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    Freitag, 17. September 2021, 12:00

    Die Leipziger Beat- Demonstration von 1965 und ihre Folgen

    Die Jahre 1964/65 waren Jahre des Wandels in den RGW- Staaten. In der UdSSR wurde Nikita Chruschtschow von dem konservativeren Leonid Breschnew abgelöst, und auch in der seit 1963 liberaleren Kulturpolitik der DDR zeichnete sich seitens des Politbüros eine Rückkehr zu alten Verhaltensmustern ab.
    In diesen Jahren war Leipzig das Zentrum der Beatbewegung in der DDR. 1964 schossen entsprechende Musikgruppen, zunächst durchaus von der FDJ gefördert und von den örtlichen Kulturbehörden geduldet, in Leipzig wie Pilze aus dem Boden. Zu den bekanntesten Bands gehörten "The Butlers", "The Schatters", "The Guitar Men" sowie "The Starlets". Tausende von Jugendlichen pilgerten an den Wochenenden in die privat betriebenen Tanzlokale, wo die entsprechenden Beatgruppen ihre Auftritte hatten.
    Doch ab dem 11. Oktober 1965 brodelte es gewaltig in der Leipziger Beatszene. Nach den neuesten Vorgaben der SED- Führung in Ost- Berlin wurde im gesamten Bezirk Leipzig fast allen Beatbands die Spielerlaubnis entzogen. Von den 56 im Bezirk registrierten Bands verblieb nur neun eine Spielerlaubnis, fünf der Formationen dagegen wurden komplett verboten. Unter ihnen befanden sich auch die damaligen Stars der Szene, "The Butlers".
    Drei Oberschüler aus dem angrenzenden Markleeberg wollten sich mit diesen Entscheidungen nicht abfinden. Mit einem handelsüblichen Kinderstempelkasten druckten sie 174 Flugblätter mit dem Aufruf:
    "Beat- Freunde ! Wir finden uns am Sonntag, den 31.10.65, 10 Uhr- Leuschnerplatz zum Protestmarsch ein."
    Die Zettel wurden am 25. Oktober in Leipzig verteilt. Die kleinen, eher unscheinbaren Handzettel versetzten daraufhin Partei, Polizei und Staatssicherheit in hektische Betriebsamkeit. In aller Eile wurden die Flugblätter eingesammelt und akribisch die Fundorte registriert, so daß der Aufruf zunächst keine allzu große Resonanz unter den Jugendlichen fand.
    Doch für eine Werbung im größeren Rahmen sorgte die SED anschließend selbst. Die Leitungen sämtlicher allgemeinbildender und Berufsschulen wurden angewiesen, ihre Schüler ausdrücklich davor zu warnen, sich an diesem Sonntag in der Gegend des Wilhelm Leuschner- Platzes sehen zu lassen. Durch diese umfangreiche Warnung wurde der besagte Termin unter den Jugendlichen erst allgemein bekannt, und die geplante Beatdemo war fortan in aller Munde. In den Folgetagen tauchten weitere Flugblätter auf, die ebenfalls zu einer Teilnahme an der Protestdemo aufriefen.
    Trotz der Warnungen versammelten sich am 31. Oktober 1965 knapp tausend Demonstranten im Zentrum von Leipzig, die meisten von ihnen Schüler und Lehrlinge. Die Einsatzbereitschaften der Volkspolizei fackelten nicht lange und gingen mit Hunden, Wasserwerfern und Schlagstöcken gegen die jugendlichen Beatfans vor.
    279 Demonstranten wurden festgenommen, 144 von ihnen strafrechtlich verfolgt. Bereits wenige Stunden nach ihrer Festnahme wurden 107 Jugendliche zu einem "mehrwöchigen beaufsichtigten Arbeitseinsatz als notwendige Erziehungsmaßnahmen" in den Braunkohletagebau Regis- Breitingen verbracht, wo sie schwere körperliche Arbeiten verrichten mußten. Kurz vor Weihnachten wurden die letzten von ihnen wieder entlassen.
    Mit ihrem überharten Vorgehen versuchte die SED, derartige Revolten im Keim zu ersticken, erreichte dies aber nur bedingt. In den darauffolgenden Wochen kam es in Leipzig und Umgebung immer wieder zu neuen Flugblattaktionen und zu aufgemalten Parolen an Ladenfenstern, Litfaßsäulen und Häuserwänden. Eine davon lautete:
    "Beatdemonstranten ! Es war ein Erfolg ! Aber viele 100 sind eingekerkert- deshalb 7 XI.- 15 Uhr Leuschnerplatz.
    Auch ein Jahr nach der Beatdemo am Leuschnerplatz herrschte immer noch Unruhe unter den jugendlichen Beatfans. So kursierte ein Flugblatt, das zu einer erneuten Beatdemo am 31. Oktober 1966 aufrief. Doch die Staatssicherheit hatte die ganze Angelegenheit weitestgehend unter Kontrolle. Sie verhaftete, verhörte und sorgte für drastische Strafen. So wurde ein achtzehnjähriger Lehrling zu zehn Monaten Gefängnis verurteilt, weil er anderen Jugendlichen von dem Flugblatt und der geplanten Demonstration erzählt hatte.
    Im Jahre 1977 verarbeitete der Leipziger Schriftsteller Erich Loest die Ereignisse auf dem Leuschnerplatz in seinem Roman "Es geht seinen Gang".

    www.youtube.com/watch?v=RboUy9DH83E
    www.youtube.com/watch?v=4lQGh9OdI5U
    www.youtube.com/watch?v=IVtwogP0vTI

    2

    Freitag, 17. September 2021, 17:20

    Ich dachte, das wäre Hank Marvin mit den Shadows

    Bei den Butlers hätte ich mal spontan auf die Shadows getippt vom Sound her. Interessant, dass die Musiker diesen typischen Sound hinbekommen haben, Fender oder Burns Gitarren oder Verstärker waren in der DDR sicher nicht zu bekommen. Die waren zu der Zeit auch im Westen fast unerschwinglich.

    3

    Freitag, 17. September 2021, 18:33

    Musima

    Na, ganz so zurückgeblieben waren die Zonis mit ihrem Musikinstrumentenbau nun doch nicht. Natürlich wäre das Höchste der Gefühle eine Fender oder zur Not auch eine Ibanez gewesen, aber die waren kaum beschaffbar, sofern man nicht sehr gute Westkontakte hatte.
    Deshalb wurde seit den 60ern im Bereich der E- Gitarren viel in der DDR selbst produziert. Mittelpunkt dieser Instrumentenproduktion war Markneukirchen im Vogtland mit der Marke MUSIMA. Neben der seriellen Herstellung von E- Gitarren gab es auch hervorragende Gitarrenbaumeister wie Otto Windisch oder Heinz Seifert, die sehr gute E- Gitarren auf Bestellung fertigen konnten.
    Das Kernproblem bestand weiter darin, daß ein Großteil dieser durchaus hochwertigen E-Gitarren in den Export ging, auch ins sozialistische Ausland.

    4

    Samstag, 18. September 2021, 13:26

    RE: Die Leipziger Beat- Demonstration von 1965 und ihre Folgen

    Uwe, Du hast die Roten Gitarren vergessen.
    Mein Freund aus Groitzsch bei leipzig (der spaeter das Lehrerseminar in Leipzig besuchte), schwaermte mir immer von den Roten Gitarren vor.
    Er stieg spaeter selbst in die Musikszene ein (und rueckblickend bin ich froh, dass nichts aus uns wurde, weil ich kein gutes Groupie abgegeben haette :D).
    Die Jahre 1964/65 waren Jahre des Wandels in den RGW- Staaten. In der UdSSR wurde Nikita Chruschtschow von dem konservativeren Leonid Breschnew abgelöst, und auch in der seit 1963 liberaleren Kulturpolitik der DDR zeichnete sich seitens des Politbüros eine Rückkehr zu alten Verhaltensmustern ab.
    In diesen Jahren war Leipzig das Zentrum der Beatbewegung in der DDR. 1964 schossen entsprechende Musikgruppen, zunächst durchaus von der FDJ gefördert und von den örtlichen Kulturbehörden geduldet, in Leipzig wie Pilze aus dem Boden. Zu den bekanntesten Bands gehörten "The Butlers", "The Schatters", "The Guitar Men" sowie "The Starlets". Tausende von Jugendlichen pilgerten an den Wochenenden in die privat betriebenen Tanzlokale, wo die entsprechenden Beatgruppen ihre Auftritte hatten.

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    Samstag, 18. September 2021, 16:22

    Die Roten Gitarren

    Habe ganz kurz mal nachgesehen. Es handelte sich um eine polnische Band, die als die "Beatles von Polen" gehandelt wurden und die insbesondere in den 70er und 80er Jahren auch in der DDR sehr populär waren. Bei Gelegenheit werde ich da noch einmal etwas näher recherchieren.

    6

    Samstag, 18. September 2021, 18:00

    RE: Die Roten Gitarren

    Danke, das waer ganz toll!
    Habe ganz kurz mal nachgesehen. Es handelte sich um eine polnische Band, die als die "Beatles von Polen" gehandelt wurden und die insbesondere in den 70er und 80er Jahren auch in der DDR sehr populär waren. Bei Gelegenheit werde ich da noch einmal etwas näher recherchieren.

    7

    Samstag, 18. September 2021, 18:00

    Wie hiess noch die DDR Band, die durch den Fall der Mauer so beruehmt wurde?

    9

    Samstag, 18. September 2021, 18:34

    Scorpions?

    Yup, die Scorpions aus Hannover mit "Wind of Change", bekannt auch als "Die Hymne der Wende". Die Gruppe war allerdings aus dem Westen :P .

    10

    Samstag, 18. September 2021, 20:04

    Das wusste ich noch nicht.
    Yup, die Scorpions aus Hannover mit "Wind of Change", bekannt auch als "Die Hymne der Wende". Die Gruppe war allerdings aus dem Westen :P .

    11

    Dienstag, 10. Januar 2023, 18:10

    RE: Die Leipziger Beat- Demonstration von 1965 und ihre Folgen

    Uwe, ich hoffe, es stoert Dich nicht, dass ich Deinen Artikel copy & paste habe und meinem Onkel aus der ehemaligen DDR zugeschickt habe, mit der Frage, ob er damals mit demonstriert hat?
    Er lebte in Pegau und war oft in Leipzig.
    Mit Jahrgang 1944 war er aber vermutlich zu alt fuer die Demo.
    Die Jahre 1964/65 waren Jahre des Wandels in den RGW- Staaten. In der UdSSR wurde Nikita Chruschtschow von dem konservativeren Leonid Breschnew abgelöst, und auch in der seit 1963 liberaleren Kulturpolitik der DDR zeichnete sich seitens des Politbüros eine Rückkehr zu alten Verhaltensmustern ab.
    In diesen Jahren war Leipzig das Zentrum der Beatbewegung in der DDR. 1964 schossen entsprechende Musikgruppen, zunächst durchaus von der FDJ gefördert und von den örtlichen Kulturbehörden geduldet, in Leipzig wie Pilze aus dem Boden. Zu den bekanntesten Bands gehörten "The Butlers", "The Schatters", "The Guitar Men" sowie "The Starlets". Tausende von Jugendlichen pilgerten an den Wochenenden in die privat betriebenen Tanzlokale, wo die entsprechenden Beatgruppen ihre Auftritte hatten.
    Doch ab dem 11. Oktober 1965 brodelte es gewaltig in der Leipziger Beatszene. Nach den neuesten Vorgaben der SED- Führung in Ost- Berlin wurde im gesamten Bezirk Leipzig fast allen Beatbands die Spielerlaubnis entzogen. Von den 56 im Bezirk registrierten Bands verblieb nur neun eine Spielerlaubnis, fünf der Formationen dagegen wurden komplett verboten. Unter ihnen befanden sich auch die damaligen Stars der Szene, "The Butlers".

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    Dienstag, 10. Januar 2023, 18:12

    Copy & Paste

    Kein Problem, gerne !