Das waren noch Zeiten!

Chris Roberts gehörte für mich insbesondere in den frühen 70ern nach meiner subjektiven Einschätzung zu den Schlagersängern der "zweiten Reihe", die dennoch mit Hits wie "Ich bin verliebt in die Liebe" oder "Du kannst nicht immer siebzehn sein" sehr erfolgreich waren und darüber hinaus einen ausgesprochenen Schlag bei jungen und junggebliebenen Frauen hatten.
Geboren wurde er am 13. März 1944 in München unter seinem bürgerlichen Namen Christian Klusacek. Die deutsche Staatsbürgerschaft erlangte erst kurz vor seinem Tod im Jahre 2017; zuvor galt er als Staatenloser, da seine Mutter zwar Deutsche war, der Vater jedoch aus dem besetzten Jugoslawien kam und somit eine Eheschließung nach damaligem Recht untersagt wurde.
Damit er in seiner Jugend nicht nur ständig AFN hörte, schenkten ihm seine Eltern während seiner Berufsausbildung zum Elektromechaniker ein Schlagzeug. Als die Beatwelle Anfang der 60er Jahre anrollte, gründete Chris Roberts zusammen mit Freunden im Jahre 1962 die Band "The Blue Rockets", in der er gleichzeitig als Schlagzeuger und Sänger fungierte. Die Gruppe gewann mehrere Beat- Wettbewerbe und entwickelte sich im Raum München zur regionalen Berühmtheit. Chris Roberts Stimme fiel auf, und über diverse Kontakte gelangte das Jungtalent zu dem Plattenproduzenten und Komponisten Hans Bertram.
Im November 1966 debütierte Chris Roberts bei Polydor mit seiner ersten Single "Baby´s Gone", für die er vierhundert Mark Honorar erhielt. Da er zu dieser Zeit jedoch am Polytechnikum München studierte, wollte er sich noch nicht auf eine Vollzeitkarriere als Sänger festlegen, zumal sich seine ersten Beat- orientierten Platten nicht gerade zu Verkaufsrennern entwickelten. Als er jedoch 1968 mit seiner Einspielung "Wenn Du mal einsam bist" erstmalig in den Hitparaden auftauchte, sah er ein, daß er auf Dauer nicht zweigleisig fahren konnte und brach sein Studium ab. Sein musikalischer Wechsel vom Beat zum Schlager erwies sich als die richtige Entscheidung, und mit seinem Titel "Der große Hit" landete er 1969 gleich dreimal hintereinander in der frischgegründeten ZDF- Hitparade und wurde in den darauffolgenden Jahren mit über 60 Auftritten zum Dauergast bei Dieter Thomas Heck. Parallel dazu nahm er Gesangs- und Schauspielunterricht, denn auch die Filmbranche begann, sich für den blendend aussehenden Sänger zu interessieren. Bereits 1970 feierte er mit dem anspruchslosen Streifen "Wenn die tollen Tanten kommen" seine Premiere auf der Kinoleinwand, für die er aufgrund hohen Zuschauerzuspruchs mit der "Goldenen Leinwand" ausgezeichnet wurde. Bis 1973 stand er in insgesamt zehn ähnlich gearteten Unterhaltungsfilmen an der Seite von Stars wie Wencke Myhre, Ireen Sheer oder Rudi Carell vor der Kamera.
Im Verlauf der 70er Jahre lieferte der smarte Sänger geradezu Hits in Serie und wurde zu einem der beliebtesten Schlagersänger dieser Zeit. Ab 1974 arbeitete er mit Ralph Siegel zusammen, und mit "Du kannst nicht immer siebzehn sein" wurde gleich die erste gemeinsame Produktion zum Volltreffer. Die "Hitfabrik" Ralph Siegel sorgte in den Folgejahren dafür, daß Chris Roberts ständiger Gast in Funk und Fernsehen sowie in den deutschen Charts blieb. "Ich mach ein glückliches Mädchen aus Dir", "Do you speak English" oder "Wann liegen wir uns wieder in den Armen, Barbara" sind nur einige Beispiele aus dieser Zeit.
Darüber hinaus begann Chris Roberts eigene Songtexte zu schreiben und Platten in Eigenregie zu produzieren. Auch gründete er das Projekt "Chris & Friends", das auf den internationalen Musikmarkt zielte. Im Jahre 1985 nahm er für Luxemburg in einer Gesangsgruppe am "Grand Prix Eurovision de la Chanson" teil.
Doch auch ein Chris Roberts konnte sich dem schleichenden Niedergang des deutschen Schlagers seit den späten 70ern nicht entziehen, und seine Aktivitäten in dieser Zeit reichten bei weitem nicht mehr an seine früheren Erfolge heran, so daß sich der Sänger und Schauspieler zunehmend auf Galashows verlegte. Im Jahre 1989 ehelichte er die 21 Jahre jüngere Sängerin und Schauspielerin Claudia Roberts, mit der er in den frühen 90er Jahren noch einmal ein kleines Comeback erlebte, bevor die Ehe 2013 scheiterte und in einem Rosenkrieg endete. Hinzu kamen negative Presseschlagzeilen wegen ausufernder Steuerschulden, mit denen sich der einst so erfolgreiche Interpret herumzuschlagen hatte. Nicht zuletzt daraus resultierten erhebliche gesundheitliche Probleme.
Am 2. Juli 2017 verstarb der insbesondere bei der Damenwelt einst sehr beliebte Schlagersänger Chris Roberts im Alter von 73 Jahren in einem Berliner Klinikum an Lungenkrebs.

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