Das waren noch Zeiten!

Angesichts des Umstands, daß sie ein recht bewegtes künstlerisches Leben als Sängerin und Schauspielerin hinter sich hatte, ist ihr Name m.E. dennoch ein wenig in Vergessenheit geraten. Zeit also, dies zu ändern.
Geboren wurde sie am 21. Februar 1938 unter ihrem bürgerlichen Namen Sybille Danielle Pagel in Stettin. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges füchtete sie mit ihrer Mutter vor der herannahenden Front nach Hannover. Kurz darauf zog sie als drittes und jüngstes Kind einer ehemals wohlhabenden Unternehmerfamilie zu ihrer Tante, der Schriftstellerin Eva Döhring, nach Basel. Nach Kriegsende kehrte Sybille Pagel in das stark kriegszerstörte Hannover zurück, machte dort auch ihren Schulabschluß und schrieb sich an der Akademie für Kunst und Theater ein. Als Sängerin der "New Jazz Group Hannover" trat sie zunächst nur in der niedersächsischen Landeshauptstadt sowie im Umland und ab Mitte der 50er Jahre auch überregional auf zahlreichen renommierten Jazzfestivals auf.
Gute Freunde überredeten Sibylle Pagel im Jahre 1955, am bundesweiten Gesangswettbewerb "Die große Chance", der von Electrola ausgerichtet wurden, teilzunehmen. Neben Ralf Bendix und dem Pianisten Ingfried Hoffmann gehörte sie zu den glücklichen drei Gewinnern, die einen Plattenvertrag erhielten. Aller Anfang fiel jedoch schwer, so daß Sibylle Pagels erste Einspielungen auf keine große Resonanz beim Publikum stießen und der Schlagergesang neben dem Jazz und der Schauspielerei für sie vorerst nur eine Nebenbeschäftigung bildete.
1956 heiratete Sibylle Pagel den Briten John Mann und zog mit diesem nach Amsterdam, wo sie erstmals unter ihrem nunmehrigen Künstlernamen "Dany Mann" als Jazzsängerin auftrat. Im darauffolgenden Jahr unterschrieb sie einen neuen Plattenvertrag bei Polydor, wo sie wieder unter ihrem bürgerlichen Namen mit Produzenten und Musikern wie Erich Bender, Bert Kaempfert, Werner Müller und Horst Wende zusammenarbeitete. 1958 wechselte sie zum Polydor- Studio Wien und kam unter die Fittiche von Gerhard Mendelson, der sie nun wieder unter ihrem Künstlernamen "Dany Mann", später "Danny Mann", vermarktete. Mit "Sexie Hexy", der deutschen Coverversion des Connie- Francis Hits "Stupid Cupid", gelang ihr im Jahre 1959 endlich der Durchbruch im Schlagersegment. Bei der Auswahl weiterer Schlager setzte Produzent Mendelson nun bewußt auf moderne Kompositionen und die jugendliche Ausstrahlung Danny Manns. Bei Plattenaufnahmen, Konzerttourneen, Film- und Fernsehauftritten arbeitete die vielseitige Künstlerin mit zahlreichen Showgrößen der damaligen Zeit wie Karlheinz Böhm, Johannes Fehring, Günther Frank, Erwin Halletz, Harald Juhnke, Peter Kraus, Werner Scharfenberger und Peter Weck zusammen.
Bei Filmaufnahmen lernte Dany Mann den Moderator und Schlagersänger Chris Howland kennen, mit dem sie eine Beziehung begann. Dieser wiederum machte den Produzenten Heinz Gietz auf seine Partnerin aufmerksam, so daß Dany Mann 1960/61 zum Electrola- Label wechselte. Mit der deutschen Coverversion des Hits von Sue Thompson "Norman" gelang ihr im Jahre 1962 erneut ein Erfolg, der sich über zwanzig Wochen in den deutschen Charts behaupten konnte. Wie zuvor bei Polydor ließen ihre Verkaufszahlen im Anschluß jedoch nach, sodaß sie bereits 1964 ihre letzte Single bei Electrola einspielte und ihre Schlagerkarriere damit faktisch beendet war. Dany Mann widmete sich nun verstärkt ihrer Karriere als Schauspielerin und heiratete nach dem Scheitern ihrer Beziehung mit Chris Howland den österreichischen Regisseur Herbert Vesely. Nach der Geburt ihres Sohnes widmete sie sich neben ihrer Schauspielerei vorrangig ihrer neuen Aufgabe als Hausfrau und Mutter und lebte seit dem Tod ihres Mannes im Jahre 2002 weitgehend zurückgezogen in München.
Dany Mann litt im Alter an fortschreitender Demenz und wurde deshalb zuletzt in einem Seniorenstift betreut. Die vielseitige Künstlerin starb am 29. Mai 2010 im Alter von 72 Jahren in einem Münchener Krankenhaus.

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