespenster- Geschichten". Hier war der Seitenumfang der abgeschlossenen Geschichten noch reduzierter, denn jedes Heft enthielt davon mehrere im Umfang von lediglich fünf bis neun Seiten. Immerhin geriet Hansrudi Wäscher 1984 an den Redakteur Ewald Fehlau, der ein ausgesprochener Fan seiner alten Lehning- Serien war (die mittlerweile stark angewachsene Fanszene ließ grüßen) und dem Zeichner mit Heft 522 eine ganze Ausgabe exklusiv zur Verfügung stellte, in dem sogar ein Porträt Wäschers veröffentlicht wurde. Eine Würdigung, die HRW zu einer anderen Zeit bei Lehning nie erfahren hatte :thumbup: .