Hi Uwe,
finanzielle Vorteile bekam ich mit der Auswanderung ganz und gar nicht.
Im Gegenteil, ich habe in Hamburg vom reinen Kaufwert her dreimal soviel netto verdient wie in Maine und spaeter in Massachusetts ($11/Stunde).
Von meinem Hamburger Nettogehalt zahlte ich von einem Drittel die Warmmiete, ein weiteres Drittel ging fuer Lebenshaltungskosten wie Essen, Kleidung, Kosmetika, Buecher und Kinobesuche drauf, und das dritte Drittel sparte ich jeden Monat fuer all die USA Reisen, die ich vor 1988 leider nicht hatte machen koennen (ich hatte VIEL Nachholbedarf!), und die ich nun endlich nachholen wollte in weiser Voraussicht (wer weiss, ob Ehemann # 2 so reisefreudig wie ich sein wuerde - war er natuerlich nicht, er war zu geizig, obwohl er sehr gut verdient hat, aber er wollte partout eine Frau, die ihm early retirement ermoeglicht, und als ich mich weigerte, Nachtschicht in einer Schuhfabrik zu arbeiten - dafuer war ich schliesslich nicht in die USA ausgewandert, ein anstaendiger Buerojob sollte es schon sein - da zogen wir halt die Konsequenzen).
Im Schnitt flog ich in den Jahren 1999 - 2001 dreimal pro Jahr in die USA, verband sightseeing mit dating.
1998 konnte ich mir allerdings nur eine einzige vierwoechige USA Reise leisten (Washington, D. C., bis Abbeville, SC, und dann oestlich bis Long Island bei NYC), weil mein erster Ex-Mann und ich der Stadt Hamburg fuer die geteerte Strasse Geld nachzahlen mussten, obwohl wir das Haus schon verkauft hatten.
Ich lebte damals nach der Scheidung zugegebenermassen sehr frugal, ging weder mittags mit Kollegen essen (die immer neidisch waren, weil ich mir all diese Reisen leisten konnte und sie nicht), noch ging ich abends aus. Da war ich ueberwiegend im Internet mit dem Beantworten der e-mails der vielen heiratswilligen Amerikaner beschaeftigt.
Und ins Theater gehen verkniff ich mir ebenfalls (mein Vater arbeitete am Braunschweiger Staatstheater in den 60er und 70er Jahren nebenbei als Theaterarzt, da habe ich zwischen 1965 und 1974 ueber 70 Opern, Operetten und Theaterstuecke besucht, das reicht fuer ein Leben...allerdings sah ich mir in Hamburg nach 1987 Arthur Miller's "Hexenjagd" an (sehr enttaeuschend, weil es als Dekoration nur unterschiedlich grosse und kleine grauen Kartons gab...Minimalismus ist im Theater absolut nicht mein Ding, ich zahle u. a. soviel Geld fuer eine Theaterkarte, weil ich gern eine praechtige Buehnendekoration sehen moechte, bin halt ein sehr visueller Mensch

) und ich besuchte etwa 1988/1989 in Hamburg eine Vorstellung des Theaterstueckes "Das Maedchen am Ende der Strasse", weil es auf meinem Lieblingsroman von Laird Koenig basiert. Ich mag auch den Jody Foster Film, allerdings nicht die nervige Shaft-Musik, mit der er zum Teil unterlegt ist, das 1. Klavierkonzert von Chopin hingegen steht dem Film ganz ausgezeichnet.
Ausserdem gingen wir in zwei Musicals in den 15 Hamburger Jahren, "Cats" und "Das Phantom der Oper". "Cats" fand ich klasse, dem "Phantom" konnte ich ehrlich gesagt weniger abgewinnen.
Nun, ich traf zwischen 1998 und 2006 weit ueber 100 Amerikaner, die ich in den diversen matchmakern kennenlernte (André und ich trafen uns uebrigens in match.com, das ich empfehlen kann).
Der Autor John Grey (Mars sucht Venus, Venus sucht Mars) meinte vor der Jahrtausendwende, dass es fuer jeden von uns mehr als nur eine Handvoll potentielle Partner gibt, man muss sich nur ueberwinden koennen und ausserhalb des ueblichen 50 Meilen Radius um die home town auf die Suche machen, und das habe ich mir zu Herzen genommen.
Und noch ein Tip: glaube den Tips in den matchmakern nie, dass Du angeblich in den ersten 13 dates gleich Mr. Right triffst, bei mir hat es 37 dates gedauert und deutsche Freunde munkelten schon, dass Chrissie sich besser einen passenden mann backt, denn was sie moechte, das gibt es nicht.
Da kann ich nur kontern: man muss warten koennen.
Um nochmal auf das Kennenlernen zurueck zu kommen: nimm mal an, Du verliebst Dich auf einer Party in eine schoene Frau, die am anderen Ende des Raums steht, und Dir immer wieder zulaechelt. Du weisst nicht, ob sie Raucherin ist, ob sie womoeglich schnarcht, Katzen hat (gegen die Du vielleicht allergisch bist), und ihre Urlaube unbedingt auf den Kanaren verbringen will, denen Du absolut nichts abgewinnen kannst, weil Du viel lieber Urlaub in Kanada oder Neuseeland machst.
All das kann man im matchmaker schon vorab wochenlang per e-mail klaeren (je laenger die e-mail, umso mehr spricht fuer die Person, mit der man e-mailt, weil es beweist, dass es ihr/ihm auch ernst ist...wenn man immer nur kurze 3 oder 4 Satz Antworten erhaelt, dann sollte man es unter "Zeitverschwendung" abbuchen, und sich lieber dem naechsten Kandidaten zuwenden, denn bei dem Tempo weiss man in 6 Monaten immer noch nicht viel ueber den anderen).
Man kann miteinander lange telefonieren, ehe man sich trifft, kann wenigstens grundsaetzlich herausfinden, ob alles zusammen passt (Fruehaufsteher, Liebhaber Klassischer Musik, Partymuffel (ich bin einer!), Buecherwurm, Kinogaenger, Kneipenhocker etc). Und wenn dann sogar die Chemie stimmt, umso besser. Aber man vertut sich nicht wieder bei der Wahl des Partners, wenn man etwas laenger sucht und sorgfaeltiger vorgeht.
Ich habe meist nur streitsuechtige Hitzkoepfe, die Ingenieure waren, angezogen (mein erster und zweiter und dritter Mann waren bzw sind Ingenieur). Mir war ein friedliebendes Naturell, Treue, Sinn fuer Humor und Grosszuegigkeit im Urlaub wichtig, bloss nicht noch ein Mann, der hirnlose Last Minute Trips vorzieht, weil er da Geld sparen kann - ich spare das ganze Jahr ueber Geld, weil ich mir einen schoenen Urlaub da leisten moechte, wo es mich hinzieht, nicht dahin, wo es schoen billig ist.
Anyway, in/mit diesen Grundsatzfragen muss man sich einig sein, sonst laeuft es wieder nur auf eine Enttaeuschung hinaus.
Als ich mich von meinem ersten Ex-Mann trennte, wusste ich, dass ich in Sachen Urlaub keine Kompromisse mehr mache. Ich habe vor dem Herbst 1998 den friendfinder24.de ausprobiert, und dort mit ueber 100 Deutschen im Grossraum Hamburg gemailt, aber die wollten alle lieber Billigurlaub auf den Kanaren, Ibiza oder in den Bergen machen. Da war nicht ein einziger darunter, der sagte, was, du liebst USA und Kanada Urlaube, das finde ich ganz toll, lass uns das zusammen machen. So einen gab es nicht.
Und da kam John's Vorschlag, mir einen Amerikaner aus Neuengland zu suchen, zum rechten Zeitpunkt, denn in Germany haette es noch ewig gedauert, bis ich so einen Mann gefunden haette. Dabei waer ich alt und grau und zittrig geworden.

Man lebt nur einmal, man hat seine Prioritaeten, und wenn man darin nicht mit dem Partner uebereinstimmt, dann lebt man nicht mehr, dann existiert man nur noch, um den anderen nicht zu verlieren, weil man Angst vor der Einsamkeit hat.
Nun, ich kenne zwei Beispiele, wo Internet Beziehungen gut gegangen sind: Irina und John sind seit 1997 sehr gluecklich miteinander, haben zwei Kinder bekommen (sie brachte einen kleinen Sohn aus ihrer ersten Ehe mit einem trinkfreudigen Russen mit in die Beziehung), und leben nach wie vor in British Columbia.
Und mein Mann und ich, wir sind seit November 2006 unzertrennlich, sehr gluecklich und streiten uns nie. Sowas gibt's auch.
Hi Chrissie,
schon erstaunlich. Somit gehörst Du den Pionieren, die ihre Lebenspartner übers Internet gesucht und auch gefunden haben. Das ist hier in Deutschland in den letzten Jahren auch große Mode geworden, jedoch muß man höllisch aufpassen, auf welchen Plattformen man sich bewegt und persönliche Daten von sich preisgibt.
Ich selbst habe meine Partnerinnen noch "the old fashioned way" kennengelernt, entweder im Urlaub, in der Schule, durch das Studium oder im Berufsleben, kenne aber auch eine Reihe von Leuten, die es über´s Internet versucht haben.
Leider muß ich ich sagen, daß all diese zustandegekommenen Beziehungen wieder in die Brüche gegangen sind.
Meist standen bei den Damen handfeste materielle Interessen im Hintergrund, z.B. die "Green Card" für Deutschland oder eine Versorgungsehe im weitesten Sinne. Wenn Lebenskrisen dazwischen kamen und die Einnahmen nicht mehr sprudelten, war´s mit der Beziehung meist auch schnell wieder vorbei.
In einem Fall ging´s bis zur Geschäftsaufgabe eines guten Freundes, der für einen "Bekannten" seiner Frau auf deren Drängen eine Bürgschaftserklärung unterzeichnet hatte, was ihm letztendlich finanziell das Genick gebrochen hat.
Auf jeden Fall hast Du Glück mit Deinem dritten Partner gehabt, und das ist die Hauptsache ! Ich freue mich bereits auf zahlreiche weitere Beiträge von "Chrissie´s Bildern aus der Neuen Welt " !