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    Mittwoch, 12. September 2018, 15:36

    Die Gentlemen bitten zur Kasse

    Auch dieser TV- Straßenfeger von 1966 wurde in diesem Forum bereits vor sechs Jahren in Ansätzen behandelt, soll aber an dieser Stelle aufgrund seines großen Bekanntheitsgrades noch einmal etwas ausführlicher dargestellt werden. Darüber hinaus war der Dreiteiler für mich als damals knapp Neunjähriger der erste umfassendere Krimi, den ich mir bewußt und konzentriert zusammen mit meinen Eltern angeschaut habe und wohl auch halbwegs verstanden haben dürfte ?( .
    Die Verfilmung beruhte auf einer wahren Begebenheit, die 1963 weltweites Aufsehen erregte, als am 8. August eine Bande den Postzug Glasgow- London stoppte und daraus 120 Geldsäcke im Wert von 2,6 Millionen GBP (damals umgerechnet 28 Millionen DM) entwendete.
    In diesem bisher spektakulärsten Fall der britischen Kriminalgeschichte konnte Scotland Yard innerhalb weniger Monate zwölf der fünfzehn Bandenmitglieder fassen. Ronald Biggs (1929- 2013), der Kopf der Posträuber, konnte erst 1964 gefaßt werden und wurde zu dreißig Jahren Zuchthaus verurteilt. Nachdem er fünfzehn Monate seiner Haft verbüßt hatte, gelang ihm eine spektakuläre Fucht aus einem Gefängnis im Süden Londons. Die weiteren Posträuber erhielten Haftstrafen zwischen achtzehn und dreißig Jahren.
    Erst mehr als dreißig Jahre nach seiner Flucht kehrte "Chef" Biggs nach Großbritannien zurück. Er wurde 2009 aufgrund seines Gesundheitszustandes begnadigt und aus der Haft entlassen.
    Relativ zeitnah griff der Journalist Henry Kolarz den sensationellen Postraub auf. Nach dem in der Zeitschrift "Stern" erschienenen Tatsachenbericht schrieb er dann auch die Drehbücher für die vom NDR 1965 produzierte dreiteilige Miniserie "Die Gentlemen bitten zur Kasse", die am 8.Februar 1966 mit der ersten, 80-minütigen Folge "Planung des Verbrechens" im Programm der ARD ausgestrahlt wurde.
    Eine Besonderheit und mitentscheidend für den großen Publikumserfolg war neben den herausragenden schauspielerischen Leistungen der Darsteller, daß das Vorhaben und seine Durchführung aus der Sicht der Gangster erzählt wurde. Am 10. und 13. Februar folgten die Episoden "Der Anschlag auf den Postzug" und "Die Bande löst sich auf".
    Der zunächst unter der Regie von John Olden inszenierte, später aufgrund des Todes von Olden durch Claus- Peter Witt übernommene Dreiteiler war mit über 25 Haupt- und mehr als 120 Nebendarstellern bei einem Gesamtbudget von 2,1 Millionen DM eine der teuersten ARD- Produktionen dieser Jahre.
    Die Zuschauerresonanz übertraf alle Erwartungen. Der Film entwickelte sich im Winter 1966 zum Straßenfeger und generierte ungeahnte Einschaltquoten. Im Merchandising- Bereich produzierte Schmidt- Spiele ein "Posträuberspiel" unter Verwendung des Serientitels, das gewisse Ähnlichkeiten mit Monopoly aufwies.
    Alle Namen waren wegen der damals noch in Großbritannien anhängigen Verfahren geändert worden, fast alle Außenaufnahmen wurden in Niedersachsen gedreht, da an den Originalschauplätzen wegen fehlender Drehgenehmigungen nur einige kleinere Sequenzen mit versteckter Kamera aufgenommen werden konnten.
    Bei der Auswahl der Schauspieler bewies John Olden ausgesprochenes Fingerspitzengefühl und Qualitätsbewußtsein. So startete Horst Tappert in der Rolle des Bandenchefs "Major" seine ungeahnte schauspielerische Karriere und gelangte als langjähriger Kommissar "Derrick" sogar zu Weltruhm.
    Als weiteres Ausnahmetalent erwies sich der durch seine flapsigen Sprüche auffallende "Archie" Arrow alias Günther Neutze. Weitere Bandenmitglieder waren Geoffrey Black (Karl- Heinz Heß), Harry McIntosh (Wolfgang Weiser), Patrick Kinsey (Hans Cossy), Thomas Webster (Hans Reiser), Jerry Williams (Rolf Nagel), Andrew Elton (Wolfram Schaerf), Ronny Cameron (Günther Tabor), George Slowfoot (Harry Engel), Walter Lloyd (Wolfried Lies), Arthur Finnegan (Kurt Conradi) sowie Alfred Frost (Franz Mosthav).
    Der leitende Kriminalbeamte von Scotland Yard, Dennis McLeod, wurde von Siegfried Lowitz verkörpert.
    Der Dreiteiler führt uns in die bis ins letzte Detail geplanten Vorbereitungen des Verbrechens, in den Raubzug selbst sowie in die sich anschließende aufsehenerregende Verfolgungsjagd nach den "Gentlemen- Ganoven".
    Nach dem vermeintlichen Ende der Geschichte beginnt bereits der Abspann, der dann jedoch angehalten und die Story daraufhin noch zweimal fortgesetzt wird. Es ist dann noch zu sehen, wie bereits inhaftierte Bandenmitglieder in spektakulären Aktionen befreit werden, bevor die Geschichte tratsächlich endet.
    1967 entstand in Großbritannien unter der Regie von Peter Yates der Kinofilm "Robbery / Überfall", in dem ebenfalls der legendäre Postraub aus dem Jahre 1963 rekonstruiert wurde.
    1972 kam es mit "Hoopers letzte Jagd" (EA 1.1./ 2.1.1972) zu einem "Spin Off" der "Gentlemen". In dem erneut von Claus- Peter Witt inszenierten Zweiteiler wird erzählt, wie der kurz vor seiner Pensionierung stehende Chief Superintendant James Hooper (Max Mairich) nach vielen Jahren dem flüchtigen Kopf der Posträuberbande auf der Spur bleibt. "Major" Michael Donegan heißt nun Mike Richardson und wird wiederum von Horst Tappert dargestellt.
    Seit 2006 ist der legendäre Straßenfeger "Die Gentlemen bitten zur Kasse" wiederholt von ARD Video verlegt worden und auf DVD erhältlich. 2012 wurde "Hoopers letzte Jagd" ebenfalls von ARD Video auf DVD herausgegeben:
    www.youtube.com/watch?v=-HFXmrwmk

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    Sonntag, 10. Februar 2019, 20:08

    RE: Die Gentlemen bitten zur Kasse

    Hans Cossy war uebrigens mit Vera Bruehne verheiratet und der Vater ihrer Tochter Sylvia, die vor Gericht zu ungunsten ihrer Mutter aussagte.
    Als weiteres Ausnahmetalent erwies sich der durch seine flapsigen Sprüche auffallende "Archie" Arrow alias Günther Neutze. Weitere Bandenmitglieder waren Geoffrey Black (Karl- Heinz Heß), Harry McIntosh (Wolfgang Weiser), Patrick Kinsey (Hans Cossy), Thomas Webster (Hans Reiser), Jerry Williams (Rolf Nagel), Andrew Elton (Wolfram Schaerf), Ronny Cameron (Günther Tabor), George Slowfoot (Harry Engel), Walter Lloyd (Wolfried Lies), Arthur Finnegan (Kurt Conradi) sowie Alfred Frost (Franz Mosthav).