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    Donnerstag, 8. Juni 2023, 16:38

    Vico Torriani - Der erfolgreichste Schweizer Schlagerexport

    Jeder Haushalt, der bereits in den 60er Jahren einen Fernseher besaß, kam bei damals nur zwei verfügbaren Programmen kaum an ihm vorbei. Sei es durch sein Erfolgsformat "Hotel Victoria", das auch ich als Knirps damals in voller Länge mitverfolgt habe und recht unterhaltsam fand, oder mit der Moderation des "Goldenen Schuß", den Vico Torriani im Jahre 1967 nach dem mehr oder weniger unrühmlichen Abgang von Lou van Burg übernahm. Nicht jeder weiß heute noch, daß Vico seit den 50er Jahren auch ein sehr erfolgreicher Schlagersänger war.
    Geboren wurde er am 21. September 1920 unter seinem bürgerlichen Namen Vico Oxens Torriani im schweizerischen Genf. Der Sohn eines Reit- und Skilehrers mit italienischen Wurzeln wuchs auf einem Bauernhof in Oberrüti sowie in St. Moritz auf. Seine Kindheit soll schwierig gewesen sein, jedoch sprach Vico Torriani in späteren Jahren darüber weder mit seiner Frau noch mit seinen Kindern; auch lehnte er sämtliche verlagsseitige Anfragen nach der Erstellung einer Biographie stets vehement ab.
    Nach seiner schulischen Ausbildung erlernte er in St. Moritz das Hotelfach, ließ sich zum Koch und Konditor ausbilden und arbeitete später als Skilehrer. Im Zweiten Weltkrieg wurde er zum Schweizer Militär eingezogen und brachte sich als Soldat autodidaktisch Akkordeon und Gitarre bei. Im Jahre 1946 belegte er bei einem Gesangswettbewerb den ersten Platz und arbeitete danach für Radio Zürich und Radio Basel, hatte erste Auftritte in Nachtclubs und spielte auch bereits seine ersten Schallplatten ein. Zu seinen frühen Titeln zählen "Liebes gutes Mütterlein", "Lied der Liebe" und "Addio, Donna Grazia", die den Sänger mit der melodischen Stimme rasch auch in Deutschland bekannt werden ließen. Schmachtende Geigen, seine einschmeichelnde Stimme und nicht zuletzt sein südländischer Charme prägten fortan sein Image. Doch erst 1954 konnte Vico Torriani mit "Tausend Mandolinen" seinen ersten Hit auf dem wichtigen deutschen Markt landen, und 1956 fand er mit "Grüß mir die Damen" auch erstmalig in der Schweiz ein Millionenpublikum. Weitere Hits folgten, so 1957 "Siebenmal in der Woche" sowie "Ananas aus Caracas", gefolgt 1958 von "Schön und kaffebraun". Im Jahre 1960 erhielt Vico Torriani für "Calcutta liegt am Ganges", das die Spitze der deutschen Charts erreichte, seine erste Goldene Schallplatte. Weitere Erfolgstitel folgten, so "Café Oriental" (1961) und "Pepino" (1963).
    Ab Mitte der 60er Jahre ließ Torrianis gesanglicher Erfolg dann nicht zuletzt durch einen gewandelten Musikgeschmack deutlich nach, worauf er sich in den 70er Jahren der Volksmusik zuwandte und mit "La Pastorella" ein deutliches Comeback erlebte, wofür er erneut eine Goldene Schallplatte erhielt.
    Im Verlauf seiner beinahe 50-jährigen Karriere sang der sympathische Schweizer, der von manchen vielleicht ein wenig zu Unrecht als Schnulzensänger abgetan wurde, weit über fünfhundert Titel ein, verkaufte mehr als 25 Millionen Platten, und viele seiner Lieder wurden zu Evergreens. Vico Torriani beherrschte sechs Sprachen und spielte viele seiner Aufnahmen in Deutsch, Italienisch, Spanisch und selbst in Rätoromanisch und Hebräisch ein. Gastspielreisen und Tourneen machten ihn in allen großen Städten Europas populär. Auch einige Musical- Auftritte in "Can- Can", "Gigi", sowie in Operetten wie dem "Weißen Rössl" oder in "Eine Nacht in Venedig" bewiesen die Vielseitigkeit des Schweizer Gesangskünstlers.
    Ende der 50er Jahre wurde auch das Fernsehen auf Vico Torriani aufmerksam und übertrug ihm die Leitung einer Reihe von Schlager- Revuen, in die er u.a. auch seine Erfahrungen als Koch und Hotelier einbringen konnte. So war "Grüezi Vico" ab 1959 seine erste eigene Fernsehsendung bei uns in Deutschland; ab 1961 lief die sehr erfolgreiche Reihe "Hotel Victoria", mit der er einige Jahre sein Publikum erfreute. Zwischen 1967 und 1969 übernahm er, wie bereits oben erwähnt, die Nachfolge Lou van Burgs im "Goldenen Schuß". Danach folgte noch seine ganz auf ihn zugeschnittene Sendung "Veni Vidi Vico". Im bereits vorgerückten Alter machte er sich dann auch als Autor von Kochbüchern einen Namen und veröffentlichte u.a. die "Gaumenhits für Feinschmecker".
    Seine letzten Lebensjahre verbrachte der Sänger mit dem Charme des Südländers, bereits belastet von gesundheitlichen Problemen, zurückgezogen in seiner Villa Solaria in Agno/ Tessin, wo er am 25. Februar 1998 im Alter von 77 Jahren nach längerer Krankheit starb. Seine Frau berichtete, daß er von einem Nachmittagsschlaf nicht mehr aufgewacht sei, und widersprach damit Presseberichten, ihr Mann sei an Krebs gestorben. Vico Torriani hinterließ seine zweite Ehefrau Evelyne Torriani- Güntert (gest. 2010), die er bereits 1952 geheiratet hatte, sowie die gemeinsamen Kinder Nicole und Reto. Seine letzte Ruhe fand der beliebte Unterhaltungskünstler auf dem Stadtfriedhof von Lugano.

    www.youtube.com/watch?v=z4dMkYUlrR8
    www.youtube.com/watch?v=TJaPAq18OQU
    www.youtube.com/watch?v=4-2lKmfrHoM
    www.youtube.com/watch?v=rwe2rXq_COs
    www.youtube.com/watch?v=PGib3Yfqdck