Diese vergnügliche Vorabendserie des ZDF wurde in den späten 60ern und frühen 70ern besonders gern von meinen Eltern gesehen. Ich schaute damals mehr oder weniger beiläufig mit und kann mich insbesondere noch an den etwas einfältigen, schlaksigen Gerichtsdiener erinnern. Allerdings kann ich mit Gerichtsserien jeglicher Art bis zum heutigen Tag nicht allzu viel anfangen

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Die Reihe lief ab Januar 1969 bis Mai 1972 recht erfolgreich über 53 Episoden in 3 Staffeln im ZDF.
Der Vorspann begann stets mit der von Gustl Bayrhammer gesprochenen Eingangssentenz: "Es war eine liebe Zeit, die gute, alte Zeit vor Anno ´14. In Bayern gleich gar. Damals hat noch seine Königliche Hoheit der Herr Prinzregent regiert, ein kunstsinniger Monarch, denn der König war schwermütig. Das Bier war noch dunkel, die Menschen waren typisch, die Burschen schneidig, die Dirndl sittsam und die Honoratioren ein bisserl vornehm. Es war halt noch vieles in Ordnung damals. Denn für Ordnung und Ruhe sorgte die Gendarmerie und für die Gerechtigkeit das Königliche Amtsgericht".
Der stets Tabak schnupfende Amtsrichter August Stierhammer (Hans Baur) legt in seiner Prozeßführung bei den meist recht originellen Fällen oft ausgefallene und listige, ja bauernschlaue Methoden zur Wahrheitsfindung an den Tag. Häufig muß dabei der Ökonomierat sowie Guts- und Brauereibesitzer Joseph Fäustl (Albert Hoerrmann) bei Streitfällen als Zeuge vor Gericht aussagen. Für diesen Fall tritt dann stets der magere und immer hungrige Gerichtsdiener in Aktion, der dann oft bei einer Brotzeit seinen eigentlichen Auftrag vergißt.
In den eigentlichen Gerichtsszenen lösen sich dann nach anfänglicher großer Aufregung und hochkochenden Emotionen auf der Angeklagten- und Zeugenbank durch die erfahrene Verhandlungsführung des Amtsrichters viele Vergehen in Wohlgefallen auf.
Auffallend an der Serie war, daß Ideengeber und Drehbuchautor Georg Lohmeier, obwohl bekennender Monarchist, durchaus kein idyllisches Gesellschaftsbild der späten bayerischen Monarchie zeichnete. Vor Gericht waren durchaus nicht alle gleich, wie es der Amtsrichter formulierte. "Kleine Leute" wurden in einzelnen Folgen sehr schnell gemaßregelt, ja sogar niedergebrüllt, während den meisten vor Gericht auftretenden Honoratioren der gebührende Respekt von seiten des Amtsrichters entgegengebracht wurde.
Lohmeier zeichnet hier ein durchaus zutreffendes, wenn auch oft karikaturhaft übersteigertes Sittenbild der Klassengesellschaft im späten deutschen Kaiserreich.
Die Reihe wurde mehrfach insbesondere im Programm des Bayerischen Rundfunks wiederholt und etliche Jahre später als Hörfunkserie auf BR fortgesetzt.
Alle Episoden sind seit geraumer Zeit auf DVD erhältlich, so daß Fans der Serie voll auf ihre Kosten kommen.
Auch auf
www.youtube.com sind derzeit etliche Episoden der Reihe in voller Länge eingestellt.
"Königlich Bayerisches Amtsgericht" ist auch heute immer noch ein ansehenswertes Unterhaltungsformat der leichteren Kost, das insbesondere von Freunden des bayerischen Volkstheaters und von Gerichtsserien gern angeschaut wird

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