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    Sonntag, 28. November 2021, 13:54

    Fenrir oder: Hansrudi Wäschers Ausflug ins Fantasy- Genre

    Zwar gehört die hier zu besprechende Reihe in die 80er und frühen 90er Jahre, sie ist jedoch als eine wichtige Wegmarke auf dem Werdegang Hansrudi Wäschers vom "Comic- Fließbandkünstler" der 50er und 60er Jahre zu seinem ausgereifteren Artwork seit den 80er Jahren zu sehen.
    "Fenrir" erschien zwischen 1982 und 1994 teils s/w, teils farbig in den Ausgaben des Comic- Fanmagazins "Die Sprechblase" 43 bis 65 (erster Zyklus), 98, 100 bis 107 (zweiter Zyklus) und 133 bis 138 (vierter Zyklus).
    Wie entstand "Fenrir" ? Nachdem HRW 1981 seine letzte "Buffalo Bill"- Geschichte für Bastei fertiggestellt hatte und für den Verlag bis 1984 nur noch einige Beiträge für die "Gespenster- Geschichten" zeichnete, war er beruflich alles andere als ausgelastet. So entstand der Gedanke an eine innovative Serie im Fantasy- Milieu, die er ebenfalls Bastei anbot. Doch der Verlag lehnte ab. Hintergrund waren die in der gesamten Branche sinkenden Absatzzahlen für Comics. Das Zeitalter des Personal- Computers hatte begonnen, und viele potentielle Kunden wandten sich von den Comics ab und den neu entstandenen Computerspielen zu, ein Trend, der sich in den Folgejahrzehnten noch verstärken sollte.
    Alternativ bot Wäscher die Serie exklusiv Norbert Hethke an, der sich sofort begeistert zeigte und die erste Folge mit dem Titel "Gnadenlose Jagd" im April 1982 in seinem Fanmagazin veröffentlichte.
    Gleich mit dem ersten Satz setzte Wäscher den Rahmen für sein neues Abenteueruniversum: "In dieser Welt voller Gefahren ist der mächtigste Mann des Stammes der Schamane...Mithilfe der Götter habt ihr das Alter erreicht, daß ihr in den Kreis der Männer aufgenommen werden könnt...Ihr kennt das Stammesgesetz: sobald die Sanduhr leergerieselt ist, beginnt die Jagd auf euch. Wer vor Sonnenuntergang des dritten Tages gefangen wird, stirbt durch meinen Priesterdolch auf dem Altar...Das Leben ist hart. Nur die mutigsten, stärksten und schlauesten Männer können nützliche Mitglieder des Stammes sein."
    Wie bereits bei "Sigurd" lehnte sich Wäscher mit "Fenrir" ebenfalls an die nordische Mythologie an. Der Fenriswolf ist das erste Kind des Gottes Loki und der Riesin Angrboda. Da sich die Götter durch den von Tag zu Tag größer und stärker werdenden Fenrir bedroht fühlen, verbringen sie ihn nach Asgard, wo er jedoch sowohl eiserne wie auch magische Ketten, die ihm angelegt werden, sprengt.
    Da der junge Fen in Wäschers neuem Epos aus der Stammesgemeinschaft ausgeschlossen wird, begibt er sich in die Welt und erhält von den Göttern seinen endgültigen Namen "Fenrir". Er durchstreift eine Welt voller Riesenpilze, Fantasiewesen, dichter Wälder und hinterhältiger Stammesfürsten. Neben den Stacheln giftiger Pflanzen sind es vor allem die zahlreichen menschlichen Intrigen, die das Leben des Protagonisten ständig bedrohen, und die den roten Faden seiner zu bestehenden Abenteuer liefern. Wäschers erste Fantasyerzählung war aktionsbetont und entfaltete sich vor allem durch die Kraft seiner Bilder, die er diesmal ohne den gewaltigen Zeitdruck ausarbeiten konnte, der in der Lehningzeit oft auf ihm lastete.
    Es sind aber nicht nur menschliche Intrigen und eine oft lebensfeindliche Umwelt, die "Fenrir" zusetzen, sondern auch die Götter selbst. Diese hatten ihm nämlich in Aussicht gestellt, einer von ihnen werden zu können, falls er sich bewähren und "zwölf Monde" überleben würde.
    Nach zahlreichen Abenteuern endete 1985 der erste, weit über zweihundert Seiten umfassende Fenrir- Zyklus, und es vergingen beachtliche vier Jahre, bis Wäscher erneut in der "Sprechblase" zu einem neuen ansetzte:
    "Im neunten Jahrtausend nach dem letzten, weltweiten Atomkrieg sind die Nachkommen der Menschen, die der Katastrophe entgingen, in ein primitives Entwicklungsstadium zurückgefallen." Schon bald liegt Fenrir wiederum im Streit mit dem Schamanen, dessen Vorgänger ihn einst für wahnsinnig erkärte und verstieß. Und so sind es vor allem wieder Wäschers Lieblingsthemen wie die Schwächen der menschlichen Psyche, Habgier und Machtgelüste, die diesmal zu einer eher konventionell angelegten Abenteuergeschichte führten. Was auch für die kommenden beiden Zyklen zutraf, von denen der Letzte 1994 eher an eine Monsterbekämpfung mit zahlreichen Actionszenen im Stil des frühen "Sigurd" erinnert. Auf weitere "Fenrir"- Abenteuer, sieht man einmal von dem stark kommerziell ausgerichteten Telefonkarten- Roman "Der neue Gott" ab, verzichtete Wäscher daher, da sich die Thematik für ihn wohl weitestgehend erschöpft hatte.
    Wer es kompakt mag, dem seien die elf Fenrir- Alben empfohlen, die zwischen 1988 und 1991 bei Hethke erschienen und die die ersten drei Zyklen der Fenrir- Saga enthalten. Der vierte Zyklus wurde im Jahre 2001 als Band 30 der Albumreihe "Hansrudi Wäscher Spezial" nachgedruckt.