"Street credibility" ist gut

. Ich glaube, in unserer harmlosen "Straßengang" der 60er Jahre zählte damals mehr die "personal credibility", um "leadership" zu erlangen. Frisuren waren uns bis zu einem gewissen Alter weitgehend egal. Allenfalls fiel jemand aus dem Rahmen, der ein etwas höherwertiges Fahrrad besaß, so wie ich mit meinem 1967 erworbenen "Peugeot- Straßenrenner", der mir durch die hohe Reparaturanfälligkeit in den nächsten sechs Jahren allerdings mehr Verdruß als Freude bereitete

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Aber zurück zum Thema. Mit drei Friseuren wart ihr im Dorf sehr gut versorgt. Der kleinste der Branche dürfte der einstige "Dorfbarbier" gewesen sein, bei dem vielleicht die Bauern und die weniger anspruchsvollen Kunden schneiden ließen.
Unser Friseurmeister am Rande einer Kleinstadt hatte für die kleinen Gäste, wie bereits erwähnt, immer einen Schwung Lehninghefte (Sigurd, Falk, Tibor) ausliegen, um die Wartezeit zu verkürzen. Daneben für die Damenwelt die damals unvermeidlichen, überdimensionalen Trockenhauben, um die hochtoupierten Frisuren in Form zu halten.
Sein Friseurgeselle trug einen "Schnäuzer", was für die 60er eher ungewöhnlich war. Einige Zeit später machte er seinen Meisterbrief und eröffnete seinen eigenen kleinen Laden in unserer direkten Nachbarschaft. Ich kann mich noch an die große Bundesligatabelle mit variablen Aufsteckern erinnern, die unübersehbar in seinem Geschäft hing.
Leider wurde unsere "Geschäftsbeziehung" ("Fassong bitte, nicht zu kurz !") nach zwei, drei Jahren abrupt beendet, da sein Sohn, der um einiges älter war als ich, mich zu St. Martin 1968 oder 1969, als ich auf einen Freund wartete, übelst zusammen mit zwei seiner Kumpels auf der Straße zusammendrosch.
Meine Mutter nahm sich daraufhin den Herrn Vater vor, der wiederum seinem "geschäftsschädigenden" Sohnemann ordentlich den Hintern versohlt haben soll. Seitdem besuchte ich wieder unseren alten Stammfriseur mit seinen lockenden Lehningheften.