Einnahmen / Ausgaben

Laut dem Statistischem Bundesamt Deutschland verdiente ein männlicher Arbeitnehmer Anfang der 60er-Jahre im Durchschnitt 590 DM (ca. 302 EUR) Brutto. Bis Ende der 60er konnte er dieses Einkommen auf 1290 DM (ca. 662 EUR) mehr als verdoppeln. Bei den Frauen lagen die Einkommen bei 358 DM (183 EUR) bzw. 796 DM (407 EUR). Nicht jeder Arbeitnehmner hatte Anfang der 60er-Jahre ein Girokonto. Deswegen wurde der Lohn häufig noch in bar ausgezahlt. Das Geld steckte dabei in einer Tüte, auf der die Abbrechnung, also Bruttolohn, Abzüge und Nettolohn (Auszahlungsbetrag) notiert waren - der Lohntüte. Der Arbeiter konnte seinen Verdienst damit sofort nachzählen und darüber verfügen. Manchmal verringerte sich der Betrag auf dem Nachhauseweg, weil dabei gleich etwas eingekauft oder in einer Kneipe Rast gemacht wurde. Im Laufe der 60er setzte sich jedoch der bargeldlose Zahlungsverkehr immer mehr durch, so dass die Lohntüten verschwanden, der Begriff blieb jedoch noch Jahre lang für die monatlichen Gehaltsabrechnungen erhalten, auch wenn sie kein Geld mehr enthielten. Das Geld musste man sich jetzt von der Bank oder Sparkasse abholen. Dies war nur bei dem Geldinstitut möglich, bei dem man sein Konto hatte und auch nur zu den Uhrzeiten, an denen die Schalter geöffnet waren. Auf Reisen oder am Wochenende kam man praktisch nicht an sein Geld, man musste sich vorher mit Bargeld eindecken. Bankautomaten und Geldkarten gab es noch nicht, damit auch kein bargeldloses Bezahlen in den Kaufhäusern, Restaurants oder an Tankstellen. Geld, das man nicht zum Leben brauchte, wurde gespart. Es kam auf das Sparbuch, wo die gesparten Beträge zu dieser Zeit mit ca. 3% verzinst wurden.

Gehen wir von einem durchschnittlichen Brutto-Einkommen Mitte der 60er von etwa 890 DM aus. Von diesem Einkommen gingen dann noch Steuern, Sozialabgaben und feste monatliche Kosten, wie z.B. die Miete ab. Zu dieser Zeit kostete
Eine Kugel Eis beim Italiener: 0,10 DM
Ein doppelstieliges Wassereis: 0,25 DM
Die Grundgebühr für Telefone: 0,20 DM
Porto für eine Postkarte: 0,20 DM
Porto für einen Standardbrief: 0,30 DM
Ein Schokoriegel (Milky Way): 0,20 DM
Ein Schokoriegel (Mars, Bounty): 0,40 DM
Eintritt für das Schwimmbad: 0,50 DM
Eine kleine Dose Nivea-Creme: 0,50 DM
1 Liter Normalbenzin: 0,58 DM
Eine Tageszeitung (Bild-Zeitung): 0,15 DM
Eine Fernsehzeitschrift (HörZu): 0,70 DM
Ein Comic-Heft: 0,70 DM
Eine Tafel Schokolade (100g): ca. 0,90 DM
Ein Laib Brot (1000g Mischbrot): ca. 1,20 DM
Eine Dose Nesquik oder Kaba: 1,75 DM
Ein Pfund Kaffee (500g): ca. 10,00 DM
Eine Zigarettenschachtel aus dem Automaten (12 Stück): 1,00 DM
Ein Kinderbuch: ca. 2,00 DM bis 3,00 DM
Die monatliche Fernsehgebühr: 7,00 DM
Eine Langspielplatte (LP): ca. 20 DM
Eine Modelleisenbahn: ca. 40 DM (einfaches Oval, ein Zug, 2 Wagen, Transformator)
Ein Fahrrad: ca. 90 DM (ohne Gangschaltung)
Ein elektrischer Rasierapparat: ca. 85 DM (Braun sixtant)
Eine Polstergarnitur: ca. 350 DM (Couch, 2 Sessel mit Arm)
Eine Waschmaschine: ca. 1400 DM (Constructa 100)
Ein VW-Käfer: ca. 4500 DM
Ein Opel Kadett: ca. 5500 DM
Ein VW-Variant (Limousine): ca. 6500 DM
Ein Ford Taunus 20M, 6 Zylinder: ca. 8500 DM


Halbiert man die Werte, dann hat man ungefähr die Euro-Preise. Allerdings muss man diese Preise immer zu dem damals niedrigeren Einkommen (ca. 450 EUR Brutto) im Verhältnis sehen.

Ende der 60er-Jahre wurde der Euroscheck (Eurocheque) eingeführt. Mit diesem Scheck und der dazugehörigen EC- Karte konnte man in vielen europäischen Länder bei Banken Geld abheben oder in einigen Kaufhäusern oder Restaurants damit bezahlen. Im Rahmen des eurocheque-Systems wurden diese Schecks ab Mai 1969 ausgestellt. Anfangs gab es noch keine standardisierten EC-Karten und Schecks. Sie wurden jeweils von den entsprechenden Geldinstituten ausgestellt. Zum 1. Januar 2002 lief dieses System aus, seit dem wurden keine neuen Euroschecks mehr ausgegeben, vorhandene aber weiterhin noch eine Zeit lang eingelöst.


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Abbildungen (von oben nach unten):
1: Sparkassenwerbung, HÖRZU, Ausgabe 36/1964, Axel-Springer-Verlag
2: Euroscheck, Vorder-(oben) und Rückseite (unten)


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