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    Freitag, 11. Juni 2021, 20:51

    Gefunden in der HÖR ZU - Über die regionale Programmpolitik des WDR 1963 am Beispiel von "Prisma des Westens"

    VERKAUFTE FREIHEIT (Ausgabe 39/ 1963, Seite 2, signiert HZ, Originaltext)

    Der Westdeutsche Rundfunk Köln hat zwei Fernseh-Regional-Programme: "Hier und Heute" und das "Prisma des Westens". Das letztgenannte Programm wird im Rahmen des Zweiten Deutschen Fernsehens (!) ausgestrahlt. Die Fernsehteilnehmer in Nordrhein- Westfalen können also in den Abendstunden zwischen 18.48 und 19.10 Uhr das ZDF- Programm nicht empfangen. Sie sehen stattdessen das "Prisma des Westens" des WDR. Jedem muß es überlassen bleiben, ob er das als Gewinn oder als Verlust empfindet. Da die Geschmäcker verschieden sind, kann man über sie nicht streiten.
    Der WDR war also mit seinem Prisma beim ZDF zur Untermiete. Der Vertrag, der ihm diese Rechte einräumte, lief ab, und damit wurde das Prisma "heimatlos". Der WDR produziert es zwar, aber er kann es nur ausstrahlen, wenn er Sender hat. Sender, die für ein kommendes drittes Programm gebaut sind.
    Diese Sender müßten, um die Zuschauer in Nordrhein- Westfalen anzusprechen, in Dortmund, Düsseldorf, Wuppertal und Bonn stehen. Aber nur der Sender Wuppertal ist fertig. Was also tun ?
    Man könnte natürlich sagen: Das ist doch ganz einfach, dann setzt der WDR sein Prisma eben in das erste Programm ein ! Da wird sich doch ab 18.15 oder ab 18.30 oder später ein Platz finden lassen. Um 18.30 Uhr liegt allerdings "Hier und Heute", diese Stunde ist also besetzt.
    Aber später ? Später- ja, da ist das Werbefernsehen, und das denkt nicht daran, "seinen" Platz für ein eingeführtes Regionalprogramm zu räumen. Den Platz, den es als eine bevorzugte Stelle im Programmablauf erhalten hat, verteidigt es mit Klauen und Zähnen, weil es glaubt, unentbehrlich für den Zuschauer zu sein.
    Und der WDR nimmt sich seinen Platz nicht etwa zurück, um ein Regionalprogramm unterzubringen, sondern er überläßt dem Werbefernsehen das Feld, weil er die Einnahmen aus der Reklame haben will.
    Er befindet sich also in einer Zwangslage, die er allerdings jederzeit von sich aus beseitigen könnte. Er tut es nicht ! Obwohl er damit eine der wichtigsten Rundfunkfreiheiten aufgibt: das Verfügungsrecht über die Zeit und den Platz für "seine" Programme. Dieses Grundrecht ist beschnitten, eingeengt durch "fremde Gäste", durch das Werbefernsehen !
    Kann man das verantworten ?
    Wahrscheinlich ebensowenig wie andere Einflüsse, die das Werbefernsehen auf die Programme öffentlich- rechtlicher Anstalten nimmt und die nicht so deutlich und auf den ersten Blick erkennbar sind. In Norddeutschland bezahlt das Werbefernsehen die Regionalsendungen (!). Das weiß jeder. Wer etwas bezahlt, will auch etwas dafür haben, und sei es auch nur das "Recht", zu bestimmen oder mitzubestimmen. Es ist mehr als einmal vom Werbefernsehen Einfluß auf die Regionalprogramme bzw. Einzelsendungen in den Regionalprogrammen genommen worden, um Sendungen zu entfernen, die nicht "attraktiv" genug waren, um - nach Ansicht der Werbeleute - die Zuschauer für die Reklame am Empfänger zu halten.
    Die öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten sind durch Gesetze "unabhängig" gemacht worden, um nicht solchen Beeinträchtigungen und Einflüssen unterworfen zu sein. Was aber hier geschieht, ist mit dem Geist des Gesetzes wohl kaum vereinbar !

    www.youtube.com/watch?v=7Oocf_FBDwE

    Anm.: Nach meinen Recherchen lief "Prisma des Westens" als regionales Halbstundenformat für Nordrhein- Westfalen zwischen 1961 und 1965. Zunächst ab Mai 1961 bis März 1963 auf ARD 2, danach noch bis zum 30.9.1963 im Programm des ZDF. Inwieweit das Format zwischen 1963 und 1965 in das Regionalprogramm des WDR eingebaut wurde, entzieht sich derzeit mangels weitergehender Informationen leider meiner Kenntnis.
    Mir persönlich blieb die Sendung, ganz im Gegensatz zu "Hier und Heute", als Kind dieser Zeit völlig unbekannt.