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    Freitag, 3. September 2021, 18:55

    Guillaume 1974 oder: Der merkwürdige Rücktritt des Willy Brandt

    Zwar paßt der hier zu besprechende Sachverhalt nicht mehr ganz in den Zeitrahmen der 60er Jahre, er stellt aber zweifelsohne den Abschluß der 1969 begonnenen "Reformära Brandt" dar, die bekanntlich mit dem überraschenden Rücktritt des damaligen Bundeskanzlers endete. Bis heute ranken sich um diesen Vorgang eine Reihe von Mutmaßungen und Legenden.
    Brandt selbst, und hier beginnen bereits die Legenden, gab dem Verdacht Nahrung, daß bei seinem Rücktritt nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei. In seinen "Notizen zum Fall G.", die er in den Monaten nach seinem Rücktritt niederschrieb, verdächtigte er den langjährigen Vorsitzenden der SPD- Bundestagsfraktion Herbert Wehner, zusammen mit "der anderen Seite" (gemeint war die DDR) , seinen Sturz als Bundeskanzler betrieben zu haben. Diese Notizen sind allerdings erst anderthalb Jahre nach Brandt´s Tod, in der erweiterten Auflage seiner "Erinnerungen" 1994 erschienen, bis dahin blieben sie der Öffentlichkeit unbekannt.
    Fangen wir aber von vorne an. Am 6. Mai 1974 reichte der vierte Kanzler der Bundesrepublik Deutschland bei Bundespräsident Gustav Heinemann sein Rücktrittsgesuch ein, tags darauf verließ er das Palais Schaumburg. Bereits zwei Wochen vorher wurde Günter Guillaume, der seit 1970 im Bundeskanzleramt arbeitete und der sich seit 1972 als Brandts persönlicher Referent stets in dessen Nähe aufhielt, am 24. April 1974 festgenommen. 1956 war er mit seiner Frau als vermeintlicher DDR- Flüchtling in die Bundesrepublik gekommen. Bereits 1957 war er der Frankfurter SPD beigetreten und wurde bald mit wechselnden Aufgaben und Ämtern betraut. Erstaunlich bleibt, wie schnell Günter Guillaume der Aufstieg in die höheren Etagen des Politikbetriebes gelang.
    Durch den damaligen Innenminister Hans- Dietrich Genscher erfuhr Bundeskanzler Willy Brandt erstmals Ende Mai 1973 von dem Spionageverdacht gegen einen seiner engsten Mitarbeiter. Günther Nollau, der damalige Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, und Genscher rieten Brandt, zunächst nichts zu unternehmen, damit Guillaume keinen Verdacht schöpfe, ein für damalige Zeiten ungeheuerlicher Vorschlag. So setzte Brandt lediglich den Ehmke- Nachfolger als Chef des Bundeskanzleramtes, Horst Grabert, von der Sachlage in Kenntnis, der sofort Maßnahmen hätte einleiten müssen, jedoch weitgehend untätig blieb.
    Dieser eigentlich unhaltbare Zustand, in dem ein Bundeskanzler als "Lockvogel" diente, hielt fast ein Jahr lang an, und Panne folgte auf Panne. So war Guillaume auch auf Urlaubsreisen Brandts zugegen, ohne daß er in irgendeiner Form überwacht worden wäre. Auch der gesamte Schriftwechsel des Kanzlers lief über den DDR- Spion, der sogar Zugang zu Papieren mit der höchsten Geheimhaltungsstufe hatte.
    Als die Affäre letztendlich aufgedeckt wurde, standen zu Recht weniger der Bundeskanzler, der wie ein hilfloser Spielball wirkte, sondern vielmehr Nollau, Genscher, Grabert und zunächst auch Ehmke im Mittelpunkt der Kritik. Die Guillaume- Affäre mag der letzte Anlaß, kann aber nicht die einzige Ursache des Kanzlerrücktritts gewesen sein. Wo aber sind die wahren Hintergründe zu suchen ?
    Tatsächlich kritisierte Herbert Wehner bereits seit geraumer Zeit den Bundeskanzler heftiger als sonst üblich. Er warf ihm nach dem Abschluß der Ostverträge Untätigkeit vor und forderte, daß diese Verträge nun mit Leben gefüllt werden sollten. Zu seiner großen Enttäuschung reagierte weder Brandt, noch nahm die deutsche Öffentlichkeit seine Vorwürfe zunächst zur Kenntnis. Am 24. September 1973 wurde Wehner dann deutlicher: "Der Herr badet gern lau- so in einem Schaumbad". Die "Nummer eins" sei zunehmend entrückt und abgeschlafft, es fehle der Regierung an einem Kopf, der die Ost- und Deutschlandpolitik weiter nach vorne bringe. Brandt bebte daraufhin vor Wut, wie sein Vertrauter Egon Bahr später berichtete.
    Lag ein Sturz des Bundeskanzlers deshalb im politischen Interesse Wehners ? Eigentlich nicht, denn Brandt galt immer noch als Galeonsfigur der Sozialdemokraten, genoß in Teilen der Bevölkerung hohes Ansehen und war daher für die SPD zunächst noch unersetzlich. Vieles änderte sich jedoch, als Wehner von Nollau erfuhr, was im Zuge der Ermittlungen gegen Guillaume über den angeblich ausschweifenden Lebenswandel von Brandt (gemeint waren seine "Frauengeschichten") herausgekommen war. Wurde der Bundeskanzler damit nicht erpreßbar ? Wenn Brandt in der Guillaume- Affäre standhaft bliebe, würden dann nicht die "Sex- Geschichten" das Amt des Bundeskanzlers und die ganze Regierung irreparabel beschädigen ? In Bad Münstereifel fragte Wehner Brandt auf den Kopf zu, ob dieser die zu erwartende Schmutzkampagne politisch überstehen würde. Brandt kam dann zu der Einsicht, daß dies wohl nicht der Fall sein würde, und gab kurz darauf seinen Rücktritt bekannt.
    Hinzu kam, daß der grandiose Wahlsieg der SPD während der Bundestagswahl 1972 schnell zerrann. Willy Brandt hatte sich während des Wahlkampfes physisch und psychisch völlig verausgabt und mußte im Anschluß mehrere Wochen das Krankenbett hüten. Infolge liefen die 1972er Koalitionsverhandlungen fast völlig an ihm vorbei, und die von Wehner und Schmidt ausgehandelten Ergebnisse mißfielen ihm in vielen Punkten. Brandt wirkte zunehmend erschöpft und ausgezehrt, während sich seine innerparteilichen Kritiker zunehmend stärker zu profilieren begannen.
    Darüber hinaus belastete ihn, daß bei der Steiner- Wiegand Affäre während des Mißtrauensvotums von 1972 Bestechungsgelder geflossen waren. Wirtschaftlich bereitete die zunehmend aufkommende Inflation mit Preissteigerungsraten von 7 % Anlaß zur tiefen Sorge. Zu allem Überfluß brachen im August 1973 wilde Streiks in der Metallindustrie aus, um völlig überzogenen Lohnforderungen Nachdruck zu verleihen. Als dann auch noch die Gewerkschaft "Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr" (ÖTV) mit einer Lohnforderung von 15 % (!) ihren staatlichen Arbeitgebern gegenübertrat, herrschte dort blankes Entsetzen. Bundeskanzler Brandt versuchte noch einmal, seine Autorität in die Waagschale zu werfen, scheiterte aber an dem damaligen ÖTV- Vorsitzenden Heinz Klunker, der den Machtkampf letztendlich weitgehend für sich und seine Klientel entscheiden konnte. Bereits damals dachte der Bundeskanzler an einen Rücktritt.
    Schließlich kam mit der ersten Ölpreiskrise gegen Ende 1973 das Ende der Hochkonjunktur, die die politischen Rahmenbedingungen nachhaltig verändern sollte. Brandt wurde seine Kanzlerschaft nun endgültig zu einer schweren Last. Er hatte die beiden historischen Ziele erreicht, die ihn wirklich interessierten, nämlich die SPD an die politische Macht zu bringen und mit dem unvollendeten Erbe des verlorenen Weltkriegs abzuschließen, in dem er die Beziehungen zu Deutschlands östlichen Nachbarn wiederherstellte. Allein diese beiden Errungenschaften, so umstritten sie in diesen Jahren auch gewesen sein mögen, verschaffen ihm einen soliden Platz in der deutschen Nachkriegsgeschichte.

    www.youtube.com/watch?v=2XVLjlM0mCE

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    Samstag, 4. September 2021, 14:16

    RE: Guillaume 1974 oder: Der merkwürdige Rücktritt des Willy Brandt

    Aber erst Kohl erreichte dann die Wiedervereinigung, richtig?
    Zwar paßt der hier zu besprechende Sachverhalt nicht mehr ganz in den Zeitrahmen der 60er Jahre, er stellt aber zweifelsohne den Abschluß der 1969 begonnenen "Reformära Brandt" dar, die bekanntlich mit dem überraschenden Rücktritt des damaligen Bundeskanzlers endete. Bis heute ranken sich um diesen Vorgang eine Reihe von Mutmaßungen und Legenden.
    Brandt selbst, und hier beginnen bereits die Legenden, gab dem Verdacht Nahrung, daß bei seinem Rücktritt nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei. In seinen "Notizen zum Fall G.", die er in den Monaten nach seinem Rücktritt niederschrieb, verdächtigte er den langjährigen Vorsitzenden der SPD- Bundestagsfraktion Herbert Wehner, zusammen mit "der anderen Seite" (gemeint war die DDR) , seinen Sturz als Bundeskanzler betrieben zu haben. Diese Notizen sind allerdings erst anderthalb Jahre nach Brandt´s Tod, in der erweiterten Auflage seiner "Erinnerungen" 1994 erschienen, bis dahin blieben sie der Öffentlichkeit unbekannt.
    Fangen wir aber von vorne an. Am 6. Mai 1974 reichte der vierte Kanzler der Bundesrepublik Deutschland bei Bundespräsident Gustav Heinemann sein Rücktrittsgesuch ein, tags darauf verließ er das Palais Schaumburg. Bereits zwei Wochen vorher wurde Günter Guillaume, der seit 1970 im Bundeskanzleramt arbeitete und der sich seit 1972 als Brandts persönlicher Referent stets in dessen Nähe aufhielt, am 24. April 1974 festgenommen. 1956 war er mit seiner Frau als vermeintlicher DDR- Flüchtling in die Bundesrepublik gekommen. Bereits 1957 war er der Frankfurter SPD beigetreten und wurde bald mit wechselnden Aufgaben und Ämtern betraut. Erstaunlich bleibt, wie schnell Günter Guillaume der Aufstieg in die höheren Etagen des Politikbetriebes gelang.
    Durch den damaligen Innenminister Hans- Dietrich Genscher erfuhr Bundeskanzler Willy Brandt erstmals Ende Mai 1973 von dem Spionageverdacht gegen einen seiner engsten Mitarbeiter. Günther Nollau, der damalige Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, und Genscher rieten Brandt, zunächst nichts zu unternehmen, damit Guillaume keinen Verdacht schöpfe, ein für damalige Zeiten ungeheuerlicher Vorschlag. So setzte Brandt lediglich den Ehmke- Nachfolger als Chef des Bundeskanzleramtes, Horst Grabert, von der Sachlage in Kenntnis, der sofort Maßnahmen hätte einleiten müssen, jedoch weitgehend untätig blieb.
    Dieser eigentlich unhaltbare Zustand, in dem ein Bundeskanzler als "Lockvogel" diente, hielt fast ein Jahr lang an, und Panne folgte auf Panne. So war Guillaume auch auf Urlaubsreisen Brandts zugegen, ohne daß er in irgendeiner Form überwacht worden wäre. Auch der gesamte Schriftwechsel des Kanzlers lief über den DDR- Spion, der sogar Zugang zu Papieren mit der höchsten Geheimhaltungsstufe hatte.
    Als die Affäre letztendlich aufgedeckt wurde, standen zu Recht weniger der Bundeskanzler, der wie ein hilfloser Spielball wirkte, sondern vielmehr Nollau, Genscher, Grabert und zunächst auch Ehmke im Mittelpunkt der Kritik. Die Guillaume- Affäre mag der letzte Anlaß, kann aber nicht die einzige Ursache des Kanzlerrücktritts gewesen sein. Wo aber sind die wahren Hintergründe zu suchen ?
    Tatsächlich kritisierte Herbert Wehner bereits seit geraumer Zeit den Bundeskanzler heftiger als sonst üblich. Er warf ihm nach dem Abschluß der Ostverträge Untätigkeit vor und forderte, daß diese Verträge nun mit Leben gefüllt werden sollten. Zu seiner großen Enttäuschung reagierte weder Brandt, noch nahm die deutsche Öffentlichkeit seine Vorwürfe zunächst zur Kenntnis. Am 24. September 1973 wurde Wehner dann deutlicher: "Der Herr badet gern lau- so in einem Schaumbad". Die "Nummer eins" sei zunehmend entrückt und abgeschlafft, es fehle der Regierung an einem Kopf, der die Ost- und Deutschlandpolitik weiter nach vorne bringe. Brandt bebte daraufhin vor Wut, wie sein Vertrauter Egon Bahr später berichtete.
    Lag ein Sturz des Bundeskanzlers deshalb im politischen Interesse Wehners ? Eigentlich nicht, denn Brandt galt immer noch als Galeonsfigur der Sozialdemokraten, genoß in Teilen der Bevölkerung hohes Ansehen und war daher für die SPD zunächst noch unersetzlich. Vieles änderte sich jedoch, als Wehner von Nollau erfuhr, was im Zuge der Ermittlungen gegen Guillaume über den angeblich ausschweifenden Lebenswandel von Brandt (gemeint waren seine "Frauengeschichten") herausgekommen war. Wurde der Bundeskanzler damit nicht erpreßbar ? Wenn Brandt in der Guillaume- Affäre standhaft bliebe, würden dann nicht die "Sex- Geschichten" das Amt des Bundeskanzlers und die ganze Regierung irreparabel beschädigen ? In Bad Münstereifel fragte Wehner Brandt auf den Kopf zu, ob dieser die zu erwartende Schmutzkampagne politisch überstehen würde. Brandt kam dann zu der Einsicht, daß dies wohl nicht der Fall sein würde, und gab kurz darauf seinen Rücktritt bekannt.
    Hinzu kam, daß der grandiose Wahlsieg der SPD während der Bundestagswahl 1972 schnell zerrann. Willy Brandt hatte sich während des Wahlkampfes physisch und psychisch völlig verausgabt und mußte im Anschluß mehrere Wochen das Krankenbett hüten. Infolge liefen die 1972er Koalitionsverhandlungen fast völlig an ihm vorbei, und die von Wehner und Schmidt ausgehandelten Ergebnisse mißfielen ihm in vielen Punkten. Brandt wirkte zunehmend erschöpft und ausgezehrt, während sich seine innerparteilichen Kritiker zunehmend stärker zu profilieren begannen.
    Darüber hinaus belastete ihn, daß bei der Steiner- Wiegand Affäre während des Mißtrauensvotums von 1972 Bestechungsgelder geflossen waren. Wirtschaftlich bereitete die zunehmend aufkommende Inflation mit Preissteigerungsraten von 7 % Anlaß zur tiefen Sorge. Zu allem Überfluß brachen im August 1973 wilde Streiks in der Metallindustrie aus, um völlig überzogenen Lohnforderungen Nachdruck zu verleihen. Als dann auch noch die Gewerkschaft "Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr" (ÖTV) mit einer Lohnforderung von 15 % (!) ihren staatlichen Arbeitgebern gegenübertrat, herrschte dort blankes Entsetzen. Bundeskanzler Brandt versuchte noch einmal, seine Autorität in die Waagschale zu werfen, scheiterte aber an dem damaligen ÖTV- Vorsitzenden Heinz Klunker, der den Machtkampf letztendlich weitgehend für sich und seine Klientel entscheiden konnte. Bereits damals dachte der Bundeskanzler an einen Rücktritt.
    Schließlich kam mit der ersten Ölpreiskrise gegen Ende 1973 das Ende der Hochkonjunktur, die die politischen Rahmenbedingungen nachhaltig verändern sollte. Brandt wurde seine Kanzlerschaft nun endgültig zu einer schweren Last. Er hatte die beiden historischen Ziele erreicht, die ihn wirklich interessierten, nämlich die SPD an die politische Macht zu bringen und mit dem unvollendeten Erbe des verlorenen Weltkriegs abzuschließen, in dem er die Beziehungen zu Deutschlands östlichen Nachbarn wiederherstellte. Allein diese beiden Errungenschaften, so umstritten sie in diesen Jahren auch gewesen sein mögen, verschaffen ihm einen soliden Platz in der deutschen Nachkriegsgeschichte.

    www.youtube.com/watch?v=2XVLjlM0mCE

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    Samstag, 4. September 2021, 16:35

    Der Kanzler der Einheit

    Daß Helmut Kohl die Wiedervereinigung erreichte, wage ich stark zu bezweifeln. In den 80ern hatte sich die bundesdeutsche politische Nomenklatura fast aller Schattierungen mit der Existenz zweier deutscher Staaten bereits weitgehend abgefunden. Davon zeugt auch der Besuch Honeckers im Jahre 1987, als dieser quasi wie ein ausländischer Staatsgast empfangen wurde.
    Um es kurz zu machen: nein, Helmut Kohl hat die deutsche Wiedervereinigung nicht aktiv betrieben, sie fiel ihm eher wie eine reife Frucht in den Schoß. Hauptsächlich verantwortlich dafür war der wirtschaftliche Kladderadatsch der DDR, es ging einfach nicht mehr. Die industrielle Substanz war weitgehend verschlissen, die Innenstädte sahen teilweise zum Fürchten aus, und die Umweltschäden im Land waren enorm. Dazu kam der beginnende erneute Exodus vieler, vor allem junger DDR- Bürger, über Ungarn in die Bundesrepublik.

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    Montag, 6. September 2021, 09:16

    RE: Der Kanzler der Einheit

    Dann habe ich rueckblickend den falschen Eindruck erhalten. Ich dachte immer, es sei Kohl, Reagan, Gorbatschow und Krenz zu verdanken gewesen.
    Daß Helmut Kohl die Wiedervereinigung erreichte, wage ich stark zu bezweifeln. In den 80ern hatte sich die bundesdeutsche politische Nomenklatura fast aller Schattierungen mit der Existenz zweier deutscher Staaten bereits weitgehend abgefunden. Davon zeugt auch der Besuch Honeckers im Jahre 1987, als dieser quasi wie ein ausländischer Staatsgast empfangen wurde.
    Um es kurz zu machen: nein, Helmut Kohl hat die deutsche Wiedervereinigung nicht aktiv betrieben, sie fiel ihm eher wie eine reife Frucht in den Schoß. Hauptsächlich verantwortlich dafür war der wirtschaftliche Kladderadatsch der DDR, es ging einfach nicht mehr. Die industrielle Substanz war weitgehend verschlissen, die Innenstädte sahen teilweise zum Fürchten aus, und die Umweltschäden im Land waren enorm. Dazu kam der beginnende erneute Exodus vieler, vor allem junger DDR- Bürger, über Ungarn in die Bundesrepublik.

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    Montag, 6. September 2021, 16:11

    Kohl, Gorbatschow, Reagan und Krenz

    So ganz Unrecht hast du nicht mit der Nennung dieser Namen, obwohl du da zeitlich etwas durcheinanderwürfelst 8| .
    Egon Krenz dürfte als direkter Nachfolger Erich Honeckers kaum zur deutschen Einheit beigetragen haben. Ende 1989 mußte er sein Amt bereits wieder aufgeben, wurde aber immerhin bekannt dafür, den Begriff der "Wende" resp. "Wendezeit" geprägt zu haben. Einige Zeit darauf wanderte er für sechs (?) Jahre in den Knast, wovon er wohl nur rund zwei Drittel abgeleistet hat.

    Ronald Reagan hat zweifelsohne mittelbar zur "Wende" beigetragen. Er galt als Kommunistenfresser und hat durch das US- Rüstungsprogramm der 80er Jahre die UdSSR quasi in den Bankrott getrieben. Ende 1988 wurde er aber bereits von George Bush (dem Älteren der beiden Bushs) abgelöst, der an den Verhandlungen über die deutsche Einheit teilgenommen hat.

    Ohne Michail Gorbatschows "Glasnost" und "Perestroika"- Politik wäre die Weltgeschichte womöglich anders verlaufen. Sie hat die "Wendezeit" quasi erst ermöglicht. "Gorbi" war um 1990 chronisch klamm und hat Deutschland sogar die Rückgabe des "Oblast Kaliningrad" (das nördliche Ostpreußen), natürlich gegen Bares, angeboten. Kohl und Genscher haben damals geradezu entrüstet abgelehnt :thumbdown: .

    Über Helmut Kohl hatten wir ja bereits weiter oben gesprochen.

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    Dienstag, 7. September 2021, 15:35

    RE: Kohl, Gorbatschow, Reagan und Krenz

    Da habe ich mir vor 6 oder 7 Jahren bei amazon.de zig Dokumentationen ueber die Wende bestellt, und geradezu verschlungen, aber das war alles, was ich noch in Erinnerung behalten habe.
    Das wusste ich nicht, dass Krenz ins Gefaengnis kam. :huh: Die Gefaengnisse wuerden allerdings ueberquellen, wenn man seinerzeit alle Stasi Mitarbeiter ins Gefaengnis gesteckt haette.

    Rueckblickend bekam ich oft den Eindruck, als ob die Haelfte der Ex-DDR die andere Ex-Haelfte ausspioniert hat fuer die Stasi.
    Der Staatssicherheitsdienst der DDR waere uebrigens auch noch ein fasznierendes Thema fuer diesen thread, oder?
    So ganz Unrecht hast du nicht mit der Nennung dieser Namen, obwohl du da zeitlich etwas durcheinanderwürfelst 8| .
    Egon Krenz dürfte als direkter Nachfolger Erich Honeckers kaum zur deutschen Einheit beigetragen haben. Ende 1989 mußte er sein Amt bereits wieder aufgeben, wurde aber immerhin bekannt dafür, den Begriff der "Wende" resp. "Wendezeit" geprägt zu haben. Einige Zeit darauf wanderte er für sechs (?) Jahre in den Knast, wovon er wohl nur rund zwei Drittel abgeleistet hat.

    Ronald Reagan hat zweifelsohne mittelbar zur "Wende" beigetragen. Er galt als Kommunistenfresser und hat durch das US- Rüstungsprogramm der 80er Jahre die UdSSR quasi in den Bankrott getrieben. Ende 1988 wurde er aber bereits von George Bush (dem Älteren der beiden Bushs) abgelöst, der an den Verhandlungen über die deutsche Einheit teilgenommen hat.

    Ohne Michail Gorbatschows "Glasnost" und "Perestroika"- Politik wäre die Weltgeschichte womöglich anders verlaufen. Sie hat die "Wendezeit" quasi erst ermöglicht. "Gorbi" war um 1990 chronisch klamm und hat Deutschland sogar die Rückgabe des "Oblast Kaliningrad" (das nördliche Ostpreußen), natürlich gegen Bares, angeboten. Kohl und Genscher haben damals geradezu entrüstet abgelehnt :thumbdown: .

    Über Helmut Kohl hatten wir ja bereits weiter oben gesprochen.

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    Dienstag, 7. September 2021, 16:09

    Die Stasi

    Rund 200.000 "Mitarbeiter" (IM) soll "Horch und Guck" (DDR- Jahrgon für die Organe der Staatssicherheit) 1989 unter Vertrag gehabt haben. Davon sollen nur rund 17 % weiblichen Geschlechts gewesen sein. Eine Zahl, die mich nun wirklich überrascht hat, da Frauen allgemein als eloquenter im Herausfinden von kleinen und großen Geheimnissen gelten :thumbsup: .
    Ein interessantes Thema, über das man durchaus einen Blog verfassen könnte. Dann hau mal in die Tasten, Chrissie... :thumbup:

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    Mittwoch, 8. September 2021, 09:59

    RE: Die Stasi

    Uwe, ich weiss zuwenig darueber. Aber ich wuerde gern mehr darueber herausfinden.

    Hatte auf Dich gehofft!
    Rund 200.000 "Mitarbeiter" (IM) soll "Horch und Guck" (DDR- Jahrgon für die Organe der Staatssicherheit) 1989 unter Vertrag gehabt haben. Davon sollen nur rund 17 % weiblichen Geschlechts gewesen sein. Eine Zahl, die mich nun wirklich überrascht hat, da Frauen allgemein als eloquenter im Herausfinden von kleinen und großen Geheimnissen gelten :thumbsup: .
    Ein interessantes Thema, über das man durchaus einen Blog verfassen könnte. Dann hau mal in die Tasten, Chrissie... :thumbup: