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    Sonntag, 10. Oktober 2021, 14:54

    Über die "Eindeutschung" frankobelgischer Kauka- Comics in den 60ern

    Über die vermeintliche Rechtslastigkeit der Verlegerfigur Rolf Kauka scheiden sich bis heute die Geister. Fest steht, daß der Mann Weltkriegsoffizier war und aufgrund seiner Einstellungen und Erfahrungen mit Bestimmtheit eine gewisse "patriotische Gesinnung" in die bundesdeutschen Nachkriegsjahre übernommen hatte, wie dies in den 50er/ 60er Jahren durchaus auch in breiteren Bevölkerungskreisen noch üblich war.
    Wie auch immer: der verlegerische Ausstoß des Hauses Kauka war in den 60er Jahren enorm, allen voran natürlich sein Flaggschiff Fix und Foxi. Auch viele frankobelgische Klassiker wie Pit und Pikkolo (Spirou), Lucky Luke, Siggi und Babarras (Asterix) und viele andere wurden durch Kauka erstmals einem deutschsprachigen Publikum nahegebracht, allerdings häufig auch verfremdet.
    In den Jahren 1965/66 wurde erstmals die Serie Asterix als Abdruck in dem Jugendmagazin "Lupo Modern" in deutscher Sprache veröffentlicht. Insgesamt vier Geschichten wurden in Fortsetzungen zunächst monatlich und später wöchentlich publiziert, wobei die Serie wie kaum ein anderer frankobelgischer Import eine regelrechte "Germanisierung" erfuhr. So wurden aus den Galliern sprücheklopfende Germanen, und auch die inhaltliche Auseinandersetzung der Protagonisten geriet oft zu einem Schlagabtausch über tagespolitische Themen der 60er Jahre. Aus dem kleinen gallischen Dorf wurde die "Fliehburg Bonnhalla" (die Bundeshauptstadt ließ grüßen), aus Asterix "Siggi" (eine Anspielung auf die Siegfriedsage ?), aus Obelix "Babarras" (Barras war ein zeitgenössischer Slangausdruck für das Militär), und Miraculix schlüpfte in die Rolle des "Konradin" (Adenauer ?).
    Nachdem die Asterix- Autoren Uderzo und Goscinny Kenntnis von dem recht rustikalen Umgang Kaukas mit ihrer Serie erhalten hatten (selbst antisemitische Untertöne sollen bisweilen vorgekommen sein, Goscinny war Jude), wurden die Lizenzverträge aufgekündigt. Anhand der "Germanisierung" einer Serie wie Asterix zeigt sich, daß gezielte Verfremdungen im Sinne einer Politisierung von Comic- Formaten bis hin zu veränderten Plots durchaus möglich waren und es auch noch heute sind.
    Über das Thema "Asterix bei Kauka" hat es bereits eine Reihe von neueren Abhandlungen gegeben, die zumindest teilweise auch politisch motivierter Natur waren und in denen sich bisweilen Wahrheiten mit Halbwahrheiten mischten. Wer letztlich speziell für die teils massiven textlichen Eingriffe und Verfremdungen verantwortlich war, kann heute niemand mehr mit abschließender Sicherheit sagen. Peter Wiechmann, der 1965/66 als Redakteur für "Lupo Modern" verantwortlich war, meinte dazu in einem Interview von 1986:
    "Der politische Aspekt kam nicht von der Lupo- Mannschaft, sondern er kam bestimmt von Rolf Kauka. Er regte sich damals über viele Dinge auf, die die Ost- West Konfliktsituation zum Inhalt hatten. Beim Band über die Goten- Ost- und Westgoten- war die Persiflage über den Grenzkonflikt ja schon vorhanden, nur feiner vielleicht, als es dann bei uns herausgekommen ist. Aber den Vorwurf, daß mit Asterix aus diesen Gründen nationalsozialistische Tendenzen aufgepropft wurden, halte ich schlichtweg für einen Unfug. Denn mich wird keiner in irgendeiner Weise als Nationalsozialisten verdächtigen können. Es wurde das übernommen, was sich anbot ! Ein Ost- West Konflikt ! Ostgoten- Westgoten ! Im Original war es genauso. "
    Der Entzug der Lizenz für "Asterix" muß für Kauka schmerzlich gewesen sein, denn bereits vier Wochen später wurden mit den "Pichelsteinern" die "sagenumwobenen Vorfahren von Siggi und Babarras" präsentiert. Gezeichnet von Ricardo Rinaldi, wurde damit eine Serie aus der Taufe gehoben, die sich über Jahre zu einem echten Dauerbrenner in den diversen Kauka- Publikationen entpuppte und die Mitte der 70er Jahre sogar einen kurzen Abstecher in das Jugendmagazin "Zack" unternahm.
    Damit aber nicht genug ! Mit "Tip Top" Heft 79 (dem Nachfolgetitel von Lupo Modern) präsentierte Kauka im Sommer 1967 die Reihe "Fritze Blitz und Dunnerkiel", die wohl bis heute perfekteste Asterix- Kopie, die je auf dem Comic- Markt erschienen ist. Die Idee für dieses "germanische Pendant zu Asterix" ging laut Peter Wiechmann auf Rolf Kauka zurück, von dem auch die beiden ersten Geschichten "Als die Römer frech geworden..." und "Der Ochsenkrieg" stammen dürften. Gezeichnet wurden sie von keinem Geringeren als Branco Karabajic, dem Zeichner von "Pauli". Inhaltlich wurde auch in "Fritze Blitz und Dunnerkiel" wieder politisiert, daß die Wände nur so wackelten, womit viele der jüngeren Leser einigermaßen überfordert gewesen sein dürften.
    All diese Entwicklungen entsprachen letztendlich Kaukas Motto, deutsche Comics deutschen Kindern nahebringen zu wollen. Nichts anderes bedeutete ja bereits Jahre vorher die Herausgabe von "Eulenspiegel" und von "Fix und Foxi", quasi als deutschen Gegenentwurf zur amerikanisch begründeten "Micky Maus". Das rechtfertigt zwar nicht den Umstand, wie Kauka teilweise mit frankobelgischem Lizenzmaterial umgegangen ist, erklärt aber weitestgehend, warum er damals so handelte.
    Bei allen Fragwürdigkeiten jener Jahre, die man immer auch zeitbezogen betrachten sollte, darf Rolf Kauka dennoch weiterhin mit vollem Recht als einer der wesentlichen Wegbereiter einer deutschen Comic- Kultur angesehen werden.

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    Mittwoch, 13. Oktober 2021, 23:10

    RE: Über die "Eindeutschung" frankobelgischer Kauka- Comics in den 60ern

    Germanisierung wurde auch in den fruehen 50er Jahren von den diversen Uebersetzern von Enid Blyton's "Fuenf Freunde", "Raetsel" und "Abenteuer" Serien betrieben.
    Aus Kirrin Island wurde die Felseninsel, Barney aus der Raetsel Serie hiess Barny in den deutschen Baenden, und selbst in der etwas anspruchsvolleren "Abenteuer" Serie aus dem Erika Klopp Verlag wurde einiges eingedeutscht.
    Vermutlich hat damals zu Beginn der 50er Jahre wohl nur eine Minderheit an den Gymnasien Englischunterricht gehabt (anders kann ich es mir nicht erklaeren)?

    In den Jahren 1965/66 wurde erstmals die Serie Asterix als Abdruck in dem Jugendmagazin "Lupo Modern" in deutscher Sprache veröffentlicht. Insgesamt vier Geschichten wurden in Fortsetzungen zunächst monatlich und später wöchentlich publiziert, wobei die Serie wie kaum ein anderer frankobelgischer Import eine regelrechte "Germanisierung" erfuhr. So wurden aus den Galliern sprücheklopfende Germanen, und auch die inhaltliche Auseinandersetzung der Protagonisten geriet oft zu einem Schlagabtausch über tagespolitische Themen der 60er Jahre. Aus dem kleinen gallischen Dorf wurde die "Fliehburg Bonnhalla" (die Bundeshauptstadt ließ grüßen), aus Asterix "Siggi" (eine Anspielung auf die Siegfriedsage ?), aus Obelix "Babarras" (Barras war ein zeitgenössischer Slangausdruck für das Militär), und Miraculix schlüpfte in die Rolle des "Konradin" (Adenauer ?).
    Nachdem die Asterix- Autoren Uderzo und Goscinny Kenntnis von dem recht rustikalen Umgang Kaukas mit ihrer Serie erhalten hatten (selbst antisemitische Untertöne sollen bisweilen vorgekommen sein, Goscinny war Jude), wurden die Lizenzverträge aufgekündigt. Anhand der "Germanisierung" einer Serie wie Asterix zeigt sich, daß gezielte Verfremdungen im Sinne einer Politisierung von Comic- Formaten bis hin zu veränderten Plots durchaus möglich waren und es auch noch heute sind.
    Über das Thema "Asterix bei Kauka" hat es bereits eine Reihe von neueren Abhandlungen gegeben, die zumindest teilweise auch politisch motivierter Natur waren und in denen sich bisweilen Wahrheiten mit Halbwahrheiten mischten. Wer letztlich speziell für die teils massiven textlichen Eingriffe und Verfremdungen verantwortlich war, kann heute niemand mehr mit abschließender Sicherheit sagen. Peter Wiechmann, der 1965/66 als Redakteur für "Lupo Modern" verantwortlich war, meinte dazu in einem Interview von 1986:
    "Der politische Aspekt kam nicht von der Lupo- Mannschaft, sondern er kam bestimmt von Rolf Kauka. Er regte sich damals über viele Dinge auf, die die Ost- West Konfliktsituation zum Inhalt hatten. Beim Band über die Goten- Ost- und Westgoten- war die Persiflage über den Grenzkonflikt ja schon vorhanden, nur feiner vielleicht, als es dann bei uns herausgekommen ist. Aber den Vorwurf, daß mit Asterix aus diesen Gründen nationalsozialistische Tendenzen aufgepropft wurden, halte ich schlichtweg für einen Unfug. Denn mich wird keiner in irgendeiner Weise als Nationalsozialisten verdächtigen können. Es wurde das übernommen, was sich anbot ! Ein Ost- West Konflikt ! Ostgoten- Westgoten ! Im Original war es genauso. "
    Der Entzug der Lizenz für "Asterix" muß für Kauka schmerzlich gewesen sein, denn bereits vier Wochen später wurden mit den "Pichelsteinern" die "sagenumwobenen Vorfahren von Siggi und Babarras" präsentiert. Gezeichnet von Ricardo Rinaldi, wurde damit eine Serie aus der Taufe gehoben, die sich über Jahre zu einem echten Dauerbrenner in den diversen Kauka- Publikationen entpuppte und die Mitte der 70er Jahre sogar einen kurzen Abstecher in das Jugendmagazin "Zack" unternahm.
    Damit aber nicht genug ! Mit "Tip Top" Heft 79 (dem Nachfolgetitel von Lupo Modern) präsentierte Kauka im Sommer 1967 die Reihe "Fritze Blitz und Dunnerkiel", die wohl bis heute perfekteste Asterix- Kopie, die je auf dem Comic- Markt erschienen ist. Die Idee für dieses "germanische Pendant zu Asterix" ging laut Peter Wiechmann auf Rolf Kauka zurück, von dem auch die beiden ersten Geschichten "Als die Römer frech geworden..." und "Der Ochsenkrieg" stammen dürften. Gezeichnet wurden sie von keinem Geringeren als Branco Karabajic, dem Zeichner von "Pauli". Inhaltlich wurde auch in "Fritze Blitz und Dunnerkiel" wieder politisiert, daß die Wände nur so wackelten, womit viele der jüngeren Leser einigermaßen überfordert gewesen sein dürften.
    All diese Entwicklungen entsprachen letztendlich Kaukas Motto, deutsche Comics deutschen Kindern nahebringen zu wollen. Nichts anderes bedeutete ja bereits Jahre vorher die Herausgabe von "Eulenspiegel" und von "Fix und Foxi", quasi als deutschen Gegenentwurf zur amerikanisch begründeten "Micky Maus". Das rechtfertigt zwar nicht den Umstand, wie Kauka teilweise mit frankobelgischem Lizenzmaterial umgegangen ist, erklärt aber weitestgehend, warum er damals so handelte.
    Bei allen Fragwürdigkeiten jener Jahre, die man immer auch zeitbezogen betrachten sollte, darf Rolf Kauka dennoch weiterhin mit vollem Recht als einer der wesentlichen Wegbereiter einer deutschen Comic- Kultur angesehen werden.

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    Donnerstag, 14. Oktober 2021, 18:15

    Internationalisierung

    Na ja, in den 50er/ 60er Jahren tickte das Gros der bundesdeutschen Bevölkerung noch etwas nationaler. Die Epoche der "Weltoffenheit" und dem Ruf als "Reiseweltmeister" begann erst allmählich in den 70er/80er Jahren. Entsprechend meinten viele Verleger, ausländische Populärliteratur dem "deutschen Wesen" mehr oder weniger anpassen zu müssen. Hinzu kam tatsächlich, daß Begriffe aus Fremdsprachen beim Durchschnittsbürger durchaus noch nicht so gängig und verbreitet waren wie heute. Das Gros der Bevölkerung "hatte" Hauptschule und ging Erwerbstätigkeiten in der Industrie, im Handwerk oder in einfacheren Dienstleistungsbereichen nach.

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    Sonntag, 24. Oktober 2021, 19:34

    RE: Internationalisierung

    Die Deutschen haben keinen besonders guten Ruf unter den Touristen.

    Sie gelten als Meckerer, die staendig unzufrieden sind.
    Na ja, in den 50er/ 60er Jahren tickte das Gros der bundesdeutschen Bevölkerung noch etwas nationaler. Die Epoche der "Weltoffenheit" und dem Ruf als "Reiseweltmeister" begann erst allmählich in den 70er/80er Jahren. Entsprechend meinten viele Verleger, ausländische Populärliteratur dem "deutschen Wesen" mehr oder weniger anpassen zu müssen. Hinzu kam tatsächlich, daß Begriffe aus Fremdsprachen beim Durchschnittsbürger durchaus noch nicht so gängig und verbreitet waren wie heute. Das Gros der Bevölkerung "hatte" Hauptschule und ging Erwerbstätigkeiten in der Industrie, im Handwerk oder in einfacheren Dienstleistungsbereichen nach.

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    Sonntag, 24. Oktober 2021, 20:59

    Die Touristen- Hitparade

    Tatsächlich gibt es eine Hitparade der unbeliebtesten Auslandstouristen in südlichen Urlaubsländern.
    Laut Gedächtnisprotokoll stehen die britischen Sauftouris auf Platz eins, direkt danach kommen die Russen und Polen wegen ihrer neureichen Protzattitüden und diverser Unverschämtheiten. Soweit mir erinnerlich, landeten die Deutschen erst auf Platz sieben oder acht. In Spanien nennt man sie oft "cabezas cuadradas" (Vierkantköpfe), da ihnen die mentale Leichtigkeit und Flexibilität der mediterranen Völker abgehen soll. Ich kam dort privat und beruflich immer sehr gut klar, was aber auch daran lag, daß ich die Sprache einigermaßen beherrschte. Derartiges wurde von den Spaniern immer sehr wohlwollend registriert :thumbup: .

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    Montag, 25. Oktober 2021, 10:39

    RE: Die Touristen- Hitparade

    So ging es mir in den 70er Jahren jedesmal in Frankreich. Ich sprach mit den Franzosen grundsaetzlich nur Franzoesisch (nie Englisch), und wurde immer sehr nett behandelt, obwohl ich Deutsche war.
    Tatsächlich gibt es eine Hitparade der unbeliebtesten Auslandstouristen in südlichen Urlaubsländern.
    Laut Gedächtnisprotokoll stehen die britischen Sauftouris auf Platz eins, direkt danach kommen die Russen und Polen wegen ihrer neureichen Protzattitüden und diverser Unverschämtheiten. Soweit mir erinnerlich, landeten die Deutschen erst auf Platz sieben oder acht. In Spanien nennt man sie oft "cabezas cuadradas" (Vierkantköpfe), da ihnen die mentale Leichtigkeit und Flexibilität der mediterranen Völker abgehen soll. Ich kam dort privat und beruflich immer sehr gut klar, was aber auch daran lag, daß ich die Sprache einigermaßen beherrschte. Derartiges wurde von den Spaniern immer sehr wohlwollend registriert :thumbup: .