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    Dienstag, 3. Mai 2022, 16:04

    Waldorfsalat und Waldorfschule

    Falls der Waldorfsalat in den Staaten völlig unbekannt sein sollte, wäre das dort ein hervorragendes Import- oder Lizenzprodukt. Frisch auf, Chrissie, vielleicht wandelst Du schon in wenigen Jahren auf den Spuren des Jacob Astor (vermögenstechnisch gesehen) ;) .
    Das Emil Molt die Waldorfschulen (mit-) gegründet haben soll, war mir ebenfalls neu. Für mich war bisher immer Rudolf Steiner der eigentliche Initiator. Bei uns sind die Waldorfschulen mittlerweile etwas in Verruf geraten, da sie aktuell eher als "Abschiebeanstalten" für schwierige Kinder von Bessergestellten gelten sollen. Das muß aber nicht überall so sein, die "Primärquelle" war mein Zahnarzt, der entsprechende soziale Kontakte hat und sich nicht irgendwas aus den Fingern saugen würde.

    182

    Mittwoch, 4. Mai 2022, 08:35

    Waldorfschule

    Um mal kurz meinen Senf beizusteuern: es ist zwar schon lange her, damals ich hatte auch mal darüber nachgedacht, meinen Sohn in eine Waldorfschule zu geben. Dem Vernehmen nach würde man sich dort intensiver um den einzelnen Schüler kümmern. Um mich etwas genauer zu informieren, hatte ich eine Informationsveranstaltung der hiesigen Waldorfschule besucht. Ich weiß nicht mehr, was der Herr, der den Vortrag hielt, für eine Position in der dortigen Hierarchie inne hatte, aber er war extra von der Schule geladen worden um die Steinersche Philosophie zu erklären. Danach hatte mein Interesse an der Sache stark nachgelassen. Jahre später hatte ich einen "Tag der offenen Tür" besucht. Ein lernbehindertes Kind aus der Verwandtschaft ist dort zur Schule gegangen. Dort habe ich die Beobachtung gemacht, dass es dort auffällig viele behinderte Kinder gab.

    Wieder Jahre später habe ich im Kontext mit einem MMPORG einen Waldorflehrer kennengelernt. Als der sich geoutet hat, war ich ziemlich überrascht, denn ein Waldorflehrer der abends im Internet Monster jagt, konnte ich mir nicht vorstellen, und er hatte auch um Diskretion gebeten :D wie auch immer, von ihm kam genau diese Aussage, dass der Anteil an in irgend einer Form lernbehinderten Kindern (ob Legasthenie, hyperakiv, Downsyndrom etc.) sehr hoch sei und der Aufwand für die Betreuung enorm.

    183

    Mittwoch, 4. Mai 2022, 16:02

    Waldorfschule für unseren Nachwuchs

    Wir hatten anfangs auch darüber nachgedacht, unsere Töchter in eine Waldorf- oder Montessorischule zu geben. Der Niedergang des staatlichen Schulsystems ist ja mittlerweile hinlänglich bekannt (ich nehme meine ehemalige "Realschule für Jungen" immer gern als Paradebeispiel hierfür), und die Kosten wären zu stemmen gewesen. Nur: daß dort handfeste Jungs u.a. lernen, ihren Namen zu tanzen, hat mich dann doch eher befremdet. M.E. wären in der heutigen Zeit eher Selbstverteidigungskurse (für Jungs UND Mädels) angebracht.
    Kurz: wir haben beide Mädchen dann doch in das öffentliche Schulsystem eingeschleust, mit all den Folgen, die ich schon erwartet hatte. Munter krankfeiernde Lehrer (während meiner Schulzeit 1963- 1976 ein Unding), fehlende Motivation, Weiterbildung des Lehrkörpers während des Schuljahrs, entsprechend häufiger Unterrichtsausfall insbesondere in der Oberstufe und was es da sonst noch so alles gab. Einer der Gymmi- Pauker war sogar bekennendes Mitglied in einem Swinger- Club.
    Für engagierte Eltern mit entsprechendem Geldbeutel bieten sich m.E. weitgehend nur noch renommierte Internate in Deutschland an. Und da kann´s dann richtig teuer werden.
    Und zur "Entschuldigung" der deutschen Lehrerschaft sei abschließend noch gesagt: auch sie ist, wenn auch leicht verzerrt, nur ein Spiegelbild unserer heutigen Gesellschaft.

    184

    Donnerstag, 5. Mai 2022, 10:27

    Dazu haette ich noch eine Frage: macht man auf einer Waldorf Schule bzw Montessori Schule einen vergleichbaren Abiturabschluss, mit dem man dann studieren kann?
    Oder laeuft es bei Waldorf/Montessori im Endeffekt auf eine Ausbildung (z. B. Tischler, Krankenschwester etc) hinaus?
    Ich habe mich in den letzten 40 Jahren oft gefragt, WARUM mich meine Eltern nicht auf eine adaequate Schule gehen liessen, denn mit meinen extremen Schwierigkeiten in Mathematik/Physik/Chemie war ich einfach auf dem falschen Schultyp. Ich hatte bereits auf der Volksschule Nachhilfe in Mathe bis zur 11. Klasse auf dem Gymnasium (zweimal pro Woche - es half absolut nichts!), als ich abgehen musste, weil ich die Versetzung in die 12. Klasse nicht schaffte (nachdem ich die 10. Klasse wiederholt hatte wegen Mathe).

    Seit 2011 weiss ich, dass ich unter Dyskalkulie leide, was in den spaeten 60er und 70er Jahren noch unerforscht war. Legasthenie hatte ich jedenfalls nicht.

    185

    Donnerstag, 5. Mai 2022, 15:50

    Waldorfabschluß und Dyskalkulie

    Yup, auf der "Waldorf" kann man auch sein Abi machen. Gut fand ich an dieser Schulform, daß einem dort auch eine Reihe von handwerklichen Fähigkeiten beigebracht werden.
    Mit der Bennennung von persönlichen Lerndefiziten als "Krankheiten" wäre ich vorsichtig, obwohl dies in den letzten Jahrzehnten unglaublich in Mode gekommen ist. Wer exzessiv säuft, kifft oder raucht, ist nun mal nicht "krank", sondern süchtig oder abhängig. Das sind zwei ganz verschiedene Paar Schuhe.
    In meiner Mittelschulzeit war ich grottenschlecht in Physik und vor allem in Chemie, ich hatte da mehr oder weniger einfach eine Aufnahmeblockade. Heute weiß ich, daß ich in dieser Hinsicht nicht "krank" war, sondern mir einfach die entsprechenden Pauker fehlten, die mir den Stoff in einer mir passenden Unterrichtsform beigebracht hätten. An der Hochschule hatten wir dagegen einen Prof., bei dem ich den Stoff ohne größere Probleme verstanden habe. Die allgemeinbildenden Schulen öfftl. Zuschnitts können und wollen derartiges i.d.R. nicht leisten. Wer nicht mitkommt, fällt halt durchs Raster.
    Dyskalkulie wird von der WHO als Krankheit anerkannt (was erkennen die nicht alles als Krankheit an, so z.B. auch Alkoholsucht), von den meisten nationalen Institutionen jedoch nicht.

    186

    Freitag, 6. Mai 2022, 10:59

    RE: Waldorfabschluß und Dyskalkulie

    Ich hatte in dem Zeitraum 1965 - 1974 mehr als 5 verschiedene Mathematiklehrer und drei oder vier verschiedene NachhilfeleherInnen. Es lag nicht an ihnen, es lag an meinem mangelnden Begriffsvermoegen.
    Addieren, Subtrahieren, Multiplizieren und Dividieren plus Prozentrechnung waren alles, was ich im Erwachsenenleben NACH der Schule wirklich brauchte.
    Ich begreife bis heute nicht, wozu man uns mit dem Satz des Pythagoras, Wurzel, Phi, Sinuskurve und aehnlichem Mist maltraetiert hat?
    Ein Schulsystem, wo diejenigen, die es spaeter fuer's Studium brauchen, Mathe haben und diejenigen, die (wie ich) sprachlich begabt sind, Mathe abwaehlen koennen, waere sinnvoller.
    Ich wusste bereits 1965, dass ich spaeter nichts mit Mathe oder Physik oder Chemie studieren moechte. Aber ich haette wirklich gern Amerikanistik studiert. Ging aber nicht, wegen des ueberfluessigen Zwangs zu naturwissenschaftlichen Faechern. :cursing:

    Dyskalkulie wird von der WHO als Krankheit anerkannt (was erkennen die nicht alles als Krankheit an, so z.B. auch Alkoholsucht), von den meisten nationalen Institutionen jedoch nicht.

    187

    Freitag, 6. Mai 2022, 16:19

    Spezialisierung nach Fächerneigung

    Eine Spezialisierung nach Fächergruppen hatten wir bereits ab der 7. Klasse in unserer "Realschule für Jungen". Ich war in einer der b- Klassen mit "fremdsprachlichem Schwerpunkt", d.h. Englisch und Französisch sowie auf freiwilliger Basis auch Niederländisch. Letzteres lief aber bereits zwischen 7 und 8 Uhr morgens, also vor dem eigentlichen "Schichtbeginn", so daß meine Mutter und ich davon Abstand nahmen.
    Mathe und teils Physik und Chemie hatten wir aber dennoch. Bei letzteren Fächern hatte ich das "Glück", daß diese wegen Lehrermangels in unserer Klasse bis zur 8 b weitgehend ausfielen. Bei Mathe kam ich mit allem klar, worin ich einen praktischen Nutzwerk erkannte, ähnlich vielleicht wie bei Dir. Zinseszins- und Matrizenrechnung bereiteten mir keine Probleme, während ich in Geometrie schwächer war. Alles in allem kriegte ich in Mathe aber notentechnisch die Kurve. Bei Physik reichte es noch zu einer ehrlichen, nicht nachgeworfenen "Vier", während ich mir in Chemie einmal eine "Fünf" einfing.
    In der gymnasialen Oberstufe habe ich dann ab Jg. 12 Mathe abgewählt, als es mit Differential- und Integralrechnung losging. Dafür hatte ich vier Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch) und als Leistungskurse Deutsch, Englisch, Geschichte und Biologie. Denn ursprünglich wollte ich nach dem Abi Germanistik studieren... :P

    188

    Sonntag, 8. Mai 2022, 16:26

    RE: Spezialisierung nach Fächerneigung

    Bis 1974 konnte man an meinem Gynasium in Braunschweig Mathe nicht abwaehlen, das haette mir also im Abitur das Genick gebrochen. ;(
    In der gymnasialen Oberstufe habe ich dann ab Jg. 12 Mathe abgewählt, als es mit Differential- und Integralrechnung losging. Dafür hatte ich vier Sprachen (Englisch, Französisch, Spanisch und Russisch) und als Leistungskurse Deutsch, Englisch, Geschichte und Biologie. Denn ursprünglich wollte ich nach dem Abi Germanistik studieren... :P

    189

    Sonntag, 8. Mai 2022, 23:39

    Uwe, wie waer's mit einem Artikel ueber die Rockefeller Dynastie?
    Und dann gibt es noch einen faszinierenden Charakter in der fruehen New York City Geschichte namens Stuyvesant (Pieter oder so aehnlich). Ich glaube, die Zigarette wurde nach ihm benannt.

    190

    Donnerstag, 12. Mai 2022, 08:06

    Dyskalkulie

    Also meine Exfrau leidet an Dyskalkulie . Da war mit Erklärungen nichts zu machen, es hatten sich in der Kindheit schon mehrere Lehrer und Nachhilfelehrer daran abgearbeitet. Ich hab mich da auch versucht, da war nix zu machen. Ein einfacher Dreisatz ging nur mit Vorsagen, aber die Logik, die darin steckt war nicht zu vermitteln. Spätestens wenn es darum ging, das 5 Arbeiter eine bestimmte Arbeit in 10 Stunden erledigt hatten, dann war klar, dass 10 Arbeiter 20 Stunden brauchen. Ob das krank ist? Ich weiß es nicht. Ich korrigiere mich insofern, dass sie eigentlich nicht daran gelitten hat :D es gab genug Leute, die sowas können. Meine Frau (also nicht die Ex) leidet an der sog. Hochsensibilität. Sie erschreckt sich bei jedem unerwarteten Ereignis (AUspuff knallt, Tür schläg zu etc.) weil ihr "Filter" fehlen, die ihr sagen: nicht gefährlich. Aber auch das ist keine Krankheit :D

    191

    Donnerstag, 12. Mai 2022, 15:31

    RE: Dyskalkulie

    Ging mir genauso. Leider glaubte mein Vater mir bis 2011 nicht, dass ich es tatsaechlich nicht verstanden habe. Er meinte, ich haette damals nur so getan als ob (und deswegen die 10. Klasse wiederholt???).
    Ich beherrschte die 4 Grundrechenarten und Prozentrechnung, so dass ich mir jedes Jahr ausrechnen konnte, wieviel Gehaltserhoehung es gab.
    Ich konnte auch den Grundriss eines Zimmers berechnen.
    Und mehr Mathematik habe ich im Leben nie benoetigt.
    Deshalb frage ich mich bis heute: warum wird man damit in der Schule dermassen gequaelt?
    Die Textaufgaben fand ich auch total bloed und sie haben mir ehrlich gesagt nichts gebracht.
    Wozu wird man im Matheunterricht gefragt, welche Farbe das Obst hat, wenn man zwei Kaesten mit Kirschen und zwei Kaesten mit Aepfeln von Muenchen nach Fuerth schickt? Ist doch voellig belanglos.
    Also meine Exfrau leidet an Dyskalkulie . Da war mit Erklärungen nichts zu machen, es hatten sich in der Kindheit schon mehrere Lehrer und Nachhilfelehrer daran abgearbeitet. Ich hab mich da auch versucht, da war nix zu machen. Ein einfacher Dreisatz ging nur mit Vorsagen, aber die Logik, die darin steckt war nicht zu vermitteln. Spätestens wenn es darum ging, das 5 Arbeiter eine bestimmte Arbeit in 10 Stunden erledigt hatten, dann war klar, dass 10 Arbeiter 20 Stunden brauchen. Ob das krank ist? Ich weiß es nicht. Ich korrigiere mich insofern, dass sie eigentlich nicht daran gelitten hat :D es gab genug Leute, die sowas können. Meine Frau (also nicht die Ex) leidet an der sog. Hochsensibilität. Sie erschreckt sich bei jedem unerwarteten Ereignis (AUspuff knallt, Tür schläg zu etc.) weil ihr "Filter" fehlen, die ihr sagen: nicht gefährlich. Aber auch das ist keine Krankheit :D

    192

    Freitag, 13. Mai 2022, 13:40

    The American Corner - Gauner, Geschäftsmann oder Philantrop. Wer war John D. Rockefeller ?

    Der Begriff "Rockefeller" als Synonym für grenzenlosen Reichtum ist insbesondere bei den älteren Generationen sprichwörtlich geworden. Redewendungen wie "Bin ich Rockefeller ?", "Der ist reich wie Rockefeller !" u.ä. berühren den Mythos eines äußerst erfolgreichen amerikanischen Unternehmers jüdisch-deutscher Herkunft. Rockefeller wurde zu seiner Zeit durch die Raffinierung von Erdöl zum damals reichsten Menschen der Welt. Dabei scheute er auch nicht vor skrupellosen Methoden zurück, so bei der Übervorteilung von Aktionären, bei der Kursmanipulation von Aktien sowie durch Bestechungen korrupter amerikanischer Richter und Politiker. Viele von Rockefellers Konkurrenten wurden darüber hinaus mit äußerst zweifelhaften Mitteln ausgeschaltet. Damit, und auch das muß gesagt werden, stand er in seiner Zeit nicht alleine. In den USA des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde auf der Bühne wirtschaftlicher Aktivitäten oft mit äußerst harten Bandagen gekämpft.
    Auf der anderen Seite gilt Rockefeller zusammen mit Andrew Carnegie als einer der größten amerikanischen Philantropen. Durch die zahllosen sozialen Stiftungen, die nach dem "Ludlow- Massaker" enstanden, stilisierte sich Rockefeller zum Wohltäter der amerikanischen Nation und zu einem "Role Model" für die Realisierung des "American Dream".
    Wer war nun "der" Rockefeller wirklich ? Geboren wurde er, nämlich John Davidson Rockefeller, am 8. Juli 1839 in Richford/ New York als zweites von sechs Kindern von William Avery Rockefeller und Eliza Davidson.
    Die Rockefellers waren eine jüdisch- deutsche Einwandererfamilie, die vor Erlangung der amerikanischen Staatsbürgerschaft den Namen Steinhauer trug. In der Schule galt John D. Rockefeller eher als Einzelgänger. Schon früh bekam er die Klassenunterschiede zwischen Arm und Reich zu spüren. Bereits während seiner Schulzeit arbeitete er zur Aufbesserung seines Taschengelds als Tellerwäscher (!) und Page, wobei er den erhaltenen Lohn stets sorgsam verwahrte. Dabei führte er über jeden Penny Buch, nicht weil es zwingend notwendig war, sondern weil es ihm so gefiel. Geld, so sagte er später einmal, sei "gefrorene Lebenszeit".
    Die High School beendete John D. im Alter von 16 Jahren, worauf er eine Ausbildung als Buchhalter in Cleveland begann. Er war als überaus korrekter und zuverlässiger Mitarbeiter bei seiner Geschäftsleitung beliebt und anerkannt, ein Umstand, der ihm einige Beförderungen einbrachte. Rockefeller lebte gewissenhaft den jüdischen Glauben seiner Vorväter und war dabei mehr als bescheiden.
    Mit 19 Jahren gründete er im Jahre 1859 gemeinsam mit seinem Freund Maurice Clark die kleine Maklerfirma Clark & Rockefeller Co. Zusätzlich zu ihrer Vermarktungstätigkeit erhielten die beiden Geschäftspartner auch Aufträge für Ölbohrungen in Pennsylvania. Dieses neue Geschäftsfeld erwies sich schnell als überaus lukrativ und verhalf dem noch jungen Unternehmen zu beträchtlichem Kapital. Im Jahre 1862 machten Clark und Rockefeller Samuel Andrews zum neuen Teilhaber am Unternehmen. Der Grund war weniger das Kapital, das dieser beisteuerte, sondern seine Patente für die Raffinierung von Rohöl zu Benzin. Zu dritt gründeten sie nun die Andrews, Clark & Co. Dieser strategische Zusammenschluß war einer der wichtigsten Schritte in der Erfolgsgeschichte von Rockefeller.
    Im Jahre 1865 kam es zwischen den Gesellschaftern zu Konflikten über Fragen der Unternehmensführung, so daß sich die mittlerweile fünf Gesellschafter darauf einigten, das Unternehmen an den Meistbietenden zu veräußern. Rockefeller war Höchstbietender und wurde mit der damals riesigen Summe von 750.000 $ zum Alleineigentümer des Unternehmens. Er machte Andrews wieder zu seinem Partner und gründete die Andrews & Rockefeller Co.
    Am 8. September 1864 heiratete John. D. Rockefeller Laura Celestia Spelmann (1839- 1915), genannt "Cettie", die Mutter von fünf Kindern wurde, darunter auch ihr jüngster Sohn John D. Rockefeller Jr. (1874- 1960).
    Im Jahre 1866 erwarb das Unternehmen zweil Ölraffinerien in Cleveland. Durch die Patente, die es zur Verfügung hatte, war es die einzige Raffinerie, die in der Lage war, reinstes Benzin sowie Heizöl und Petroleum herzustellen. Konkurrenten, die diese Standards nicht erfüllen konnten, hatten daher kaum den Hauch einer Überlebenschance am Markt.
    Ab 1870 firmierte das Unternehmen als "Standard Oil Company", und bereits zwei Jahre darauf lagen praktisch alle Konkurrenten am Boden, so daß Rockefeller auf dem besten Weg dazu war, ein Monopol auf die weltweite Öl- Raffinierung zu erreichen. Aus Angst, daß seine dadurch entstandene gewaltige wirtschaftliche Macht erkannt werden könnte, kaufte Rockefeller ohne Wissen der Öffentlichkeit und der Behörden über Strohfirmen die drei größten Raffinerien in Pittsburgh und Philadelphia auf. Diese wiederum kauften sukzessive sämtliche Konkurrenten der Standard Oil auf, so daß Ende der 1870er Jahre Rockefeller über 90 % der amerikanischen Ölförderung raffinierte und so zu einer quasi Monopolstellung in dieser Wirtschaftsbranche gelangte. Um sein dadurch entstandenes gigantisches Imperium beherrschen zu können, verteilte Rockefeller die Macht auf neun Treuhänder und vierzig Aktionäre innerhalb der Standard Oil Trust Co.
    Wir befinden uns mittlerweile mitten in der Zeit des "Gilded Age", und auch in vielen anderen amerikanischen Wirtschaftsbereichen enstanden nun große "Trusts", die jweils eine Monopolstellung ihrer jeweiligen Branchen anstrebten. Mitte der 1880er Jahre wurde immer deutlicher, welch gigantisches Unternehmen durch John D. Rockefeller entstanden war. Die zunehmende Industrialisierung Amerikas ließ erkennen, daß Trusts wie Standard Oil mit seinem Monopol mächtiger als die US- Regierung werden könne. Infolge stieg der gesellschaftliche Druck, gegen Rockefeller und seine Preisdiktate vorzugehen. 1890 erließ daher der Bundesstaat Ohio gegen den Standard Oil Trust den "Sherman Antitrust Act" welcher die Zerschlagung des Konzerns zur Folge haben sollte. Rockefeller reagierte prompt, indem er seine Verwaltungen nach New Jersey verlegte und den Namen des Unternehmens in "Standard Oil Company of New Jersey" änderte. Erst im Jahre 1899 kam es zur endgültigen Umsetzung des Rechtsentscheids von Ohio, wodurch Standard Oil in 38 selbständige Unternehmen aufgesplittet wurde.
    Im Jahre 1901 gründete Rockefeller das "Rockefeller Institute for Medical Research", das später in "Rockefeller University" umbenannt wurde. Ab 1911 zog sich Rockefeller weitgehend aus der Unternehmensspitze zuück, behielt jedoch weiterhin die volle Entscheidungsbefugnis über die Unternehmen der Standard Oil, die durch ihre zahlreichen Beteiligungen zu einem kaum noch zu durchschauenden Firmengeflecht geworden waren.
    Im Jahre 1914 ereignete sich in Colorado das "Ludlow Massaker" mit 25 Streiktoten. Um sein dadurch ramponiertes Ansehen wiederherzustellen, verteilte Rockefeller großzügige Spenden an unterschiedlichste Einrichtungen. Er gründete Stiftungen, soziale Einrichtungen sowie die "Rockefeller Foundation", die noch heute besteht. Bis zu seinem Tod zog sich Rockefeller danach weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Sein Sohn John D. Rockefeller Jr. vollendete 1930 den Bau des "Rockefeller- Centers" in New York.
    John Davidson Rockefeller starb am 23. Mai 1937 im Alter von 97 Jahren auf seinem Anwesen in Ormond, Florida. Der tatsächliche Wert seiner Unternehmen konnte aufgrund der zahlreichen Beteiligungen und Verflechtungen nie genau bewertet werden. Heute schätzt man sein Gesamtvermögen zum Zeitpunkt seines Todes auf ca. eine Milliarde Dollar. Damit war Rockefeller, berücksichtigt man die Kaufkraft des Greenback zur damaligen Zeit, der reichste Mensch, der jemals gelebt hat. Heute firmiert das Unternehmen Standard Oil unter dem Namen "Exxon" und betreibt rund um den Globus seine Tankstellen unter der Handelsmarke "Esso".

    www.youtube.com/watch?v=a7ZiV5UTtCM
    www.youtube.com/watch?v=VzL6eGQPgf8

    193

    Freitag, 13. Mai 2022, 16:48

    RE: The American Corner - Gauner, Geschäftsmann oder Philantrop. Wer war John D. Rockefeller ?

    Noch reicher als Getty?
    Ueberlebte nicht einer der Rockefellers den Untergang der Titanic oder verwechsle ich das mit einem anderen Reichen New Yorker?
    Toller Artikel, Uwe.
    Mehr davon!!!
    Bis zu seinem Tod zog sich Rockefeller danach weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück. Sein Sohn John D. Rockefeller Jr. vollendete 1930 den Bau des "Rockefeller- Centers" in New York.
    John Davidson Rockefeller starb am 23. Mai 1937 im Alter von 97 Jahren auf seinem Anwesen in Ormond, Florida. Der tatsächliche Wert seiner Unternehmen konnte aufgrund der zahlreichen Beteiligungen und Verflechtungen nie genau bewertet werden. Heute schätzt man sein Gesamtvermögen zum Zeitpunkt seines Todes auf ca. eine Milliarde Dollar. Damit war Rockefeller, berücksichtigt man die Kaufkraft des Greenback zur damaligen Zeit, der reichste Mensch, der jemals gelebt hat. Heute firmiert das Unternehmen Standard Oil unter dem Namen "Exxon" und betreibt rund um den Globus seine Tankstellen unter der Handelsmarke "Esso".


    194

    Freitag, 13. Mai 2022, 18:23

    Verstorbene Prominente der Titanic

    Der finanziell "hochkarätigste" Prominente, der bei dem Titanic- Unglück starb, dürfte John Jacob Astor gewesen sein. Was die Rockefellers anging, meine ich kürzlich gelesen zu haben, daß John D. Rockefeller (Jr. ?) zwar die Reise gebucht hatte, aber aus terminlichen Gründen kurzfristig wieder stornieren mußte. Da könnte man aber noch einmal etwas genauer recherchieren. Meines Wissens ist keiner der Rockefellers bei dieser Schiffskatastrophe ums Leben gekommen oder gerettet worden. Der Großteil der Überlebenden waren überdies Frauen, die zuerst in die Rettungsboote steigen durften.

    195

    Samstag, 14. Mai 2022, 18:31

    Das Ludlow- Massaker

    Im Zusammenhang mit dem Rockefeller- Blog bin ich auf das o.g. Ereignis angesprochen worden. Dieses ist insofern interessant, als es ein Schlaglicht auf die damals in den USA noch nicht unüblichen "rauhen" Arbeitsbedingungen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wirft, als insbesondere durch Masseneinwanderung aus Süd- und Osteuropa das amerikanische Grundproblem der Verfügbarkeit einfacher industrieller Arbeitskräfte auf einen Schlag weitgehend behoben wurde. Die Schattenseiten dieser Massenmigration und ihrer Integration in den amerikanischen Arbeitsmarkt soll dieser exemplarische Bericht ausleuchten.
    Unter dem "Ludlow- Massaker" versteht man heute gemeinhin den bewaffneten Angriff von Einheiten der Nationalgarde auf streikende Bergarbeiter am 20. April 1914 in Ludlow, Colorado, der mit 25 Toten endete. Ludlow ist heute eine Geisterstadt, in dem ein Denkmal, das "Ludlow Monument", an die damaligen Geschehnisse erinnert.
    Wie kam es zu dazu ? In den Talsenken von Ludlow lagen u.a. einige bedeutende Kohle- Bergwerke, die der Colorado Fuel & Iron Company gehörten, deren Eigentümer wiederum das Rockefeller- Imperium war. Beschäftigt wurden dort fast ausschließlich frisch in die Vereinigten Staaten gekommene Migranten, darunter viele Italiener und Griechen, aber auch Mexikaner und Afroamerikaner. Deren Arbeits- und Lebensbedingungen galten als sehr hart, wurden aber anfangs mehr oder weniger klaglos akzeptiert, da die meisten von ihnen den untersten sozialen Schichten angehörten, darunter auch zahlreiche südeuropäische Analphabeten.
    Bezahlt wurde ausschließlich nach Leistung, also nach geförderter Kohle, und nicht nach Arbeitsstunden. Häufig waren die Waagen nicht geeicht und wurden entsprechend manipuliert. Aufgrund der abgeschiedenen Lage mußten die Arbeiter in Werkswohnungen leben, deren Miete vom Lohn abgezogen wurde. Als Lohnzahlung wurden Coupons ausgegeben, die sog. "Scrips", mit denen die Arbeiter in werkseigenen Läden einkaufen konnten. Zwar war dies gesetzlich untersagt, aber das südliche Colorado dieser Jahre galt noch als Teil des "Wilden Westens", in dem die amerikanische Justiz kaum zur Geltung kam.
    Im Jahre 1903 gab es im Ludlow- Tal bereits einen Streik, in dessen Verlauf die dort bisher beschäftigten Iren und Waliser entlassen worden und durch Italiener, Griechen sowie einige Mexikaner und Afroamerikaner ersetzt worden waren. 1913 organisierte die Gewerkschaft "United Mine Workers of America" einen Streik in den Kohlestädten Colorados. Daraufhin wurden die streikenden Arbeiter aus den Werkswohnungen verwiesen und zogen in Zeltstädte. Im Falle der "Ludlow Tent Colony" geht man von maximal 1300 Bewohnern aus, davon 500 Arbeiter, 300 bis 400 Frauen sowie der Rest Kinder und Heranwachsende. Durch das Heranführen von Streikbrechern versuchten die Unternehmensleitungen,den Streik zu unterlaufen.
    Als sich die Streikenden nach weiteren Provokationen der Bergwerksleitungen anfingen zu bewaffnen, rief der Gouverneur von Colorado, Elias M. Ammos, die Nationalgarde ein. Zunächst verhielt diese sich neutral, stellte sich jedoch bald auf die Seite der Unternehmensleitungen. Es kam zu Verhaftungen und zu ersten Exekutionen Streikender. Anfang April 1914 drohte nach einer Einsatzdauer von über sechs Monaten wegen der hohen Unterhaltungskosten für die Nationalgardisten der Staatsbankrott Colorados, sodaß alle Einheiten mit Ausnahme von zwei Kompanien entlassen werden mußten.
    Am 20. April 1914 feierten die griechisch- orthodoxen Streikenden ihr Osterfest. Aus ungeklärter Ursache begann am gleichen Tag ein Feuergefecht, bei dem die Nationalgarde das Zeltlager der Streikenden in Brand steckte und dieses plünderte. Insgesamt kamen bei diesen Schießereien 25 Menschen ums Leben, darunter drei Nationalgardisten und ein am Geschehen völlig Unbeteiligter.
    Die Nachrichten von dem Massaker in Ludlow verbreiteten sich in anderen Zeltstädten in Windeseile, so daß es für zehn Tage in Colorado zum offenen Aufstand von Bergabeitern kam. Diese griffen Bergwerke an, brannten sie nieder, nahmen leitende Angestellte als Geiseln und erschossen Angehörige der privaten Sicherheitsdienste, die als Handlanger der Unternehmer galten. Diesmal solidarisierten sich Teile der herbeigerufenen Nationalgarde mit den Arbeitern und weigerten sich, gegen die Streikenden vorzugehen. Die Situation entschärfte sich erst, als 1600 Mann Bundestruppen eintrafen, die alle Zivilisten entwaffneten und auch die Bestände von Waffenhändlern beschlagnahmten.
    Die nun weitgehend friedlichen Bergarbeiterstreiks in Colorado dauerten noch bis Ende 1914 und endeten mit einer weitgehenden Niederlage der Gewerkschaft. Während der Streiks wurden in Colorado insgesamt 66 Personen getötet. Die Gewerkschaft "United Mine Workers of America" kaufte später 16 Hektar Land in Ludlow und errichtete im Jahre 1918 das "Ludlow Monument" zum Gedenken an die Opfer des Massakers. Seit 2009 gilt die Ludlow Town Colony Site als "National Historic Landmark".

    196

    Donnerstag, 19. Mai 2022, 14:16

    The American Corner - Die Rückkehrer. Über die Remigration deutscher Auswanderer aus den USA

    Zwischen 1830 und 1974 verließen über 7,2 Millionen Menschen,meist handelte es sich um deutsche Staatsbürger, über Bremerhaven die "Alte Welt". Knapp 7 Millionen Deutsche hatten als Auswanderungsziel die Vereinigten Staaten von Amerika, davon über fünf Millionen zwischen 1850 und 1930.
    Doch nicht alle der Auswanderer blieben an ihrem Zielort. Nicht wenige kehrten wieder zurück in ihr altes Heimatland, wobei ihre genaue Zahl unbekannt bleibt. Denn während sich für die europäische Einwanderung in die USA relativ genaue Statistiken finden, ist dies für den Bereich der Rückwanderung von den USA nach Europa nicht der Fall. Das liegt nicht zuletzt an einem Mangel an Aufmerksamkeit, die dem Thema seitens der amerikanischen Einwanderungsbehörden geschenkt wurde.
    So wird für das erste Viertel des zwanzigsten Jahrhunderts (1899- 1924) davon ausgegangen, daß die Rückwanderungsquote der Deutschen bei beachtlichen knapp zwanzig Prozent lag. Auch wenn es darüber nur Schätzungen gibt, bleibt festzuhalten, daß es im 20. Jahrhundert eine deutlich höhere Rückkehrerquote gab als im Jahrhundert davor. Eine der Ursachen hierfür war, daß mit Beginn der regelmäßig zwischen Europa und den USA verkehrenden Dampfschiffe ab den 1880er Jahren die Überfahrt immer schneller, sicherer und billiger wurde.
    Heute ist das Vorurteil in der historischen Forschung weitgehend widerlegt, daß nur enttäuschte Erwartungen sowie gescheiterte und erfolglose Existenzen den Weg zurück nach Deutschland fanden. Viele Arbeiter, Handwerker und Büroangestellte arbeiteten durchaus erfolgreich nur für einige Jahre in ihren erlernten Berufen in den USA und konnten, wie bereits vor ihrer Reise geplant, nach einer gewissen Zeit mit durchaus erklecklichen Ersparnissen nach Deutschland zurückkehren. Andere inspirierte der berufliche Kontakt mit der Neuen Welt zu neuen Entwicklungsmöglichkeiten in ihrer alten Heimat. Letztendlich kehrten nicht wenige Menschen im Rentenalter nach Deutschland zurück, um in ihrer alten Heimat den Lebensabend verbringen zu können und dort auch begraben zu werden. Ein Faktum, das für die Generationen unserer Groß- und Urgroßeltern noch eine wesentlich größere Rolle spielte als für uns Nachgeborene, und das am besten mit dem weitläufigen Begriff "Heimatverbundenheit" umschrieben werden kann.
    Eine Gruppe weiterer Rückkehrer waren Politiker und Akademiker, da in der Zeit der Bismarckschen Sozialistengesetze (1878-1890) viele politisch Andersdenkende das Deutsche Reich verließen und in den USA an der Verwirklichung ihrer Ideen arbeiteten. Viele von ihnen kehrten zurück und brachten ihre Erfahrungen in die deutsche Gewerkschaftsbewegung ein, so daß man durchaus von einem transatlantischen Ideentransfer sprechen kann.
    Um 1900 wurde dieses Austauschprinzip von den Regierungen beider Staaten bewußt aufgegriffen, indem z.B. im Jahre 1905 Professoren verschiedener Disziplinen zwischen der Humboldt- Universität in Berlin und der Harvard University in Cambridge, Mass., für einen begrenzten Zeitraum ausgetauscht wurden. Zu dieser Zeit profitierten die amerikanischen Universitäten besonders von dem damaligen hohen Leistungsstand der deutschen Hochschulen.

    197

    Freitag, 20. Mai 2022, 21:45

    The American Corner - Verbrannte Erde. General Shermans Marsch zum Meer

    Am Weihnachtstag des Jahres 1864 machte die "New York Times" ihren Lesern ein besonderes "Geschenk". Auf ihrer Titelseite druckte sie ein Telgramm des Unionsgenerals William Tecumseh Sherman (1820-1891) ab, der soeben eines der spektakulärsten Unternehmen des Amerikanischen Bürgerkriegs abgeschlossen hatte:
    "Ich erlaube mir, ihnen die Stadt Savannah als Weihnachtsgeschenk zu überreichen, mit 150 schweren Geschützen, einer Menge Munition und rund 25.000 Ballen Baumwolle."
    Der Adressat dieser etwas exzentrischen Siegesnachricht war allerding nicht ein Redakteur der "New York Times", sondern US- Präsident Abraham Lincoln höchstpersönlich. Was dem obersten Kriegsherr der Nordstaaten als "Licht in der Finsternis" erschien, wirkte in der Realität für den geschundenen und auf verlorenem Posten stehenden Süden wie ein Albtraum, der sich außerdem für andere Völker wie ein Blick in eine entsetzliche Zukunft erweisen sollte. Denn Sherman hatte dem Amerikanischen Bürgerkrieg eine nicht ganz neue Dimension eröffnet: den Kampf gegen die Infrastruktur der Zivilbevölkerung.
    "Wir bekämpfen nicht nur feindliche Armeen, sondern feindliche Menschen, und müssen Alt und Jung die harte Hand des Krieges spüren lassen". Mit diesem Konzept der "verbrannten Erde" hatte Sherman einige Wochen zuvor Lincoln einen überraschenden Vorschlag unterbreitet. Mit der ihm unterstellten Armee von ca. 60.000 Mann wollte er von Atlanta/ Ga. bis nach Savannah an den Atlantik marschieren und dabei eine breite Schneise der Verwüstung schlagen.
    "Herzen und Sinn dieser Leute im Süden können wir nicht ändern, aber wir können ihnen den Krieg so furchtbar machen und so sehr verleiden, daß sie auf Generationen hinaus nicht mehr zu diesem Mittel greifen werden", begründete Sherman seine Strategie der Totalzerstörung und schob auch umgehend eine pseudomoralische Rechtfertigung nach:
    "Falls die Menschen ein Geschrei gegen Barbarei und Grausamkeit erheben sollten, werde ich ihnen antworten, daß Krieg Krieg ist und nicht das Bemühen um Popularität". Lincoln soll darauf nur drei Stunden gebraucht haben, um diesen perfiden Operationsplan abzusegnen.
    Sherman hatte aus militärischer Sicht durchaus folgerichtig die Konsequenzen aus dem Verlauf des Bürgerkrieges gezogen, der seit 1861 Teile Amerikas verwüstete. Denn zwischen den Nord- und Südstaaten tobte ein Konflikt, der längst alle Lebensbereiche erfaßt hatte. Nicht mehr nur Kabinettsheere kämpften gegeneinander, sondern zwei Nationen als solche. Mit mehr als zwei Millionen mobilisierten Soldaten und insgesamt 650.000 Toten hatte sich der Amerikanische Bürgerkrieg, zum ersten "totalen Krieg" der Neuzeit ausgeweitet. Nicht nur die darin verwendeten Waffen und technischen Hilfsmittel, wie Schützengräben, Hinterladergewehre, Maschinenkanonen oder die ersten Panzerschiffe, sondern auch der Einsatz der nahezu kompletten volkswirtschaftlichen Ressourcen nahmen fünfzig Jahre zuvor das Grauen des Ersten Weltkrieges vorweg.
    Diese Entwicklung hatte Sherman auf dem westlichen Kriegsschauplatz zwischen Mississippi und Appalachen bereits an vorderster Front erlebt. Der West Point- Absolvent hatte als Divisionskommandeur und Befehlshaber eines Korps unter Ulysses S. Grant gedient, dem im Juli 1863 die Eroberung von Vicksburg gelungen war. Dabei hatte sich die Unionsarmee erstmals von ihren Versorgungsbasen getrennt und war zu einer Kriegsführung übergegengen, die seit dem 18. Jahrhundert eigentlich verpönt gewesen war. Sie ernährte sich aus dem Land, durch das sie zog und das sie zugleich verwüstete. Nach Grants Abberufung in den Osten hatte Sherman den Oberbefehl übernommen. Nach einigen schweren Rückschlägen sicherte seine Eroberung der Südstaatenmetropole Atlanta Anfang September Lincoln die Wiederwahl zum Präsidenten. Aber damit waren die kriegerischen Auseinandersetzungen noch lange nicht beendet. Vor der konföderierten Hauptstadt Richmond /Va. war der Krieg in einem riesigen Grabensystem erstarrt, und alle vergeblichen Durchbruchsversuche Grants verlängerten nur die Listen der Gefallenen beider Seiten.
    Nachdem er von Lincoln und Grant grünes Licht bekommen hatte, machte sich Sherman umgehend ans Werk. Er verbrannte in Atlanta alles, was in weitestem Sinne einen Wert hatte, und machte die Stadt damit zu einer Trümmerwüste. Anschließend ließ er die Hälfte seiner Armee zur Sicherung zurück und begann am 15. November seinen "Marsch zum Meer". Auf einer Frontbreite von 60 bis zu 100 (!) Kilometern marschierten die Unionstruppen in mehreren Kolonnen nach Osten. Die wenig kampfkräftigen Milizeinheiten, die sich ihnen in den Weg stellten, wurden meist überrannt. Fouragierende Gruppen von Soldaten, die sog. "Bummers", machten das Land unsicher und entzogen der Südsaatenbevölkerung überlebenswichtige Lebensmittelreserven. Bald schloß sich auch ein Zug von Tausenden befreiter Sklaven den Nordstaateneinheiten an. "Dieser Marsch dürfte der größte Vergnügungsausflug werden, der je geplant worden ist", beschrieb ein Nordstaatenoffizier das ausgiebige Plündern seiner Leute, der "alles übertrifft, was ich an Soldatentreiben gesehen habe". Allerdings bekam man im industrialisierten Norden wenig davon mit, da Shermans Armee für Wochen wie vom Erdboden verschluckt schien. Allenfalls einige Nachrichten aus Südstaaten- Zeitungen, die die Linien passierten, deuteten darauf hin, daß die Nordstaatenarmee nicht aufgerieben war, sondern sich weiterhin dem Atlantik näherte. Das wußten auch die weit unterlegenen Konföderierten Verbände, denen die Verteidigung des wichtigen Hafens von Savannah anvertraut worden war, und die sich in weiser Voraussicht vor der endgültigen Einkesselung aus der Stadt zurückzogen. Sherman bezifferte die Verluste, die sein Feldzug den Süden gekostet hatte, auf beachtliche 100 Millionen Dollar.
    Dabei wollte er es aufgrund seines "durchschlagenden" Erolgs nicht belassen. Um die letzten Ressourcen seines bereits stark angeschlagenen Gegners zu zerstören, befahl er im Januar 1865 den Vormarsch durch South und North Carolina.

    www.youtube.com/watch?v=U8kSUDp2BC0

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    Dienstag, 24. Mai 2022, 12:55

    The American Corner - Über den Niedergang der amerikanischen Mittelschicht

    Wenn man Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA geboren wurde, konnte man laut dem statistischen Durchschnitt erwarten, rund fünfzig Jahre alt zu werden, während die hundert Jahre später Geborenen von einem Mittelwert von siebenundsiebzig Jahren ausgehen dürfen. Abgesehen von kurzzeitigen Ausnahmeerscheinungen, so etwa während des Ersten Weltkriegs und als Folge der Spanischen Grippe 1918/19, sei es mit der Lebensqualität und Lebenserwartung stetig aufwärts gegangen, stellen die Ökonomen Angus Deaton und Anne Case fest.
    Seit der Jahrtausendwende scheint sich dieser Trend für eine bestimmte Altersgruppe, nämlich für weiße Amerikaner in mittleren Jahren, wieder umzukehren. Nicht nur, daß ihre statistische Lebenserwartung stagnierte oder nicht weiter stieg. Sie fiel stattdessen sogar nach einem Muster, welches man sonst nirgendwo auf der Welt erlebte, so Deaton und Case. Beide sind miteinander verheiratet und forschen an der Universität Princeton. Für seine Arbeiten wurde Deaton im Jahre 2015 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Ihr Buch "Deaths of Despair" (Tode der Verzweiflung) erregte in den Vereinigten Staaten großes Aufsehen. Gemeint war mit diesem Titel die wachsende Zahl von Selbstmorden, von Überdosen an Drogen, von Alkoholismus und seinen Folgeerkrankungen insbesondere in der einstmals prosperierenden weißen Mittelschicht, die über viele Jahrzehnte das gesellschaftlich- ökonomische "Rückgrat" der amerikanischen Gesellschaft bildete.
    Bei der hiervon betroffenen Gruppe handelt es sich vorwiegend um Angehörige der "white working class", also um eine Gruppe, die keinen Collegebesuch vorweisen kann, heute oft nur noch relativ schlecht bezahlten Jobs im Dienstleistungssektor nachgeht, häufig diese Jobs wechselt und ohne Krankenversicherung dasteht, die ansonsten größere Arbeitgeber für ihre Beschäftigten abschließen. Meist handelt es sich um ehemalige Fabrikarbeiter und Angestellte, doch die produzierenden Unternehmen, in denen sie einst tätig waren, gibt es in den USA meist nicht mehr, da die Produktionslinien in den letzten Jahrzehnten ins kostengünstigere Ausland verlegt wurden.
    Am stärksten trifft es die Altersgruppe der Mittvierziger bis Mittfünfziger. Seit den späten 90er Jahren ist die Sterblichkeitsrate in dieser Altersgruppe um skandalöse fünfundzwanzig Prozent gestiegen, jedoch nur bei weißen Amerikanern ohne Hochschuldiplom, während sie bei den College- oder Universitätsabsolventen um vierzig Prozent zurückging.
    "Wenn die Arbeit zerstört wird, kann die Arbeiterklasse nicht überleben", bringen es die Autoren auf den Punkt. "Es bedeutet den Verlust von Würde, von Stolz, von Selbstachtung. Ehen zerbrechen, die Gemeinschaft leidet. Das, und nicht nur oder nicht einmal in erster Linie der Verlust von Geld, führt zur allmählichen Verzweiflung".
    Politisch war es Donald Trump, der von dieser im Land weitverbreiteten Stimmung profitierte. "Daß er gewählt wurde, ist mit Blick auf die Umstände mehr als verständlich. Es ist aber auch der Ausdruck von Frustration und von Wut, die nichts besser machen. "
    Dieser Trend fällt zusammen mit der inflationären Verschreiben von Schmerzmitteln, die Millionen von Menschen drogenabhängig werden ließ. Opioide aber, so die Autoren von "Deaths of Despair", stünden allen Bevölkerungsgruppen gleichermaßen zur Verfügung. Auch der Ansatz der Begründung des Medikamentenmißbrauchs mit der um sich greifenden Armut greife zu kurz, da Schwarze und Latinos durchschnittlich noch ärmer seien als Angehörige der weißen "working class". Und während Bundesstaaten, die sich am unteren Ende der Wohlstandverteilung befinden, wie etwa Arkansas oder Mississsippi, eine flachere Anstiegskurve beim Anstieg der Überdosistoten zu verzeichnen habe, zeigt sie in wohlhabenderen Staaten wie Florida, Maryland, New Jersey oder Maine steil nach oben.
    Was also sind die Ursachen sinkender Lebenerwartung in den USA, wenn die reichlich verfügbaren Schmerzmittel oder die grassierende Armut allein noch nichts erklären ? Folgt man den beiden Autoren aus Princeton, hat es vorwiegend damit zu tun, daß Weiße in mittleren Jahren ohne Collegeabschluß am ratlosesten auf die Veränderungen reagieren, die ihre Lebenswelt aus den Angeln gehoben haben. Weiße Arbeiter und Angestellte hätten den Wandel psychologisch am schlechtesten verkraftet, weil ihre beruflichen und sozialen Erwartungen anfangs um einiges höher gewesen seien als die von Schwarzen oder Hispanics. Auch hätte der Niedergang der Gewerkschaften in den USA bei Gehaltsverhandlungen eine Position der Schwäche zur Folge, so daß viele Realeinkommen in den letzten vierzig Jahren ständig gesunken sind. Darüber hinaus hätten sich viele potentiell "auffangende" Institutionen, wie etwa Gewerkschaftslokale oder die Kirche gegenüber der "white working class" als weitgehend ineffizient im Angesicht der zunehmenden wirtschaftlichen Globalisierung erwiesen.
    Hatten Ende der 60er Jahre noch 95 Prozent aller erwerbsfähigen Männer einen mehr oder weniger sicheren Job, so ging nach der Finanzkrise von 2007/08 bereits mehr als ein Fünftel keiner geregelten Tätigkeit mehr nach. Im Jahre 2018, als die amerikanische Wirtschaft vorübergehend wieder auf Touren kam, waren es in dieser Altersgruppe immer noch 14 Prozent. Viele von ihnen haben mittlerweile aufgegeben, sich um eine Stelle zu bemühen.

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    Sonntag, 5. Juni 2022, 00:04

    RE: The American Corner - Die Rückkehrer. Über die Remigration deutscher Auswanderer aus den USA

    Letzteres bezweifle ich dann doch, denn die meisten ausgewanderten Deutschen koennten sich von ihrer amerikanischen Rente gar keinen Lebensabend in Germany leisten. Eine alte Dame, die ich mal in den spaeten 90er Jahren in Hamburg traf, erzaehlte mir, dass es lediglich fuer einen Lebensabend in Florida reichen wuerde.
    Interessieren wuerde mich, wieviele War Brides in den 50er Jahren wieder in die alte Heimat zurueckgekehrt sind?
    Sorry, dass ich erst heute antworte, wir waren vom 17.5. - 25.5. in Germany - zum 1. Mal seit 7 Jahren.
    Letztendlich kehrten nicht wenige Menschen im Rentenalter nach Deutschland zurück, um in ihrer alten Heimat den Lebensabend verbringen zu können und dort auch begraben zu werden. Ein Faktum, das für die Generationen unserer Groß- und Urgroßeltern noch eine wesentlich größere Rolle spielte als für uns Nachgeborene, und das am besten mit dem weitläufigen Begriff "Heimatverbundenheit" umschrieben werden kann.
    Eine Gruppe weiterer Rückkehrer waren Politiker und Akademiker, da in der Zeit der Bismarckschen Sozialistengesetze (1878-1890) viele politisch Andersdenkende das Deutsche Reich verließen und in den USA an der Verwirklichung ihrer Ideen arbeiteten. Viele von ihnen kehrten zurück und brachten ihre Erfahrungen in die deutsche Gewerkschaftsbewegung ein, so daß man durchaus von einem transatlantischen Ideentransfer sprechen kann.
    Um 1900 wurde dieses Austauschprinzip von den Regierungen beider Staaten bewußt aufgegriffen, indem z.B. im Jahre 1905 Professoren verschiedener Disziplinen zwischen der Humboldt- Universität in Berlin und der Harvard University in Cambridge, Mass., für einen begrenzten Zeitraum ausgetauscht wurden. Zu dieser Zeit profitierten die amerikanischen Universitäten besonders von dem damaligen hohen Leistungsstand der deutschen Hochschulen.

    200

    Sonntag, 5. Juni 2022, 16:30

    Die sparenden Rückkehrer

    Ähnlich wie die Gastarbeiter der ersten und teilweise noch zweiten Generation, haben viele deutsche USA- Migranten noch nach alter Väter Sitte gespart. Der Dollar hatte bis in die späten 1960er Jahre eine hohe Kaufkraft, die Löhne für Spezialisten in Handwerk und Industrie waren nicht schlecht, und so mancher machte sich in der Neuen Welt damals auch selbständig. Der "reiche Onkel aus Amerika" ist zumindest bei den älteren Generationen auch heute noch geradezu sprichwörtlich.
    Dann schildere doch mal deine Deutschland- Eindrücke aus dem Jahr 2022, Chrissie. was hat sich deiner Meinung nach aus der Sicht einer Außenstehenden zum Guten oder zum Schlechten gändert, oder war alles noch beim Alten ?