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    Sonntag, 7. November 2021, 13:03

    Gert oder: Hansrudi Wäschers Version der Schatzinsel

    In den Jahren 1953/ 54 hatte sich Walter Lehnings Idee, mit seinen Streifenheftchen in wirtschaftlich noch kargen Zeiten ein kleines Produkt zu einem kleinen Preis an die Kioske zu bringen, bereits als Goldgrube erwiesen. Gut ein Jahr nach dem Start seiner Comicproduktion versuchte er sich an einem größeren Format (9 x 13,5 cm), wieder in s/w, jedoch mit einem erweiterten Umfang von 36 Seiten und nannte diese Hefte Kolibris. Noch war im Deutschland der frühen Nachkriegszeit der Markt für Comics weitgehendes Neuland, und der Verleger experimentierte mit unterschiedlichen Heftformaten, auch um Nischen zu besetzen und um sich deutlicher von der Konkurrenz abzuheben. Erstaunlich ist, daß auch die Kolibris trotz des größeren Formats und Seitenumfangs wie die Piccolos zum Preis von nur 20 Pfennigen abgegeben werden konnten.
    Eines der Kolibri- Formate war "Gert" (im Kampf mit Piraten). Die insgesamt 24 Hefte erschienen zwischen Januar und August 1955 wöchentlich und wurden zwischen April und November 1965 als 16 "Kleinbände" noch einmal nachgedruckt. Zeichner war Hansrudi Wäscher, Autor der Geschichte war Rasmus Jagelitz.
    Wie bei der Vorgängerserie "Jörg" steht ein Junge, kaum älter als seine Leserschaft, im Mittelpunkt des Geschehens. Die Handlung setzt im Lübecker Hafen ein, wo Gert an den zwielichtigen Kapitän Stürmer gerät, für den er ein Päckchen aus einem Lagerhaus besorgen soll, das eine Schatzkarte enthält. Gert wird entdeckt und findet heraus, daß Stürmers Komplize Stones ein ehemaliges Mitglied der Besatzung Störtebekers ist. Er stellt Nachforschungen an und entdeckt Stürmer und Stones an Bord des Seglers Santa Maria. Gemeinsam mit seinem Sidekick, dem rundlichen Peter, schleicht er sich an Bord des Schiffes, um die Schatzkarte dem rechtmäßigen Eigentümer zurückzubringen. Durch einen Zufall entdecken die beiden tatsächlich die Karte, die sich in einer Rumflasche befand, und bringen diese zu Gerts Vater. Dieser läßt mit drei Freunden ein Schiff ausrüsten, um sich auf die Suche nach dem Schatz zu begeben. Mit von der Partie sind natürlich auch Gert und Peter sowie Stürmer und Jones, die als blinde Passagiere mitfahren. Anklänge an Robert Louis Stevensons "Schatzinsel" sind bereits hier unverkennbar.
    Nach einer nächtlichen Meuterei und einem Orkan, der das Schiff zerstört, finden sich die Überlebenden Gert, Peter, Steffen sowie Stones und der verräterische Bootsmann Thomas auf einer exotischen Insel wieder, die zufällig auch die von ihnen gesuchte Schatzinsel ist. Der Rest ist reine Routine: Gert und seine Freunde finden und bergen die geheimnisvolle Schatzkiste, die tatsächlich randvoll mit Goldstücken ist. Kurz darauf taucht am Horizont ein Segelschiff auf und nimmt die glücklichen Finder mit nach Lübeck, während die Schurken auf der Insel zurückbleiben müsen.
    Aufgrund ihrer Abgeschlossenheit gilt "Gert" als erste deutsche Comic- Miniserie. Abgeschlossen war damit auch Walter Lehnings Ausflug in die Welt der Kolibri- Formate, der nur rund ein Jahr Bestand hatte. Es ist davon auszugehen, daß sich die Produktion dieser umfangreicheren Heftchen zum gleichen Preis wie die Piccolos als zu unwirtschaftlich herausgestellt hatte und der Verleger dementsprechend die Notbremse zog.
    Die 24 Ausgaben von 1955 sind als Komplettserie in guter Erhaltung nicht allzu häufig am Markt zu finden und können im Topzustand durchaus in den vierstelligen Bereich laufen, während die 16 Hefte des Neudrucks von 1965 auch heute noch für relativ kleines Geld zu bekommen sind. Wer es einfacher mag, kann sich bei den Hethke Reprint- Editionen bedienen, die zwischen 1980 und 1991 erschienen.