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    Samstag, 11. März 2023, 16:15

    "Der Bengel kann was !" - Udo Jürgens

    Das in der Titelzeile verwendete Zitat stammt aus dem Munde meines alten Herrn und dürfte aus den späten 60er Jahren stammen, als die anfangs recht holprige Karriere des vielseitigen Österreichers bereits enorm an Fahrt gewonnen hatte. Ich selbst war nicht unbedingt der allergrößte Fan von Udo Jürgens, vor allem gingen mir seine späteren sozialkritischen Texte nicht weit genug. Dennoch mußte ich anerkennen, daß er künstlerisch recht bald seinen eigenen Weg fand, den Niedergang des deutschen Schlagers seit den späten 70ern weitgehend unbeschadet überstanden hatte und daß er sich, ähnlich wie Freddy Quinn, von der Branche nicht einseitig festlegen ließ.
    Udo Jürgen Bockelmann, so sein bürgerlicher Name, wurde am 30. September 1934 in Kärnten geboren. Mutter Käthe war Schleswig- Holsteinerin, Vater Rudolf war ein in Moskau geborener Schloßherr und Landwirt. Als Zweitgeborener wuchs Udo zusammen mit seinen Brüdern John und Manfred im elterlichen Schloß auf. Bereits mit fünf Jahren begann er auf seiner Mundharmonika zu musizieren und erhielt zwei Jahre später auf eigenen Wunsch von seinen Eltern ein Akkordeon. Im Alter von dreizehn Jahren wurde schließlich das Klavier zu seinem Lieblingsinstrument, wobei er sich das Spielen weitgehend autodidaktisch beibrachte.
    Bereits im Alter von vierzehn Jahren begann das "musikalische Wunderkind" Udo ein Musikstudium am Konservatorium in Klagenfurt. Da parallel dazu seine schulische Ausbildung an einem Realgymnasium erfolgte, bedeutete dies für ihn natürlich eine erhebliche Doppelbelastung.
    Mit dem Lied "Je t´aime" gewann Udo im Jahre 1950 als jüngster Teilnehmer bei einem Komponisten- Wettbewerb des Österreichischen Rundfunks den 1. Preis. Beflügelt durch diesen frühen Erfolg, hängte er seine Schultasche endgültig an den Nagel, um sich fortan ganz der Musik zu widmen, und gründete unter dem Künstlernamen "Udo Bolan" eine gleichnamige Band. In den Folgejahren arbeitete er als Komponist, Dirigent, Musiker, Arrangeur und Sänger für das Radiostudio Klagenfurt. Außerdem moderierte und musizierte er bei der wöchentlichen Radioshow des britischen Militärsenders British Forces Networks (BFN). Schließlich begab er sich an das renommierte Mozarteum in Salzburg und reihte sich nach Abschluß seines Studiums in die Schar der prominenten Absolventen dieses Instituts ein.
    Mitte der 50er Jahre war Udo mit verschiedenen eigenen Combos unterwegs und verschaffte sich allmählich einen Namen als Jazzpianist. Mit "Heji, Hejo, Gin und Rum" schaffte er es erstmals für zwei Monate in die deutschen Charts. 1956 erhielt er seinen ersten Plattenvertrag bei Polydor, so daß seine Karriere gesichert schien; allerdings wurde sein erster dortiger Titel "Es waren weiße Chrysanthemen" zu einem kapitalen Verkaufsflop. Dennoch wurde Udo auch für den Unterhaltungsfilm entdeckt und gab sein filmisches Debut in dem Revuelustspiel "Die Beine von Dolores", in dem auch Branchengrößen wie Grethe Weiser und Theo Lingen mitwirkten. 1958 spielte er mit bereits 24 Jahren in dem Film "Lilly- Ein Mädchen aus der Großstadt", und 1961 wirkte er neben Stars wie Hans Moser, Trude Herr und Vivi Bach in "Und du mein Schatz bleibst hier" mit. Weitere Filmnebenrollen folgten, so in "Unsere tollen Tanten" oder in "Drei Liebesbriefe aus Tirol".
    1960 kam auch seine Gesangskarriere allmählich in Fahrt. Udo nahm am Festival in Knokke teil und erhielt dort den Pressepreis als "Bester Einzelsänger des Festivals". Sein Titel "Jenny" stand vier Monate lang in den deutschen Charts. Dennoch gab es einen erneuten Rückschlag, als Polydor den Plattenvertrag mit Udo im Jahre 1963 nicht mehr erneuerte, worauf sich das verzweifelte Multitalent nur noch auf Kompositionen beschränken wollte. Glücklicherweise traf Udo zu dieser Zeit auf Showmanager Hans R. Beierlein, der ihn umstimmen konnte und der ihm dabei half, sein Markenimage neu zu profilieren. Beierlein riet Udo, sich musikalisch mehr am französischen Chanson zu orientieren, wobei ihm zugute kam, daß der Sänger gleichzeitig ein recht guter Pianist war. Neben seiner Arbeit am Klavier wurden biografische Fakten so der interessierten Öffentlichkeit präsentiert, daß ein bestimmtes, neuartiges Image von Udo Jürgens entstand, das sehr zu seinen Songtexten passte. Die erste Platte unter dem neuen Management mit dem Titel "Tausend Träume" wurde in Österreich zu einem Riesenhit.
    Am 21. März 1964 folgte Udos erste Teilnahme am "Grand Prix Eurovision de la Chanson" für Österreich in Kopenhagen. Sein Titel "Warum nur, warum ?" erreichte einen beachtlichen fünften Platz und wurde gleichzeitig in verschiedenen Einspielungen zum Welthit. Im Jahre 1965 folgte die zweite Teilnahme am "Grand Prix" in Neapel, und Udos Titel "Sag ihr, ich laß sie grüßen" landete wiederum auf Platz vier. Mittlerweile sangen Weltstars wie Caterina Valente, Brenda Lee, Sacha Distel oder Jean Claude Pascal Udos Kompositionen, und für die Komposition des Welthits "Without You" erhielt der kreative Österreicher seine erste Goldene Schallplatte. Eher widerstrebend nahm er im März 1966 zum dritten Mal am "Grand Prix" teil und erreichte mit "Merci Cherie" den sensationellen ersten Platz. Der Titel wurde zum Welthit mit Spitzenpositionen in den Hitparaden von über zwanzig Ländern. Udos Jürgens erste darauffolgende Langspielplatte "Porträt in Musik" wurde ebenfalls auf Anhieb zum Bestseller. Die Komposition "Siebzehn Jahr, blondes Haar" gewann den Goldenen Löwen, und Udo erhielt von der Jury deutscher Schallplatten- Journalisten die Auszeichnung als bester deutschsprachiger Sänger.
    Im Jahre 1967 schloß Udo Jürgens einen neuen Plattenvertrag mit Ariola ab, und seine Einspielung "Was ich dir sagen will" wurde zur meistverkauften Langspielplatte des Jahres in Deutschland . Gleichzeitig erhielt er eine weitere "Goldene" für eine Million verkaufter Tonträger von "Merci, Cherie" und ging auf eine triumphale Deutschland- Tournee. In den Jahren 1969/70 folgte die gigantische 266- Städte- Tournee "Udo ´70", die im September 1969 begann und erst im Juli 1970 in der Berliner Deutschlandhalle endete. Udo Jürgens galt zu dieser Zeit als absolutes Teenageridol, als "König des deutschen Schlagers" und wurde durch seine großen Erfolge gleichzeitig zum mehrfachen Millionär.
    Im Jahre 1971 gab es eine öffentliche Diskussion über seine erstes gesellschaftskritisches Lied "Lieb Vaterland", dessen Text von dem Satiriker Eckard Hachfeld stammte. 1972 sang Udo Jürgens erstmals auf japanisch "Wakare no asa" (Was ich dir sagen will) und landete damit auf Platz eins der japanischen Hitparade. Seine daran anschließenden Tourneen durch Japan von 1972/73 wurden zu einem ausgesprochenen Sensationserfolg. Sein Hit des Jahres 1975 "Griechischer Wein" wurde ebenfalls zu einem Riesenerfolg, der in seiner griechischen Fassung sogar zu einer Art griechischem Volkslied wurde. Daraufhin folgten Tourneen durch Griechenland, Polen, Australien, Japan und Deutschland.
    Im Jahre 1977 trennte sich Udo Jürgens medienwirksam von Manager Beierlein und wechselte zu dem Schweizer Freddy Burger. Seine erste Personality- Show im ZDF erzielte eine Einschaltquote von beachtlichen 54 Prozent und führte zu einem weiteren Langfristvertrag mit Ariola. 1978 verpflichtete ihn der DFB anläßlich der Fußball- WM in Argentinien zu dem Megahit "Buenos dias, Argentina", der zu einem der größten Erfolge von Udo Jürgens wurde und der ihm "Gold" und "Platin" bescherte. Um 1980 ergaben Umfragen, daß Udo Jürgens einen Bekantheitsgrad von 95 Prozent in der deutschen Bevölkerung besaß. Er war zu dieser Zeit der meistgespielte deutsche Künstler, und seine Erfolge und die damit verbundenen Auszeichnungen überschlugen sich regelrecht.
    Nach weiteren erfolgreichen Tourneen feierte Udo Jürgens am 30. September 1984 seinen 50. Geburtstag, wurde "Botschafter des guten Willens" und trat auf zahlreichen Benefizveranstaltungen auf. Auf seinen Tourneen wurde in diesem Zeitrahmen der weiße Bademantel zu seinem unentbehrlichen Markenzeichen und Requisit.
    Im Jahre 1993 unterzeichnete Udo Jürgens einen lebenslangen Schallplattenvertrag mit BMG Ariola, was in der Geschichte der deutschen Unterhaltungsindustrie eine Einmaligkeit darstellte. Im gleichen Jahr erhielt er für sein künstlerisches Lebenswerk von der Deutschen Phonoakademie den "Echo 1993". Weitere erfolgreiche Tourneen folgten, und 1996 erhielt Udo für sein Album "Aber bitte mit Sahne" in Österreich Platin- Status.
    Mittlerweile trafen sich drei meist weibliche Fangenerationen bei seinen Konzerten, und seine Lieder hatten die Jahrzehnte überdauert und absolut nichts von ihrem Glanz verloren.
    Im Jahre 2001 erreichte sein aktuelles Album "Mit 66 Jahren- was wichtig" ist" in Deutschland und Österreich den Goldstatus. Es folgte die biografische Buchveröffentlichung "Der Mann mit dem Fagott", ein Familienroman, der sich wochenlang in den Belletristik- Charts hielt.
    Am 21. Dezember 2014 starb Udo Jürgens im Alter von achtzig Jahren bei einem Spaziergang am Bodensee während einer Tourneepause ganz unerwartet an akutem Herzversagen. Nur zwei Wochen vorher hatte er in Zürich den ersten Teil seiner 25. Tournee "Mitten im Leben" beendet.
    "Udo Jürgens schrieb den Soundtrack zur Bundesrepublik Deutschland". Daran ist etwas Wahres. Die unten verlinkte Doku aus neuester Zeit kann ich abschließend nur empfehlen, schildert sie doch auch einiges aus dem Privatleben des Musikstars.

    www.youtube.com/watch?v=lQwcFuqPjtI

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    Samstag, 11. März 2023, 20:36

    Schoener Beitrag, Uwe. Vielen Dank.
    Ich wuerde mich sehr ueber Artikel ueber Michel Polnareff, Françoise Hardy, Sylvie Vartan, Johnny Halliday und Jacques Dutronc freuen. Das waren meine Lieblingsinterpreten in den fruehen 70er Jahren.
    Auch Salvatore Adamo waere toll (bis heute unvergessen ist fuer mich sein Song "Inch Allah")!

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    Samstag, 11. März 2023, 23:09

    Französische Interpreten

    Das sind französische Interpreten, die kaum in die Schlagerrubrik passen und zu denen ich einen weniger direkten Bezug habe. Mein Vorschlag: mach doch hierfür einen speziellen Thread auf und schreibe etwas über diese Sänger, ihr Leben, ihre Karriere und wie Du zu ihnen gefunden hast. Würde mich freuen ! ;)

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    Samstag, 18. März 2023, 09:55

    RE: Französische Interpreten

    Gern, dann mache ich mich naechste Woche daran. Heute ist naemlich unser 12. Hochzeitstag und ich nutze gerade die Zeit zum Lesen der neuesten DwnZ Beitraege, ehe mein Mann aufsteht.
    Und nun lese und kommentierte ich Deine neuesten Beitraege ueber Gitte, Mireille Mathieu (meine Namensvetterin :D) und die anderen. Vielen Dank dafuer!
    Eine Frage: in welchem Bereich von DwnZ kann ich denn Artikel ueber franzoesische Popstars reinsetzen? Auch unter "Schlager"? Das passt beispielsweise nicht bei Michel Polnareff oder Johnny Halliday, die eher Popmusik als Schlager gemacht haben.
    Das sind französische Interpreten, die kaum in die Schlagerrubrik passen und zu denen ich einen weniger direkten Bezug habe. Mein Vorschlag: mach doch hierfür einen speziellen Thread auf und schreibe etwas über diese Sänger, ihr Leben, ihre Karriere und wie Du zu ihnen gefunden hast. Würde mich freuen ! ;)

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    Samstag, 18. März 2023, 14:28

    Die passende Rubrik

    Die passende Rubrik für französische Chansonniers kannst Du Dir nach freiem Gusto aussuchen, Chrissie. Einige Blogs mußte ich auch dort unterbringen, wo sie genaugenommen eigentlich nicht hinpassen, z.B. die Artikel über Musiktruhen oder über Ray Dolby unter der Rubrik "Vinyl".