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    Donnerstag, 14. September 2023, 08:29

    RE: The American Corner - Über Tradition und Faszination des Clog Dancing

    Vor 6 oder 7 Jahren waren wir auf einer Hochzeit von einer der Nichten meines Mannes eingeladen.
    Wie immer gab es nur einen einzigen langsameren Tanz zu Beginn der Hochzeitsfeier, den Rest des Abends gab es nur noch Line Dancing. Und wenn man das nicht gelernt hat, dann kann man den ganzen Abend auf so einer Hochzeit mit unterhalten (geht aber sehr schlecht bei der hoffnungslos zu lauten Musik) oder zusehen verbringen, was auf Dauer sehr eintoenig ist.
    Leider gibt es auf US Hochzeiten nie Musikpausen, die einem mal die Chance bieten, sich mit anderen zu unterhalten. Man wird 6 oder 7 Stunden lang mit zu lauter Musik zugedroehnt. :cursing: :cursing: :cursing:
    Seine Wurzeln liegen tief vorwiegend in der irisch- schottischen Musiktradition, aus der sich das "Clogging" im 19./20. Jahrhundert durch die zahllosen Einwanderer aus diesen Regionen in den USA zu einem nordamerikanischen Stepptanz entwickelt hat.
    Diese Tanzart wurde ursprünglich auch als "Flat- Footing", "Foot- Stomping", "Buck Dancing", "Jigging" und mit zahlreichen anderen lokalen Begriffen bezeichnet. Allen Varianten gemeinsam ist die Betonung des durch Musik und Gesang hervorgerufenen Takts (Downbeat) durch eine sehr ausgeprägte Fußarbeit.
    "Clog Dancing" unterscheidet sich vom regulären Stepptanz durch spezielle Platten an den Schuhen, den sogenannten "Jingle Taps". Diese Clogging- Taps besitzen neben zwei festen Metallplatten an Ferse und Fußspitze noch zwei weitere, locker damit verbundene Platten. Dadurch entstehen bereits Geräusche, wenn man die Füße in der Luft bewegt, ohne damit den Boden zu berühren.
    Aus seinem traditionellen Verständnis heraus gilt Clog Dancing weniger als Show- denn als Volkstanz, der vorwiegend von irisch- schottischen Siedlern mit in die Neue Welt gebracht wurde. Allerdings haben mittlerweile eine Reihe moderner Tänze das Clog- Dancing beeinflußt, so daß neben der traditionellen Country- und Bluegrass- Musik gelegentlich auch zu moderner Popmusik getanzt wird und in heutigen Tänzen vereinzelt sogar Elemente des Jazz und Hip- Hop zu finden sind. Sehr beliebt ist auch eine stärkere Hinwendung zum Irish Dance in Bezug auf Musikauswahl und Tanzstil.
    Bei uns in Europa sind eine Reihe von Clog Dance- Formationen traditionell den Square Dance- Vereinen angegliedert, doch sind sie gelegentlich auch in Sportvereinen und in Tanzschulen anzutreffen.
    Einige sehr empfehlenswerte Aufnahmen aus den 60er Jahren, in denen in "Appalachia" diese Tänze durchaus noch in traditioneller Form gepflegt wurden:

    www.youtube.com/watch?v=cs2j8f7H2WY
    www.youtube.com/watch?v=vJB_HGdGfic
    www.youtube.com/watch?v=s2WywwxWbvY

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    Donnerstag, 14. September 2023, 15:12

    RE: RE: The American Corner - Comics als erstes originäres US- Kulturprodukt (II) ?

    "Maus" habe ich erst hier in den USA entdeckt (und aich das wurde garantiert nicht ins Deutsche uebersetzt wegen des heiklen Themas Nazi Vergangenheit) und waere einen eigenen thread wert.
    Dann kamen im Jahre 1986 innerhalb kurzer Zeit die Sammelbände von Art Spiegelmans "Maus", "Frank Millers "Die Rückkehr des Dunklen Ritters" sowie die Heftserie "Watchmen- Die Wächter" von Alan Moore und Dave Gibbons auf den Markt, die dem amerikanischen Comicmarkt wieder neue Impulse verliehen. "Maus" erhielt als erster Comic überhaupt den Pulitzer- Preis und trug wesentlich zur Anerkennung von Comics als eigenständige Kunstform außerhalb der eigentlichen Comic- Gemeinde bei. Frank Miller dagegen lieferte mit seiner dystopischen "Batman"- Variante zugleich die Vorlage für Tim Burton´s Kinofilm, der 1988 zum bis dahin erfolgreichsten Film aller Zeiten wurde und somit den bis heute andauernden Comic- Filmboom auslöste.


    "Maus" habe ich bereits in den 90er Jahren in deutscher Übersetzung bei Schmorl & Seefeld in Hannover entdeckt und fand den Comic nicht uninteressant, jedoch nicht interessant genug, um ihn mir zuzulegen.
    Im Comic- Bereich sammle ich i.W. nur die Serien, die ich als Kind hatte oder gern gehabt hätte. :thumbup:

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    Donnerstag, 14. September 2023, 16:04

    The American Corner - Über die frühe Geschichte der American Folk Music

    American Folk Music ist ein Sammelbegriff für zahlreiche Stilrichtungen originär amerikanischer Musik, die z.B. Bluegrass, Gospel, Old Time Music, Jug Bands, Appalachian Folk, Blues, Cajun und auch die Musik der Native Americans umfaßt. Als "amerikanisch" bezeichnet man diese Stilrichtungen, weil sie entweder aus den USA stammen oder weil sie sich dort aus der Musik der Einwanderer zu etwas Neuem entwickelt haben. American Folk Music wird gelegentlich auch als "Roots Music" bezeichnet, weil sie als Grundlage für moderne musikalische Stilrichtungen diente, so z.B. für den Rock and Roll, den Rhythm and Blues sowie für den Jazz.
    Viele Lieder der Kolonial- und Revolutionszeit stammten aus England, Schottland, Irland, Holland und Deutschland und wurden von den Siedlern des 17./18. Jahrhunderts in die Neue Welt mitgebracht. Als ältestes erhaltenes Volkslied anglo- amerikanischen Ursprungs gilt gemeinhin die Ballade "Springfield Mountain" aus dem Jahre 1761 in Connecticut.
    Die typischen Instrumente, die in der frühen amerikanischen Folk Music der Siedler Verwendung fanden, waren die Fiedel, die Gitarre, die Mandoline, die Querflöte und das Hackbrett, wobei die Gitarre einen bedeutenden Wandel durchmachte, als die zuvor weitverbreitete "englische Gitarre" in den 1830er Jahren weitgehend durch die "spanische Gitarre" ersetzt wurde. Neben einer Reihe von Balladen importierten die europäischen Siedler auch zahlreiche Country- Tanzmelodien wie Jig, Reels und Hornpipes, die bei Gemeinschaftstänzen oder bei Contra Dances zur Verwendung kamen. Die Musiksammlungen "Howe´s 1000 Jigs and Reels", "Ryan´s Mammoth Collection" oder "Thousand Fiddle Tunes" enthielten zahlreiche Tanzmelodien, zu denen viele der amerikanischen Siedler fast zwei Jahrhunderte lang getanzt haben. Weitere in Amerika populäre Tänze waren Quadrillen, Mazurkas, Barn Dances, Redowas, Märsche und Polkas.
    In Neuengland, einem der Gebiete mit der frühesten amerikanischen Siedlungsgeschichte, haben zahlreiche Balladen in der amerikanischen Volksmusik bis weit in das zwanzigste Jahrhundert überlebt. Dazu gehören ältere Balladen wie "Lord Randall", "The Golden Vanity", "The Elfin Knight", "The Gypsy Davy", "Lady Isabel and the Elf- Knight", "Barbara Allen", "Lord Bateman" u.v.a.
    Die Volksmusik des übrigen Nordostens der USA, insbesondere in Pennsylvania, New York und New Jersey, ähnelte zwar derjenigen Neuenglands, wies darüber hinaus jedoch auch starke Einflüsse der zahlreichen nicht- britischen Einwanderer wie Deutsche, Holländer und Schweizer auf.
    Im Gegensatz zum Nordosten der Vereinigten Staaten war der Südosten stärker von der afroamerikanischen Musik beeinfluß, was dazu führte, das dort Musikinstrumente wie das Banjo stärker verbreitet waren. Dennoch war auch im Südosten traditionell englische Musik stark vertreten, wo insbesondere eine Reihe von älteren Kinderballaden wie "Lord Thomas and Fair Eleanor" überlebten. Anders als im Nordosten neigten Balladen im Südosten stark dazu, ihre Texte zu verändern, indem sie gekürzt und geglättet wurden und die Zahl der Betonungen pro Strophe reduziert wurde.
    Die Volkslieder des Mittleren Westen lehnten sich zwar weitgehend an den Geschmack der Atlantikstaaten an, doch gab es daneben auch einige Stücke, die nur dort populär wurden, so z.B. "Mary of the Wild Moor" oder "Paul Jones". Daneben entstanden auch viele Volkslieder, die typisch für die Region der Großen Seen waren und an die nautische Kultur dieser Region erinnerten. so z.B. ""It´s me for the Inland Lankes" oder "The Buffalo Whore". Noch weiter westlich in Staaten wie Iowa, Kansas, den beiden Dakotas oder Nebraska entstanden regional gebundene Lieder wie "The Lane County Bachelor" oder "Dakota Land". Die berühmte "Ballad of Jesse James", die das Leben des Bankräubers besang, erschien erstmals in Springfield/ Missouri.
    Einige der Lieder gelangten auch durch die sich im 20. Jahrhundert rasch entwickelnde Musikindustrie in die Folk- Tradition, so z.B. das von Dan Emmett verfaßte Lied "Old Dan Tucker".

    www.youtube.com/watch?v=wYkzkzjKv90

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    Freitag, 15. September 2023, 16:02

    The American Corner - Über amerikanische Country Music

    Country, gelegentlich auch Country & Western Music genannt, gilt gemeinhin als die "Popmusik" der ländlichen Regionen Amerikas. Sie wird auch als der "Blues der einfachen weißen Amerikaner" bezeichnet und besingt nicht nur ländliche traditionelle Lebensweisen, sondern bezieht sich gelegentlich auch auf aktuelle Ereignisse.
    Ihren Ursprung nahm die Country Music im Süden der USA, wo sich eine ganze Reihe regionaler Musikrichtungen zur Country Music weiterentwickelten. Es überrascht keineswegs, daß dieser amerikanische Musikstil zumindest teilweise auch vom Blues der dort ansässigen afroamerikanischen Bevölkerung geprägt wurde, jedoch sind Musiker dieser Ethnie eher selten in der Country Musicszene vertreten.
    Amerikanische Country Music hatte es in seinen Anfängen im frühen 20. Jahrhundert nicht leicht, da ihr Stil zu dieser Zeit als eher altmodisch, ja teilweise sogar als hinterwäldlerisch galt. Erst als die ersten Radiosender in den 1920er Jahren Musik dieser Art ausstrahlten, wurde Country Musik auch amerikaweit bekannt. Bereits im Jahre 1922 erschienen die ersten Einspielungen auf Schellackplatten mit Country- Interpreten, denen ein Jahr später die ersten regelmäßigen Radioprogramme mit Country- Sängern folgten, so z.B. die "Barn Dance Show", die insbesondere in Texas rasch eine wachsende Fangemeinde fand. In den Folgejahren sprangen immer mehr Radiosender auf den Country- Zug auf und boten entsprechende Spezialprogramme an.
    Obwohl Country seine Wurzeln in zahlreichen Regionen des Südens hatte, gilt Nashville / Tennessee bis heute als das unumstrittene Zentrum der Country- Szene. Dort befindet sich auch der Sender WSM, der im Jahre 1925 erstmals auf Sendung ging und bis heute ausschließlich Country Music sendet. Anfangs war dieser Sender nur regional zu empfangen, jedoch konnte bereits in den 30er Jahren durch technische Fortschritte des Sendernetzes der gesamte nordamerikanische Kontinent mit Musik dieser Art versorgt werden. In dieser Zeit etablierten sich auch die ersten überregional bekannten Interpreten und Formationen, zu denen u.a. die bereits 1927 entdeckte "Carter Family" gehörte.
    Trotz der zunehmenden Beliebtheit dieses Musikgenres galt es insbesondere vor dem Hintergrund einer rasch verstädternden amerikanischen Bevölkerung in den urbanenen Ballungszentren immer noch als provinziell und hinterwäldlerisch, so daß viele Musiker Country weiterentwickelten und sich von neuen Strömungen beeinflussen ließen, woraus sich ab Mitte der dreißiger Jahre Honky Tonk Music oder auch Bluegrass entwickelte. Selbst Rockabilly hatte seine ursprünglichen Wurzeln in der Country Music. Durch die Weiterentwicklung dieses Genres ging teilweise jedoch sein ursprünglicher Sound verloren, so daß einige Musiker zurück zu den Wurzeln gingen und den Nashville- Sound entwickelten.
    Country- Megastars wie Kenny Rogers, John Denver oder Dolly Parton gehören zu den Ikonen dieser Branche, an denen sich viele nachfolgende Interpreten messen lassen müssen. Künstler der letzten Jahren wie Blake Shelton oder Casey Musgraves treten in entprechend große Fußstapfen einer Branche, in der der Konkurrenzkampf als besonders hart gilt. Wie wichtig Country Music immer noch in den USA ist, zeigt auch der Umstand auf, daß die großen amerikanischen Musikpreisverleihungen nicht nur speziell diese Branche auszeichnen, sondern daß auch eine spezielle Country- Award- Show existiert. Die Academy of Country Music Awards präsentiert jedes Jahr die besten Interpreten der Country- Szene und viele Stars, die auf Publicity wert legen, sind dort gern gesehene Gäste. Im Jahre 2020 wurde dieser Award in unterschiedlichen Kategorien bereits zum 55. Mal verliehen.

    www.youtube.com/watch?v=fvhmqdWXusE
    www.youtube.com/watch?v=YDDEqgmGIVg

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    Samstag, 16. September 2023, 16:17

    The American Corner - Über amerikanische Bluegrass Music

    Vordergründig sollte man meinen, daß Bluegrass zur alten amerikanischen Folklore gehört, was allerdings keinesweg der Fall ist, da dieses Genre erst im fortgeschrittenen zwanzigsten Jahrhundert entstand. Dennoch gehört Bluegrass heute zu den wichtigsten Sparten amerikanischer Volksmusik innerhalb der Country Music. Typisches Merkmal des Bluegrass ist das rein akustische Klangbild, das heutzutage weitgehend aus Banjo, Fiddle, Mandoline, Gitarre, Dobro, Kontrabaß und unter Umständen Gesang besteht. Mandoline und Gitarre ersetzen dabei meist das Schlagzeug und erzeugen perkussive "Chop"- Schläge auf dem Offbeat. Spielt die Mandoline ein Solo, dann übernimmt stattdessen die Fiddle oder das Banjo die Aufgabe der Chop- Schläge.
    Bluegrass entstand erst in den Jahren zwischen 1937 und 1945 in den Bergen von Kentucky und Tennessee. Zu dieser Zeit experimentierte der Mandolinenspieler Bill Monroe mit Old Time-, Fiddle- und Hillbilly- Stücken, amerikanischen Balladen, afroamerikanischer Tanzmusik sowie mit traditionellem Gospel- Harmoniegesang. Er formte daraus eine von Swing- und Blueselementen angereicherte Form der Country Music. Gegen Ende dieser "Findungsphase" heuerte Monroe den jungen begabten Banjo- Spieler Earl Scruggs an, der den Dreifinger- Stil seiner Heimat North Carolina zu hoher Geschwindigkeit und Präzision perfektioniert hatte und damit den Sound der Band erheblich dynamisierte. Diese Band trug den Namen "Bill Monroe and his Blue Grass Boys" als Reminiszenz an den "Bluegrass- State" Kentucky, wobei dieser Begriff die aufgrund des nährstoffreichen Bodens blaugrünen Blätter der verbreiteten Grasart Poa pratensis bezeichnet. Aus diesem Grund bürgerte sich dieser neue Musikstil bei den Medien schnell als "Bluegrass" ein. Der Bekanntheitsgrad der "Blue Grass Boys" wurde durch ihre Auftritte in der wöchentlichen Radiosendung "Grand Old Opry" aus Nashville/ Tennessee rasch gesteigert, bei der Gründer Bill Monroe zwischen 1939 bis zu seinem Tod im Jahre 1996 ständiges Mitglied blieb. Zu ihrem frühen Repertoire gehörten der "Muleskinner- Blues"und der später auch von Elvis Presley gecoverte "Blue Moon of Kentucky". Mit Bill Monroes Gitarristen Lester Flatt gründete Earl Scruggs im Jahre 1948 die "Foggy Mountain Boys", die außer mit den damals unerreichten Banjoinnovationen auch mit originellen Texten breite Zuhörerkreise und auch das Fernsehpublikum erreichten.
    Gegen Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre kam es vermehrt zu Auftritten von Bluegrass- Bands an Universitäten und bei Folkfestivals wie dem in Newport/ Rhode Island. Durch die Kontakte zu den eher kommerziell und südstaatlich geprägten Hillbillies erwuchs dem Genre nicht nur eine solide Marktbasis innerhalb großer Teile der USA, sondern es kam darüber hinaus auch zum Zustrom zahlreicher innovativer jüngerer Musiker. Seit den späten 60er Jahren griffen auch andere Musiker wie z.B. die Formation "Grateful Dead" den Bluegrass verstärkt auf, wodurch neue Stilrichtungen wie "Newgrass" oder "Jazzgrass" entstanden. Anfang der 80er Jahre hielt Bluegrass in einer etwas poppigeren Version und teils auch mit Schlagzeugbegleitung wieder stärker Einzug in die kommerzielle Country Music, als der sogenannte "Neo- Traditionalismus" verstärkt an Einfluß gewann. Seit der Jahrtausendwende kamen weitere, neue Bluegrass- Bands auf, so z.B. die "Infamous Stringdusters", die "Old Medicine Crow Show" oder die "Watson Twins", die in ihrer Musik auch Old Time- und Americana- Stile verewigen.
    Seit den 90er Jahren erfreut sich Bluegrass amerikaweit und auch international wachsender Beliebtheit. Der Soundtrack zum Film der Cohen Bros. "O Brother, Where Art You ?" aus dem Jahre 2000 dürfte stark zur Popularität dieses Genres beigetragen haben. Darüber hinaus läßt sich über Internet- Radiostationen wie Bluegrasscountry.org diese Musik heute weltweit hören. Seit 1991 existiert die "International Bluegrass Music Hall of Fame", die von der International Bluegrass Music Association betrieben wird und jährlich stilprägende Künstler mit der Aufnahme in diese Institution ehrt.

    www.youtube.com/watch?v=XLnxjrAAKks
    www.youtube.com/watch?v=4VBahAjuSYI

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    Sonntag, 17. September 2023, 17:14

    The American Corner - O Brother, Where Art Thou ? - Eine Mississippi- Odyssee (2000)

    Diese teilweise an Homers "Odyssee" angelehnte satirische Komödie aus dem Hause Cohen Bros. ist nicht zuletzt durch seine musikalischen Einlagen überaus sehenswert, denn die gespielten Stücke dienen nicht nur der Untermalung des im Jahre 1937 handelnden Films, sondern "tragen" die Handlung in wesentlichen Teilen und vermitteln gleichzeitig einen Eindruck der wichtigsten Musikstile des ländlichen Südens der USA in den 30er Jahren wie Blues, Old- Time Music oder auch dem beginnenden Bluegrass. So steuerte Alison Krauss "Down to the River to Pray" bei, und selbst Hauptdarsteller George Clooney singt "Man of Constant Sorrow", dies allerdings mit der Gesangsstimme von Dan Tyminski. Gastauftritte hatten auch die Old- Time Musiker David Holt und Ed Snodderly in der Rolle der "Village Idiots", die die FBI- Agenten zum Gefängnis begleiten und die mit Fiddle und Banjo den Song "Indian War Whoop" einspielten. Der Produzent des Soundtracks, T- Bone Burnett, wurde zu einem der großen Gewinner des Films, da sich dieser Titel über fünf Millionen mal verkaufte und mit drei Grammys ausgezeichnet wurde.
    Die zeitgenössische Filmkritik beurteilte die Produktion überwiegend positiv als minimalistischen Film, der seine Wurzeln in der Bibel, der antiken Poetik sowie in der amerikanischen Kulturgeschichte suchte. "O Brother, Where Art Thou ?" war 2001 für den Golden Globe Award in der Kategorie "Bester Film" nominiert, George Clooney erhielt für seine Rolle einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller. Außerdem waren Kameramann Roger Deakins für die "Beste Kamera" und die Coen- Brüder für das "Beste adaptierte Drehbuch" für die Oscarverleihung 2001 nominiert.
    Worum ging es ? Im Vorspann des Films wird die Odyssee von Homer als wesentliche Inspirationsquelle der Produktion genannt und zitiert im Verlauf der Handlung immer wieder Motive aus diesem frühen Werk. Der eloquente und geschwätzige Kleinkriminelle Everett "Ulysses" McGill (George Clooney), verurteilt zu Zwangsarbeit auf einer Gefängnisfarm im Mississippi der 30 Jahre, kann sich nicht mit seinem harten Schicksal abfinden. Er überredet seine trotteligen Mithäftlinge Delmar (Tim Blake Nelson) und Pete (John Turturro) zur Flucht und verspricht ihnen einen Anteil an einem geheimnisvollen Goldschatz. Auf ihrer Odyssee begegnen die entlaufenen Sträflinge einer ganzen Reihe skurriler Gestalten, darunter u.a. dem Blues- Gitarristen Tommy Johnson (Chris Thomas King), der seine Seele an den Teufel verkauft hat. Bei der Radiostation des Mr. Lund (Stephen Root) stellen sich das Trio und Tommy als die "Soggy Bottom Boys" vor und spielen für zehn Dollar pro Kopf einen Song ein, der sich in Windeseile ohne ihr Wissen zum Hit in Missisisippi entwickelt. Am nächsten Tag treffen die Sträflinge den bipolaren Bankräuber George "Babyface" Nelson (Michael Badalucco), der eine Bank überfällt und die Jungs in der Nacht wieder verläßt. Am darauffolgenden Tag wird das Trio von drei bildhübschen, singenden "Sirenen" verführt. Auf ihrer weiteren Reise treffen sie den einäugigen Bibelverkäufer Big Dan (John Goodman), der an einen altgriechischen Zyklopen erinnert.
    Schließlich gelangt Everett in seinen Heimatort, und es stellt sich heraus, daß der versprochene Schatz gar nicht existiert, sondern daß der Kleinkriminelle nur wegen seiner "Ex" Penny (Holly Hunter) aus dem Strafvollzug entwichen ist. Nachdem sich das Trio wieder zusammengefunden hat, stößt es auf eine Versammlung des Ku- Klux Clan, die Tommy aufknüpfen will, und kann diesen befreien, wobei Bibelverkäufer Big Dan von einem brennenden Kreuz erschlagen wird.
    Mittlerweile stehen in Mississippi Gouverneurswahlen an, bei denen der vorgeblich progressive Kandidat Homer Stokes (Wayne Duvall) gute Aussichten hat; dieser ist jedoch insgeheim der Großmeister des Ku- Klux- Clan. Bei einer Wahlkampfveranstaltung für Stokes verkleiden sich die drei Ausbrecher und auch Tommy als Musiker, damit Everett seine "Ex" Penny zurückerobern kann. Stokes erkennt das Quartett jedoch wieder und läßt bösartige Bemerkungen gegen die vier fallen, womit seine Wahlchancen gleich Null sind und er aus dem Saal geworfen wird. Penny will Everett nun tatsächlich heiraten, sofern dieser den Ring ihrer ersten Hochzeit wiederfände. Auf der Suche danach taucht Sheriff Cooley (Daniel van Bargen) mit seinen Leuten auf und will die vier auf der Stelle hängen, obwohl diese bereits begnadigt wurden. In diesem Augenblick wird das Tal für ein Staudammprojekt geflutet, und dem Quartett gelingt schwimmend erneut die Flucht. Da Everett einen falschen Ring aus den Fluten gerettet hat, besteht Penny weiter auf der Suche nach dem Original, auch wenn dieser nun auf dem Grund eines Sees liegen würde. Als sie streitend mit ihren Töchtern die Eisenbahnschienen überqueren, entfernt sich im Hintergrund der blinde Seher auf einer Draisine...

    www.youtube.com/watch?v=n9UlbxlM5nE
    www.youtube.com/watch?v=J8G50n5sKfo
    www.youtube.com/watch?v=YDDEqgmGIVg
    www.youtube.com/watch?v=i9_Ssdn4KEw

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    Montag, 18. September 2023, 16:15

    The American Corner - Johann Augustus Sutter und die kalifornischen Goldfunde

    Am 15. März 1848 erschien in einer Lokalzeitung des soeben von den Vereinigten Staaten erworbenen Territoriums Kalifornien eine elfzeilige Notiz: "Goldmine gefunden. In dem frisch ausgehobenen Wasserlauf für die kürzlich von Kapitän Sutter an der Gabelung des American River gebaute Sägemühle wurde eine beträchtliche Menge Gold gefunden. Ein einzelner Mann brachte Gold im Wert von dreißig Dollar nach New Helvetia, das er dort in kurzer Zeit gesammelt hatte. Kalifornien ist ohne Zweifel reich an Mineralien. Große Chancen für Investoren in diesem Bereich. Gold ist fast in jedem Teil dieses Landes gefunden worden."
    Diese Nachricht war zumindest am 18. März 1848 noch hemmungslos übertrieben. Zum damaligen Zeitpunkt gestaltete sich Kalifornien noch als recht verschlafene Grenzprovinz der Vereinigten Staaten, auf deren riesigem Gebiet lediglich um die vierzehntausend Bewohner überwiegend von Ackerbau und Viehzucht lebten. Hier lag auch die Farm von Kapitän Johann Augustus Sutter. Dieser im badischen Kandern geborene Sohn Schweizer Eltern kam im Jahre 1839 völlig mittellos in die USA. Dennoch lesen sich die ersten Jahre seiner Biographie wie der personifizierte amerikanische Traum. Zwar arbeitete Sutter nicht als Tellerwäscher, aber den Grundstock seines Vermögens bildeten fünfhundert Dollar, die er als Preisboxer gewonnen hatte. Durch harte Arbeit und seinen Geschäftssinn kam er nach wenigen Jahren so weit, daß er im damals fast menschenleeren Kalifornien von den Mexikanern ein Gebiet kaufen konnte, das etwa halb so groß war wie die Schweiz. Niemand stand ihm dabei im Weg, da es sich vorwiegend um aride Landschaften handelte, die vordergründig für Landwirtschaft und Viehzucht wenig geeignet erschienen. Doch durch ein geschicktes Aufstauen der vielen Bäche, die dieses Gebiet durchzogen, schuf Sutter aus einer Einöde ein landwirtschaftliches Paradies, in das er Siedler aus Deutschland und der Schweiz holen ließ.
    Und in dieses Paradies platzte am 24. Januar 1848 die Nachricht, daß James Wilson Marshall bei seiner Inspektion des Wasserlaufes der neuen Sägemühle im Flußbett zwei kleine Goldklumpen gefunden hatte. Sutter versuchte sofort, den "Schaden" zu begrenzen, in dem er alle Beteiligten um Stillschweigen bat. Doch wer hätte eine derartige Sensationsnachricht verheimlichen können, und prompt verbreitete sich das Gerücht wie ein Lauffeuer. Sechs Wochen nach dem ersten Fund hatten praktisch alle Arbeiter von Sutters Farm ihren Posten verlassen, um auf seinem Land nach Gold zu suchen. Vier Monate darauf war die damals noch überschaubare Bevölkerung von San Francisco von einigen Hundert auf etwa ein Dutzend zurückgegangen. Die bereits oben erwähnte Lokalzeitung stellte mit der Schlagzeile ihr Erscheinen ein: "Das ganze Land hallt wider vom schmutzigen Ruf Gold ! Gold !!!, während das Feld halb besät verwaist, das Haus halb gebaut und alles verlassen steht".
    Natürlich erregten diese Vorkommnisse auch das Interesse der Regierung. Der Gouverneur von Kalifornien, Colonel George Mason, brach im Juni 1848 selbst zu einer Inspektionsreise auf, um zu ergründen, ob an den Gerüchten etwas dran war. Er besuchte die Goldfelder und fand dort ca. viertausend Goldgräber vor, die täglich Gold im Wert zwischen dreißigtausend und fünfzigtausend Dollar auswuschen. Der ausführliche Bericht des Gouverneurs an die Regierung in Washington war am 17. August fertig, und um dessen Glaubwürdigkeit zu erhöhen, legte er der Sendung eine Teedose bei, die Gold im Wert von knapp viertausend Dollar enthielt. Dieser Bericht kam den Politikern in Washington, allen voran dem damaligen Präsidenten James Knox Polk, höchst gelegen, denn Kalifornien befand sich erst seit einem Jahr im Besitz der Vereinigten Staaten. Ein Krieg und die Kaufsumme von fünfzehn Millionen Dollar waren nötig gewesen, um dieses Gebiet von Mexiko zu erlangen. Und die amerikanische Öffentlichkeit war anfangs von diesem Vorgehen nicht allzu begeistert, denn insbesondere in den Nordstaaten monierte man die hohen Kosten und befürchtete zudem, daß Kalifornien sich auf die Seite der sklavenhaltenden Südstaaten schlagen könnte. Dagegen bot der Bericht von Governor Mason Argumente, die Politik der Regierung zu rechtfertigen. So nahm es kaum Wunder, daß plötzlich viele Zeitungen Artikel veröffentlichten, die die kalifornischen Goldfunde begeistert feierten und dabei auch ein wenig übertrieben. So war die Rede von tausend Dollar Tagesverdienst eines einzelnen "Diggers" und von gefundenen Goldklumpen, die über sieben Pfund wogen. Daß die Aussicht auf derartige Gewinne viele unternehmungslustige Männer nach Kalifornien zog, ist mehr als nachvollziehbar, so daß sich die Bevölkerungszahl des Staates 1849 bereits verdoppelt hatte und gegen Ende der 50er Jahre 380.000 Menschen dort lebten. Vor allem kamen junge Männer, oft nicht die ärmsten der Armen, denn die Reise von der Ostküste in das gelobte Land war mit erheblichen Kosten verbunden und konnten sich in erster Linie nur erfolgreiche Farmerssöhne, reiche Erben, Händler oder Angehörige der freien Berufe wie Rechtsanwälte und Ärzte leisten.
    Drei Wege standen den Reisewilligen zur Verfügung. Da war zum einen die Route quer durch den amerikanischen Kontinent entlang der Trails, ein Weg, den auch die Siedler benutzten, die neues Land im Westen urbar machen wollten. Dieser Weg hatte jedoch zwei gravierende Nachteile: er galt zwar als die billigste Reisemöglichkeit, gleichzeitig jedoch auch als strapaziös und gefährlich. Die zweite Möglichkeit bot der Seeweg rund um Kap Horn, bei dem rund 13.000 Seemeilen zurückgelegt werden mußten und auf dem die Reisenden nach rund sechs Monaten ihr Ziel erreichten. Zwar war dies schneller als die kostengünstigere Reise auf dem Landweg, jedoch setzte dies mindestens dreihundert Dollar Reisegeld voraus, eine für damalige Zeiten stattliche Summe. Besonders Clevere versuchten sich daher an einer Mischung aus Land- und Seeweg. Sie fuhren per Schiff zur Landenge von Panama und überquerten diese entweder zu Fuß oder mit Hilfe von Einbäumen, die von Indios gerudert wurden. Diese Passage galt als nicht ungefährlich, da Cholera und Malaria in diesen Gebieten grassierten. Doch blieb man gesund, konnte man von dort aus innerhalb von fünf Tagen am Pazifik sein und mußte sich anschließend bemühen, weiter per Schiff nach Kalifornien zu gelangen.
    Der riesige Besitz von Sutter, auf dem das erste Gold gefunden worden war, stellte natürlich einen besonderen Anziehungspunkt für die Goldgräber dar. Sutter versuchte, sich gegen diese menschliche Überflutung zu schützen, indem er beim Gouverneur um Schutz seines Besitzes nachsuchte und den Beamten bewies, daß er sein Territorium von den mexikanischen Vorbesitzern ordnungsgemäß erworben hatte. Sein Pech war, daß der neue amerikanische Gouverneur diesen Anspruch nicht anerkennen wollte, da dieser sich dessen bewußt war, daß die amerikanische Regierung Sutter aufgrund des Mangels an Exekutivkräften nicht schützen konnte. Das Recht der Besitzenden auf ihr Eigentum, ansonsten ein geheiligtes Dogma in den Staaten, wurde zumindest während dieser ersten "heißen" Phase des Goldrausches außer Kraft gesetzt. Den "Diggern" kam dieser anfänglich rechtlose Zustand natürlich entgegen, so daß sie sich zunächst ihre eigene Rechtsprechung und "Verwaltung" schufen. Besonders in den ersten beiden Jahren etablierte sich ein erstaunlich gut funktionierendes System einer Basisdemokratie. Wenn so viele Goldgräber in einem Bezirk versammelt waren, daß Probleme nicht mehr mittels mündlicher Absprachen geregelt werden konnten, kam man zu Versammlungen zusammen. Dort legte man zunächst die Grenzen des Bezirks fest, für den die Beschlüsse gelten sollten. Dann bestimmte man die Größe der einzelnen Claims, wie viele Claims ein Goldgräber besitzen durfte und andere Modalitäten. Gleichzeitig wurde ein "Beamter" für exekutive Aufgaben gewählt und die Strafen festgelegt, die bei Zuwiderhandlungen gelten sollten. Nicht immer gingen Konflikte friedlich aus, da praktisch jeder "Digger" bewaffnet und durchaus bereit war, seinem Recht mit der Waffe in der Hand Nachdruck zu verleihen. Als Strafen standen lediglich Prügel, die Ausweisung aus dem Gebiet oder der Tod zur Verfügung, da die Camps nicht über Gefängnisse verfügten. Diese rechtliche Situation dauerte nur bis ca. 1850, als Kalifornien die entprechende Bevölkerungszahl aufwies, um als neuer Staat in die amerikanische Konföderation aufgenommen zu werden.

    www.youtube.com/watch?v=lX-IHwJay3Q