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    Dienstag, 28. September 2021, 12:48

    Der unterschätzte Kanzler - Kurt Georg Kiesinger 1966 bis 1969

    Der Bundeskanzler der "Großen Koalition" von 1966 bis 1969 war auch derjenige mit der kürzesten Amtszeit. Nicht zuletzt aus diesem Grund scheint er ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein. Bei nicht wenigen seiner Zeitgenossen besaß er den Spitznamen "Häuptling Silberzunge", da er besonders großen Wert auf seine ausgefeilten und stilistisch "schönen" Reden legte, worüber manche seiner Referenten und Redenschreiber zur schieren Verzweiflung getrieben wurden. Vielen Nachgeborenen, die sich mit bundesdeutscher Zeitgeschichte beschäftigten, galt er hingegen als "pöhser Nazi", der völlig zu Recht 1968 von der "Nazijägerin" Beate Klarsfeld geohrfeigt worden war.
    Wer war Kurt Georg Kiesinger nun aber wirklich ? Geboren wurde er 1904 in Ebingen, einem kleinen Ort zwischen Stuttgart und dem Bodensee, und gehörte somit zu meiner/unserer Großelterngeneration. Von einem Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg blieb er altersbedingt verschont, stattdessen begann er 1919 eine Lehrerausbildung in Berlin.
    Im Jahre 1926 holte Kiesinger sein Abitur nach und begann anschließend ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin, wo er auch der katholischen Studentenverbindung "Askania" beitrat. Nach seinem Abschluß im Jahre 1931 arbeitete er als Referendar und Repetitor.
    Kurt Georg Kiesinger gehörte zu den sogenannten "Märzgefallenen". Als Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler gewählt wurde, trat Kiesinger umgehend und wohl nicht zuletzt aus opportunistischen Gründen in die NDSAP ein. In seiner späteren Autobiographie behauptete er, daß er die Partei "von innen heraus verändern wollte". Außerdem habe er vorgehabt, die antisemitische Propaganda der Nationalsozialisten bekämpfen zu wollen.
    Nach dem Röhm- Putsch im Jahre 1934 habe er die Gefahr erkannt, die von den Nationalsozialisten ausgegangen sei, und deshalb u.a. einen ihm angebotenen Richterposten abgelehnt. Stattdessen begann Kiesinger eine Tätigkeit als Rechtsanwalt und vertrat u.a. mehrere Gestapo- Verfolgte.
    Mit Kriegsbeginn 1939 entging Kiesinger dem Dienst in der Wehrmacht, in dem er eine Position im Auswärtigen Amt annahm und dort u.a. die Stelle eines stellvertretenden Leiters der rundfunkpolitischen Abteilung bekleidete.
    Zwischen April 1945 und September 1946 verblieb Kiesinger als ehemaliges NSDAP- Mitglied zunächst in amerikanischer Haft und zog danach mit seiner Frau und den gemeinsamen Kindern ins mittelfränkische Scheinfeld. Durch das deutsche Entnazifizierungsverfahren wurde er als Mitläufer eingestuft und 1948 endgültig entlastet.
    Bereits ab 1949 war Kiesinger Mitglied des Deutschen Bundestages. Dort nahm er über die Jahre verschiedene Positionen ein, bevor er 1958 zum Ministerpräsidenten von Baden- Württemberg gewählt wurde. Die Jahre zwischen 1958 und 1966 gelten als seine politisch erfolgreichsten, als sich das "Ländle" von seinem vorwiegend agrarischen Charakter befreien und zu einer erfolgreichen Industrieregion wandeln sollte.
    Als Ende 1966 die Bundesregierung unter Ludwig Erhard zerbrach, suchte die CDU nach einem neuen Kanzlerkandidaten, um die Partei aus der Krise zu führen. Im November 1966 trat Erhard von seinem Amt zurück, und Kurt Georg Kiesinger wurde der erste Bundeskanzler einer "Großen Koalition" zwischen CDU und SPD in der Bundesrepublik Deutschland .
    Die neue Regierung nahm sich angesichts der beginnenden "Kleinen Rezession" insbesondere der Finanz- und Wirtschaftspolitik an. Es galt, die Wirtschaftskrise zu überwinden und vor allem die wachsende Zahl der Arbeitslosen zu reduzieren. Daß es sich im historischen Kontext lediglich um eine Wachstumsdelle in der beginnenden Spätphase der bundesdeutschen Hochkonjunktur handelte, war zum Zeitpunkt ihrer Entstehung noch nicht erkennbar.
    Besonders umstritten waren während der Amtszeit Kiesingers die sog. "Notstandsgesetze", die die Handlungsfähigkeit der Bundesrepublik in Krisensituationen sichern sollten. Die Einführung dieser Gesetze traf vor dem Hintergrund der NS- Vergangenheit auf eine breite gesellschaftliche Kritik und war einer der Auslöser der "68er- Bewegung". Im Zuge dieser Proteste kam es am 7. November 1968 während des CDU-Parteitags zum Eklat. Beate Klarsfeld, eine mit einem französischen Juden verheiratete deutsche Journalistin, ohrfeigte Kiesinger in aller Öffentlichkeit, um auf dessen Verstrickungen während der Zeit des NS- Regimes aufmerksam zu machen.
    Außenpolitisch setzte sich der Trend zur Aufnahme politischer Kontakte zu weiteren sozialistischen Staaten fort. Zwischen 1967 und 1968 wurden diplomatische Beziehungen zu Rumänien, der CSSR und zu Jugoslawien aufgenommen, was zu einer sukzessiven Aufweichung der Hallstein- Doktrin führte.
    Als Politiker und Bundeskanzler galt Kurt Georg Kiesinger vielen Zeitgenossen oft als nicht durchsetzungsfähig genug. Scherzhaft wurde er von seinen Kritikern deshalb oft als "wandelnder Vermittlungsausschuß" bezeichnet. Kiesinger hatte den Ruf eines Diplomaten, der versuchte, einigermaßen befriedigende Status Quo- Situationen möglichst lange beizubehalten und politischen Konflikten eher aus dem Wege zu gehen. Von einigen jüngeren Historikern wird dieses Gesamtbild dagegen teilweise wieder revidiert. In ihren Augen gilt Kiesinger als "unterschätzter Amtsträger", der meist mit Bedacht und auf lange Sicht handelte. Auch galt der Regierungsstab des dritten deutschen Bundeskanzlers nicht nur in seiner Zeit als äußerst fachkompetent und effektiv. Der Verlust des Kanzleramts nach der Bundestagswahl von 1969 ist nicht in erster Linie Kiesinger anzulasten, da der Wechsel der Bündniskonstellation der Parteien so zunächst nicht absehbar war. Festzustellen bleibt jedoch, daß die politische Karriere des dritten deutschen Bundeskanzlers nach seiner Abwahl trotz eines sehr guten Wahlergebnisses ab 1969/70 praktisch beendet war.
    Über Kurt Georg Kiesingers Privatleben ist nicht allzuviel bekannt. Er heiratete am Weihnachtsabend 1932 Marie- Luise Schneider, die Tochter eines Berliner Rechtsanwalts. Beide hatten sich bereits 1927 auf einer Veranstaltung der Studentenverbindung "Askania" kennengelernt. 1940 wurden sie Eltern einer Tochter namens Viola, zwei Jahre darauf folgte Sohn Peter.
    Nach 1980 zog sich Kiesinger endgültig aus der Politik zurück. Er begann an seiner Autobiographie zu arbeiten, konnte jedoch nur noch die Jahre bis 1958 zu Papier bringen, weshalb es keine autobiographischen Aufzeichnungen über seine Zeit als baden- württembergischer Ministerpräsident und als Bundeskanzler gibt.
    Am 9. März 1988 starb Kurt Georg Kiesinger im Alter von 83 Jahren. Nach seinem Tod wurde er mit einem Staatsakt auf dem Stuttgarter Schloßplatz geehrt. Beigesetzt wurde Kiesinger in Tübingen.

    www.youtube.com/watch?v=sgTAEu1vLnU
    www.youtube.com/watch?v=v0mqxWX7x4k
    www.youtube.com/watch?v=GH1rmnZzCko
    www.youtube.com/watch?v=hN8uv8hDkjI

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    Freitag, 1. Oktober 2021, 16:46

    RE: Der unterschätzte Kanzler - Kurt Georg Kiesinger 1966 bis 1969

    Das war wieder sehr interessant.
    Ich muss zugeben, ich bin mit Beate und Serge Klarsfeld wesentlich vertrauter als mit Kiesinger.
    Der Bundeskanzler der "Großen Koalition" von 1966 bis 1969 war auch derjenige mit der kürzesten Amtszeit. Nicht zuletzt aus diesem Grund scheint er ein wenig in Vergessenheit geraten zu sein. Bei nicht wenigen seiner Zeitgenossen besaß er den Spitznamen "Häuptling Silberzunge", da er besonders großen Wert auf seine ausgefeilten und stilistisch "schönen" Reden legte, worüber manche seiner Referenten und Redenschreiber zur schieren Verzweiflung getrieben wurden. Vielen Nachgeborenen, die sich mit bundesdeutscher Zeitgeschichte beschäftigten, galt er hingegen als "pöhser Nazi", der völlig zu Recht 1968 von der "Nazijägerin" Beate Klarsfeld geohrfeigt worden war.
    Wer war Kurt Georg Kiesinger nun aber wirklich ? Geboren wurde er 1904 in Ebingen, einem kleinen Ort zwischen Stuttgart und dem Bodensee, und gehörte somit zu meiner/unserer Großelterngeneration. Von einem Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg blieb er altersbedingt verschont, stattdessen begann er 1919 eine Lehrerausbildung in Berlin.
    Im Jahre 1926 holte Kiesinger sein Abitur nach und begann anschließend ein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Berlin, wo er auch der katholischen Studentenverbindung "Askania" beitrat. Nach seinem Abschluß im Jahre 1931 arbeitete er als Referendar und Repetitor.
    Kurt Georg Kiesinger gehörte zu den sogenannten "Märzgefallenen". Als Adolf Hitler 1933 zum Reichskanzler gewählt wurde, trat Kiesinger umgehend und wohl nicht zuletzt aus opportunistischen Gründen in die NDSAP ein. In seiner späteren Autobiographie behauptete er, daß er die Partei "von innen heraus verändern wollte". Außerdem habe er vorgehabt, die antisemitische Propaganda der Nationalsozialisten bekämpfen zu wollen.
    Nach dem Röhm- Putsch im Jahre 1934 habe er die Gefahr erkannt, die von den Nationalsozialisten ausgegangen sei, und deshalb u.a. einen ihm angebotenen Richterposten abgelehnt. Stattdessen begann Kiesinger eine Tätigkeit als Rechtsanwalt und vertrat u.a. mehrere Gestapo- Verfolgte.
    Mit Kriegsbeginn 1939 entging Kiesinger dem Dienst in der Wehrmacht, in dem er eine Position im Auswärtigen Amt annahm und dort u.a. die Stelle eines stellvertretenden Leiters der rundfunkpolitischen Abteilung bekleidete.
    Zwischen April 1945 und September 1946 verblieb Kiesinger als ehemaliges NSDAP- Mitglied zunächst in amerikanischer Haft und zog danach mit seiner Frau und den gemeinsamen Kindern ins mittelfränkische Scheinfeld. Durch das deutsche Entnazifizierungsverfahren wurde er als Mitläufer eingestuft und 1948 endgültig entlastet.
    Bereits ab 1949 war Kiesinger Mitglied des Deutschen Bundestages. Dort nahm er über die Jahre verschiedene Positionen ein, bevor er 1958 zum Ministerpräsidenten von Baden- Württemberg gewählt wurde.
    Als Ende 1966 die Bundesregierung unter Ludwig Erhard zerbrach, suchte die CDU nach einem neuen Kanzlerkandidaten, um die Partei aus der Krise zu führen. Im November 1966 trat Erhard von seinem Amt zurück, und Kurt Georg Kiesinger wurde der erste Bundeskanzler einer "Großen Koalition" zwischen CDU und SPD in der Bundesrepublik Deutschland .
    Die neue Regierung nahm sich angesichts der beginnenden "Kleinen Rezession" insbesondere der Finanz- und Wirtschaftspolitik an. Es galt, die Wirtschaftskrise zu überwinden und vor allem die wachsende Zahl der Arbeitslosen zu reduzieren. Daß es sich im historischen Kontext lediglich um eine Wachstumsdelle in der beginnenden Spätphase der bundesdeutschen Hochkonjunktur handelte, war zum Zeitpunkt ihrer Entstehung noch nicht erkennbar.
    Besonders umstritten waren während der Amtszeit Kiesingers die sog. "Notstandsgesetze", die die Handlungsfähigkeit der Bundesrepublik in Krisensituationen sichern sollten. Die Einführung dieser Gesetze traf vor dem Hintergrund der NS- Vergangenheit auf eine breite gesellschaftliche Kritik und war einer der Auslöser der "68er- Bewegung". Im Zuge dieser Proteste kam es am 7. November 1968 während des CDU-Parteitags zum Eklat. Beate Klarsfeld, eine mit einem französischen Juden verheiratete deutsche Journalistin, ohrfeigte Kiesinger in aller Öffentlichkeit, um auf dessen Verstrickungen während der Zeit des NS- Regimes aufmerksam zu machen.
    Außenpolitisch setzte sich der Trend zur Aufnahme politischer Kontakte zu weiteren sozialistischen Staaten fort. Zwischen 1967 und 1968 wurden diplomatische Beziehungen zu Rumänien, der CSSR und zu Jugoslawien aufgenommen.
    Als Politiker und Bundeskanzler galt Kurt Georg Kiesinger vielen Zeitgenossen oft als nicht durchsetzungsfähig genug. Scherzhaft wurde er von seinen Kritikern deshalb oft als "wandelnder Vermittlungsausschuß" bezeichnet. Kiesinger hatte den Ruf eines Diplomaten, der versuchte, einigermaßen befriedigende Status Quo- Situationen möglichst lange beizubehalten und politischen Konflikten eher aus dem Wege zu gehen. Von einigen jüngeren Historikern wird dieses Gesamtbild dagegen teilweise wieder revidiert. In ihren Augen gilt Kiesinger als "unterschätzter Amtsträger", der meist mit Bedacht und auf lange Sicht handelte. Auch galt der Regierungsstab des dritten deutschen Bundeskanzlers nicht nur in seiner Zeit als äußerst fachkompetent und effektiv. Der Verlust des Kanzleramts nach der Bundestagswahl von 1969 ist nicht in erster Linie Kiesinger anzulasten, da der Wechsel der Bündniskonstellation der Parteien so zunächst nicht absehbar war.
    Über Kurt Georg Kiesingers Privatleben ist nicht allzuviel bekannt. Er heiratete am Weihnachtsabend 1932 Marie- Luise Schneider, die Tochter eines Berliner Rechtanwalts. Beide hatten sich bereits 1927 auf einer Veranstaltung der Studentenverbindung "Askania" kennengelernt. 1940 wurden sie Eltern einer Tochter namens Viola, zwei Jahre darauf folgte Sohn Peter.
    Nach 1980 zog sich Kiesinger endgültig aus der Politik zurück. Er begann an seiner Autobiographie zu arbeiten, konnte jedoch nur noch die Jahre bis 1958 zu Papier bringen, weshalb es keine autobiographischen Aufzeichnungen über seine Zeit als baden- württembergischer Ministerpräsident und als Bundeskanzler gibt.
    Am 9. März 1988 starb Kurt Georg Kiesinger im Alter von 83 Jahren. Nach seinem Tod wurde er mit einem Staatsakt auf dem Stuttgarter Schloßplatz geehrt. Beigesetzt wurde Kiesinger in Tübingen.

    www.youtube.com/watch?v=sgTAEu1vLnU
    www.youtube.com/watch?v=v0mqxWX7x4k
    www.youtube.com/watch?v=GH1rmnZzCko
    www.youtube.com/watch?v=hN8uv8hDkjI

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    Freitag, 1. Oktober 2021, 18:13

    Auf den Kanzler kommt es an

    Sehr gut erinnern kann ich mich noch an eine Begebenheit aus dem Spätsommer oder Frühherbst 1969. Ich kam als damals Zwölfjähriger gerade mit dem Rad aus der Schule zurück und bog in unsere Wohnstraße ein, als zu meiner Überraschung an sämtlichen Straßenlaternen (die üblichen Peitschenlampen aus den 60ern) ausschließlich Plakate mit dem Konterfei des damaligen deutschen Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger und der Aufschrift "Auf den Kanzler kommt es an" hingen. Bis heute ist dies aufgrund meines Erlebnisses der einzige politische Wahlslogan geblieben, der mir nachhaltig im Gedächtnis verblieben ist.
    Damals fuhren auch noch Lautsprecherwagen durch unsere Straßen, verbreiteten mit scheppernden Geräuschen kaum verständliche Wahlwerbung und verteilten die bei uns heißbegehrten Kugelschreiber, Luftballons und ähnliche Kleinigkeiten. Irgendwann in den Folgejahren wurde diese Art von fahrender Wahlpropaganda dann wohl eingestellt.

    www.hdg.de/lemo/bestand/objekt/plakat-cd…ler-kommt-es-an

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    Freitag, 1. Oktober 2021, 23:22

    RE: Auf den Kanzler kommt es an

    An die Lautsprecherwagen erinnere ich mich nicht mehr.
    Aber in "Heimlich im Kalten Krieg" von Christina Heimlich werden sie im Nachkriegs Berlin erwaehnt.
    Sehr gut erinnern kann ich mich noch an eine Begebenheit aus dem Spätsommer oder Frühherbst 1969. Ich kam als damals Zwölfjähriger gerade mit dem Rad aus der Schule zurück und bog in unsere Wohnstraße ein, als zu meiner Überraschung an sämtlichen Straßenlaternen (die üblichen Peitschenlampen aus den 60ern) ausschließlich Plakate mit dem Konterfei des damaligen deutschen Bundeskanzlers Kurt Georg Kiesinger und der Aufschrift "Auf den Kanzler kommt es an" hingen. Bis heute ist dies aufgrund meines Erlebnisses der einzige politische Wahlslogan geblieben, der mir nachhaltig im Gedächtnis verblieben ist.
    Damals fuhren auch noch Lautsprecherwagen durch unsere Straßen, verbreiteten mit scheppernden Geräuschen kaum verständliche Wahlwerbung und verteilten die bei uns heißbegehrten Kugelschreiber, Luftballons und ähnliche Kleinigkeiten. Irgendwann in den Folgejahren wurde diese Art von fahrender Wahlpropaganda dann wohl eingestellt.

    www.hdg.de/lemo/bestand/objekt/plakat-cd…ler-kommt-es-an