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    Mittwoch, 21. Juli 2021, 13:08

    Über den Wechsel der deutschen Leitmedien in den 50er und 60er Jahren

    Viele Angehörige meiner Generation werden sich noch dunkel daran erinnern, daß das eigentliche Leitmedium der Wirtschaftswunderjahre zweifelsohne das Radio war. Der Rundfunk gehörte in besonderer Weise zum Lebensgefühl der 50er Jahre, die als das "deutsche Radiojahrzehnt" bezeichnet worden sind. Durch familiäre oder freundschaftliche Verhältnisse verbundene Hörergemeinschaften, die über das Medium Radio Musik, Unterhaltungssendungen, Hörspiele und Nachrichten hörten, gehörten zum typischen Charakter dieser Jahre.
    Gesucht und gefunden wurde Entspannung nach einem meist arbeitsreichen Tag, Flucht in eine Phantasiewelt angesichts teilweise immer noch zerstörter Städte und eines eklatanten Wohnungsmangels, aber auch Orientierung in einer sich rasch verändernden Welt. Leichte Unterhaltung nahm den größten Teil der Programme ein, doch die Rundfunkanstalten pflegten auch das Hörspiel, und dieses spezielle literarische Genre fand in Persönlichkeiten wie Günter Eich, Ilse Aichinger oder Ingeborg Bachmann eine Schar wichtiger Autoren.
    Erst seit den späten 50er Jahren wurde das Radio allmählich als Leitmedium durch das Fernsehen ersetzt, das am Anfang dieses Jahrzehnts noch in den Kinderschuhen steckte. Mitte 1950 wurde die Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands, kurz ARD, gegründet, seit 1952 strahlte der Nordwestdeutsche Rundfunk, zunächst auf wenige Stunden begrenzt, ein tägliches Fernsehprogramm aus, und zwei Jahre später begann das gemeinsame Programm der ARD. Besonders beliebt wurden bereits in diesen frühen Fernsehjahren Quiz- und Informationssendungen, so z.B. Peter Frankenfelds Improvisationsshow "1:0 für Sie", Hans Joachim Kulenkampffs "Wer gegen wen ?" oder Robert Lembkes späterer Dauerbrenner "Was bin ich ?".
    Bereits seit 1953 gab es sonntags den "Internationalen Frühschoppen" mit Werner Höfer, bei dem in mehr oder weniger weinseliger Runde nationale und internationale Journalisten politische Fragen diskutierten.
    Der Versorgungsgrad der bundesdeutschen Haushalte mit Hörfunk und Fernsehen schlug bis in die frühen 60er Jahre noch ganz eindeutig zugunsten des Radios aus. Unsere damalige Kleinfamilie meldete erstmals im Jahre 1959 ein Nordmende TV- Gerät an und gehörte damit zur "ersten großen Welle" von Konsumenten, die sich für den Fernsehempfang entschieden.
    Im Jahre 1950 besaßen 46,5 % der bundesdeutschen Haushalte ein Radio, im Jahre 1955 bereits 72,8 % und 1960 waren es 82,9 %. Das entsprach einer Gesamtzahl von fast 16 Millionen angemeldeten Geräten.
    Die entsprechenden Zahlen für das Fernsehen waren zunächst nicht zuletzt aufgrund der höheren Anschaffungskosten deutlich verhaltener: 1955 waren es lediglich 0,5 % fernsehnutzende bundesdeutsche Haushalte, im Jahre 1960 dann bereits 17,6% , was einer Nutzung von knapp 3,4 Millionen Fernsehempfängern entsprach. Erst im weiteren Verlauf der 60er Jahre entstanden die gewaltigen Sprünge, die den Versorgungsgrad rapide anstiegen und das Fernsehen allmählich zum Leitmedium werden ließen. Unser zweiter Empfänger der Marke SABA, den mein Vater im November 1966 erwarb und mit dem wir auch das ZDF- Programm empfangen konnten, gehörte in diese Boomphase, die bis 1970 praktisch in eine annähernde Vollversorgung der bundesdeutschen Haushalte mit Fernsehern mündete.
    Noch wesentlich stärker als das Radio beeinflußte der Fernseher das Freizeitverhalten der Deutschen, vermittelte nun auch visuell neue, sichtbare Lebensstile und schuf veränderte Wahrnehmungsmuster in der Bevölkerung. Ohne die beschleunigende Wirkung der Massenmedien, insbesondere des Fernsehens, wäre die zunehmende Verwestlichung der bundesdeutschen Gesellschaft in den 50er/ 60er Jahren kaum erklärbar. Dadurch, daß sich die Klassen- zur Massenkultur hin wandelte , veränderte sich die Nachkriegsgesellschaft in soziokultureller Hinsicht wesentlich. Da nun schließlich das "Weltgeschehen" direkt in das Wohnzimmer kam, wurde "Häuslichkeit" gegenüber anderen Formen der Freizeitgestaltung zunehmend attraktiver. Eine Entwicklung, die sozialgeschichtlich gar nicht hoch genug veranschlagt werden kann.
    Erwähnt werden soll auch noch, daß vor dem Beginn des Fernsehzeitalters ein letztes Mal die große Stunde des Kinos geschlagen hatte. Von den absoluten Besucherzahlen her war der Höhepunkt im Jahre 1956 erreicht: in den damals 6438 westdeutschen Lichtspielhäusern wurden in diesem Jahr 817,5 Millionen Kinobesucher gezählt. Danach gingen die Besucherzahlen, parallel mit dem allmählichen Durchbruch des Fernsehens, insbesondere in den 60er Jahren teils dramatisch zurück.

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    Donnerstag, 22. Juli 2021, 09:22

    Radio hatte fuer mich nie den Stellenwert, den das Fernsehen von 1962 bis ca. 1972 hatte, aber ich nahm regelmaessig auf meinem Tonbandgeraet das Schlager Derby im Deutschlandfunk auf und Titel von der Top Twenty auf BFBS.
    Etwa 1964/1965 hoerte ich mir in Braunschweig (NDR?) an vier Samstagnachmittagen das Hoerspiel "Tom Sawyer" an.
    Ich nahm auch an einem Maerchenrate-Wettbewerb teil und gewann ein paar Rollschuhe.
    Mein Vater nahm viel Jazz und Klassik vom NDR auf. Er hatte ein sehr gutes Tonbandgeraet. Ich erinnere mich, dass er in seiner Freizeit oft auf dem Teppichboden im Wohnzimmer lag, den Kopfhoerer auf dem Kopf, und unser Langhaardackel kuschelte sich an ihn.

    Im Fernsehen interessierten mich vor allem die britischen CFF Filme fuer Kinder(Die Sache mit der Schatzinsel, Geheimsache fuenf, Die Halskette, Der Schatz in der Muehle, Das Geheimnis der Mine etc), weil die meist sehr spannend waren.

    Und die US TV Serien waren damals m. E. ausgezeichnet, man denke nur an "Auf der Flucht", "Yancy Derringer", "Tammy", "Am Fuss der blauen Berge", "Lassie" mit Jeff, "Fury" und "(K)ein Fall fuer FBI" mit Robert Taylor.

    Leider weigerte sich das deutsche Fernsehen, die US TV Serie "Peyton Place" von Anfang an auszustrahlen, und so sah man ab 1990 auf einem der Kabelsender lediglich fruehmorgens die Farbfolgen, nie den Anfang mit Mia Farrow. Ich nahm sie mir per Videorekorder alle auf.

    Die einzige wirklich gute deutsche TV Serie, an die ich mich aus den 60er Jahren erinnere, war "Die Hoehlenkinder". Hat bis heute fuer mich nichts von ihrer Faszination verloren.
    "Die Schoelermanns" war mir zu spiessig, aber ich sah mir hin und wieder "Ferien in Lipizza" an.
    "Die Unverbesserlichen" habe ich erst Jahre spaeter bei einer Wiederholung zu wuerdigen gewusst.
    Solche Serien gab es dann in den 70er und 80er Jahren leider nicht mehr, "Miami Vice", "Kojak" und "Columbo" fand ich nicht annaehernd so packend wie beispielsweise "Auf der Flucht" und "(Kein Fall fuer FBI".

    Und ab 1973 wurden der Freund und die Disco wichtiger als das abendliche Fernsehprogramm...

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    Donnerstag, 22. Juli 2021, 12:41

    Als `48er Baujahr erlebte ich gegen Ende der 50er-Jahre eine Hörspielblüte. Voller Spannung und Vorfreude versammelte sich die ganze Familie um das Radio, um "Paul Temple" (Sprecher der Titelrolle der unnachahmliche Rene Deltgen) zu lauschen. Oder "Gestatten, mein Name ist Cox" und "Dickie Dick Dickens", beide Serien vom Autorengespann Alexandra und Rolf Becker. Später entstand dann auch eine Fernsehserie zu "Cox" mit Günter Pfitzmann in der Titelrolle.

    Bei einer befreundeten Familie erlebte ich meine ersten Fernsehsendungen. "Sport, Spiel, Spannung", Fury, Lassie, Am Fuß der Blauen Berge", daran erinnere ich mich noch. Dann durfte ich ebenfalls bei dieser Familie meine erste Abendsendung sehen. Natürlich waren auch meine Eltern dabei, als wir "Soweit die Füße tragen" anschauten. Da es sich um einen Mehrteiler handelte, mußte ich ganz schön betteln, um auch die weiteren Folgen zu sehen. Es war für ein Kind aber auch harter Tobak.

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    Donnerstag, 22. Juli 2021, 16:27

    Wurde die deutsche Nation 1954 zu einem Volk von TV- Besitzern ?

    Immer wieder lese ich in Dokumentationen über "die frühen Fernsehjahre", daß nach dem überraschenden Titelgewinn der Fußballweltmeisterschaft 1954 der Umsatz an Fernsehempfängern in der Bundesrepublik rapide zugenommen hätte. War dies aber wirklich so ? In absoluten Zahlen gerechnet, trifft dies durchaus zu.
    Denn: bis zum Jahresende 1952 wurden "im ersten bundesdeutschen Fernsehjahr" lediglich rund viertausend (!) Fernsehgeräte zum für damalige Verhältnisse stolzen Preis von um die 1.000,- DM für die 22 x 22 cm großen Bildschirme verkauft. Leisten konnten oder wollten sich derartige Anschaffungen damals nur vermögende Privathaushalte und vor allem florierende Gaststättenbetriebe, die den angeschafften Fernseher als zusätzliche Kundenattraktion installierten und diesen auch steuerlich absetzen konnten.
    Zum 4. Februar 1955 wurde dagegen seitens der Bundespost bereits Fernsehteilnehmer Nummer 100.000 registriert, was zwar einer deutlichen Zunahme entsprach, aber gleichzeitig einem immer noch eher marginalen Versorgungsgrad der Bevölkerung darstellte. Hauptgrund für die noch mangelnde Akzeptanz war der hohe Verkaufspreis von Neugeräten, der oft bis zu zwei Monatslöhnen eines Industriearbeiters entsprach. Erst in den späten 50er Jahren änderte sich das, als die Preise für Neugeräte deutlich sanken und auch das Programmangebot reichhaltiger und attraktiver wurde.

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    Donnerstag, 22. Juli 2021, 18:21

    Gestatten, mein Name ist Cox ! - Die Hörfunkfassung

    Für die Hörfunkfassung der bekannten Krimiserie liegen mir die Originalprogramme der HÖR ZU von 1954 vor. Nachfolgend die Auflistung der wesentlichen Daten, Originaltext aus der HÖR ZU.

    Sonntag, 9. Mai 1954, 20.30 Uhr bis 21.00 Uhr
    UKW Nord ("Die Welle der Freude"): Gestatten, mein Name ist Cox ! Kriminalhörspiel- Serie von Robecker.

    Erste Folge: "Eben war die Leiche doch noch da..."
    Paul Cox: Carl Heinz Schroth. Anette Dumont: Tilly Lauenstein. Kraczyk: Stanislaus Ledinek. Richardson: Fritz Tillmann. Inspektor Carter: Curt Götz- Pflug. Sergeant Collins: Walter Bluhm. Sergeant Potter: Hans Drechsel.
    Polizei- Korporal French: Reinhold Bernt. Polizei- Sergeant: Edgar Ott. Allistair Campbell: Herbert Weissbach.
    Ferner: Nikolai Greiff, Hans-Otto Langwinat, Rupprecht Gerds und Kurt Getke.
    Musik: Hans- Martin Majewski. Regie: Hans Gertberg

    Montag, 10. Mai 1954, 20.30 bis 21.00 Uhr
    Zweite Folge: "Der Mann, der an allem schuld ist !"

    Dienstag, 11. Mai 1954, 20.30 bis 21.00 Uhr
    Dritte Folge: "Eine Spur von verwirrendem Parfüm..."

    Mittwoch, 12. Mai 1954, 20.35 bis 21.00 Uhr
    Vierte Folge: "Whisky auf nüchternen Magen"

    Donnerstag, 13.Mai 1954, 20.30 bis 20.55 Uhr
    Fünfte Folge: "Auch Cox sind Schranken gesetzt"

    Freitag, 14. Mai 1954, 20.30 bis 21.00 Uhr
    Sechste Folge: "Wohltätig ist des Feuers Macht..."

    Samstag, 15. Mai 1954, 20.30 bis 20.55 Uhr
    Siebente und letzte Folge: "Wer zuletzt lacht..."

    Ob die Reihe im Hörfunk in den Folgejahren noch einmal wiederholt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich gehe aber davon aus.

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    Dienstag, 15. März 2022, 15:20

    RE: Über den Wechsel der deutschen Leitmedien in den 50er und 60er Jahren

    Uwe, damit hattet Ihr 3 Jahre vor uns einen Fernseher.
    Was mich vor allem interessieren wuerde: was waren damals Deine Lieblingsserien?
    Fuer mich war das 1962 "Die Hoehlenkinder", "Lassie" und die britischen CFF Filme. Hin und wieder lief "Abenteuer unter Wasser" im Regionalprogramm. Das sind meine ersten/aeltesten Fernseherinnerungen.
    Ausserdem die beiden alten US Filme "Ein Mann namens Peter" (Richard Todd) und der Film ueber Christopher Columbus mit Frederic March.
    Unsere damalige Kleinfamilie meldete erstmals im Jahre 1959 ein Nordmende TV- Gerät an und gehörte damit zur "ersten großen Welle" von Konsumenten, die sich für den Fernsehempfang entschieden.

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    Dienstag, 15. März 2022, 20:42

    Hitliste der Lieblingssendungen in den 60ern

    Eigentlich habe ich alles gern geschaut, was damals im Programm der ARD lief und einigermaßen kindgerecht war (ZDF- Empfang bekamen wir erst im November 1966) :
    - alle Cartoons wie Hucky und seine Freunde, Familie Feuerstein, Die Jetsons usf.
    - Alle interessanten Vorabendserien. Sehr dunkle Erinnerungen habe ich nur noch an Mike Nelson (Abenteuer unter Wasser), Sprung aus den Wolken oder auch an Hiram Holiday. Mein persönlicher Straßenfeger war dagegen Belphegor in der Erstausstrahlung von 1968.
    - Alle verfügbaren Jugendserien im Nachmittagsprogramm, an erster Stelle wohl Fury, Lassie und später auch Flipper und Daktari. An Rin Tin Tin habe ich nur noch äußerst dunkle Erinnerungen, was der geringen Zahl an ausgestrahlten Episoden geschuldet war.
    - Alle Westernserien, an erster Stelle natürlich Bonanza, Die Leute von der Shiloh Ranch, Big Valley, Westlich von Santa Fé usf. An "Am Fuß der blauen Berge" kann ich mich dagegen seltsamerweise kaum erinnern, was wohl an der unregelmäßigen Ausstrahlung vieler Episoden lag.
    "Unter der Woche" wurde bei uns der Fernseher meist erst in den frühen Abendstunden eingeschaltet, wenn das WDR- Regionalprogramm lief oder sich meine Mutter ab 1966/67 die "Drehscheibe" ansah.