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    Samstag, 5. Juni 2021, 14:51

    Gefunden in HÖREN UND SEHEN - Senderfinanzausgleich 1961

    Die noch heute existierende Programmzeitschrift entwickelte sich bis in die frühen 60er Jahre durch verschiedene Fusionen zum Flaggschiff des Heinrich Bauer Verlags und entschiedenen Konkurrenzprodukt von Axel Springer´s HÖR ZU.
    Die Wurzeln des Traditionsblattes reichen bis in die zwanziger Jahre zurück, als Heinrich Bauer die Rundfunkzeitschrift "Rundfunkkritik" gründete, die später in "Hamburger Funkwacht" umbenannt wurde. Ab 1949 folgten durch Neugründungen und Zukäufe weitere regionale Programmzeitschriften mit Titeln wie "Südwest- Funkpost", "Hessenfunk", "Bayernfunk", "Bremer Radio- Illustrierte" "Karlsruher Funkwoche", "Westfunk", "Südfunk" sowie "Funk für Dich". Diese regionalen Publikationen wurden 1953 zur Zeitschrift HÖREN UND SEHEN fusioniert, die wiederum in acht verschiedenen Regionalausgaben erschien.
    1961 übernahm der Bauer- Verlag die von Kurt Müller damals recht erfolgreich verlegte "TV Fernseh- Woche" und verschmolz diese 1962 mit der HÖREN UND SEHEN zum endgültigen, bis heute existierenden Titel TV HÖREN UND SEHEN.
    Fester Bestandteil der Hefte waren über lange Jahrzehnte die von Sepp Arnemann gezeichneten Cartoons mit dem Maus- Suchspiel, das große TV- Kreuzworträtsel und das Horoskop der Woche. Weitere erfolgreiche Rubriken waren der abgeschlossene Roman, das Star- Portrait der Woche, Menschen- Schicksale- Nachrichten sowie, analog zur HÖR ZU- Rubrik "Fragen Sie Frau Irene", die Ratgeberkolumne Frau Barbara.
    Interessant ist, daß in den Ausgaben von HÖREN UND SEHEN aus den frühen 60ern das ausführliche Rundfunkprogramm auf einer Doppelseite noch dem Fernsehprogramm vorangestellt wurde, während sich dies bei der HÖR ZU in diesem Zeitrahmen bereits umgekehrt verhielt.
    Abschließend ein m.E. interessanter Beitrag aus Heft 29/1961 (Programm vom 16.-22.Juli) aus HÖREN UND SEHEN, der einige Aufschlüsse über die damalige Senderfinanzierung bietet.

    FRISCHER WIND VOM RHEIN (signiert HuS)
    Beim Geld hört angeblich die Freundschaft auf. Und so herrschte in den Intendantenbüros der deutschen Sender (der ARD, der Verf.) denn auch keineswegs eitel Freude und Sonnenschein, als sich herausstellte, daß künftig 30 Prozent der Fernsehgebühren in die Kasse des neuen Länder- Fernsehens rollen werden.
    Nicht, daß dieser Aderlaß unsere Sender an den Bettelstab brächte. Aber er wirkt sich auf den sogenannten "Finanzausgleich" aus, der erst vor einigen Jahren mit Mühe und Not geordnet wurde.
    Der Finanzausgleich soll den kleinen Rundfunkanstalten annähernd die gleichen Wettbewerbschancen sichern, wie den großen. Radio Bremen hat zum Beispiel 85000 Fernsehteilnehmer, der WDR aber deren 2 Millionen; die Kölner können also in ihre Sendungen mehr Geld investieren, bessere und teurere Kräfte verpflichten als die Kollegen im Norden. Um dieses Mißverhältnis auszubügeln, zweigen die "reichen" Sender einen Teil ihres üppigen Gebührenaufkommens zugunsten ihrer "armen" Brüder ab.
    Jetzt haben die Ministerpräsidenten der Länder und die Vertreter der Rundfunkanstalten einen neuen Finanzausgleich ausgeknobelt. Er ist auf 30 Millionen erhöht worden. Aus diesem Topf bekommt Berlin 9 Millionen (das sind 2 Millionen mehr als bisher) ; der Sarländische Rundfunk und Radio Bremen erhalten je 4,5 Millionen. Für die sogenannten "übergeordneten Ausgaben" (Betrieb des Kurzwellensenders, eines Langwellensenders usw.) bleiben 12 Millionen.
    Interessant ist, daß dem SFB weitere 2 bis 4 Millionen zur Verfügung gestellt werden, wenn er "gesamtdeutsche Aufgaben" erfüllen will, aber selbst nicht die notwendigen Mittel dazu hat. Diese 2 bis 4 Millionen steuert der Westdeutsche Rundfunk - man höre und staune - auf eigene Rechnung bei.
    Freundschaftliche Gesten dieser Art waren zwischen den deutschen Sendern bisher keineswegs an der Tagesordnung. Eingeweihte wollen denn auch wissen, daß dies der erste Hauch des frischen Windes ist, der seit dem Amtsantritt des neuen WDR- Intendanten von Bismarck durch das Rundfunkhaus am Rhein weht.
    Tatsächlich mutet es in unserer von Rundfunkhader und Fernsehstreit erfüllten Zeit fast wie eine Sensation an, wenn ein Intendant dem anderen aus freien Stücken die brüderliche (und millionengespickte) Hand reicht. HÖREN UND SEHEN kann zu diesem neuen Stil nur aus vollem Herzen Ja sagen und wünschen, daß dieses Beispiel Schule machen möge.
    Denn beim Geld fängt die Freundschaft erst richtig an.
    (Originaltext)