Trotz ihrer Kurzlebigkeit ist diese Reihe aus dem Vereinigten Königreich in den letzten Jahrzehnten aufgrund ihrer besonderen Qualitäten zur Kultserie geworden. Dies liegt zum einen an dem interessanten Plot, der geschickt Elemente des Agenten- und Science Fiction- Genres miteinander verflocht. Darüber hinaus überzeugte die schauspielerische Leistung des Protagonisten Patrick Mc Goohan, der auch Ideengeber und teilweiser Produzent der Serie war. An mir ging die Reihe damals völlig vorbei, da sie erst in den späten Abendstunden ausgestrahlt wurde.
Die Grundidee zu "The Prisoner" beruhte auf wahren Begebenheiten während des Zweiten Weltkriegs. In diesem Zeitraum internierte der Britische Geheimdienst zahlreiche Agenten und sonstige Personen mit brisantem Insiderwissen in Inverlair Lodge / Schottland. Auf dieser Basis entwickelte Patrick McGoohan zusammen mit dem Drehbuchautor George Markstein die Serie.
Ursprünglich war zu diesem Plot nur eine Kurzserie mit sieben Episoden für den britischen Sender ITC geplant. Der ITC- Chef wollte "The Prisoner" aber auch in den USA und Kanada vermarkten und forderte eine größere Anzahl von Folgen. Aus diesem Grund wurden ab Sommer 1966 17 Farbepisoden im 50- Minutenformat produziert, die ab Oktober 1967 zunächst in Großbritannien ausgestrahlt wurden. Die Einstellung der Serie nach der ersten Staffel beruhte i.W. auf den verhältnismäßig hohen Produktionskosten der Serie, denen damals keine adäquaten Einschaltquoten gegenüberstanden.
"The Prisoner" wurde u.a. auch in die USA sowie nach Kanada und in die Bundesrepublik verkauft. Bei uns wurden zwischen August 1969 und April 1970 im späten Samstagabendprogramm des ZDF 13 Episoden ausgestrahlt. Erst 2010 präsentierte ARTE die komplette Serie, wofür die vier seinerzeit fehlenden Folgen eigens mit neuen Synchronsprechern nachbearbeitet wurden.
Worum ging es ? Ein hochrangiger Agent des britischen Geheimdiestes (Patrick McGoohan) hat aufgrund massiver Differenzen soeben seinen Job gekündigt und fährt in seinem kleinen Sportwagen nach Hause. Dort fährt plötzlich ein Rolls Royce vor, dem ein Totengräber in Frack und Zylinder entsteigt. Dieser seltsame Mann läßt ein betäubendes Gas in die Wohnung des Ex- Agenten strömen. Als dieser wieder zu sich kommt, schaut er aus einem Zimmer in eine ihm völlig unbekannte Umgebung: ein bizarr anmutendes Dorf, das er noch nie zuvor gesehen hat. "The Village" entpuppt sich als Hochsicherheitsgefängnis, und der Ex- Agent ist nun zusammen mit anderen Männern und Frauen ein Gefangener. Die Insassen kommen miteinander ins Gespräch und zu einem Ergebnis. Sie alle befinden sich an diesem Ort, weil sie zuviel wissen. Die Insassen stellen desweiteren fest, daß "The Village" völlig isoliert ist und Kontrollmonitore Tag und Nacht das Geschehen beobachten. Unternommene Fluchtveruche werden mit Hilfe großer, weißer Ballone, die "Rover" genannt werden, vereitelt. Alle Bewohner der kontrollierten Anlage haben keine Namen, sondern nur Nummern, unser Protagonist erhält die Nummer sechs. Allein durch die Kleidung sind die Gefangenen und ihre Bewacher nicht voneinander zu unterscheiden, was im Handlungsverlauf für einige Irritationen sorgt. Mehrere Fluchtversuche von "Nummer 6" scheitern, sein Antagonist ist "Nummer 2", der mit allen erdenklichen Methoden versucht, hinter das Geheimnis des Rücktritts von "Nummer 6" zu gelangen. Dazu gehören auch diverse psychische und körperliche Folterpraktiken. Der Herrscher der gesamten Anlage ist der geheimnisvolle "Nummer 1", dessen wahre Identität bis zum Schluß der Serie nicht gelüftet wird. In der Schlußepisode erhält "Nummer 6" unter recht diffusen Umständen wieder seine persönliche Identität zurück und wird für seine Unbeugsamkeit gelobt.
"The Prisoner" wurde in den Folgejahrzehnten nicht zuletzt deshalb zur Kultserie, weil die Plots sehr vielschichtig und voller Symbolcharakter waren. Die Reihe bot Spielraum für unterschiedlichste Interpretationen und ist bis heute eine der meistanalysierten Serien der Fernsehgeschichte. Kern der Analyse bildet dabei die Frage nach dem Stellenwert des Individuums in der Informationsgesellschaft, eine Fragestellung, die rund vier Jahrzehnte nach der Erstausstrahlung aktueller denn je ist. Anklänge der Reihe an literarische Werke Franz Kafkas oder George Orwells sind dabei unverkennbar.
Im Jahre 2006 ist "Nummer 6" erstmalig von Koch- Media als komplette DVD- Edition mit deutscher Synchro herausgegeben worden und wurde seitdem durch einige Neuauflagen ergänzt, auch durch solche mit Blu- Ray Technik.
Auch auf
www.youtube.com finden sich derzeit eine ganze Reihe von Clips in deutscher und englischer Sprachfassung, darunter auch komplette Episoden.
"Nummer 6" hat vor rund 40 Jahren neue Fernsehmaßstäbe gesetzt und gilt heute zu Recht als Kultserie.
Nach heutiger Einschätzung ist sie als Vorläufer späterer Mystery- Reihen wie "Akte X" anzusehen, birgt zahlreiche zeitlose Elemente in sich und ist eine der Serien aus den 60ern, die ganz oben auf meiner Empfehlungsliste stehen

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