Im Dezember 2000 lief nach über dreißig Jahren und 368 Folgen mit den "Hits des Jahres 2000" die letzte Ausgabe der wohl erfolgreichsten und langlebigsten Musiksendung des deutschen Fernsehens über die Bildschirme.
Begonnen hatte alles am 18. Januar 1969, als ein gewisser Dieter Thomas Heck die erste Anmoderation in stakkatoartigem Deutsch vornahm, die schnell zu seinem Markenzeichen wurde.
In unserer Familie wurde das Format damals insbesondere bei meiner Mutter bald zum Pflichtprogramm, während ich bis ca 1971/ 72 mehr oder weniger beiläufig mitschaute und mich mit der beginnenden Pubertät mehr und mehr von dieser Sendung abkoppelte. Denn sie hatte bei vielen Angehörigen meiner Generation ein gewisses "Gschmäckle", das oft mit dem abwertenden Slogan "Shitparade" kurz und bündig umschrieben wurde

. Mit zunehmender Altersweisheit sehe ich das heute natürlich völlig anders

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Wie auch immer: fernsehhistorisch bemerkenswert war 1969 das Bemühen des ZDF, dem deutschen Schlager durch eine zeitgemäße Präsentation ein angemessenes, frisches Image zu verpassen. Dazu zählte, daß sich der Interpret mitten unter den Zuschauern auf einer relativ kleinen Bühne präsentierte und live zu einem Halbplayback sang. Die dazu gehörenden Instrumentalbänder wurden von den Plattenfirmen dem Sender zur Verfügung gestellt. Der die Bandmaschinen bedienende Tontechniker, auch dies war neu, wurde während der Sendung von den Kameras erfaßt, so daß der Zuschauer stets wußte, was ihn erwartete.
Gegen Ende der Gesangsdarbietung wurde jeweils die Autogrammadresse des Interpreten eingeblendet.
In jeder Sendung wurden fünf bis acht neue Titel sowie die bestplazierten der vorausgegangenen Folgen präsentiert. Die Auswahl der Musikbeiträge erfolgte zunächst durch eine zumindest in der Theorie unabhängige Jury, die die Titel nach Vorschlägen der Musikindustrie auswählte. Da die Kritik an der Objektivität dieses Auswahlverfahrens sukzessive zunahm, wurden die Neuvorstellungen ab Mitte der 70er Jahre von "Media Control" auf der Grundlage von Plattenverkaufszahlen sowie der Häufigkeit von Rundfunk- und Fernsehauftritten bestimmt.
Bedingt durch die zunehmende Krise des deutschen Schlagers ab Mitte der 70er Jahre, öffnete sich die "Hitparade" ab Ende der 70er auch für weitere Musikrichtungen, so z.B. für die NDW (Neue Deutsche Welle) mit Interpreten wie "Trio" oder "Fräulein Menke". Jedoch gab es zu dieser Zeit bereits Formationen, die einen Auftritt auf dieser medialen Plattform rundweg ablehnten, da ihnen die "Hitparade" als "zu spießig" erschien.
Die Krise des deutschen Schlagers wirkte sich auch auf den weiteren Werdegang der "ZDF- Hitparade" aus. Das Format galt in den frühen 80ern insbesondere bei Angehörigen der jüngeren Generationen als reichlich angestaubt. Viktor Worms übernahm daher 1985 die Sendung von Dieter Thomas Heck und versuchte zu retten, was noch zu retten war. 1987 wurde die "eiserne Regel" aufgehoben, nur deutschsprachige Interpreten und Titel zuzulassen. Im gleichen Jahr wurde auch der Live- Gesang durch ein Vollplayback abgelöst. Dies hatte zur Folge, daß neue Zuschauerkreise hinzugewonnen werden konnten, jedoch nahm man dem Format dadurch auch weitgehend seinen spezifischen Markencharakter mit der Präsentation von ausschließlich deutschen Schlagern.
1990 folgte der Gegenentwurf, nachdem das ZDF Uwe Hübner für die Moderation gewinnen konnte. Die Sendung konzentrierte sich wieder auf die ausschließliche Präsentation von deutschen Schlagern, und es wurde auch wieder live gesungen. Im Jahre 2000 wurde die "ZDF- Hitparade" aufgrund stark gesunkener Zuschauerzahlen endgültig eingestellt.
Zwischen 1969 und 1982 wurde die Reihenfolge der beliebtesten deutschen Schlager der "Hitparade" durch die Zuschauer per Postkarte festgelegt. Nachdem Manipulationen, z.B. durch die massenhafte Einsendung von Stimmkarten durch Fanclubs der jeweiligen Sänger, ruchbar wurden, modifizierte man das Verfahren dahingehend, daß jeder Zuschauer im Vorgriff eine spezielle Stimmkarte beim Sender anfordern mußte.
1982 wurde das System durch die Einführung des "TED`s" computerisiert, so daß der Sieger bereits in der laufenden Sendung bekanntgegeben werden konnte.
Moderator der ersten Stunde war der aus Hamburg stammende "Schnellsprecher" Dieter Thomas Heck, der als ehemaliger Rundfunkmoderator und ausgesprochener Schlagerfan das Format gemeinsam mit Regisseur Truck Branss und Eberhard Klein entwickelt hatte und der schnell zum Markenzeichen dieses Formats wurde. Die "ZDF- Hitparade" entwickelte sich in den ersten Jahren rasch zur beliebten Samstagabend- Sendung, die zwischen 1969 und 1973 meist einmal monatlich um 18.50 Uhr oder 19.30 Uhr ausgestrahlt wurde und Einschaltquoten von teilweise über fünzig Prozent vorzuweisen hatte.
Mit Ausnahme der frühen Folgen zwei bis fünfundzwanzig , die 1979 im Zuge einer Wiederverwendung der Videobänder unwiederbringlich zerstört wurden, sind alle weiteren Folgen der "ZDF- Hitparade" noch erhalten und werden immer wieder einmal auf Spartenkanälen wiederholt, z.B. auf ZDF Kultur. Auch auf
www.youtube.com finden sich zahlreiche Clips dieses Erfolgsformats insbesondere der späten 60er und frühen 70er Jahre. Darunter sehr empfehlenswert: hallo Deutschland retro: 45 Jahre ZDF- Hitparade sowie für alle, die es lustiger mögen: Wolfgang Trepper- 50 Jahre ZDF Hitparade 2013

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